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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Die "Befriedung" fand nicht statt

 43 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 29.09.04 (16:41) :

Ich möchte auf folgenden Artikel in dem Spiegel, der Daten aus der "New York Times" übernommen hat hinweisen. Er straft alle diejenigen Lügen, die die Nachkriegslage im Irak schön reden und sogar mit dem Nachkriegsdeutschland vergleichen wollen.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,320586,00.html


jo antwortete am 29.09.04 (16:58):

Wer hat das wo getan?


BarbaraH antwortete am 29.09.04 (17:20):

Unter anderem im Thread

Taxi nach Bagdad

/seniorentreff/de/diskussion/archiv6/a1467.html

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv6/a1467.html


Illona antwortete am 29.09.04 (20:19):

Karl
ich - war - nur Zweiflerin und rede nichts schön.
Was willst du hören:
" guilty im Sinne der Anklage "
Nichts für ungut!


Felix antwortete am 30.09.04 (00:39):

Das Triumpfgeheule der Bush-Befürworter wurde durch die bis zum heutigen Tag andauernden Erfahrungen aus dem eroberten Irak stark gedämpft.

Zur Geschichte mit dem Irakischen Taxifahrer meinte Ricardo damals etwas vorlaut:

"...Von der Erleichterung und Gewissheit, mit der er diese simple Tatsache aussprach, war ich seltsam berührt Ich glaube, ich habe mich in diesem Moment für Schröder und Fischer, für den Friedenstaumel meiner Landsleute regelrecht geschämt ..."

für wen müssten wir uns heute eher schämen?


mart antwortete am 30.09.04 (01:28):

Ich schäme mich für diejenigen, denen die Rechthaberei wichtiger ist als Überlegungen, wie ein Ausweg aus diesem todbringenden Schlamassel, das nur zum kleinen Teil auf dem Widerstand der leidgeprüften Irakbürgers beruht, gefunden werden kann.


julchen antwortete am 30.09.04 (04:52):

Triumpf-Geheule????

Ein Land tut sich hier schwer, vor allem weil es
von den gleichen Elementen, die eine Saddam-Misere
ueberhaupt erst verursachen, als Kampf basis gegen
das das Jahr 2004 benutzt wird.

Nirgendwo hat irgendjemand jemals behauptet,
dass diese ganze "Ihr muesst alle Moslems werden- wir wollen aber nicht - dann bombardieren wir eure
Schulbusse" Sache in kurzer Zeit erledigt sein wuerde.

Und FREUEN tut sich schon gar keiner darueber, dass
es eben ueberhaupt stattfindet.
Ohne 9/11 wuerde Saddam immer noch sein Sueppchen kochen koennen....etc......

Irakis sind immer noch erleichtert Saddam loszusein,
und die ueberwiegende Mehrheit der Irakis wuerde
sich totfreuen, wenn sie die "islamischen Retter"
(und auch die amerikanischen Retter) sobald wie
moeglich los sein koennten!

Hey, an den US liegt's nicht!!! Aber wenn des oefteren
gleich 60-70 Interessenten an einem Irakischen
Polizisten Job in die Luft gejagt werden................
Wenn US jetzt abzieht, was denkt denn ihr was passiert?
Alles Friede Freude Eierkuchen Im Irak???????


eko antwortete am 30.09.04 (07:40):

Hat eigentlich niemand von denen, die hier die US - Politik, sprich; den Irak - Krieg so sehr verurteilen, begriffen, dass die derzeitige Lage im Irak wohl weniger durch den Einmarsch der Allierten, ( ich schrieb:"weniger!") verursacht wurde, sondern dass der Irak zum Tummelplatz aller möglichen Gruppierungen von Terroristen mutiert ist ?

Oder glaubt jemand, dass das die Amis sind, die Autobomben vor Polizeistationen deponieren und Dutzende von Anwärtern für den Polizeidienst töten, Menschen, die nichts anders wollten, als etwas Ordnung in dieses Land zu bringen ?

Ich finde es unredlich, immer nur auf der gewiss verfehlten US- Politik herumzuhacken und alles, was da an Tötungen von Menschen passiert, nur dieser verfehlten Politik zuzuschreiben oder zumindest so zu tun.

Ein bisschen mehr Ausgewogenheit wäre der Sache dienlicher.


