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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Es gibt noch immer Unterdrückung der Frauen

 24 Antwort(en).

Mart begann die Diskussion am 14.08.03 (17:37) mit folgendem Beitrag:

Sollte man nicht auch einmal über die Beschneidung der Frauenrechte nachdenken? --- ja, das gibt es noch!

https://www.schwedenecke.de/foertryck-dt.htm


"Null Toleranz für Frauenunterdrückung"


"Aus einem Kellerlokal in Hägersten in Stockholm sendet das Frauen-Netzwerk Radio jeden Sonntag zwischen zwölf und zwei. Die "Stimme der Frauen" sendet auf persisch, eine der Programmleiterinnen ist Haideh Daragahi. Die Internationale traf sie im Kontor des Frauen-Netzwerks im Gamla stan. Haideh Daraghi schreckt nicht davor zurück, über die Gewalt gegen Frauen aus dem Iran und anderer Einwanderergruppen zu reden. In einer Debatte im Kulturhaus in Stockholm im März diesen Jahres behauptete sie, daß Frauenunterdrückung sowohl mit Politik als auch mit Kultur zu tun habe. Dafür bekam sie Schelte von anderen IranerInnen, welche der Meinung sind, man dürfe nicht herablassend über die eigene Kultur sprechen, da dies den RassistInnen in die Hände spielen würde.

Gewalt ist universal
- Gewalt gibt es in allen Kulturen, sagt sie. Der Ausdruck wechselt je nach den dominierenden Wertvorstellungen der Kultur. Im Iran waren die Voraussetzungen für eine starke Frauenbewegung seit Beginn der 1900er Jahre zu finden, doch auf Grund der politischen Diktatur hat die Volksbewegung nie die Chance erhalten, sich zu entwickeln. Der Iran wurde während der letzten 21 Jahre von Mullahs beherrscht, und da Gewalt gegen Frauen nach islamischem Gesetz kein Verbrechen ist, hat sich die Situation drastisch verschlimmert. Frauenfeindliche Kultur ist nichts, was im Namen der Kultur gerechtfertigt werden kann, meint sie.
- Ich habe null Toleranz! Null Tolerenz für Frauenunterdrückung, ungeachtet in welcher Kultur diese stattfindet. Ihre Null Toleranz umfaßt auch den Kulturrelativismus, einen Begriff, der, wie sie findet, gewaltig stark ist in Schweden. Mit Kulturrelativismus meint Haideh Daragahi, daß die Menschen die Kultur stärker berücksichtigen, als das Individuum.
- Wenn man sagt, daß man andere Kulturen respektiert und sich nicht einmischen will, sagt man eigentlich, daß man das Recht der Fratzen, innerhalb einer einzelnen ethnischen Gesellschaft ihre Kinder und Frauen zu unterdrücken, akzeptiert. Zu sagen, daß das, was gut für mich ist, vielleicht nicht notwendigerweise gut ist für die Tochter der Nachbarin, das ist rassistisch."


Mart antwortete am 14.08.03 (17:39):

Fortsetzung:
"Schweigen ist keine Lösung

Sie erregt sich, als sie von der Plattheit der SchwedInnen und IranerInnen redet.

- Sie sehen nicht auf die Menschen, auf die Infividuen, sondern plötzlich werden wir zu kulturellen Wesen, die in ihrer Kultur gefangen sind.

- Es ist eigentlich so einfach. Es geht nur darum, die Seite zu wählen und zu sehen, daß es innerhalb verschiedener Kulturen Gegensätze gibt. Aus Furcht davor, die RassistInnen könnten die Situation ausnutzen, zu schweigen, ist keine Lösung.

- Jemand muß für das Schweigen bezahlen, in diesem Fall werden Frauen und Kinder geopfert, damit kann man nicht einverstanden sein.

- Gegenkulturen hat es immer gegeben, das sind diejenigen, welche die Entwicklung vorantrieben. Schwedische FeministInnen haben hundert Jahre lang dafür gekämpft, den Stand einer Gesellschaft zu erreichen, in der Frauen respektiert werden, zumindest dem Gesetze nach. Es ist verboten zu schänden, zu mißhandeln und Frauen zu vergewaltigen.

- Doch viele der heutigen FeministInnen weigern sich zu sehen, daß es denselben Kampf gibt zwischen denen, die sowohl im Iran als auch hier in Schweden der islamischen Kultur angehören.

