Zur Seniorentreff Homepage
 Bücher suchen:





Neues ChatPartnersuche (Parship)FreundeLesenReisen LebensbereicheHilfe



Archivübersicht | Impressum

THEMA:   "...Der beißt nicht...!"

 13 Antwort(en).

Literaturfreund begann die Diskussion am 11.07.05 (12:28) :

Ergänzend zu den Tiergedichten in der anderen Sammlung sind mir Texte über Hunde aufgefallen, nicht nur poetische - also über des Menschen "besten Freund", der immer so gerne vorgestellt wird: "...aber der beißt ganz bestimmt nicht!"
*
Wer kennt Texte über Hunde, die literarisch interessant sind...?
*
Hier als eine kleine Rätselfrage: Wer schrieb 1922 diesen Brief an einen Hund…?

An ...

Ach, guter Jack, der arme B….., dem Du so schön und freundlich schriebst, ist lange tot, - in die ewigen Jagdgründe eingegangen, um es tröstlich auszudrücken. Eine schwere Staupe, verbunden mit eitriger Lungenentzündung, raffte ihn fern, schon bald, nachdem ich den Leuten von ihm erzählt, nachdem er also, sozusagen, auf anderer Ebene lebendig geworden, und manchmal kann ich den Gedanken nicht unterdrücken, daß da ein Zusammenhang bestehen könnte und, was ich that, vielleicht nicht gut gethan war an der Creatur, sondern sündhaft. Wer weiß es? Jedenfalls hatte er in einer hiesigen Zeitung einem sehr schönen Nekrolog, betitelt ‚B…..’ mit einem dicken Kreuz dahinter, das ist wahr, aber er hatte ja nichts davon. Daß er sich über Deinen Brief heftig gefreut hätte, leidet keinen Zweifel, bei dem Temperament, das ihn zierte.
Sei bedankt in seinem Namen und Deinerseits dankbar für die Gunst des Schicksals, das Dir eine Herrschaft gab, die Dich liebt.
Weiland B.....s Herr

*
Ja, er schrieb "Herr", nicht "Herrchen", so viel Stil hatte er...
*
Nun, so hat Gunter Böhmer den Hund und seinem Herrn gezeichnet (und jede(r) kann an der Bildadresse...; na, is ja auch so bekannt, der Hühnerhund...!

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/MpgbNUtnz


 angelottchen antwortete am 11.07.05 (12:47):

schönes Thema, vielen Dank!
Als erstes fällt mir da Lord Byron´s "Epitaph to a dog" ein - Byron hatte einen Neufundländer namens BOATSWAIN.
Hier die Grabinschrift:

NEAR this spot
Are deposited the Remains
of one
Who possessed Beauty
Without Vanity,
Strength without Insolence,
Courage without Ferocity,
And all the Virtues of Man
Without his Vices.
This Praise, which would be unmeaning flattery
If inscribed over Human Ashes,
Is but a just tribute to the Memory of
"Boatswain," a Dog
Who was born at Newfoundland,
May, 1803,
And died at Newstead Abbey
Nov. 18, 1808.

zu deutsch:

An dieser Stelle
ruhen die Gebeine von Einem,
Welcher Schönheit besaß ohne Eitelkeit,
Stärke ohne Übermut,
Mut ohne Wildheit,
und alle Tugenden des Menschen ohne seine Laster.

Dieses Lob, unpassende Schmeichelei
wäre es, über menschliche Asche geschrieben ...

nur ein gerechter Tribut ist es für das Andenken
von Boatswain, einem Hunde,
der geboren war auf Neufundland, Mai 1803,
und starb zu Newstead Abbey, 18. November 1808


 angelottchen antwortete am 11.07.05 (13:03):

von Bechstein gibts ein ganzes Hundemärchen:

Des Hundes Not
Es war ein Hund, der lag hungrig und kummervoll auf dem Felde, da sang über ihm eine Lerche ihr wonnigliches Lied. Als der Hund das hörte, da sprach er: "O du glückliches Vögelein, wie froh du bist, wie süß du singst, wie hoch du dich aufschwingst! Aber ich - wie soll ich mich freuen? Mich hat mein Herr verstoßen, seine Türe hinter mir versperrt, ich bin lahm, bin krank, kann kein Essen erjagen und muß hier Hungers sterben!"

