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THEMA:   Freude am Leben

 10 Antwort(en).

Literaturfreund begann die Diskussion am 13.09.05 (06:16) :

Nicht nur aus aktuellem Anlass ("Tag des Lebensfreude" am 10. Sept. - als Hinweis über Hilfsmöglichkeiten bei Suizid-Gefährung), auch weil ich in RE einen Vortrag von Prof. Erlemeier über "Schluss machen?" - also über Suizid-Prophylaxe - hörte, mache ich hier auf das Thema aufmerksam - und auf die Hilfe des "Nationalen Suizid-Präventions-Programms", insbesondere im Alter ab 60; da hier die Probleme, Gefährdungen, Einsamkeiten und depressive Alarm-Reaktionen und Todes-Zahlen erschreckend hoch sind.
*
Z.B. diese Informationen:

Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland nach den offiziellen Statistiken zwischen 11.000 und 13.000 Menschen das Leben. Im Jahr 2000, dem letzten Jahr, für das bisher Zahlen vorliegen, waren es 8.131 Männer und 2.934 Frauen. Diese Zahlen sind deutlich höher als die der Verkehrstoten. Die Suizidziffer beträgt in Deutschland 20/100.000 für Männer und 7/1.000.000 für Frauen. In den alten Bundesländern stirbt daher jeder 71. Mann (bei einer mittleren Lebenserwartung von 72,9 Jahren) und jede 149. Frau (bei einer Lebenserwartung von 79,3 Jahren) durch Suizid.
Im Gebiet der ehemaligen DDR sind es jeder 51. Mann und jede 117. Frau.
*
Die ersten, wichtigsten Informationen über Fakten, Hilfsmöglichkeiten, Mitarbeit.... erhält man bei dieser URL.:

Internet-Tipp: https://www.suizidpraevention-deutschland.de/home/home.html


Vorlesefunktion  schorsch antwortete am 13.09.05 (08:30):

Ich frage mich schon lange: Warum sind es sooo viel mehr Männer als Frauen?


Vorlesefunktion  Agnes antwortete am 13.09.05 (09:13):

Und ich frage mich: wozu Prävention?


Vorlesefunktion  siegfried46 antwortete am 13.09.05 (15:51):

Man kann schon verstehen, wenn jemand bei Krankheit, Leid, Not oder anderen Lebenskrisen die Freude am Leben verloren hat.

@schorsch: Eine Antwort auf diese Frage würde mich auch interessieren!

@Agnes: Prävention ist schon nützlich, damit gefährdete Menschen nicht gleich den Mut und die Hoffnung verlieren. Prävention sollte aber nicht nur in psychologischer, sondern auch in realer medizinischer oder materieller Hilfe bestehen, damit solche Grenzsituationen möglichst vermieden werden.

Helfen können
* gegen Schmerzen wirksame Schmerzmittel
* gegen Depressionen effektive Psychopharmaka
* gegen Einsamkeit die Familie, Nachbarschaftshilfe, Internetforen usw.
* gegen Armut eine wirksame Sozialpolitik und Eigenvorsorge


Vorlesefunktion  karaoke antwortete am 13.09.05 (16:38):

Wenn man eine lebensbedrohliche Erkrankung hat und man immer wieder neue Nackenschläge bekommt, ist man schon leicht geneigt zu denken, wofür das alles noch. Wofür die ganze Quälerei, wenn es letztlich doch nichts bringt.Immer wenn der Kopf wieder oben ist, gibt´s wieder eins drüber.
Das ist auch mir schon oft so ergangen und ich hatte auch schon oft gedacht, mach dem Ganzen doch einfach ein Ende, dann hast du Ruhe.
Gott sei Dank gehöre ich zu den Stehaufnaturen. Ich schaffe es seit fast 14 Jahren immer wieder, mich aus dem Loch zu befreien, allerdings auch mit der Hilfe eines guten Psychologen.
Dann kommt der Moment, wo ich doch wieder denke, das Leben ist zu schön, um es einfach wegzuwerfen.
Die Freude an den Kindern und Enkeln und an Mensch und Tier, den Wechsel der Jahreszeiten und was es da noch alles Schönes gibt.Man muß sich immer wieder neue Ziele setzten und den Willen aufbringen, sie auch erreichen zu wollen.
Dann das nächste Ziel ins Auge fassen, egal, was immer es auch sei.

