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THEMA: Nazisprache ohne Unrechtsbewusstsein?
28 Antwort(en).
Karl (Webmaster)
begann die Diskussion am 03.12.04 (23:20) :
Ich bin entsetzt darüber, was ich heute in den Foren lesen musste. Sich über die manchmal derbe Ausdrucksweise einer Diskutantin aufregen ist die eine Sache, aber dann mit Begriffen wie Pestbeule zurückschlagen ist ungeheuerlich und treibt die Zumutungen auf die Spitze.
Hiermit sage ich ganz deutlich: Wer sich nicht schämt andere Menschen als Pestbeule, Krebsgeschwür oder Ungeziefer zu bezeichnen, der hat in diesen Foren nichts verloren! Ich lade sie hiermit aus!
Ich kann es nicht fassen, wie enthemmt hier gegiftet wird.
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schulle
antwortete am 03.12.04 (23:33):
Gemach, gemach, Karl,
nicht jeder verbindet mit dem Begriff Pestbeule Freislers Verhandlung gegen Josef Metzger! Ich mußte auch erst WIKEPEDIA bemühen.
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Karl
antwortete am 03.12.04 (23:40):
Das ist gerade das, was ich nicht fassen kann schulle. Ich will keinem hier unterstellen, dass er tatsächlich seine Worte zu Ende gedacht hat. Aber ist es nicht erschreckend wie leicht solche Begriffe auch heute noch Menschen über die Lippen oder die Tastatur kommen?
Sprache bereitet den Boden! Die Sprache hat auch den Boden für die Judenverfolgung bereitet. Erst wird von dem Krebsgeschwür geredet, dann wird es operiert.
Dies hier ist ein Senioren(!)forum. Wir sollten doch alle so weit sensibilisiert sein, dass solche Begriffe in unserem Denken keinen Platz mehr einnehmen können.
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elena
antwortete am 04.12.04 (00:23):
Es ist unglaublich für mich, dass eine derartige Denk- und Schreibweise heute noch vorhanden ist. Niemand würde das im realen Leben seinem Gegenüber sagen, oder vielleicht doch?
Nichts gefällt mir weniger als ein 'weichgespültes' Forum, das wäre langweilig, dennoch sollte sich die Schreiber/innen überlegen, welche Worte sie wählen.
Dieser Wunsch wurde schon oft ausgesprochen, wieso ist das so schwer?
Vielleicht kann mir diese Frage ja mal jemand beantworten! Mein Tipp: erst nachdenken, dann schreiben.
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maggy
antwortete am 04.12.04 (01:33):
Hallo elena, es ist für einige Menschen leichter, in einem Forum unglaubliche Denk- und Schreibweisen hineinzusetzen, als dass sie es real tun würden.
Jedenfalls war das in den letzten Wochen meine Erfahrung. Es wurde mit verletzenden Begriffen inform von Bildzeitungsstil nur so um sich geworfen.
Warum Menschen die unterste Schublade wählen? Wer weiß darauf eine Antwort?
Sich zu negativen Äußerungen hinreissen zu lassen, ist eine Sache; es aber über einen längeren Zeitraum immer wieder zutun, zeugt von charakterlicher Schwäche. Diese Menschen produzieren das Unrechtsbewusstsein auf andere und nehmen eigenes Unrecht nicht wahr.
Elena, ich bin Deiner Meinung: Schreiber/Innen sollten überlegen, welche Worte sie wählen.
Ich wünsche ein schönes Wochenende.
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Mulde
antwortete am 04.12.04 (10:04):
Für den Webmaster und andere!
Man kann sich mit recht empören für Sprache ! Das da einiges zu recht in den Keller des Archivs Verbannt wurde ist wohl unbestritten. Nur um ehrlich zu sein, die Forenschreiber allein das anzukreiden Ist auch nicht feine englische art.
Ist da nicht vielmehr die Erziehung durch Schule und Bundesdeutschen Medien Eine der Hauptursachen in den letzten 50 Jahren?
