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THEMA:   Heinz Ehrhardt

 27 Antwort(en).

lola begann die Diskussion am 04.03.05 (12:15) :



Ich schlaf nicht gern auf weichen Daunen,
denn statt des Märchenwaldesraunen
hör ich die geliebten kleine
gerupften Gänschen bitter weinen,
sie kommen an mein Bett und stöhnen
und klappern frierend mit den Zähnen,
und dieses Klappern klingt so schaurig,
wenn ich erwache bin ich traurig!


Hoffentlich waren seinerzeit die Nächte nicht so kalt wie unsere im Moment!


 Gudrun_D antwortete am 04.03.05 (12:58):

ich schlafe mollig warm
umhüllt ringsum, auch um den Arm
in ausgezupfter Wolle
ich finde das ganz dolle;-)
gesund ist es noch ausserdem
sodass ich mich auch gar nicht schäm',
mich rundum richtig wohlzufühlen!
Statt Daunen nur noch wollwarm fühlen;-)

thats not by Heinz Erhardt


 lola antwortete am 04.03.05 (13:41):

Heinz Ehrhardt




Konzert einer Sängerin

…Leute strömen
manche kenn ich
Garderobe 20 Pfennig,
Damen viel
Von Puder blasse
Und Programme an der Kasse.

Sängerin macht mi-mi-mi
Impresario tröstet sie
Und dann öffnet sie den Mund
Erst oval
Und dann ganz rund,
und mit Hilfe ihrer Lungen
hat sie hoch und laut gesungen
Sie sang Schumann, Linke , Brahms,
der Beginn war 8 Uhr Ams,
Und zum Schluss da ging man bebend,
aber froh, dass man noch lebend,
heim und legt sich müde nieder:
morgen singt die Dame wieder


 maggy antwortete am 04.03.05 (16:15):

Heinz Erhardt

Ich muss da wirklich mal betonen,
ganz früher waren die Zitronen
-ich weiß nur nicht mehr genau, wann dies
gewesen ist- so süß wie Kandis.

Bis sie einst sprachen: "Wir Zitronen,
wir wollen groß sein wie Melonen.
Auch finden wir das gelb abscheulich,
wir wollen rot sein oder bläulich".

Gott hörte oben die Beschwerden
und sagte: "Daraus kann nichts werden!
Ihr müsst so bleiben, ich bedauer!"
Da wurden die Zitronen sauer....

:-)


 maggy antwortete am 04.03.05 (16:19):

...und noch´n Gedicht :-)

Der Unfall des Mathematikers

Es war sehr kalt, der Winter dräute,
da trat — und außerdem war's glatt —
Professor Wurzel aus dem Hause,
weil er was einzukaufen hat.

Kaum tat er seine ersten Schritte,
als ihn das Gleichgewicht verließ,
er rutschte aus und fiel und brach sich
die Beine und noch das und dies.

Jetzt liegt er nun, völlig gebrochen,
im Krankenhaus in Gips und spricht:
»Ich rechnete schon oft mit Brüchen,
mit solchen Brüchen aber nicht!«


 schorsch antwortete am 04.03.05 (17:49):

Sie meinten einst, sie seien die Besten
gaben dies kund beim Trinken und Festen.
Doch anderntags war Trauer;
sie bemerkten ganz sauer:
Wir sind bestenfalls die Besten der Resten!

Nicht von Heinz Erhardt - nur vom Schorsch

Sorry, passt zwar überhaupt nicht - aber es reimt sich wenigstens ):--((((


 lola antwortete am 05.03.05 (09:12):

Und noch einmal zum Wochenendbad einen Gruß von


Heinz Ehrhardt


Im Wasser schwimmt
Ein Gummischwamm
Denn es ist Samstag
Und ich bade
Zwei Zähne fehlen mir
Am Kamm
Es duftet laut
Nach Haarpomade.
Das Wasser tropft
Im Abflussrohr
Der Stöpsel scheint
Nicht recht zu schließen,
Ich habe Seifenschaum
Im Ohr
Und Hühneraugen
An den Füßen.
Das Wasser
Ist schon stark getrübt,
nur mühsam wälzen
sich die Fluten
Ich bin seit vorgestern
Verliebt
Da hilft kein Blasen
Und kein Tuten.


 maggy antwortete am 05.03.05 (09:59):

hier noch was Tolles von Erhardt
:-)

Der Tauchenichts
(frei nach Schillers »Taucher«)

