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THEMA:   Da steht ein Pferd in der Flur

 14 Antwort(en).

pheedor begann die Diskussion am 20.09.06 (12:48) :

Stand da doch gestern ein Pferd zwar nicht auf dem Flur, dafür aber in der Flur, auf dem eingezäunten Radweg, ein ausgewachsenes, kräftiges Pferd, weißer und brauner Hautfarbe. Nun kam bei dieser Begegnung die Frage auf, ob sich das Pferd widerrechtlich verhielte, ob dies nun nur Verkehrsbehinderung oder schon Pferdeterror sei. Aus der Sicht des Pferdes, das auf den angrenzenden Koppeln Hausrecht hatte, waren solche Betrachtungen sicherlich zweitrangig, und Mensch fand sich in Unkenntnis der Rechtslage zunächst mit dem Ereignis schmunzelnd ab. Zum Glück war Bayern weit weg, somit die dort übliche Maßnahme, ein Tier zu erschießen, ausschied. Man schoß dagegen mit Kameras und versuchte mit gerupftem Gras, Chips, Bonbons, Streicheln, gutem Zureden es zum Verlassen des Radwegs zu bewegen, oder auch zu korrumpieren, was nicht gelang, das Pferd war offensichtlich nicht korrupt, sein gutmütiger Blick, sein wenn auch stures, doch ruhiges Verhalten ließen dem Gedanken an Terrorismus weiterhin ebenfalls keinen Raum. Das Hindernis mit sanfter Gewalt aus dem Weg zu drücken, traute sich niemand. So entstand ein Zweiradstau erheblicher Länge, der durchaus einer Verkehrswarnung durch den Rundfunk würdig gewesen wäre, er bot dann doch eher den an der Weiterfahrt Gehinderten Anlaß, aus dem Proviant mittlerweile stark erwärmtes Mineralwasser, Brote mit zerfließenden Käse zu verzehren, zu rauchen und sich zu unterhalten. Die bis dahin auf Mamas oder Papas Fahrrad in Kindersitze geschnallten Kleinen wollten natürlich aufs Pferd, eine Dame frug, ob dies die Route nach Paderborn sei, oder ob sie sich verradelt habe, also wurden Karten auseinandergefaltet. Ein junges Pärchen ergriff die Gelegenheit zum Schmusen in der Wiese, vorwiegend Männer befanden über die WM, andere über ihre Fahrräder, so erwuchs aus einem tierlichen Verweigern ein anregender Aufenthalt, bis das Pferd einsichtig oder auch in seiner Ruhe gestört, seinen Standpunkt aufgab und gemächlich auf die Koppel trabte. Die Radler schwangen sich wieder auf ihre Zweiräder und wünschten einander gute Fahrt…

… so haben manche als zunächst störend empfundene Ursachen sicherlich unterhaltsame und amüsante Auswirkungen, wie der unerwartete Regen, der mitunter Zweien mit nur einem und zu dem kleinen Regenschirm empfiehlt, unter diesem einander näher zu rücken, oder wie der Geldmangel, der einem jungen Paar erlaubt, nur ein Bett zu kaufen…

(ganz lautlos ist dieser lärm, wmv2006)


 benedikt antwortete am 20.09.06 (12:56):

In der Bahnhofshalle, nicht wo es gehört,
geht ein Huhn hin und her,
wo, wo ist der Stationsvorsteher?

Wird dem Huhn man nichts tun,
hoffen wir es nicht, sagen wir es laut,
dass ihm unsre Sympathie gehört,
auch an dieser Stelle, wo es stört?

(Christian Morgenstern)

Benedikt


 Tabaiba antwortete am 20.09.06 (13:15):

@pheedor

Das ist doch mal eine schöne Abwechslung im grauen Alltagseinerlei und vor allem hat es wildfremde Menschen dazu gebracht, miteinander zu kommunizieren. Das hat was ;-)

wie Du schon richtig angemerkt hast, passierte das nicht in Bayern, sonst wäre das Pferd evtl. als gefährliches Tier eingestuft worden :-)). Gehe davon aus, dass sich das ganze in NRW zutrug und da ist man eben Tieren gegenüber toleranter ;-)

Ehe die Bayern unter uns nun aufschreien, ich hoffe, Ihr versteht ein wenig Ironie.


 pheedor antwortete am 20.09.06 (14:09):

@tabaida,

richtig, so geschehen unweit des Kemnader Sees, die Kamera wär glücklicherweise dabei, so daß ich das Ereignis im Bild festhalten konnte...


