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THEMA:   Sterbebegleitung-Sterbehilfe-Freitod-Patientenverfügung?

 10 Antwort(en).

Felix begann die Diskussion am 10.02.05 (00:22) :

Ein Beitrag im WDR hat mich zum Eingehen auf diese Sterbensproblematik angeregt. Da sind noch viele Fragen offen.

- Weshalb können sich die Gesetzgeber nicht auf eine einigermassen liberale Lösung einigen?
- Warum geht man mit einem leidenden Tier "humaner" um als mit einem Qualen erleidenden Mitmenschen?
- Weshalb übernimmt der Staat eine moralische Entscheidung, obwohl es um Gewissensentscheide der Betroffenen geht.
- Können sich Moralisten und Gesetzgeber überhaupt in die Rolle eines Betroffenen hineinfühlen?
- Sollten wir nicht langsam zu einer Ethik kommen, die von den religiösen Vorstellungen unabhängig sind.

Wir haben diese Problematik schon einige Male hier im ST Forum diskutiert.
Als kleine Fleissarbeit habe euch ich hier einige passende Themen mit Datum und Link zusammengestellt:

Sterbehilde - Sterbebegleitung- Freitod:

Diskussionsthemen im ST Forum und ihre Links:

/seniorentreff/de/diskussion/archiv1/a359.html (Nov.2000): "Aktive Sterbehilfe in den Niederlanden legalisiert - human oder unverantwortlich?"

</seniorentreff/de/diskussion/archiv6/a334.html>
(Mai 2002): "Lizenz zum Töten?"

</seniorentreff/de/diskussion/archiv8/a130.html>
(März 2002): " Sterbehilfe"

</seniorentreff/de/diskussion/archiv8/a263.html >
( Mai 2003): "sterbehilfe"... "würdevoller tod"..."erleichternder tod"...denkbar?

</seniorentreff/de/diskussion/archiv3/a299.html >
(Jan. 2003): "Sterbehilfe"

</seniorentreff/de/diskussion/archiv8/a344.html >
(März 2004):"Selbstbestimmtes Sterben"

</seniorentreff/de/diskussion/archiv1/a1921.html>
(April 2004): "Ethik am Lebensende"

</seniorentreff/de/diskussion/threads/thread2287.php>
(Nov. 2004): "Makaber : Selbstmord-Seminar"

Fahren wir fort!


 schorsch antwortete am 10.02.05 (12:25):

Vielleicht würde das Thema plötzlich akuter und schneller, wenn die Rentenanstalten (in der Schweiz z.B. die AHV und die betrieblichen Rentenverwalter) Gelder inverstieren würden in "Sterbehilfe"? Schliesslich sind sie ja die am meisten davon Profitierenden, wenn der alte, unnötig leidende Versicherte sein Leben um ein paar menschenunwürdige Jahre verkürzen würde!


 Felix antwortete am 10.02.05 (14:54):

Lieber Schorsch,

auch wenn du mit deinen Überlegungen recht haben solltest, liegen mir bei dieser Problematik oekonomische Gesichtspunkte fern.
Ziel meines Vorstosses geht in Richtung einer religionsunabhängigen Ethik beim Gesetzgeber, um die Würde des todkranken Menschen und um seine Entscheidungsfreiheit.
Vorentscheidungen sind durch Patientenverfügungen gewährleistet, auch wenn sie juristisch nicht immer und überall als zwingend anerkannt werden.
Weshalb ist Holland und die Schweiz in dieser Frage liberaler als z.B. Deutschland.

p.s.
Danke für das Löschen der ersten Fassung. Aus irgend einem Grunde erschien sie nicht unter den allgemeinen Themen, obwohl ich sie korrekt abgeschlossen hatte. So entstand meine fast identische Wiederholung. z.Glück hatte ich meine "Fleissarbeit" in einen Zwischenspeicher abgelegt.


 rumpelstilzchen antwortete am 12.02.05 (19:20):

Hallo,
mich interessiert das Thema SEHR!
Ich bin in der hiesigen Hospizbewegung Mitglied. Die Rechtslage aber ist m.M. nach weiterhin äußerst problematisch und weitgehend ungelöst. Auf Veranstaltungen melden sich immer wieder TeilnehmerInnen zu Wort, deren Angehörige unter unmenschlichen Bedingungen weiterleben müssen, trotz Patienten- und Betreuungsverfügung, weil Ärzte am Ende ihr eigenes Ethos zum Maßstab nehmen, um über die lebensverlängernden Maßnahmen zu entscheiden. Ich finde, daß wir es hier mit einem unglaublich rechtsfreien Raum zu tun haben. Dringend müßte etwas geschehen, ich sehe aber immer nur viel Gerede und wenig Handlungsspielraum.