Da wird ein großer aus dem Bundestag geschasst (Vizepräsident) Man lamentiert eine weile und geht indessen ruhig zur Tagesordnung In der Allgemeinheit über. Da reden sich Politiker in Debatten und bei Wahlkämpfen aus Unkenntnis Geschichtlicher Abläufe um Kopf und Kragen Was sagt die Masse Na und? Nein in Schulen und Medien sollte dieser Geist ausgetrieben werden Dort ist Notwendig ! Die das nun geschrieben haben , haben es doch nur verwendet weil es In den Sprachgebrauch bedenkenlos übernommen wurde! Sie haben das Vokular benutzt aber doch nicht erfunden bzw. für besondere Zwecke Zurückgelegt. Das waren --- sind größere Übeltäter! Das bitte auch mal zu überlegen.
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Lara
antwortete am 04.12.04 (10:23):
Guten Morgen lieber Karl,
ich verstehe sehr wohl dass Du darauf achtest dass keine Worte die an die Nazisprache erinnern benutzt werden.
Aber vor einiger Zeit habe ich Wanda sehr bewundert, dass sie ganz offen in dem Thema “Erschrecken über sich selbst“ über ihre eigene Wortwahl sich Gedanken gemacht hat. Dort hast Du ihr auch geantwortet und ich möchte Dich bitten, dieses Thema noch einmal durchzulesen.
Ich kann mir nicht vorstellen dass User die hier schon lange schreiben, die Nazisprache benutzen.
Was ich aber verstehe ist dass einige User über persönliche Angriffe verärgert sind.
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simba
antwortete am 04.12.04 (10:43):
Die Nazis haben viel gesagt - sie hatten auch Zeit genug dazu. Ich weiss zwar was sie taten - aber bei weitem nicht alles was sie sagten. Einen Pestbeule bringe ich mit der Krankheit in Verbindung und mit jemand der Gift und Galle spritzt. Jetzt könnts aber auch so sein, dass jemand ahnungslos irgendein Wort oder einen Satz ins Forum schreibt - und dann schreit jemand: Das haben die Nazis auch gesagt!"- Und schon ist man im rechten Eck ohne genau zu wissen warum - das ist wohl die Strafe, wenn man voll Zorn gegen die manchmal(!) unerträglichen Äusserungen von Forumschreibern aufbegehrt.
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pilli
antwortete am 04.12.04 (11:04):
danke Mulde,
du hast wichtige aspekte genannt und ich darf dir vielleicht mut machen, daß schon aufmerksam gemacht wird, auf das thema "Nazisprache" in schulen, seminaren und universitäten...wenn auch nicht so intensiv, wie du es dir wünschst.
einige der gestern spätabends noch gefundenen beispiele werde ich zum thema bekannt machen; denn es war mir wert danach zu suchen.
meine tochter war es, die mich vor vielen jahren darauf aufmerksam machte, daß ich...ohne lange nachzudenken...einmal wortwendungen verwandt habe, die sie sehr erschreckt hätten.
angeleitet von einer jungen lehrerin im fach geschichte entwickelte sie zu der zeit ein großes interesse dafür, wie sehr "übernommene" worte wieder raum finden im sprachschatz, aber niemand einen gedanken daran verschwendet, daß damit gleichzeitig ein boden bereitet werden könnte, den niemand mehr zur basis nehmen darf, daß er früchte trage.
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hugo1
antwortete am 04.12.04 (11:51):
SMS mit Schlampe, Miststück =Geldstrafe von 1050 Euro Effenberg wegen Schimpfwort Arschloch zu 100000 € verurteilt Behörden-Mitarbeiter verprügelt= 500 Euro Strafe Sie haben kriminelle Neigungen= 2400 Euro Den Vogel zeigen oder der so genannte Scheibenwischer sollte dem gestressten Autofahrer schon 350 bis 1000 Euro wert sein Mit Strafen zwischen 450 und 1000 Euro muss rechnen, wer einen Polizisten mit Worten wie Holzkopf, Trottel, Wichtelmann oder blödes Schwein tituliert
so gesehen find ich, ist der Ausschluß aus einem Forum fast schon ein äußerst schonendes Anfassen mit Samthandschuhen und bei o.g. Ausdruck wäre ich froh, ohne Anklage davongekommen zu sein. Zum Glück befinden wir uns hier bei einem´,zwar engagierten(wenns um bestimmte Themen geht sogar sehr sensiblen))jedoch ansonnstens sehr geduldigen Webmaster im Forum. ,,ich hoffe stark das ich nicht mal soweit aufgeladen, angegriffen oder provoziert werde, dass ich mich zu solch ähnlichen Beschuldigungen und Beleidigungen verleiten lasse.