Wie die Lerche den hungrigen Hund so klagen hörte, flog sie nahe zu ihm und sprach: "O du armer Hund! Mich bewegt dein Leiden, wirst du mir auch Dank wissen, wenn ich dir helfe, daß du satt wirst?"

"Womit, Frau Lerche?" fragte der Hund mit matter Stimme, und die Lerche antwortete: "Sieh, dort kommt ein Kind gegangen, das trägt Speise zu jenem Ackersmann; ich will machen, daß es die Speise niederlegt und mir nachläuft, indes gehst du hinzu und ißt den Käse und das Brot und stillst deinen Hunger!"

Der Hund bedankte sich für dieses freundliche Anerbieten, und die Lerche flog nun dem Kind entgegen und begann es zu äffen. >>>

weiter gehts hier:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/00ANMSJIe


 angelottchen antwortete am 11.07.05 (13:07):

Lesenswert auch

Franz Kafkas:

"Forschungen eines Hundes"

https://gutenberg.spiegel.de/kafka/misc/forschun.htm

Internet-Tipp: https://gutenberg.spiegel.de/kafka/misc/forschun.htm


 Enigma antwortete am 12.07.05 (08:21):

Gedicht über einen traurigen Hund

An den Hund eines Toten
Der Tod den edlen Herrn dir nahm,
Vergebens suchst du seine Wege.
Du blickst mich an, ja, komm und lege
Auf meinen Schoß dein Haupt voll Gram.
Aus deinen Augen, treues Tier!
Schaut eine stumme, tiefe Klage,
Und geht an mich die ernste Frage:
"Wo find ich ihn? Mensch! sag es mir!"
Wend ab dein fragend Auge nur!
Was könnt' ein armer Mensch dir sagen?
Antwortet ja auf solche Fragen
Selbst ihm mit Schweigen die Natur.

Justinus Kerner (1786-1862


 Literaturfreund antwortete am 12.07.05 (08:31):

"B a u s c h a n" - Thomas Manns Lieblingshund

»Watt sall einer darbi dauhn?«
sagt Bauer Jochen Nüßler, dessen zweiter Vorname Phlegma zu sein scheint, und treibt seine Frau mit diesem persönlichen Standardspruch zur Verzweiflung. Nüßler, eine Nebenfigur in Fritz Reuters ironisch-sozialkritischem Bauern- und Ackerbürger-Roman »Ut mine Stromtid« (1864) ist der fleischgewordene mecklenburgische Fatalismus, an dem alle: gutgemeinten Reformversuche scheitern müssen. Nüßlers Hund Bauschan ist das egal, er vergöttert seinen Herrn, wie er ist, gehorcht den seltenen Befehlen aufs Wort und macht sich ansonsten keine Gedanken. Dieses selbstverständliche und einfache Herr-Hund-Verhältnis mag dazu beigetragen haben, daß der gern in bürgerlich- patriarchalischen Gleisen denkende Schriftsteller-Granseigneur Thomas Mann einen seiner Hunde ebenfalls Bauschan nannte - als Reminiszenz an Reuter, dessen Werk er als »heiter, rein und kraftbildend« schätzte. Der Ursprung des Namens ist ungeklärt. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Verballhomung von »Bastian«.

Jener Bauschan, den Thomas Mann in der Erzählung »Herr und Hund« (1919) beschrieb, war nicht; der erste und auch nicht der letzte seiner Hunde, aber sein liebster. Bauschan kam nämlich Manns Vorstellungen, wie sich ein Hund ihm gegenüber zu verhalten habe, am nächsten. Seinen Vorgänger Motz, einen Collie, der 1915 durch einen Büchsenschuß von Altersschwäche und diversen Krankheiten befreit wurde, nahm Thomas Mann nicht ernst. Der »harmlos geisteskranke Aristokrat« wurde als »Musterbild überzüchteter Unmöglichkeit« zwar Vorbild für die: Gestalt des wahnsinnigen Hundes Perceval in »Königliche Hoheit« (1909), doch ging er dem Schriftsteller wegen seiner dauernden Kopflosigkeiten auf die Nerven.
Auch mit Bauschans Nachfolgern war der Herr nicht zufrieden. Entweder stellte Mann Kriecherei bis zur Charakterlosigkeit fest, oder er benörgelte zuviel Selbständigkeitsstreben.

