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THEMA:   ist das interesse an informierenden integrationistischen ideen abgestumpft?...

 47 Antwort(en).

pilli begann die Diskussion am 12.08.03 (11:47) mit folgendem Beitrag:

aufmerksam gemacht von der besorgnis, die Karl bezüglich der "zukunft unserer kinder und enkel" und angeregt von der frage, die Wolfgang nach der begrifflichkeit des wortes "Integration" stellte und auch der nachfrage, die Mart äußerte, "Ist das schon "Manipulation", möchte ich dieses thema eröffnen... ein sammelsurium von eventuellen möglichkeiten dem "Dumpfbackendenken" auf die spur zu kommen.

wie sehr der anlass zur besorgnis gegeben ist, zeigen die mannigfachen darstellungen, die aber meines erachtens nach "unbewußt" erfolgen. hier können aufklärende sachverhalte vielleicht hilfestellung sein.

"nicht verurteilen" sondern "verständliches verstehen" ist mehr denn je notwendig.

gleich zu anfang möchte ich ein buch vorstellen, daß mir bei der recherche zu den tatsächlich oft besorgniserregenden beiträgen bekannt wurde und drastisch erklärt und aufzeigt, daß und wie Manipulation betrieben werden kann.


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Tactical Reality Dictionary

Die geheimnisvolle Ankündigung einer Buchpräsentation in Wien hat uns neugierig gemacht: In New York konnte es wegen Einschüchterungsversuchen nicht erscheinen, in Österreich wird der Ort der Pressekonferenz nur auf Anfrage bekannt gegeben. Allerdings auch nicht so verwunderlich angesichts des Inhalts des Buches: es geht um Techniken zur Manipulation des Bewusstseins der Bevölkerung besonders mithilfe von Massenmedien.

Alfred Goubran von der edition selene spricht davon, dass bereits länger Kontakt zu autonomedia bestehen, jenem Verlag, der das Buch lieber in einem neutralen Land herausbringen will. Es war somit "Ehrensache", das als edition selene zu übernehmen, sodass das Buch nun beim Verlag (portofrei in Österreich zum Priesd von E 9.80) oder bei Amazon erhältlich ist.

Zufällig werden eben nach dem Freedom of Information Act die CIA-Akten zu den 24 Biowaffenversuchen freigegeben, deren Opfern nun netterweise kostenlose medizinische Untersuchung angeboten wird. Das passt zur Publikation eines Buches, welches die Menschen dafür sensibilisieren soll, wie sie beinflusst werden, ohne dass sie es merken.

Konrad Becker, der als Herausgeber fungiert, verweist auf das boomende Intelligence Business, was durch 9-11 erst verstärkt, keineswegs aber ausgelöst wurde. Die Rolle der Cultural Intelligence meint eine Untersuchung der Lebenszusammenhänge im Public Interest. Über "Tactical media" läuft seit mehreren Jahren eine Diskussion auch in Österreich, wo es kürzlich das "Dark Markets"-Symposion gab.

Becker war bei einer Konferenz der OSZE zum Thema "Freedom of Speech", wo viele Länder darüber beunruhigt waren, dass via Internet auch Bombenbau-Anleitungen etc, zugänglich sein könten. Die Technologien zur sozialen Kontrolle werden auf einer anderen Ebene diskutiert, als man sich das so vorstellt als MedienkonsumentIn. So ist Terrorismus samt Medienhype ein psychologisches Phänomen zur Beeinflussung der Massen.

Menschen werden dazu gebracht, das Recht auf Selbstbestimmung gegen "Sicherheit" zu tauschen. Wir erleben derzeit auch eine Verschmelzung des militärisch-industriellen Komplexes mit der Entertainment-Industrie. Sowas läuft auch unter dem Schlagwort "Information Peacekeeping", da psychologische "Kampfmassnahmen" zunehmend wichtiger werden als rein militärische.

fortsetzung...

