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THEMA: Was ist "Zeit"?
30 Antwort(en).
Günter Paul
begann die Diskussion am 04.08.02 (17:49) mit folgendem Beitrag:
Hallo Interessierte,mit diesem Thema knüpfe ich an eine Anregung an, die susanna am 05.07.2002 bei der Diskussion zum Thema „Was ist Wahrheit?“ gegeben hat. Mal sehen, ob's gelingt.
Berechnungen der Kosmologen ergeben, daß unsere Welt vor 14 bis 15 Jahrmilliarden entstanden ist. Seitdem „läuft die Zeit“. - Was war vorher? ... Gab es auch schon Zeit oder fehlte diese Dimension? .... Lief „Zeit“, so es sie gegeben hat, ebenso wie heute? - Hat der Zeitbegriff außerhalb menschlicher Erfahrung überhaupt einen Sinn? ....
Zunächst ist festzustellen, daß der Zeitbegriff vieldeutig ist, wie andere Allgemeinbegriffe auch. Mancher Streit ließe sich vermeiden, wenn die Diskutanten sich verständigten, was sie denn eigentlich meinen. .... „Zeit“ wird derzeit in fünf Bedeutungen verwendet: 1. als IDEALE Zeit; 2. als THERMODYNAMISCHE Zeit; 3. als RELATIVISTISCHE Zeit; 4. als BIOLOGISCHE Zeit; 5. als ERLEBTE (psychologische) Zeit.
Ideale Zeit meint einen Maßstab für den Ablauf des Geschehens. Sie ist eine Konstruktion unseres Denkens und entspricht etwa dem Kant'schen apriorischen Zeitbegriff.
Die thermodynamische (physikalische) Zeit meint einen Ablauf, der dadurch bestimmt wird, daß sich wirksame (nutzbare) Energie ständig in ENTROPIE (angenähert „Wärme“) verwandelt und so mehr und mehr „einebnet“. - „Zeit“ meint hier das Verströmen von Energie.
Die relativistische Zeit (ebenfalls physikalisch) meint eine EIGENSCHAFT der materiellen Welt, abhängig von der Masse und der Geschwindigkeit (Relativitätstheorie) sowie von der Energie (Quantentheorie). Sie entsteht und vergeht mit der Welt und kann – theoretisch – vorwärts und rückwärts laufen (im Gegensatz zur thermodynamischen Zeit).
Die biologische Zeit meint die natürlichen Alterungsprozesse, denen jeder Organismus unausweichlich unterliegt und ähnelt der thermodynamischen Zeit (ist vielleicht sogar mit ihr identisch).
Die erlebte (psychologiche) Zeit meint, wie ihr Name schon sagt, den Zeitablauf, den wir täglich erleben – abhängig von den erlebten Ereignissen und vom Alter.
Damit will ich's erst einmal genug sein lassen. Wenn das Thema Interesse findet, würde ich gern znächst die erlebte Zeit diskutieren.
Grüße von Günter
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Paula
antwortete am 04.08.02 (19:13):
Was ist ZEIT /seniorentreff/de/diskussion/archiv1/a326.html
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv1/a326.html
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Mechtild
antwortete am 04.08.02 (21:18):
Auch wenn das Thema Zeit schon diskutiert wurde, halte ich es für ein Thema, das man ruhig mehrmals diskutieren kann. Mir fällt beim Thema Zeit immer das Kinderbuch von Michael Ende „Momo“ ein. Ende hat das Thema in dem Buch sehr breit und gut bearbeitet. Die erlebte Zeit ist für mich im Alter immer wichtiger geworden. Man hat als älterer Mensch natürlich auch mehr erlebte Zeit als als junger Mensch. Die meisten Dinge, - auch Probleme, die ich schon erlebt habe, gehe ich heute recht locker an. Fremde Dinge oder Probleme machen mir jedoch häufig Angst. Als ich jung war, war das anders, ich wollte immer etwas Neues Unbekanntes erleben, konnte nicht genug davon bekommen und hatte nicht genug Zeit, um all das zu machen, was ich für wichtig hielt. Heute habe ich viel mehr Zeit als früher. Kaum etwas muss mehr sofort gemacht werden, alles kann auch morgen oder nächste Woche noch getan werden. Das was wichtig ist, mache ich natürlich sofort. Dafür habe ich auch meist Zeit. Ich habe viel aus der Geschichte und aus meiner erlebten Zeit gelernt. Die biologische Zeit wird weniger, aber ich habe mehr Zeit für alles. Ich nehme kleine Dinge wahr, freue mich über blühende Blumen, über den Vogel auf der Terrasse oder über ein gutes Gespräch. Ich habe Zeit für Dinge, die ich als junger Mensch, weil ich keine Zeit hatte gar nicht wahrgenommen habe.