BarbaraH antwortete am 30.09.04 (10:02):

>>dass der Irak zum Tummelplatz aller möglichen Gruppierungen von Terroristen mutiert ist<<

Überleg doch mal, wann diese Mutation begonnen hat, eko.

Peter Scholl-Latour und andere Kenner der Region warnten eindringlich vor dem Öffnen der Büchse der Pandorra. Die Bush-Clique wusste genau, was sie tat.


eko antwortete am 30.09.04 (10:40):

"............wann diese Mutation begonnen hat"

Also wäre es besser gewesen, diesen Bluthund Saddam an der Macht zu lassen ? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Und weniger Tote hätte es mit Sicherheit auch nicht gegeben, nur wären dann andere Mernschen gestorben.


mart antwortete am 30.09.04 (10:47):

Wenn sie das getan hat, hätte sie längst ihre Massenvernichtungswaffen (Ein Kanister Sarin würde genügen) irgendwo entdeckt.

Außerdem gibt es wirklich auch Iraker, die froh sind, daß die Baath/Saddam Verbrecher nicht mehr an der Macht sind, auch wenn diese Stimmen hier als gekauft eingestuft werden.

Aber daß es friedensbewegte Menschen gibt, deren Kommentare in die Richtung gehen "Ätsch, hab ich doch gleich gesagt" macht mir diese Menschen nicht unbedingt vertrauenserweckender.


Karl antwortete am 30.09.04 (11:31):

Es ist schon sehr erstaunlich, wie kurz das Gedächtnis der Menschen ist. Wenn ich hier in einem neueren Thread lese, dass die Bundesregierung langsam beginne ihre "verfehlte" Irakpolitik zu ändern, dann frage ich, was nehmen diese Menschen eigentlich aus ihrer Umwelt wahr?

30 Tage, 2368 Angriffe

Wer hat hier die falsche Politik gemacht? Die Bundesregierung? Ich bin wirklich den Tränen nahe, wenn ich so etwas lese. Nur, lachen darüber kann ich nicht.

Saddam war 2003 kein Bluthund mehr und wenn, dann waren ihm die Zähne längst gezogen. Menschen sterben jetzt durch den Krieg. Die Zahlen zeigen, dass es keine wenigen versprengten Haufen sind, sondern es ist ein Volksaufstand gegen die Besatzer, die in dieses Land ohne jede Legitimation eingefallen sind.

Die falsche Politik haben die USA und Großbritannien gemacht. Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen und es ist notwendig, nach vorne zu blicken. Im Rückblick aber die Bundesregierung zu tadeln ist absurd. Ihr ist zu gratulieren, dass nun nicht auch unsere Soldaten im Irak krepieren.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,320586,00.html


BarbaraH antwortete am 30.09.04 (11:46):

Die "Absetzung des Bluthundes Saddam" bezahlten bis heute allein an zivilen Menschen zwischen 12952 und 15007 mit dem Leben.

Wann wird endlich begriffen, dass Krieg niemals ein Mittel der Politik sein darf?

Aber um die Befreiung von Menschen ging es ja auch gar nicht.... es ging um den Raub immer kostbarer werdender Ölquellen....

Internet-Tipp:
https://www.iraqbodycount.net/

Internet-Tipp: https://www.iraqbodycount.net/


Karl antwortete am 30.09.04 (14:11):

Es geht nicht um Rechthaberei, sondern um die richtige Politik. Es geht auch darum, aus Fehlern zu lernen. Der Irakkrieg war ein erbärmlicher, aber auch ein schrecklicher Fehler.

Natürlich kommt es jetzt darauf an, die für die Zukunft der Iraker beste Sache aus der Misere zu machen. Das wollen aber die Iraker entscheiden und sollten nicht die Besatzer tun, die m. E. nur noch einen Weg finden müssten, wie sie den Schaden für die Iraker bei ihrem Abzug begrenzen. Das aber ist nicht ihr primäres Ziel. Ihr primäres Ziel war und bleibt die wirtschaftliche Ausbeutung des Landes.


eko antwortete am 30.09.04 (15:46):

"....sondern es ist ein Volksaufstand gegen die Besatzer............"

Ich glaub, ich steh im Wald!!!!

Ein "Volksaufstand"??? der sich gegen Bewerber zum Polizeidienst vor Polizeistationen richtet und Dutzende davon in die Luft bombt????

