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THEMA:   Die Junge Philharmonie Venezuela auf Konzerttournee

 7 Antwort(en).

angelottchen begann die Diskussion am 28.09.05 (19:41) :

Einen Beitrag aus der 3sat-Sendung "Kulturzeit" möchte ich zum Anlass nehmen, auf die Junge Philharmonie Venezuelas hinzuweisen - einer wohl weltweit einmaligen Initiative, Kinder und Jugendliche für Musik zu begeistern, sie von der Strasse zu holen und aus ihnen zum Teil Weltklassemusiker zu machen.

===
"Ausgerechnet in einem Land, in dem mehr als ein Drittel der Bevölkerung an oder unter der Armutsgrenze lebt, stehen jedem, der Klassik lernen will, die Musikschulen kostenlos offen. In Venezuela werden mit Hilfe einer von Dr. José Antonio Abreu ins Leben gerufenen Staatsstiftung mittlerweile mehr Talente gefördert als in Europa. Die Junge Philharmonie Venezuela ist mit mehr als 200 Kindern und Jugendlichen sogar das größte Orchester der Welt - und begeistert international durch hervorragende Instrumentalisten.

Seit 1975 ermöglicht die Staatsstiftung zur Förderung der nationalen Kinder- und Jugendorchester Venezuelas (FESNOJIV) es Kindern, ein Instrument zu lernen, zu spielen, und finanziert Instrumente sowie Unterricht und Orchesterarbeit. Auf die Familien der Musiker kommen keinerlei Kosten zu - ein einzigartiges Projekt, für das Stiftungsgründer Abreu mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Die neun- bis 20-Jährigen entwickeln durch das Musizieren ihr Potential, erlernen aber auch soziale Kompetenz im Umgáng mit den vielen anderen Jugendlichen.

Star-Dirigent Sir Simon Rattle, einer der Förderer der Initiative, sagt über das Orchester: "Die Südamerikaner haben ein ganz eigenes Gefühl für den Rhythmus und die Tiefe der klassischen Musik". Die Junge Philharmonie Venezuela spielt auf hohem Niveau und interpretiert Stücke nicht ohne musikalischen Witz

Wer von Euch in berlin ist:
Konzert am 29.09.2005 in der Berliner Philharmonie:
https://www.berliner-philharmoniker.de/de/1912/

https://www.klassik.com/aktuell/news/teaser.cfm?ID=4162


Internet-Tipp: https://www.miz.org/news_2609.html


 angelottchen antwortete am 28.09.05 (20:01):

Hier gibt es noch mehr zum Nachlesen:

https://www.jeunessesmusicales.de/

über den Initiator José Antonio Abreu (englisch)
https://www.rightlivelihood.org/recip/abreu.htm

https://www.embavene.fi/eng/artsandculture.html

"Seit 25 Jahren existiert in Venezuela ein Netzwerk von Kinder- und Jugendorchestern, das mittlerweile über 110.000 Mitglieder zählt. Neben der musikalischen Arbeit, die tagtäglich in den 76 Musikzentren geleistet wird, erfüllt die „Fundación del Estado para el Sistema Nacional de Orquestas Juveniles e Infantiles (FESNOJIV)“ auch eine soziale Funktion, indem sie den Kindern und Jugendlichen, die zum Großteil aus sozial schwachen Familien stammen, eine sinnvolle Alternative der Freizeitgestaltung und eine mögliche Berufsaussicht bietet.

Die FESNOJIV ist damit zu einem Musterbeispiel sozialer Kulturarbeit geworden, das weltweit seines Gleichen sucht. Neue musikpädagogische Ansätze haben hier die traditionelle Art des Lernens und Erlebens von Musik revolutioniert und sind zum Modellbeispiel für viele andere Länder geworden. Als sich 1975 acht junge venezolanische Musiker in Caracas zusammenfanden um ein Jugendorchester zu gründen, geschah dies aus der Erkenntnis heraus, etwas müsse sich an der Situation junger Musiker im Land ändern. Damals exis-tierten in Venezuela genau zwei Sinfonieorchester, die jeweils zu 95 Prozent mit Instrumentalisten aus Europa und Nordamerika besetzt waren. Für venezolanische Musiker war es fast aussichtslos, in einem der beiden Orches-ter eine Anstellung zu finden.
Die Idee, ein Orchester für junge venezolanische Musiker ins Leben zu rufen, stieß daher auf soviel Interesse, dass binnen weniger Monate neben dem „Orquesta Nacional Juvenil de Venezuela“ mit Sitz in Caracas noch vier weitere Jugendorchester in Maracay, Barquisimeto, Valencia und Trujillo gegründet wurden."

