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THEMA:   Nur ein toter Bär?

 68 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 26.06.06 (12:28) :

Bruno ist erlegt und Anwohner atmen auf, weiter entfernt lebende Beobachter sind enttäuscht.

Nur ein toter Bär? Eine nette Sommerepisode, nichts weiter?

Ich meine nein. Bruno hat uns gezeigt, dass die Monokultur Mensch neben sich kein "Unkraut" duldet. Natur ist dem Menschen solange gut, wie sie seinen Interessen, seiner Erholung, seiner Ernährung dient. "Natur" per se hat kein Lebensrecht, bzw. es wird ihr nicht zugebilligt.

Ich stelle das fest ohne behaupten zu wollen, das Gegenteil wäre richtig. Der Mensch hat sich diese Erde untertan gemacht und damit geht sehr viel zugrunde, was ohne ihn überlebt hätte. Wir können das bedauern (ich tue das), aber zu ändern sein wird es kaum, es sei denn wir definieren Reservate, in denen sich die "Natur" ohne den Menschen entwickeln darf.

Solche Tierreservate können wir aber nicht nur in der Serengeti fordern, sondern müssten auch bereit sein, vom eigenen Garten ein Stückchen abzugeben.


 ullika antwortete am 26.06.06 (12:57):

Dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen. Für mich bleibt die Frage offen, warum der Bär erschossen, aber nicht mit einem Betäubungsgewehr auf ihn geschossen werden konnte.


 Gudrun_D antwortete am 26.06.06 (12:57):

Grundsätzlich teile ich Deine Ansicht,Karl!

Aber,im Fall Bruno habe ich Bedenken.

Stets wird immer nur
der arme Bär Bruno
bedauert!

Denkt denn niemand an die vielen Schafe,die er gerissen hat und die elendlich verbluteten?
Und das nur -vermutlich- aus Lust am Töten!

Hätten erst Menschen verletzt oder getötet werden müssen?

Ich bin mir nicht mal sicher,ob er mit einem Narkosegewehr lahmgelegt eingefangen, sich in Gefangenschaft problemlos eingefügt hätte.

Da Bruno sich so wenig artgerecht verhalten hat,ist zu vermuten,dass er möglicherweise krank-zumindest aber verhaltensgestört war!

Wenn wir gefährlich sein könnende Wildtiere wieder ansiedeln,sollte das in absolut angepasster Umgebung sein.
Dazu müsste der Mensch bereit sein,Wälder und Landschaften für diese Tiere abzugrenzen.

Ich denke,das wäre sinnvoller,als immer neue Skiliftstationen zu bauen und der damit verbundenen Sportaktivitäten kostbare Landschaft zu zerstören!

Wie lange noch werden die Berge sich das gefallen lassen?


 Gudrun_D antwortete am 26.06.06 (12:58):

..ach ja,Hühner und Kaninchen standen ja auch auf seiner Tötungsliste..


 Lissi antwortete am 26.06.06 (13:09):

millionen von tieren stehen auf der tötungsliste von menschen !
mehr fällt mir zur nachricht: bruno erschossen, nicht ein.
ich glaube nicht, dass er menschen angegriffen hätte, fällt mir dazu noch ein.


 Arno_Gebauer antwortete am 26.06.06 (13:54):

Hallo, Karl,

mich würde interessieren, wer namentlich den Bär ermordet hat.
Diesem "Bärentöter" müßte in Bayern ein Denkmal für
die selbstlose und mutige Tat errichtet werden.

Er ist wirklich ein moderner Volksheld, oder doch
nicht?!!!!

Viele Grüße
Arno Gebauer


 Dunkelgraf antwortete am 26.06.06 (15:20):

Ich finde es eine Schande! Die Deutschen regen sich auf, wenn in Afrika und Asien Großwild nur der Stoßzähne und der Fälle wegen, oder auch nur wegen der Jagdlust getötet werden, ganze Tierarten ausgerottet werden. Und wir können nicht einmal mit vereinzelten Bären umgehen. Genau so ist es doch, wenn sich einmal wilde Wölfe in unsere Wälder verirrten. Die wurden bisher auch einfach abgeschossen.
Mir soll keiner mehr etwas von Artenschutz erzählen.
Wieso ist eigentlich der Mensch mehr wert als ein Tier?


 simba antwortete am 26.06.06 (16:20):

Tja - 123.000.000 (einhundertdreiundzwanzig Millionen) Tiere werden tagtäglich auf der Erde für die Bedürfnisse des Menschen getötet und jetzt macht man ein Geschrei wegen der paar Schafe..... Kein Funken Mitleid für die von Menschen getöteten Tiere, aber grosses für jene die von Tieren getötet wurden - eine recht komische Moral...


 Catty antwortete am 26.06.06 (17:09):

Dunkelgraf,
Dein Text von 15:20 ist völlig auch meine Meinung!!


 hugo1 antwortete am 26.06.06 (20:01):

ich bin nicht der Meinung, daß unter uns ein -in die Wildnis gehörender Bär frei herumlaufen kann, darf oder sollte.
das ist für beide Seiten problematisch. Hier gbts seit Jahrhunderten keine für Bären brauchbaren und ihrem Naturell angepassten Lebensräume mehr. Da können wr uns das auch noch so sehr wünsche, es ist nicht machbar, es geht nicht gut.
Als Bär hat er viele Möglichkeiten mit der sogenannten Zivilisation in Konflikt zu kommen aber fast keine Möglichkeit diesen Konflikten auszuweichen.
Da steht er plötzlich, völlig untypisch für freie Jagdgründe, vor einem Schafspferch, darin hundert unbewachter Schafe ohne Fluchtmöglichkeit, da stehen Mülltonnen voller duftender, aber gefährlicher Verlockungen, da gibt es Kanninchen hinter schwachem Drahtgeflecht, Bienen in leicht zu öffnenden Kästen, Hühner, die nicht mehr wegfliegen können usw... Aber es gibt eben auch Bahnlinien, Strassen, Autobahnen, Hubschraubergeräusche, Flüsse mit betonierten Steilufern,,,,also stets und ständig Konflikt-, und Gefahrenpotential, da gibt es wandernde Menschen en Masse, spielende Kinder, abgezäunte aber überwindbare Flächen mit gelagerten Materialien, chemischen Gefahrstoffen, technischen Geräten, elektrisch geladenen Leitungen usw, usf
Nun sagt mir bitte, was hat ein -die Freiheit beanspruchender und nun von vielen bedauerter Bär hier zwischen und unter uns zu suchen und was soll er hier finden? Nix, rein gar nix, nicht mal ein Käfig, ein Stall oder im besten Fall ein Freigehege mit täglicher Fütterung von toten Hühnern, Gemüseabfällen, tierärztlicher Überwachung,,,,,
Sollen die Bären dort eine Heimat behalten, wo sie noch relativ Freiräume haben und nicht für den Menschen zur Plage werden. Auch im relativ dünn besiedeltem Kanada scheint der Mensch für den Bären allmählich zur Plage zu werden,,,,was also erwarten wir hier von einem Bären ? Das er sich so verhält wie wir es wünschen, aber das geht nicht, das wird nie klappen, dafür sind die Umweltbedingungen nicht geschaffen. Punkt, ich will hier keine Affen, Keine Riesenschlangen, keine Beutelratten und schon gar keine Bären (auch wenn die mal hier Ihre Heimat hatten, aber die hatten hier auch die Säbelzahntieger)*g*
Gegenwärtig bemühen sich hier die Jäger, jede Menge Waschbären in Ihren Revieren zu dezimieren,,,


 Marina antwortete am 26.06.06 (22:12):

Hugo, ich sehe das eigentlich so ähnlich wie du. Hätte man warten sollen, bis die ersten Menschen draufgehen?

Hier ein ziemlich witziger (finde ich jedenfalls) Ausschnitt aus der SZ von heute:

„Jörn Ehlers, Bärenexperte der Umweltorganisation WWF, sagt:
'Der Braunbär ist kein verwunschener Prinz, sondern ein gefährliches Raubtier.’