Mannomann, da bleibt einem die Spucke weg !!


rolf antwortete am 30.09.04 (17:18):

Kollaborateure waren noch nie beliebt.


mart antwortete am 30.09.04 (22:21):

"Kollaborateure", seltsam, wie schnell und unüberlegt ein Wort aus dem 2.Weltkrieg und der Nachkriegszeit, das nicht selten zu willkürlichen Verhaftungen, Mißhandlungen und Lynchjustiz geführt hat, wieder verwendet wird.

Und das was es ausdrücken soll, ist klar - Gesinnungsschweine!

Dazu ein Artikel, der zum Denken anregt, aus einer linken Zeitung Jungle World von ivo bozic, 22. September 2004

Daraus ein kleiner Ausschnitt:

"...Auf der Gründungskonferenz des Irak-Komitees im Juli konnte Dr. Aziz Alkazaz dank seines Hintergrundwissens aus dem Nähkästchen plaudern und die Anwesenden beruhigen, dass der Widerstand gegen die Besatzer und die irakische Regierung und Bevölkerung noch lange andauern wird.

»Der bewaffnete Widerstand sei durch die irakische Regierung systematisch über Jahre hinweg vorbereitet worden und verfüge über ausreichende Bewaffnung und militärisch geschulte Kämpfer«, liest man im Protokoll der Veranstaltung über den Vortrag Alkazaz’. Und weiter: »Dieser Widerstand könne im Durchschnitt bis zu 40 Operationen pro Tag durchführen.«

AZIZ ALKAZAZ ist ein durchaus umstrittener Irak-Experte am Deutschen Orient-Institut und ist auch Generalsekretär der deutsch-irakischen Gesellschaft

Internet-Tipp: https://www.jungle-world.com/seiten/2004/39/3975.php


julchen antwortete am 01.10.04 (06:20):

Karl und Barbara:

bei aller Ehre, aber da faellt mir nichts Positives dazu
ein, dass man nun meint Saddam waere seit 2003
keine Gefahre mehr gewesen und so tut als ob
Saddam 2003 SOWIESO geplant hatte seine
Landsleute nicht mehr zu zerstueckeln und zu foltern...

Glaubst du, Karl, eigentlich wirklich an die Maer dass
Saddam keine Massengraeber mehr zu graben gedachte seit
2003 OHNE dass ihm da ein bisschen "zur Tuer
geholfen" wurde????

Und, gott sei meiner Seele gnaedig, aber wieso kriege
ich immer mehr das dumpfe gefuehl, dass es manchen
Menschen wesentlich wichtiger ist die US bei was
"zu erwischen", als einem anderen Volk was gutes zu
wuenschen????


Illona antwortete am 01.10.04 (09:39):

julchen
***********************************************************
Im übrigen gehst Du mit keinem Wort auf Argumente ein, die in diesem Thread schon gefallen sind. Mein Eindruck ist eigentlich nicht, dass du diskutieren willst, sondern du willst hier Propaganda für den Krieg machen.
***********************************************************

Als Karl mir dies unterstellte, war ich auch sehr betroffen.Mir geht es also wie dir.

Nichts dergleichen wollte und will ich, und du sicher auch nicht , aber einfach nur einen Schuldigen ( USA)zu bebennen und ihm allein alles Böse dieser Welt anzuhängen, ist meine Sache nicht.
Im Irak ist so viel falsch gelaufen, dass sich alle anderen Länder( Menschen) mitschuldig fühlen müssten. Die einen durch ihr TUN , die anderen wegen "unterlassener Hilfeleistung ", wie auch immer die hätte aussehen müssen.
Die Ehre ist allüberall ohnehin schon auf der Strecke geblieben.


eko antwortete am 01.10.04 (09:49):

Da kann ich Illona nur zustimmen. Damit ist niemandem geholfen, wenn man jetzt pausenlos auf die USA eindrischt und sie wegen ihres vom Zaun gebrochenen Krieges brandmarkt.

Das sind doch Traumtänzereien, wenn man glaubt, hätten die USA diesen Krieg nicht begonnen, dann wäre dort Frieden geblieben. Ein Grabesfrieden! Ja ! Nach aussen hin.

Aber im Innern hätte dieser Bluthund Saddam weiterhin Landsleute, die ihm nicht genehm waren, umbringen lassen. Doch darüber schweigen die Pazifisten beharrlich, was auch verständlich ist, denn dann könnten sie nicht mehr diese unerträglichen Breitseiten gegen die USA abschießen.


