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THEMA:   Ist die israelische Politik tabu?

 26 Antwort(en).

Felix begann die Diskussion am 17.11.03 (17:27) mit folgendem Beitrag:

Leider konnte ich meine Analyse der missratenen Diskussion unter dem Titel "Die Saat der Gewalt" nicht mehr anbringen. Das ganze Thema wurde ins Archiv versenkt und Einzelne Teilnehmer wurden, wie ich gehört habe, sogar gesperrt.
Kann man wirklich kein sachliches Gespräch auch mit einer kritischen Haltung zur israelischen Politik führen ... ohne dass sofort mit dem völlig unangebrachten Vorwurf des Antisemitismus dreingeschlagen wird.
Dieser schreckliche Ausdruck ... bedeutet eine prinzipielle Geringschätzung einer bestimmten Rasse und hat hier im Forum nichts zu suchen!
Wir alle sind weder Antisemiten noch Zionisten noch Terroristen! Weshalb immer wieder diese unnötigen Unterstellungen.
Und nun bitte ich euch ... In aller Ruhe, den Ablauf des Gesprächs im Archiv nochmals durchzusehen und zu analysieren WER mit welchen Fehlleistungen das Gift in die Runde geschüttet hat.
Ich habe wirklich den Verdacht, dass z.T. ganz bewusst ein Schwachpunkt gesucht wurde ... um dann schmerzhafter zuzustossen.
Schade auch um andere Themen, die auf diese Art torpediert wurden!

Archiv: </seniorentreff/de/diskussion/archiv6/a1318.html>

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv6/a1318.html


Karl antwortete am 17.11.03 (19:25):

Lieber Felix,

nichts ist schlimmer als kochende Gerüchte, deshalb möchte ich jetzt (nach einem anstrengenden und langen Arbeitstag heimgekehrt) erst einmal klarstellen: Niemand wurde dauerhaft gesperrt. Ich fühlte mich heute morgen unter Zeitdruck jedoch genötigt, einem Teilnehmer mitzuteilen, dass ich seinen Beitrag gelöscht habe. Als er ihn wieder einstellte, diesmal sogar als neues Thema, teilte ich ihm mit, ihn vorübergehend gesperrt zu haben. Dies habe ich getan, quasi um Waffengleichheit herzustellen und um die Diskussionskultur (soweit überhaupt noch vorhanden) über den Tag zu retten.

Begründung: der gelöschte Beitrag enthielt als Zitat aus dem Vorwort des Buches 'Fetisch Holocaust' von R. C. SCHNEIDER folgende aus dem Zusammenhang gerissene und für einen ungebildeten Leser, wie z.B. mich, absolut unerträgliche Sätze:

------Zitat Anfang -------
"Ohne den Holocaust waere es so verdammt langweilig im heutigen Deutschland. Ohne den Holocaust waere dieses Land einfach nur droege und uninteressant. Dass dem nicht so ist - dass es in Deutschland immer wieder zu heftigen Erregungen in der Oeffentlichkeit kommt, zu Kontroversen und Auseinandersetzungen, die den Adrenalinhaushalt so richtig in Wallung und zum Kochen bringen -, das verdankt die Bundesrepublik dem Holocaust. [...]" "Ja, er ist einzigartig und einmalig. Und wir alle koennen froh sein, dass er stattgefunden hat. Sonst muessten wir ihn heute erfinden und durchfuehren, sonst muessten wir uns diesen Fetisch erst erschaffen, den wir so hingebungsvoll anbeten, der uns anmacht, der uns heiss macht und gierig, hektisch und heftig, leidenschaftlich und wahnsinnig, der uns eine Rausch beschert, aus dem wir niemals erwachen wollen."
------Zitat Ende -------

Diese Zitate wurden einfach so hingeknallt, ohne festzustellen, dass R. C. SCHNEIDER selber Jude ist. Dies geschah erst in einem folgenden privaten E-Mail Austausch. Nun sollte sich in meinen Augen auch kein jüdischer Autor hinreißen lassen, solche abscheulichen Sätze in die Welt zu setzen, aber ein Seniorentreff, noch dazu in Deutschland kann und will es sich erst recht nicht leisten, solche Aussagen unkommentiert zu verbreiten. Natürlich würden solche Aussagen als das verstanden (auch ohne Studium und Kenntnis des ganzen Buches), was sie sind: nämlich als unerträgliche Provokationen.
Ich habe keine Lust in dem dann ausbrechenden Gemetzel hier Schiedsrichter spielen zu müssen. Mir hat es schon gereicht gestern meinen Sonntag zur Verteidigung der besagten Person geopfert zu haben. Ich halte meine Verteidigung weiter aufrecht, aber ich bitte bei Beiträgen zu bedenken, dass sie auch für sich allein, ohne Buchstudium verständlich sein müssen. Gewollte oder ungewollte Missverständnisse dieser Größenordnung kann ich hier nicht zulassen.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Felix antwortete am 17.11.03 (19:41):

