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THEMA:   Alfonsina Storni

 8 Antwort(en).

angelottchen begann die Diskussion am 06.08.05 (10:23) :

In diesem Beitrag möchte ich an die argentinische Poetin Alfonsina Storni erinnern - den meisten sicher eher unbekannt. Ich griefe das Thema aber einmal auf, weil in anderen Threads so viel von Frauenrollen und Frauenemanzipation in den letzten geschrieben wurde - und Alfonsina hat es verdient, das man sie u.a. in diesem Zusammenhang nennt. Hier zunächst eine kleine Biografie, die ich der Webseite des Limmat Verlags Zürich entnommen habe:

geboren am 29. Mai 1892 in Sala Capriasca (Tessin), emigriert sie 1896 mit der Familie nach Argentinien. Schon als Heranwachsende arbeitet sie in Argentinien in einer Fabrik, als ihr Vater stirbt und alle Familienmitglieder für den Lebensunterhalt aufkommen müssen. Als 14-Jährige schließt sie sich drei Jahre einer Theatergruppe an. Nach dieser Zeit beginnt sie eine Ausbildung zur Lehrerin; das dafür nötige Geld verdient sie sich als Sängerin und Revuetänzerin in zwielichtigen Theatern der Provinz — was, einmal ruchbar geworden, einen Skandal heraufbeschwört, der Storni in einen ersten Selbstmordversuch treibt. Dessen ungeachtet kann sie ihre Ausbildung 1911 beenden und tritt in Rosario eine Anstellung als Volksschullehrerin an. Dort beginnt sie eine Liebesbeziehung mit einem deutlich älteren, verheirateten Mann und wird schwanger. Storni versucht dem gesellschaftlichen Druck, der sozialen Enge der Kleinstadt und der Häme zu entfliehen, indem sie in die Metropole Buenos Aires zieht, wo sie ihr einziges und uneheliches Kind, das nicht den Namen seines Vaters trägt, 1912 in der Anonymität der Großstadt zur Welt bringt und großzieht. Sie nimmt unterschiedliche Gelegenheitsjobs an: als Verkäuferin und als Kassiererin, als Betreuerin behinderter Kinder in einem Kinderheim sowie als Schreibkraft. Es gelingt ihr in verhältnismäßig kurzer Zeit, diesen Moloch Buenos Aires und seine intellektuelle Elite zu erobern. 1916 erscheint der erste Gedichtband. 1920 wird sie mit zwei Literaturpreisen ausgezeichnet. Parallel zu ihrem abenteuerlichen und harten Leben schreibt sie kontinuierlich Gedichte, streift Haut für Haut Überlieferungen, Konventionen in Form und Inhalt, in Motiv, Vokabular, Duktus ab, um ihren unverwechselbaren Ton, ihre kühne und eigenwillige Metaphorik rein auszudrücken. In ihren journalistischen Arbeiten setzt sie sich explizit für die Rechte der Frauen ein. Schwer erkrankt, stürzt sie sich am 25. Oktober 1938 in Mar del Plata in den Atlantik.

>>>

Internet-Tipp: https://www.limmatverlag.ch/Default.htm?/storni/storni.htm


 angelottchen antwortete am 06.08.05 (10:24):

Leider kann man die Titelzeile nicht einbessern - ob Karl das für mich macht?? Sie heisst natürlich
Alfonsina STORNI


 angelottchen antwortete am 06.08.05 (10:25):

Elke Heidenreich schrieb über sie:

"«Ich liebe auch diese rätselhaften Bücher rätselhafter Frauen, die oft so jung gestorben sind - durch Selbstmord oder durch Krankheiten, die meist mit ihrem gegen sich selbst völlig rücksichtslosen Lebensstil zu tun hatten ... Sylvia Plath steckte den Kopf in den Gasofen, Virginia Woolf beschwerte ihre Taschen mit Steinen und ertränkte sich, Katherine Mansfield hustete sich tot, die argentinische Lyrikerin Alfonsina Storni stürzte sich mit 46 Jahren ins Meer, ihre Kollegin Alejandra Pizarnik nahm mit 36 Gift. Was ist los mit all diesen klugen, begabten Frauen, welchen Druck konnten sie nicht mehr ertragen? Alfonsina Storni schreibt in einem ihrer Sonette: ‹Wir geistigen Frauen / enden als Verliererinnen in Liebesgeschäften.› Solche Bücher interessieren mich.»