Gut, daß einer hier das Thema angeschnitten hat!

LG
Claudine


 pilli antwortete am 12.02.05 (22:57):

seit zwei wochen schaue ich auf diesen menschen, eine frau, die zur zeit die bettnachbarin meiner mutter im krankenhaus ist.

"97" ist sie und niemals in den vergangenen tagen habe ich gesehen, dass sie ihre augen geöffnet oder sich mal aus eigenem antrieb bewegt hätte. ab und zu wird sie vom pflegepersonal "umgebettet" ,erhält tee durch eine infusion und dreimal am tage wohl nahrung mittels einer spritze.

sicher wird sie keine patientenverfügung unterschrieben haben oder warum muss sie so weiterleben? gestern entnahm ich einem gespräch des behandelnden arztes, dass sie wohl wieder zurück "verlegt" wird ins pflegeheim. da wird ein körper hin und her gefahren, behandelt und nichts davon weiß sie...ist das nicht würdelos?

ich hatte viele stunden zeit, sie zu beobachten und meine gedanklichen überlegungen endeten dann an dem punkt, mich...sobald ich bissel mehr zeit finde...kundig zu machen, wo und unter welchen voraussetzungen ich die pille besorgen kann, die ich brauche, diesem elend durch freitod keine chance zu bieten.

erinnere ich mich richtig Elena, dass du da näheres mitteilen kannst? ich meine vor nicht langer zeit darüber hier im forum gelesen zu haben?


 jasmin antwortete am 13.02.05 (10:23):

Es ist sicher, dass es in Deutschland sehr schwer sein wird vom Gesetzgeber eine Unterstuetzung fuer die aktive Sterbehilfe zu bekommen. Ich denke das hat etwas mit der Vergangenheit von Deutschland zu tun. Soll sich doch jeder mal fragen ob er, waere er Arzt, dazu bereit waere Maschinen abzustellen, keine kuenstliche Ernaehrung mehr zu geben u. s. w. Dies verstoesst doch gegen seinen Eid. Natuerlich ist es menschenunwuerdig nur noch ein Koerper zu sein. Ich habe eine Patientenverfuegung und dazu bereits eine Prozessvollmacht ueber den Tod hinaus unterschrieben. Damit, sollte meine Wille nicht beachtet werden, dies eingeklagt werden kann. Sicher ist das auch fuer den Menschen den ich beauftragt habe, meine Patientenverfuegung durchzusetzten, eine schwere Aufgabe. So, dass ich mir manchmal Gedanken mache, ob dieser Mensch nicht Schuldgefuehle entwickelt, wenn er meinen Willen durchsetzt. Macht sich vielleicht ein Sohn Gedanken mit beteiligt zu sein am Tod seiner Mutter. Obwohl es darum geht keine lebvensverlaengernde Massnahmen zu zulassen, wenn feststeht, dass mein Leben zu Ende geht. Also eigentlich eine ganz natuerliche Angelegenheit. Was die Sache mit der Pille ist. Diese Gedanken habe ich mir auch schon gemacht. Habe ich sie, wann denke ich muss ich sie anwenden? Vielleicht zoegere ich es ja so lange hinaus, dass ich es dann nicht mehr ausfuehren kann. Was dann? Es ist also sehr schwer fuer alle Betroffenen die richtige Entscheidung zu treffen.


 rumpelstilzchen antwortete am 13.02.05 (11:39):

yasmin,
deine Gedanken zu dem Thema habe ich mir auch schon gemacht.
Mein Arzt sagte einmal, das wichtigste sei, die eigenen Wünsche bezügl. des Sterbens und Sterbenlassens mit den Angehörigen zu besprechen, die am Ende für die Betreuungsverfügung verantwortlich sind. Das habe ich getan; und ich baue auf meine Kinder , insbesondere auf meine Tochter, mehr noch als auf meinen Mann, den ich für emotional befangen halte würde, diese Tochter also, die mir sagte, sie würde es so handhaben, wie sie es für sich selber haben möchte.
Alles wird man nicht regeln können, manches wird von der Zeit und vom Zufall abhängen. Daß sich aber viele Menschen in meinem Umfeld mit den Gedanken an das eigene Sterben beschäftigen, das ist mir bewußt.