Lieber Karl,

danke für die rasche Stellungsnahme ... macht die Sache schon verständlicher.
Die Provokationen, die zum Entgleisen der Diskussion führten, kamen allerding anfangs nicht von dieser Seite.
Deshalb verweise ich auf eine genaue Analyse ... jetzt halt aus dem Archiv.
Vielleicht ist die fast neurotische Sensibilisierung bei dieser Problematik Deutschland spezifisch.


Renate2 antwortete am 17.11.03 (20:35):

Hallo Karl,

dein angeführtes Zitat ist für mich unerträglich.
Und wie ich deiner nachfolgenden Erklärung entnehme, ist es ein böser Zynismus von Seiten des jüdischstämmigen Autors Schneider.. Damit kann ich nicht umgehen. Und nicht nur ich, sondern ich weiß auch um Menschen, die Zynismus überhaupt nicht erkennen können. Als ehemalige Lehrerin hatte ich auch mit zynischen Kollegen zu tun, und weiß, daß diese Haltung bei Schülern oft auf Widerstand und Rückzug stößt.
Es geht mir also um den Umgang miteinander, um das Verbrämen einer vermeintlichen Überlegenheit, das Lächerlichmachen anderer Meinungen, das eigene Ego mit anderen Gleichdenkenden augenzwinkernd Bestätigung Heischende.

Und gerade bei dem Thema der israelischen Politik und der Politik des Zentralrats der Juden in Deutschland ist persönliche und ehrliche, intellektuelle Stellungnahme ohne Hintergedanken, eine offene Auseinandersetzung, vonnöten. Zynismus, Sarkasmus, oder auch politisches Kabarett haben in diesem Zusammenhang (noch) keine Berechtigung. Vielleicht später einmal...vorerst ist, wie ich meine, deutliche Stellungnahme persönlicher Art gefragt; schon das wäre ein deutlicher Fortschritt zu der 50 Jahre lang anhaltenden schuldbewußten Stillhaltepolitik der deutschen Öffentlichkeit.
Und in diesem Zusammenhang finde ich deine Sperrung für überzogen. Meinst du nicht, daß viele Mitschreiber hier die Auseinandersetzung hätten führen können? Ohne daß irgend eine Gefahr wegen rechtslastiger und antisemitischer Äußerungen dieses Forum ins Abseits manövriert hätte?

Wir - und ich meine damit die Mehrheit der deutschen Erwachsenen jedweder Bildung - wollen ein friedliches Miteinander, und offene, ehrliche Diskussion über Positionen....keine Schuldzuweisungen, keine Ironie, keine besserwisserischen Dominierungspositionen, von wem auch immer. Und genau so sollten wir miteinander umgehn, meinen, schreiben, und miteinander kommunizieren.

Zum Schluß noch: ich glaube, daß wir (gesamtgesellschaftlich) heute ein ausgesprochen schlechtes Beispiel für unsere Jugend abgeben, nämlich ein Beispiel von nicht ausgestandener Rache auf beiden Seiten.

Renate.

PS: Und dennoch schätze ich deinen Einsatz für dieses Forum. Danke.


mart antwortete am 18.11.03 (00:15):

"Man wird ja noch sagen dürfen, dass ..."

Juden zu hassen ist kein sozial akzeptiertes Verhalten mehr.
Aber mit der Präambel "Man wird ja noch sagen dürfen, dass ..." ist wieder vieles möglich.

Man wird ja, wie der Expremier von Malaysia auf einer Konferenz der Muslimstaaten, unter gewaltigem Beifall sagen dürfen, dass die Juden indirekt die Welt beherrschen und andere für sich Kriege führen lassen (wobei Mahathir suggerierte, die Muslime sollten sich ein Beispiel nehmen).

