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THEMA:   Taxi nach Bagdad

 63 Antwort(en).

ricardo begann die Diskussion am 26.02.04 (10:07) mit folgendem Beitrag:

Taxi nach Bagdad
Dieser Bericht steht in der "Zeit"
(Richard Herzinger)
Zu den sieben journalistischen Todsünden gehört es, einen Artikel über ein Land oder eine Stadt mit der Nacherzählung der Weisheiten einzuleiten, die einem ein Taxifahrer offenbart hat. Wenn man aber wie ich zufällig auf einen trifft wie den, der mich kürzlich zum Hamburger Flughafen kutschierte, muss man schon mal eine Ausnahme machen – und schließlich sind wir hier im Weblog ja auch ganz unter uns. Also, nach langem Schweigen begann dieser Taxifahrer plötzlich zu schimpfen: "Bald bricht in ganz Deutschland ja doch der gesamte Verkehr zusammen! Ich habe genug, in zwei, drei Jahren gehe ich sowieso nach Hause zurück!" Auf meine Frage, wo das sei, antwortete er: "Irak".

Aha! Interessant! Dazu, eine weitere Frage zu stellen, kam ich aber gar nicht mehr. "Ich sage Ihnen eins", sprudelte er los: "Bush und Blair haben uns gerettet! Wir hatten alle Hoffnung verloren, aber Bush und Blair haben uns gerettet." Seit 29 Jahren sei er in Deutschland, er habe nicht mehr geglaubt, seine Heimat jemals wiederzusehen. Aber jetzt werde der Irak ein blühendes Land werden, auch wenn Viele dort noch Probleme machten, aber alles werde besser, deutsche Firmen seien ja auch schon da. Er sei ein einfacher Mann, habe nichts mit Politik zu tun, aber "Bush und Blair haben uns gerettet", wiederholte er immer wieder.

Von der Erleichterung und Gewissheit, mit der er diese simple Tatsache aussprach, war ich seltsam berührt Ich glaube, ich habe mich in diesem Moment für Schröder und Fischer, für den Friedenstaumel meiner Landsleute regelrecht geschämt. Hätten sie nicht auch mal Leute wie ihn fragen können, bevor sie verkündeten, was für den Irak das Beste sei? Könnten sie sich nicht wenigstens jetzt ein bisschen mit ihm freuen? Ich weiß natürlich nicht, für wie viele Iraker dieser Mann gesprochen hat. Ihm zumindest aber hätten unsere Weltfriedensretter seine späte Freude und Zuversicht geraubt, wenn es ihnen gelungen wäre, die Menschheit vor dem Irakkrieg zu bewahren.

Ick freue mir für den!


BarbaraH antwortete am 26.02.04 (11:23):

Richard Herzinger sagt ja selbst, dass er mit dieser Schilderung eine der sieben journalistischen Todsünden begangen habe. Bei dieser Einschätzung kann ich ihm nur voll und ganz zustimmen....

Über die Hälfte der IrakerInnen, kurz die Frauen, werden wohl kaum in den Freudentaumel dieses Taxifahrers einstimmen, denn die Bush- und Blair-Krieger haben sie in ihren Rechten um Jahrzehnte zurück geworfen:

Zitat aus der Frankfurter Rundschau vom 16.01.2004

>>Frankfurt a. M. · 16. Januar · Mit dem "Dekret Nummer 137" hat der provisorische Regierungsrat Anfang der Woche - praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit - das Zivilrecht von 1959 außer Kraft gesetzt. Das berichteten irakische Massenmedien. Er führte stattdessen für Zivilangelegenheiten das islamische Recht ein, das unter anderem Polygamie, "Ehen auf Zeit" und Scheidungen durch Verstoßen zulässt. Geschiedene Frauen erhalten demnach ab sofort keine Alimente mehr, sondern nur noch eine auf drei Monate befristete Trennungsentschädigung.

Dem bis dato geltenden Personenstandsgesetz lag zwar in gewissem Umfang auch islamisches Recht zugrunde, aber es ging grundsätzlich von einer Gleichberechtigung der Geschlechter aus.<<

Internet-Tipp:
Irak beschneidet Rechte von Frauen
Islamisches Gesetz erlaubt Polygamie und Scheidung durch Verstoßen
VON KARL GROBE
https://www.frankfurter-rundschau.de/uebersicht/
alle_dossiers/politik_ausland/irak_nach_dem_krieg/?cnt=372378&

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?L5C212787


ricardo antwortete am 26.02.04 (13:07):

Daß sich die FR nicht mit freut war sicher.
Wenn der Chauffeur dauernd an die 6000 Verkehrtoten im Jahr in der BRD denkt, dann kann er sich nie mehr über irgendwat freuen.
Aber er freut sich und ich mich auch!
Leider kann man das von dir nicht sagen
bleib du eben bei der FR und freue dich nicht!


BarbaraH antwortete am 26.02.04 (13:29):

Ich bleibe nicht bei der FR (Frankfurter Rundschau) sondern bei den Fakten, ricardo. Das macht den Unterschied.


Wolfgang antwortete am 26.02.04 (13:34):

Ueber was freust Du Dich nun, Ricardo... Darueber, dass sich der Taxifahrer freut ? Oder darueber, dass die irakischen Frauen jetzt wieder dem islamischen Recht unterworfen sind ?


Wolfgang antwortete am 26.02.04 (13:43):

KARL GROBE hat vor ein paar Wochen einen sarkastischen Kommentar dazu abgegeben, dass die rechtliche Gleichstellung der irakischen Frauen (die sie jahrzehntelang hatten) unter den Augen und mit Billigung der BUSH-Krieger gerade rueckgaengig gemacht wird: "Man sollte meinen, eine aufgeklaerte US-Oeffentlichkeit stiesse die [amerikanischen] Verursacher mit der Nase in das, was sie da hinterlassen. Das geschieht nicht; an der Rechtlosigkeit irakischer Frauen sterben ja keine Besatzungssoldaten."

Quelle des Zitats... Exzessiv dumm (von KARL GROBE), FR, 17.01.2004


ricardo antwortete am 26.02.04 (14:12):

ach wat seid ihr doch
Trübsalbläser!
Konnte es mir aber schon denken!

Euch geht es sicher um wesentlich edlere Motive als mir,

Aber insgeheim, so denke ich, ärgert ihr euch doch ein bissel über jemanden, der an Bush und Blair ein gutes Haar gefunden hat.
Solche gabs nämlich hier noch nie!

