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THEMA: Das Zeitempfinden verändert sich im Laufe des Lebens!
19 Antwort(en).
Arno_Gebauer
begann die Diskussion am 15.10.06 (22:50) :
Hallo, Forumsbeteiligte,
ich weiß nicht, ob es Euch auch so wie mir ergeht:
Die Zeit rast immer schneller!
Ich vermute mal, daß dies daran liegt, daß mit zunehmenden Lebensalter man mehr weiß und dadurch schneller Veränderungen wahrnimmt. Seht Ihr das auch so?
Viele Grüße Arno Gebauer
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Tabaiba
antwortete am 15.10.06 (23:32):
Viele Menschen empfinden das so, nicht nur die älteren, wie ich aus Gesprächen mit jüngeren Kolleginnen weiß. Vermutlich ist es unsere schnelllebige Zeit, die uns das so empfinden läßt. Früher war doch alles etwas gemütlicher, die Menschen haben zwar teilweise körperlich schwerer und stundenmäßig mehr gearbeitet, aber heute muss alles in kürzerer Zeit erledigt werden. Auch wenn einem dazu in der heutigen Zeit bedeutend mehr Hilfsmittel zu Verfügung stehen, der Druck ist enorm gestiegen gegenüber früher. Da ich noch berufstätig bin empfinde ich es vielleicht sogar noch stärker, mir kommt es manchmal so vor, als wäre die Woche gar nicht lang genug, um alles was man sich vornimmt zu erledigen.
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Felix
antwortete am 16.10.06 (01:49):
Wir haben hier im ST auch schon über dieses Phänomen diskutiert.
Ich zitiere hier einen eigenen Beitrag vom 29.02.2004 (16.32):
"Dass die subjektive Empfindung der Zeitdauer vom chronologischen Zeitablauf abweicht ist vermutlich jedem Menschen bekannt.
Die Zeitempfindung hängt mit unterschiedlichen Faktoren zusammen:
- Erwartungshaltung, Warten auf das Eintreffen eines Ereignisses dehnt die empfundene Dauer. Extrem während Unfallsituationen wo Bruchteile von Sekunden zu Lebensabschnitten werden können. - Traumerleben kann auch zu extremen Zeitdehnungen führen. - Künstlich erzeugbare Zeitempfindungsstörung sind auch bei Psychopharmaka wie z.B. LSD bekannt. - Zeitabschnitte, die reich an Neuerlebnisse sind, werden meist als länger empfunden als routinemässige Abläufe. Bei einem Ferienaufenthalt in einer fremden Umgebung werden die ersten Tage viel länger empfunden als nach einer gewissen Angewöhnung. Die letzten Tage verfliegen oft viel zu schnell! - In jungen Jahren, vorallem in der frühen Kindheit, werden wir ständig von Neuem überschüttet. Die subjektive Zeitempfindung bleibt über lange Zeiträume gedehnt. - Beim alternden Menschen werden neue Erlebnissituationen immer seltener ... dafür überwiegt der zur Routine gewordene gleichförmige Tagesablauf. Zeitmarken sind weniger häufig, die Zeit zwischen diesen schmilzt. So werden Zeitintervalle scheinbar verkürzt, und somit empfindet man den Zeitablauf als beschleunigt.
Mein perönliches Erleben des Zeitablaufes hängt somit stark von meinen Aktivitäten zusammen. Bei meinen häufigen Reisen in mir noch fremde Länder, das bewusste Setzen von neuen Zeitmarken durch erlebnisreiche Unternehmungen wie neue Bekanntschaften machen, etwas Neues wagen, Besuch von Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen, Theaterveranstaltungen, Feste etc. werde die Tage von neuem Erleben erfüllt und erscheinen damit länger als die Routinetage dazwischen.
Die Zeitempfindung ist also steuerbar!"
Aber es gibt darüber noch andere Diskussionen im ST!
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv7/a217.html
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schorsch
antwortete am 16.10.06 (09:11):
Ich erinnere an das Lied von der Uhr, wo der Text so beginnt: "Ich trage wo ich gehe stets eine Uhr bei mir..." Und dann kommt sinngemäss: "Ich möchte, dass an manchen Tagen die Uhr schneller läuft und an anderen Tagen langsamer". Und dann am Ende des Liedes die Bitte, der HERR möge ihm nichts nachtragen, denn die Uhr blieb von selber stehn.