Eigentlich will er damit sagen:
Meine Güte, wir sind einfach zu blöd, blöd, blöd, um den verdammten Bären einzufangen. Nicht mal diese Problemfinnen haben es gepackt. Jetzt knallen ihn die Jäger halt ab, mei. Aber wie verkaufe ich das meinen Mitgliedern? Die lieben doch alle den Bruno – schließlich retten wir auch Wale, Gorillas und Pandas! Ich sage einfach, dass Bruno den netten Schafen und Hasen weh tut und total gefährlich ist. Kein 'verwunschener Prinz’, das ist die richtige Wortwahl für unsere sentimentalen Panda-Schützerinnen.“

Arno Makowsky

Quelle: Süddeutsche Zeitung 26.06.2006 (vor Abschuss von Bruno gedruckt natürlich) :-)


 Dunkelgraf antwortete am 26.06.06 (22:29):

@marina, @hugo,
sicher denken so wie ihr viele, aber ich nicht.
Ist euch klar, daß ihr damit das Todesurteil über alle Wildtiere dieser Erde aussprecht?
Eigentlich sind sie uns alle im Wege. Und im Zoo leben sie nicht artgerecht. Ein Bär, ein Tiger, ein Wolf braucht nun einmal seine Beute.
Noch gibt es auf der Erde unterentwickelte Länder mit einigen Nischen für Wildtiere, aber im Zuge der Globalisierung wird es in nicht weiter Zukunft überall so aussehen wie in Deutschland. Dann gibt es kein Platz mehr für Tiere! Schon ein Reh ist den Verkehrsteilnehmern ein Ärgernis. Weg damit!
Bruno war zwar nur ein Bär unter vielen, der Opfer dieser ....... Menschen wurde, aber er ist für mich eine Art Symbol des Untergangs der unwiederbringlichen Natur. Mir wird ganz schlecht.
:-(


 Giovanni antwortete am 27.06.06 (03:59):

@Dunkelgraf: Ich verstehe dich durchaus. Doch stelle dir mal vor, der Bär hätte auch Menschen getötet, vielleicht erst ein Kleinkind, weil leichte Beute, und dann immer wieder!? Und stelle dir mal vor, du würdest genau dort wohnen, wo er sich meist aufhält. Fenster und Türen sind für einen Bären keine wirklichen Hindernisse! Bist du sicher, dass du dann immer noch den Bären hättest gewähren lassen wollen?

Übrigens, speziell dieser Bär hatte in manchen Nächten gleich mehrere Tiere gerissen und das meiste davon einfach liegen lassen. Man darf wohl davon ausgehen, dass dies kein normales Verhalten ist? Er tötete eventuell nicht nur aus Hunger!


 Dunkelgraf antwortete am 27.06.06 (08:53):

@Giovanni,
deine Einwände überzeugen mich nicht. Natürlich ist das Leben mit Bären oder Wolfsrudeln in unseren Wäldern ein anderes als das ohne. Man muß sich wieder ändern, darf unsere Wälder nicht mehr als "Freizeitparks" für Wanderer und Kinderspiele betrachten, sondern als Lebensraum, den sich viele teilen, der nicht den Menschen (allein) gehört. Natürlich kann ein Mensch oder ein Kind gerissen werden, wenn man unvorsichtig ist, genau so wie tausende Menschen (und Kinder) im Straßenverkehr zu Tode kommen. Warum werden eigentlich nicht Autofahrer abgeschossen, die die Geschwindigkeitsgrenzen nicht einhalten?
Warum läßt man Schafe und anderes Nutzvieh unbeaufsichtigt im Freien? Früher gab es doch einmal Hirten und Schäfer. Für manche ein Traumberuf. Aha ... sicher kommt wieder das Argument "nicht mehr bezahlbar."


 rolf antwortete am 27.06.06 (09:08):

Hallo Dunkelgraf,
bei diesem Thema kann ich deine Argumente 100%ig unterschreiben.


 Giovanni antwortete am 27.06.06 (10:25):

@Dunkelgraf:

Du schreibst, man muss sich wieder ändern. Da magst du durchaus Recht haben. Doch so, wie es derzeit ist, so ist ja nicht erst seit gestern, sondern über viele Jahrzehnte so geworden. Das kann man nicht einfach von heute auf morgen ''abschalten'' nur weil ein einziger Bär sich hierher verirrt hat.

Du schreibst, ein Mensch kann gerissen werden, wenn man unvorsichtig ist. Und genau da liegt das Problem. Die heutigen Menschen haben gar nicht gelernt, welche Vorsicht bei Raubtieren geboten ist, und das wird man ihnen auf die Schnelle auch nicht beibringen können. Dieser Bär war eine Ausnahme-Erscheinung und als solche stellte er eine weit größere Gefahr dar, als wenn man den Umgang mit Bären gewohnt wäre. So traurig das für diesen einzelnen Bären sein mag, so notwendig war es, ihn zu ''beseitigen''.

Ob unser Umgang mit der Natur ein anderer sein sollte, ist ein anderes Thema. Da gibt es sicherlich Einiges zu verbessern. Doch das wäre, wenn man sich dazu durchringen sollte, ein langwieriger Prozess. Um ''wandernden'' Tieren ihren Freiraum zurück zu geben, müssten zum Beispiel ganze Regionen aussiedeln! Denn es dürfte wohl klar sein, dass ein ''friedliches'' Miteinander mit Raubtieren nur sehr begrenzt möglich ist.


 Literaturfreund antwortete am 27.06.06 (10:36):

Hugo und Marina haben recht.

Die Bärenflüsterer machen sich lächerlich mit ihren ungeklärten Gefühlen.
Sollen sie mal WERNER HERZOGS FILM sehen über einen Bärenangeber in Alaska: "Grizzly Man" (Dokumentation) USA 2005. Die DVD habe ich hier noch nicht gesehen.

https://www.filmstarts.de/kritiken/Grizzly%20Man.html

ODER:
Zeitung lesen, wenn berichtet wird, dass Bärenfleisch von überflüssigen Tieren an Bären verfüttert wird, die später ausgewildert werden sollen, weil kein Platz in Zoos, Zwingern oder Freigehegen mehr ist.
Den fruchtbaren Tieren entsprechen die dummen Menschlein, die ihre Märchenerinnerungen tilgen wollen.
Die wollen wie die Tiernarren in Bärenfellen rumhopsen und tun das verbal.

**

Die Bärenbrummer haben sich selber die Probleme geschaffen, mit der Zucht der Tiere, die man nicht erziehen kann; ab mit ihnen in den Urwald, den es nicht mehr gibt bei uns; auch nicht in den Pyränen.
Auch dort werden die von den fruchtbaren Bärenmüttern verstoßenen Jungtiere streunen und spätestens dann abgeschossen werden.

Trost wird überall produziert in Inszenierungen:
Mediale Ablenkung für die Bärennarren: unsere Bärlis:

Poldi kämpft sich durch die gegnerischen Fallen.
Otti findet selbst aus dem Puff wieder raus nach Hause.
Hape schlich sich durch einige Täler (soweit es seine Kondition zuließ) und alle Kanäle.
Er ließ sich in Santiago de Compostela weihen und wiedererwecken.

*

URL.: Hape-Bär, getarnt.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/3TwaiW0hk


 Dunkelgraf antwortete am 27.06.06 (11:05):

@Giovanni,
es geht nicht um schnelles oder langfristiges Ändern, sondern um das Ändernwollen überhaupt. Und das will man nicht.
Es geht auch nicht um diesen einzelnen Bären, nicht einmal um Bären überhaupt, sondern um die Erhaltung der Natur auf der Erde. Und die ist ein für allemal abgeschrieben. Man will sie nicht. Wenn Natur, dann zum Nutzen der Menschen, in Form von landwirtschaftlichen Nutzflächen, Parks und Gärten. Da ist vielleicht noch Platz für Singvögel und ein paar pussierliche Eichhörnchen, aber dann hört es schon auf. Dieser Einzelbär ist für mich ein Symbol für die heuchlerische Natur- und Tierliebe der Deutschen. Sich über den Verlust des Großwildes in anderen Ländern aufregen (Wale in den Meeren, Elefanten in Afrika, Tiger in Asien). Aber dieser Bärenmord widerlegt alle unsere "Krokodilstränen".

@Literaturfreund,
du bist sicher ein Freund von Kunst und Literatur, aber ein Natur- und Tierfreund bist du nicht.
Deine diskriminierenden Wortschöpfungen imponieren mir auch nicht sonderlich.
:-(

"Hugo und Marina haben recht."
Natürlich haben sie recht. Die Glücklichen haben immer recht.


 Karl antwortete am 27.06.06 (11:51):

Was dem Menschen nicht passt, muss weg!? Der Mensch errichtet auf diesem Planeten eine biologische Monokultur. Selbst seine Haustiere sind gefährdet, zumindest wenn sie eine bestimmte Größe überschreiten, kommt es oft zu völlig unbegründeten feindlichen Attacken der tierentfremdeten Städter. Leider kann ich dies beobachten, da uns die Stadt durch eine Neubausiedlung enger auf den Leib gerückt ist.

Quo vadis homo? Es wird einsam um dich. Die Robocats und -dogs werden übernehmen.