Der Fehler, Moscheen zu bauen

Haideh Daragahi ist kritisch gegenüber der Tatsache, daß der Staat die islamische Kultur durch das Errichten neuer Moscheen stützt.

- Es ist nicht recht, eine Institution zu stützen, die frauenfeindliche Lehren verbreitet und Frauen aktiv unterdrückt. Als Bürgerin bin ich auch gegen die Kirche. Doch da gibt es einen kleinen Unterschied, die Kirche hat nicht denselben Einfluß in der Gesellschaft wie die Moscheen und deren Priester ihn haben. Sie reizt viele mit ihrer Kompromißlosigkeit. Doch sie hat auch viele mit sich. Eines Sonntags, als sie von den Vergewaltigungen von Rissne redete, rief ein Mann an und war entrüstet. Er sagte, er würde sich nicht in den Männern, die unverschleierte Frauen als Ehebrecherinnen ansehen, wiedererkennen, im Gegenteil, er fühle sich jedesmal gekränkt, wenn er eine verschleierte Frau sähe. Denn das bedeutet, daß alle Männer als potentielle Vergewaltiger definiert werden. Haideh Daragahi ist froh darüber, daß so viele iranischen Männer sich engagieren und es wagen, das öffentlich kundzutun. Sie sagt, das schwedische Gesellschaftsklima, in dem es trotz allem eine Einschätzung gibt, die besagt, daß Frauen und Männer gleichgestellt sein sollten, habe es für viele Iraner und andere Einwanderer leichter gemacht, sich auf die Seite der Frauen zu stellen."


Medea. antwortete am 14.08.03 (18:54):

Eines der schlimmsten Unrechte, welches man Frauen und Mädchen antut, ist die Genitalverstümmelung - auch verharmlosend Beschneidung genannt. Unicef ruft mit anderen UN-Organisationen gemeinsam zur Ausrottung der Beschneidung an Frauen und Mädchen auf. Aber - wie die Zeitungen immer wieder berichten - ist diese grausame Praxis inzwischen auch in Frankreich auf dem Vormarsch, selbst in Deutschland gibt es Fälle von Beschneidung. Ich erinnere mich an eine TV-Sendung im vorigen Jahr, in der ein muslimischer Arzt, das Gesicht war unkenntlich gemacht, berichtete, das immer
häufiger muslimische Eltern in seine Praxis kämen mit dem Wunsch, ihre Tochter zu beschneiden.
Auch die Kirchen sind inzwischen aufmerksam geworden.
Da ich nicht weiß, wie ich einen langen Link kürzen kann, setze ich ihn erst einmal hier ein:

on+Frauen+und+M%C3A4dchen,+in+welchen+L%C3%A4ndem%3F&hl=de&ie=UTF-8
sowie
www.ekd.de/EKD-Texte/2110_genitalverstuemmelung_1999_vorwort
html - 19k


Medea. antwortete am 14.08.03 (19:21):

"Genitalverstümmelungen auch in Deutschland!"

Gerechnet wird damit, daß auch in Deutschland jährlich 10.000 bis 20.000 Mädchen/junge Frauen beschnitten werden, ähnlich viele wie in Großbritannien oder Frankreich. Zum Beschneidungsritus werden die Kinder vermutlich von den Eltern in ihr Heimatland gebracht. In Deutschland vorgenommene Eingriffe treten nur vereinzelt ans Tageslicht. Auch Komplikationen werden aus Scham oft verschwiegen und die Mädchen berichten nicht darüber, was ihnen angetan wurde. Die eltern handeln oft unter dem Druck von Verwandten. Sie fürchten, ihren Ruf zu verlieren, oder daß die unbeschnittene Tochter keinen Mann finden wird.

Wer den Verdacht hegt, daß ein Mädchen unter Komplikationen einer beschneidung leidet, kann sich an Pro Familia, TERRE DES FEMMES wenden, oder an:
(I)NTAKT (Aktion zur Bekämpfung der Beschneidung von Mädchen und Frauen), Johannisstraße 4, 66111 Sarbrücken,
Telefon/Fax: 0681 - 32400.
GynäkologInnen wird empfohlen, das Genital betroffener Frauen nach der Geburt nicht wieder vollständig zu vernähen. Der Frau und ihrem Ehemann sollte behutsam zugeredet werden, daß sie einer wiederherstellenden Korrektur zustimmen."