Ährlich!


schorsch antwortete am 26.02.04 (18:03):

Schon mal überlegt?:

Im Zweiten Weltkrieg brachten amerikanische GIs zu Tausenden Bräute aus Deutschland und Österreich heim. Vielleicht wollen ja die Buskrieger-Obersten das im Irak verhindern, indem sie die Frauen wegsperren?


werner antwortete am 26.02.04 (19:40):

@schorsch - wahrscheinlich hast Du recht. Ich bin in einer anderen Runde schon an der zitatfreudigen BarbaraH gescheidert. Ich hatte gedacht, die Iraker würden sich wehren weil sie das amerikanische Scheidungsrecht fürchten. Aber da hat sie voll dagegengehalten. Nun ja, unter Saddam Hussein hatten die Frau bestimmt alle Rechte. Vielleicht so wie der Rest des irakischen Volkes. Die giftgasgemordeten Kurdenfrauen wurden jedenfalls genauso ermordet wie ihre männlichen Partner.
@barbaraH - wenn dem so ist, dass die Frauen jetzt schlechter gestellt werden sollen, so liegt das nicht an den Amerikanern sondern an den unterdrückten irakischen Volksvertreter. Immer vorausgesetzt das würde stimmen, so könnte man es vermutlich damit vergleichen als hätte nach dem 2. Weltkrieg die katholische Kirche die Regierung in Deutschland übernommen. Da ist es mit der Gleichstellung ja auch nicht so weit her. Und dass der islamische Klerus so etwas gerne sehen würde ist doch klar und das ist auch ein Teil des Dilemmas der Amerikaner.


Wolfgang antwortete am 26.02.04 (20:09):

Es geht in dieser Diskussion um die Freude ob der Befreiung... Aber wie steht's um die Befreiung der irakischen Frauen ? - Tatsache ist: Am 29. Dezember 2003 veroeffentlichte der (von den BUSH-Kriegern eingesetzte und kontrollierte) irakische Regierende Rat eine Beschluss, mit dem der Civil Personal Status Code Nr. 188, 1959 aufgehoben und ersetzt wurde mit dem islamischen Sharia Code. Die bislang verbrieften Frauenrechte waren damit dahin.

Aus Angst um noch mehr Widerstand von Seiten der fundamentalistischen Islamisten laesst PAUL BREMER - BUSH's Statthalter der Macht - die gewaehren und drueckt beide Augen zu.

Freiheit - fuer wen ?


ricardo antwortete am 26.02.04 (21:52):

Hallo werner

Nach einer Meldung von heute abend hat der Taxifahrer, der dingfest gemacht werden konnte, inzwischen Drohbriefe bekommen, weil er Bush und Blair gelobt hat, das ist in Germany verbotten!
Die Friedensfreunde boykottieren sämtliche irakischen Taxifahrer ab sofort
Das ist natürlich sehr bedauerlich!


mart antwortete am 26.02.04 (22:52):

Aber am nächsten Tag wurde er natürlich freigelassen und die Fortsetzung der Geschichte sieht so aus:

Iraqi Finds Home Became Torture Chamber

BAGHDAD, Iraq - Dhia al-Hariri returned to Iraq after decades in exile to reclaim his father's beloved home, only to find Saddam Hussein's regime had turned it into a house of horrors
What was once the backyard is now a dark maze of iron-doored cells. One bedroom has a hook in the ceiling from which interrogators hung prisoners, breaking their arms and giving them electric shocks.
"This was my grandmother's bedroom," al-Hariri, 54, said Saturday, standing in a room barren except for the remains of iron bars embedded in the floor where lines of prisoners were chained.
For years, neighbors on the street of walled homes heard screams at night from the house down the lane and saw handcuffed men being led in and out.
Saddam's security agents seized the house in 1980, after al-Hariri's family fled the country, and for the next 23 years, it was used as a secret interrogation center for political prisoners.
After Saddam's fall in April prisons were opened, and former inmates flooded in to revisit the scene of their ordeals. Mass graves have been uncovered, and families have begun the task of tracking down loved ones among the hundreds of thousands who disappeared.
Al-Hariri's house illustrates how the regime's brutality was literally right next door — and how it remains woven into the fabric of the neighborhood. One officer who worked in the al-Hariri house still lives on the street.
"No one can touch him. We don't dare," said Ali Zeini, a neighbor.
The house was the realization of a dream for al-Hariri's father, Kadhem. He built it in 1968, a one-floor modernist home in a neighborhood of doctors in Baghdad's upper-class Mansour district.
"He brought in architects to do it American-style, because that's what he liked," Dhia said.
"This was all wood paneling on the walls here. Oak. See those windows? All oak frames," he said, walking through what was once the sitting room. "There were chandeliers in every room."
One of the first to be tortured in the house was al-Hariri's younger brother, Safa, just yards from his old bedroom. He was executed in 1982.
......
Now, the bare concrete walls are carved with graffiti from those held there: names, dates — as far back as December 1980 and as recent as 2002 — hashmarks counting the days, prayers, a crude drawing of a girl.
"Call these numbers: Fayez and Heifaa," pleads one scrawl to anyone who gets out, with phone numbers beside them.
On another cell's wall is the drawing of a heart with wings and a palm tree with birds flying above it.
Al-Hariri, who had 10 relatives killed by Saddam's regime, has hired lawyers to start the long process of reclaiming the house. In the meantime, a cousin stays there to keep away looters.
But al-Hariri said he will never live there again.
"I want a home in Baghdad, but this house is too difficult. I need something where I won't see it everyday," he said. "In this house, I can hear my father's voice, my uncles' and cousins' voices.
"A lot of blood has been spilled in this house."
On the way out, he motioned to the front yard with one more memory.
"Here we planted azaleas," he said.
Now, it's covered with concrete.
"They put that there. God only knows what's buried underneath."

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?K58525A87


julchen antwortete am 27.02.04 (06:57):

Fakten, Barbara?

Die Besten Fakten bekommt man von Leuten, die
mittendrin leben, nicht von einem Schreibtisch Hengst
bei der Frankfurter Rundschau..oder was immer!

Geschichten wie die von Ricardo gibt es ueberall,
und Du wirst lachen (kannst Du das?) auch Frauen
freuen sich auf die Rueckkehr nach Irak, wo sie zumindest nicht mehr ihre Maenner kleingehackt
in Muelltueten vor der Tuer entgegennehmen werden
ihre Toechter nicht mehr von Saddam's Soehen
von der Strasse "gepflueckt" werden.
Im Gegenteil, sie erwarten viel Besseres als in den
Meisten andren arabischen Staaten.

Ihr koennt den Rueckzieher Deutschlands mit der
"Friedensliebe" entschuldigen wie Ihr wollt. Tatsache
bleibt dass es ein ganze Volk gibt, dass sehr wohl
versteht welche Chance es nun hat und versucht das
Beste daraus zu machen.

Anstatt es alles in den staendigen Dreck zu ziehen,
wie waere es denn mit sich ein bisschen freuen
fuer Irak und ihr Volk? Tut Es sooo weh, dass man
nur den Buhmann Machte und nichts dagegen gehabt haette, wenn Saddam und seine Filiuse nochmal
20 Jahre gehaust haetten.?

Einen Orden haben sich Deutschland, Frankreich u.A.
jedenfalls nicht verdient mit dem Ach-So-Friedlichen
Stand, wo es Irak betrifft.