(Forts. folgt)


 Literaturfreund antwortete am 12.07.05 (08:35):

"Bauschan"
(2. Teil)

1916 kam Bauschan zur in München ansässigen Familie Mann, die damals in ihrem Bad Tölzer Landhaus - nur wenig vom Ersten .Veitkrieg betroffen - wie seit Jahren ihre Ferien verbrachte. Eine einheimische Gastwirtin vermittelte ein verhungertes Elend von einem sechsmonatigen, kurzhaarigen Hühnerhundmischling, der zunächst auf Thomas Mann keinen sehr positiven Eindruck machte.
Doch, Manns Kinder waren begeistert und setzten sich durch. Nach Anfangsschwierigkeiten gewöhnte sich Bauschan, der ursprünglich Lux hieß, an seine neue Umgebung und sein neues Rudel. Freundlich zu allen, schloß er sich aber besonders dem Hausherrn an, der befriedigt einen »von weither überkommenen Patriarchalischen Instinkt« bei seinem Hund feststellte, der ihn – so Laientierpsychologe Mann - bestimmte, »im Manne, im Haus- und Familienoberhaupt unbedingt den Herrn, den Schützer des Herdes, den Gebieter zu erblicken und zu verehren, in einem besonderen Verhältnis ergebener Knechtsfreundschaft zu ihm seine Lebenswürde zu finden«. Der Knechtsfreund wurde gelegentlich auch mit der Lederpeitsche geschlagen, nicht oft, da »seine Führung zu strafendem Einschreiten kaum« Anlaß bot und Thomas Mann es sich abgewöhnt hatte, von seinem Hund Kunststücke zu verlangen. »Gevatter Bauschan« war schließlich ein »vitaler Jägerbursch und kein Professor«.
Das Hunde-Herren-Glück währte nur knapp vier Jahre. Bauschan erkrankte an Staupe. Trotz rührender Pflege in der Familie und Behandlung in einer Tierklinik mußte er Anfang 1920 eingeschläfert werden.
Als Grabinschrift wählte Thomas Mann - sich auf das Buch »Herr und Hund« beziehend - die etwas penetrant selbstzufriedenen Worte:

»Zwar hat auch ihm das Glück sich hold erwiesen,
Denn schöner stirbt ein Solcher, den im Leben
Ein unvergänglicher Gesang gepriesen.«

Literatur:
Hans Bürgin/Hans-Otto Mayer: Thomas Mann - eine Chronik seines Lebens, Frankfurt am Main 1965.
Joachim Müller: Thomas Manns Sinfonie- Domestica. In: Zeitschrift für deutsche Philologie, Band 83. Berlin u. a. 1964, S. 142-170.
Michael Töteberg: Fritz Reuter, Reinbek 1978.
Siegmar Tyroff: Namen bei Thomas Mann, Bern/Frankfurt am Main 1975.
*
Titelbild:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/pF4PUzRoO


 Enigma antwortete am 12.07.05 (09:12):

Ernst Jandl - Ottos Mops

ottos mops
ottos mops trotzt
otto: fort mops fort
ottos mops hopst fort
otto: soso

otto holt koks
otto holt obst
otto horcht
otto: mops mops
otto hofft

ottos mops klopft
otto: komm mops komm
ottos mops kommt
ottos mops kotzt
otto: ogottogott

(Ernst Jandl)


 schorsch antwortete am 12.07.05 (09:43):

Hexenschuss

Friedlich zog ich meine Runde
eines morgens so um Acht,
wie gewohnt so eine Stunde,
wie ich`s jeden Tag gemacht.
Und es zog an seiner Leinen
mit tierisch-sturer Muskelkraft,
mein Kollege auf vier Beinen,
Hund genannt, und voll im Saft.
Hurtig zogen wir von dannen,
Waldesluft war ein Genuss;
doch zwischen Buchen, Birken, Tannen,
erwischte mich ein Hexenschuss.
Bald kroch ich auf allen Vieren;
Hundeaugen fragten stumm:
"Gehörst du nun auch zu uns Tieren?
Warum läufst du denn so krumm?
Sag`, Kamerad, was unterscheidet
dich noch von der Kreatur?
Sie erlöst man, wenn sie leidet;
dich jedoch schickt man zur Kur!"