BarbaraH antwortete am 01.10.04 (10:38):

Es war ein Verbrechen, das Völkerrecht zu brechen. Die dafür Verantwortlichen gehören vor den Internationalen Gerichtshof.

Gibt es eine verlogenere Argumentation als die, einem Land ein rechtsstaatliches, demokratisches Fundament bringen zu wollen und diese "Gabe" mit einem Rechtsbruch, einem völkerrechtswidrigen blutigen Krieg, zu beginnen?

Offenbar lassen sich hier noch immer einige für dumm verkaufen. Zehntausende Tote und nichts gelernt....

Internet-Tipp:
https://www.aktion-voelkerrecht.de/

Internet-Tipp: https://www.aktion-voelkerrecht.de/


rolf antwortete am 01.10.04 (10:57):

Lt. Duden Fremdwörterbuch ist ein Kollaborateur (franz.) jemand, der im besetzten Gebiet mit dem Feind zusammenarbeitet.
Es ist natürlich bequem, den Begriff mit dem Nationalsozialismus zu verbinden und damit von der Aussage abzulenken.


BarbaraH antwortete am 01.10.04 (10:58):

Übrigens findet in diesem Moment, wo hier über die Befreiung des irakischen Volkes von ihrem Bluthund Saddam zu lesen ist, eine weitere blutige Großoffensive der US-Armee statt:

>>Ein Krankenhaus in Samarra registrierte bislang 21 Tote, mindestens 35 weitere Menschen wurden verletzt. (...)

Wie eine Reporterin des US-Fernsehsenders CNN berichtete, hätten die Truppen am frühen Morgen das Zentrum von Samarra erreicht. Sie würden die etwa 110 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Stadt Sektor für Sektor durchkämmen. Gebäude und auch Moscheen würden durchsucht. Explosionen und die Detonation von Panzergranaten seien zu hören, berichtete die Korrespondentin, die mit den US-Truppen unterwegs ist. Es würden auch Panzer und die Luftwaffe eingesetzt.<<

Quelle: SPIEGEL-ONLINE vom 01.10.04
Dutzende Tote bei Offensive der US-Armee
https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,320886,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,320886,00.html


Felix antwortete am 01.10.04 (11:00):

Ich verstehe nicht, dass man auch heute noch, sich schützend vor den Kriegsverbrecher USA stellen kann.
Obwohl Saddam, der einer der vielen blutdrünstigen Führer war, die rücksichtslos ihre Macht auch über Leichen durchgesetzt hat, zwar eine Bedrohung für seine politischen Gegner aber in keinem Zeitpunkt gefährlich für die USA war.
Die Gründe für den Angriffskrieg, das wissen nun auch die naivsten US-Fans, war natürlich ein ganz anderer.
Schon bei vielen andern Eroberungskriegen log man etwas von Befreiung vor.
Den Erfolg dieser "Befreiung" lesen wir jeden Tag in den traurigen Meldungen aus dem "befriedeten" Land, dem ich den wahren Frieden von Herzen wünsche ... und den verhiondern die Amis!


ricardo antwortete am 01.10.04 (14:03):

Hallo Julchen
Da bin ich ganz deiner Meinung.
Saddam konnte doch kein Wässerchen trüben, wenn man hier zuhört.

Habe übrigens genau zugehört was Freund Kerry dazu gesagt hat. Er hat sich gewunden wie ein Aal, als er gestehen mußte, für den Irakkrieg votiert zu haben.
er hat behauptet, daß er den US-truppen bessere Waffen liefern wolle, aber er hat gegen weitere Rüstungs-Ausgaben im Senat gestimmt.
Dein Bild passt genau:
Er weiß überhaupt nicht weiter und hofft vielleicht sogar, daß der Kelch an ihm vorüber geht.
Entschlossenheit sieht anders aus.


Felix antwortete am 01.10.04 (16:14):

@ ricardo

Es ist offensichtlich nicht deine Stärke, differenzierte Stellungsnahmen genau zu lesen und zu verstehen.

Ich schrieb:

"...Obwohl Saddam, der einer der vielen blutdrünstigen Führer war, die rücksichtslos ihre Macht auch über Leichen durchgesetzt hat, zwar eine Bedrohung für seine politischen Gegner aber in keinem Zeitpunkt gefährlich für die USA war."

Frech und mit typischer Ignoranz meinst du dazu:

" ...Saddam konnte doch kein Wässerchen trüben, wenn man hier zuhört. "

Mit solchen Verfälschungen zu opperieren ist unfair!