Und so ists doch ständig: Manchmal möchten wir, dass die Zeit stehen bliebe - weil wir gerade etwas Schönes erleben. Und manchmal möchten wir, wenn wir wissen, dass der kommende Tag Unerfreuliches bringt, diesen einfach auslassen.
Schön, dass niemand, auch nicht der Reichste der Erde, mehr als 24 Stunden pro Tag sein Eigen nennen kann.....
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Giovanni
antwortete am 16.10.06 (09:45):
Klar, man empfindet den Ablauf der Zeit abhängig von der jeweiligen Situation unterschiedlich schnell. Wenn man auf etwas wartet, scheint die Zeit zu kriechen. Hat man jedoch bei einer Arbeit einen Termin einzuhalten, rast die Zeit oft scheinbar davon.
Inder Ausgangsfrage ging es aber wohl weniger um dieses temporär unterschiedliche Zeitempfinden, sondern um das scheinbar schnellere verstreichen der Zeit mit zunehmendem Alter.
Hierzu habe ich mal eine Erklärung gelesen, die mir einleuchtend scheint.
Für einen Zehnjährigen sind die letzten 10 Jahre 100 Prozent seines Lebens gewesen, also sehr viel. Für einen Zwanzigjährigen sind die letzten 10 Jahre ''nur'' 50 Prozent seines Lebens, also schon deutlich weniger. Für einen Fünfzigjährigen sind die letzten 10 Jahre dagegen nur noch 20 Prozent seines Lebens. Und so weiter.
Anders herum sieht die Rechnung so aus: Für einen Zehnjährigen sind zum Beispiel die letzten 20 Prozent seines Lebens nur 2 Jahre gewesen. Für einen Fünfzigjährigen dagegen waren die letzten 20 Prozent schon 10 Jahre.
Hinzu kommt, dass man die Zeitlänge, im Nachhinein betrachtet, mit dem Erlebnisgrad verbindet. Ein Kleinkind erlebt täglich neue Dinge. Ein Schüler lernt täglich etwas hinzu. Ein Erwachsener dagegen hat oft jeden Tag denselben Ablauf ohne dass sich wirklich Neues ereignet. Im Nachhinein betrachtet ist also in den ersten Jahren viel mehr passiert, als in den letzten.
Manche Menschen versuchen, was an sich nicht falsch ist, sich den Erlebniseffekt auch im Alter zu erhalten. Doch das lässt sich nicht grenzenlos steigern. Die erste Urlaubsreise zum Beispiel war etwas Außergewöhnliches. Bei der zweiten wusste man schon ein Bisschen, was auf einen zukommt. Man kann das zwar steigern, indem man immer weitere und exotischere Urlaubsziele auswählt, doch letztlich ist auch das dann nicht mehr wirklich neu.
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NIL
antwortete am 16.10.06 (10:55):
Mir fällt auf, dass vor allem im N a c h h i n e i n, aslo im Rückblick, es so erscheint, dass die Zeit rast.
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Miriam
antwortete am 16.10.06 (11:09):
Als erstes fiel mir zum Thema ein, dass in Algerien (ich glaube bei den Kabylen), die Uhren als „Mühlen des Teufels“ bezeichnet werden. Doch in der westlichen Welt sieht es ein wenig anders aus. Die Zeit sei unser kostbarstes Gut – das mag auch stimmen, aber der Satz selber ist unterschiedlich gemeint. Der Ausdruck „time is money“ ist uns allen bekannt, und ich denke, dass das „kostbare Gut“ leider oft unter diesem Aspekt gemeint ist. Wer aber Zeit im Geldwert oder Geldzugewinn misst, der wird natürlich die Uhren nicht als Mühlen des Teufels betrachten – so wie er auch seinen Kontoauszug als besonders wichtig erachtet – denn dieser gibt ihm die wertvollste Auskunft darüber ob er seine Zeit gut genutzt hat.
Gibt es die Zeit überhaupt – oder haben wir diesen Begriff eingeführt und auch all das was zu seiner Messung dient, um uns eine Orientierung in unserem Leben, in dessen Zeitabschnitten zu ermöglichen? Nun, es zeigte sich im Nachhinein - und ich denke, dass wir alle diese Erfahrung gemacht haben - dass die messbare Zeit so gar nicht mit unserem subjektiven Zeitempfinden übereinstimmt. Und trotz aller Uhren oder anderer Geräte die der Objektivierung dienen sollen, kann unsere eigene Wahrnehmung nur auf einer gewissen Ebene korrigiert werden – eine Ebene auf der wir aber nicht das Wesentliche erleben.