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WANDA
antwortete am 05.08.02 (09:36):
Ich finde es auch schade, dass immer sofort auf die Archive hingewiesen wird. Wir haben doch hier Neueinsteiger und ein Thema lebt nur, wenn es diskutiert wird, und man immer nachsehen kann, was es Neues gibt. Im Archiv nachzulesen ist für meine Begriffe eher langweilig.
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Karl
antwortete am 05.08.02 (09:45):
@ Wanda
Ich sehe das auch so. Das Archiv kann als Ergänzung gelesen werden, aber ein Verweis darauf sollte (außer vielleicht bei konkreten Computerfragen) niemals eine aktuelle Diskussion abtöten. Ich trete übrigens niemals als "Wegweiser" oder ähnliches auf, sondern immer als "Karl".
Eine Diskussion über "Zeit" finde ich übrigens sehr interessant, kann aber selbst wenig beitragen und werde mich auf das Lesen beschränken.
Mit freundlichen Grüßen
Karl
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K.B.
antwortete am 05.08.02 (14:00):
Am besten merke ich, was Zeit ist, wenn ich keine habe.
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Günter peltz
antwortete am 05.08.02 (18:36):
Was ist „Zeit“? Bleiben wir bei der biologischen „Zeit“. In fortgeschrittenen Jahren ist Zeit = Erinnerung. Ich las letztens, daß Erinnerung eine „Beule“ nach oben für das Lebensalter zwischen 15-25 Jahren ( Alter) hat. Das kann ich (über 70) bestätigen. Dabei wird die Erinnerung auch noch durch eine rosarote Brille gesehen. Es ist sehr schwierig, die negativen Seiten der Vergangenheit hervor zu holen. Also, was ist „Zeit“? Bleiben wir bei der Biologie! Gelle, Karl? Es ist erlebtes im Leben, + und -! DER Mrnsch hat dafür 70 J. Zeit, der Maikäfer 2 Wochen. Aber, er lebt vorher 4 J. als Engerling!? Welche Zeit erlebt er? 1x 4 J. + 2 Wochen als SEX-Animal? Ist die Zeit planetengebunden? Verläuft die Zeit in anderen Welten anders? Ich meine, auch hier auf der Erde hat jedes Lebewesen einen anderen Zeitbegriff, „auch jeder Mensch“! Was sagt ihr dazu? Gruß Günter
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Hans-Jürgen
antwortete am 05.08.02 (21:57):
Die landläufige Vorstellung, daß die Zeit irgendwie "verläuft" oder "verfließt", bereitet mir Schwierigkeiten. Wenn sie das täte, müßte es etwas geben, *worin* das geschieht, ein besonderes Medium oder Bezugssystem. So ist es bei allem Materiellen, was sich gegenüber etwas Anderem bewegt oder fließt, seien es z. B. Wassermoleküle oder die den Strom bildenden Elektronen. Die Zeit ist zwar etwas Besonderes, nichts Materielles, aber durch unsere Sprechweise *vergleichen* wir sie damit.
Daß die Zeit sich irgendwie bewegt, kommt auch in der von Günter gestellten Frage zum Ausdruck: "Lief 'Zeit', so es sie gegeben hat, ebenso wie heute?" Gemeint scheint mir genauer: Lief sie früher genauso *schnell* wie heute? Wenn ja, woran könnte man das feststellen?