Man wird ja wohl noch sagen dürfen, dass die Israelis die Palästinenser so behandeln wie seinerzeit die Nazis die Juden. Man wird ja wohl noch sagen dürfen, dass die Juden aus ihrem Opferstatus ein Geschäft gemacht haben. Und man wird ja wohl noch sagen dürfen, dass der islamistische Terror à la Al-Kaida irgendwo eine Reaktion auf die Dominanz der Juden innerhalb und außerhalb Israels ist.

All das kann man, etwas verschwommener formuliert, auf Diskussionsveranstaltungen ebenso hören (von deutschnationalen Rechten und globalisierungsfeindlichen Linken) wie auf bürgerlichen Abendgesellschaften. Das ist der neue Antisemitismus.

Wobei die neuen Antisemiten empört bestreiten, Antisemiten zu sein.

Sie arbeiten ja mit "objektiven Fakten", wenn auch isolierten Fakten im falschen Kontext und mit falschen Schlüssen.

Was die Regierung Sharon tut, ist schleichende Annexion palästinensischer Gebiete mit Mitteln harter Unterdrückung und wird in eine Katastrophe führen, wie vier ehemalige israelische Geheimdienstchefs und der aktive Generalstabschef kürzlich prophezeiten.

Dass bis jetzt noch eine Mehrheit der Israelis Sharon machen lässt - wenn auch mit großen Zweifeln -, hat seinen Grund darin, dass ein Teil der Palästinenser und ein nicht unerheblicher der muslimischen Welt Israel als Vorposten des großen Satans betrachten, der auszulöschen ist.

Der neue Antisemitismus ist im Übrigen oft deckungsgleich mit dem neuen Antiamerikanismus, der auch von "den Amis" redet, wenn von der Politik der Regierung Bush die Rede sein sollte.

Beides sind Erscheinungen, die, zumindest in Europa, keine Chance haben, Mehrheitsmeinungen zu werden. Aber sie sind knapp unter der Oberfläche immer da und dürfen nicht ignoriert werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2003)

Internet-Tipp: https://derstandard.at/?id=1484563


jeanny antwortete am 18.11.03 (00:53):

hallo,felix,karl ,renate
habe ihre artickel mit intresse gelesen,und habe festgehalten''miteinander kommunizieren''ihr habt ja recht,aber nur teilweise.
ich wünschte mir es wäre so,alles was ihr schreibt,kann ich unterschreiben....aber ich kann auch sehr gut juden in deutschland verstehn.
ich bin ja luxemburgerin,reise sehr viel,und habe auf meinen reisen auch sehr nette deutsche kennengelernt.aber einige von ihnen haben mir lachenden mundes gesagt,wir müssen luxemburg mal annektieren,wir müssen uns luxemburg mal einverleiben!und sie fanden es ganz witzig!nur ich nicht.
wenn ich dann antwortete,das haben wir schon gehabt,während dem letzten weltkrieg:360000 einwohner ,und 4000 tote,wir haben den grössten blutzoll europas bezahlt,weil wir unabhängig bleiben wollten.....dann waren sie geschockt,weil sie das nicht gewusst haben.
aber,weil sie trotzdem nette menschen waren,blieben wir freunde.ich hab sie zu mir nach luxemburg eingeladen,und wir blieben freunde ...trotz allem.


seewolf antwortete am 18.11.03 (01:21):

Zitatanfang:
"Das Judentum ist die kleinste der Weltreligionen. Heute gibt es weltweit etwa 18 Millionen Juden, davon rund fünf Millionen im Staat Israel. Die meisten Juden leben, wie sie sagen, in der Diaspora (Zerstreuung, Fremde). Den Schwerpunkt hat das Judentum in den USA mit mehr als sieben Millionen Juden. Weitere Zentren gibt es in Südamerika und Russland. Die Zahl der Juden in den europäischen Ländern ist klein. Das ist eine Folge des nationalsozialistischen Völkermordes. In Österreich leben rund 12.000 Juden."
Zitatende
Quelle: ORF - siehe Link unten.

Man zankt sich weltweit um oder mit oder über ca o,3 % der Erdbevölkerung (ca 6,5 Mrd. bezogen auf 18 Mio.)

Wo bleibt die "Verhältnismäßigkeit"? Dürfen Nachkriegsgenerationen nicht auch mal nüchtern bleiben?