Die Dauer der Zeit wird uns bewusst während wir etwas erleben – aber wenn wir uns das Erlebte ins Gedächtnis rufen, scheint uns die Zeit verzerrt – mal verkürzt, mal auch verlängert, je nachdem an welchen Erlebnissen die Zeitspanne gebunden ist.
Was mir so paradox erscheint: je mehr man sich bemüht hat zeitsparende Geräte zu erfinden, desto mehr erleben wir den Zeitdruck. Im Alter kommt noch die altersbedingte Beschleunigung der Zeit dazu. Vielleicht weil wir fast schon unwillkürlich die Zeit anders bemessen: wir orientieren uns an dem immer kürzeren Zeitabschnitt der noch vor uns liegt.
Schönes Thema.
Liebe, nicht zeitsparende Grüße
Miriam
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hl
antwortete am 16.10.06 (16:11):
Ich habe das Empfinden, dass die Zeit sehr schnell im (beruflichen) Alltag vergeht, aber wunderbar langsam an meinen freien Tagen, die vollgestopft sind mit allen möglichen und abwechslungsreichen Unternehmungen.
Eine Arbeitswoche, die sich bei mir fast immer gleich gestaltet, ist im Nu verflogen, mein Freitagsspruch lautet fast immer "Ist schon wieder Wochenende?".
Dagegen war ich letzthin 5 Tage unterwegs, habe neue Menschen kennengelernt, Städte besichtigt, viel geredet, viel fotografiert.. und diese 5 Tage kamen und kommen mir auch heute noch doppelt so lang vor.
Meine Schlussfolgerung: Gleichmaß in der Lebensgestaltung verkürzt die Zeit, Abwechslung dagegen verlängert sie.
Alles subjektiv gesehen, natürlich.
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Giovanni
antwortete am 17.10.06 (05:43):
Da kannst du dich glücklich schätzen, hl!
Den meisten Menschen geht es wohl eher umgekehrt. Ist allerdings auch eine Frage der Einstellung.
Montags morgens höre ich gelegentlich folgende Sprüche:
Pessimist: ''Puh! Schon wieder so eine Woche, die einfach kein Ende nehmen will!''
Optimist: ''Super! Schon übermorgen sind's nur noch zwei Tage bis zum Wochenende!''
Aber mal im Ernst - im Eingangsbeitrag ging es, wie schon gesagt, nicht um das kurzfristige, situationsabhängige Zeitempfinden, sondern um die Tatsache, dass die Zeit mit zunehmendem Alter schneller zu vergehen scheint.
Frage mal ein Kind, was es zum Beispiel in den letzten Jahren an Geschenken bekommen hat (Weihnachten, Geburtstag usw.). Viele werden dir spontan etliche Dinge aufzählen können. Stelle die Frage einem älteren Erwachsenen und die meisten werden sich selbst nach einiger Überlegung an deutlich weniger Dinge erinnern (obwohl es doch insgesamt mehr gewesen sein müssten).
Für einen Erwachsenen ist vieles, was einem Kind neu ist, bereits irgendwie bekannt, so dass er es gar nicht mehr so hoch einstuft. Ein Kind weiß zum Beispiel am Ende der Woche recht genau, was in der Schule gelehrt wurde. Ein Berufstätiger kann freitags oft nicht mehr sagen, was am Montag war. Und zwar nicht, weil er vergesslicher ist, sondern weil die Ereignisse für ihn zu alltäglich waren, um es ''wert'' zu sein, sie sich zu merken.
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schorsch
antwortete am 17.10.06 (08:21):
Am 1. Tag eines Lebens ist noch 100 % aller Erlebnisse absolut neu.
Am Ende der 1. Woche ist schon vieles Routine.
Nach dem 70. Lebensjahr gibts kaum noch Neues.....
Auch darum ändert sich das Zeitgefühl.