Ich las einmal: wenn ausnahmslos *alle* Vorgänge ihr "Tempo" plötzlich verdoppelten oder verzehnfachten - wir würden es nicht merken.
Hans-Jürgen
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WANDA
antwortete am 06.08.02 (08:42):
Zeit ist für mich wie Luft. Ich brauche sie und ich verbrauche sie, ohne zu merken, dass sie da ist. So wie ich nie in Atemnot bin, bin ich auch nie in Zeitnot, es sei denn, ich habe die Zeit über die Zeit hinaus verplant.
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Günter Paul
antwortete am 06.08.02 (11:14):
Hallo Diskutanten, so unterschiedlich ist das also mit der „erlebten Zeit“. K.B. erlebt sie als etwas, was fehlt (wahrscheinlich aber nicht nur auf diese Weise!), Mechthild genießt sie als etwas Nützliches und zugleich als „gelebtes Leben“. Die „erlebte Zeit“ ist etwas sehr Persönliches und oft wenig Vergleichbares.
Ich möchte erst einmal darauf aufmerksam machen, daß sich hinter „erlebter Zeit“ mindestens zweierlei verbirgt: ERSTENS das Erleben von Zeitabschnitten, Intervallen. ZWEITENS der erlebte Ablauf des Geschehens, z.B. unseres Lebens, die Abfolge der Ereignisse.
Viele von uns haben ein recht gutes Gespür für Zeitabstände. Sie können abschätzen, wieviel Zeit vergangen ist, oder sich auch vornehmen, wann (nach welchem Zeitabstand) sie munter werden wollen. Die Grundlage ist unser Zeitsinn, durch den wir unsere eigenen biologischen Rhytmen empfinden und zu äußerem Geschehen (z.B. dem Tagesablauf) in Beziehung setzen. Allerdings nehmen wir diese Rhytmen nicht unmittelbar wahr, sondern in komplexer Form .... eben als „Zeit“. .... Beschleunigen sich diese Rhytmen, so geschieht im Zeitintervall weniger (z.B. beim angespannten Warten). Die Zeit scheint zu schleichen. .... Werden diese Rhytmen im Alter langsamer, so geschieht in jedem „erlebten“ Zeitintervall mehr. Es entsteht der EINDRUCK, daß die Zeit immer schneller verfliegt.
Die andere Seite ist das Erleben des Nacheinanders, des Ablaufens der Ereignisse. Es vermittelt uns das Wissen um die Unumkehrbarkeit des Geschehens, ist aber gerade deshalb ein wesentlicher Bestandteil unseres Selbstbewußtseins. Deshalb ist die Rückerinnerung, von der Mechthild spricht, so wertvoll. Sie führt uns immer wieder die Verwobenheit des eigenen Lebens mit dem Geschehen in der Welt vor Augen und die Unmöglichkeit irgend etwas rückgängig zu machen, - ermöglicht uns aber andererseits, unser eigenes Leben mit all' seinen Erfolgen und Fehlschlägen, gelungenen Handlungen und Irrtümern zu verarbeiten und als menschliches Leben zu würdigen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für Lebensglück und Zufriedenheit.
Freundliche Grüße von Günter
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DorisW
antwortete am 06.08.02 (13:04):
@Hans-Jürgen "Die landläufige Vorstellung, daß die Zeit irgendwie "verläuft" oder "verfließt", bereitet mir Schwierigkeiten. Wenn sie das täte, müßte es etwas geben, *worin* das geschieht, ein besonderes Medium oder Bezugssystem. So ist es bei allem Materiellen, was sich gegenüber etwas Anderem bewegt oder fließt, seien es z. B. Wassermoleküle oder die den Strom bildenden Elektronen."