Felix antwortete am 01.10.04 (16:17):

Korrektur: operieren mit einem p natürlich


mart antwortete am 01.10.04 (16:41):

<<Schon bei vielen andern Eroberungskriegen log man etwas von Befreiung vor.
Den Erfolg dieser "Befreiung" lesen wir jeden Tag in den traurigen Meldungen aus dem "befriedeten" Land, dem ich den wahren Frieden von Herzen wünsche ... und den verhindern die Amis!<< (Felix)

Ich gehe von der Annahme aus, daß dein Wunsch auch der Wunsch sehr vieler Menschen auf der ganzen Welt ist.

Durch die Befreiung wurde das Land von einem mörderischen Diktatursystem befreit, die Befreiung von den Befreiern soll nun die endgültige Befreiung bringen.

Und daran zweifle ich ernsthaft. Ich könnte das genau ausführen, aber diese Arbeit erspare ich mir lieber. Die "Befreier" mutieren gewöhnlich sehr rasch zu Besetzern und Dikatoren.

Jedenfalls ist der Weg eines Teils der Friedensbewegung, der den Kampf gegen die völkerrechtswidrige Besatzung unterstützt, gleichzeitig und vor allem auch ein Kampf um andere unredlichere Ziele der Friedensbewegung zu erreichen.
Dafür die Iraker wieder einmal als Bauernopfer einzusetzen, finde ich genauso verwerflich wie vieles, was im Namen der Befreiung getan wurde.

Aber wenn es darum geht, den Kollaborateuren den Hals abzuschneiden und genügend Waffen für den endgültigen Frieden zu finanzieren, dann kann mittels Spenden durchaus ein Scherflein dazu beigetragen werden:

"Saddam gefasst ? Jetzt erst recht! Spendet 10 Euro für den irakischen Widerstand!"

Rolf:
vielleicht ist der Fremdwörterduden nicht gerade d a s Nachschlagwerk; versuch es einmal mit Kollaborateur + wikipedia oder schau in einem ordentlichen Lexikon nach.


York65 antwortete am 01.10.04 (17:33):

Bush:Was für einen Kriegsplan haben sie für den Irak?Was halten sie von ihm?
Rumpsfeld antwortete,er glaube nicht,dass die Kriegsplanung gegen den Irak auf den neuesten Stand sei.
Ich mache mir Sorgen um all unsere Kriegsplanungen.Er unterzog alle 68 geheimen Kriegs-und Eventualfallpläne des Ministeriums für die Krisenherde der Welt einer Prüfung.
(Gespräch fand am 21.November 2001 statt,17 Monate bevor die USA im Irak einmarschierten und das Völkerrecht brachen)
Auszug aus dem Buch"DER ANGRIFF" von Bob Woodward.


rolf antwortete am 01.10.04 (18:31):

Hallo mart,
wikipedia als Standard, ich weiß nicht?
Hier aus der Brockhaus Enzyklopädie, die ja wohl ein „richtiges“ Lexikon ist:
„Kollaboration (aus frz.) 1940 in Frankreich entstandener Begriff für die polit. Zusammenarbeit mit der dt. Besatzungsmacht (Treffen Hitler-Pétain 24.10.1940). Bald verschob sich dieser Begriff auf das verräterische oder eigennützige Zusammenspiel mit dem Fein. Nach 1944 wurden in Frankreich Politiker, Offiziere, Journalisten u. a. der K. beschuldigt, vor Militär- oder Sondergerichte gestellt und zu schweren Strafen verurteilt. Herausragende Prozesse waren die Verfahren gegen Ph. Pétain und P. Laval. In der Zeit unmittelbar nach der Befreiung des Landes wurden viel, die sich der K. schuldig oder verdächtig gemacht hatten, ohne Verfahren getötet.
In anderen Ländern Europas (Niederlande, Belgien, Dänemark, Norwegen, Norwegen, Tschechoslowakai u. a.) kam es ebenfalls zur K. mit der dt. Besatzungsmacht.“
Das sagt doch wohl eindeutig, daß es sich nicht um einen NS-deutschen Begriff handelt.


mart antwortete am 01.10.04 (20:04):

Gut, daß wir über Wikipedia einer Meinung sind.
Ich folgte eigentlich nur dem herrschenden Trend in Wikipedia das neutrale Überlexikon zu sehen. Deshalb mein Hinweis darauf. Persönlich halte ich nicht allzu viel davon.

