Lief schon einige Male aber ist immer wieder schön -

Sonntag, 11. September 2005, 23.40 Uhr
Die Stimme ihres Lebens

(Little Voices, England 1998)

Laura lebt mit ihrer Mutter Mari in einem nordenglischen Küstenstädtchen. Der kleine Haushalt der beiden ist ziemlich heruntergekommen. Mari, eine alternde, schrille Sirene in Miniröcken, trinkt gerne einen über den Durst und hat Affären mit ständig wechselnden Männern. In der Beziehung zu ihrer Tochter beschränkt sich Mari darauf, Laura anzuschreien, woraufhin das krankhaft schüchterne, introvertierte Mädchen praktisch verstummt ist: LV, Little Voice, nennt man sie wegen ihrer piepsigen, kaum hörbaren Stimme.

Doch in dem Mädchenzimmer über dem seit Jahren geschlossenen Musikhandel des verstorbenen Vaters zeigt sich eine andere Laura: Dort spielt die junge Frau klassische Pop-Schallplatten, Evergreens von Judy Garland, Shirley Bassey oder Marilyn Monroe und imitiert die Gesangsdarbietungen so perfekt, dass man sie glatt mit ihren Idolen verwechseln könnte. Als Mari eines Nachts den dubiosen, aalglatten Ray Say, einen ehemaligen Londoner Klub-Promoter, mit nach Hause bringt, kommt es zu einer der typischen Auseinandersetzungen zwischen Mutter und Tochter. Und nachdem Laura sich zurückgezogen hat, hört Ray sie singen: 'That's entertainment'.

Er begreift sofort, dass er über ein Ausnahmetalent gestolpert ist. Mit der Unterstützung von Mari, die Geld und Ruhm wittert, versucht er, das Mädchen zu einem Auftritt in dem schmierigen, provinziellen Klub von 'Mr. Boo' zu bewegen. Ein erstes Vorsingen geht schief - Laura kann und will nicht für andere singen, denn für sie ist die Musik ein Weg, mit dem geliebten Vater zu kommunizieren. Doch ihr ehrgeiziges 'Management' lässt nicht locker. Nur der ähnlich verschlossene, sanftmütige Elektriker Billy zeigt Verständnis für Lauras Probleme. Seine selbstlose Zuneigung ist es schließlich, die 'LV' hilft, erwachsen zu werden und ihr Talent als das zu begreifen, was es ist: eine unnachahmliche, intime Form, sich selbst auszudrücken.