Zur Seniorentreff Homepage
Google
Web  ST 

Aktuell Chats Foren Archiv Partnersuche Kleinanzeigen Lesen Reisen Shop Hilfe

Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Krebs"impfung" durch individuelle Vakzine

 3 Antwort(en).

mart begann die Diskussion am 12.01.06 (18:48) :

Erfolge am Wiener AKH

Aus dem angegebenen Link:

" Euphorie ist fehl am Platz, aber Wiener Forscher haben Fortschritte bei der Immuntherapie von Krebs durch eine Impfung gemacht. Bisher wurden bereits knapp 100 Patienten behandelt.

Ihnen wurden individuelle Vakzine aus so genannten dendritischen Zellen an der Universitätsklinik für Chirurgie am Wiener AKH verabreicht.

"Die Therapie war exzellent verträglich. Besonders wirksam ist sie offenbar beim medullären Schilddrüsenkarzinom", sagte Michael Gnant am Donnerstag gegenüber der APA.

Patienten-eigene Vakzine
Die Studien, an denen Anton Stift und Josef Friedl beteiligt sind, begannen schon vor rund sechs Jahren. Die Wissenschaftler entwickelten dabei eine spezielle Methode zur Herstellung patienten-eigener Tumorvakzine.

Dabei werden bestimmte antigen-präsentierende Zellen - dendritische Zellen - aus dem Blut der Kranken gewonnen. Im Labor werden sie vermehrt und "trainiert".

Dendritische Zellen patrouillieren durch den Körper des Menschen, nehmen fremde Antigene - zum Beispiel Krankheitserreger - mit ihren "Tentakeln" auf, verarbeiten sie und präsentieren typische Bruchstücke von ihnen den T-Zellen. Letztere kurbeln dann die Abwehrreaktion an."....

Internet-Tipp: https://science.orf.at/science/news/143053


Vorlesefunktion  navallo antwortete am 13.01.06 (01:48):

Bei einer seit 6 Jahren laufenden wissenschaftlichen Studie mit bereits über 1000 erfolgten Impfungen ist mir das Ergebnis, welches lediglich beim medullären Schilddrüsenkarzinom Hoffnungen zuzulassen scheint, äußerst vage. Das medulläre Schilddrüsenkarzinom wird m. E. keineswegs überall histologisch mit gleicher Eindeutigkeit diagnostiziert (Schwierigkkeit der Abgrenzung zu gutartigen Schilddrüsengeschwülsten). Ob es sich dabei wirklich immer um Karzinome gehandelt hat, wage ich anzuzweifeln, solange die Diagnosen nicht andernorts bestätigt wurden. Zudem dürfte der vermutliche Anteil dieser relativ seltenen Karzinome bei den 1000 Impfungen sehr klein sein. Es ist davon auszugehen, daß hier wieder einmal eine Rakete gestartet wurde, die wie so vieles vorher, im Leeren verpufft, wie beispielsweise auch die in den 80er Jahren bereits in den USA gestarteten Versuche einer "Impfung gegen Krebs". Für von Viren verursachte Krebsarten mag das alles noch angehen, nicht aber generell.


Vorlesefunktion  schorsch antwortete am 13.01.06 (10:59):

navallo, Hoffnung ist erlaubt. Sie muss nicht tot geredet werden.....


Vorlesefunktion  navallo antwortete am 14.01.06 (17:26):

@schorsch
Beim Lesen des eingangs angegebenen Links hatte ich den Eindruck, daß dort Forschungsergebnisse als brandneue eigene Erkenntnisse publikumswirksam verkauft werden, die seit 25 Jahren schon bekannt sind (Nobelpreis für Niels K. Jerne 1984). Die Glaubwürdigkeit der Quelle wird zusätzlich beeinträchtigt durch die Angabe, daß die „Impfung“ beim medullären Schilddrüsenkarzinom besonders wirksam sei. In ganz Österreich dürften aber hochgerechnet nur ca 10-12 medulläre Schilddrüsenkarzinome pro Jahr anfallen, die sich zudem auf verschiedene Kliniken verteilen. Die anzunehmende Fallzahl einer einzigen Klinik reicht schwerlich aus, um damit soviel Wind zu machen.

Impfen ist in der Regel eine überwiegend vorbeugende Maßnahme. „Impfen gegen Krebs“ ist so nicht wissenschaftlich klar definiert. Wenn man darunter versteht, GESUNDE Personen durch Injektionen lebenslang gegen alle Krebserkrankungen zu immunisieren, ähnlich der Impfungen gegen bestimmte Infektionskrankheiten, so ist das wegen der vielen verschiedenen Krebsarten und ihrer feingeweblichen sowie biologischen Vielgestaltigkeit in den nächsten 50 Jahren nicht zu erwarten. Eine solche Darstellung weckt leichtfertig unerfüllbare Hoffnungen.

Meint man – wie unkorrekterweise im vorliegenden Fall - durch „Impfen“ bereits an Krebs ERKRANKTE heilen zu können, so gibt es bei vereinzelten Krebsarten – z. B. bei den durch Viren hervorgerufenen – vielversprechende Ansätze (s. Link). Bereits Anfang der 80er Jahre setzte man z. B. Riesenhoffnungen auf „Monoklonale Antikörper“ (empfehle mit dem Begriff zu googeln). Dabei versucht man aus isolierten Krebszellen außerhalb des Erkrankten Antikörper zu erzeugen, die sich exact gegen dessen Krebszellen richten. Injiziert man diese Antikörper, so werden im Idealfall die Krebszellen selektiv ohne jeden „Kollateralschaden“ vernichtet. Leider ist man bis heute noch nicht so weit gekommen, wie das seinerzeit erhofft wurde. Ein Problem unter vielen sind die Kosten, ein anderes, daß man z. B. Teilnehmer einer unbehandelten Placebogruppe einem unerlaubten Risiko (unterlassene Krebstherapie) aussetzen müßte, um den wissenschaftlichen Beweis des Behandlungserfolges zu erbringen. Die produzierbare Antikörpermenge vermag zudem die Menge an Krebszellen meist nicht auszurotten. Übrigens ist das ein Arbeitsgebiet, in dem man ohne die vielgescholtenen Tierversuche überhaupt nicht weiterkäme.

Internet-Tipp: https://www.krebsinformationsdienst.de/Fragen_und_Antworten/impfen_gegen_krebs.html