Entnommen : https://www.google.de/search?q=cache:3ISqjFXAQAAJ:berg.heim.at/anden/420352/be ...


Mart antwortete am 14.08.03 (19:32):

<<Zu sagen, daß das, was gut für mich ist, vielleicht nicht notwendigerweise gut ist für die Tochter der Nachbarin, das ist rassistisch.<<

Das ist doch eine bisher nicht angesprochene Dimension des Rassismus, der sich bisher doch nur in leeren Formeln erschöpft hat. -- meiner bescheidenen Meinung nach.


Karl antwortete am 14.08.03 (19:58):

@ medea

zur Kürzung eines langen Links: Unter dem Kasten zum Eintragen des Beitrags und oberhalb der Zeile für den Linktipp steht:

Falls Sie eine kurze Internetadresse empfehlen möchten
(lange URLs werden nicht umgebrochen, bitte hier kürzen)

Du musst auf das "hier" klicken, dann kommst Du zur Seite "MakeashorterLink". Dort einfach die lange URL eingeben und warten. Ich muss das deutlicher markieren. Zur Zeit habe ich leider Fieber und möchte im cgi-Skript nichts anfassen.

@ mart

ich halte den von Dir zitierten Text für einen guten Diskussionsbeitrag. Trotzdem teile ich Deine Meinung nicht, dass wir bisher nur leeres Stroh gedroschen haben. Es geht doch um die Wahrung der Menschenrechte für alle? Insofern kümmert mich auch die Tochter und der Sohn des Nachbarn. Gerade deshalb bin ich gegen Pauschalierungen. Du selbst schreibst, dass nicht alle Moslems auf der Würde der Frau rumtrampeln. Das ist genau der Punkt den auch ich machen möchte.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Mart antwortete am 14.08.03 (21:33):

Dieser Bericht ist eindeutig nicht von mir, sondern von einer Iranerin, die in Schweden lebt und sich für Frauenrechte - auch und insbesondere- für islam. Frauen einsetzt.

-------------
Frage: Was würdest du dazu sagen, falls etwas ähnliches bei deutsche Männer und Frauen passieren würde?

-- Gott sei Dank, es gibt doch auch (in meinem Sinn) anständige Männer

oder


---Den armen Frauen muß man doch irgendwie helfen?


Barbara antwortete am 15.08.03 (09:43):

Man kann nicht genug über diese Menschenrechtsverletzung an Frauen aufklären. Darauf hinweisen möchte ich jedoch, dass nicht Männer den Frauen diese grässlichen Verstümmelungen zufügen... meistens mit Hilfe schmutziger Messer oder verrosteter Rasierklingen, was viele der kleinen Mädchen mit ihrem Leben bezahlen... sondern in den allermeisten Fällen alte Frauen. Nirgendwo im Koran steht geschrieben, dass Frauen im Genitalbereich verstümmelt werden müssen, um "rein" zu bleiben. Nur wer nicht lesen kann, wird immer wieder auf die Lügen von alten "weisen" Menschen hereinfallen.

Die beste Möglichkeit, gegen dieses Grauen vorzugehen, ist Aufklärung. Hier hat Waris Dirie, ein früheres Modell, vorbildliche Arbeit geleistet. Ihre Bücher "Wüstenblume" und "Nomadentochter" schildern die Situation, rütteln auf und zeigen Wege der Hilfe.

Hinweisen möchte ich auf folgende Diskussion im Seniorentreff:

/seniorentreff/de/diskussion/archiv6/a921.html

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv6/a921.html


Mart antwortete am 15.08.03 (10:50):

https://www.isiz.de/sex.htm


Diesen Link habe ich ausgezeichnet gefunden. Er untersucht sehr übersichtlich und vollständig die Problematik des Sexualunterrichts. ( lang aber gut und ausgewogen!)

„Deshalb berühren sich Familienrecht und Schulrecht in der Sexualerziehung an einem sensiblen Punkt...
.
Vor diesem Problemhintergrund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Frage, wie Sexualerziehung in öffentlichen Schulen so gestaltet werden kann, daß muslimische Eltern sich in ihrem Elternrecht nicht verletzt fühlen, und welche Wege zwischen den Polen islamischer Wertorientierung und westlichen Wertmaßstäben begehbar sind.


Um solche Wege aufzeigen zu können, wird im ersten Teil dieser Arbeit die Stellung der Sexualerziehung im Islam erörtert.

Der zweite Teil stellt diese Werte den Richtlinien der Länder gegenüber.