BarbaraH antwortete am 27.02.04 (10:18):

julchen,

Du möchtest Berichte lesen von Menschen, die Mitten im Leben stehen, die all das durchmachen müssen, wovon wir hier nur schreiben? Dann schau doch einmal auf die Website von Frauenrechtlerinnen im Irak, lies ihre Berichte von einem verzweifelten Widerstand gegen ein Leben, das sie in ihren Rechten um Jahrzehnte zurückwirft.

Diese Frauen erhalten Morddrohungen von fanatischen reliösen Führern. Sie bitten die US-Besatzer um Schutz für ihr Leben und bekommen zu hören, dass diese Wichtigeres zu tun hätten...

Vielleicht magst Du uns danach berichten, ob Du Dich noch immer über die Entwicklung der Lage für Frauen im Irak freuen kannst?

Webtipp:
Ein Brief der irakischen Frauenrechtlerin Yanar Mohammed, in dem sie ihrer Mutter erklärt, warum sie aus ihrem sicheren Exil in Canada in den Irak heimkehrte
https://www.equalityiniraq.com/htm/yanar050104.htm
Weitere authentische Berichte unter:
https://www.equalityiniraq.com

Internet-Tipp: https://www.equalityiniraq.com/htm/yanar050104.htm


Wolfgang antwortete am 27.02.04 (11:10):

Gott sei Dank sind die Zeiten vorbei, wo deutsche Politik darin bestand, sich per Angriffskrieg Orden verdienen zu wollen. Die Warnungen der meisten Deutschen vor dem Angriffskrieg gegen die IrakerInnen erweisen sich im Nachhinein als allzu berechtigt.

Gerade schicken sich die BUSH-Krieger an, auch militaerisch ihren Krieg zu verlieren. Politisch haben sie ihn schon am ersten Tag verloren. Was ihnen bleibt, um das militaerische Desaster notduerftig zu kaschieren, ist die Zusammenarbeit mit den dort starken islamistischen Kraeften. Um nicht sofort aus dem Land getrieben zu werden, muss PAUL BREMER z. B. augenzwinkernd (wenn auch vielleicht faeusteballend) zuschauen, wie die Sharia - die islamische Rechtsordnung - eingefuehrt wird, unter der besonders die irakischen Frauen leiden werden.

Am Ende steht der islamische Gottesstaat unter amerikanischer Duldung (Saudi-Arabien laesst gruessen). Ein Schurke, ehemals 'unser' Schurke, wird gerade durch andere Schurken ersetzt. Und wieder sind es 'unsere' Schurken, denen so viel verziehen wird.

Ich stelle meine Frage noch einmal: Freiheit - fuer wen ?


julchen antwortete am 28.02.04 (07:03):

Nein Barbara
ich moechte keine Berichte lesen, ich rede lieber
mit Irakis selber - es sei denn die wissen wohl auch nicht
um was es geht!

Wolfgang, Du wiederholst dich zum X-sten Mal!


ricardo antwortete am 28.02.04 (08:50):

Der arme Taxichauffeur
jetzt schämt er sich für seine Freude
und dann denkt er:
Wär ich doch schon zu Hause, meine Frau, die freut sich dann mit mir!
Schön Sonntach an alle


werner antwortete am 28.02.04 (22:48):

Was kann man nun daraus schliessen? Dass jede Frau doof ist wenn sie den Islam befürwortet weil sie keine oder nur geringe Rechte hat? Natürlich gibt es auch Frauen, die den Islam befürworten weil sie so erzogen wurden. Es gab ja auch Sklaven welche die Sklaverei befürworteten weil sie Angst vor der Freiheit hatten. Wolfgang hat es leicht. Er lebt in einer virtuellen Welt. Es interessiert ihn nicht, dass die Frauen auch unter dem Regime von Saddam Hussein keine Rechte hatten weil einfach alle Bürger rechtlos waren. Freiheit für wen? für das irakische Volk nach dem Ende einer Diktatur. Aber manche werfen Demokratie und Diktatur einfach durcheinander, wie es ihnen passt. Schaut doch mal auf das Ende der kommunistischen Diktatur. Es gibt jetzt Staaten in denen sich die Bürger geborgen und sicher fühlen können und es gibt Staaten, die von Mafiosi regiert werden. War deshalb das Ende der kommunistischen Diktatur schlecht? Es liegt an den irakischen Menschen was sie daraus machen. Es ist für die Amerikaner nicht leicht dies zu kontrollieren in einem Land wie dem Irak in dem vor der Diktatur des Saddam Hussein alle 14 Tage Revolution war und der es dann nur durch seine Foltermethoden kontrollieren konnte. Falls die Amerikaner nun Kräfte finden sollten welche unseren Rechtsvorstellungen entsprechen so sind das dann wieder Handlanger der Amerikaner. Geben sie dem islamischen Klerus freien Lauf, dann ist es auch nicht recht.
Und noch etwas: Sind nicht alle grossen Religionen frauenfeindlich? Christentum, Islam und Judentum?


julchen antwortete am 29.02.04 (05:28):

Habe Werner absolut nichts zuzufuegen!!!!


Justus antwortete am 29.02.04 (13:50):

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich halte Saddam Hussein für einen schlimmen Diktator, der viele Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verantworten hat. Er hat es verdient, dass seine Macht ein Ende hat und er zur Verantwortung gezogen wird.
Doch rechtfertigt das in keiner Weise einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Mit dem Angriffskrieg haben die USA und Großbritannien eindeutig die UN-Charta verletzt. So heißt es dort:
Art. 1, Abs. 1 der Charta:
den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und zu diesem Zweck wirksame Kollektivmaßnahmen zu treffen, um Bedrohungen des Friedens zu verhüten und zu beseiti-gen, Angriffshandlungen und andere Friedensbrüche zu unterdrücken und internationale Streitigkeiten,die zu einem Friedensbruch führen könnten, durch friedliche Mittel nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts zu bereinigen oder beizulegen“;
Artikel 2 verbietet jeden Angriff auf die Staatssouveränität eines Landes
Artikel 51 beinhaltet das naturgegebenen Recht der Staaten zur individuellen und kollektiven Selbstverteidigung und zwar - bis
Art 51 (2): der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Si-cherheit erforderlichen Maßnahmen getroffen hat;