»Wer wagt es, Knappersmann oder Ritt,
zu schlunden in diesen Tauch?
Einen güldenen Becher habe ich mit,
den werf' ich jetzt in des Meeres Bauch!
Wer ihn mir bringt, ihr Mannen und Knaben,
der soll meine Tochter zum Weibe haben!«

Der Becher flog.
Der Strudel zog
ihn hinab ins greuliche Tief.
Die Männer schauten,
weil sie sich grauten,
weg. — Und abermals der König rief:

»Wer wagt es, Knippersmann oder Ratt,
zu schlauchen in diesen Tund?
Wers wagt — das erklär ich an Eides statt —
darf küssen meines Töchterleins Mund!
Darf heiraten sie. Darf mein Land verwalten!
Und auch den Becher darf er behalten!«

Da schlichen die Mannen
und Knappen von dannen.
Bald waren sie alle verschwunden. —
Sie wußten verläßlich:
die Tochter ist gräßlich! —
Der Becher liegt heute noch unten...


 maggy antwortete am 05.03.05 (10:01):

@ schorsch

paßt doch gut und reimt sich super :-)


 pamina antwortete am 05.03.05 (11:59):

nochmal Heinz Ehrhardt:

Ein Nashorn und ein Trockenhorn
die schlichen durch die Wüste.
Da stolperte das Trockenhorn.
Das Nashorn sagte: "Siehste!"


 lola antwortete am 05.03.05 (15:11):

Herrlich!!!!


Ich habe wieder einmal meinen Spass daran! Danke!


 lola antwortete am 05.03.05 (15:25):

Sagt, gibt es unter Euch vielleicht irgendjemanden, der mein Gedächtnis wieder aufbauen helfen kann?

Ich schreibe Euch mal das "Noch - Vorhandene" auf!


"In Ägyptens großer Wüste
wenn de reinkommst,
dann gleich links
steht versonnen eine Büste,
ganz aus Stein,
das ist die Sphinx,
vorn hat sie ne Hasenscharte
schuld daran ist Bonapart
weil er sie ??????????
????? getroffen hat.......


Alles Andere ist leider nicht mehr in meinem Gedächtnis zu finden! Ja, wenn man denkt, "was man mal gelernt hat, das
steht einem auch stets zur Verfügung"! - Ihr seht, das war und ist ein Irrtum, jedenfalls bei mir!


 lola antwortete am 05.03.05 (15:46):

Falls unter Euch jemand ist, der aus tiefsten Quellen meint Hinweise zu finden,für den hier einige Angaben:


Zunächst: dieses Gedicht hat Heinz Ehrhardt noch zu Lebzeiten geschrieben,

das war wahrscheinlich sogar noch in früherer Jugend!?

etwa so 50 Jahre her, vielleicht auch 55 ???

Auch die anderen von mir eingebrachten Gedichte sind aus derselben Zeit! Wir haben diese früher begeistert gesammelt und dabei prägte die Freude und Begeisterung so manches ein! Leider aber ist doch einiges verloren! Schade!
Könnt Ihr mir vielleicht helfen?


 lola antwortete am 05.03.05 (15:53):

Eugen Roth
Oft führ man gern aus seiner Haut.
Doch wie man forschend um sich schaut,
erblickt man ringsum lauter Häute,
in die zu fahren auch nicht freute.


 maggy antwortete am 05.03.05 (23:32):

O wär` ich
der Kästner Erich.
Auch wäre ich gern
Christian Morgenstern.
Und hätte ich nur einen Satz
von Ringelnatz!

Doch nichts davon, zu aller Not
hab ich auch nichts von Busch und Roth!

Drum bleib` ich, wenn es mir auch schwer ward,
nur der Heinz Erhardt...


 maggy antwortete am 05.03.05 (23:57):

Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
in dumpfer Stube versammelt sind. —

's ist Mittwoch. Da hört man von ferne
ein leises Grollen. Mond und Sterne
verhüllen sich mit schwarzen, feuchten
Wolkenschleiern. Blitze leuchten.
Und es sind versammelt in dumpfer Stube
Urahne, Großmutter, Mutter und Bube. —

Das Gewitter kommt näher mit Donnerschlag —
und noch fünf Minuten bis Donnerstag!

Es heult der Sturm, es schwankt die Mauer,
der Regen prasselt, die Milch wird sauer —,
und in dumpfer Stube — man weiß das schon —
sind Urahne, Großmutter, Mutter und Sohn.

