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THEMA:   Claus Kleber Kreuzzüge Amerikas

 3 Antwort(en).

rumpelstilzchen begann die Diskussion am 24.06.05 (17:21) :

Ich habe C.Kleber gestern in einer Lesung,die keine war , gehört.
Er hat wunderbar erzählt,flüssig,locker und uneitel, von seinen Eindrücken in 15 Jahren Amerika. So lebendig und gescheit habe ich lange keinen reden hören.Dabei sympathisch, kein Namedropper,--wirklich, es war das reinste Vergnügen,wenn auch über ernste Dinge gesprochen wurde.Das Buch lohnt sich: gibt es doch einen guten Eindruck davon,wie Wahlen dort in Amerika gemacht werden, wie die Mentalität der Mehrheit ist,---es ist ein sehr lohnendes Buch!Und Kleber mag Amerika, auch das war schön, wie er das bei aller Kritk rüberbrachte!

Schönste Grüße
Claudine


 Karl antwortete am 24.06.05 (21:56):

Hallo Claudine,

Herr Kleber ist ein sympathischer Mensch. Ich möchte aber trotzdem auf eine m. E. treffende Buchkritik bei Amazon verweisen:

Rezensentin/Rezensent: spam1589 aus Hamburg Deutschland schreibt u. a. folgendes:
Amerika - Freund - Kleber beschreibt in diesem Buch, wie sich die Bush Regierung ihre Kriegsgründe gegen den Irak zusammen konstruierte. Leider „vergisst" er einige Details, wie zum Beispiel die Tatsache, dass Teile eines Geheimdienst - Dossiers, welches den Krieg gegen den Irak rechtfertigen sollte, aus der Studienarbeit eines britischen Studenten abgeschrieben wurde (inklusive der Rechtschreibfehler).
...
Kleber schönt das Säbelrasseln der amerikanischen Regierung im Vorfeld des Irakkrieges um sie dadurch weniger kriegslüstern darzustellen, als sie tatsächlich war. Er präsentiert die Amerikaner in seinem Buch als eine Art von „guten Onkels", die für eine schöne neue Welt in den Krieg ziehen - und nicht etwa, weil der Irak 11% der Weltölreserven besitzt.

Ja, Kleber erwähnt noch nicht einmal, dass Vizepräsident Richard Cheney zigtausend Dollar von der Rüstungsfirma Halliburton erhält, weil er diesen Waffenproduzenten mit Millionenschweren Rüstungsaufträgen versorgt. Das könnte man schlicht als Korruption bezeichnen, aber der Amerika - Freund - Kleber lässt so einen kritischen Punkte lieber weg.

Dafür erzählt Kleber aber gleich mehrfach (auf den Seiten 209, 226 und 230) das schöne Märchen vom sauberem Krieg, über die angeblich große Präzision der amerikanischen Wunderwaffen, die mit der Genauigkeit von chirurgischen Schnitten „Kollateralschäden" an Zivilisten vermeiden können.

Die Wahrheit sieht leider anders aus. Eugene Jarecki berichtet in ihrer Dokumentation „Why we fight", dass sich während der ersten 6 Monate des Krieges 50 Luftangriffe gegen die irakische Führung richteten. Kein einziger traf sein Ziel, aber 42 hatten den Tod von Zivilisten zufolge.

Na ja, und das Amerika - Freund - Kleber natürlich erst recht kein Wort über den Einsatz der international geächteten Streubomben verliert, die laut der Hilfsorganisation Handicap -International, sowohl in Afghanistan als auch im Irak abgeworfen wurden, versteht sich von selbst.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/kleber


 rumpelstilzchen antwortete am 25.06.05 (12:17):

Hallo Karl,
zu dem Buch kann ich bisher nichts sagen, -ich lese es erst jetzt.
In seinem Vortrag aber hat Kleber nichts ausgelassen:
sowohl die Art,mit der der Geheimdienst unter Druck gesetzt wurde, die Begründungen für die Waffen im Irak zu geben
(die studentische Arbeit ist wohl allseits bekannt),die Streubomebenzubehörteile für evtl. chemische Waffen wurde aus Spanien gekauft, das ist belegt. Und ansonsten dient sein Buch der Vermittlung einer naiv-gläubigen Gesinnung, mit der Bush glaubt, die Welt zu Freiheit und Frieden führen zu können.
Darüber hinaus hat Kleber eine persönliche Einschätzung über die Gefahren im Irak gegeben , die, unbeachtet von der Weltöffentlichleit, sehr bedenklich stimmen. Wie sich Kräfte zu bürgerkriegsähnlichen Gruppierungen zusammenfinden:Sunniten kontra Shiiten und Kurden gegen alle, etc.Auch in Afghanistan sieht es ähnlich aus. Und daß Amerika da auch mit einem noch so großen Militärkontingent nichts dagegen ausrichten könnte.
Er ist zwar Amerika Freund,C.Kleber, aber er ist sehr kritisch und reflekiert, beschreibt die eigenen Irrtümer,---nein,nein, er ist kein kritikloser Amerikafreund!Und den Irak Krieg hat er überhaupt nicht als richtig berschrieben. Er weist allerdings auch daraufhin, daß Amerika noch nie im eigenen Land angegriffen wurde, und daß totale Ratlosigkeit herrschte an jenem 11.Spt., die Bush mit deinem " Kreuzzügedenken" für die Amerikaner zum Idol machte, weil er ihnen vermeintliche Sicherheit damit suggeriert hat.
Im übrigen sprach Kleber von den Hoffnung auf die
" Selbsheilungskräfte", die in Amerika immer wieder zur Umkehr geführt hätte,---Mac Carthy Ära etc.

Nun ja, es ist ein weites Feld!

Einen guten Sonntag wünsche ich!


 Karl antwortete am 25.06.05 (12:43):

Hallo Rumpelstilzchen,

auf die Selbstheilungskräfte in den USA hoffe ich auch. Aber taten wir das nicht auch schon vor der letzten Wahl? Das einzig Gute an der jetzigen Situation ist, dass George Bush ohne Verfassungsänderung nicht eine dritte Amtsperiode hat. Aber welche andere Marionette wird rechtzeitig aufgebaut werden?