Internet-Tipp: https://religion.orf.at/projekt02/religionen/judentum/judentum.htm


Medea. antwortete am 18.11.03 (07:36):

Nur mal angedacht:

was sind 5 Millionen Juden im Staate Israel gegen eine Milliarde Moslems? Weltweit also ca. 18 Mio. Juden.

Sprechen diese Zahlen nicht für sich?

Die israelische Politik ist nicht tabu, aber die der Palästinenser et al genauso wenig.

12 Jahre unselige Vergangenheit - und rd. 60 Jahre später
beginnt sie, die Deutschen wieder in zwei Lager zu teilen...
Das ist traurig...


DorisW antwortete am 18.11.03 (08:03):

Ach um Himmels willen, ist das jetzt eine Frage der Zahl?

Dass mir mein eigenes Wohlergehen am Herzen liegt, ist verhältnismäßig auch äußerst unbescheiden, ist mein Anteil an der Weltbevölkerung doch verschwindend gering ;-)

Nein, im Ernst, was wollt ihr denn damit sagen, Medea., Seewolf?
"Regt euch doch nicht so auf, es gibt ja nur ein paar Millionen Juden, die sind doch gar nicht so wichtig und sollen sich nicht so aufplustern?"

Das ist es nicht, was ich unter "nüchtern bleiben" verstehe :-(


Karl antwortete am 18.11.03 (08:13):

@ mart,

"Man wird ja noch sagen dürfen, dass ..." es eine fiese Tour ist, einfach mal so Vorrednern alles Unmögliche in den Mund zu legen.

"Man wird ja noch sagen dürfen, dass ..." es unerträglich ist, wenn hier Halbsätze verwendet werden, um Menschen zu klassifizieren.

"Man wird ja noch sagen dürfen, dass ..." diese Art unterschwelliger Antisemitismus Vorwürfe gegen Schreiber hier zwar dem Schema entsprechen, jegliche Kritik an Israel im Keime zu ersticken, dass sie aber untauglich hierfür sind.


DorisW antwortete am 18.11.03 (08:36):

@Karl

Ich kann nicht sehen, dass Mart versucht, "jegliche Kritik an Israel im Keime zu ersticken"?

Bezüglich der von ihr zitierten sprachlichen Analyse "Aber mit der Präambel "Man wird ja noch sagen dürfen, dass ..." ist wieder vieles möglich.", gebe ich ihr völlig recht. Genau diese Haltung des "Man wird ja noch sagen dürfen" war der Tenor der auch von dir so scharf kritisierten Hohmann-Rede und genau diese Floskel wird gerne von den sprachlichen Heckenschützen verwendet, die nicht ganz sicher sind, ob sie sich schon aus der Deckung trauen können.

Wer ehrlich argumentiert, hat es nicht nötig, sich hinter solchen Wendungen zu verstecken! Allerdings tun auch die besten der hier vertretenen Diskutanten genau das nicht :-)

Deswegen halte ich es für nicht ganz fair, Mart vorzuwerfen, sie habe damit hier vertretene Schreiber gemeint. Du kannst das nicht belegen und es ihr deswegen, wie ich finde, auch nicht unterstellen.


Ruth antwortete am 18.11.03 (11:30):

Liebe mart
"Beides ((Antisemitismus und Antiamerkanismus)) sind Erscheinungen, die, zumindest in Europa, keine Chance haben, Mehrheitsmeinungen zu werden."

Hoffentlich irrst Du Dich da nicht. !


seewolf antwortete am 18.11.03 (11:32):

DorisW -

fange nicht an, mir etwas in den Mund zu legen, was Deinen Gedanken entspringt. Genau DIES will ich eben NICHT sagen, sonst hätte ich es getan.

Nüchtern denken - das bedeutet, sich zu überlegen:

woher eigentlich kommt diese überproportionale "Wichtigkeit" des Themas "Juden"? Kommt sie daher, weil die Juden selbst sich derart zum Thema gemacht haben/machen, oder etwa daher, daß andere - Nichtjuden - dafür die Ursachen gesetzt haben?