 Dunkelgraf antwortete am 27.06.06 (12:49):

stimmt Karl,
dir als Biologen ist natürlich auch bewußt, welche ungeheure Selbstregulierungskraft die Natur besitzt. Sie ist bisher sehr gut zurecht gekommen (ohne maßgebliches Zutun des Menschen) und hat immer wieder Stabilitätszustände erreicht. Wenn der Mensch wesentliche Komponenten des natürlichen Gleichgewichtes entfernt, dann muß er selber regulierend einwirken um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Ich bezweifle stark, ob der Mensch dazu in der Lage ist, auch wenn er sich so viel auf seine Wissenschaft und Technik einbildet. Er kann ja nicht einmal seine eigenen gesellschaftlichen Probleme wie Armut, Kriege, Terrorismus regulieren, geschweige denn die der Natur. Irgendwie wird er immer wieder Ersatzlösungen erdenken und stolz darauf sein. So wie er das Schädlingsproblem der landwirtschaftlichen Monokulturen durch Vergiftung gelöst hat. Ich bin gespannt, wie er damit umgeht, wenn infolge der Abholzung der letzen Regenwälder der Sauerstoffhaushalt auf der Erde gestört wird. Es wird bestimmt sehr lustig sein, wenn jeder mit seiner eigenen Atemmaske im Gesicht und seiner Sauerstoffflasche auf dem Rücken durch die Stadt promeniert. Ob das sich auch jeder leisten können wird?
;-)


 Marina antwortete am 27.06.06 (14:13):

Ich kann die Verteidiger von Bruno gut verstehen und bin da gar nicht so festgelegt mit meiner Meinung. Mir tut der Bär auch leid, und ich hätte ihm sogar gerne das Leben erhalten, wenn es denn so einfach wäre. Aber den Romantikern möchte ich doch einmal vor Augen führen, dass das Paradies inzwischen verloren ist, will sagen: wir können die Kultivierung des Naturraums, die über Jahrhunderte entstanden ist, nicht einfach rückgängig machen, sie ist irreversibel. Der Zug ist abgefahren. Und es ist Fakt, dass Bären gefährliche Raubtiere und keine Schoßhunde oder noch weniger "verwunschene Prinzen" sind und dass sie in Europa zu wenig Platz und Lebensraum haben. Das sind die Folgen der Zivilisation, die wir Menschen zu verantworten haben, die aber nicht rückgängig zu machen sind.
Was die Haustiere und die "unbegründeten feindlichen Attacken der tierentfremdeten Städter" betrifft, so gibt es durchaus auch den umgekehrten Fall, leider öfter, als einem lieb sein kann. Eine Zeitlang las man in der Zeitung ständig von Atttacken von Kampfhunden, auch anderen großen Hunden, auf kleine Kinder. Daraufhin hat man die Leinenpflicht hier eingeführt, zum großen Ärger der Hundehalter, die meistens nicht eingehalten wird, und ich, die ich sehr gerne lange Spaziergänge im Wald mache, bin darüber nicht besonders glücklich. Denn es ist mir auch schon passiert, dass fremde Hunde an mir hochgesprungen sind oder mich beschnüffelt haben, und das liebe ich nun einmal nicht besonders, abgesehen davon, dass es im Wald auch zu schützende Tiere gibt, denen die Hunde auf der Spur sind. Dabei mag ich Tiere sogar sehr gern, aber nicht das Angeschüffelt- oder Geleckt- oder Angesprungenwerden von mir fremden Hunden. Und viele Aggressionen der "tierentfremdeten Städter" kommen eben daher, denn viele Hundehalter sind unvernünftig und erziehen ihre Tiere nicht richtig.


 Giovanni antwortete am 27.06.06 (14:15):

@Dunkelgraf: Die Natur ist ein zufällig entstandenes Zusammenspiel vieler Faktoren und als solches ein sehr leicht aus dem Gleichgewicht zu bringendes System. Dieses Gleichgewicht haben wir Menschen aber bereits vor geraumer Zeit so massiv gestört, dass gravierende Veränderungen kaum noch aufzuhalten, geschweige denn rückgängig zu machen sind (siehe Klimawechsel). Was wir tun können, ist nur noch Schadensbegrenzung, indem wir versuchen, den Raubbau an der Natur weitestgehend zu unterbinden und dort, wo es möglich ist, Maßnahmen zur Regenerierung zu treffen. Da die Natur ein sehr komplexes System ist, kann allerdings Niemand sicher beurteilen, welche Teile für den Bestand des Ganzen zwingend erforderlich sind und auf welche eventuell verzichtet werden könnte. Es ist also durchaus möglich, dass Bären in ihren Heimatrevieren zum Erhalt eines natürlichen Gleichgewichtes beitragen, welches vielleicht größere Bedeutung hat, als man das überhaupt abschätzen kann. Es kann mir aber Niemand erzählen, dass ein verirrter Bär hier bei uns auch nur den geringsten Beitrag zur globalen Ausgewogenheit beiträgt. Ich halte es daher keineswegs für falsch, diesen einen Irrläufer aus unserem Gebiet zu entfernen. Ob man ihn wirklich hat töten müssen, oder ob es auch praktikable(!) andere Lösungen gegeben hätte, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls ist es ungleich einfacher, ihn von einem der vielen Jäger, die ohnehin ständig unterwegs sind, erlegen zu lassen, als gezielt nach ihm zu suchen. Man muss auch bedenken, dass Gefahr im Verzuge war, man also nicht beliebig lange mehr hat warten können. Und noch mal: Es handelte sich bei diesem Bären keinenswegs um einen niedlichen Schmuseteddy, sondern um ein Raubtier, das vermutlich verhaltensgestört war, also nicht nur aus Hunger tötete. Selbst in Reservaten, wo Raubtiere geschützt sind, werden solche Tiere von den Wildhütern getötet.


 Giovanni antwortete am 27.06.06 (14:42):

@Dunkelgraf:

Die ''ungeheure Selbstregulierungskraft'' der Natur erscheint uns lediglich so. In Wahrheit herrschen in der Natur überwiegend der Zufall und das Chaos und nur das Stärkere bleibt übrig. Die scheinbare Konstanz beruht lediglich darauf, dass die ''natürlichen'' Veränderungen meist mehr Zeit in Anspruch nehmen, als in einem einzigen Menschenleben beobachtet werden kann.

Es hat auch vor der Menschheit schon Arten gegeben, die andere ausgerottet haben und daran zum Teil sogar selber zugrunde gingen. Der Unterschied ist lediglich, dass diesen Tieren, im Gegensatz zu uns Menschen, nicht bewusst war, dass sie sich selber den Ast absägten, auf dem sie saßen.

Unser menschliches Problem ist zudem, dass die Veränderungen, die wir hervorrufen, im Gegensatz zu den Veränderungen, zu denen Tiere fähig sind, globale(re) Ausmaße haben und in einem (für uns) erschreckend kurzen Zeitraum passieren.

Es ist aber keineswegs die Natur, der wir schaden, denn die Natur als solche hat kein Empfinden. Falls wir es schaffen sollten, die Erde für uns selber unbewohnbar zu machen, wird die Natur nämlich auch ohne uns weiterhin existieren und irgendwann sämtliche Spuren unserer Existenz verwischen. Dann spielt es keine Rolle mehr, ob eine Art durch uns oder durch eine ''natürliche'' Katastrophe aussterben musste.

Die Natur ist jedenfalls nichts ''Heiliges'', sondern sie ist die Umgebung, in der wir zufällig entstanden sind, nämlich eine harte, gnadenlose und in keiner Weise gerechte Umgebung.

Es sei denn man betrachtet es theologisch oder zumindest philosophisch und unterstellt, dass unser Dasein tatsächlich einen gewissen Sinn haben könnte, also einem bestimmten Zwecke dienen soll. Doch welcher Zweck könnte das sein? Die Erde zu schützen? Können wir gar nicht! Man denke nur an Meteoriten-Einschläge. Was also dann?


 Catty antwortete am 27.06.06 (14:50):

Als "homo sapiens" lassen wir uns anbeten.
Mit einem armseligen, struppigen, abgemagerten Einzel-Bären aber werden wir nur mit Waffengewalt fertig.

Daß Tiere Tiere reißen, sich lediglich satt fressen und die Reste den Aasgeiern überlassen, ist überall in der Natur gang und gäbe.
Daß (verhaltensgestörte) Hunde Menschen anfallen, ist unsere eigene Schuld.

Aber dieses "vermutlich verhaltensgestört" ist in bezug auf "Bruno" jedenfalls eine völlig unbewiesene Behauptung, die nur unserer Entschuldigung dienen soll.


 Dunkelgraf antwortete am 27.06.06 (15:21):

@Giovanni

"Die Natur ist ein zufällig entstandenes Zusammenspiel vieler Faktoren und als solches ein sehr leicht aus dem Gleichgewicht zu bringendes System."
"Die Natur ist jedenfalls nichts ''Heiliges'', sondern sie ist die Umgebung, in der wir zufällig entstanden sind, nämlich eine harte, gnadenlose und in keiner Weise gerechte Umgebung."