Doch das sich die USA nicht an die UN-Charta halten wollten ist allgemein seit der pro-grammatischen Rede von Bush im Juni 2002 in West Point bekannt. Hier erklärte Bush,
dass „die bisherigen Doktrinen der Abschreckung, Eindämmung und des Mächtegleichge-wichts nicht mehr ausreichten; hinzugenommen müssten jetzt die Prävention und die Inter-vention, dazu Regimewechsel und Entwaffnung“ von nun an gelte es: „Wir müssen den Kampf zum Feind tragen, seine Pläne zerstören und den schlimmsten Bedrohungen entgegentreten, bevor sie entstehen; (d.h. der Verdacht einer aufkommenden Bedrohung rechtfertigt bereits einen Krieg)
Bush weiter wörtlich: „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“; so einfach ist das Weltbild des amerikanischen Präsidenten!!
Der vorgeschobene Kriegsgrund „der Irak besitzt Massenvernichtungswaffen“ hat sich bereits als Unwahrheit herausgestellt. Doch das war ja auch vor Kriegsbeginn klar, denn kein Land war über viele Jahre so gut kontrolliert wie der Irak.
Was aber ist das Ergebnis des Irak-Krieges?
Zwar ist Saddam Hussein von der Macht vertrieben (das einzig positive), doch ruhiger und sicherer ist der Irak dadurch in keinster Weise geworden. Die täglichen Nachrichten zeigen es uns. Die Zukunft des Irak wird durch die ethnischen Unterschiede der Bevölkerung zu ständi-gen Unruhen führen, die Freiheit - besonders der Frauen – wird mit den Füßen getreten. Beispiele in islamistischen Ländern gibt es ja zu genüge.
Die potenzielle Gefahr irakischer Massenvernichtungswaffen, mit der dieser Krieg begründet wurde, war die Unwahrheit.
Der Krieg ist noch nicht zu Ende. In der andauernden gewaltsamen Auseinandersetzung gibt es keine Sieger. Hauptverlierer aber sind die Menschen im Irak, die zwar eine despotische Diktatur losgeworden sind, jedoch zum großen Teil auch ihre Lebensgrundlagen verloren haben. Sie werden durch das Besatzungsregime weiterhin daran gehindert, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Die Arroganz der Macht, mit der sich die US-Regierung zur Welt-herrschaft berufen fühlt, bringt weder Sicherheit, noch Frieden, noch Freiheit. All diese Werte werden täglich dem „Krieg gegen den Terror“ geopfert. Aus all diesen Gründen kann ich den Artikel „Taxi nach Bagdad“ einfach nicht verstehen. Wie viel Blindheit spricht doch daraus!
Ich finde es sehr positiv, wie unterschiedliche Meinungen hier im Seniorentreff – im Gegensatz zu einigen anderen Foren – sachlich diskutiert werden.


ricardo antwortete am 29.02.04 (17:26):

@ Justus
Du schreibst daß die USA sich nicht an die UN charta halten.
Frage: Hält sich denn die UNO an ihre Charta?
Zu wieviel malen wurde an die Adresse Saddams eine Resolution geschickt in der Abrüstung verlangt wurde.
Und Saddam hat der UNO nur eine lange Nase gemacht.
Und was geschah?
Nichts.
Die Inspekteure der UNO wurden rausgeschmissen.
Was geschah?
Nichts.
Bei solch einer Machtlosigkeit und der Unfähigkeit der Weltorganisation, Israel UND Palästina zu Verhandlungen zu bringen mußte sich die Frage ergeben:
Wer soll denn in einem solchen Fall handeln?

Handeln konnte die UNO garnicht, selbst wenn sie es gewollt hätte.


Justus antwortete am 29.02.04 (18:52):

Die UN-Charta wurde aufgrund der schlimmen Erfahrungen des 2. Weltkrieges erarbeitet. Nach Russland (Afghanistan-Krieg) hat in der Geschichte dieser Organisation mit ihren vernünftigen Paragraphen erneut eine Großmacht (die USA) die anständigen Regeln schlicht und einfach gebrochen, obwohl sie sich als Rechtsstaat bezeichnen.
Saddam Hussein hatte abgerüstet. Er musste es sich gefallen lassen, dass er über große Teile seines Landes nicht mehr die Lufthoheit hatte. Die UN-Sanktionen gegen den Irak wurden von den USA gesteuert, das irakische Volk quasi ausgehungert, auch das hatte Methode! Bereits Bush sen. wollte dieses Land geostrategisch beherrschen und die Hardliner in den USA haben die ganze Zeit daran gearbeitet sich den Irak „einzuverleiben“, ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen standen und stehen absolut im Vordergrund.
Es ist ein Irrtum, dass die Inspektoren „rausgeschmissen wurden“. Nein! Es war so, dass auf Druck der USA, wie 1998 geschehen Bagdad bombardiert werden sollte.
Jeder sollte sich bemühen, nicht unkritisch irgendwelche Statements zu übernehmen, die sind nämlich bewusst politisch gesteuert. Es lohnt sich, einen Blick hinter die Kulissen zu tun!
Die UNO ist eine Organisation, die die Rechte der Völker in ihrer Charta festgelegt hat, keine Organisation, die Kriege führen sollte! Es ging immer um möglichst friedliche Maßnahmen. Die UNO ist so keineswegs zuständig für den Israel-Palästina Konflikt. So lange diese beiden Völker sich nicht einigen, so lange wird es dort keinen Frieden geben.


ricardo antwortete am 29.02.04 (22:36):

@iustus
Ich glaube wir lassen das. Du hast deine ganz persönliche Meinung von den Aufgaben der UNO und dem Schicksal der Inspektoren im Irak.
Meine Auffassung ist eine andere und bleibt es
ok?


BarbaraH antwortete am 01.03.04 (00:37):

Haifa Zangana, einst Gefangene des Baath-Regimes, heute Schriftstellerin und Malerin, wunderte sich nach ihrer Rückkehr in den Irak, warum sich kaum eine der gebildeten Frauen trotz Aufrufe der Amerikaner politisch engagiert und um die Rechte der Frauen kämpft. Sie hat eine Antwort gefunden:

>>Sie (die Frauen) werden den Regierungen der USA und Britanniens nicht verzeihen, dass sie Saddams Regime damals gestärkt haben, dass sie Sanktionen verhängt und die Städte des Landes in zwei Kriegen verwüstet haben. Die Irakerinnen wissen, dass die Besatzer im Irak sind, um ihre eigenen Interessen zu befördern – nicht die der Irakis.

Indem die Frauen sich der Teilnahme an irgendwelchen Initiativen der Besatzungskräfte und ihrer irakischen Alliierten verweigern, praktizieren sie passiven Widerstand. Es ist die gleiche Methode, die sie auch schon im Fall der verachteten Union irakischer Frauen anwandten, die Saddam gegründet hatte. Damals haben sie eine der größten und mächtigsten Institutionen für Frauen im mittleren Osten zu Fall gebracht. Vielleicht wird ihnen etwas Ähnliches wieder gelingen.<<

Internet-Tipp:
Sueddeutsche Zeitung vom 01.03.04
Stummer Protest
Über die Lage der Frauen im Irak / Von Haifa Zangana
https://www.sueddeutsche.de/sz/feuilleton/red-artikel2373/

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/feuilleton/red-artikel2373/


julchen antwortete am 01.03.04 (06:34):

Und wie haettest Du, Justus, Saddam davon uberzeugt dass er ein Schweinehund war und in Rente gehen sollte?
Noch eine UN Resolution?

..Saddam musste sich gefallen lassen.....?

Bush Senior wollte das Land bereits geostrategisch
beherrschen???

Was sich die irakis gefallen lassen haben muessen ist offensichtlich nicht von konsequenz.

.....Bush Senior HATTE es in der Faust und haette nur druecken brauchen.........! Es hat ihn die
Wiederwahl gekostet dass er NICHT gedrueckt hat!

