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THEMA:   Harold Pinter - Literaturnobelpreis 2005

 11 Antwort(en).

angelottchen begann die Diskussion am 14.10.05 (15:21) :

Der britische Dramatiker Harold Pinter wurde mit dem diesjährigen Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Persönlich kenne ich von ihm nur einige Theaterstücke wie "Das Zimmer" und "Der Hausmeister".

Seine poetische Technik verbindet "Elemente der Komik, des Realismus und der Absurdität mit dem plötzlichen Erscheinen des Unheimlichen" (Zitat) und hat in der Enzyklopädie bereits einen eigenen Namen bekommen - "pinteresque"

Auf der seite Lyrikwelt gibt eine ausführliche Biografie über ihn

https://www.lyrikwelt.de/autoren/pinter.htm

und hier geht es zu seiner persönlichen Webseite:

Internet-Tipp: https://www.haroldpinter.org


 Karl antwortete am 14.10.05 (18:55):

Was mir auffällt ist, dass die automatische Amazon Titelzuordnung zum Thema (oben rechts) "Harry Potter" liefert. Harold Pinter lohnt sich wohl nicht so, ein Geschäft scheint man mit ihm nicht machen zu können. In manchen Kommentaren wurde auch suggeriert, dass er den Preis nur bekommen habe, weil er politisch mutig Blair und Bush wegen des Irakkriegs scharf kritisiert habe. Falls dem so wäre, wäre natürlich am Thema "Literaturnobelpreis" vorbei entschieden worden.

Mich würde interessieren: Wer von euch hat denn schon mal etwas von Harold Pinter gelesen? Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass er mir kein Begriff war.


 angelottchen antwortete am 14.10.05 (21:01):

..wär ja schon schön, wenn in der Büchersuche statt "Jellinek" jetzt mal 1 Jahr lang "Pinter" steht :-)

Ich habe ein paar schöne Zitate von ihm zusammengesucht:

die Ausrede all jener, die in der Gegenwart nichts tun wollen

====

Juristen sind Leute, die die Gerechtigkeit mit dem Gesetz betrügen.

====

Kritiker sind Leute, die ursprünglich Henker werden wollten, diesen Beruf aber knapp verfehlt haben.

===
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, auch was den Ehepartner betrifft.
===
Männer wollen alles ausprobieren, bevor sie es haben. Frauen wollen alles haben, damit sie es ausprobieren können.
===
Tradition ist überlieferte Dressur
===
Auch eine heilige Kuh braucht einen Stier
===
und das wohl bekannteste, das wir alle kennen - es aber nicht zuordnen konnten:

Nur in einem Punkt sind die Menschen zufrieden:
Ihr Verstand genügt ihnen – egal wieviel sie davon haben...


 Karl antwortete am 14.10.05 (21:40):

@ angelottchen,


"..wär ja schon schön, wenn in der Büchersuche statt "Jellinek" jetzt mal 1 Jahr lang "Pinter" steht :-)"

im Forum auf der Literaturtitelseite habe ich das jetzt so gemacht.


 angelottchen antwortete am 14.10.05 (21:47):

danke!!

:-)


 kropka antwortete am 15.10.05 (08:34):

.. und ich freue mich sehr! für Harold Pinter.

Schreibe gleich aus "meinem" Buch "Niemandsland –Monolog – Die Geburtstagsfeier - Der Hausmeister – Die Heimkehr – Fünf Theaterstücke", erschienen in rowohlt das neue buch 1975, einige Sätze hier ab:

"
Über Harold Pinters "Niemandsland", das neuste Stück des wohl bedeutendsten englischen Bühnenautors der Gegenwart, das im Hamburger Thalia-Theater...im November 1975 erstaufgeführt wurde, schrieb Martin Esslin in der Zeitschrift "Theater heute": "Niemandsland"...liegt auf dem Kontinent, den Beckett bewohnt. Und darin eben liegt Pinters Virtuosität: Hinter den spitzen Bonmots, den bühnenwirksam komischen Episoden wird die Landschaft der Verzweiflung allmählich sichtbar, eine Einöde von Einsamkeit und Altwerden, menschlichen Versagen und Tod. Wie Beckett weigert sich Pinter, über seine Stücke, geschweige denn in seinen Stücken philosophische Kommentare, allgemeine Nutzanwendungen von sich zu geben...Aber gerade die Konkretheit der Situationen, die Weigerung, sich in Abstraktionen zu verlieren, eröffnet in allen Stücken Pinters, und in "Niemandsland", wohl mehr als in den meisten anderen, Ausblicke und Einsichten in einer Vielzahl von Richtungen: hier wird viel über Altern und Tod gesagt, viel aber auch über die soziale Situation unserer Zeit, über Herr und Diener, Status und Außenseitertum in unserer Gesellschaft, über Literaten und ihre Prätentionen, über die sexuellen Mores der englischen Oberschicht und des englischen Proletariats...Vor allem aber ist Pinters Drama Theater...jede Minute voll theatralischer Brisanz, voll von ganz großen Effekten, erreicht mit den sparsamsten Mitteln..."
Dank Pinters Sprachphantasie sind seine Stücke nicht nur auf der Bühne, sondern auch für den Leser ein literarisches Ereignis."...


 kropka antwortete am 15.10.05 (08:40):

.. und weiter ..
zitiere aus FAZ.net: https://www.faz.net

"
13. Oktober 2005 Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat die Vergabe des Literatur-Nobelpreises an den britischen Dramatiker Harold Pinter als "eine gute, eine richtige Entscheidung" bezeichnet. Die Auszeichnung komme für den 75jährigen allerdings "etwas spät".

Pinter sei ein "typischer Bühnenautor", der nicht nur bei den Kritikern Erfolg gehabt habe. "Sein Werk ist nicht mit dem Rücken zum Publikum geschrieben", sagte Reich-Ranicki in Frankfurt. Pinters Arbeiten charakterisierten vor allem "die Darstellung des Alltags einsamer Individuen und das Bild der Bedrohung dieser Individuen durch irgendwelche nicht ganz klaren mysteriösen Elemente und Mächte".

Die österreichische Literaturkritikerin Sigrid Löffler hingegen nannte die Auszeichnung eine "bizarre Wahl". "Er wäre nicht im entferntesten meine Wahl gewesen, abgesehen davon, dass er démodé ist", sagte sie gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

"Beleidigung der Weltliteratur"
Sogar eine "Beleidigung der Weltliteratur" nannte der deutsche Literaturkritiker Denis Scheck die Vergabe. Die Jury habe sich "blamiert". "Es gibt viele große lebende Autoren, die in diesem Jahr wieder leer ausgegangen sind", sagte er in Köln.

Der tschechische Dramatiker und frühere Präsident Vaclav Havel hat die Vergabe des Nobelpreises an Harold Pinter als "absolut verdient" bezeichnet. "Du weißt gar nicht, wie ich mich freue", schrieb der 69jährige, der mit Pinter eng befreundet ist, am Donnerstag in einem Glückwunschtelegramm.

Große Freude herrscht auch bei der tschechischen "Franz-Kafka-Gesellschaft": Die Organisation wird Havel am 26. Oktober in Prag stellvertretend für den erkrankten Pinter den Kafka-Literaturpreis überreichen. Dabei bewies die Kafka-Gesellschaft abermals gutes Gespür: Im vergangenen Jahr entschied sich die Jury im Frühjahr für die österreichische Autorin Elfriede Jelinek, die kurz darauf ebenfalls den Literatur-Nobelpreis erhielt.

Text: FAZ.NET mit Material von dpa
"

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/harold_pinter


 Enigma antwortete am 15.10.05 (09:08):

Das war ja schon sehr erschöpfend. :-)

Nun das von mir in einem anderen Thread angekündigte Gedicht von Pinter zum bevorstehenden Irakkrieg und den Link - she. URL! - ,der auch zu der damaligen Rede "No War on Iraq" von Pinter führt:

"God Bless America

Here they go again,
The Yanks in their armoured parade
Chanting their ballads of joy
As they gallop across the big world
Praising America's God.