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schorsch
antwortete am 04.12.04 (15:35):
Früher, in meiner Forum-Anfangszeit, besuchte ich hin und wieder Foren, welche hauptsächlich von Jugendlichen beschrieben wurde. Ich ekelte mich und floh!
In diesem Forum aber befinden sich "Ausgewachsene". Sie wissen genau, was sie tun. Es ist also auch anzunehmen, dass sie sich ihrer Wortwahl bewusst sind. Darum, um die Gemässigten und Vernünftigen unter uns vor solchen Schmierern zu schützen, müssen letztere aus unserem Kreis ausgeschlossen werden.
Natürlich gibts auch "Vernünftige" unter uns Senioren, die sich an der Wortwahl (siehe weiter oben) aufgeilen könnten. Diesen sei aber gesagt, dass sie in der Minderzahl sind und sich die Mehrzahl ein sauberes Forum wünscht.
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elena
antwortete am 04.12.04 (16:38):
Lieber Hugo,
sollte dir wirklich mal eine Entgleisung passieren, komme ich persönlich vorbei und ziehe dir die Hosen stramm:-))
Nur damit du vorgewahnt bist und nachher nicht jammerst!
Grüsse für ein schönes Wochenende.
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hugo1
antwortete am 04.12.04 (16:47):
danke elena,,,diesem "Wahn" möcht ich mich gerne fügen,,wenns denn helfen sollte und mir damit vergeben sei. *g*
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Lara
antwortete am 04.12.04 (22:22):
Guten Abend lieber Karl,
ich möchte mich entschuldigen für meine einfach daher geplapperten Worte. Durch den Link von DorisW sind mir die Augen geöffnet worden. Ich sehe es so, es ist für mich gut hier zu sein, und hier noch viel zu lernen.
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Felix
antwortete am 05.12.04 (02:42):
Ich habe mich unter <... keine Wohnung> recht deutlich zu diesem Problem geäussert und mag mich nicht wiederholen.
Auch ich muss in der Wortwahl vielleicht in Zukunft etwas vorsichtiger sein.
Bezeichnungen wie: Giftnudel, Giftspritze, Ami-Tante, Naivling, paranoid, Logorrhöe, Dumpfbacke, kleinkarriert, Hinterwäldler etc. waren auch Griffe in die gewürzte Abteilung und könnten einer allzuzarten Seele missfallen haben .... sorry!
Es gibt hier aber auch Personen, die mit scheinbar harmlosen Bezeichnungen äusserst toxisch wirken können!
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Karl
antwortete am 05.12.04 (09:59):
Hallo Felix,
ich habe gerade auch unter dem Thema " ...keine Wohnung" noch einmal meinen Standpunkt erläutert und
deutlich gemacht, warum ich es nicht dulden kann, wenn menschen als Pestbeule oder krebsgeschwür bezeichnet
werden:
Als Antwort auf Marts
"Für mich war bis jetzt „Pestbeule“ ein Schimpfwort, so wie andere"
schrieb ich:
Das darf eben nicht sein. Selbst ohne den historischen Bezug zu den Nazis, würde es sich verbieten,
solche Begriffe hoffähig zu machen. Als diese Sprache aufkam, hatte es noch keine Nazis gegeben. Diese haben aber enorm
davon profitiert, dass es offenbar möglich war ganze Bevölkerungsgruppen ohne Sanktionen befürchten zu müssen,
als Krankheit zu bezeichen. Was wohl bietet sich als Therapie für eine "judenverseuchte Pestbeule Berlin" an?
Es geht bei der Sanktion dieser Begriffe eben nicht darum, sie zu sanktionieren, weil Nazis sie im Munde geführt haben.
Wir können keine völlig neue Sprache erfinden. Bei diesen Krankheitsbegriffen auf Menschen angewendet müssen wir
wachsam sein, weil sie per se eine monströse Assoziation darstellen, die in sich die Gefahr von Nazilösungen trägt.