In einem abschließenden Teil werden die Ergebnisse diskutiert, inwieweit der Bildungsauftrag Wünsche und Anregungen muslimischer Eltern berücksichtigten kann.“


Barbara antwortete am 15.08.03 (11:10):

Der Link von Mart zum Anklicken.

Ich halte ihn für sehr lehrreich... bin mit großem Interesse noch am Lesen.

Internet-Tipp: https://www.isiz.de/sex.htm


Barbara antwortete am 15.08.03 (12:21):

Ich hoffe, dass sich jeder mit dem Beitrag unter dem von Mart genannten Link zum Institut für islamische Erziehung auseinander setzt. Durch das Wissen, was wir dort über muslime Grundsätze oder Grundwerte erfahren, ließe sich ein Verständnis für unterschiedliche Sichtweisen und bestehende Probleme aufbauen.

In vielem scheint mir die muslimische Denkart weitaus offener zu sein als unsere nach außen so freizügig erscheinende... nach innen oftmals total verklemmte christliche bzw. westliche.

Zum Beispiel halte ich die Besorgnis muslimer Eltern, man könne Kindern schaden, wenn sie die sexuelle Aufklärung in der Schule in einem Stadium erhalten, in dem sie noch gar nicht reif dazu sind, für durchaus überlegenswert. Es wird auf die unterschiedliche Reife von Jungen und Mädchen hingewiesen. Auch das kann doch niemand abstreiten. Während ein 10-12jähriges Mädchen mit ihrer ersten Regelblutung rechnen muss und daher weit früher vorbereitet werden sollte, befinden sich Jungen in diesem Alter meist noch im verspielten Kleinkindstadium. Dass aufgrund dieser Tatsache der in den Schulen in der Regel sehr sachlich... ich möchte sagen: unter Ausschaltung der Gefühle... erteilte gemeinsame Sexualkundeunterricht an Jungen und Mädchen Schaden anrichten kann, leuchtet mir auf jeden Fall ein.

Ich denke, wenn jede Lehrkraft diesen Bericht lesen würde, müsste es möglich sein, einen Kompromiss mit der muslimen Auffassung zu finden. Ist das zu viel verlangt?

Internet-Tipp: https://www.isiz.de/sex.htm


Medea. antwortete am 15.08.03 (16:46):

In der Theorie mag es ja noch vorstellbar sein, aber die Praxis zeigt andere Wirklichkeiten. Auch das natürliche Eltern- und Erziehungsrecht aller Eltern endet dort, wo die ihnen anvertrauten Kinder Schaden nehmen.


Mart antwortete am 15.08.03 (19:01):

Ich habe den Artikel bes. gut gefunden, weil er einmal klar die Position des Korans und die Schlußfolgerungen daraus dargestellt hat.

Da der Koran nicht wie bei uns die Bibel in der Auslegung einem Relativismus unterliegt, sondern als direktes Wort Gottes verstanden wird, wobei ein Nichtdranhalten eine "Todsünde" ist, kann ich mir jetzt die Abschottung von manchen Muslimen rational besser erklären.

Es wurde auch ein guter Überblick über die relevanten Bestimmungen des deutschen (hier m u ß ich aber dieses Wort verwenden) Schulrechts gegeben.

Ich finde es ist gut zu wissen, wo die Empfindlichkeiten liegen (z.B. die Beispiele der gutmeinenden Lehrerin) und es ist sicher richtig, daß immer wieder auf die Sensibilität des Themas bei Kindern und Jugendlichen hingewiesen wird.

Die Praxis kann ich mir auch nicht recht vorstellen. Es würde wohl so ausgehen, daß der Sexualunterricht nur mehr in reduziertester Form gebracht werden dürfte.

Der nächste Schritt wäre m.M. nach, daß aus den Schulbüchern die entsprechenden Stellen + besonders die Empfängnisverhütung herausgestrichen werden sollte. (2 Versionen für islam. und für andere Schüler geht wohl auch nicht.) Letztendlich wird das Gro der Jugendlichen (bes. Buben) wieder wie früher auf die Informationen von der "Straße" bzw. auf heimlich ausgeborgten und gelesenen Büchern beruhen, manche behütete Mädchen werden wieder wie früher durch den Rost fallen. DAs Thema Empfängnisverhütung ist nicht ganz so simpel, sodaß ich der Information durch Lehrer oder Ärzten mehr vertraue als selbst angeeignetem Wissen oder spärlichen Informationen durch die Eltern.


