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THEMA:   Im März: Woche der Brüderlichkeit

 7 Antwort(en).

navallo begann die Diskussion am 23.02.05 (18:06) :

... und was ist mit den Schwestern?
... und wo bleiben die gegen Diskriminierung protestierenden Feminister/innen, Gleichstellungsbeauftragter/innen und sonstigen Entsorger/innen des Patriarchatrestmülls?

Das fragt sich und Euch
navallo
:-))


 iustitia antwortete am 23.02.05 (18:48):

Ja, ich gebe zu: Es ist ungewohnt, aber möglich:
"Woche der Geschwisterlichkeit"...

Oder:

"Woche der Schwestern und Brüder"
Oder:

"Wir - als Geschwister...."

Jede(r) hat sich schon an andere Wortneuigkeiten gewöhnt oder ??

Hopp, Navallo:
Als Mensch und Menschin - von Baum zu Baum!

(Wenn mensch aber will nicht...)


 Medea. antwortete am 24.02.05 (06:12):

"Woche aller Menschen" wäre doch auch überdenkenswert.

In meiner Stadt gab es in den 60er Jahren eine Hausinschrift folgenden Inhalts: "Wir gedenken unserer Brüder im Osten, die das Schicksal unserer Trennung tragen".
Durch Frauenproteste wurde dann daraus:
"Wir gedenken unserer Schwestern und Brüder im Osten, die das Schicksal unserer Trennung tragen".

Nur einig müssen sich die Frauen schon sein ......


 wanda antwortete am 24.02.05 (07:41):

Woche der Brüderlichkeit - da sind selbstverständlich alle mitgemeint, es geht um die Brüderlichkeit unter Menschen.
Das zu akzeptieren, fällt mir überhaupt nicht schwer.
Man teilt doch manchmal auch brüderlich, z.B., wenn ich einer Wanderfreundin von meiner Schokolade abgebe.


 Miriam antwortete am 24.02.05 (09:12):

Warum sollten wir uns bei dieser Haarspalterei aufhalten, Navallo, wenn es um eine so wichtige Veranstaltung geht, wie die Woche der Brüderlichkeit?

Ja, wenn die Bedeutung der "Woche der Brüderlichkeit" wirklich bekannt wäre, von einen breiteren Publikum überhaupt wahrgenommen würde, dann könnten wir uns auch mit solchen Begrifflichkeiten auseinendersetzen.

Solange aber nur ein Bruchteil der Bevölkerung das Bestehen der "Woche der Brüderlichkeit" wahrnimmt, denke ich, dass es sinnvoller wäre, dieses Ereignis bekannt zu machen, dessen Inhalte zu diskutieren.

Ich tue es nun, und sage Euch, dass die "Woche der Brüderlichkeit 2005" unter dem Leitthema "Prüfet alles, das Gute behaltet" steht.
Die Eröffnungsfeier findet am 5. März um 10:00 in Erfurt statt. Es gibt eine Direktübertragung der Feierlichkeit durch Phönix - ausserdem nach der ARD-Tagesschau ab 20:15 eine halbstündige Zusammenfassung des Ereignisses.

Übrigens fand am 4.4.2004 in Köln im Rahmen der "Woche der Brüderlichkeit 2004" eine Sonntags-Matinee im Schauspielhaus statt.
In dieser Festveranstaltung unter dem Titel "Von der Aufklärung - in finsteren Zeiten" - wurde ein fiktiver Dialog zwischen Gotthold Ephraim Lessing und Heinrich Heine dargeboten. Autor des Dialogs ist Walter Jens.

Da dieses Stück mir sehr lesenswert erscheint, hier noch der Hinweis, dass eine Broschüre dazu auch jetzt noch zu beziehen ist bei der "Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V., Richartzstraße 2-4 50667 Köln.


 maggy antwortete am 24.02.05 (09:26):

Auch die ARD zeigt die Eröffnungsfeier, allerdings zu später Stunde:

ARD - 06.03.2005, 23:30

Woche der Brüderlichkeit
Bericht von der Eröffnungsfeier in Erfurt

Jedes Jahr im März, seit nunmehr 54 Jahren, gibt es die Woche der Brüderlichkeit. Sie soll zur Verständigung zwischen Juden und Christen in Deutschland beitragen.

Organisiert wird sie von den Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. In diesem Jahr findet die zentrale Eröffnungsfeier am 6. März in Erfurt statt. Neben dem Schirmherrn, Bundespräsident Horst Köhler, und dem Gastgeber, Ministerpräsident Dieter Althaus, wird ein Großaufgebot an hochrangigen Persönlichkeiten aus Politik, Religion und Gesellschaft des In- und Auslandes in die thüringische Landeshauptstadt kommen.

Der Deutsche Koordinierungsrat verleiht während der Eröffnungsfeier auch die Buber-Rosenzweig-Medaille. In diesem Jahr werden der Theologe Prof. Dr. Peter von der Osten-Sacken und das Institut für Kirche und Judentum in Berlin geehrt. Die Laudatio hält Bundesinnenminister Otto Schily. Die Medaille ist nach den deutsch-jüdischen Philosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig benannt.