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Miriam
antwortete am 05.12.04 (12:53):
Leider kann ich mich nur bedingt zu Worte melden, ich bin von meinem immerwieder streickendem, bockigem PC abhängig. Den Kürzeren zieht er: denn seine Tage sind nun gezählt.
@Karl,
du eröffnest hier ein Thema in der besten Absicht. Dabei aber ist die Eskalation hier wirklich nicht zu übersehen, zu überhören, und ich melde mich hier zu Worte - mit dem Risiko, dass man mir wieder "Scheinheiligkei" unterstellen wird.
Als von der Judenverfolgung betroffene melde ich mich, auch wenn die geschichtlichen Ereignisse für mich und meiner Familie so günstig verliefen, dass wir nicht deportiert wurden. Es gibt aber eben bei dieser Kathegorie, die nicht direkt betroffen wurden, eine andere, grosse Betroffenheit. Eine Solidarität, wenn Ihr so wollt, mit allen, die weniger "Glück" hatten, als wir. Damit verbunden, eine Sensibilität gegenüber allem was die Vergangenheit wieder näher rücken lässt.
Ich habe Euch dies in aller Offenheit erzählt - und mit dem Risiko der unschönen Bemerkungen die dem folgen werden, um Euch zu bitten: Lasst UNS in erster Linie beurteilen, was wirklich Erinnerungen wach ruft. Lasst uns - wenigstens uns erst zuhörend - sagen, wann Wunden aufgerissen werden.
Denn es sind nicht die Ausdrücke, die Angst einjagen. Auch wenn ich mich blass erinnern konnte, wo ich den Ausdruck Pestbeule, schon mal gelesen habe. Mich hat er, hier im ST benutzt, nur an einen Aspekt denken lassen: dass, solche Ausdrücke eine Reaktion sind auf manchmal unterschwellige aber sehr beleidigende Texte. Texte, die einen Aggressionspotential sonder gleichen beinhalten, über den wir uns auch ärgern und die betroffen machen, nicht persönlich, sondern weil sie die Plattform auf der wir uns austauschen möchten, einfach zugrunde richten.
Da von höchster Stelle diese Art fast nicht gerügt wird, ist man vielleicht versucht, ein Vokabular einfliessen zu lassen, das ganz sicher nicht die Schreiberin charakterisiert. Aber die Schleusen waren bereits geöffnet worden, vor diesem Ausdruck...
Mich persönlich aber erinnert der anmassende, impertinente, beleidigende Ton der so etwas provoziert hat, eher an: Menschenverachtung; Erniedrigung; zerstörerisches Potential; sich über andere erheben und sie so beurteilen und behandeln wollen - und dies auch dürfen. Den Rest ersparre ich Euch. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr weiterdenken...
Aber lasst mich auch mal sagen, was eigentlich betroffen macht und Erinnerungen wach ruft. Es sind nicht die hier gerügten Ausdrücke...
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Karl
antwortete am 05.12.04 (13:05):
Deine Erinnerungen und deine subjektive Wahrnehmung in Ehren, Miriam. Ich folge den meinen und kann noch einmal unterstreichen, ich werde es hier nicht dulden, dass Menschen mit Krankheiten verglichen werden. Meine Stellungnahme zu Pilli kannst du unter "... keine Wohnung" nachlesen und bin voll der Meinung von hl. Die "Beleidigungen" von Pilli sind eine völlig andere Kategorie als das, was gegen sie angewendet wird. Ich werde mich der Mehrheit nicht beugen, sondern einzig und allein meiner Überzeugung. Ich habe mich hier schon öfters gegen Mobbing gewendet und werde das weiter tun.
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Medea.
antwortete am 05.12.04 (14:28):
@ Karl
Von "dich der Mehrheit beugen" kann ja wohl keine Rede sein, denn Du hast das Hausrecht -
dennoch möchte ich in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, daß es in der Wahrnehmung von Mobbing einige Unterschiede zu geben scheint -
fallen bei Dir denn die Meinungen von Mehrheiten überhaupt ins Gewicht?
Dich gegen Mobbing Deiner Gäste zu verwahren, ist lobenswert und ich begrüße das sehr, aber dann bitte auch darauf achten, daß dabei die bisherigen Täter nicht plötzlich zu Opfern mutieren.