Traurig nur ist ein Fall in meiner Nachbarschaft, wo eine katholisch streng gläubige Tochter den Schritt zum Einstellen der künstlichen Ernährung bei ihrem Vater nicht schafft. Die Angst, den Vater auf dem Gewissen zu haben, ist übergroß.
Dabei liegt er gewindelt und gewickelt , gefüttert , künstlich ernährt , seiner Sinne kaum mehr mächtig 90 jährig seit drei Jahren in einem Pflegeheim.
Es ist ein wahrer Albtraum!

Claudine


 jasmin antwortete am 13.02.05 (12:02):

Hallo Rumpelstilzchen, ja wie Du es schreibst so ist es. Nur ist es eben so, dass ich verwitwet bin, und da ist noch mein Sohn. Der bereits gesagt hat, dass er das tun will. Doch ich denke immer noch, dass es fuer einen direkten Angehoerigen sehr schwer wird im Sinne des nahestehenden Menschen zu entscheiden. Ich habe mich auch bereits mit ihm und meiner Schwiegertochter darueber unterhalten. Auch, dass ich unter einem Baum begraben sein will. Dazu gibt es bereits die Friedwaelder. Doch das ist ein anderes Thema. Ich werde meine Schwiegertochter noch bestaerken meinen Sohn kraeftig zu unterstuetzen, denn sie ist nicht so emotional eingebunden wie er. Es ist eigentlich schade, dass sich so wenige an dieser Diskussion beteiligen. Haben sich wirklich so wenige mit ihrem Tod auseinandergesetzt? Der ja irgendwann unweigerlich kommt, und wie sie es dann haben moechten. Oder ist es Angst, oder immer noch das Tabuthema?


 schorsch antwortete am 13.02.05 (15:52):

Wenn wir möchten, dass dereinst jemand uns "den letzten Gefallen" tun soll, dann müssen wir notfalls auch bereit sein, über bestehende Gesetze hinweg einem Mitmenschen diesen Gefallen zu tun....

ICH würde einem Mitmenschen den letzten Dienst erweisen. Aber leider besteht keine Garantie, dass aus meinem Kreis jemand MIR den Dienst erweist....


 wanda antwortete am 14.02.05 (08:50):

um mit Fontane zu antworten: das ist ein weites Feld -----

@schorsch - nie gibt es eine Garantie - wenn man es mit Menschen zu tun hat.


 chris antwortete am 15.02.05 (10:51):

Hallo,
mich interessiert das Thema SEHR!
Ich bin in der hiesigen Hospizbewegung Mitglied. Die Rechtslage aber ist m.M. nach weiterhin äußerst problematisch und weitgehend ungelöst. Auf Veranstaltungen melden sich immer wieder TeilnehmerInnen zu Wort, deren Angehörige unter unmenschlichen Bedingungen weiterleben müssen, trotz Patienten- und Betreuungsverfügung, weil Ärzte am Ende ihr eigenes Ethos zum Maßstab nehmen, um über die lebensverlängernden Maßnahmen zu entscheiden. Ich finde, daß wir es hier mit einem unglaublich rechtsfreien Raum zu tun haben. Dringend müßte etwas geschehen, ich sehe aber immer nur viel Gerede und wenig Handlungsspielraum.

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Hallo Rumpelstilzchen,

ich sehe es auch wie Du. Solange noch Ärzte trotz Patientenverfügungen und Betreuungsverfügungen über die Köpfe von Patienten und deren Angehörigen bestimmen können,
solange ist mir bange!
Ich möchte nicht jahrelang dahin vegetieren müssen.
Ein Tier, das du quälst, da bekommst du Anzeige wegen Tierquälerei. Ein Mensch darf jahrelange dahin vegetieren
ohne jeden Sinn und Zweck, ohne dass er überhaupt noch registrieren kann, was um ihn vorgeht.

Hier sollte der Gesetzgeber endlich die Wünsche der Patienten akzeptieren und mich selbst entscheiden lassen,
wie ich sterben möchte!


Chris