Eltern, die den Kinder von klein auf altersgemäß auf ihre Fragen antworten, wird es immer geben. Meiner Meinung nach werden sie aber nach wie vor in der Minderzahl sein.


Barbara antwortete am 15.08.03 (20:03):

Mart, warum sollten die Stellen über Empfängnisverhütung aus den Schulbüchern gestrichen werden?

In dem Text heißt es:

>>Die Frage der Empfängnisverhütung während der Ehe findet unter islamischen Theologen keine einheitliche Zustimmung. Trotzdem wird Empfängnisverhütung mehrheitlich bejaht. Demgegenüber gilt Abtreibung als Mord und wird von allen Rechtsgelehrten als unislamisches Verhalten abgelehnt.<<

Wenn Empfängnisverhütung mehrheitlich bejaht wird, darf doch wohl auch in Schulbüchern darüber informiert werden. Und Abtreibung ist sowie so ein heißes Thema. Warum sollte man Kindern nicht die verschiedenen Standpunkte klar machen können? ...natürlich immer altersgerecht.

Ich habe mit meinen Kindern immer das für und Wider verschiedener Standpunkte diskutiert. Warum sollten Lehrer dazu nicht in der Lage sein?

Schauen wir einmal nach Amerika. Wie mag dort wohl z.Zt. ein Sexualkundeunterricht aussehen, falls es den dort überhaupt gibt? Wird von Bush nicht totale Enthaltsamkeit gepredigt... auch während der Ehe, wenn kein Kinderwunsch besteht? In der Vergangenheit dauerte es stets ein paar Jahre, bevor die Wellen von Amerika zu uns herüber schwappten. Ich denke, in ein paar Jahren werden Muslime weit offener und lockerer mit dem Thema Sexualität umgehen als wir :-)


Wolfgang antwortete am 15.08.03 (21:01):

@Barbara... Dein Hinweis, dass viele Muslime mit der Sexualitaet im Allgemeinen und der Empfaengnisverhuetung im Besonderen unkomplizierter umgehen als manche Christen, ist wichtig. Ein Beispiel fuer den christlichen (hier katholischen) Fundamantalismus sind die Vorfaelle an einer katholischen Privatschule in der bayerischen Oberpfalz, die als 'Akte Auerbach' beruehmt-beruechtigt wurden (zum Hintergrund vgl. das Portal des Oberpfalznetzes https://www.oberpfalznetz.de/index/0,2123,23361-1-,00.html ). Die scharfen Nonnen schwaerzten damals ihnen nicht genehme Texte und Bilder in zugelassenen Schulbuechern und rissen Seiten heraus. Ausserdem bedrohten sie die Kinder mit der Aussicht auf Hoellenqualen.

Auch fuer bayerische Verhaeltnisse war das zu starker Tobak... Die Eltern rebellierten und die bayerische Schulaufsichtschritt griff ein, um die Sache zu klaeren, und um dem Treiben der durchgeknallten katholischen Nonnen ein Ende zu bereiten.

Interessant ist die Sicht von Dr. ANDREAS LAUN - Scharfmacher und Fundamentalist und seines Zeichens Weihbischof im oesterreichischen Salzburg (s. Link). "Auerbach ist ueberall" verkuendet der und meint, die "unseligen Erben der 'sexuellen Revolution'" haetten heute in den Schulen das Sagen. Die ganze Richtung passt dem Ayatollah aus Salzburg nicht. Deshalb ruft er dazu auf, die deutschen Schulgesetze zu missachten:

"Wir haben allen Grund, die mutige Treue der Schwestern zu Gott, zur Kirche und zu ihrem Gewissen zu bewundern. Haetten wir nur mehr Frauen und Maenner, Laien, Bischoefe, Priester und Ordensleute von dieser Sorte, katholisch und mutig! Vielleicht sollten die Schwestern von Auerbach manches dazulernen, vielleicht gibt es Punkte, die sie korrigieren sollten: In dem Streit um die Schulbuecher sind sie ohne den geringsten Zweifel im Recht." (Quelle... s. Link)

Link...