Reden wir eigentlich über eine Religionsgemeinschaft oder über eine "Ethnie"? (Die Semiten sind eine "Gruppe", innerhalb derer die Juden wiederum nur einen kleinen Teil ausmachen...)


tiramisusi antwortete am 18.11.03 (11:36):

...man wird ja noch sagen dürfen:
"Es muß doch mal vergessen, es muß doch mal ein Schlußstrich gezogen werden"

wobei aber genau sortiert wird: diejenigen, die da fordern "Mit der ganzen Geschichte mit den KZs" und alles wofür der Begriff ein Synonym ist muss doch nun endlich mal SCHLUSS sein, jawoll und wir haben genug Wiedergutmachung bezahlt!!!...

fordern im selben Atemzug die verlorenen deutschen Gebiete jenseits der Oder/Neiße-Linie und suhlen sich in ihren Vertriebenenvereinen nun schon in der 3. Generation. Hartnäckige Erinnerer stolpern da irgendwie über die eigenen Füsse.


mart antwortete am 18.11.03 (11:44):

Vielleicht ist nicht klar geworden, das sind nicht meine Worte, sondern ein Kommentar vom Chefredakteur Hans Rauscher im Standard, die sicher als Qualitätszeitung bezeichnet werden kann. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2003
Hans Rauscher wurde am Tag der weltweit begangenen Pressefreiheit vom Presseclub Concordia, neben Václav Havel ausgezeichnet. https://www.ceiberweiber.at/wahl/3mai1.htm


Wie kann man in Rauschers Kommentar den Satz

"Dass bis jetzt noch eine Mehrheit der Israelis Sharon machen lässt - wenn auch mit großen Zweifeln -, hat seinen Grund darin, dass ein Teil der Palästinenser und ein nicht unerheblicher der muslimischen Welt Israel als Vorposten des großen Satans betrachten, der auszulöschen ist"

als Tour bezeichnen, um jede „Kritik an Israel im Keime zu ersticken“


An anderer Stelle gab ich Auszüge aus arabischen Zeitungen, die leider (fast) nicht kommentiert wurden.
Karls Kommentar verharmlost die Hetze, die im arabischen Raum von vielen gegen Juden !! betrieben wird, mit den Worten:

<<Ich frage mich nur, was sie (diese Greuelgeschichten) heute hier bei uns bezwecken sollen? Sollen sie bei uns die Vorurteile gegenüber den Moslems bedienen, so wie sie ursprünglich die Vorurteile gegenüber den Juden bedienen sollten?<<

und

“diese Geschichten sind schrecklich und natürlich absurd.“

Fortsetzung folgt:


mart antwortete am 18.11.03 (11:50):

Fortsetzung:

Ich wiederhole hier einen Auszug aus (/seniorentreff/de/diskussion/threads6/thread1298.php#last)

Nicht um Israel und ihre entsetzliche Politik zu entschuldigen und um alle Araber zu diskriminieren. Nicht um die Diskussion abzuwürgen oder die Schuld einseitig einer Seite zuzuschieben, sondern um die Augen zu öffnen für die Sichtweise, die viele Israelis angesichts dieser Lage auch haben können.


„Unter der Überschrift "Verflucht sind sie in Ewigkeit" veröffentlichte die regierungseigene ägyptische Tageszeitung al-Akhbar einen Artikel von Fatima Abdallah Mahmud, erschienen am 29. April 2002.

------
„....Hitler selbst, den sie des Nazismus beschuldigen, ist in meinen Augen nur ein bescheidener Schüler des Mordens und des Blutvergießens. Er ist völlig unschuldig bezüglich des Vorwurfes, er hätte sie [die Juden] in der Hölle des angeblichen Holocaust verbrannt.

Das gesamte Thema ist, wie viele französische und britische Forscher [*4] bestätigt haben, allein ein großer Israelischer Betrug, um insbesondere die deutschen Regierungen, aber auch die europäischen Staaten im allgemeinen, zu erpressen. Ich persönlich aber mache Hitler angesichts dieser phantasievollen Erzählung große Vorwürfe. Ich sage ihm von ganzem Herzen: Bruder, hättest du es doch getan! Würde es doch tatsächlich passieren! Damit sich die Welt von seinem Übel und seinen Sünden erhole!

Seit ihrem Entstehen hegen die Juden Feindseligkeit und Hass gegen den Islam und die Muslime. Immer und ewig schmieden sie Pläne gegen sie, planen Verschwörungen gegen sie und Verbrechen, ergriffen Partei für ihre [der Muslime] Feinde und ihre Besetzer.