Ein furchtbarer Krach! Ein Blitz schlägt ein!
Der Urahne hört was und sagt: »Herein!« —
Die dumpfe Stube entflammt und verglimmt
mit Urhammel, Großbutter, Butter und Zimt.

:-)

Internet-Tipp: " target="_blank">


 schorsch antwortete am 06.03.05 (09:40):

@ Iola: "...Zunächst: dieses Gedicht hat Heinz Ehrhardt noch zu Lebzeiten geschrieben.."

Hätte wohl jemand etwas anderes erwartet (:--))))


 lola antwortete am 06.03.05 (11:07):

Hallo, schorsch!!!
Du, ich bin ja so froh, "daß Du von ganz alleine dahinter gekommen bist"! Ob es anderen genauso ergeht? Würde mich ja freuen!


Ehrlich gestanden:

Für doof hatte ich Euch hier nie angesehen! Ich fand nur, daß dieser "außergewöhnliche" Gedanke im Sinne von Heinz Ehrhardts wäre, jedenfalls nicht total im Gegensatz zu ihm!!!


Dennoch: Kannst Du mir weiterhelfen? Ich finde es so schade! Die Grundideen sind doch herrlich, nicht?


 simaja antwortete am 06.03.05 (11:18):

iiii! ich kann Heinz Ehrhardt NICHT leiden.

mir wurde schon oft nach gesagt (ich dichte/schreibe auch)
ich sei ein kleiner heinz ehrhard.
war kein lob für mich, sondern ich habe es als beleidigung genommen.


 moka antwortete am 06.03.05 (14:07):

Pechmariechen

zu Ostern in Hersfeld, die Mutter spricht,
bald ist es Zeit, für das Festtagsgericht
drum meineTochter,geh in den Keller
und füll mit Sauerkraut, hier diesen Teller!

Oh Mutter, oh Mutter! mir träumte neulich,
von einem Mann, der Mann, war abscheulich,
laß uns den Keller vergessen,
woll´n wir nichts anderes essen?

Mein Kind, mein Kind, ich seh´ es genau,
wirst langsam älter, wirst langsam Frau,
siehst überall Männer, die lauern,
geh, hol von dem Kraut,von dem sauer´n!

Mariechen tut es, sie gehet hinab,
hinab, in den Keller, der finster wie´s Grab,
sie füllt den Teller, den Teller von Blech,
doch so lang sie auch füllt....
es kommt k e i n Mann, so´n Pech!

(darum, das "Pechmariechen")


 maggy antwortete am 06.03.05 (14:33):

Eine Bitte habe ich.....
Erhardt schreibt sich OHNE h nach dem E.
...also Heinz Erhardt :-)

schönen Restsonntag noch


 desiree antwortete am 06.03.05 (17:52):

hallo, ich mag von Heinz Ehrhardt nicht so gern vorgelesen bekommen, sondern erlebte ihn zu gern auf der Bühne oder jetzt manchmal in Aufzeichnungen im FS

Am schönsten sind die kurzen Reime.

desiree


 iustitia antwortete am 06.03.05 (21:10):

Geniales - von HEINZ ERHARDT:
Die Entstehung der Glocke von Schiller
Oder
Warum Schillers Glocke keinen Klöppel hat

