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THEMA:   Leseprobe aus meinem Buch "Der Armeleutebub"

 4 Antwort(en).

schorsch begann die Diskussion am 21.08.05 (10:17) :

Anmerkung: Ich sende meine Bücher nur ausnahmsweise aus der Schweiz ins Ausland.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich wußte nicht, ob ich geträumt hatte. Oder hatte ich wirklich einen Schrei gehört? Nun aber hörte ich es wieder, und es war kein Traum. Unten schrie jemand: "Aufmachen! Mach doch endlich auf!"
Leise weckte ich Beat, meinen älteren Bruder. Außer ihm und mir waren noch meine zwei jüngeren Schwestern Sara und Ria mit im gleichen Bett. Ich wollte nicht, daß auch sie wach würden, weil es sonst ein Geplärre abgesetzt hätte, wie jedesmal, wenn man sie aus dem Schlaf riß.
Beat aber drehte sich nur auf die andere Seite. So wand ich mich halt, so leise es eben ging, allein aus dem Bett und schlich mich aus dem Zimmer. Die Türe ließ ich aber offen, denn ich fürchtete mich vor dem Schrecklichen, das da offenbar vor sich ging. Leise ging ich die Treppe hinunter. Als ich etwa in der Hälfte war, hörte ich wieder das Rufen. Es war draußen vor der Haustür. Außerdem mußte sich jemand ganz unten auf der Treppe befinden, denn ich hörte lautes Atmen.
In diesem Moment ging oben das Licht im Korridor an. Beat war also doch noch wach geworden und mir nachgegangen.
Ich machte mich ganz klein, denn ich wollte nicht, daß Vater - er war es, der unten auf der Treppe saß - mich bemerkte. Aber ich brauchte nichts zu befürchten, denn Vater war zu sehr damit beschäftigt, so zu tun, als wäre er nicht zu Hause.
Wieder hörte ich das Rufen, nun aber schon viel leiser und mit unterdrücktem Schluchzen vermengt. Und ich erkannte jetzt ganz deutlich die Stimme meiner Mutter, die draußen vor der verschlossenen Tür stand und Einlass begehrte. Ich erinnerte mich, daß sie am Abend gesagt hatte, wir sollten alle zu Bett gehen, sie wolle noch zur Tante Ida, die nur etwa hundert Meter von uns weg wohnte. Vater war auf Nachtschicht und hätte eigentlich erst am Morgen wieder daheim sein dürfen. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Warum war er zu Hause, und warum stand Mutter vor der verschlossenen Tür?
Weil Bruder Beat laut hustete und gähnte, blickte Vater nach oben. "Marsch, ins Bett!" brüllte er uns an. Erschrocken stolperten wir die Treppe hoch. Aber Beat gab mir ein Zeichen. Er löschte das Licht und wir blieben oben auf der Treppe sitzen.


 schorsch antwortete am 21.08.05 (10:18):

Fortsetzung:

Nun begann unten Mutter an die Türe zu poltern. Und als auch dies nichts nützte, bearbeitete sie sie mit den Schuhen. Der Lärm wurde schließlich so laut, daß auch Sara und Ria aus ihrem Schlaf gerissen wurden. Beat und ich schlichen zu ihnen hin und versuchten sie zu beruhigen. Aber stattdessen weinten sie noch lauter und wollten aufstehen. Da versprach Beat ihnen, wenn sie ganz ruhig seien, dann dürften sie mit uns auf die Teppe sitzen. Sie verprachen es. So saßen wir nun also zu viert und hörten uns den Spektakel unten an. Als aber wieder die Stimme der Mutter zu vernehmen war, konnten sich die Mädchen nicht mehr an die Abmachung halten. Sie begannen so laut nach Mutti zu schreien, daß Vater wohl Angst bekam, die ganze Nachbarschaft würde noch aufgeweckt werden und zusammenlaufen. Mit einem Ruck riß er die Haustüre auf. Mutter, nicht darauf gefaßt, fiel nach innen. Vater packte sie mit einer Hand an den Haaren. Mit dem Fuß schloß er die Türe wieder. Dann drosch er mit den Fäusten auf Mutter ein und schrie: "Du Hure, du bist vom Teufel besessen. Ich will dir diesen Teufel schon austreiben!" Er schlug und bearbeitete Mutter so mit den Fäusten, daß sie aus der Nase blutete. Mutter fiel zu Boden und schützte ihr Gesicht mit ihren Händen. Vater aber ließ nicht nach, sondern bearbeitete sie nun mit Fußtritten.
Wir Kinder hatten bis jetzt versucht, uns ruhig zu verhalten. Als wir aber Mutter auf dem Boden sich winden sahen und wie sie aus der Nase blutete, schrien wir wie am Spieß, Vater solle Mutti nicht noch ganz kaputt machen. Dies brachte ihn wieder zur Besinnung. Käsebleich und zitternd stand er da. Wir rannten nach unten und richteten Mutter auf. Sie weinte fast lautlos. Ihr ganzer Körper wurde wie von Krämpfen geschüttelt. Sie faßte uns Kinder an und wir gingen zusammen zum Lavabo, wo Mutter sich das Blut aus dem Gesicht wusch.


 nasti antwortete am 21.08.05 (14:44):

Hi Schorsch!

Habe ich mit Genus gelesen, sehr gut geschrieben. Ist die Frau wirklich fremdgegangen?
Wahre Geschichte?
Die Frauen werden sich nieee bessern können:O))))))

Grüsst

Nasti


 schorsch antwortete am 21.08.05 (16:29):

Ja ist sie, nasti. Könnte es wohl darum sein, dass ich mir manchmal so fremd vorkomme ? (:-)


 wanda antwortete am 22.08.05 (08:34):

da kann mich ja glücklich schätzen, dass Du bei mir eine Ausnahme gemacht hast :-)))))