"Gebt Gott, was Gottes ist"
Die Auerbacher Schulschwestern und ihr Anliegen
Von Dr. ANDREAS LAUN
https://www.stjosef.at/dokumente/weihbischof_laun_auerbach.htm

Internet-Tipp: https://www.stjosef.at/dokumente/weihbischof_laun_auerbach.htm


Medea. antwortete am 15.08.03 (23:30):

Nach dem Koran darf kein Zwang auf Töchter ausgeübt werden, wenn es um die Wahl des Ehemannes geht.
"Der Prophet sagte: Eine Witwe darf nicht verheiratet werden, ohne daß sie selbst den Wunsch äußert, zu heiraten. Und eine Jungfrau darf nicht verheiratet werden, ohne daß sie ihre Zustimmung gibt. Man fragte ihn, wie man die Zustimmung einer Jungfrau erfahren kann, weil Jungfrauen sich genieren würden, auf solche Fragen zu antworten. Der Prophet antwortete: Zustimmung einer Jungfrau ist ihr Schweigen."

An diese Aussage des Propheten scheinen sich aber nur wenige muslimische Eltern von Töchtern zu halten - es gibt mannigfaltige Berichte von jungen Mädchen, die aus dem Elternhaus flohen, weil eine Zwangsheirat drohte, die in Frauenhäusern und sonstigen sozialen Einrichtungen Schutz finden vor der Verfolgung der Familie, die nicht selten, falls das Mädchen gefunden wurde, mit dem Tode dieses Mädchens endete.
Und es gibt die Berichte von Psychologen und Therapeuten, die eine zerstörte Persönlichkeit behandelten, falls die zwangsverheiratete junge Frau überhaupt den Weg zu diesen Hilfen findet. In den Herkunftsländern, in die diese jungen Frauen dann häufig verheiratet werden, ist das so gut wie unmöglich. Tausende von zerstörten Frauenschicksalen - und wir sehen zu mit dem Hinweis - ach, das ist so eine kulturelle Besonderheit, wir sind nicht berechtigt, ihnen ihre Kultur zu nehmen......
Genau das ist auch ein Punkt in dem Bericht aus Schweden, der angemahnt wird, - guckt hin, was hier in Eurem Land
mit uns geschieht.... dreht Euch nicht weg, helft uns .....


Barbara antwortete am 15.08.03 (23:59):

Medea.

Dann zitiere auch weiter:

>>Dabei dürfen weder ein muslimischer Mann noch eine Frau zur Ehe gezwungen werden. Die Traditionen der verschiedenen islamischen Länder können nicht dem Islam zugeschrieben werden: "Ein Mann namens Hizam verheiratete seine Tochter mit einem Mann, den das Mädchen nicht mochte. Sie beschwerte sich beim Propheten, der die Ehe annullierte. Das Mädchen war dann frei, nach eigener Wahl zu heiraten"<<

Mir sind ebenfalls Fälle bekannt, in denen junge türkische Mädchen im Urlaub ihr Heimatland besuchten und dort gegen ihren Willen verheiratet wurden. Wie wir nun lesen, kann man das jedoch nicht dem Islam zuschreiben. Gerechter Weise müssen wir gestehen, dass auch deutsche Frauen vor ihren Männern in Frauenhäuser fliehen. Insofern hat es anscheinend nichts mit dem Glauben zu tun.


Mart antwortete am 16.08.03 (00:26):

"Und eine Jungfrau darf nicht verheiratet werden, ohne daß sie ihre Zustimmung gibt. Man fragte ihn, wie man die Zustimmung einer Jungfrau erfahren kann, weil Jungfrauen sich genieren würden, auf solche Fragen zu antworten. Der Prophet antwortete: Zustimmung einer Jungfrau ist ihr Schweigen."

Also schweigende Zustimmung, das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen --

Wortassoziation: Jugend, Kindfrau, väterliche Autorität, Erlaubnis der elterl. Züchtigung, züchtiges zu Boden Schauen, darf Eltern widersprochen werden? ...Einverständnis
Grund warum Jungfräulichkeit so begehrt ist?..nicht nur, aber auch


Barbara antwortete am 16.08.03 (00:38):

Mart, wie alt ist der Koran?

Schau einmal in die Bibel, wie viele frauenfeindliche Texte es dort zu lesen gibt.

Man kann doch die Praxis einer Zwangsverheiratung verurteilen... anklagen, vor Gericht bringen... und muss trotzdem nicht alles dem Islam anlasten.


Mart antwortete am 16.08.03 (01:08):

Liebe Barbara, der Unterschied ist doch, daß die Bibel heute (bis auf die christl. Fundamentalisten) n i c h t mehr wörtlich ausgelegt wird.