Am 31. Februar 17... saßen Schiller, Goethe und Eckermann beim Skat. Im Kamin knisterte ein Buchenscheit, und eine müde Tranfunzel verbreitete teils Geruch, teils Licht. Aber Geheimrat Goethe haderte nicht, sondern liebte den trüben Schein des Trans 1).
Die drei Herren saß also beim Skat und auf weichen Plüschsesseln - nach dem Motto: Noblesse o'Plüsch. Goethe hatte gerade Schellen 2) gereizt, als Schillers Augen plötzlich heller strahlten als die der Funzel und er anhub, also zu sprechen: »Verzeihen Sie, Herr Geheimrat, bei Ihrem Gebot 'Schellen' fiel mir eben etwas Wichtiges ein: könnten Sie mir mal flugs Ihren Gänsekiel leihen?« Goethe, der gerade gereizt hatte, war nun selber gereizt: »Aber, lieber Schiller, wozu brauchen Sie denn gerade jetzt meinen Gänsekiel?« Schiller: »Weil mir beim Wort 'Schellen' der Gedanke kam, ich könne mal ein Gedicht über die 'Glocke' schreiben. Und um dieses kleine Gedicht zu Papier bringen zu können, brauche ich Ihren Gänsekiel. Weil ich meinen nämlich nicht bei mir habe!« Goethe, indem er die Karten auf den Tisch und seine Stirn in Falten legte, sagte: »Das mit der Glocke ist eine gute Idee! Wir Klassiker können unsere Werke nicht oft genug an die große Glocke hängen! Habe ich nicht recht, Eckermann?« Eckermann, der für Goethe so etwas Ähnliches war wie Dr. Watson für Sherlock Holmes, antwortete:
»Jawohl, Herr Geheimrat!« - »Nun denn«, fuhr Goethe fort, »hier haben Sie meinen Gänsekiel! Wir paar Dichter müssen zusammenhalten! Und während Sie sich, Friedrich Schiller, von der Muse küssen lassen, werden ich und Eckermann Sechsundsechzig spielen!«
Nachdem die beiden ungefähr 2 Stunden lang dem 66 gefrönt hatten und Goethe alle Spiele gewann, weil Eckermann bei ihm weder 2.0 noch 40 noch sonstwas zu melden hatte, sprach plötzlich Goethe, indem er erst den Blick und dann sich selbst erhob: »Halt, Herr Schiller! Nun muß ich aber schleunigst meinen Gänsekiel zurückhaben; denn so­eben fiel mir ein, daß ich im 2. Teil meines »Faust« einige Sätze stehen habe, die ich sofort ändern muß, weil sie der Unverständlichkeit entbehren! Bei einem Dichter meines Formats wirken nur unverständliche Sätze verständlicherweise selbstverständlich! Notieren Sie diesen Ausspruch, Eckermann!« - »Jawohl, Herr Geheimrat!« - »Außerdem«, setzte Goethe den Vortrag fort und sich wieder hin, »außer­dem wird Ihre Glocke zu lang, wenn Sie nicht augenblicklich mit dem Dichten nachlassen! Denken Sie doch an all die lieben Schulkinderchen, die Ihre Glocke dermaleinst vielleicht werden auswendig lernen müssen!« -
So verdanken wir eigentlich Goethe die Entstehung dieses Schillerschen Werkes - aber auch den erfreulichen Umstand, daß dieses Gedicht nicht noch länger wurde - aber auch die betrübliche Tatsache, daß Schiller keine Zeit mehr hatte, das Werden und die Nutzanwendung des für eine Glocke doch so notwendigen Klöppels zu schildern!
Vielleicht wußte er damals schon, daß seine Glocke gar keine Gelegenheit haben würde, jemals mit eherner Zunge zu reden - denn wie sagt der Dichter: Friede sei ihr erst Geläute...

Anmerkungen von H.E.:
1) Erst kurz vor seinem Ableben verlangte es ihn nach „mehr Licht“.
2) Deutsche Klassiker bedienten sich selbstverständlich deutscher Spielkarten!

Internet-Tipp: https://www.schelmenklang.de/erhardt.jpg


 iustitia antwortete am 06.03.05 (21:14):

Ergänzend zu Erhardts Schiller-Kenntnissen....