Ich habe selten Formulieren gelesen, die so deutlich eine Verachtung der Natur zum Ausdruck bringen, wie die deinen. Und denen muß ich entschieden widersprechen. Die Natur ist kein Zufallsprodukt, sondern sie ist in einem über Millionen von Jahren gesetzmäßigem Entwicklungsprozeß zu dem geworden, was sie jetzt ist. Und auch du als Mensch bist Bestandteil und Produkt dieser Naturentwicklung. Die Natur ist nicht nur Umgebung, sondern wir sind mittendrin. Und wenn mir etwas heilig ist, weit vor irgendeinem erdachten Gott, dann ist es DIE NATUR. Und alles was da in Jahrmillionen passiert ist, der gesamte Kampf ums Dasein, in dem ganze Gattungen und Arten untergegangen sind, war notwendig (und nicht zufällig), damit der Mensch als Spitze der Evolution entstehen konnte. Und dieser Mensch ist nun so dumm und gräbt sich seine eigene Entstehungs- und Entwicklungsgrundlage ab.
Es ist auch nicht so, daß sich die Natur leicht aus dem Gleichgewicht bringen läßt. Da muß man schon gehörig "sündigen" gegen die Naturgesetze. Das machen die Menschen schon geraume Zeit, das stimmt, mit dem Entstehen der Zivilisation. Aber trotzdem erdgeschichtlich noch ein kurzer Zeitraum. Es ist auch nicht verboten Fehler zu machen. Vor allem Fehler aus Unwissenheit. Aber wir begehen wissentlich Fehler. Und das ist schon ein Verbrechen. Ein Vergleich der Zivilisationsfehler der Vergangenheit mit den heutigen zeigt uns, daß sie nicht linear angestiegen sind, sondern exponentiell. Noch nie waren die Schäden so gravierend wie in den vergangenen Jahrzehnten.
Ich sage noch mal, es geht mir nicht um diesen Bären, aber dieser Bärenmord ist ein Symbol für unsere gesamtes Denken und Handeln.


 seewolf antwortete am 27.06.06 (15:26):

Homo sapiens ist ein hoffnungsloser Fall von Gefühlsduselei, der schon seit Jahrtausenden mit der großen Sinn-Krise nicht fertig und deswegen nicht müde wird, alle naslang neuen Un-Sinn des Lebens zu kreieren...

Die "Natur" stört das nicht im geringsten. Sie ist Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch, Meteor-Einschlag, kosmische Strahlung und dergl. mehr. In und mit ihr entstanden/entstehen Lebensformen; in und durch sie werden solche verschwinden.

Man lasse sich keinen Bären aufbinden :-)


 Giovanni antwortete am 27.06.06 (15:31):

@Catty: Du sagst: ''Aber dieses "vermutlich verhaltensgestört" ist in bezug auf "Bruno" jedenfalls eine völlig unbewiesene Behauptung, die nur unserer Entschuldigung dienen soll.''

Verhaltensstörung ist ein weiter Begriff. Mag ja sein, dass dieser Bär für seine übliche Umgebung durchaus ''normal'' war. Doch hier bei uns fand er nun mal keine für ihn normale Umgebung vor. Die Tatsache, dass Beutetiere eingesperrt sind und somit keine Fluchtmöglichkeit haben, war für ihn sicherlich kein normaler Zustand. Folglich verhielt er sich auch anders. Er lernte, dass von Menschen errichtete Hindernisse durchaus nicht beängstigend sein müssen, sondern im Gegenteil, dass hinter solchen Hindernissen leichte Beute zu finden ist. Wie lange hätte es wohl noch gedauert, bis er auch hinter Haustüren Beute gesucht und gefunden(!) hätte? Hätte man wirklich darauf warten sollen, ob dieser Fall tatsächlich irgendwann eintritt?


 pucki antwortete am 27.06.06 (15:56):

Ein interessanter Artikel wie es auch anders möglich
ist , sich gegen Wölfe oder Bären zu schützen ist unter
dem unten angegebenem Link zu finden.

Internet-Tipp: https://www.echo-online.de/treffpunkt/template_detail.php3?id=381717


 Catty antwortete am 27.06.06 (16:05):

Statt all dieser Konjunktive, dieser Wenns und Abers:
mehrere Länder waren an der Teibjagd beteiligt, warum hat nicht einmal jemand einen z.B. aus einem der Wildparks Afrikas einfliegen lassen, der sich mit so einer Situation auskennt, anstatt immer nur doofe Politiker vor Kameras lamentieren zu lassen, die sicherlich durch Verbarrikadierung ihrer Häuser sich die Hose sauber hielten?

Hier wird - sorry, ich meine niemanden persönlich - mit genau so wenig Wissen über einen Bären geredet, wie viele es bei den Wölfen tun.

Für abartig halte ich auch die Idee, den Bären zu "reizen", damit er wegbleibt. Klar, ihn in Wut versetzen, und wenn er dann einen Menschen anfällt, will's "niemand gewesen sein".


Arme Menschheit. Vielleicht haben die zu erwartenden Maschinen einen besseren Durchblick, auch wenn ihnen ein Bewußtsein fehlt. Aber wer - wer? - sollte ihnen dafür den richtigen Chip einsetzen???

--------------
OK, und nun mögen alle weiterdiskutieren bis die nächsten, bereits angekündigten Bären kommen. Jetzt weiß man ja, wie man sie fertig machen kann.


 Catty antwortete am 27.06.06 (16:09):

pucki,
gerade vor ein paar Tagen habe ich auf "arte" einen Bericht über solche Hütehunde gesehen.
Es gibt Länder, da brauchen sie keine Zäune um ihre Herden.

Aber man weiß doch schon jetzt, wie argumentiert wird, wenn jemand eine solche Art des Herden- und Menschen-Schutzes vor "wilden" Tieren empfiehlt.


 Felix antwortete am 27.06.06 (16:13):

Weil Bruno einen menschlichen Namen zugeordnet bekommen hat, ist er quasi zu einem Artgenossen geworden und geniesst besondere Anteilnahme.
Das ist auch schön so. Ich bin überzeugt, man hätte ihn nicht einfach abknallen müssen. Es gibt andere Mittel, um sich vor einem unberechenbaren Lebewesen zu schützen.

Ich möchte hier aber noch ein Wort einlegen ... für alle namenlosen Geschöpfe, die der Menschen wegen täglich ihr Leben lassen müssen!


 Giovanni antwortete am 27.06.06 (16:14):

@Dunkelgraf:

Du schreibst: ''Und alles was da in Jahrmillionen passiert ist ... war notwendig (und nicht zufällig), damit der Mensch als Spitze der Evolution entstehen konnte.''

Ich halte dagegen, dass der Zufall sogar den größten Anteil an unserer Existenz hatte, wobei ich die Menschheit keineswegs als ''Spitze der Evolution'' bezeichnen würde, sondern als einen zufällig entstandenen Zweig, der irgendwann auch wieder verschwinden wird. Mag ja sein, dass wir die intelligentesten (was allerdings eine Definitionsfrage ist) Lebewesen sind, die es auf Erden, vielleicht sogar im gesamten Universum, jemals gab und jemals geben wird, aber darin sehe ich keine zielgerichtete Entwicklung, sondern eben eine Unzahl aneinander gereihter Zufälle. Die Natur plant nicht, sondern sie entsteht durch äußere Einflüsse! Wäre seinerzeit der Neandertaler etwas fruchtbarer, aggressiver oder was auch immer gewesen, hätte nicht viel gefehlt und er hätte den Cro-Magnum-Menschen ausgerottet, womit es uns letztlich gar nicht geben würde.


 hugo1 antwortete am 27.06.06 (16:30):

und ich bleibe dabei. je mehr diesem einzelnem Bären nachgeweint wird, desto sicherer bin ich mir, das Einige -obwohl es sich so liest als sei die gesamte Tierwelt in Gefahr- aufgeputscht durch die vielen Medienberichte diesem Einzelfall besonders nachtrauern.
Abgesehen das derzeit Braunbären wohl nicht auf der Liste der vor dem Aussterben bedrohten Tiere ganz oben stehen, das es weltweit noch hunderttausende davon gibt, ja sogar in Europa noch fünfzigtausende frei leben, gehts hier auch um das alljährliche Sommerloch der Presse,,,,
Mal ist es ein ausgebüchstes Känguruh, mal ein im Badesee vergessenes Krokodil, mal ein weißer Delphin der den Rhein hochschwimmt, mal ein Ungeheuer im See und dieses Jahr war eben der Bär los.
Wenn in Rußland jede Woche 2 bis 3 Bären auf einer Kühlerhaube landen, oder von Wilderern erwischt werden, spricht kaum ein Mensch darüber. Aber unser Bruno war eben jeden Tag eine Überschrift wert, ja sogar ganzseitige Bildberichte, Meinungen von Politikern, Argumente für und wider, Spezialisten, Jäger, Fährtenleser, usw. meldeten sich zu Wort und Lieschen Müller genauso wie ich und Du und der Michel von nebenan. Wie schön, mit einem Bärentext von anderen wichtigen Tagesthemen ablenken zu können.
Da les ich in der Tagespresse u.a.
"Ein Land trauert"
"Unser Bruno ist tot"
"Brunos letzte Wanderung"
"Empörung nach Abschuss"
"Mußte Bruno getötet werden"? Eine Telefonumfrage
"Jagd auf das Kuschel-Monster hat ein Ende"
"Polizeihubschrauber hat Problembär "Bruno" nicht gefunden,,
Mein Gott Walter, sind wir noch zu retten?
Wir sollten uns mal nicht lächerlich machen, sondern überlegen und vorsorgen was zu tun ist, falls solch ein "Fall" mal wieder eintritt, um entsprechend gewappnet zu sein und gelassener darauf reagieren zu können.
Was uns Bruno diesmal eingebrockt hat, führte ja fast schon zu einer Staatskrise,,, *g*
und dabei waren solch relevanten Fragen wie:
"hatte er Vogelrippevirenhühner verspeist, wurde er in der Nähe von Wahnsinnsrindern gesichtet usw. noch gar nicht gestellt und genügend breitgetratscht worden,*gg*


 Catty antwortete am 27.06.06 (16:44):

"Abgesehen das derzeit Braunbären wohl nicht auf der Liste der vor dem Aussterben bedrohten Tiere ganz oben stehen, ..."