...Jeder sollte sich bemühen, nicht unkritisch irgendwelche Statements zu übernehmen,.......

genau, Justus.


Justus antwortete am 01.03.04 (20:22):

Hallo Ricardo, liebe Seniorentreff-Freunde,
es ist durchaus o.k. unterschiedlicher Meinung zu sein. Mir geht es nur darum, dass man zur Kenntnis nimmt, dass hier Regeln, die sich die Völkergemeinschaft gegeben hat, von einem Staat, der sich als Rechtsstaat bezeichnet, gebrochen werden. Die angebliche moralische Rechtfertigung ist mehr als fadenscheinig. Nicht nur dass die sogenannte Bedrohung der Weltgemeinschaft sich nunmehr, was allerdings vielen vorher schon klar war, endgültig als bewusste Irreführung der Öffentlichkeit herausstellt, nein vergessen darf man nicht, dass Saddam Hussein über Jahre durch die USA gestützt und unterstützt wurde, als es darum ging den Iran durch einen Krieg zu schwächen. Selbst nach den auch den USA bekannten Giftgasanschlägen auf die Kurden hat die USA die finanzielle Hilfe zur Stärkung der militärischen Macht des Irak im folgenden Jahr verdoppelt! Wo kommen wir hin, wenn eine Macht sich als Weltpolizei aufspielt, die elementarsten Regeln des Völkerrecht ignoriert und ohne Bedrohung von außen sich das Recht anmaßt, ein anderes Land zu überfallen. Ich habe ein ungutes Gefühl, wie die Umgehensweise mit Saddam Hussein weiter aussieht. Ein Prozess vor dem internationalen Gerichtshof wäre die einzige angemessene Untersuchung und Ahndung seiner Verbrechen, denn im Irak, einem Land, dass über Jahrzehnte von einem Unmenschen wie Saddam regiert wurde, wird es kaum Menschen geben, die unvoreingenommen über den Verbrecher Saddam urteilen können, waren viele doch selbst in seine Verbrechen verstrickt oder Opfer. Wird die USA eine Verhandlung vor dem internationalen Gerichtshof wollen? Die Weigerung der USA dem internationalen Gerichtshof beizutreten, ist allseits bekannt. Die USA haben sogar ein Dekret erlassen, wonach kein amerikanischer Soldat, egal welche Verbrechen er auch in einem Krieg begangen hat, vor den Gerichtshof gestellt werden darf. Das Dekret erlaubt den USA sogar, ihn mit Waffengewalt zu befreien, würde er doch vor den Gerichtshof gestellt. Ich sage damit nicht pauschal, dass amerikanische Soldaten Verbrechen begehen, doch wo Menschen sind, gibt es zwangsläufig auch Übeltäter und die müssen unabhängig von ihrer Nationalität bestraft werden können. Die Chancen für ein rechtsstaatliches Verfahren stehen auch deswegen meines Erachtens nach schlecht, weil dann die Verstrickung der USA und anderer Länder in das Regime Saddam Hussein herauskommen könnten.
Ich befürchte, dass die Menschen im Irak nicht zur Ruhe kommen werden, alles steuert auf einen islamistischen Gottesstaat hin, in der die Scharia das Gesetz und Leben bestimmt. Wie können darunter die Menschen in Frieden und Freiheit leben, welche Zukunft bedeutet das besonders für die Rechte der Frauen. Von einem Gefängnis in das andere zu kommen bedeutet keine Befreiung.


ricardo antwortete am 01.03.04 (22:59):

Justus
Heute kam die Meldung, daß für die neue Verfassung des Irak ein Kompromiss in Aussicht steht und dass auch die Schiiten einlenken. Ein drittel des neuen Parlamentes soll von Frauen eingenommen werden, das gabs dort noch nie!
Frage:
hoffst du auf einen Fortschritt durch die neuen Machthaber oder hoffst du im stillen zusammen mit den "Freiheitskämpfern" Saddams auf Chaos und Anarchie?
Bei unseren Medien entsteht schon der Eindruck, sie berichten so gut wie garnicht über Erfolge der neuen Regierung
Und die sind unübersehbar!


mart antwortete am 02.03.04 (00:13):

Ich hoffe jedenfalls von ganzem Herzen, daß es allen Bewohnern von Irak in Zukunft besser geht.

Außerdem nehme ich an, daß die Einkünfte vom Erdöl mehr Menschen zugute kommen werden als das unter Saddam geschehen ist - selbst wenn dieses Geschäft (nur) in den Händen der US - Ölbande bleiben wird.


BarbaraH antwortete am 02.03.04 (00:48):

In unseren Medien wird sehr wohl darüber berichtet:

Frankfurter Rundschau vom 2.3.04:
Geradezu revolutionär
Von Dietmar Ostermann
(....)
>>Wie viele dieser Elemente einer demokratischen Verfassungsordnung westlicher Prägung sich dauerhaft in Irak etablieren können, weiß niemand. Die Debatte selbst ist die Chance. Den meisten unmittelbaren Zündstoff birgt die ungelöste Kurden-Frage. Auch hier aber war kaum mehr zu erhoffen als ein grundsätzliches Bekenntnis zum Föderalismus. Die Übergangsverfassung ist keine Blaupause für die Zukunft Iraks. Sie ist ein Vehikel, das die Tür in eine Zukunft ein wenig öffnet.<<

https://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/nachrichten_und_politik/die_seite_3/?cnt=397077

Internet-Tipp: https://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/nachrichten_und_politik/die_seite_3/?cnt=397077


julchen antwortete am 02.03.04 (06:34):

Waere auch meine Frage, Ricardo!

Mit Werner's "prompting" ueber die verschiedenen Auffassungen von "Demokratie" und das (oefters - nicht) Verstaendis
dieser, sehe ich viele Kommentare hier in einem
ganz anderen Licht.

Mart, Irak hat was zu verkaufen, naemlich Oel.
WIR ALLE brauchen es.
Wenn der sogenannte Krieg um's Oel gefuehrt wurde,
dann wurde dieser auf Seiten der US offen und ehrlich gefuehrt, aber auf Europaeischer Seite im untergrund und heimlich und verlogen. - Und ich sagte WENN
nicht DASS.

Es gab da sehr gute Gruende, warum Frankreich, Deutschland z.B., ploetzlich bockten.
Der Grund waren einfach "interessengemeinschaften", die sich bereichert haben.
Genau die gleiche sorte Interessengemeinschaften,
die es ueberall auf der Welt gibt.

Unterschied lag lediglich darin, dass man nach aussen
den Moralischen heiligen Klaus machte!

Tatsache bleibt aber, dass ich im tiefsten Innern glaube, dass das irakische Volk wahrlich befreit wurde,
und trotz aller Kinderkrankheiten, auf dem Weg ist
eine wirkliche Demokratie aufzubauen.

Es ist mir unverstaendlich, wie gerade Deutschland, nach kurzen 60 Jahren, so sehr darauf bedacht ist aufzuzeigen,
wie es Irak doch voellig unmoeglich sei, gegeben die
Mentalitaet,etc, das Konzept DEMOKRATIE zu verstehen, und den langen, harten Weg zu dieser auf
sich zu nehmen.