Trotzdem kann ich nachvollziehen, wenn Menschen einfach keinen Ausweg oder Sinn mehr sehen. Sie tun mir sehr leid, denn Suizid läßt sich nicht rückgängig machen.


Vorlesefunktion  nasti antwortete am 13.09.05 (22:01):

Gerade gestern gelesen, das in Passau, wo ich wohne, in diesem Jahr hat sich die Selbstmord Rate verdoppelt. Psychologe vermuten das hat auch mit der Klima Änderung zu tun, und überhaupt, entlang Donau /Budapest, Wien/ üben Sie sich die meiste Selbstmorde.
In Passau sind in ganze DE die meiste Zwillinge geboren, keine Beweiße, warum, deshalb. Auch die Rätselhafte Häufigkeit der Schilddrüse Krankheit in Passau und Umgebung
Lässt sich wissenschaftlich nicht erklären.

Nasti


Vorlesefunktion  Agnes antwortete am 14.09.05 (05:56):

Die Häufung von Schilddrüsen-Erkrankungen (Kropf) in Passau ist nicht rätselhaft: sie liegt am Jod-Mangel des Wassers.
Man kann dem vorbeugen.

Passau ist da Hochburg.
Kommt aber auch in anderen süddeutschen Gegenden vor.



Und was die Suizid-Rate angeht: sie ist höher in Gegenden mit Föhn.


Vorlesefunktion  Agnes antwortete am 14.09.05 (06:00):

Ich habe "Selbstmörder" erlebt, die es verübelten, daß man sie gerettet hat, und solche, die später dafür dankbar waren.

Für viele ist der Versuch ein Zeichen, daß sie sich Aufmerksamkeit und Zuwendung wünschen. Wer wirklich sterben will, fängt es so an, daß eine "Rettung" meist nicht mehr möglich ist.


Vorlesefunktion  Graugans antwortete am 14.09.05 (10:13):

Hallo, Forumsbeteiligte,

in Deutschland gibt es 2 Millionen pflegebedürftige
Menschen.
Diese Menschen sind abhängig von profitgierigen Pflegeheim-
besitzern. Die äußeren Fassaden der Pflegeheime lassen nach
einer vorgestern ausgestrahlten Fernsehsendung im NDR
wirklich keine Rückschlüsse auf die dort praktizierte
Pflege zu.
Nach unserem System sind die Pflegeheimgewinne immer dann
am größten, wenn die Beschäftigtenanzahl möglichst gering
ist und wenn eine sehr schlechte Pflege durchgeführt wird.
Die schlechtere Pflege wird sogar durch eine Höherstufung
in der Pflegeentlohnung finanziell honoriert! Übermäßiger
Medikamenteneinsatz, Fixierungen und Schläge sind nicht
selten. Dies berichtete der Autor des Buches "Abgezockt und
totgepflegt" in der Fernsehsendung, der in vielen
Pflegeheimen gearbeitet und solche Erfahrungen gemacht hat.
Es ist doch kein Wunder, wenn pflegebedürftige alte Menschen
nach einem erfüllten Leben und solcher Behandlung in einem
Pflegeheim sich das Leben nehmen.
Leider wird nicht veröffentlicht, wie groß die Anzahl der
Suizide in den Pflegeheimen ist!
Es erscheint sinnvoll, für solche Fälle vorzusorgen!

Viele Grüße
Graugans


Vorlesefunktion  Marina antwortete am 14.09.05 (10:35):

Ja Graugans, die Recherchen des Autors von "Abgezockt und totgepflegt" wurden in der Sendung "Monitor" besprochen und haben mich entsetzt und in meinem Entschluss bestärkt, möglichst nie in ein Alten- oder Pflegeheim zu gehen. Ich habe einen Artikel darüber im Netz gefunden und stelle ihn hier ein.

"In deutschen Pflegeheimen werden zahlreiche Senioren "abgezockt und totgepflegt". Dies behauptet der frühere Wirtschaftsmanager Markus Breitscheidel in seinem Buch, das heute in Berlin veröffentlicht wurde. Auch in einem bayerischen Seniorenheim entdeckte er unhaltbare Zustände. Sozialministerin Christa Stewens hat in Bayern 1 auf die Vorwürfe geantwortet.
Breitscheidel hatte seinen Beruf aufgegeben und sich in fünf verschiedenen Pflegeheimen im Bundesgebiet als Pfleger anstellen lassen, um Missstände aufzudecken. Sein Bericht ist erschreckend: So sei eine 61-jährige Frau quasi bei lebendigem Leibe verwest, weil ihre Wunden, die durch das Liegen entstanden waren, nicht ausreichend versorgt worden waren.Überlastetes PersonalDer Autor war auch in einem Seniorenheim in Pullach im Landkreis München beschäftigt: Auch dort sei das Personal derart überlastet gewesen, dass nicht genügend Zeit für eine ausreichende Pflege gewesen sei. Die Patienten hätten am Tag zwischen 200 und 400 Milliliter Flüssigkeit erhalten, unruhige Bewohner seien gefesselt oder mit Beruhigungsmitteln ohne ärztliche Beratung ruhig gestellt worden."