Da hast Du recht :-i.
Kinder auch nicht.

Auf eins mehr oder weniger kommt es da nicht an :-((


 kreuzkampus antwortete am 27.06.06 (16:55):

Ich habe hier nicht alles nachgelesen, hoffe aber nicht, etwas zu wiederholen: 1. Für ein Betäubungsgewehr hätte man bis ca. 30 m an den Bären herankommen müssen. 2. Vor Jahren hat ein Österreicher mal einen Bären erschossen. Er wurde danach mit Mord- und Gewaltdrohungen belegt. Sowas halte ich für schlimmer, als wenn in unseren Breitengraden aus Angst ein Bär erschossen wird. In diesem Zusammenhang will ich mal darauf hinweisen, dass, falls Bruno irgendwann einen Menschen angegriffen hätte, garantiert ein Schuldiger gesucht und gefunden worden wäre. 3. Mir macht mehr Sorge, dass z.B. unser Bienen drastisch dezimiert werden.


 Literaturfreund antwortete am 27.06.06 (19:40):

Wie dem Bier, äh, bear, so auch dir:

Internet-Tipp: https://www.bildblog.de/


 hugo1 antwortete am 27.06.06 (19:41):

Bären stehen nicht auf der Abschussliste.
Da hast Du recht :-i.
Kinder auch nicht.
oho catty, das passt Dir wohl nicht, das mit den Kindern?
Mir ists recht, das Kinder vor Bären geschützt werden.
Das erinnert mich doch glatt an die wilden Diskussionen in den sechzigern als es um Käfighaltung bei Pelztieren ging.
Ich war nie für Pelztierzucht, aber das nächtliche unkontrollierte Freilassen von Minks, Marderhunden, Zobeln usw. in die "deutsche Wildnis" mit dem Ergenbis einer massenhaften Verbreitung und Gefährdung einheimischer Wildtiere, hätte ich viel härter bestraft und nicht als Heldentat gefeiert. Auch das freiherumlaufenlassen von Braunbären in einer technisch aufgemotzten und dicht besiedelten Gegend kommt einer schlimmen Tierqälerei gleich.
Das Mord am Tier auf Raten.
Da käme mir niemals in den Sinn das Ausgrenzen von bestimmten Wildtieren mit Erschießen von Kindern in Zusammenhang zu bringen. Hier scheinen Dir die Argumente auszugehen. Übereifer hat schon immer mehr geschadet als genutzt. Er verhindert systematisches Überlegen und gezielte Tätigkeit zum Erreichen der guten bzw. gut gemeinten Ziele. *g*
Ich wünschte auch nie die Überschrift " Nur e i n totes Kind" im Zusammenhang einer Begegnung mit Bären. das wär das Todesurteil für alle freilebenden Bären,,,falls es diese hier gäbe.


 Literaturfreund antwortete am 27.06.06 (19:45):

Ach, das war zu hoch angsetzt..:

Des Menschen Bär ist der Mensch selbst!

Ob ich Tierfreund bin, lass ich mir nicht von Leutchen zerfuseln, die nicht mehr wissen, was von Fachleuten mit Bären überall in Mitteleuropa passiert, wo kein Urwald mehr herrscht und es keine tierischen Gegenspieler zum Bären gibt.
Und von denen (...freundchen) auch keiner im Kaukasus war, wo wir in Gruppen geführt wurden, mit Bärenschellen am Schenkel.

Und die nächsten Problembären werden schon gezüchtet - zum Auswildern.
Das ist Natur!
Nach Karls Diktat!


 Catty antwortete am 27.06.06 (20:17):

„Abgesehen das derzeit Braunbären wohl nicht auf der Liste der vor dem Aussterben bedrohten Tiere ganz oben stehen, das es weltweit noch hunderttausende davon gibt, ja sogar in Europa noch fünfzigtausende frei leben, ...“ . (hugo1)

Zu deutsch:
was ist schon e i n Bär, wo es doch noch so viele gibt.

Genau so gut könnte man schreiben:
In Afrika gibt es sowieso zu viele Kinder, da kommt es auf e i n erschossenes doch nicht an.

Oder wie mein Sohn einst in früh-kindlicher Unschuld glaubte, Menschen könne man mit seinen Playmobil-Männchen vergleichen, und sagte, als er von einem getöteten Soldaten hörte: ‚Wieso regen die sich so auf? Sie haben doch noch so viele.’


Mir gehen nicht die Argumente aus.
Mir liegt nur einfach nicht die Nonchalance, mit der von manchen Seiten solche Themen abgehandelt und weggeschoben werden -, egal ob Bär, Wal, Elch oder Bienenvolk.


„Da käme mir niemals in den Sinn das Ausgrenzen von bestimmten Wildtieren mit Erschießen von Kindern in Zusammenhang zu bringen. Hier scheinen Dir die Argumente auszugehen.“ (hugo1)

Peilst Du aber jetzt vielleicht, was ich eigentlich gemeint habe?


 Catty antwortete am 27.06.06 (20:23):

"Bären stehen nicht auf der Abschussliste.
Da hast Du recht :-i.
Kinder auch nicht.
oho catty, das passt Dir wohl nicht, das mit den Kindern?"

... noch eins, hugo1:
dreh' nicht meine Texte so, daß Du sie gegen mich auslegen kannst.


 Giovanni antwortete am 27.06.06 (20:35):

Kann mir bitte mal Jemand erklären, was Kinder mit den Bären zu tun haben?


 Dunkelgraf antwortete am 27.06.06 (20:42):

@Giovanni,
ja das kann ich.
Sowohl Kinder als auch Bären sind schützenswerte Lebewesen.


 hugo1 antwortete am 27.06.06 (23:50):

stimmt, dunkelgraf. Beide sind schützenswert. Also sollten Kinder niemals in Bärengehege gelangen und z.B. Stadtkinder auch nicht in ein Gelände in welchem die Bären freien Auslauf haben und auf Beutesuche sind. Also sollten Bären auch niemals in eine Gegend gelangen in welcher Kinder freien Auslauf nutzen.
,,und meiner Meinung nach kann in einem dichtbesiedeltem Land wie es Deutschland ist, keinem Bären zugemutet werden, frei nach Bärenart, auf Futtersuche zu gehen. Konflikte mit der Bevölkerung sind dann unbedingt vorprogrammiert.
Das trifft übrigens auch auf viele anderen Tierarten ebenfalls zu.
Nur ein totes Krokodil, ? Nur eine tote Riesenschlange?
Nur ein toter Tiger, Nur ein toter Elefant,,,,,
Solche Titel und Überschriften müssen nicht sein in deutschen Landen. Ich wünsch mir die Steinzeit nicht zurück, nicht mal das Leben der alten Germanen auf Bärenhäuten liegend,,,,Lasst die Bären leben, aber dort wo sie auch artgerecht leben können und nicht zwischen Schafställen und Intercitygleisen.


 Giovanni antwortete am 28.06.06 (00:12):

@Dunkelgraf:

Ah ja ... und Kinder sind ebenfalls Raubtiere, die Nutzvieh reißen und eventuell auch Menschen töten?

Sorry, aber der Vergleich von Bären mit Kindern ist völlig absurd! Auf der Basis zu diskutieren hat kaum Sinn.


 Claude antwortete am 28.06.06 (10:27):

In der heutigen Ausgabe der Rheinpfalz stand ein Artikel in dem mitgeteilt wurde das der Sportreporter
"Waldemar Hartmann" der Meinung ist das Deutschland seine Weltmeister - Hoffnung begraben kann. Er meint das mit Bruno die Seele des deutschen Fußballs erschossen wurden den im Endspielort Bern sei ein Bär im Stadtwappen und auch die Wahlheimat von Herrn Klinsmann, Kalifornien, habe einen Bär im Wappen. Irgendwie blieb mir die Spucke
weg :-))) Na ja vielleicht war es nur ein Späßchen am Rande, hoffe ich einmal !!??
Claude


 Dunkelgraf antwortete am 28.06.06 (10:32):

@hugo,

"Lasst die Bären leben, aber dort wo sie auch artgerecht leben können..."
Wo soll das bitte sein? Dort wo sie heute noch leben, wird die Urbanisierung, Industrialisierung, Tourismus zunehmen und dann wird nirgends mehr Platz für die artgerechte Lebensweise von Tieren da sein. Das ist eine typisch deutsche Haltung. Das Aussterben von Tierarten in der Welt bedauern, man soll sie doch schützen und erhalten, aber bloß nicht bei uns im Land, das stört ja unsere Autobahnen, Schnellzüge und Flughäfen.
Sag doch klar: In dieser Welt ist kein Platz mehr für wilde Tiere. Laß sie uns doch gleich ausrotten, das spart viel Geld für zwecklose Schutzbemühungen!