Ich bedaure, daß diese so hochgeputschte Diskussion entstanden ist - das lag nicht in meiner Absicht. Aber einer klaren Sprache gehe ich auch nicht aus dem Wege.
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hl
antwortete am 05.12.04 (14:40):
Aber doch bitte nicht eigene persönliche und private Abneigung mit Forenmehrheiten verwechseln!
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Karl
antwortete am 05.12.04 (15:05):
@ medea,
eine klare Sprache ist immer erwünscht, aber dies darf doch nicht den Gebrauch solcher Vokabeln beinhalten. Jeder der sich gegen subjektiv erlebte Tiefschläge wehrt, verliert die Glaubwürdigkeit, wenn seine Schläge noch tiefer gehen. Das mit der "Wahrnehmung" ist offensichtlich gar nicht so einfach, denn tatsächlich sehe ich einiges wohl anders als die vermutete Mehrheit. Ist sie es wirklich?
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Miriam
antwortete am 05.12.04 (15:15):
@Karl,
wenn die Mehrheiten hier zur Sprache kommen, und wenn du diesem Faktor auch eine gewisse Bedeutung beimisst:
es gibt viele Forenschreiber zur Zeit, von denen ich persönlich erfahre, dass sie sich gar nicht hier artikulieren möchte. Mit so einer Aussage kann man natürlich nicht viel anfangen. Dann lass mich, es anders formulieren:
Karl, stellst du dir vielleicht auch die Frage, ob manche Forenschreiber keine Lust mehr haben sich eventuellen Beschimpfungen auszusetzen - und deswegen jetzt schweigen?
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Karl
antwortete am 05.12.04 (15:40):
Liebe Miriam,
jeder der in einem öffentlichen Forum schreibt, muss mit Widerspruch rechnen. Wer Widerspruch nicht ertragen kann, hat ein Problem. Bei Diskussionen kann es nicht darum gehen, sich der Mehrheitsmeinung anzupassen. Auch die Mehrheit kann richtig liegen, dann bin ich dabei (falls ich nicht von der irrigen Minderheitsmeinung überzeugt bin ;-)). Die Mehrheit kann jedoch auch falsch liegen, sie tut das meiner Erfahrung nach oft. Wer Pilli mit Witz und Ironie begegnet, hat kein Problem. Dass Witz und Ironie oft als verletzend empfunden werden, stimmt auch, aber sollen Witz und Ironie aus den Foren verbannt werden? Ich habe Schutzräume (gern) errichtet. Zudem habe ich DiskutantInnen oft genug zurückgepfiffen. Wer hier erwartet, dass er und seine Meinung immer in Watte verpackt wird, der irrt allerdings.
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carla
antwortete am 05.12.04 (16:36):
Hallo Karl, "jeder der in einem öffentlichen Forum schreibt, muss mit Widerspruch rechnen. Wer Widerspruch nicht ertragen kann, hat ein Problem." Wer in einem Forum schreibt, rechnet doch normalerweise damit, andere Meinungen und damit Widerspruch zu lesen. Das ist für mich kein Thema. Womit ich allerdings nicht unbedingt gerechnet hatte war, daß viele Themen total aus dem Ruder laufen und sehr bald in persönliche Anmerkungen von nett bis gar nicht nett auslaufen. Das ist gerade in diesem Forum für mich sehr auffallend, und es nimmt mir einiges an Interesse an Themen, die mich eigentlich interessieren würden. Schade.
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Miriam
antwortete am 06.12.04 (07:51):
@Karl,
ich antworte dir erst jetzt, das aber liegt an den wackligem PC. Seit der neue bestellt ist, scheint dieser mich wirklich zu boikotieren.
Es geht natürlich nicht um den Widerspruch, den erwarte ich, hoffe auf einen solchen - anders würde ich hier nicht schreiben. Es geht um das persönlich Beleidigende, also im Grunde genommen um das Abwürgen der Gespräche.
Karl, versuche bitte Witz von Sarkasmus zu unterscheiden. Auch die Ironie ist mir lieb. Wenn sie nicht eingesetzt wird, um den anderen mundtod zu machen.