Der Koran i s t aber Gottes Wort! und wird w ö r t l i c h ausgelegt! Jede Relativierung heißt Abfall vom rechtmäßigen Glauben und das i s t n i c h t kulturspezifisch! Du wirst keine andere Interpretation finden. Wir können uns das aber, durch die Aufklärung geprägt, nicht richtig vorstellen und glauben daher nicht an die Ernsthaftigkeit der Aussagen, die dahinter steckt. Es ist nicht erlaubt, die Aussagen zu verändern! Sie sind wörtlich zu nehmen.


Wenn es heißt, das Kopftuch ist ein Zeichen des Glaubens, dann ist es das auch!

Wenn es im Koran heißt, die Juden sind ähnl. den Schweinen, dann i s t es das auch.

Der aufgeklärten Islam, den einige Islamwissenschaftler einfordern, ist in den Augen der Rechtgläubigen F r e v e l. Die, die das fordern, werden nur von den schon aufgeklärten Muslimen unterstützt; das sind aber nicht die, die das Kopftuchtragen als Gebot ihrer Religion durch alle Instanzen durchsetzen wollen und Sonderregeln für das Paßfotó wollen, und ...


Barbara antwortete am 16.08.03 (09:28):

Mart,

wenn alle Muslime tatsächlich den Koran über unsere Gesetze stellen würden, könnten sie doch gar nicht in unserem Lande leben und gleichzeitig ihren Glauben praktizieren.

Lesen wir in unseren Zeitungen tagtäglich von Selbstjustiz moslemischer Mitbürger? Ich kann mich nicht erinnern... Sicher wird es irgendwann einmal einen Moslem geben, der "durchknallt", genau wie deutsche betrogene Ehepartner mitunter "durchknallen".... das jedoch in sämtliche Mitmenschen muslimen Glaubens hinein zu interpretieren, wäre eine Unterstellung.

Mitmenschen muslimen Glaubens haben sich in unserem Land unseren Gesetzen unterworfen. Das allein zeigt doch, dass sie bereit sind, mit uns gemeinsam zu leben. Wer unsere Gesetze bricht, wird dafür bestraft... nach den Gesetzen unseres Landes, ganz gleich ob Christ oder Moslem.


Karl antwortete am 16.08.03 (10:04):

Hallo Mart,

Du widersprichst Dir in Deiner Argumentation selbst:


Einerseits:

"Liebe Barbara, der Unterschied ist doch, daß die Bibel heute (bis auf die christl. Fundamentalisten) n i c h t mehr wörtlich ausgelegt wird. Der Koran i s t aber Gottes Wort! und wird w ö r t l i c h ausgelegt!"

D.h., Du behauptest, alle Moslems seien ein einheitlicher Block, in dem es keine aufgeklärte Kritik der überlieferten Schriften gibt.

Andererseits schreibst Du z.B. beim Thema: "Ein Erfolg: Erstes muslimisches Gymnasium öffnet": "Bassam Tibi (und andere Moslems mit ähnlichen und differenzierten Anschauungen) wird von den rechtgläubigen Moslems als Verräter eingestuft - das habe ich inzwischen herausgefunden".

Es gibt sie also die Abweichung von der "strenggläubigen" Richtung. Wollen wir argumentieren, wie es uns gerade am besten zur vorgefasten Meinung passt oder uns ehrlich und rational mit den Problemen auseinandersetzen?

Ich persönlich finde es unerträglich wie pauschal der Islam hier verteufelt wird und das differenzierte Denken auf der Strecke bleibt. Bekämpfen wir den Fundamentalismus doch gemeinsam, wo immer er uns entgegentritt.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


mechtild antwortete am 16.08.03 (12:05):

Moslems zahlen keine Kirchensteuer, deshalb müssen sie auch nicht aus finanziellen Gründen aus ihrer Religionsgemeinschaft austreten. Aber trotzdem lebt nicht jeder Moslem streng nach dem Koran. Genauso wie nicht jeder Christ streng nach der Bibel lebt. Fundamentalisten gibt es in jeder Religion und sie sind auch immer eine Gefahr für die Bevölkerung.
Die Moslems und die Christen sind frauenfeindlich. Das hat wenig mit der Religion zu tun, sondern mehr mit dem Pariachart. Die Gleichberechtigung muss in beiden Religionen von den Frauen gegen die Männer erkämpft werden. Das geht nicht von Außen. Es gibt sehr emanzipierte moslemische Frauen, genauso wie emanzipierte Christen. Nicht die Religion ist böse, sondern das wozu der Mensch die Religion missbraucht.