@Giovanni,
ich will nicht auf den Kindervergleich herumreiten. Aber du hattest ja die Frage gestellt und stellst wieder eine. Also muß ich antworten. ;-)
Natürlich ist der Mensch (und somit die Kinder als heranwachsende Menschen) ein "Raubtier" (Fleischfresser), das Nutztiere reißt (schlachtet) und auch Menschen tötet (Verbrechen, Krieg, Terror).


 Giovanni antwortete am 28.06.06 (12:27):

@Dunkelgraf: Worauf willst du eigentlich hinaus? Selbstverständlich sollten wir die Natur möglichst so belassen, wie sie ist, nämlich aus dem einfachen Grunde, dass Veränderungen an einem dermaßen komplexen System unvorhersehbare Folgen haben kann. Man kann aber die Augen nicht davor verschließen, dass wir bereits schwerwiegende Eingriffe gemacht haben, die man nicht mehr rückgängig machen kann. Eine Ausgewogenheit, wie sie in weitgehend unbewohnten Gegenden noch vorzufinden ist, werden wir hier bei uns nicht mehr erzielen können, selbst wenn wir ab sofort der Natur wieder völlig freien Lauf ließen, indem wir uns von hier entfernen würden. Entfernen hieße dann allerdings, dass wir uns vollständig von der Erde entfernen müssten, denn ansonsten wäre es ja nur eine Problemverlagerung in andere Landstriche, was völlig unsinnig wäre. Statt dessen sollten wir bestrebt sein, die Natur dort, wo sie ohnehin noch''ursprünglich'' ist, zu bewahren und zu schützen. Natur-Erhaltung vorwiegend dort zu fordern, wo überhaupt noch eine Basis vorhanden ist, ist also keineswegs heuchlerisch, sondern eine völlig logische Konsequenz. Hier bei uns aber aus Gefühlsduselei nicht mal eine Fliege zu erschlagen, das bringt rein gar nichts.

Und noch mal: Dieser eine Bär hätte hier bei uns nicht das Geringste zu Erhaltung der Natur beigetragen, auf der anderen Seite stellte er für uns aber eine zunehmende Gefahr dar. Ein ''natürliches'' Verhalten war mangels natürlicher Umgebung von ihm nicht zu erwarten. Das ist nicht die Schuld des Bären, aber es ist nun mal Fakt.


 Dunkelgraf antwortete am 28.06.06 (12:50):

@Giovanni,
worauf ich hinaus will?
Auf eine klare Antwort, ob wir die Natur und die Erhaltung von Arten haben wollen oder nicht.

"Eine Ausgewogenheit, wie sie in weitgehend unbewohnten Gegenden noch vorzufinden ist, werden wir hier bei uns nicht mehr erzielen können, selbst wenn wir ab sofort der Natur wieder völlig freien Lauf ließen, indem wir uns von hier entfernen würden."
Dieser Satz ist einfach falsch. Man muß sich nicht von der Erde entfernen, man kann auch im Einklang mit der Natur leben. Auch vor 200 Jahren haben in deutschen Wäldern noch Bären und Wölfe gelebt.
Wo sind denn die weitgehend umbewohnten ausgewogenen Gegenden, wo du die Wildtiere ansiedeln möchtest? Die klimatisch und ernährungsbedingten guten Gegenden sind auch alle von Menschen besetzt. Ich weiß nicht, ob die Wüste Sahara ein gutes Lebensumfeld für Bären ist. Das kommt mir vor wie die "überaus humanitäre" Ausbürgerung der nordamerikanischen Indianer in die Reservate, wo auch kein normales Leben möglich war.
Daß dieser Bär nach Bayern kam, zeigt doch, daß die Lebensbedingungen für diese Tierart gar nicht so schlecht sein konnten. Wir hätten uns freuen sollen, sicher wären mit der Zeit andere Bären nachgekommen und es hätte sich eine stabile Population entwickelt. Mit diesem Bärenmord wurde gleichzeitig ein Schlußpunkt gezogen, damit solche Entwicklungen gar nicht wieder einsetzen können. Ich bin mir sicher, daß in der bayrischen Landesregierung schon geheime Anweisungen erteilt wurden, daß der nächste Bär sofort kalt gemacht wird, bevor nur überhaupt eine Nachricht in den Medien darüber erscheinen kann.


 Giovanni antwortete am 28.06.06 (14:24):

@Dunkelgraf: Deine Behauptung ''Dieser Satz ist einfach falsch.'' ist eine sogenannte Killerphrase, nämlich ein Diskussionskiller, weil es keinen Konsens duldet.

Zurück zum Thema:

Im Einklang mit der Natur leben? Hier inmitten von Industrie-Landschaften? Das ich nicht lache. Wo haben wir denn hier noch Natur im ursprünglichen Sinne? In dünner besiedelten Ländern dagegen gibt es die sehr wohl noch, und zwar nicht nur in Wüsten. Auch wenn die Regen- / Tropen-Wälder immer weiter dezimiert werden, so gibt es sie aber noch. Und das ist wirklich noch weitgehend ursprünglich. Diese Wälder zu schützen macht Sinn, weil global von Bedeutung. Hier bei uns dagegen ist ''Renaturisierung'' ein Tropfen auf den heißen Stein. Das soll nicht heißen, dass wir hier bei uns die Umwelt weiter vergiften sollen! Aber wir dürfen uns nicht einbilden, dass eine hiesige Veränderung der Natur global gesehen einen nennenswerten positiven Einfluss hätte.

Zurück zum Bären!

Dass er nach Bayern kam, zeugt in der Tat davon, dass die Bedingungen für ihn dort nicht schlecht waren. Er konnte nämlich ohne große Anstrengung in Gehegen Nutzvieh reißen, wo dieses keine Fluchtmöglichkeit hatte. Das hat aber nichts mit ''artgerechter'' Umgebung zu tun, sondern ist ein Zeichen dafür, wie fehl am Platze er hier war. Das kam ja fast schon einer Fütterung gleich! Und noch mal: Hätte man warten sollen, bis er einen Menschen angefallen hätte?


 Dunkelgraf antwortete am 28.06.06 (16:24):

@Giovanni,
wenn ich schreibe
"Dieser Satz ist einfach falsch.", dann meine ich damit natürlich "Diesen Satz halte ich für falsch." Du hast recht, ich hätte ihn eigentlich nicht schreiben brauche, weil ich ja im Grunde alles, was du bisher geschrieben hast für falsch halte. Würde ich es für richtig halten, hätte ich nicht drauf erwidern müssen.
Na klar kann man auch eine Industrielandschaft naturnah gestalten. Denn zwischen den punktuellen Industrieobjekten ist Natur. Man muß sich einige mehr Gedanken machen über den eigenen Schutz und den Schutz der "Naturpartner". Und nicht immer auf andere Länder zeigen, die noch Natur haben. Deutschland sollte eine glaubhafte Naturpolitik betreiben. Und dazu gehört auch "Renaturisierung", sie ist kein heißer Tropfen auf dem heißen Stein, sie hat neben den positiven Effekten im eigenen Land auch noch Vorbildwirkung.

Und zum Bären. Der frißt nun mal kleinere Tiere. Zu Menschen war er auffallend scheu. Warum hatte er sich denn immer verdrückt? Na klar könnte er auch mal einen Menschen anfallen. Aber das kann er auch in Österreich, Italien, Slowenien, Polen und Russland, und wo es überall Bären oder andere Raubtiere gibt. Da kann man sich eben nicht mehr so frei und unbekümmert bewegen, wenn man weiß, daß man eine intakte "wilde" Natur hat.


 Marina antwortete am 28.06.06 (16:47):

Ja, ja, irgend eine Religion braucht eben doch jeder, und wenn es eine Naturreligion ist. Oder sollten die bekennenden Atheisten das Himmelreich schon auf Erden errichten wollen? Da ist ja sogar die von ihnen verachtete Bibel schlauer, die verlegt es ans Ende der Zeiten, wenn ein neues Paradies angebrochen ist: :-)

"5 Gerechtigkeit und Treue werden sein ganzes Handeln bestimmen. 6 Dann werden Wolf und Lamm friedlich beieinander wohnen, der Leopard wird beim Ziegenböckchen liegen. Kälber, Rinder und junge Löwen weiden zusammen, ein kleiner Junge kann sie hüten. 7 Kuh und Bärin teilen die gleiche Weide, und ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frißt Heu wie ein Rind. 8 Ein Säugling spielt beim Schlupfloch der Viper, ein Kind greift in die Höhle der Otter. 9 Auf dem ganzen heiligen Berg wird niemand etwas Böses tun und Schaden anrichten. Alle Menschen kennen den Herrn, das Wissen um ihn erfüllt das Land wie Wasser das Meer."