 angelottchen antwortete am 06.08.05 (10:32):

auch, wenn die Dichterin und revoltierende Frau Alfonsina bei uns relativ unbekannt ist - ein Komponist und ein Dichter, Ariel Ramirez und Felix Luna, haben ihr ein poetisches Denkmal gesetz und durch die wunderbare Mercedez Sosa wurde das Lied weltweit bekannt. "Alfonsina y el Mar" ist dieser Alfonsina Storni gewidmet - ich habe mal eine kleine Übersetzung des Textes gemacht. Ihr Ertrinken wird hier geradezu poetisch beschrieben, dabei stürzte sie sich von einem Felden ins Meer ..

Hier zunächst der Originaltext - die melancholische Melodie werden viele von euch kennen:

Por la blanda arena que lame el mar
su pequeña huella no vuelve más
y un sendero solo de pena y silencio llegó
hasta el agua profunda
y un sendero solo de penas puras llegó
hasta la espuma

Sabe Dios que angustia te acompañó
qué dolores viejos calló tu voz
para recostarte arrullada en el canto
de las caracolas marinas
la canción que canta en el fondo oscuro del mar
la caracola

Te vas Alfonsina con tu soledad
¿qué poemas nuevos fuiste a buscar?
Y una voz antigua de viento y de mar
te requiebra el alma
y la está llamando
y te vas, hacia allá como en sueños,
dormida Alfonsina, vestida de mar.

Cinco sirenitas te llevarán
por caminos de algas y de coral
y fosforescentes caballos marinos harán
una ronda a tu lado.
Y los habitantes del agua van a nadar pronto a tu lado.

Bájame la lámpara un poco más
déjame que duerma, nodriza en paz
y si llama él no le digas que estoy,
dile que Alfonsina no vuelve.
y si llama él no le digas nunca que estoy,
di que me he ido.

Te vas Alfonsina con tu soledad
¿qué poemas nuevos fuiste a buscar?
Y una voz antigua de viento y de mar
te requiebra el alma
y la está llamando
y te vas, hacia allá como en sueños,
dormida Alfonsina, vestida de mar.


Meine Übersetzung:
Durch den weichen Sand, den das Meer beleckt
führt eine kleine Spur ohne Wiederkehr
nur ein einsamer Fussabdruck voll Schmerz
und das tiefe Wasser ist erreicht,
nur ein einsamer Fussabdruck voller Schmerz
erreicht die Gischt

Gott allein weiss, welche Qualen Dich begleitet haben
und welche Schmerzen dich zum Schweigen brachten
So legtest Du Dich nieder,
in den Schlaf gesungen von den Meeresmuscheln,
dieses Lied, das die Muscheln singen
tief unten auf dem Grund des Meeres.

So gehst Du dahin, Alfonsina in Deiner Einsamkeit
Nach welchen neuen Versen wolltest Du suchen
als diese altvertraute Stimme von Wind und See
Deine Seele aufbrach und Dich rief?
Und Du gingst, folgtest ihr wie im Traum
Alfonsina, schlafend, in Meer gehüllt.

Fünf kleine Sirenen führten Dich
den Pfad durch Seegras und Korallen
Leuchtende Seepferdchen tanzen an Deiner Seite
und bald schon schwammen die Einwohner des Meeres
an Deiner Seite.

