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THEMA: Beistand - es gibt ihn doch
2 Antwort(en).
pheedor
begann die Diskussion am 27.08.05 (10:02) :
Zumeist sind es die großen, die spektakulären Geschehnisse, die magisch anziehen, daß die kleinen, die eher nebensächlichen Ereignisse es sind, die angehen, will ich kurz erzählen:
Da fuhr ich auf meinem seltsamen Gefährt, und zwei Kinder kamen des Weges, ausländische Kinder offensichtlich, ein älterer Junge, und ein jüngeres Mädchen von kleinerem, schlankem, beinahe zerbrechlich wirkendem Wuchs mit über die Schultern herabwallendem ebenholzschwarzem Haar und ebensolch dunklen Augen. Das Mädchen erschrak wohl, als es mich heranfahren sah, trat zaghaft einen Schritt zurück und klammerte sich an den Jungen. Mittlerweile fuhr ich sehr langsam, was mir eine mich beeindruckende Geste mit anzusehen erlaubte, nämlich die, daß der Junge seinen Arm behutsam um die zarten Schultern des Mädchens legte und es sanft an sich drückte, und so schaute das Mädchen, den Kopf leicht gesenkt, den Blick dennoch gehoben, mit seinen klaren, dunkelglänzenden Augen leicht verstohlen, das schmale Lippenpaar um einen Hauch nur geöffnet aus sicherem Versteck mich an, indes der Junge seine Wange an die Stirn des Mädchens schmiegte.
Beim Zeus, was für ein harmonisches Bild! Spontan fielen mir alle Märchen ein, in denen Geschwister einander beistehen, in diesem Augenblick der Zuneigung, eines Zusammenhaltes wie er selten ist und schöner nicht sein kann, den nicht geäußerten Schreck des >Geschwisters< in liebereicher kindlicher Umarmung geglättet, wie die gutgesinnten Wetter es zu tun pflegen mit den Wogen der Meere, völlig unspektakulär und doch begeisternd.
Später, auf einer Bank sitzend gestand ich mir dann ein, „ich gäbe was darum, dieser Junge gewesen zu sein – oder auch dieses Mädchen, oder gar beide zusammen…
(aus >zimtrose< wmv)
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Lissi
antwortete am 27.08.05 (10:48):
pheedor, während ich deinen Bericht gelesen hab,zogen an mir Bilder vorbei aus der Jugend. Ich 20-jährig grübelte über die Wörter nach,die ich kurz vorher in Goethes Biographie gelesen hab: WIEVIELE MENSCHEN WAREN GLÜCKLICH DASS DU GELEBT. In Wien lebend, und am Weg zur Arbeitsstelle, wollte ich die Straße überqueren,da rutschte eine alte Frau vor mir auf den Straßenbahnschienen aus,lag platt am Boden, die kommende Tram machte Notbremsung. Ich durfte die alte Frau - unverletzt- vom Boden aufklauben, und die Zitternde auf die andere Straßenseite bringen.Dort angekommen schmatzte sie mir Busserl auf die Wange und Stirn,und hat gemurmelt: heut ist sie einem Engel begegnet- und weg war sie. Ich hatte es auch eilig,denn ich wollte zu Fuß gehen,wie so oft. Ich war selber ganz verdattert,was da jetzt alles geschehen ist,dann kam ein regelrechtes Glücksgefühl auf,worin ich mir vorstellte,dass mir im Leben überhaupt nichts arges passieren kann,mir wurde es ja gerade gezeigt. In der Ärztezentrale angekommen, wo ich damals als Telefonistin gearbeitet hab, schauten die Kolleginnen neugierig, hey sagte eine von ihnen, hast einen neuen Freund, klar bis über beide Ohren verknallt is sie, wie die drein schaut. Ich war perplex über ihre Reaktion und hab versucht zu erklären, was gerade abgelaufen ist. Aber keiner höörte mir richtig zu, oder man sagte- komm veräppel uns hier nicht, wir kommen schon noch dahinter, wer der Bubi ist. Was sollte ich weiter sagen, ich mußte dies alles selber erst verarbeiten. Ich hab den Menschen wieder getroffen, der mir das Buch von Goethe geschenkt hat, und mein Herz erst einmal ausgeschüttet. Dieser Mensch war etwa 50, ein sensibler ungarischer Schriftsteller, und der hat mich "innerlich" bei der Hand genommen und mich unvergesslich geführt in eine "Lebenslektion" über das Thema: wieviele Menschen waren glücklich,dass du gelebt. Mir ist damals vorgekommen, als sitzte mein Schutzengel persönlich vor mir.
Monate darauf besuchte ich meine Großmutter in Kärnten, und sie erzählte, dass es Verwandte gibt, die über mich maulen, wirst schon sehen, die kommt unter die Räder dort in Wien. Großmutter erzählte, dass sie mit diese Lästermäuler fest geschimpft hat, und ihnen gesagt, nix wird ihr geschehen, weil ich vorm schlafengehn immer bete für sie .
Ist schon eigenartig,dass mir heute, jetzt ein Stück Jugend begegnet ist. Pheedor, du hast dazu beigetragen, ich grüsse dich herzlich - Lissi
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schorsch
antwortete am 27.08.05 (15:18):
pheedor, diese Geschichte wäre würdig um in diesem Forum unter "Kunst und Literatur" zu erscheinen....
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