Auch sonst sind wir einer Meinung, ich sagte nie, daß "Kollaborateur" Nazijargon wäre.

Ich meinte nur, daß unter dem Vorwurf ein Kollaborateur zu sein oder gewesen zu sein, eine Menge Menschen gelitten haben.
Daher finde ich die Rechtfertigung, daß Anschläge nur die Ausländern und die irakischen Kollaborateure treffen, eine sehr verkürzte Sicht der Dinge.


rolf antwortete am 01.10.04 (21:41):

Wegen der hier vielfach gelesenen Verteufelung einzelner Begriffe (z. B. Ermächtigungsgesetz) habe ich das falsch eingeordnet.
Bei wikipedia kann jeder mitarbeiten, also seine Erläuterung eines Begriffes einstellen, ob die immer richtig ist, wage ich zu bezweifeln.
Von beiden Seiten werden leider immer auch unbeteiligte getroffen und Mord mit Mord zu vergelten ist ein genauso zu verurteilendes Verbrechen, wie der Mord, der zur Vergeltung führt.


ricardo antwortete am 01.10.04 (22:26):

Mart
<Durch die Befreiung wurde das Land von einem mörderischen Diktatursystem befreit, die Befreiung von den Befreiern soll nun die endgültige Befreiung bringen.

Und daran zweifle ich ernsthaft. Ich könnte das genau ausführen, aber diese Arbeit erspare ich mir lieber. Die "Befreier" mutieren gewöhnlich sehr rasch zu Besetzern und Dikatoren.>

Kannst du mir ein Beispiel aus der letzten Zeit bringen, wo das zutrifft was du da so posaunst?
Japan, Deutschland und Italien, die berühmte "Achse" war eindeutig diktatorisch und ist es nicht mehr.
Südkorea ebenfalls.
Afghanistan, man weiß es noch nicht
Irak,
man weiß es noch nicht.
Also woooooooooo?
Ach so vielleicht KUBA?
da könntest du recht haben, aber da waren es wie 1933 bei uns landeseigene "Befreier"

Gerade lese ich über Deutschland 1945/46.
Das reinste Chaos, Banden hausten allenthalben, bewaffnete ehemalige Gefangene und "Fremdarbeiter" durchzogen das Land, Mord und Totschlag im Osten an der Tagesordnung.Verkehr hat brachgelegen, Hunger und Elend ,

Wer erinnert sich noch an den fast realistischen Film
"Der dritte Mann" im Wien anfangs der Besatzung.
Da wundert man sich schon über die Beurteilung im Irak.
Unsere ersten Bundeswahlen waren drei Jahre nach dem Krieg.
Bei manchen hat man den Eindruck, sie befürchten den Ausbruch von Demokratie in den islamischen Ländern
Diese Staatsform ist bei uns schließlich immer noch etwas wackelig seit der Wiedervereinigung.


BarbaraH antwortete am 01.10.04 (23:15):

Gut 3000 US-Soldaten waren heute an der "Befriedung" von Samarra beteiligt. Lt. Krankenhausangaben sollen dabei mehr als 100 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden sein.


julchen antwortete am 02.10.04 (07:30):

Ilona,

sicher hast du da recht!
Ist ja nicht als ob ich die Proganda-Macherei nicht
auch schon im Schuh hatte:)

Es gibt Menschen, die sich den Fakten stellen, egal
wie unangenehm, und es gibt Solche, die die Augen
feste zupetzen und darauf beharren, dass Friede
Freude Eierkuchen einfach sein MUSS.... egal wie!

Dabei stimme ich Dir und Eko, und Felix und Ricardo
voll zu.
vor allem dir und Eko.
Die "Suenden" die man nicht begangen hat, haben
sicherlich zu groesseren Tragodien beigetragen.

Es besteht fuer mich kein Zweifel, dass eine Vereinte
UNO Front - z.B. - sehr wohl einen Unterschied gemacht
haette gegen die Absetzung Saddams u nd die
Konsequentiale Weiterfuehrung eines geschundenen
Landes zur Demokratie (und damit mehr Wohlstand
des kleines Mannes - und damit keine Geduld mit
fanatikern, die kinder zum Selbstmord verfuehren..)
etc ...etc...die Liste koennte lang werden!