Es gab da auch laute Stimmen im Kongress in US nach '45,
die besagten, dass Deutschland und ihr Volk, NICHT
die grundsaetzliche mentalitaet zeige zu einer Demokratie geeignet zu sein. Und es sei vorauszusehen, dass das finanzielle und moralische
Starthilfe auf dem Weg zu einer Demokratie in Deutschland vergeudet sei.


Justus antwortete am 02.03.04 (08:16):

Ricardo, auf deine polemische Unterstellung "ich würde auf Chaos und Anarchie hoffen" möchte ich gar nicht erst eingehen. Nichts gegen sachliche konträre Meinungen, aber Polemik fällt immer negativ auf den zurück, der sie anwendet. Ich wünsche dem irakischen Volk so sehr, dass es in Frieden, Freiheit und Gleichberechtigung leben kann und das ich mit meinen Befürchtungen Unrecht habe. Schade, dass einige, offensichtlich geprägt durch „Lagerdenken“, gar nicht erst auf die geschriebenen Fakten eingehen.


BarbaraH antwortete am 02.03.04 (09:42):

>>Es gab da sehr gute Gruende, warum Frankreich, Deutschland z.B., ploetzlich bockten.<<

Ja, julchen, u.a. das Völkerrecht, nach dem Angriffskriege... ein "Präventivkrieg" ist nichts anderes... verboten sind.


Karl antwortete am 02.03.04 (10:07):

Interessant wie Julchen jetzt versucht, der Bundesregierung die gleichen niederträchtigen Motive unterzujubeln wie sie die US-Politik bestimmt haben. Wenn die Einsicht reift, dass wir hier doch recht hatten, dann muss eben der Gegenvorwurf her.


Gudrun_D antwortete am 02.03.04 (12:10):

Sehr nachdenklich lese ich alle eingebrachten Beiträge und bin sehr unsicher,ob wir beurteilen können,warum diese politische Meinung aus Amerika hier zu uns getragen wird.
Einmal erschrocken,weil -wie schon erwähnt- auch meine Angehörigen und Bekannten ähnlich wie Julchen denken.Zum anderen frag ich mich,wenn "drüben" so geschickt das Volk manipuliert wird,dass es glaubt,was ihm vorgegaukelt wird,hätte man doch sicher auch in Amerika Möglichkeiten über Funk,Fernsehen oder Gazetten sich umfassend und auch nachfragend zu informieren.
Ich denke,dass jetzt versucht wird,Frankreich und Deutschland niedrige Motive anzulasten,ist eine ganz ausgeklügelte Propaganda,um von eigenem Schuldverhalten und vermutlich auch wachwerdender Kritik der Amerikaner abzulenken.
Es kann auch "drüben" nicht verborgen bleiben,dass der Irkakangriffskrieg doch nicht so einfach und schnell vorrüber ging,dass um tote Soldaten geweint wird,dass dieser unselige Krieg Unsummen verschlingt.


ricardo antwortete am 02.03.04 (13:29):

Es ist die Frage
Wo gegaukelt wird
In den USA oder etwa gar bei uns?
net mööööööglich!
Wir hier wissen es am besten!
Klaro


BarbaraH antwortete am 02.03.04 (13:49):

ricardo,

dieser Krieg ist leider eine Tatsache und keine "Gaukelei"... leider....

Vielleicht sollte der Taxi-Fahrer seine Bagdad-Reise noch ein wenig verschieben:

Spiegel-online-Artikel vom 02.03.04
ATTENTATSSERIE IM IRAK
"Heute ist dem Islam der Krieg erklärt worden"

>>Bei einer Attentatsserie im Irak sind nach Polizeiangaben mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen. Ziel der Bombenanschläge waren heilige Stätten der Schiiten in Bagdad und Kerbala. Hunderte wurden verletzt.<<
https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,288767,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,288767,00.html


Tessy antwortete am 02.03.04 (16:31):

Scholl-Latour wurde hier schon einige Male als lächerlicher Alter geschmäht.

Aber fast alle Schwierigkeiten die er auf Grund seiner Kenntnisse prophezeiht hatte treten nach und nach ein.


mart antwortete am 02.03.04 (16:50):

Um 9 Uhr wurden auf dem libanesischen Nachrichtensender Al Manar schreckliche Bilder aus Kerbala übertragen.

Erklärung des Senders "US-Soldaten haben auf die Trauernden geschossen."


Auch diese Erklärung habe ich gelesen:

daß <<es sich um von den USA angeheuerte Wahabis handelt, um damit den Eindruck zu erwecken, dass es Sunniten seien, die dieses Verbrechen begangen haben. Ähnliche Fälle wurden auch aus Pakistan gemeldet. Denn nichts können die USA weniger gebrauchen als die Einigkeit unter den Muslimen, die sie daher verhindern wollen, koste es , was es wolle. Möge Allah die Opfer dieses feigen Verbrechens in Seine Barmherzigkeit aufnehmen und die, die dafür verantwortlich sind, im Dies- wie im Jenseits schrecklich bestrafen.<<


Karl antwortete am 02.03.04 (19:07):

@ mart,


die Entwicklungen im Irak sind entsetzlich. Auch in meinen Augen tragen die USA die Verantwortung, wenn auch nicht in der geschilderten direkten Weise. Natürlich haben sie die Massaker nicht direkt angerichtet und die Urheber der Kopfschüsse, durch die hinterher im Chaos ein Polizist starb, sind m. W. noch nicht bekannt.
Die USA tragen die Verantwortung, weil selbst Senioren im Seniorentreff das Chaos voraussehen konnten, dass dieser Krieg verursachen würde. Die USA haben dieses entstandene Chaos zu verantworten und ich wiederhole mich: George Bush und seine Komplizen gehören vor den internationalen Gerichtshof. Wenn wir es nicht mehr erleben sollten, die Geschichte wird über diesen dämlichen "Staatsmann" urteilen.


Karl antwortete am 02.03.04 (19:36):

@ tessy,

ich finde Deine Bemerkung ist absolut zutreffend. Scholl-Latour wurde zu Unrecht als alternder Mann lächerlich gemacht. Er hat mehr Kenntnis der Situation bewiesen als die handelnden Politiker.


mart antwortete am 02.03.04 (20:22):


Scholl-Latour:

".....Ich habe von Anfang an nicht an den Friedensprozeß von Oslo geglaubt. Wenn Sie Israels Sicherheit garantieren wollen, können Sie nur einen Scheinstaat der Palästinenser zulassen, ein Homeland, ein Protektorat. Wenn ein souveräner palästinensischer Staat gegründet wird, wäre Israel existentiell bedroht."


julchen antwortete am 03.03.04 (06:23):

Mit "Jetzt" (auf einmal) hat das gar nichts zu tun, Karl.
Bereits vor dem Einmarsch (lange vorher) in den Irak
war es klar, dass es tiefere Motive gab auf europaeischer Seite auf einmal das Hand tuch zu scmeissen. Es steht seit langem nicht mehr im Zweifel
dass einige europaeische Laender eigennuetzige
Motivierer hatten.
Ich wusste das schon lange, wusste aber auch wie
man mit mir hier verfahren waere, haette ich das damals laut werden lassen.