Ja, aber die Zeit ist eben nichts Materielles. Sie bewegt sich nicht in einem Medium, sondern sie ist selbst das Medium, in dem jegliche Bewegung stattfindet. Der Raum könnte sich ja nie verändern ohne die Zeit: ein Teilchen befindet sich in diesem Moment "hier" und im nächsten "dort" - dazwischen ist Zeit verstrichen. Wir messen Zeit immer durch Bewegung, ob es nun die Bewegung eines Uhrzeigers ist oder die der Rädchen, die den Zeiger antreiben, oder der Zerfall eines Atoms.
Deswegen glaube ich, daß es Zeit nur dann geben kann, wenn es auch Materie gibt. Ohne Materie wäre die Zeit nicht meßbar und deswegen auch nicht existent - oder nur belanglos?
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schorsch
antwortete am 06.08.02 (19:28):
Zeit ist Bewegung. Zeit hat es also schon immer gegeben. Denn zu keiner Zeit war das Universum ohne Bewegung.
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Hans-Jürgen
antwortete am 06.08.02 (21:36):
Und was ist - bitteschön - Bewegung? Ist die Bewegung eines Autos, eines Flugzeugs oder die Bewegung des Zeigers einer Uhr *Zeit*?
Hans-Jürgen
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DorisW
antwortete am 06.08.02 (21:49):
Die Bewegung *ist* nicht die Zeit, aber sie ist nur in der Zeit möglich.
Günter Paul hat übrigens noch eine Art der Zeit vergessen: die Mahlzeit ;-)
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schorsch
antwortete am 07.08.02 (10:20):
Ich sehe das generell so: Würde sich nichts im All bewegen, gäbe es auch kein Leben. Gäbe es kein Leben, gäbe es auch keinen Menschen, der fragen könnte, was denn eigentlich Zeit sei.
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Hans
antwortete am 07.08.02 (23:10):
Die Zeit vergeht m.E. nicht, sondern wir vergehen in der Zeit, denn sie ist immer da und wird (höchstwahrscheinlich) immer bleiben, ganz im Gegensatz zu uns. Der Kalender, die Uhr, sind nur Meßinstrumente, damit gewisse Dinge organisiert werden können. Es hätte auch wie früher bei Tag und Nacht, hell und dunkel bleiben können. Die philosophische Betrachtung von Zeit ist hochinteressant, aber auch sehr kompliziert.
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Frieder
antwortete am 07.08.02 (23:41):
Was ist Zeit? Wie wir Zeit erleben wurde schon ausführlich und verständlich erklärt. Doch darüber philosophisch zu reden führt in eine Sackgasse. Ebenso wie wenn man über Raum diskutiert. Ich denke beim Begriff Zeit an das Vergangene, an das ich mich erinnere. Gegenwärtig, schreibe ich und spüre den Druck meines Fingers auf der Tastatur. Ich erwarte eine Zukunft, da ich weiß, daß sie es gibt. Dies alles ist jedoch anzweifelbar.
Es gibt Teile die waren und Teile die erst kommen, wie soll dann ein Teil gegenwärtig sein.