Stattdessen spielte man den terroristischen Faktionen
in die Hand, und dies machte es nur allzuleicht das Unter-oder Nicht
edukierte Volk davon zu ueberzeugen, dass sie
Haelfte der Welt hinter ihnen Steht..waehrend die
Andere haelfte die boesartigen Agressoren sind.

Wo 2 sich streiten hat sich ja bekanntlich der 3. schon
immer gefreut.

Na gut, man denke daran jedesmal, wenn 40 oder 50
Interessenten an einer Anstellung in der neuen irakishen Polizei in die Luft gesprengt werden...
Ich denke daran....

PS.....dass es UEBERHAUPT noch Interessierte
irakis gibt, die stundenlang warten vor der Behoerde
um ihre Antraege auszufuellen, spricht SEHR fuer
die Irakis selber!!!
Die meisten von denen wissen naemlich was ihnen
blueht wenn die Amis (unter Druck der Welt und/oder
neuem Presidenten) abziehen...
An diese Moeglichkeit DARF ich gar nicht denken!!!!
Da geht's mir wie Barbara, da wird mir schlecht!


mart antwortete am 02.10.04 (12:05):

Julchen, ich stimme dir zu.
Ich glaube, ricardo, daß hier ein gewisses Ausmaß an Missverständnis vorliegt.

<Durch die Befreiung wurde das Land von einem mörderischen Diktatursystem befreit, die Befreiung von den Befreiern soll nun die endgültige Befreiung bringen.

Und daran zweifle ich ernsthaft. Ich könnte das genau ausführen, aber diese Arbeit erspare ich mir lieber. Die "Befreier" mutieren gewöhnlich sehr rasch zu Besetzern und Dikatoren.>

Du hast meine Worte anders interpretiert als ich sie gemeint habe.


Auch die Befreiung von der Naziherrschaft wurde von der Mehrzahl der Menschen begrüßt, bis auf die, die eben genügend Dreck am Stecken hatten.
Die „Befreier“ mussten sich in viele Bereiche einmischen – das wurde auch hier nicht unbedingt von allen gustiert – auch nicht von denjenigen, die echt mit den Nazis nichts am Hut hatten.

Ich erinnere an die Worte, mit denen Österreichs Außenminister Figl den Staatsvertrag 1955 so plakativ am Balkon in Schönbrunn zeigte: „Österreich ist frei“.

(Zum Glück konnten die Kommunisten im Herbst 1950 keine Revolution auslösen. Sie nutzten die damalige äußerst schlechte Lebenssituation, um Anhänger für ihre Pläne zu finden. – Die Gefahr einer Übernahme durch Kommunisten war beträchtlich groß! Auch sie sahen sich als Befreier von den Befreiern!)


Kein Land liebt auf Dauer seine Befreier, jedes Land und die Mehrheit seiner Einwohner möchte selbstbestimmend sein.


Von den alten diktatorischen Regimes sind genügend Menschen da, die eine „Gauck-Behörde“ (gibt es im Irak – sie arbeitet offensichtlich sehr seriös) fürchten; es gibt genug Verbrecher, die in wirren Zeiten ideale Arbeitsbedingungen haben; es gibt Anrainerstaaten, die ein natürliches Interesse haben, Einfluß zu nehmen und „ihre Leute“ (besonders wenn sie vorher derartig unterdrückt wurden) zu schützen und zu mehr Macht zu verhelfen.
Es gibt vielfältigste Interessen, versch. –ismen –Gruppierungen, und nicht nur im Land selbst, sondern auf der ganzen Welt. Es gibt genügend terroristische Verbrecher auf der Welt, die in einem Krisengebiet ihre Methoden verfeinern möchten. (Siehe die frühere Situation in Südtirol, von der ich einmal berichtet habe)

Wenn also angesichts dieser Situation eine Kommentierung in dieser Weise erfolgt „Das haben wir alles vorausgesagt“ und „Spendet 10 Euro für den Widerstand im Irak (und das von Friedensgruppierungen), „Ami raus aus dem Irak“, wenn Kopfabvideos und Anschläge auf irakische Menschen als zulässige und zielführende Methode angesehen werden, Frieden im Irak zu erreichen, und diese Agitationen Erfolg haben, werden diejenigen, die das Land von den Befreiern befreien werden, äußerst rasch zu mörderischen Folterknechten mutieren. Besonders wenn sie schon vorher demonstriert haben, wie leicht sie sich damit tun.