Jesaja 11, 5-9

Ich glaube, so weit sind wir noch nicht oder nicht mehr, leider. :-)


 Dunkelgraf antwortete am 28.06.06 (18:08):

@Marina,
so weit sind wir nun schon, daß Menschen, die sich für die Erhaltung der Natur einsetzen, als religiöse Spinner verunglimpft werden. Aber Naturschutz hat nichts mit Religion zu tun, ganz im Gegenteil. Die Zerstörung der Natur hat auch religiösen Ursprung, die Bibel forderte ja "Macht euch die Erde untertan!"
Die Bibel hat nicht sehr viele vernünftige Inhalte, einige schon, aber die sind spärlich. Dein Beispiel aus Jesaja ist eins der schlechtesten und falschesten. Der Naturschutz strebt keine paradiesischen Zustände an, ala Bibel. Natur ist harter Überlebenskampf, auf Leben und Tod, Fressen und Gefressenwerden, natürliche Auslese. Im Gesamtsystem der vielen zusammenspielenden Komponenten wird dadurch die Natur stabil und kann sich gegenüber äußeren Störungen verteidigen. Die einzige Bedrohung für die Natur ist im Moment der Mensch. Und das muß nicht sein, er könnte sein Wissen und seine Fähigkeit auch zur Erhaltung einsetzen. Aber das will er nicht. Und wie die öffentliche Meinung zeigt, wird er es auch in Zukunft nicht wollen. Das schlimme ist, daß man nicht berücksichtigt, dass unsere Lebensqualität ohne funktionierende Natur auch nicht mehr viel wert sein wird.


 sammy07 antwortete am 28.06.06 (19:31):

@Dunkelgraf,
merkst du eigentlich noch wie realitätsfern du hier argumentierst, obwohl dir Giovanni mit "Engelszungen" versucht klar zu machen...wie weit die Welt (Menschheit) schon fortgeschritten ist und deine einseitige/weltfremde Argumentation lediglich ein Kopfschütteln hervor ruft,aber nicht das Bewußtsein Einzelner weiter schärft für eine intakte Symbiose Mensch und Natur?


 Dunkelgraf antwortete am 28.06.06 (19:56):

@sammy07,
möchtest du etwas zum Thema beitragen oder soll ich mir nur dein Kopfschütteln vorstellen?
Was du so schön als fortgeschrittene Menschheit darstellst und vor "weltfremden Argumenten" schützen willst, ist in Wirklichkeit eine satte Selbstzufriedenheit und eine genüßliche nihilistische Vorfreude auf den ökologischen Untergang, nach dem Motto "Wenn ich nichts dagegen tue, sollen auch andere nichts dagegen tun".
Dann sag mir doch, wie du dir die intakte Symbiose von Mensch und Natur vorstellst!


 adolfkurt antwortete am 29.06.06 (00:27):

Weil ich die Meinung von Dunkelgraf und derjenigen, die ein weiteres gedankenloses Vernichten von Bestandteinen der Natur ablehnen, unterstützen möchte, werde ich hier einige Argumente einbringen, wie wir mit dem Bären (und anderen Tieren) auch in unseren relativ dicht besiedelten Gebieten zusammenleben können.
Ich halte den Alpenraum für eine relativ dünn besiedelte Landschaft, sonst wäre auch der Bär hier nicht eingewandert.

Als er vor Jahrhunderten hier noch heimisch war, herrschte noch ein ökologisches Gleichgewicht. Es gab ausreichend ‚unbewirtschaftete’ Nahrungsgrundlagen für Bären wie Wild, Pflanzen und Bienen.

Nach der Ausrottung bzw. Vertreibung der Bären in diesen Gebieten, wurde ein neues, vom Menschen kontrolliertes ökologisches Gleichgewicht hergestellt. Jäger schossen das Wild ab, was sonst von den Raubtieren dezimiert wurde. Die Bienenvölker wurden bewirtschaftet und man gewöhnte sich daran, die Herden der Bauern recht arglos auf der Weide zu belassen, denn es gab ja keine richtigen Feinde mehr, vor denen man sie schützen müsste.

Wenn nun das Raubtier zurückkommt, wird es sich natürlich an Schafe und Haustiere so lange halten, wie man es ihm einerseits so leicht macht und andererseits ihm keine andere natürliche Speisekarte anbieten kann.
Wenn Mensch und Raubtier heute in einer vom Menschen veränderten Natur und zwischen Industrie, Verkehr und Tourismus zusammen leben sollen, ist dies nur möglich, wenn der Mensch dies ermöglicht. Mit unserem heutigen Wissen und Können sind entsprechende Regeln, Voraussetzungen und Mechanismen zum Zusammenleben zu erarbeiten und durchzusetzen. Das erfordert natürlich auch eine Kostenerhöhung, die wir uns aber leisten können und sollten. Beispiele:
• Der Mensch muß die Population der noch wild lebenden Tiere über eine veränderte Jagtphilosophie an die neuen Bedingungen angleichen und man muß vielleicht sogar z B. wild lebende Schafe gestatten und wild lebende Bienenvölker.
• Die Bären bekommen einen Sender und sind damit jederzeit auffindbar.
• Nähern sie sich von Menschen besonders beanspruchter Territorien, so wird dies rechtzeitig und automatisch durch den Sender angezeigt.
• Durch geeignete Mittel wird das Tier nun vertrieben. Es wird bald begreifen, was es darf und was nicht. Solche Mittel sind in Gegenden mit Bären bereits erprobt (z.B. besonders abgerichtete Hunde verteiben Bären) oder es sind neue Wege zu erfinden (z.B. Lichtplitze, Sirenen und Lärm, Gerüche, Schreckschüsse mit leichten, schmerzhaften Verletzungen, Elektrozaun u.a.).
• Tiere, die sich nicht anpassen können und gegen diese Regeln verstoßen, müssen evtl getötet werden. (Das Töten vieler Schafe durch Bruno war offenbar kein Fehlverhalten, sondern eine Art Übermut im Schlaraffenland, weil wir es ihm so leicht gemacht hatten, nahm er sich nur die Leckerbissen (Leber).)
• Menschen und Nutztiere, die sich in gemeinsam mit Bären bewohnten Gebieten aufhalten, müssen darauf eingerichtet werden (Aufklärung, Schutzzonen, handyartiges Erkennungs-Warnungs- und Verteibungsgerät u.a.). In anderen Ländern geht es auch, wieso soll es bei uns nicht möglich sein? Ich war in der Slovakei in einem Bärengebiet und habe gesehen, wie Mensch und Bär in einfachster Weise im Einklang miteinander leben. Mit unseren heutigen Möglichkeiten dürfte es auch technisch überhaupt kein Problem sein, sich auf so etwas einzurichten.
Es grüßt adolfkurt.


 Felix antwortete am 29.06.06 (01:44):

Den Bruno einfach so abzuknallen zeugt von einer schlimmen Mentalität.
Andrerseit wird hier über den Begriff "NATUR" so gesprochen, als sei dies allen klar, was man darunter verstehen sollte.
Falls unter "Natur" unser Planet Erde mit allen Strukturen und Lebewesen ... aber ohne Menschen und deren Einfluss gemeint ist, dann müsste daraus geschlossen werden, dass der Mensch und sein Wirken unnatürlich wären!
Wird der Mensch aber als Naturprodukt betrachtet, gehört auch sein Handeln zur Natur des Menschen. Somit wären die vom Menschen gemachten Einwirkungen und Produkte ebenfalls natürlich.
Somit gäbe es zwangsläufig n i c h t s Unnatürliches und damit wäre der Begriff "Natur" ad absurdum geführt!
In der Regel benützt jeder "Natur" mit der Bedeutung, die ihm gerade passt.
Unsere Wälder z.B. als Inbegriff der Naturlandschaft sind weitgehend vom Menschen gestaltet. Viele Baum- und Pflanzenarten sind ursprünglich gar nicht heimisch. Zudem wird der Wald gezielt kultiviert und bearbeitet, damit er auch Erträge bringt.... ist also ein menschliches Produkt.
Trotzdem scheint man die Natur pur zu geniessen.
Bemerkt ihr nun den Widerspruch?


 Giovanni antwortete am 29.06.06 (04:29):

@Dunkelgraf:

Du schreibst ''Na klar kann man auch eine Industrielandschaft naturnah gestalten. Denn zwischen den punktuellen Industrieobjekten ist Natur.''

Zwischen den ''Industrie-Objekten'' gibt es natürlich Pflanzen und Tiere, aber unter Natur versteht man etwas Anderes. Nicht mal eine Almwiese ist Natur, sondern von Menschen gemachtes Weideland, wo ursprünglich Urwald war.

Du schreibst: ''Und zum Bären. Der frißt nun mal kleinere Tiere. ... Na klar könnte er auch mal einen Menschen anfallen. ... Da kann man sich eben nicht mehr so frei und unbekümmert bewegen, wenn man weiß, daß man eine intakte "wilde" Natur hat.''

Bären fressen durchaus nicht nur kleine Tiere, sondern auch große (wie zum Beispiel Menschen). In einem für Bären üblichen Umfeld kann man sich sicherlich darauf einstellen und wachsam sein. In unseren Städten ist das aber kaum möglich, weil das eben kein solches Umfeld ist.


 Giovanni antwortete am 29.06.06 (04:43):

@adolfkurt:

Das, was du schreibst, kann ich weitgehend unterstützen. Sofern die Voraussetzungen geschaffen sind, ist in bestimmten Gebieten unserer Länder durchaus ''Wildheit'' möglich. Doch wie du ja selber schon schreibst, müssten Raubtiere, die in bewohnten Gebieten gefährlich werden, ggf. getötet werden. Genau das war bei diesem Bären der Fall, denn noch(?) war das, wo er war, eben kein für ihn geeignetes Revier.