Also von "Zeit" weiß nur der Mensch. Gäbe es keine Menschen, wäre alle Bewegung u. Veränderung nur Ablauf. Der Theologe u. Philosoph Augustinus hat auf die Frage nach der Zeit geantwortet: "Wenn mich niemand danach fragt, dann weiß ich es, soll ich es aber erklären, dann weiß ich es nicht" Grüße von Frieder
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Barbara
antwortete am 08.08.02 (09:33):
Ich lese gerade das wunderbare Buch "Wüstenblume" von Waris Dirie. Darin schildert sie ihren Lebensweg von einem Nomadenleben in Somalia auf die Laufstege der teuersten Designer der Welt:
>>Wir in Somalie lebten wie unsere Vorfahren vor Tausenden von Jahren....Da wir Nomaden waren, gehörten zu unserem Alltag weder Strom, Telefon noch Autos, geschweige denn Computer, Fernsehen oder Raumfahrt. Dadurch, und weil unser Leben ganz auf die Gegenwart ausgerichtet war, hatten wir ein völlig anderes Verhältnis zur Zeit als die Menschen in den Industrienationen. Wie die übrigen Mitglieder meiner Familie habe ich keine Ahnung, wie alt ich bin, ich kann es nur schätzen. Bedenkt man allerdings, dass ein Baby, das in meinem Heimatland geboren wird, nur selten das erste Lebensjahr übersteht, erscheint das Geburtsdatum nicht mehr so wichtig. Als ich klein war, gab es für uns keine künstliche Zeiteinteilung, keine Stundenpläne, Uhren oder Kalender. Statt dessen richteten wir uns nach dem Wechsel der Jahreszeiten und nach der Sonne; ob wir weiterzogen, bestimmte die Suche nach Wasser, und unseren Tagesablauf regelte die Dauer des Tageslichts. Die Sonne sagte uns die Zeit. Wenn sich mein Schatten im Westen befand, war es Morgen; wenn er direkt unter mir lag, Mittag. Und wenn er auf die gegenüberliegende Seite wanderte, war es Nachmittag. Je weiter der Tag fortschritt, desto länger wurde mein Schatten, und daran konnte ich ablesen, wann ich aufbrechen musste, um noch vor Einbruch der Dunkelheit (mit der Herde) zu Hause zu sein. Am Morgen nach dem Aufstehen überlegten wir, was wir den Tag über zu tun hatten; wir erledigten dann unsere Aufgabe so gut wie möglich, bis wir fertig waren oder bis die Dunkelheit uns zum Aufhören zwang. In der Frühe schon einen fertigen Tagesplan zu haben, kam uns nicht in den Sinn. Jetzt, da ich in New York lebe, begegne ich oft Menschen, die mich nach einem kurzen Blick in ihren Terminkalender fragen: "Hast du am vierzehnten Zeit, mit mir Essen zu gehen? Oder wie ist es mit dem fünfzehnten?" Auf solche Fragen antworte ich normalerweise: "Warum rufst du mich nicht einen Tag vorher an?" Auch wenn ich mir Verabredungen mittlerweile aufschreibe, kann ich mich an diese Art nicht gewöhnen. In meiner ersten Zeit in London war es mir ein Rätsel, warum die Menschen nach einem Blick auf ihre Handgelenke plötzlich riefen: "Jetzt muss ich aber los!" Meinem Empfinden nach waren alle ständig in Eile, alles musste in einer bestimmten Zeit erledigt sein. In Afrika gab es keine Eile, keinen Stress. Dort ging alles immer seinen langsamen, ruhigen Gang. Wenn jemand sagte: "Ich treffe dich morgen gegen Mittag", hieß das, ungefähr um vier, fünf Uhr nachmittags. Bis zum heutigen Tag weigere ich mich, eine Armbanduhr zu tragen. Während meiner Zeit in Somalia kam es mir nie in den Sinn, Zukunftspläne zu schmieden oder mich ... für die Vergangenheit zu interessieren....<<
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schorsch
antwortete am 08.08.02 (10:22):
Ich denke nicht, dass der Mensch als einziges Lebewesen einen Zeitbegriff hat. Wenn ein Tier eine gemachte Erfahrung auswertet, hat es den Begriff "Vergangenheit" begriffen. Und wenn es eine gewisse Sonnenstellung abwartet, bis es zur Tränke geht, hat es rudimentär die Zukunft begriffen. Natürlich kann man jetzt sagen, das Tier erledige das alles mit dem Instinkt. Dann sage ich: Der Mensch auch!
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Frieder
antwortete am 08.08.02 (22:25):
Angeregt durch Schorschs Beitrag will ich die These des Friedschen Zeitbegriffs -siehe oben -. nochmals angehen.