Will hier jemand ernsthaft behaupten
dass europaeische politiker nicht gekauft werden
koennen, solange das Geld stimmt?
Bis heute war noch jedem das Hemd naeher als die Hose. Mann kann es auch "menschlich" nennen,
je nach Belieben. - und den groessten Teil der so
sehr dringend benoetigen Oels aus dem Nahosten
bezieht immer noch Europa.
70 oder % davon um genau zu sein.

@Barbara
....Vielleicht sollte der Taxi-Fahrer seine Bagdad-Reise noch ein wenig verschieben:...
da hast Du recht, angesichts der Tatsache das fast
150 menschen gestern ihr Leben verloren durch
attentante die von Muslems auf Muslems veruebt wurden.
Nicht nur das, sondern auch noch an heiligen muslemischen Feiern.

Da muss ich mal ganz direkt werden:
wenn ich angesichts der Tatsache dass Mohammed
Atta und sein "Mit Streiter" schon in Bars gesoffen und
rumgeh...t haben vor dem 9. 11. bereits Zweifel an
der "grossartigen religioesen Maertyter Tat" hatte.

Nun weiss ich's genau!

Und Terroristen IST DOCH das richtige Wort.

Gaenge es wirklich um Religion waere das gestrige,
gut inszenierte Attentat NIEMALS passiert.
Schon gar nicht in dieser Grand Skala und schon gar
nicht an einem Muslemischen Feiertag.

Wer immer noch damit entschuldigen will, dass
die Lebensbedingungen im nahen Osten keine Wahl lassen, dass Religion der entscheidente Faktor ist,
und die Absetzung Saddams und ueberhaupt die Amis
daran schuld sind ist m.E mehr als nur naiv.

Aber haltet Euch mal ruhig hoch an ein paar soldaten,
die vielleicht den Nerv verloren haben und ignoriert
ihr mal schoen weiter was Muslems im Namen Allahs anderen Muslems (und anderen menschen) antun.
Immer tapfer den Kopf in den Sand....


ricardo antwortete am 05.03.04 (14:08):

Der genannte Taxichauffeur hat sich bei mir erkundigt
ob er nochmal was positives über Bush und Blair sagen darf oder ob er jetzt für seinen Job bangen muß.
Er hat garnicht gewußt, daß bei uns die meisten den Saddam garnicht so schlimm fanden!


PS:Nach der Festnahme Saddams hat der Haider Jörgl auf die Frage, ob er Saddam mit Bush gleichsetze, am 16. Dezember erklärt: "Da fällt mir die Wahl wirklich schwer, denn beide haben Sie mit dem Völkerrecht auf Kriegsfuß gestanden. Beide haben sie Menschenrechtsverletzungen begangen." Bush habe allerdings das Glück, eine Weltmacht zu befehligen, "während der andere ein schwacher Diktator gewesen ist".
Habe ich sowas nicht schon mal irgendwo gehört?


mart antwortete am 05.03.04 (14:16):

ricardo,

der Spruch "unter Hitler häts das nicht gegeben" wird doch zu Recht verurteilt, oder nicht?


ricardo antwortete am 05.03.04 (18:18):

@mart
Kannste mir mal auffe Sprünge helfen
ich verstehe nicht den Zusammenhang
bitte


mart antwortete am 05.03.04 (20:13):

Oh je, immer diese Gedankensprünge - aber wennst nicht selbst draufkommst ...?. ich verbrenn mir lieber nicht die Finger.


ricardo antwortete am 05.03.04 (21:15):

wieso denn Finger verbrennen
bei wem?


julchen antwortete am 06.03.04 (06:52):

Ricardo,
ich fuerchte was Mart meinte, war dass eine derartig
freie Meinung nicht gegeben haben duerfte,
wie z.B.:
So und so ist ja ein diktator -Hitler ja auch, aber der
hat allerdings das Glück, eine Weltmacht zu befehligen, während So und So ein schwacher Diktator ist...


mart antwortete am 06.03.04 (08:52):

Also doch Erklärungen meinerseits nötig:

“Nach der Festnahme Saddams im Dezember 2003 hatte Haider in einem ORF-Interview auf die Frage, ob er Saddam mit Bush gleichsetze, erklärt: "Da fällt mir ja die Wahl wirklich schwer, denn beide haben sie mit dem Völkerrecht auf Kriegsfuß gelebt, beide haben sie Menschenrechtsverletzungen begangen, nur der eine hat das Glück, dass er eine Weltmacht befehligt und daher die Macht, die Gesetze schreibt, während der andere schwacher Diktator gewesen ist."
----------------------------------------
Aufregung um angeblichen Bush-Hitler-Vergleich Haiders am 20 Februar 2004
Kärntner Landeshauptmann weist Agenturbericht zurück und will "genau das Gegenteil" gesagt haben

„Klagenfurt - Der Kärnter Landeshauptmann Jörg Haider (F) hat am Freitag neuerlich mit einer Aussage über US-Präsident George Bush für Aufregung gesorgt. Auf die Frage, ob er weiterhin den irakischen Präsidenten Saddam Hussein mit dem demokratisch gewählten US-Präsidenten vergleiche, sagte Haider am Freitag laut Agenturberichten vor der Auslandspresse in Klagenfurt: "Auch Hitler ist demokratisch an die Macht gekommen." Haider dementierte später, dass er Bush indirekt mit Hitler verglichen habe.“

"Ich habe keinen indirekten Vergleich zwischen Bush und Hitler gezogen, genau das Gegenteil ist der Fall", betonte Haider am Freitag.“
-------------------------------------------------------
Die übliche Art Haiders, der im Augenblick wahlkämpft, durch Feststellungen und nachfolgende Dementi und Richtigstellungen sein Publikum zufriedenzustellen und in die Medien zu kommen.

Unter einem Hitler gab es keine Meinung-und Pressefreiheit, keine Anschläge, einen „Frieden“ im Land, der der Friedhofsruhe entspricht. Na und, gibt es nicht hin-und wieder den Sager (z.B.damals bei den 68 Terroristen) „Unter Hitler hät es das nicht gegeben.“, also den Ruf nach dem starken Mann mit der starken Hand.
Unter einem Saddam gab es das detto, und auch in diesem Fall wird das wohlgeordnete Staatswesen unter Saddam mit dem jetzigen „Chaos“ verglichen. Ja, unter Saddam hätte es diese Anschläge nicht gegeben, ja unter Saddam hat die Wasserleitung funktioniert, ja unter Saddam konnte man noch ruhig auf der Straße spazieren......

Unter einem Hitler und unter einem Saddam-Hitler wäre einer wie Haider längst im KZ
mit einer gestreiften Uniform und einem rosa Winkel oder er hätte längst die Uniform an.
Nur eines ist sicher, die Wahrscheinlichkeit, daß das unter Saddam passiert wäre ist um einiges größer als daß dieses unter Bush passiert.