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Tobias
antwortete am 17.10.06 (18:41):
Das Zeitgefühl im Alter wird meiner Ansicht nach durch einen längeren Aufwand den ich zu einer Handhabung benötigt sehr verwischt. Was ich in jungen Jahren in kürzester Zeit erledigt habe kann ich zwar immer noch ,aber der Zeitaufwand hierfür ist viel länger. Damit erkläre ich mir diese, im Alter festgestellte Zeitraserei.
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Giovanni
antwortete am 17.10.06 (21:18):
Tobias, das mag sicherlich ab einem gewissen Zeitpunkt zutreffen, doch momentan (ich bin 51) habe ich noch keineswegs das Gefühl, dass mir die Dinge langsamer von der Hand gehen, als in jüngeren Jahren - im Gegenteil, ich mache Vieles sogar schneller, weil ich heute routinierter bin.
Dennoch habe auch ich das Gefühl, dass die letzten Jahre schneller verstrichen zu sein scheinen, als die ersten. Und das führe ich halt darauf zurück, dass man mit zunehmendem Alter immer weniger Neues erlebt. Alltagstrott wird halt vom Gehirn kaum gespeichert und die damit verbundene Zeit wohl auch nicht?
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Tobias
antwortete am 18.10.06 (09:57):
Hallo Giovanni, es liegt am Altersunterschied, ich bin 23 Jahre älter als du.
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Medea.
antwortete am 18.10.06 (13:39):
Mir kommt es vor, als sei Zeit eine Art Illusion. Heute habe ich zum Beispiel sehr viel davon, morgen schon wird sie mir knapp und übermorgen stelle ich fest: also heute habe ich gar keine Zeit, wie soll ich bloß alles bis zum Abend schaffen, was so anliegt und erledigt werden müßte. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, schaffen wir uns unser Zeitguthaben oder Zeitminus selbst. Es gibt Tage, da lebe ich ganz bewußt in den Tag hinein, nehme mir eine Auszeit von der Zeit, schaue nicht auf die Uhr, die sonst so große Mahnerin, sitze vor dem PC, lese hier ein wenig, schreibe dort ein paar Sätze und dann stelle ich plötzlich fest, wieviel Zeit gerade in dieser Zeit vergangen ist. Unmerklich gewissermaßen aber geradezu phänomenal.
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nasti
antwortete am 18.10.06 (21:20):
Meine zeit heute:
10 Uhr müsste ich an einer Versammlung teilnehmen. Ich habe starke schnupfen, und nahm ich dagegen ein rezeptfreie Medikament. Während der Versammlung / musste ich sogar verlassen/ ging mir verdammt schlecht, war ich schläfrig und schlapp und gegen meine Gewohnheiten ging nach Hausse zurück, schlief ich sofort ein. Nach 4 Stunden hat mich ein Telefon wach gemacht, danach wieder 2 Stunden Schlaf. Inzwischen habe mich in Telefon geäußert, das ich mein Testament schreiben muss, war ich überzeugt dass ich wirklich am Ende bin. N ur jetzt abends stellte ich fest, ich verwechselte die Pillen gegen Schnupfen mit eine starke Schlaftablette. :O))))) Bin NOCH nicht am ende, aber die Zeit heute war wirklich kurz. Mal sehen was ich so Nacht tue heute…..
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schorsch
antwortete am 19.10.06 (09:34):
nasti, was glaubst du denn, wie viele Frauen schon eine andere Pille mit einer Schlafpille verwechselt haben - oder umgekehrt ! (;-)
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nasti
antwortete am 19.10.06 (20:44):
Hi schorsch,
und die Nachwirkungen sind noch da, jetzt habe ich 2-tes mal das gleiche geschrieben. Ob das Alz kommt auch langsam??????
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Gerdi
antwortete am 25.10.06 (13:05):
Hierzu vielleicht einmal lesen von Douwe Draaisma "Warum das Leben schneller vergeht, wenn man älter wird".
:-)
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schorsch
antwortete am 25.10.06 (15:28):
Da ich ein Berner bin (die sind sprichwörtlich langsam!), fällt es mir zunehmend schwerer, mein inneres Alter dem äusseren anzugleichen.....
....oder umgekehrt? ):-(
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hugo1
antwortete am 25.10.06 (16:46):
schorsch du meinst doch nicht etwa: Die Mecklenburger und die Berner sind mit ihrer angeborenen Lahmarschigkeit ihrer Zeit weit voraus? *g*
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