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THEMA:   Masurische Geschichten -Siegfried Lenz-

 6 Antwort(en).

angelottchen begann die Diskussion am 11.08.05 (23:05) :

An anderer Stelle fiel mir heute das Dörfchen Schissomir und einige seiner Gestalten wieder ein - die Geschichten von Lenz, erschienen in dem Büchlein "So zärtlich war Suleyken" haben sich mir seit frühester Jugend eingeprägt und sie sind das witzigste, was ich an Literaturerfahrung in jungen Jahren hatte. Das kam so: Ich lag einige Wochen ans Bett gefesselt daheim und mein wundervoller Opa und seine "Haushälterin" wie er sie immer nannte (seine Lebensgefährtin, eine resolute Frau aus Ostpreussen) wechselten sich damit ab, mir dieses Buch vorzulesen - immer nur so 3-5 Seiten und ich fieberte jeder neuen lesestunde entgegen. Das besondere war: Sie lasen es mir im Originalton auf Ostpreussisch vor und so kam ich in den Gebuss, ein wenig von dieser Sprache zu lernen und liebe sie heute noch.

Ich hab mal ein bisschen gesucht und siehe da - es gibt eine Webseite mit dem schönen Namen

https://www.suleyken.de

Und eben dort kann man eine ganze Geschichte nachlesen - viel Spass :-)

Internet-Tipp: https://www.suleyken.de/Siegfried_Lenz/siegfried_lenz.html


 Enigma antwortete am 12.08.05 (07:51):

Guten Morgen,

das ist schön, angelottchen.
Dieses Buch hat mich seinerzeit auch so beeindruckt.
Bis heute noch, denn es war mit ein Anlass, dass ich jetzt kürzlich die Reise nach Danzig mit einem Abstecher nach Masuren gemacht habe. Wir haben dann während der Rundreise auch in Allenstein (jetzt Olsztyn) übernachtet und sind von da aus durch einen Teil des wirklich zauberhaften Masuren gefahren. Ein wunderschönes und bis jetzt noch ziemlich ruhig gebiebenes Stückchen Land.
Und irgendwie gehören die Ruhe und die Stille auch dazu, sonst ist der typische Charakter der Landschaft nicht mehr da.
So viel Störche wie in der Gegend habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen, sowohl einzelne als auch ganze Familien in ihren Nestern.
Aber "by the way" haben wir auch Kaschubien besucht. Und auch von der Natur dort war ich ganz begeistert, ganz abgesehen mal von den ständigen Anmutungen an Günter Grass und “Oskarchen”.
Anbei - she. Internet-Tipp - ein Link zur Kaschubei.

Internet-Tipp: https://www.dietmaralbrecht.de/Ars_Baltica/Kleine_Heimat_Kaschubei/kleine_heimat_kaschubei.html


 Medea. antwortete am 12.08.05 (08:31):

"So zärtlich war Suleyken" ist das am meisten gelesenste und dadurch leider auch zerfleddertste Buch in meinem Besitz - immer wieder erfreue ich mich an diesen Geschichten, die Siegfried Lenz in unnachahmlicher Weise geschrieben/"erlebt" hat. Meine Schwiergerfamilie stammt aus Ostpreußen - ich habe auch vor Jahren diese Reise nach Masuren gemacht, die Du schilderst, Enigma, und mit den Störchen habe ich gleiches erlebt, nach alter Weise pflügte ein Bauer mit einem Pferd seinen Acker und hinter ihm in der Furche marschierten mindesten zehn Störche.

By the way möchte ich noch auf ein Büchlein von Hans-Hellmut Kirst hinweisen, vor Jahren erschienen im rororo-Verlag: "Und Petrulla lacht" (Heiteres und Besinnliches von ostpreußischen Erzählern)

Kirst schreibt dazu:
"Ostpreußen - Land der Erzähler und Geschichten voller Witz, Melancholie, liebevoller Menschenbeobachtung und kraftvollem Spott. In diesem Band erzählen 34 ostpreußische
Autoren von Siegfried Lenz bis Ernst Wiechert Geschichten aus ihrer fernen Heimat im Osten. Wenn diese eigenwillige, bunte und skurrile Welt nicht endgültig untergeht, so ist das ihren Dichtern, den weiblichen wie männlichen, zu verdanken."


 ada antwortete am 12.08.05 (19:14):

wie schön, dass es noch in meiner generation so viele suleykenanhänger gibt! Meine familie stammt aus ostpreußen, ich habe vor 15 jahren eine fahrradtour durch masuren gemacht und in einigen dörfern noch familiengrabsteine gefunden.
Mein großvater hat vor jahrzehnten das buch meiner oma geschenkt und ich kann inzwischen ganze passagen auswendig -- leider ist der stille humor nicht jedem zugänglich.
Vielen dank! Ada


 angelottchen antwortete am 12.08.05 (21:41):

Hallo Ada, oja den Humor lieben sicher noch viele. In Schleswig-Holstein wuchsen zum Glück noch fast alle, die in den 50ern geboren wurden, noch mit der lebendigen Sprache der Ostpreussen auf und da wo ich zu der genannten Zeit lebte (i.d.N.von Puerto Varas in Chile)gab es sogar einen Ostpreussenclub. Ich erinnere mich da so gut dran, weil meine "Oma Mallin"(eben besagte Lebensgefährtin) da jede Woche hinfuhr und jeden Monat war der ganze Verein auch mal bei uns daheim und es wurde ostpreussisch gekocht - und dann gab es Butterfisch, Schweinebraten mit Backpflaumen, Pflaumenkeilchen, Quarkkeilchen, Kartoffelkeilchen mit Speck odr Klunkermus - bloss an Lungenhasche und Klopse hat sie mich nie dran gekriegt ..aber ihre Kuchenrezepte..herrlich! Habe immer noch eine handgeschriebnene Kladde von ihr mit ihren Geheimrezepten und wie sie da so in der Küche rumfuhrwerkte, meistens mit Zigarette im Mundwinkel, das hatte schon was :-) Und dann all die herrlichen ostpreussischen Witze! Von Jrossmutter Kalludrichkeit, die mit dem Schinken unterm Arm am Sonntag in die Kirche kommt und der Pfarrer fragt, was denn der Schinken in dr Kirche soll und sie sich vor die Stirn klatscht und sagt"jottverdammich, hab ich das Jesangbuch in dä Ärbssensuppe jeschmissen!"


 Medea. antwortete am 13.08.05 (08:04):

Angelottchen,

die Kartoffelkeilchen mit ausgebratenem Speck habe ich besonders geliebt, meine liebe Schwiegermutter hat die oft für mich zubereitet und ihre Beetensuppe, Sauerampfersuppe und die Königsberger Klopse waren himmlisch,
bloß mit den Kutteln konnte sie mich jagen......
und bei Lungenhaschee wird mir schon beim Namen schlecht. :-)


 ada antwortete am 13.08.05 (08:31):

hallo, medea, mit kutteln meinst du bestimmt königsberger fleck. Zu meinem größten bedauern gabs den bei uns nur einmal im jahr,von den männern der familie zubereitet, mit viel majoran, senf, essig und extraknusprigen brötchen als festessen zelebriert.- Wie gesagt, von den männern, alles weibliche hielt sich fern oder die nase zu bis auf ein kleines verfressenes marjellchen, das sich schon mit 4 jahren einen platz an der schüssel eroberte -und das war ich.
Wenn ich heute in den genuss von fleck kommen will, muss ich weit reisen - in die provence, da gibt es wenigstens mit ähnlichem gestopfte würste, die sich zur suppe verarbeiten lassen. Mit wehmütigem gruß ada