Um 18 Uhr bekommt unser Hund täglich sein Fressen. Darauf wartet er (tappt hin und her) meistens schon eine Stunde zuvor. Doch so geht’s mir manchmal auch, mit dem Unterschied, daß ich aufs Essen warte. Nun aber, wenn es nichts gibt! Wie erlebt dies der Hund und wie ich. (Ich bin mit einer guten Köchin verheiratet) Der Hund wartet und wartet, mehr nicht. Ich aber befrage mich. Es treten Befürchtungen, Erinnerungen, Hoffnungen, Erfahrungen ( hab` ich was falsch gemacht) auf. Ich erlebe damit mich. Ich erlebe aber auch andere - meine Frau. Ich erlebe das "In-der- Welt-Sein" Ich weiß, daß ich warte. Ich hab` eine Ahnung. Ahhh, ja zur Strafe muß ich warten. Ja ich begreife. Die Zeit will nicht vergehen. Ich überlege, wie kann ich die Zeit abkürzen. Ich lenke mich ab, ich setze mich an den PC. Ich empfinde u. begreife "die Zeit". Der Hund wartet und wartet. Mehr nicht. Und dies kann er nicht begreifen. Grüße von Frieder
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KlausKlaus
antwortete am 08.08.02 (23:40):
Hallo Miteinander,
Die Zeit fließt meiner Meinung nach n i c h t , denn sonst ließe sich sagen woher sie kommt und wohin sie fließt - die Zeit steht still, nur wir Menschen "bewegen" uns, da wir endlich sind, auf unseren Tod zu.
Menschen, die sich eine sich bewegende Zeit vorstellen, sprechen von der Zukunft und der Ver- gangenheit und sehen die Zukunft vor und die Vergangenheit hinter sich liegend - was falsch ist, wie ich gleich darlegen werde.
Mein Vater hat Dinge erlebt, die ich eventuell noch erleben werde, d. h. daß diese Erlebnisse die vergangen sind noch vor mir liegen können. Mein Vater ist mir vorausgegangen ( zuletzt in den Tod ) und ich werde ihm folgen - somit liegt die Vergangenheit noch vor mir.
Die Zukunft liegt bereits hinter mir, bei meiner Geburt hatte ich mindestens 62 Jahre ( Zunkunft ) vor mir, heute habe ich von dieser Zukunft 62 Jahre verbraucht, sicher den überwiegenden Teil.
Nur wer die Zeit als stehend ansieht, kommt um das oben beschriebene Dilemma herum.
Wären wir Menschen unsterblich, brauchten wir den Zeitbegriff nicht, da es völlig unwichtig wäre, wann etwas geschieht. Daraus ist zu folgern, daß die Menschen den Zeitbegriff ( ich meine alle o. g. ZEITEN ) nur wegen ihrer begrenzten Lebenzeit geschaffen haben und daher Zeit o h n e menschliche Existenz ebenfalls nicht existiert.
Das zeitlose Universum können wir nicht verstehen. Wir verstehen nicht, daß es etwas immer gegeben haben kann, ohne Anfang und Ende, aber unser Unvermögen beweist noch nicht, daß es nicht so ist. Wir können uns auch keine Linie ohne Anfang und Ende vorstellen.
Das ein Kreis kein Anfang und kein Ende hat verstehen wir, weil wir ihn sehen, damit ist meiner Meinung nach bewiesen, daß wir unsere Vorstellungen aus unserer Erfahrungswelt und der Begrenztheit unserer Sinne herleiten und daraus nur subjektiv gültige Beweise zu postulieren sind.
Ein Zitat besagt: "Reich ist wer Herr seiner Zeit ist" - die Doppeldeutigkeit dieser Aussage war vom Autor vermutlich beabsichtigt.
Gruß Klaus
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WANDA
antwortete am 09.08.02 (08:53):
@KlausKlaus, so sehe ich das auch, bezw. ist es nicht so, wie wenn ich sage, Zeit ist für mich wie Luft?
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KlausKlaus
antwortete am 09.08.02 (17:50):
Hallo Wanda,
dann b i s t Du reich !!!
Dieser "Reichtum" ist jedem Menschen zu wünschen. Zeit haben ist "unbezahlbar".
Gruß Klaus
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Hans-Jürgen
antwortete am 10.08.02 (00:01):
Ich finde, was Klaus geschrieben hat, sehr nachdenkenswert und bin dankbar dafür. Mir scheint, da steht wirklich *Neues* drin.