Deshalb sind die Vergleiche Bush/Saddam/Hitler demagogisch, verwischen die ethischen Grenzen und bedienen ein eigentümliches Klientel.


schorsch antwortete am 06.03.04 (10:03):

Der Unterschied zwischen Hitler und Saddam Hussein: Hitler war zwar das Aushängeschild der Deutschen Nation, wurde aber von seinen Beratern gegängelt; Saddam aber legte jeden um, auch seine Berater, wenn sie nicht der gleichen Meinung waren wie er.....


ricardo antwortete am 06.03.04 (11:02):

schorsch
woher weißt du denn wer gegängelt hat?
Mart
Vielen Dank für die Klärung, da kommen wir uns doch näher!


julchen antwortete am 07.03.04 (03:37):

Wie witzig :)

Dieser Herr Haider (unbekannterweise) muss wohl
mit dem Herrn Kerry verwandt sein.
Denn dieser behauptet hinterher auch immer er haette etwas ganz anderes gesagt/gemeint oder getan :))


schorsch antwortete am 07.03.04 (09:44):

@ ricardo

Hier ein Buch als Empfehlung: "Die Männer hinter Hitler"

Untertitel: "Wer die geheimen Drahtzieher hinter Hitler wirklich waren....und unter welchem Deckmantel sie heute noch unter uns weilen".

ISBN: 3-9520639-0-8

Anmerkung und Warnung: für sensible Gemüter NICHT zu empfehlen!


ricardo antwortete am 07.03.04 (10:38):

Oh Schorsch
Ist dir denn nicht bekannt daß die Scientology-Sekte dieses Buch finanziert und der Autor, ein "Dr (?)Thomas Röder" entsprechend verrufen ist.
Also bitte keine solchen Empfehlungen.
Es handelt sich um eine üble Verunglimpfung der Psychiatrie generell. R. vertritt die These, Hitler sei von Psychiatern manipuliert worden.
Kommentar überflüssig.


schorsch antwortete am 07.03.04 (18:33):

Danke Ricardo für den Tipp. Da ich aber zu jener Zeit, da das ganze handelt, schon fest auf der Welt war und mit verfolgte, kann ich auch in Anspruch nehmen, einiges recht gut beurteilen zu können. Ich bin ein skeptischer Mensch und habe ein gesundes Urteilsvermögen.
Wenn das, was im Buch steht, sooo unwahr wäre, wäre wohl eine Prozesslawine auf die Verfasser niedergegangen!


ricardo antwortete am 07.03.04 (23:05):

schorsch
es betrifft meine Sparte und da bin ich schon empfindlich!
Wie überall, so werden auch in der Psychiatrie Fehler gemacht,
aber besonders mächtig sind die Ärzte im dritten Reich nicht gewesen und sie haben wie alle Akademiker schwere Schuld auf sich geladen.
Nur gelenkt das haben sie nicht!
Scientology hat dauernd Prozesse am Hals und ein seriöser Verlag hätte das Buch bestimmt nicht gedruckt
Es wird schlicht nicht ernst genommen. Also hoffe ich zuversichtlich daß du den Schmarren auch nicht für voll nimmst.
Nix für ungut!


julchen antwortete am 08.03.04 (05:51):

Schorsch,
da kann ich Dir leider nicht zustimmen, denn die
Psychiatry ist das groesste Brackwasser aller Zeiten.
DA weiss doch echt keiner genau wo ein Fakt beginnt
und ein "Interpretieren" aufhoert.
Geh doch mal in eine Gerichtsverhandlung wo gegenueberstehende Psychiater behaupten zu wissen
dass der Angeklagte "psychiatrish" unschuldig - bzw.
schuldig sei.
Wenn besagter Angeklagter dann freigesprochen wird,
auf Grund des "Gutachtens" seines Psychiaters und
dann rueckfaellig wird, kann NIEMAND den Psychiater und sein/ihr Gutachten verklagen.
Nicht dass dies noch nie passiert waere....
Was die Church of Scientology betrifft......
Gott gebe uns die Hare Krishna Saenger auf dem Flughafen wieder.....:))))


schorsch antwortete am 08.03.04 (11:52):

Vorschlag an julchen und ricardo: Diskutiert doch das Thema mal unter euch. Und wenn ihr dann einen Gemeinsamen Nenner gefunden habt, lasst es mich wissen (;--))))

julchen, in dem von mir angegebenen Buch geht es ja genau darum, dass die damaligen Psychiater zu Halbgöttern ernannt wurden, die über lebenswertes und lebensunwertes Leben (und damit Tod) urteilten. Und: Die Jünger der damaligen Koriphären leben und praktizieren heute noch unter uns.....


ricardo antwortete am 08.03.04 (12:00):

@schorsch
mit solch unqualifizierten Äußerungen aus der Mottenkiste von Scientology kannst du dich hier nicht aus deiner peinlichen Empfehlung rausschmuggeln.
Lies erstmal eine fundierte Darstellung der Geschichte des dritten Reiches. Daß auch Ärzte bei der SS waren und deren Befehle ausführten steht hier garnicht zur Debatte!


mart antwortete am 08.03.04 (12:15):

und wohl auch beginnend mit der 2.Hälfte des 19.Jhd.einen pseudowissenschaftlichen Hintergrund schufen und Argumente lieferten.


julchen antwortete am 09.03.04 (06:24):

@ Schorsch
..julchen, in dem von mir angegebenen Buch geht es ja genau darum, dass die damaligen Psychiater zu Halbgöttern ernannt wurden, die über lebenswertes und lebensunwertes Leben (und damit Tod) urteilten..

Habe ich etwas andres behauptet???
Daran hat sich nicht viel geaendert, ausser dass oft
die Gesellschaft nun auch zu Opfern wird, dank der
Psychiatrischen "gutachen"


ricardo antwortete am 09.03.04 (09:08):

@mart
das stimmt.
auch in den USA und Europa wurden damals solche Theorien gewälzt, sodaß Eugenik dieser ominösen Richtung nicht nur bei uns angewandt wurde.
Aber es ist doch Unfug, daß Psychiater ( Windärzte!!!!!) Einfluß auf die Nazis genommen haben.
Umgekehrt wird ein Schuh draus!

Vielleicht sehen das die Scientologen anders, aber die blicken eigentlich nirgends so ganz durch!


mart antwortete am 09.03.04 (09:47):

Stimmt, diese eugenischen Vorstellungen waren in den USA stark und lange vertreten - ich kann mich an etliche Berichte daran erinnern.

Ich glaube, die Scientologen unterschieben das, was sie tatsächlich praktizieren und womit sie doch relativ erfolgreich agieren, anderen.

Internet-Tipp: https://www.ingo-heinemann.de/Hitler-Buch.htm


ricardo antwortete am 11.03.04 (11:33):

Mart so sehe ich das auch
Bis jetzt waren sie hier gottlob noch nicht vertreten!