April 1995 Schorsch. Alias Georg von Signau


 Marina antwortete am 12.07.05 (10:25):

Schorsch, dein Gedicht ist sehr witzig und gefällt mir gut. :-)

Ich bin überhaupt kein Hundefan, aber ein Hundebuch habe ich sehr gern gelesen, es ist wunderbar: "Flush" von Virgina Woolf.
Hier ein Beschreibung von Amazon:

Große, sanftmütige und leuchtende Augen, ein rotes Fell, das in der Sonne golden glitzert, lockige Ohren und fransengesäumte, schmale Füße, das ist Flush, ein Cocker Spaniel edler Abstammung, der in ärmlichen Verhältnissen geboren wird und den seine Herrin in frühester Jugend an eine junge, bettlägerige Dichterin aus herrschaftlichem Hause verschenkt. Flush, der es gewohnt ist, durch Wiesen und Felder zu tollen und dem inneren Ruf seiner Urahnen zu folgen, die ihn zur Jagd anspornen, verbringt nun fünf stille Jahre in einem verdunkelten Schlafzimmer am Fußende von Miss Barretts Lager. Doch es ist Liebe auf den ersten Blick, beide Wesen, obwohl so verschieden, sehen sich in gewisser Weise ähnlich und spüren, daß sie sich in vielerlei Hinsicht ergänzen.
So opfert Flush aus Liebe zu Miss Barrett seine Lebendigkeit, seinen Mut und seine Jagdgelüste und so sind sie eine lange Zeit miteinander allein, während Flush, bereits von Natur aus einer einfühlsamen Rasse angehörend, ein erstaunliches Gespür für menschliche Empfindungen entwickelt und zum geheimen und äußerst verschwiegenen Mitwisser des intimen Lebens seiner neuen Herrin wird.
Wie die Liebe in Miss Barret wieder die Lebensgeister erweckt und sie von ihrer Krankheit erlöst, wie sie täglich fiebernd Briefe liest und einen Herrn mit schwarzen Locken und gelben Handschuhen empfängt, wie sie Flush aus den Fängen der Hundediebe befreit und wie sie ihre Flucht nach Italien plant, all das erfahren wir aus der Perspektive Flushs, der am Tonfall bemerkt, was vor sich geht, während er die Worte nicht versteht, der mit den Sinnen wahrnimmt und dem sich die Welt hauptsächlich durch Gerüche erklärt.
Flush denkt, beobachtet und reflektiert wie ein Fabelwesen, und während sich uns aus seiner Sicht das Leben des Dichterpaares Elizabeth Barret und Robert Browning offenbart, erhalten wir tiefen Einblick in die Wesenhaftigkeit von Mensch und Tier, in ihre ewigen Beziehungen zueinander und in die Analogien, durch die sich die Menschenwelt mit der Welt der Hunde so herrlich parodieren läßt.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/YE5Xg8xPU


 Enigma antwortete am 13.07.05 (07:19):

Adlbert von Chamisso
Der Bettler und sein Hund

»Drei Taler erlegen für meinen Hund!
So schlage das Wetter mich gleich in den Grund!
Was denken die Herrn von der Polizei?
Was soll nun wieder die Schinderei?
Ich bin ein alter, ein kranker Mann,
Der keinen Groschen verdienen kann;
Ich habe nicht Geld, ich habe nicht Brot,
Ich lebe ja nur von Hunger und Not.
Und wann ich erkrankt, und wann ich verarmt,
Wer hat sich da noch meiner erbarmt?
Wer hat, wann ich auf Gottes Welt
Allein mich fand, zu mir sich gesellt?
Wer hat mich geliebt, wann ich mich gehärmt?
Wer, wann ich fror, hat mich gewärmt?
Wer hat mit mir, wann ich hungrig gemurrt,
Getrost gehungert und nicht geknurrt?
Es geht zur Neige mit uns zwein;
Es muß, mein Tier, geschieden sein!
Du bist, wie ich, nun alt und krank;
Ich soll dich ersäufen, das ist der Dank!
Das ist der Dank, das ist der Lohn!
Dir geht's wie manchem Erdensohn.
Zum Teufel! ich war bei mancher Schlacht;
Den Henker hab ich noch nicht gemacht.
Das ist der Strick, das ist der Stein,
Das ist das Wasser, – es muß ja sein.
Komm her, du Köter, und sieh mich nicht an,
Noch nur ein Fußstoß, so ist es getan!«
Wie er in die Schlinge den Hals ihm gesteckt,
Hat wedelnd der Hund die Hand ihm geleckt;
Da zog er die Schlinge sogleich zurück
Und warf sie schnell um sein eigen Genick.
Und tat einen Fluch, gar schauderhaft,
Und raffte zusammen die letzte Kraft
Und stürzt' in die Flut sich, die tönend stieg,
Im Kreise sich zog und über ihm schwieg.
Wohl sprang der Hund zur Rettung hinzu,
Wohl heult' er die Schiffer aus ihrer Ruh,
Wohl zog er sie winselnd und zerrend her;
Wie sie ihn fanden, da war er nicht mehr.
Er ward verscharret in stiller Stund,
Es folgt' ihm winselnd nur der Hund;
Der hat, wo den Leib die Erde deckt,
Sich hingestreckt und ist da verreckt.