The gutters are clogged with the dead
The ones who couldn't join in
The others refusing to sing
The ones who are losing their voice
The ones who've forgotten the tune.

The riders have whips which cut.
Your head rolls onto the sand
Your head is a pool in the dirt
Your head is a stain in the dust
Your eyes have gone out and your nose
Sniffs only the pong of the dead
And all the dead air is alive
With the smell of America's God."

Harold Pinter January 2003

Internet-Tipp: https://www.haroldpinter.org/politics/god_bless_america.shtml


 angelottchen antwortete am 15.10.05 (11:43):

..einige seiner Gedichte erinnern fast ein wenig an Omar Khayyams Rubiaiyat .... zu mindest das Versmass in der Übersetzung von Fitzgerald

Don't look.
The world's about to break.

Don't look.
The world's about to chuck out all its light
and stuff us in the chokepit of its dark,
That black and fat suffocated place
Where we will kill or die or dance or weep
Or scream of whine or squeak like mice
To renegotiate our starting price.

Harold Pinter


 rumpelstilzchen antwortete am 16.10.05 (16:47):

Hallo,
zu meiner Schande muß ich gestehen, daß mir H.P. kein Begriff war! Mein Mann meinte, ich wäre zu jung,--hihi, schön wär's!
Aber ehrlich: ich hätte den Preis nun endlich Philip Roth gewünscht, er steht schon Jahre auf der Warteliste.
Heute aber ist ,--neben den Kritiken von Autoren gegen die Lit 'Kritiker---ein Kommentar von MMR ( Ranicki) zur Vergabe des Preises, und da steht's ja wohl nicht zum Besten mit der Jury.

Nun denn,--schöne Lesestunden Euch allen!
BG
Cl.


 Marina antwortete am 16.10.05 (17:39):

Der Name war mir ein Begriff, er ist eigentlich schon ziemlich bekannt, aber ich lese nicht so gerne Theaterstücke, deshalb habe ich auch noch nichts von ihm gelesen. Aber Philipp Roth oder auch MacEwan fände ich sehr geeignet. Von Roth fand ich "Der menschliche Makel" ganz herausragend, ein supertolles Buch. Und von MacEwan vor allem "Abbitte", das hat mir noch besser gefallen als "Saturday", es war einfach viel komplexer, ein großer Wurf. Auch Margaret Atwood und Joyce Carol Oates waren schon im Gespräch, ihnen hätte ich den Preis auch gegönnt. Na ja, es kann eben nur eine/r den Preis kriegen.
Vielleicht wollte die Jury wirklich ein Zeichen setzen mit diesem Preis wegen der Kritik am Irak-Krieg.


 Literaturfreund antwortete am 25.10.05 (12:28):

Schöne Informationen und Links - zu Pinter, den die meisten Literatur-Brüllaffen nicht kannten und irgendwie wegputzen wollten.
(Es ist schon ein Witz, welche Zeitungs- oder Medien-Vor-Leserchen die Weltliteratur kennen wollen.
Und wenn MRR nicht mitgemischt hätte - na, Schweigen...!

Und die Engländer hatten gerade vor etwa zwölf Jahren ihren "irischen Heimatpoeten" Seamus Heaney nobelgepreist bekommen! Zu Recht! Glückwunsch, wer den noch auf seinem Nachttisch findet; z.B. mit "Der Hagebuttenlaterne" - oder der "Stecheiche" (einem Gedicht, das kürzlich auch meinen Eichen-Gedicht zu grunde lag...): "quercus ilex"
Bildchen: https://www.goring-by-sea.uk.com/ilexgroup/holmoak.jpg

*

Zu Pinter:
Einige Übersetzungen zu den Gedichten aus "Krieg" (zumeist von Elisabeth Plessen und Peter Zadek) habe ich hier vorgestellt:

Internet-Tipp: https://www.schoolwork.de/forum/thema_1961.html