In meinen Augen ist also die Aktion „Ami und Co raus, Hilfsorganisationen raus, etc.“ d e r Weg, Irak in ein weiteres mörderisches Chaos zu stürzen.

Die jetzt tätigen „Befreier“ und ihre weltweiten Unterstützer, die nun Irak vor den Befreiern des naziähnlichen Baathsystems befreien wollen, handeln meiner Meinung nach nicht für das Wohl des irakischen Volkes.


Karl antwortete am 02.10.04 (22:56):

Der Kampf gegen die Bevölkerung im Irak geht weiter:

"Die US-Armee setzte heute ihre Angriffe auf die irakischen Städte Samarra, Falludscha und das Bagdader Schiitenviertel Sadr City fort. Abermals wurden viele Menschen getötet. In Samarra konnten die Toten nicht begraben werden - amerikanische Scharfschützen feuerten auf jeden, der sein Haus verließ."

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,321226,00.html


ricardo antwortete am 02.10.04 (23:25):

Mart
ich sehe ein, deinen Satz anders interpretiert zu haben.
Es stimmt sicher, das Befreiung eine undankbare Aufgabe sein muß

Kurz nach der Befreiung von Paris 1945 wurde dort von üblen Vorkommnissen der "Besatzer" berichtet, und man schämte sich über lange Zeit ( bis heute?) daß Frankreich von fremden Truppen befreit werden mußte.
Da hat es auch wenig geholfen, daß man beim Einzug in Paris dem General de Gaulle und seinen Truppen den Vortritt ließ.

Gestern gab es einen Film in Phönix über die Geschichte der Mauer und den ungeheueren Spannungenin den sechziger Jahren an dieser Grenze innerhalb Berlins.
Mit welcher Begeisterung damals Truppen der Amerikaner begrüßt wurden, als sie zu Verstärkung der isolierten Stadt anrückten.

Tempora mutant et nos mutamus in illis


mart antwortete am 03.10.04 (00:07):

Und in Graham Greens großartigem und düsterem "Dokumentarfilm" aus dem verwüsteten Wien "Der dritte Mann" sagt ein Wiener:
"Die Befreiung hab ich mir ganz anders vorgestellt."


ricardo antwortete am 03.10.04 (10:22):

Hier hat vielleicht die Geschichte vom Fischer und dem Geist aus Tausend und einer Nacht ihren Platz:

Der Fischer hatte sein Netz ausgeworfen und eine versiegelte Flasche aus dem Meer gezogen.
Als er sie öffnete, stieg daraus eine riesige Rauchsäule empor und verdichtete sich zu einem gewaltigen Dämon.
Der schrie: “Bei Allah dem Allmächtigen, du hast mich aus dieser Flasche befreit. Ich werde dich dafür töten!”
Der zu Tode erschrockene Fischer gebrauchte aber eine List, er sagte:”Du lügst, du warst garnicht in der Flasche!”
Der Geist zeigte es dem scheinbar Ungläubigen, der rasch die Flasche mit dem Siegel Salomonis wieder verschloss und dem Geist zu verstehen gab:”Ich werfe dich wieder ins Meer!”
Na und ihr kennt alle die Geschichte, der Geist schwor hoch und heilig, den Fischer reich zu belohnen und erhielt endgültig seine Freiheit.

Die Wut über die lange Gefangenschaft ( im Irak ca 30 Jahre) ermöglicht es den Menschen nicht, die Freiheit dankbar zu begrüßen.
Bei uns waren es nur zwölf Jahre einer zeitweise ganz auskömmlichen "Gefangenschaft".

Und heute fragen sich wieder viele:
Ist Diktatur eigentlich so schlimm?


Karl antwortete am 03.10.04 (18:38):

Der Meister im Unterstellen hat wieder zugeschlagen. In einer Diktatur zu leben ist schlimm, aber wegen Öl bombardiert zu werden, auch.


ricardo antwortete am 03.10.04 (18:48):

Wen meinst du mit Meister im Unterstellen?

Doch nicht etwa den Karl?


Karl antwortete am 03.10.04 (18:55):

Ricardo, hast du vergessen, weshalb der Krieg begonnen wurde?


ricardo antwortete am 03.10.04 (22:11):

Darüber wird viel gestritten, auch hier.
Einig ist man sich da keineswegs.
Ich bleibe bescheiden bei meiner Parabel.
Da kann mir garnix passieren!