Ausgezeichnet werden Menschen, die sich besonders für die Verständigung zwischen Juden und Christen engagieren. Der Festakt wird von der Journalistin Patricia Schlesinger moderiert.
Der Bericht zeigt die Höhepunkte der Veranstaltung am Morgen, stellt Preisträger vor und gibt Einblick in die Aufgaben und Ziele des Deutschen Koordinierungsrates.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/94hai4w6f


 pilli antwortete am 24.02.05 (10:13):

also navallo :-)

Brüderlichkeit und Bruderschaften schrecken alt-feministin nicht, es hat sicherlich auch schwestern, die brüderlich
"jünne künne" (gönnen können)!

z.bsp.:

"Leah Rauhut-Brungs"

(Linkshändige Jüdinnen)

Scharlach

Soll ich oder soll ich nicht?
Die Woche der Brüderlichkeit, diese initiierte Verständigungswoche, scheint mir nicht der richtige Rahmen für meine Vorträge zu sein. Aber Lindau böte die Möglichkeit, mich wieder einmal mit Marianne zu treffen. Der Gedanke an einen Abstecher in die Schweiz wiegt schwerer und verdrängt meine Bedenken.

Wochen später befinde ich mich in einem der unterkühlten Pfarrsäle am Bodensee. Während die Zuhörer eintrudeln, lese ich die Mitteilungen am Schwarzen Brett: Vom Kindertreff, wo hinterher alles aufgeräumt werden muß, über ein Frauenfrühstück mit gemeinsamen Gebet bis zu einer Mitteilung aus Rom mit dem Aufruf, ungeborenes Leben zu schützen.

Dann kommt er, der Herr Pfarrer. Denn kenne ich doch, geht es mir durch den Kopf. Aber irgendwie sehen sich die Pfarrer alle ähnlich. Die große Gestalt mit dem grauen Lockenkranz läßt mich in Gedanken nicht mehr los.
Während er seine Gemeinde auf den Abend einstimmt: "... und wollen wir Verstehen und Toleranz immer an uns selbst prüfen...", kann ich mich kaum auf meinen Vortrag konzentrieren. Diese Stimme!

Am Rednerpult ist meine gewohnte Routine plötzlich wieder da. Ich rede über den Mondkalender und höre mich Schaltjahre erläutern, während ich vor meinem inneren Auge zwei kleine Mädchen bei Wind und Wetter durch Bonns Norden laufen sehe, meine Schulfreundin Angelika und mich. In einer alten Einkaufstasche schleppen wir die Kirchenzeitung von Haus zu Haus.

In meinen Ausführungen zum Feiertagszyklus nähere ich mich dem Fest der Versöhnung und beantworte Fragen, während ich gleichzeitig mit Angelika die Römerstraße und die Nordstraße entlang gehe und in die Rheindorferstraße einbiege, immer sorgfältig die Kirchenzeitung faltend. Bei den Baracken am Augustusring gruselt es uns immer ein bißchen. Brav wechseln wir uns mit dem Tragen der schweren Tasche ab. Ich kenne alle Katholiken in unserem Viertel.

Meine Zuhörer vernehmen zum erstenmal vom Neujahrsfest der Bäume.
Angelika und ich sitzen bei ihr zu Hause auf der Couch und trinken heißen Kakao. Die Tragtasche ist fast leer, man sieht das zerrissene Innenfutteral. Angelikas Vater ist vor ein paar Monaten gestorben. In Geldangelegenheiten steht es nicht zum Besten bei Schneiders, sagt meine Mama.

fortsetzung

Internet-Tipp: https://www.hagalil.com/kovar/frauen/scharlach.htm


 pilli antwortete am 24.02.05 (10:14):

Meine Zuhörer erfahren, daß ich die Hamanntaschen zu Purim mit Mohn fülle...
Am Ende des Schuljahrs sollten wir nach Niederlützingen fahren. Angelika legte jeden Pfennig, den ihr das Austragen der Kirchenzeitung einbrachte, dafür zur Seite. Sie mußte unbedingt die Schulreise nach Niederlützingen mitmachen.

In meinem Referat sind wir schon beim Frühlingsfest. Ich erzähle von den Peßachvorbereitungen und dem dazu notwendigen doppelten Geschirr.
In Gedanken aber stehe ich im Hausflur und warte auf Angelika. Es ist ganz dunkel, als nicht sie, sondern ihre Mutter auftaucht. "Angelika hat Scharlach", sagt sie, "sie kann leider keine Zeitungen austragen. Es wird Wochen dauern, bis sie wieder ganz gesund ist."

Ich bitte Frau Schneider um die Tasche. Weil ich alle Leute kenne, trage ich die Zeitungen allein aus. Frau Schneider steckt mir eine Birne als Proviant zu.

Mein Vortrag nähert sich dem Ende. "Moses erhält stellvertretend für das jüdische Volk die Gebote", höre ich mich sagen.
Ich, ein kleines Mädchen mit großer Tasche stehe vor dem gelben Sandsteinhaus des Pfarrers. Die schwere Holztür öffnet sich. Ich knickse, denn der Herr Pfarrer steht vor mir.

"Angelika hat Scharlach. Ich komme, um für sie die Zeitung auszutragen." Die riesige Hand des Pfarrers fährt durch den schwarzen Lockenkranz. "Du gehörst aber nicht zu unserer Gemeinde, oder bist du von der Kreuzkirchengemeinde?!"

"Ich bin jüdisch"

"Solange Angelika krank ist, wird ein Ministrant die Zeitung austragen.
Und du, du gehst jetzt nach Hause!"

Mein Vortrag über den Kreislauf des jüdischen Jahres ist beendet.
Meine Augen suchen den grauen Lockenkranz.

..............
(entnommen dem u.a. link)