der ganze Bericht hier:

Internet-Tipp: https://www.nmz.de/nmz/nmz2000/nmz11/feature-venezuela.shtml


 Enigma antwortete am 29.09.05 (11:31):

Jetzt habe ich einiges gelesen, angelottchen.
Das alles klingt sehr interessant.
Auch das Programm, mit dem das Orchester antritt.
Und es ist wieder mal bezeichnend, dass ein armes Land reich genug ist, um so ein Förderprogramm in Form einer Staatsstiftung auf die Beine zu stellen.
Vielleicht kann man da auch in freier Abwandlung sagen:
"Musik, Brot der Armen..."
Danke für deinen Hinweis.:-)


 angelottchen antwortete am 06.10.05 (12:07):

schön, dass dich das Thema interessiert hat - ja, es ist wirklich bemerkenswert, was dort in Venezuela stattfindet - nur scheinbar nicht kontrovers genug um hier Aufmerksamkeit zu finden :-(

In einem Interview mit einem jungen Kontrabassisten, der inzwischen zum Ensemble der Berliner Philharmoniker gehört und nach Aussagen von Sir Rimon Rattle bereits zur Weltklasse gehört, machte dieser es ganz deutlich: Ohne die Initiative und ohne dass seine Neugier für Musik geweckt worden wäre, hätte er wahrscheinlich eine "Karriere" in einer Strassengang gemacht, zu der er mit 14 oder 15 schon gehörte, bevor er zu den jungen Philharmonikern kam. Dabein zeigte er Bilder von "früher" und der ärmlichen Gegend Caracas, in der er aufwuchs. Wie erstrebenswert wäre es da, wenn das andere Länder, speziell in Südamerika, nachmachen würden. Ich denke da vor allem an Kolumbien, wo die Armut und das Elend, speziell der Kinder, auf dem Kontinent mit am schlimmsten sein dürfte. Aber da hat das Drogenkartell das Heft in der Hand, ersetzt quasi mit ihren Schmuddeljobs für Arme die "Sozialhilfe" und die Regierung duldet so deren Schweinereien, denn schliesslich spart sie dadurch viel Geld ..aber das ist eine andere Geschichte ...


 Marina antwortete am 06.10.05 (20:54):

Simon Rattle ist toll. Er ist immer offen für derarrtige Projekte. Die Beschreibung erinnert mich an den Film "Rhytm is ist", der ja auch mit Hilfe von Simon Rattle zustande kam. Ich habe an anderer Stelle schon darüber geschrieben und kopiere das nochmal hier rein, weil es gut dazu passt:

"Und hier noch ein Link zu dem Film "rhytm is it" mit dem tollen Dirigenten Simon Rattle. Da konnte man erleben, wie gerade Musik und Tanz Kinder aus untersten Schichten, denen man keinerlei Lernfähigkeit zugetraut hat, plötzlich durch die Beschäftigung von Musik und Tanz zu neuem emotionalen Erleben und Kreativität fanden und geradezu aufblühten. Auch das soziale Verhalten und die Intelligenz werden durch Musik gefördert, das ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen. Durch diesen Film sind mir die Augen aufgegangen, man sollte ihn unbedingt sehen, vor allem, wenn man im pädagogischen Bereich tätig ist. Ich hatte ihn schon einmal vor längerer Zeit unter "Kunst-Kultur" empfohlen.
Hier ein kurzer Auszug aus dem Link:

"Berlin, Januar 2003. In der Arena, der alten Omnibus-Remise im Industriehafen, geschieht Erstaunliches. 250 Berliner Kinder und Jugendliche aus 25 Nationen tanzen Strawinskys Le Sacre du Printemps, choreographiert von Royston Maldoom und begleitet von den Berliner Philharmonikern: Das erste große Education-Projekt des Orchesters mit seinem Chefdirigenten Sir Simon Rattle.

