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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Verbrechen - oder Witzchen

 6 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 03.09.04 (11:53) :

Was las ich da? Ein Witzchen über eine "misslungene" Glatze und die komische Gleichsetzung mit dem Schicksal jüdische Mitmenschen vor 1945?
Ich las davon. Ich finde die Diskussion hier uner "Politik.." aber nicht mehr.
Deshalb hier mit zwei Beispielen menschlicher Verbrechen mein Hinweis auf nicht mehr unschuldige, sondern dumme Vergleiche und infamen Witzchen: Witzelei oder humaner Filmriss?
Anstand wegen historischer Wahrheiten, deren Verdrängung oder Gleichsetzung mit kleinen, kleinlichen Anlässen charakterlos ist.
Zurück ins Jahr 1941, ins ganz normale Deutschland, wo auf jedem Bahnhofs das passieren konnte, was ein Beamter in einem Bericht festhalten wollte:

Bericht des Polizeioffiziers Paul Salitter über einen Sondertransport mit der DR von Düsseldorf nach Riga

"Der für den 11.12.1941 vorgesehene Judentransport umfaßte 1007 Juden aus den Städten Duisburg, Krefeld, mehreren kleinen Städten und Landgemeinden des rheinisch westfälischen Industriegebietes. Düsseldorf war nur mit 19 Juden vertreten. Der Transport setzte sich aus Juden beiderlei Geschlechts und verschiedenen Alters, vom Säugling bis zum Alter von 65 Jahren, zusammen.
Die Ablassung des Transports war für 9.30 Uhr vorgesehen, weshalb die Juden bereits ab 4 Uhr an der Verladerampe zur Verladung bereitgestellt waren. Die Reichsbahn konnte jedoch den Sonderzug, angeblich wegen Personalmangels, nicht so früh zusammenstellen, so daß mit der Einladung der Juden erst gegen 9 Uhr begonnen werden konnte.
Das Einladen wurde, da die Reichsbahn auf eine möglichst fahrplanmäßige Ablassung des Zuges drängte, mit der größten Hast vorgenommen. Es war daher nicht verwunderlich, daß einzelne Wagen überladen waren (60 65 Personen), während andere nur mit 35 40 Personen besetzt waren. Dieser Umstand hat sich während des ganzen Transportes bis Riga nachteilig ausgewirkt, da einzelne Juden immer wieder versuchten, in weniger stark besetzte Wagen zu gelangen. Soweit Zeit zur Verfügung stand, habe ich dann auch in einigen Fällen, weil auch Mütter von ihren Kindern getrennt worden waren, Umbelegungen vorgenommen.
Auf dem Wege vom Schlachthof zur Verladerampe hatte ein männlicher Jude versucht, Selbstmord durch Überfahren mittels der Straßenbahn [sic] zu verüben. Er wurde jedoch von der Auffangvorrichtung der Straßenbahn erfaßt und nur leichter verletzt. Er stellte sich anfänglich sterbend, wurde aber während der Fahrt bald sehr munter, als er merkte, daß er dem Schicksal der Evakuierung nicht entgehen konnte. Ebenfalls hatte sich eine ältere Jüdin unbemerkt von der Verladerampe es regnete und war sehr dunkel entfernt, sich in ein nahe liegendes Haus geflüchtet, entkleidet und auf ein Klosett gesetzt. Eine Putzfrau hatte sie jedoch bemerkt, so daß auch sie zum Transport wieder zurückgeführt werden konnte.
Die Verladung der Juden war gegen 10.15 Uhr beendet ..."
*
Soweit der penible Bericht eines Beamten, der viele Seiten makabrer Prosa bietet.
(Zuerst 1990 aus den Akten durch Heiner Lichtenstein (in „Grüne Helfer“) veröffentlicht; hier entnommen dem „Echolot“ von Walter Kempowski. „Barbarossa’41“. Ein „kollektives Tagebuch“ (aus dem Zeitraum des Russlandfeldzugs). München 2002. Als btb-TB 2004. S. 472-479.
*
Bildhaftes Symbol für einen solchen Sondertransport nach Riga ist ein Foto geworden, das den geplünderten Koffer der Recklinghäuser Bürgerin Eva Pander auf einem Kofferberg zeigt. Frau Pander (als Eva Jacobi geb. 1853; verheiratet mit Salomon Pander, aus Recklinghausen-Süd) wurde im Juli 1942 nach Riga deportiert; dann weiter verschleppt ins KZ Theresienstadt, wo sie 1942 ermordet wurde.
*
Das Bild ist im Netz als pdf-Datei unter der u. ang. URL zu sehen.

Internet-Tipp: PDF-Datei zum Download


Tobias antwortete am 03.09.04 (12:44):

Sehr schlecht zu lesen iustitia, der Artikel geht über den rechten Seitenrand hinaus.


webmaster antwortete am 03.09.04 (18:11):

@ tobias,


das lag am ungekürzten Linktipp. Den habe ich verkürzt.


juergen1 antwortete am 04.09.04 (16:56):

iustitia am 03.09. (11:53) :

Weder "Witzchen" noch "misslungene" Glatze und schon garnicht eine Gleichsetzung mit dem Schicksal jüdischer Mitmenschen.

Eine mehr oder weniger "seltsame" Clarowien" oder so ähnlich sah da Witze wo keine waren und überredete unseren Webmeister zum Löschen.

Na, und der ist dabei kaum zu bremsen wie Jeder weiss.

So ungefähr war das :-)


mart antwortete am 04.09.04 (17:12):

Meinst du, unsere Claudiawien, diejenige die die blutigen Schlachtfeste, Schlachtorgien und Schlachtmysterienspiele des Künstlers Nitsch so erbittert verteidigt hat?

Wenn ja, würde der angegebene Thread einiges über die Geisteshaltung dieser Frau aussagen.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv1/a2083.html


juergen1 antwortete am 04.09.04 (19:40):

Ja, Mart. Genau die war's.

Den im Blut wühlenden "Künstler" nennt sie "einen feinsinnigen, hochintelligenten und weisen Menschen"

Boah, was sind denn dann wir erst ?


iustitia antwortete am 05.09.04 (09:44):

Ja, da sind wir Kunst-Blut-Kostverächter und Verfechter wörtlicher Wahrheit...! Auch: Schönheits- und Schriftdiener? S. URL.:

*
Dank für die schriftlichen, unblutigen Nachträge.
Antonus!

Internet-Tipp: https://www.house-of-art.de/Galerie/Erotik/images/Frau%20und%20Schrift%20e.jpg