Dreh das Licht etwas mehr herunter
erlaube mir zu schlafen und in Frieden zu ruhen
und wenn er ruft, sag ihm nichts von mir
Sag ihm, Alfonsina wird nicht zurückkehren
Und wenn er ruft, sag ihm niemals etwas von mir
sag ihm, ich bin fortgegangen

Du gingst fort, Alfonsina, mit Deiner Einsamkeit
Nach welchen neuen Versen magst Du gesucht haben?
als diese altvertraute Stimme von Wind und See
Deine Seele aufbrach und Dich rief?
Und Du gingst, folgtest ihr wie im Traum
Alfonsina, schlafend, in Meer gehüllt.


 angelottchen antwortete am 06.08.05 (10:41):

Hier noch ein Hinweis auf das von elke heidenreich erwähnte Buch von Hans-Jürgen Schmitt:
"Wie mit gezücktem Messer in der Nacht"
Hans-Jürgen Schmitt stellt in seinem Buch »Wie mit gezücktem Messer in der Nacht« drei lateinamerikanische Dichterinnen vor, die es hierzulande zu entdecken gilt: Delmira Agustini aus Uruguay (1886-1914), Alfonsina Storni aus Argentinien (1892-1938) und Alejandra Pizarník ebenfalls aus Argentinien (1936-1972).

Christina Peri Rossi, die bekannte Autorin aus Montevideo, kolportiert einen Satz ihres Onkels, der zu ihr sagte: »Frauen schreiben nicht. Und wenn sie schreiben, bringen sie sich um.« Wie trifft diese Aussage auf diese drei Dichterinnen zu! Delmira Agustini wird von zwei Kugeln aus dem Gewehr ihres Gatten tödlich getroffen, Alfonsina Storni stürzt sich bei Mar del Plata ins Meer und Alejandra Pizarník vergiftet sich mit Barbitursäure.

Die Schicksale dieser drei Dichterinnen gleichen sich. Doch nicht nur von ihrem Sterben ist in diesem Buch die Rede, vielmehr geht es um ihre Dichtungen, denn diese stehen und sprechen für sich und vermögen den Leser unangestrengt zu faszinieren. Sowohl Agustini wie Storni und Pizarník gehören – neben der Chilenin Gabriela Mistral – zu den großen Dichterinnen Lateinamerikas.

Quelle: https://www.ammann.ch/n/inhalt.php?id=113


 angelottchen antwortete am 06.08.05 (11:51):

ich möchte noch einmal auf den Text des Liedes eingehen, in den der Dichter die letzten Verse der Dichterin hineinwebte.
Alfonsina Storni litt an Krebs, 1938 teilte sie ihrem Sohn mit, dass die Metastasen den kehlkopf erreicht hätten und sie nicht bereit sei, sich nochmals operieren zu lassen. Am 18. Oktober fuhr sie mit dem Zug von Buenos Aires in den beliebten Badeort Mar del Plata, wo sie in einem kleinen Hotel wohnte. Am 20.10. schreib sie das Gedicht "Voy a dormir" (Ich gehe schlafen), das sie am 22. 10. per Briefpost an den Verlag einer grossen Tageszeitung, für die sie schreibt. Am Tag, als das gedicht dort erscheint, geht sie ans Meer und stürzt sich von einem Felden. Ihr letztes Gedicht lautet:

Voy a dormir, nodriza mia,acuestame
Ponme una lampara a la cabecera;
una constelacion; la gue te guste;
todas son buenas; bajala un poquito.

Ich gehe schlafen, liebe Pflegerin
Stell mir noch eine Lampe ans Kopfende,
Eine Konstellation, die dir sicher gefällt
Sie alle sind gut. Dreh das Licht etwas herunter
...
und noch einen Vers von ihr in deutscher Übersetzung habe ich gefunden:

Ich liebe dich, weil du niemandem ähnelst.
Weil du hochmütig bist wie ich.
Und weil du mich beleidigtest, bevor du mich liebtest.


 Karl antwortete am 06.08.05 (13:13):

Hallo Angellottchen,


ich habe den Namen korrigiert - und schwupps werden oben im Amazonbanner ihre Bücher angezeigt ;-))


 angelottchen antwortete am 06.08.05 (13:32):

prima :-) Vielen herzlichen Dank. Hab mich schon geärgert wegen des Fehlers, denn es würde mich freuen, den STlern diese Poetin ein wenig näher zu bringen.

Angelika


 angelottchen antwortete am 06.08.05 (16:30):

@Harl - wie ist es möglich:Auf der Übersicht steht die Headline immer noch mit "Stroni" aber hir schon schon korrigiert - oder narrt mich mein Cache - Speicher? :-)