Im Rahmen einer Diskussion, als Lösung gegen Angriffe eingesetzt, scheinen mir diese Waffen, Witz und Ironie, - die ich ja auch mag - nicht geeignet zu sein. Witz und Ironie, sind bekanntlich Distanzierungen. Und ich möchte eigentlich in medias res bleiben, nicht wiedermal gezwungen sein das (Schlacht?)Feld zu räumen.
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sammy07
antwortete am 06.12.04 (08:35):
@ Karl, hier wurde alles schon ausführlich beschrieben, aber m. E. aber unterschiedlich bewertet...bildlich ausgedrückt, mir ist und wie ich lese,anderen auch, ein "richtiges Gewitter" lieber, als permanent so ein "Schmuddelwetter".....!!! Frage mich allen ernstes, wenn hier in einer verletzenden Art Forenschreibern direkt geantwortet wird, was das mit Witz und Ironie zu tun hat?? Habe immer wieder so ein Bild vor Augen..da sitzt jemand auf Wolke 7 und unten sind noch so viele Leutz die missioniert werden müssen....!!
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mart
antwortete am 06.12.04 (20:01):
Zurück zum Anfangsthema:
Ich glaube, daß die Charakterisierung eines Menschen als "Parasit" gerügt werden muß.
abdus Charakterisierung von Ayaan Hirsi Ali 05.12.04 (21:12)
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Ziesemann
antwortete am 07.12.04 (15:13):
In dem unsäglichen Wust gegenseitiger Schmähungen und Verletzungen in einigen Foren des ST möchte ich das Problem gern auf eine Metaebene heben, weil es grundsätzlicher Art ist. Einige TeilnehmerInnen im Chat wie im ST vermögen offensichtlich nicht - ich will ihnen nicht einmal von vornherein dabei böse Absicht unterstellen -, zwischen der nicht nur erlaubten sondern geradezu erwünschten Kritik an einer Meinung, Ansicht, Überzeugung und der Schmähkritik an der Person zu unterscheiden. Auch überscharfe Kritik, wie etwa "das ist doch blühender Unsinn" kann noch tolerabel sein, aber die Freiheit und damit die Würde des Menschen, auch Unsinniges zu verkünden, muss anerkannt bleiben. Und damit verbieten sich das verbale Niedermachen, diese gehässigen Attacken gegen den Menschen selbst. Verbalinjurien gegen Diskutanten mit Tiernamen oder Krankheitssyndrome sind nur ein Unterfall dieser auf die Person und nicht zur Sache gerichteten Kritik. Und noch eines: So menschlich verständlich Retourkutchen sind, sie perpetuieren den personalisierten Streit ad infinitum. Ich lese jede Sachkritik zu diesem Beitrag gern und werde falls erforderlich antworten; nur Anpöbeleien bleiben wie bisher auch künftig unbeantwortet.
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Miriam
antwortete am 08.12.04 (10:25):
Hallo Ziesemann,
dein Beitrag bringt, auch aus meiner Sicht, die Sachen auf dem Punkt.
Wir hatten uns vor einiger Zeit über Voltaire, Toleranz, etc.. in einem anderen Thread unterhelten.
Nun, ich hoffe, dass Toleranz nicht missverstanden wird und dem Wort eine falsche Bedeutung - oder Richtung - verliehen wird. Im Sinne: ich muss, im Namen der Toleranz, auch die verbale Niedermache (dein Ausdruck) über mich ergehen lassen.
Ich habe mir auch die Mühe gemacht - ich gestehe: nicht umbedingt mit Lustgewinn!- und habe manche Beiträge wiedergelesen. Neben den verbalen Entgleisungen, den Beleidigungen, fällt dabei eben eine extreme Intoleranz auf. Es werden ja nicht Meinungen der Mitschreiber argumentativ erwidert, sondern a priori als indiskutabel hingestellt. Unvermögen dabei argumentativ zu widerlegen? Wahrscheinlich.... Also greift man zur persönlichen Attacke.
Was dies alles bewirkt, ist leider, in der jetzigen Stimmung im ST deutlich zu vernehmen: eigentlich sind die Diskussionen mit inhaltlich Wertvollem, völlig auf einen sekundären Plan verschoben worden. Ich hoffe, nur vorübergehend...
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