 angelottchen antwortete am 13.07.05 (12:51):

In deutscher Sprache glaube ich wenig bekannt ist Miguel de Cervantes "Gespräch zwischen Cipión und Berganza, Hunden des Auferstehungshospitals". Immerhin aber inspirierte diese Geschichte schon E.T.A. Hoffmann zu der scharfen Satire "Nachricht von den neusten Schicksalen des Hundes Berganza":

Zitat: Da möchte ich aufrecht gehen, den Schwanz einklemmen, mich parfümieren, französisch sprechen und Gefrornes essen, dass jeder mir die Pfote drücken sollte und sagen: mon cher Baron oder mon petit Comte! Und nichts hündisches an mir spüren."

Und auch Siegmund Freund liebte die Hunde des Cervantes :-) Er schreibt in einem Brief an Martha Bernays am 7.2.1884 über sich und seinen Klassenkameraden Eduard Silberstein, mit dem er zusammen Spanisch lernte: "Wir verbrachten alle Stunden des Tages, die wir nicht auf den Schulbänken saßen, miteinander. Wir ... hatten unsere eigene Mythologie und Geheimnamen, die wir aus einem Gespräch des großen Cervantes schöpften. In unserem spanischen Lesebuch fanden wir einmal einen humoristisch-philosophischen Dialog zwischen zwei Hunden, die vor der Türe eines Hospitals beschaulich lagern, und eigneten uns deren Namen an; er hieß im schriftlichen wie im mündlichen Verkehr Berganza, ich Cipion. ... Wir bildeten mitsammen eine absonderliche gelehrte Vereinigung, die Academia Castellana /AC/, hatten eine große scherzhafte Literatur zusammengeschrieben, die sich gewiß noch unter meinen alten Papieren findet, wir teilten frugale Nachtmähler mitsammen und langweilten uns nie."
==
Es gibt eine lesenswerte Germanistikarbeit bei "hausarbeiten.de" zu dem Thema "Cervantes-Bezüge in E.T.A. Hoffmanns Nachricht von den Neusten Schicksalen des Hundes Berganza: Gemeinsamkeiten - Ähnlichkeiten - Unterschiede" unter dem nachfolgenden Link (anklicken und nach untern scrollen, passiert nichts).

Internet-Tipp: https://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/lit/21530.html


 Enigma antwortete am 14.07.05 (08:36):

Der Hund

Da oben wird das Bild von einer Welt
aus Blicken immerfort erneut und gilt.
Nur manchmal, heimlich, kommt ein Ding und stellt
sich neben ihn, wenn er durch dieses Bild


sich drängt, ganz unten, anders, wie er ist;
nicht ausgestoßen und nicht eingereiht,
und wie im Zweifel seine Wirklichkeit
weggebend an das Bild, das er vergißt,


um dennoch immer wieder sein Gesicht
hineinzuhalten, fast mit einem Flehen,
beinah begreifend, nah am Einverstehen
und doch verzichtend: denn er wäre nicht.

Rainer Maria Rilke


 Enigma antwortete am 15.07.05 (09:57):

An ein Hündlein

Gern gab ich die drei Fünfer
Dem losen Buben hin.
Er trug, ich möchte schwören,
Noch ärgeres im Sinn.

Hier wird dich Niemand quälen,
Lässt jeder dich in Ruh;
Ja, trägt wohl gar, dich streichelnd,
Dir manchen Bissen zu.

Des Nachts, im Herbst und Winter,
Legst du dich nah am Herd
In dein bequemes Körbchen,
Und schlummerst ungestört.
Elisabeth Kulmann (1808-1825), Dichterin