Hans-Jürgen
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Günter Paul
antwortete am 13.08.02 (11:13):
Hallo Freunde, es sind wieder einige Tage vergangen. Einer meiner Söhne hatte mir eingeredet, ich brauche dringend StarOffice6.0 auf meinem Notebook und ich habe mich auf die Installation eingelassen. Danach gab es „Huddeleien“ und es fehlte mir an „ZEIT“, die vielen interessanten Beiträge zu lesen und erst recht darauf zu antworten.
@Doris, @Hans und @KlausKlaus stellen die Frage, ob die Zeit tatsächlich „fließt“, wie es den Anschein hat oder ob sich nicht vielmehr die Ereignisse „in der Zeit bewegen“ und diese selbst ruht. Ich denke schon, daß Letzteres der Fall ist. .... Zu den großen Entdeckungen der Physik gehört die Einsicht, daß Raum und Zeit DIMENSIONEN der materiellen Welt sind .... Formen, in denen sie sich entfaltet und die untrennbar mit ihr verbunden sind. In Zusammenhang mit der kurzen Erklärung zur sogenanten „relativistischen“ Zeit hatte ich das schon angedeutet. Die Zeit offenbart sich darin, daß „in ihr“ etwas geschieht. Sie selbst ist unendlich, wie die materielle Welt, in der wir leben.
Das, was wir erleben – ebenso wie andere Lebewesen auch –, ist tatsächlich nicht die Zeit selbst, sondern das Geschehen in der Zeit (und zwar nicht nur unser Lebensablauf). Wir erleben das Werden, Sein und Vergehen und wir erleben die rhytmischen (mehr oder weniger regelmäßigen) Prozesse (Sonnenauf- und -untergang, Änderung der Jahreszeiten, unsere Atmung und unseren Herzschlag, unbewußt die elektromagnetischen Schwingungen unseres Hirns u.s.f.), die uns als „Maß der Zeit“ dienen und so wird uns „Zeit“ zugänglich – vermittelt durch das Geschehen in ihr. .... Letztlich sind die fünf von mir genannten „Arten von Zeit“ nichts anderes als verschiedene Blickrichtungen auf das Phänomen “Zeit“, daß eine Daseinsform der Welt ist, in der wir leben und wirken. (Mahlzeit, Hochzeit u.ä. gehören nicht dazu. :)) )
Freundliche Grüße von Günter
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sofia
antwortete am 13.08.02 (11:57):
Jedes Lebewesen produziert Zeit.
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schorsch
antwortete am 13.08.02 (16:29):
Ich glaube nicht, dass <jedes Lebewesen Zeit produziert>. Wohl aber, dass jedes Lebewesen seine eigene Zeit HAT. Beispiele: Eine Mikrobe hat vielleicht nur ein paar Stunden Zeit, ein Mammutbaum aber Jahrtausende.
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KlausKlaus
antwortete am 13.08.02 (17:48):
Hallo Günter Paul,
ich stimmer Dir zu und zitiere nochmals einen Satz meines obigen Beitrags, welcher mir die Schlüsselaussage zu Deiner Frage: "Was ist Zeit?" zu sein scheint.
"Wären wir Menschen unsterblich, brauchten wir den Zeitbegriff nicht, da es völlig unwichtig wäre, wann etwas geschieht. Daraus ist zu folgern, daß die Menschen den Zeitbegriff ( ich meine alle o. g. ZEITEN ) nur wegen ihrer begrenzten Lebenzeit geschaffen haben und daher Zeit o h n e menschliche Existenz ebenfalls nicht existiert."
Gruß Klaus
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Kolbatz
antwortete am 13.08.02 (21:11):
Verändert Elektrosmog unser Zeitempfinden und steigert unser aggressives Verhalten ?
Mit 60 Jahren empfindet man, dass die Zeit schneller verrennt als früher. Umfragen bei Gleichaltrigen haben dieses uneingeschrägt bestätigt und als Begründung „das liegt eben am Alter, da vergeht die Zeit schneller“ beantwortet. (Jugendliche können nicht befragt werden, da sie auf Grund ihres Alters keine Vergleichserfahrungen haben können.)