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/C9iFkqyBd


Vorlesefunktion  Literaturfreund antwortete am 14.09.05 (11:10):

Nathalie Heinke:
Der vermeintlich letzte Ausweg

Weit über zehntausend Menschen sterben jährlich in Deutschland durch Selbstmord. Das sind mehr, als im Straßenverkehr umkommen. Vor allem die über 60-Jährigen sind suizidgefährdet. Die Ursachen sind Depressionen und Einsamkeit - von NATHALIE HEINKE (taz Nr. 7077 vom 13.6.2003)
(...)
Suizide im Alter verlaufen meistens tödlich und werden im Vergleich zu jüngeren Selbstmördern mit größerer Entschlossenheit ausgeführt. So wählen vor allem alte Männer radikale Methoden wie Erhängen oder Erschießen, wenn sie sich für den Suizid entschlossen haben. Und: "Alte Menschen geben im Vorfeld einer Suizidhandlung seltener Warnsignale. Ihre Tat ist weniger als Hilfeappell angelegt, stattdessen dient sie der Beendigung einer auswegslosen Situation", führt Hirsch aus.

Nach Depressionen und Suchtmittelabhängigkeit scheint das Kriterium Alter die dritthäufigste Gefährdungskategorie für eine suizidale Entwicklung zu sein, so die Expertensicht. Einsamkeit, der Verlust des vertrauen Umfeldes oder des Lebensgefährten, Krankheit, Isolation, Armut und Misshandlungen - die Gründe, weshalb alte Menschen an Selbstmord denken oder ihn in die Tat umsetzen, sind vielfältig. "Das größte Risiko, sich für einen Suizid zu entscheiden, ist immer noch die psychische Erkrankung, vor allem die Depressionen", meint Erlemeier. "Depressionen und Suizid sind eng miteinander verbunden", weiß auch Hirsch. Ihrer Ansicht nach könnte ein Großteil der Selbstmorde verhindert werden, würde man die Depression frühzeitiger und fachkundiger behandeln. Auch der Münchner Psychiaters Ulrich Hegerl teilt diese Sicht. Bestätigt werde dies etwa durch den Rückgang der Selbstmorde in Nürnberg; dort hatte es im Jahr 2001 das Pilotprojekt "Bündnis gegen Depressionen" gegeben, an dem sich Hausärzte, Kirchen, Selbsthilfegruppen, Kliniken sowie Polizei und Feuerwehr beteiligt hatten.

Suizid sei selten eine wirklich freie Entscheidung und Ergebnis einer nüchternen Bilanz, erklärte Hegerl. Ursache seien fast immer Depressionen oder andere psychische Erkrankungen. (...)
"Alte Menschen, vor allem alte Selbstmörder haben keine Lobby", moniert auch Erlemeier. "Bedenklich ist, dass gerade bei alten Menschen das Argument eines Bilanzsuizides angeführt und gesellschaftlich ohne ausreichende Hinterfragung eher akzeptiert wird", kritisiert Hirsch. Was aber, wenn die Lebensmüdigkeit vielmehr Resultat von Einsamkeit und Isolation ist?
(...)
So sind nach Angaben Erlemeiers nur maximal 10 Prozent der Ratsuchenden in ambulanten Krisendiensten Menschen über 60 Jahre.
"Das ist eine schwindend geringe Zahl, wenn man bedenkt, wie hoch die Suizidrate bei älteren Menschen ist", beklagt er.
(...)
"Alte Menschen benötigen generationsübergreifende Freundschaften", rät Hirsch. "Sie müssen stabile Beziehungen aufbauen." Darüber hinaus sollten sie sich Aufgaben suchen, beispielsweise in Vereinen, in Seniorenselbsthilfegruppen oder sich bei den eigenen Kindern unentbehrlich machen. "Letztlich ist es", so Hirsch, "die Einsamkeit, die zum Tod führt."