Sie versuchen fortwährend, alles was großartig und schön ist, zu beschmutzen und zu verunstalten. Im Grunde sind sie das Muster moralischer Schlechtigkeit, Gemeinheit und Niedertracht. Gott verfluche sie mehr und mehr, bis in alle Ewigkeit. Amen."

---

Ich habe mehrmals eindeutig und unmissverständlich meine Meinung zu Israel/Palästina gesagt.
Wer sich die Mühe macht, kann es ja nachlesen. Mir deshalb Einseitigkeit und Abwürgen vorzuwerfen, empfinde ich deshalb als Unverschämtheit.

Wer aber die Befindlichkeiten der Israelis angesichts dieser in arabischen Medien (es gibt noch sehr viele Beispiele dieser Art) stattfindenden Verhetzung gegen Juden !! nicht berücksichtigt, wird sich schwer tun, diesen katastrophalen und für die Welt gefährlichen Konflikt zu analysieren und einen sinnvollen Beitrag für den Frieden zu liefern.

Wer nach der Saat der Gewalt fragt, muß auch fragen, welche Folgen diese Saat auf der arabischen Seite hat und welche Zusammenhänge mit den Selbstmordattentätern bestehen - meiner Meinung nach.


mart antwortete am 18.11.03 (11:54):

Ergänzung:

Vielleicht ist auch überlegenswert, warum nach den Anschlägen in Istanbul sofort wieder die Vermutungen auf arabischer Seite aufgetaucht sind, diese Anschläge sind so wie die vom 11. September vom israelischen Staat begangen worden.

Wer nicht glaubt, daß diese Version des 11.Septembers in der arabischen Welt viele Anhänger hat, liest einfach zu wenig arabische Zeitungen und Kommentare.


hugo1 antwortete am 18.11.03 (11:57):

felix Thema war: Ist die israelische Politik tabu?
da kann ich nur sagen nein. Soviel ich über alle Medien mitbekomme wird zum Status Israel, zu Vorfällen, Tätlichkeiten, Selbstmordattentaten u.u.u. fast täglich berichtet. Das ist bestimmt nicht nur in der europäischen Medienlandschaft so. Kann mir vorstellen daß das Thema Israel auch ein Ständiges in der arabischen Welt und anderswo ist.z.B heute in der FAZ-online über 50% aller Politbeiträge handeln von Israel und/oder Naher Osten. Meine Überschrift dazu würde eher heißen: Sind die israelischen Politiker taub ?
zumindest liegen gegenwärtig wohl die meisten europäischen Staaten mit Ihrem Israelbild -aus Sicht von Scharon- total daneben.


DorisW antwortete am 18.11.03 (12:45):

@Seewolf,
ok, ich habe das möglicherweise etwas zu krass formuliert...

Jedoch, wenn du fragst "woher eigentlich kommt diese überproportionale "Wichtigkeit" des Themas "Juden"?, sagst du doch damit aus, dass "Wichtigkeit" und Bevölkerungszahl in einem gewissen Verhältnis stehen sollten und dieses Verhältnis beim Thema "Juden" deiner Meinung nach ein Missverhältnis ist.

Falls ich dich da komplett falsch verstanden haben sollte, wirst du deine Aussage sicher noch einmal verständlicher formulieren. :-)


Medea. antwortete am 18.11.03 (14:37):

Aber nein, DoriW,
da sind Seewolf und ich aber gründlich mißverstanden worden.
Wenn ich mir vorstelle, wie dieses kleine Volk Israel fast von 1 Milliarde Moslems bedroht wird und versucht, dem standzuhalten (oft auch mit angreifbaren Methoden), dann bin ich dennoch mit meinen Gedanken auf Israels Seite.
Ich möchte - genau umgekehrt - meine Sympathien den Israelis geben dürfen und deswegen nicht gescholten werden.
Wie man sich auch immer zu Israel stellt, es ist schon erstaunlich, Prügel sind einem sicher ... ;-((


seewolf antwortete am 18.11.03 (15:19):

Medea-

wie Du sehen kannst, verstehen Menschen immer zunächst einmal so, wie sie selbst wohl denken. Es bedarf ja wohl keiner weiteren Erklärung, daß JEDE Absicht, ein "Volk" oder die Bevölkerung eines Staates/einer Region zu vernichten oder "ins Meer zu jagen" per se Kapitalverbrechen ist. Dies gilt global und nicht nur für eine Region. Und - es sollte eben nicht nur für unsere Epoche als Meßlatte dienen...