RHYTHM IS IT! begleitet drei jugendliche Protagonisten während der dreimonatigen Probenzeit. Marie, die noch um ihren Hauptschulabschluss bangt; Olayinka, erst vor kurzem als Kriegswaise aus Nigeria nach Deutschland gekommen; und Martin, der mit seinen eigenen inneren Barrieren zu kämpfen hat. Hartnäckig und mit großer Liebe leiten Royston Maldoom und sein Team die ersten Tanzschritte der Kinder und Jugendlichen an, von denen die meisten keine Erfahrung mit klassischer Musik haben. Im Verlauf der Proben lernen sie alle Höhen und Tiefen kennen, Unsicherheit, Selbstbewusstsein, Zweifel und Begeisterung: Eine emotionale Reise in neue, ungeahnte Welten und zu verborgenen Facetten ihrer Persönlichkeiten"

Internet-Tipp: https://www.blogigo.de/YnnettesTouren/20050522


 Marina antwortete am 06.10.05 (20:59):

Noch etwas, was auch bei uns in dieser Richtung stattfindet und bei 3 Sat in der Sendung "Kulturzeit" vorgestellt wurde:

„Kultur ist nicht Luxus, sondern Notwendigkeit.
Kunst und Kultur zu bewahren, ist das Ziel der Kulturstiftung der Länder. Unsere Verantwortung gilt auch der Zukunft – und damit der Jugend.

Warum eine Jugendkultur- und -bildungsinitiative?

KINDER ZUM OLYMP! will Kinder und Jugendliche für die Vielfalt unserer Kultur begeistern und ihnen damit den Blick öffnen für den Reichtum ihrer eigenen Kreativität. Um Kunst und Kultur fest im Leben von Kindern und Jugendlichen zu verankern, müssen wir neue Wege beschreiten, vom Kindergarten bis zum Schulabschluss. Denn allzu oft haben Kinder und Jugendliche den Draht zu Kunst und Kultur verloren – oder gar nicht erst entwickelt.
Die neuere Entwicklungsphysiologie hat die Notwendigkeit ästhetischer Bildung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auch wissenschaftlich belegt und die enormen Aufnahmekapazitäten gerade im frühesten Kindes- und Jugendalter aufgezeigt.

Quer durch alle kulturellen Sparten will KINDER ZUM OLYMP! Kinder und Kunst deutschlandweit zusammenbringen.

Die Initiative entstand in Zusammenarbeit mit den Kulturabteilungen der Länder, dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin sowie der Bundeszentrale für politische Bildung.

An wen wendet sich die Jugendkultur-
und -bildungsinitiative?

Die Initiative will alle Kinder und Jugendlichen ansprechen. Ziel ist darum die Zusammenarbeit zwischen Kulturinstitutionen und Künstlern, Schulen und Kindergärten – weil man dort alle Kinder antrifft, auch außerhalb der kulturverwöhnten städtischen Zentren.
Museen, Theater und Opernhäuser, Bibliotheken und Literatureinrichtungen, Orchester und Tanztheater, Musik- und Kunstschulen, aber auch einzelne Künstler: Sie alle sind gefragt, die Freude an Kultur authentisch zu vermitteln. „

Internet-Tipp: https://www.wettbewerb-kulturstiftung.de/initiative.html#L2


 angelottchen antwortete am 06.10.05 (21:49):

danke für die Links, ja es wäre schon erstrebenswert, dass diese Projekte kopiert und weiterentwickelt werden - dann kann Beckenbauer und seine Fussballzuckerpüppchen bald einpacken. Sport in allen Ehren aber was bleibt den Kids schon von einer kurzen Fussballerkarriere ausser eventuell viel Schulden und mit etwas Glück ein Job in der Sportabteilung bei karstadt ...


 mart antwortete am 06.10.05 (22:08):

Ich denke, sowohl das eine als auch das andere hat seine Berechtigung!