Eigentlich müsste es aber genau umgekehrt sein, denn früher haben wir noch in der Woche bis zu 56 Stunden gearbeitet und hatten nur 14 Urlaubstage im Jahr. Heute werden nur noch 38 Stunden in der Woche gearbeitet und wir haben teilweise bis zu 36 Tage Urlaub.
Früher hatten wir kein Auto mit dem wir mal schnell etwas erledigen konnten. Lange Fußwege oder Bahnfahrten waren die Regel. Im Haushalt war eine Waschmaschine oder ein Geschirrspüler fremd und mit viel Zeitaufwand musste alles mit der Hand erledigt werden. Wir hatten somit früher viel weniger Freizeit und trotzdem empfinden wir, dass wir heute weniger Zeit haben.
Also woher kommt dieses widersprüchliche Zeitempfinden?
Unser Gehirn scheint niemals zu ruhen. Auch während der Schlafphasen bleibt die elektrische Hirnaktivität aktiv, allerdings auf andere Weise als im Wachzustand. Und hier ist möglicherweise die Erklärung zu finden.
Elektrosmog oder sogenannte elektromagnetischen Strahlungen, fördert offensichtlich den Stoffwechsel im Gehirn und das physische Geschehen lässt nicht mehr die notwendigen Ruhephasen wie früher als es noch überschaubare Sender gab, zu.
Ein kritischer Haupteffekt besteht darin, dass elektromagnetischen Strahlungen die Zeitspanne bis zum Eintritt der ersten, von Träumen begleiteten REM-Phase verringert und den Anteil der REM-Phasen an der gesamten Schlafdauer von 17 auf unter 14 Prozent herabsetzt. Speziell im REM-Schlaf erhöht sich auch die Ausschlagsweite (Amplitude) der Hirnstromkurven, was anzeigt, dass mehr Nervenzellen im gleichen Takt Impulse abfeuern und daher nicht für die Verarbeitung komplexer Daten zur Verfügung stehen.
Es gibt zwar noch keine allgemein anerkannte Theorie über die Funktion der REM-Phasen, doch sprechen viele Befunde dafür, dass im Traum neue Informationen sortiert, mit alten verglichen und im Langzeitgedächtnis abgespeichert werden. Man muss also durchaus die Möglichkeit erwägen, dass elektromagnetischen Strahlungen „Traumkiller“ sind und u. a. auch Störungen beim Lernen und Erinnern verursachen.
Das heißt aber auch, nicht nur in der Nacht sondern auch am Tag wirken die elektromagnetischen Strahlungen auf unsere elektrischen Hirnaktivitäten ein und unsere Psyche empfinden es als Stress oder wie die Älteren sagen „die Zeit verrennt so schnell“.
Der erholsame Schlaf, in dem sich das Nervensystem und unsere Psyche erholen soll, wird durch die elektromagnetische Strahlung ständig zusätzlich in Aktion versetzt und der von der naturgegebene wichtige Regenerationsschlaf ist beeinträchtigt oder bleibt sogar ganz aus.
Unausgeglichenheit und Aggressivität sind die Folge. Der sogenannte „Stressschlaf“ entsteht somit nicht nur durch akustischen Lärm während der Nachtruhezeiten, sondern die Wirkung von elektromagnetische Strahlungen haben den gleichen Effekt.
Internet-Tipp: https://www.poolalarm.de/kinderschutz/index.htm
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Wolfgang
antwortete am 15.08.02 (11:25):
Hier wird die (Uhr-)Zeit gemessen...
Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) https://www.ptb.de/de/blickpunkt/infoszurzeit/
Internet-Tipp: https://www.ptb.de/de/blickpunkt/infoszurzeit/
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Wolfgang
antwortete am 15.08.02 (11:28):
Noch eine schöne Website zum Thema...
Was ist Zeit? https://www.wasistzeit.de/index.php
Internet-Tipp: https://www.wasistzeit.de/index.php
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