Aus der FAZ: Schillers "Glocke"
04. März 2005 Von heute an geben wir unseren Lesern Tag für Tag Gelegenheit, "Nachklang und Widerhall des meistparodierten deutschen Gedichts" mitzuverfolgen. Denn heute beginnen wir auf der zweiten Seite des Feuilletons mit dem Vorabdruck eines Buches, das nichts weiter zum Gegenstand hat als ein einzelnes Gedicht. Es handelt sich um Verse, deren Titel jedermann kennt, obwohl sie heute in keiner Schule mehr gelesen werden und in kaum einer Lyrikanthologie enthalten sind. Ist "Das Lied von der Glocke" von Friedrich Schiller mit seinen 430 Zeilen für den literarischen Geschmack unserer Zeit einfach zu lang? Weil wir jedoch glauben, daß die eigene Lektüre nötig ist, wenn man nachvollziehen möchte, warum gerade dieses Gedicht eine so einzigartige Wirkung in der deutschen Literaturgeschichte entfalten konnte, drucken wir es auf dieser Seite vollständig ab. "Was Schillers Glocke geschlagen hat. Vom Nachklang und Widerhall des meistparodierten deutschen Gedichts", so lautet der Titel des Buches, in dem der Germanist Wulf Segebrecht, seit vielen Jahren fester Mitarbeiter dieser Zeitung, eine einzigartige Wirkungsgeschichte beschreibt. Sie erhält einen wesentlichen Impuls, als Goethe am 10. August 1805 in einer Gedächtnisfeier für den toten Freund das Gedicht mit verteilten Rollen in einer szenischen Einrichtung für die Bühne vortragen ließ. Seitdem haben die Verse Schillers die Deutschen beschäftigt. Goethes Premiere im Theater von Lauchstädt folgten unzählige szenische Rezitationen durch die im ganzen Land verbreiteten Schiller-Vereine, denen Arbeiter ebenso angehörten wie das Bürgertum. Generationen von Schülern haben das Gedicht auswendig gelernt, das im neunzehnten Jahrhundert ein Symbol für das Einheitsstreben der Deutschen war. Schillers Glocke, die im Gedicht auf den Namen "Concordia" getauft wird, diente als Schule einer Nation, die um ihre Einheit rang. Viele Wendungen des Gedichts wurden sprichwörtlich, von "Er zählt die Häupter seiner Lieben" bis zu "Von der Stirne heiß, rinnen muß der Schweiß". Ihre große Wirkung haben diese Verse nicht zuletzt entwickelt, weil Schiller in ihnen das Hohe und Edle mit dem Alltäglichen und Allgemeinen zu verbinden wußte. Das hat schon mancher Zeitgenosse bemerkt, wie etwa die Romantiker, die dem Dichter vorwarfen, er lasse "das Sittliche und das Platte" im selben Takt erklingen. Als Caroline Schlegel das "Lied von der Glocke" 1799 zum ersten Mal hörte, sei sie vor Lachen fast vom Stuhl gefallen, schrieb sie in einem Brief an ihre Tochter. Einhundertfünfzig Jahre später erteilt Thomas Mann der Spötterin einen strengen Verweis und nennt ihr Gelächter "unangemessen bis zur Schnödigkeit". Im Moment der ersten Veröffentlichung und bis heute hat "Das Lied von der Glocke" neben Bewunderung und Nachahmung auch Hohn und Spott herausgefordert. Die kürzeste der über hundert nachgewiesenen Travestien kommt mit nur vier Versen aus: "Loch in Erde/Bronze rin/Glocke fertig/Bim bim bim." Daß Schiller mehrfach eine Glockengießerei besuchte und sich in einer "Oeconomischen Encyklopädie" über den im Gedicht geschilderten Herstellungsprozeß genau informierte, verhinderte übrigens nicht, daß er den Klöppel vergaß. Er wird im ganzen Gedicht nicht einmal erwähnt. (Igl)
* F.A.Z., 05.03.2005, Nr. 54 / Seite 35


 schorsch antwortete am 07.03.05 (09:18):

Warum kein Schwengel?
Diese Frage ist müssig;
denn bei Mann und Engel
ist Schwengel überflüssig!


 marie2 antwortete am 08.03.05 (11:35):

Der Brummer

Der Brummer, der mich so geplagt
und den ich hundertmal gejagt,
und den ich niemals kriegen konnte,
weil er ja leider fliegen konnte,
und der mir manchen Schlaf verdorben,
der Brummer ist, gottlob, verstorben.
Er starb an Bauchweh und Migräne. —
De mortuis nil nisi bene!

Heinz Erhardt


 maggy antwortete am 08.03.05 (19:11):

Der Klassiker

Die Made

Hinter eines Baumes Rinde
wohnt die Made mit dem Kinde.
Sie ist Witwe, denn der Gatte,
den sie hatte, fiel vom Blatte.
Diente so auf diese Weise
einer Ameise als Speise.

Eines Morgens sprach die Made:
»Liebes Kind, ich sehe grade,
drüben gibt es frischen Kohl,
den ich hol'. So leb denn wohl.
Halt! Noch eins, denk, was geschah,
geh nicht aus, denk an Papa!«

Also sprach sie und entwich. —
Made junior jedoch schlich
hinterdrein, und das war schlecht,
denn schon kam ein bunter Specht
und verschlang die kleine fade
Made ohne Gnade. — Schade.

Hinter eines Baumes Rinde
ruft die Made nach dem Kinde.

Internet-Tipp: " target="_blank">


 schorsch antwortete am 09.03.05 (09:21):

Auch bei mir in Lindes Rinde
wohnt `ne Made mit `nem Kinde.
Ich hör das Klopfen von Herrn Specht.
Herr Specht halt ein; mir wird schlecht!