 Marieke antwortete am 20.09.06 (21:21):

Der Gaul.

Es läutet beim Professor Stein.
Die Köchin rupft die Hühner.
Die Minna geht: Wer kann das sein?-
Ein Gaul steht vor der Türe.

Die Minna wirft die Türe zu.
Die Köchin kommt: Was gibt´s denn?
Das Fräulein kommt im Morgenschuh.
Es kommt die ganze Familie.

"Ich bin, verzeihn Sie," spricht der Gaul,
der Gaul vom Tischler Bartels.
Ich brachte Ihnen dazumaul
die Tür- und Fensterrahmen!"

Die vierzehn Leute samt dem Mops,
sie stehn, als ob sie träumten.
Das kleinste Kind tut einen Hops,
die andern stehn wie Bäume.

Der Gaul, da keiner ihn versteht,
schnalzt bloss mal mit der Zunge,
dann kehrt er still sich ab und geht
die Treppe wieder hinunter.

Die dreizehn schaun auf ihren Herrn,
ob er nicht sprechen möchte.
Das war, spricht der Professor Stein,
ein unerhörtes Erlebnis! ..

Christian Morgenstern


 Felix antwortete am 21.09.06 (01:23):

@ benedikt,

wenn du schon Morgenstern zitierst ... weshalb nicht richtig?

Das Huhn

In der Bahnhofhalle, nicht für es gebaut,
geht ein Huhn
hin und her ...
Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteh'r?
Wird dem Huhn
man nichts tun?
Hoffen wir es! Sagen wir es laut:
daß ihm unsre Sympathie gehört,
selbst an dieser Stätte, wo es - "stört"!

Christian Morgenstern


 schorsch antwortete am 21.09.06 (08:38):

In der Bahnhofhalle
steht ein Gaul.
Drüber sinnieren?
bin zu faul!

Schorsch

P.S.

Der Gaul, nun richtig böse,
liess was fallen mit Getöse.
Was das ist?
Pferdemist!


 pheedor antwortete am 21.09.06 (09:05):

man hätte der Pferdeflüsterer sein müssen...

*wieher*


 pheedor antwortete am 21.09.06 (09:11):

@schorsch,

nach meiner Erfahrung geht das >etwas fallen lassen< beim Pferd relativ geräuschlos vor sich... :-)


 benedikt antwortete am 21.09.06 (12:56):

Entschuldige Felix, Du hast recht. Ich habe es so zitiert, wie es mir mein Vater beibrachte, damals war ich fünf Jahre alt. Ich finde nach gut 50 Jahren ist es fast wortgetreu, was den Lapsus nicht entschuldigt.

Liebe Grüße
Benedikt


 Tabaiba antwortete am 21.09.06 (16:13):

Bravo Benedikt, da hast du ja ein gutes Gedächtnis -:)), trotz des kleinen, aber verzeihlichen Lapsus.


 schorsch antwortete am 21.09.06 (18:57):

pheedor, Dichter dürfen das etwas anders sehen (;-)


 pheedor antwortete am 21.09.06 (23:14):

@schorsch, die Dichter dramatisieren zumeist bei ganz undramatischen Anlässen:

der Dichter seine Verse baut
bei Goethe und bei Schiller klaut
usw. usf...
für die Kritik, die sie zusammenhaut... :-)


 schorsch antwortete am 22.09.06 (10:11):

pheedor

Bin zwar nicht Goethe und nicht Schiller,
bin nur ein kleiner Versekiller.
Doch weil DIE beiden nicht geblieben,
hab ich nun diesen Vers geschrieben!

Das meint in aller Bescheidenheit

der schorsch


 pheedor antwortete am 22.09.06 (12:16):

nun ja, Schorsch, wo wir beim Pferd sind, könnte man den Erlkönig zitieren, und fürs Dichten wäre da noch Wilhelm Busch zugegen...

... meine letzte Dichtung mißlang leider, sie hieß >Wasserhahn<, ich mußte den Klempner rufen, der konnte besser dichten... :-)