Archivübersicht |
Impressum
THEMA: Nur in den USA ?
4 Antwort(en).
Tobias
begann die Diskussion am 15.01.06 (10:57) :
Auf der Flugbahn bewusster Steine
Rudolf Maresch 15.01.2006 Tom Wolfe wagt sich aufs Terrain der Neurobiologen und entzaubert ganz nebenbei die heile Welt amerikanischer Elite-Universitäten Nicht nur an deutschen Bildungsanstalten, auch an der amerikanischen Ivy League scheint nicht alles Gold, was glänzt. Diesen Eindruck gewinnt, wer Tom Wolfes großartigen Roman "Ich bin Charlotte Simmons" zur Hand nimmt. Der Autor entwirft darin das Sittengemälde einer moralisch versifften Gemeinschaft, deren Libertinismus zum bloßen Konformismus erstarrt ist. Vom hohen moralischen Anspruch jedenfalls, den diese Institutionen erheben, bleibt am Ende wenig übrig. Nichts in dem Buch erinnert an ein "Refugium alteuropäischer Strenge des Intellekts", in denen "junge und alte Gelehrte lustwandeln und sinnen können" und für eine "neue moralischen Ordnung" ausgebildet werden. Statt spartanische Zucht, Selbstdisziplin und klösterliche Strenge bewegen Suff, Tittengrößen und Bulimie die Köpfe der Kommilitonen. Geachtet wird nicht der Wissende, der immer strebsam sich bemüht, sondern der Obercoole, der Unwissenheit mit gespieltem Desinteresse am besten zu kaschieren weiß. In diesem bildungsfeindlichen Klima, das von Party pur und knappen Höschen diktiert wird, geht es vor allem darum, Seilschaften (Fraternities) zu knüpfen, die im späteren Berufsleben nützliche Dienste leisten.
Internet-Tipp: https://www.heise.de
|
schorsch
antwortete am 15.01.06 (18:05):
Tobias, wolltest du unter "Literatur" eine Buchbesprechung machen?
|
Tobias
antwortete am 15.01.06 (18:51):
Danke Schorsch für den Hinweis, war aber nicht meine Absicht.
Internet-Tipp: https://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21748/1.html
|
Karl
antwortete am 16.01.06 (13:27):
Hallo Tobias,
wobei die Sicht eines Schriftstellers sicherlich stark subjektiv gefärbt ist. Wenn ich eine Buchbesprechung richtig im Kopf habe, geht es auch um die Selbstbehauptung der Charlotte Simmons, die aus behüteter ländlicher Idylle in die Großstadt kommt.
Bei Amazon liest sich das so: "Die Welt des Campus ist eine Welt der Jungs. Eine Welt der besoffenen Jungs, um genau zu sein. Eine Welt der muskelbepackten, sportverliebten, gewaltbereiten, sexbesessenen, tumben Jungs. Die Welt akademischer Ausbildung ist eine über weite Strecken gänzlich geistfreie Welt. Jene Welt also, der die ebenso intelligente wie schüchterne Landpomeranze Charlotte Simmons zu entfliehen sucht, als sie zur Abschlussfeier ihrer Schule in einem 900-Seelen-Kaff in Carolina die Vorzeigerede hält, um mit einem Stipendium in der Tasche an der traditionsreichen Dupont University in Pennsylvania zu studieren. Nach den fast 800 dicht beschriebenen Seiten von Ich bin Charlotte Simmons wird die Titelheldin während einer Party das Gefühl beschleichen, zur Elite der USA dazu zu gehören. Aber offenbar geht das ja nur unter Aufgabe aller Ideale und der eigenen Identität."
Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/389667272X/derseniorentimin/
|
Karl
antwortete am 16.01.06 (13:30):
Ich möchte noch hinzufügen: Direkt ist das Sittengemälde sicherlich nicht auf deutsche Universitäten übertragbar, weil bei uns die Unversitäten keine Domäne der Männer mehr sind, speziell nicht auf dem Niveau der Studenten.
|
|