Ob wir es uns ''leisten'' könnten, geeignete Reviere bereit zu stellen, ist schwer zu beurteilen. Wir haben nämlich auch noch ein klitzekleines anderes Problem, nämlich eine gigantische Überschuldung, durch welche immer mehr Investitionen gestrichen werden müssen. Aber das ist, wie gesagt, ein anderes Thema.


 Giovanni antwortete am 29.06.06 (04:54):

Danke, Felix, genau das ist es, was ich meine. Ich fand nur leider nicht so gut verständliche Worte, wie du.

Danke, Marina, für dein treffendes Zitat. Manche scheinen tatsächlich zu glauben, die Natur sei intakt, wenn nur wir Menschen nicht töten. Jedes andere (Raub-) Tier scheint das aber (weil es ja so natürlich ist) zu dürfen.

@Alle: Die Erde ist nun mal in vielen Gebieten von Menschen völlig überbevölkert, woraus sich immense Probleme ergeben. Die lösen wir aber nicht, indem wir der Natur (was auch immer jeder Einzelne darunter verstehen mag) in Ballungsgebieten freien Lauf lassen. Und mit Ballungsgebieten meine ich nicht nur Städte, sondern auch ländliche Gegenden, denn verglichen mit Afrika zum Beispiel sind selbst unsere ländlichen Regionen maßlos überbesiedelt. Davor kann man nicht einfach die Augen verschließen. Na ja, Einige können das offensichtlich doch.


 Dunkelgraf antwortete am 29.06.06 (09:05):

@Giovanni,

"Manche scheinen tatsächlich zu glauben, die Natur sei intakt, wenn nur wir Menschen nicht töten. Jedes andere (Raub-) Tier scheint das aber (weil es ja so natürlich ist) zu dürfen."

Kein anderes Tier tötet so viel wie der Mensch. Aber er sollte nicht töten, schon aus dem Grund weil er Intelligenz, Kultur und Moral allen anderen Tierarten im voraus hat.
Und Raubtiere dürfen und müssen natürlich töten, weil es ihre Natur ist, die auch erhaltenswert ist. Man muß sich immer vor Augen halten, daß jede Tierart, die ausgerottet ist, unwiederbringlich verschwunden ist.
Und bitte nicht immer unsere industriellen Ballungsgebiete mit den dünnbesiedelten Landstrichen in Afrika vergleichen. Auch dort ist alles im Umbruch, wie in Amerika und Asien, werden die Lebensräume für Wildtiere immer weniger. Wir müssen bei uns anfangen, nicht mit dem Finger auf andere zeigen.
Jedenfall ich bin dafür, daß wir in Deutschland wieder mehr Urwälder "kultivieren", in denen sich auch Bären, Wölfe und anderes Großwild leben und entwickeln kann.


 Dunkelgraf antwortete am 29.06.06 (10:36):

Ein Zitat aus der Süddeutschen Zeitung, das mich optimistisch stimmt:
"Es hängt nicht von einem einzigen Bären ab, ob das Bayernland wieder Bärenland wird. Der Wirbel um Bruno hat vielleicht ein Gutes: dass der nächste Immigrant in Pelz bessere Bedingungen vorfindet. Aber niemand sollte erwarten, daß er sich scheu wie ein Reh verhält. Bären, vor allem wenn sie jung sind, machen das eine oder andere Problem, auch wenn sie nicht als Problembären abgestempelt werden."

Ich freue mich auf den nächsten Bären.
;-))


 Giovanni antwortete am 29.06.06 (12:34):

Zitat Dunkelgraf: ''Kein anderes Tier tötet so viel wie der Mensch. Aber er sollte nicht töten, schon aus dem Grund weil er Intelligenz, Kultur und Moral allen anderen Tierarten im voraus hat. Und Raubtiere dürfen und müssen natürlich töten, weil es ihre Natur ist, die auch erhaltenswert ist.''

Nur zum Verständnis: Raubtiere dürfen und müssen töten, weil es ihre Natur ist, und deshalb ist deren Töten erhaltenswert. Hallo? Nur weil etwas Natur ist, muss es deshalb noch nicht gut sein. Die Natur ist weder gut, noch intelligent, noch gerecht, noch...


 Dunkelgraf antwortete am 29.06.06 (12:42):

@Giovanni,

"Die Natur ist weder gut, noch intelligent, noch gerecht, noch..."
Das sag ich doch. Die Natur hat keine Attribute, sie IST nur, und wir als intelligente Wesen sollten uns Gedanken und Mühe machen, sie zu erhalten. Und wenn wir Bären, Tiger und Wölfe erhalten wollen, müssen wir ihnen auch zugestehen, ihre Beute töten zu dürfen.


 Tobias antwortete am 29.06.06 (13:21):

Kommentar Ulrike Steiner in den OÖ Nachrichten :
Wer wem einen Bären aufbindet , denn das Problem ist längst nicht mehr der Bär.

Internet-Tipp: https://www.nachrichten.at/lokal/456821?PHPSESSID=88f86570ae4dab50e988436e40931024


 Giovanni antwortete am 29.06.06 (16:19):

Wir werden die ''Natur'' nicht erhalten und auch nicht vollständig wieder herstellen können. Mit dieser Tasache(!) werden wir uns abfinden müssen.

Das Einzige, was wir versuchen können, ist ein funktionsfähiges Ökosystem zu erhalten, und das nützt letztlich nicht nur uns selber, sondern auch den meisten noch lebenden Arten.

Diese gewaltige Aufgabe bewältigen wir aber nicht, indem wir uns mit der Erhaltung exotischer Arten verzetteln, sondern indem wir unseren Blick auf das Wesentliche konzentrieren.

Um gleich den Gegenargumenten zuvor zu kommen: Nein, ich weiß natürlich nicht, ob ausgerechnet Braunbären einen wesentlichen Anteil an der Erhaltung des globalen Öko-Systems haben. Ich weiß aber, dass es diesbezüglich, mit Verlaub, sch..ßegal ist, ob in der Alpenregion ein vereinzelter Bär herumwildert.


 rolf antwortete am 29.06.06 (17:30):

Ich weiß aber, daß der Bär nicht zu den exotischen Arten gehört.
Wildern ist übrigens eine Straftat, der nur von Menschen begangen werden kann.


 Marina antwortete am 29.06.06 (17:34):

Tröstet euch, ihr, Trauernden. Euch soll Hilfe zuteil werden. Hier könnt ihr auf dem virtuellen Friedhof, wo Bruno begraben ist, eurer Trauer Ausdruck verleihen, und ihr werdet euch besser fühlen danach:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/g3lGY6uKW


 Dunkelgraf antwortete am 29.06.06 (18:58):

@Giovanni,
du weißt also nicht, ob Braunbären einen wesentlichen Anteil an der Erhaltung des globalen Öko-Systems haben? Aber wenn du wüßtest, daß er ihn nicht hast, würde du ihn auf die Ausrottungsliste stellen?
Bloß gut daß du nicht der Richter bist, der über die weitere Existenzberechtigung der Tierarten entscheiden darf.
Wenn ich solch ein Richter wäre, würde ich zuerst einmal untersuchen, ob die Spezies Mensch einen wesentlichen Anteil an der Erhaltung des globalen Öko-Systems hat.


 Giovanni antwortete am 29.06.06 (20:01):

Dunkelgraf, nun bleibe bitte mal auf dem Teppich (bzw. komme dort erst mal hin) und höre endlich auf, meine (und nicht nur meine) Aussagen ins Gegenteil zu verkehren! Es reicht völlig aus, wenn du dich auf das beschränkst, was die Leute tatsächlich schreiben, statt das auseinander zu pflücken, was du zwischen den Zeilen zu lesen glaubst.

Ich habe zum Beispiel geschrieben, dass ich nicht weiß, welche Bedeutung die Bären für das globale Öko-System haben, weil das vermutlich überhaupt kein Mensch jemals wissen kann - auch du nicht. Mag ja durchaus sein, dass durch den Tod des letzten Bären alles zusammenbrechen würde. Kann aber ebenso sein, dass es so gut wie keinerlei Auswirkungen hätte.

Von Ausrotten aber habe ich nicht ein einziges Wort geschrieben. Also was soll diese Unterstellung?! Nur weil ich der Oma nicht über die Straße helfe, heißt das schließlich noch lange nicht, dass ich sie statt dessen mutwillig überfahren würde.

Ich will damit sagen, wenn es Wichtigeres gibt, als die Bären oder gar nur diesen einen zu retten, dann sollte man sich zunächst auf dieses Wichtigere konzentrieren, denn ansonsten sterben die Bären ohnehin denselben Tod, wie alles andere auch.

Vom Waldbestand weiß man zum Beispiel mit absoluter Sicherheit, dass er für das gesamte Öko-System unverzichtbar ist. Die Prioritäten, die zu setzen sind, dürften also klar sein. Und wenn es funktioniert, dann rettet es vielleicht sogar die Bären.