Medea. antwortete am 16.08.03 (12:49):

Ja, Mechthild und wenn wir in die patriarchalen großen Religionen noch das Judentum einbeziehen, ist es komplett.
Überall sind es die Frauen, die sich aus diesen verkrusteten Strukturen freikämpfen müssen, gegen den Herrschaftsanspruch des Mannes über die Frau und die Kinder.


juttam antwortete am 17.08.03 (06:11):

Barbara
offensichtlich weisst du nicht viel ueber
Sexual Unterricht in amerikanischen Schulen....

"Heather hat 2 Mutties" ist Grund-lesen fuer 6-jaehrige!
In die Geheimnisse der Selbstbefriedigung werden
nun 7-jaehrige eingeweiht.

Mit zwar moralisch erhobenem Finger bringt man
die Maehr vom: ...man sollte zwar nicht...so mit 13, 14 oder 15....aber nach dem unterricht werden ja dann Kondome verteilt!

Die paar Versuche jungen maedchen und ihren
Freunden klar zu machen, was es nun wirklich
bedeutet mit 15 schwanger zu sein...die
hatten 95%ige wirkung mit den Teilnehmern, wurden
aber von den Maechten, die im Namen des Fortschritts
obige lehrmassnahmen nicht fuer gut befinden, sofort
wieder vom Tablett geholt!
Es gab diesbezueglich hier eine Diskussion.....

ALLES dieses in den Schulen hier ist wesentlich
vor "Bush Zeiten" installiert worden
Wer denkt dass ein President
das rueckgaengig machen kann, der weiss wirklich nicht wie der politische
Process hier ablaeuft - und genau wieviel "Macht"
ein President nun hat!

Das nur am Rande.

Mit Interesse habe ich dieses Thema gelesen,
und auch das Folgende Thema diesbezueglich.

Mal ganz unbefangen und erste Bauch-Reaktion
waere wohl zu sagen:
Wenn in Rom..tue wie die Roemer tun...und verlange
nicht dass nun die Roemer nun auf Deine Art Essen!

Aber so einfach ist das nicht mehr!

Und da ist wo ich mit Wolfgang ganz einfach nicht
uebereinstimmen kann.

Er sieht da eine Conspiracy gegen Moslems, weltweit!
Er sieht da die "Braunen" nun wieder hinter jedem
Strauch (fast haette ich gesagt Busch hahahahha)....
und erinnert sich schmerzvoll der Auswirkungen auf
das Judentum im 3. Reich!

Die er "Rechtsradikale" sind wesentlich weniger das Problem hier!
Es sind vielmehr die Links/Sozial Gerichteten.

Im Namen der Gleichheit trampeln sie auf Einsitzrechten rum und stellen Neuankoemmlinge
nicht nur gleich, sonder bevorzugt sie!

Dabei waere man doch wesentlich mehr inkliniert
Leben und Leben zu lassen, wenn man es nicht
gezwungenermassen tun muesste.

Menschliche, Kulturelle, Religioese Rechte gehoeren
JEDEM zugestanden.
Egal wo er/sie lebt. ALLE diese Rechte, vom
Essen angefangen, zum kulturellen Lebenstil,
bis zu religioesen gepflogenheiten, lassen sich aber
allesamt privat ausleben!

Niemand verbietet jemandem in eine Moschee zu gehen, oder in eine Kirche.
Wo's aufhoert ist doch da, wo man ploetzlich
anfaengt dem einem zugunsten des anderen was
wegzunehmen!

Andern eine Kultur zum Hals runterstossen zu wollen,
da hat noch nie gut getan,
Uebereifrig Rechte wegzunehmen zugunsten
anderer fuehrt zu bitterem Blut!

Es gibt keine "Feinde-Macherei" gegen Moslems
- Es gibt nur wirklich dumme "Linke" die vor
lauter guten Ideen das Gegenteil erreichen.

Islamisch Terroristen machen kein gutes Bild, aber
sie sind absolut in der MInderheit und jeder Mensch
mit etwas Grips braucht nicht die Zeitung zu lesen
um zu wissen dass auch 99% aller Moslems nichts
andres wollen als in frieden zu leben - egal wo.