DorisW antwortete am 18.11.03 (15:21):

Na, jetzt hab ich dich verstanden, Medea., und Prügel? Nee, nicht von mir - nur kritisches Nachfragen :-)

Ich denke, Seewolf hat das aber anders gemeint als du.


Medea. antwortete am 18.11.03 (18:29):

Liebe Doris,

nein, mit einem Prügel in der Hand kann ich mir Dich auch nicht vorstellen.... ;-))
wir bilden doch höchstens gemeinsam eine Lichterkette, wenn es um die bedrängten und benachteiligten Menschen geht, um für Frieden zu demonstrieren ;-))


mart antwortete am 18.11.03 (19:40):

Liebe Ruth!

<<"Beides ((Antisemitismus und Antiamerkanismus)) sind Erscheinungen, die, zumindest in Europa, keine Chance haben, Mehrheitsmeinungen zu werden."

Hoffentlich irrst Du Dich da nicht. ! <<

Auch mich erstaunte dieser Satz des Chefredakteurs Rauscher, ich habe dabei einen üblen Geschmack im Mund.
Aber vielleicht entstand dieser Satz auf Grund von positivem Denken und Wunschvorstellungen.
Aber Illusionen sind doch auch schon etwas.


mart antwortete am 20.11.03 (16:40):

Ist die palästinensische Politik tabu?

Werden nicht sofort diejenigen, die auf die katastrophale Politik Arafats und die Beteiligung der arabischen "Bruderstaaten", die in diesem Konflikt ihr eigenes Süppchen kochen, hinweisen sofort als Verteidiger der katastrophalen Politik Scharons hingestellt und damit mundtot gemacht?


Medea. antwortete am 20.11.03 (20:59):

@ mart
bitte stelle auch hier den Link vom Thema "Arafat kassiert ab" hinein - der Artikel informiert wie ich finde sachlich und emotionsfrei zur derzeitigen und damaligen Situation.


mart antwortete am 20.11.03 (21:23):

Von Leon de Winter
(Aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler)


"...Die Menschen in Gaza und im Westjordanland seien verzweifelt, wird gesagt. Das sind sie auch. Ihre Verzweiflung entsteht, so wird seit Jahren geschrieben, aus zwei Quellen: Mangel an Freiheit und Mangel an ökonomischem Wohlstand.

Gibt es Zahlen, die etwas über ihre sozioökonomischen Bedingungen berichten? Es gibt sie. Und diese Zahlen erzählen eine seltsame Geschichte.

Bevor die heutige Intifada ausbrach, waren die sozioökonomischen Bedingungen eines Durchschnittspalästinensers in den besetzten Gebieten besser als die eines Durchschnittsbürgers in Ägypten oder Jordanien.

1998, als noch Hoffnung auf Frieden bestand, betrug das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 1560 Dollar. In Ägypten waren es 1290, in Jordanien 1150 Dollar. Der Durchschnittspalästinenser war relativ frei - beschränkt durch israelische Militärzensur -, seine politische Meinung zu äußern und Parteien und Zusammenkünfte zu organisieren, Freiheiten, die in den arabischen Nachbarstaaten kaum oder nicht zu finden sind.

Sozioökonomisch ging es dem Palästinenser unter israelischer Besatzung also besser als einem syrischen Bürger unter der Diktatur.

Wer die Geschichte der Zahlen erforscht, gelangt zu verblüffenden Feststellungen:

Vor den Osloer Verträgen 1993 betrug das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Westjordanland 3500 und in Gaza 2800 Dollar, ein Vielfaches des Bruttoinlandsprodukts in den umliegenden ölarmen arabischen Ländern.

Nach der Rückkehr von Arafat im Mai 1994 und der Übergabe der Verwaltung an die palästinensischen Behörden ging das Bruttoinlandsprodukt stark zurück, durch Chaos und Korruption und die israelische Absperrung der Gebiete nach terroristischen Anschlägen.

Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Die Besetzung führte zu einer, nach arabischen Begriffen, ökonomischen Blüte, die, hätte sie in Ägypten stattgefunden, große weltweite Befriedigung hervorgerufen hätte..."

Internet-Tipp: https://www.jerusalem-schalom.de/rueckschau_jued__geschichte.htm

Internet-Tipp: https://www.jerusalem-schalom.de/rueckschau_jued__geschichte.htm