Internet-Tipp: https://www.ceiberweiber.at/wahl1/trd.htm


pilli antwortete am 12.08.03 (11:48):

für Alfred Goubran ist bezeichnend, dass Norman Mailer, jüngst in Wien zu Gast, dem ORf sagte, dass er seine Menung zum Irak-Krieg in den USA nur im privaten Kreis, nicht jedoch im Fernsehen sagen könnte (was nicht heisst, dass Österreichs Medien kritischer sind: sonst wäre ich nicht die einzige Journalistin hierzulande, die sich kritisch mit 9-11 und den Folgen auseinandersetzt).

Menschen, die sich weniger mit Geheimdiensten und ihren Methoden befasst haben, sind die im Buch vorgestellten Techniken wohl etwas zu abstrakt, da sich die/der kritische LeserIn selbst die Beispiele suchen muss, wo derlei angewendet wird. Da ich mich jedoch eingehend mit derlei beschäftigt habe (ursprünglich deshalb, weil ich in meiner früheren politischen Tätigkeit mit durch Manipulationstechniken zustande gekommenes Verhalten, mit Texten, mit Desinformationskampagnen unter Beteiligung mehrerer sich ihres Agierens nicht bewusster Personen konfrontiert war und daher begann, darüber zu recherchieren), habe ich den Eindruck, dass sich das Buch durchaus auf seriöse Quellen bezieht.

Es fasst nämlich prägnant zusammen, was frau/mann ansonsten nur durch Recherche in veröffentlichtem Material und bei Ex-Nachrichtendienstlern in Erfahrungen bringen kann und was mit einigen Mühen verbunden ist. Zudem waren Bedrohungen früher konkreter, wie etwa William S.Burroughs in den 60er Jahren erfahren musste, als er persönlich mit CIA-Agenten konfrontiert war (kann heute schon auch passieren :-). Bücher werden unterdrückt, auch in Europa, wo Verbindungen der Bush-Familie nicht thematisiert werden "dürfen". Selbst dann nicht, wenn sie nur zusammenfassen, was längst in unterschiedlichen Zeitungsberichten erörtert worden ist.

Allerdings machen Zusammenfassungen das Bild deutlich, und das gefährdet wiederum die Wirkung der Manipulationstechniken.... Bedrohung werde, meinen Becker und Goubran, eher auf "dubioser" Ebene spürbar, indem signalisiert wird, was nicht erwünscht ist. Anscheinend auch nicht, dass den ÖsterreicherInnen die Existenz eines Handbuchs gegen Manipulation und Mind Control im wahsrtsen Sinne des Wortes bewusst ist: denn ausser mir interessierte sich nur eine Mitarbeiterin von Ö 1, die die Veranstalter persönlich kennt, für die Buchpräsentation...

Neugierig geworden? Wenn nicht, dann ein paar Kostproben aus dem Buch:

"While intelligence ist often charachterzied as the virtual substitute of violence in the information society, Information peacekeeping, the control of the psycho-cultural parameters through the subliminal power of definition in intermediation and interpretation is considered the most modern form of warfare."

"Some of the social control characteristics of reform programs are typically control auf communication, emotional and behavioral manipulation; conformity to behavior derived from doctrine; demands for confession; unconditional agreement to idelology, manipulation of language into clichés; reinterpretation of human experinece and emotion in terms of doctrine and infertority of those not sharing the ideology."

"Deceptive communication has different forms and is serving different purposes. Concealment, exaggeration, equivocation, half-truths, misdirection, pretense (or ironry, which relies on similar linguistic patterns) can all be considered types iof deceptive communication."

Text & Bilder: Alexandra Bader

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entnommen https://www.ceiberweiber.at/wahl1/trd.htm

Internet-Tipp: https://www.ceiberweiber.at/wahl1/trd.htm


Mart antwortete am 12.08.03 (15:06):

Was bedeutet das Wort "integrationistisch"?


pilli antwortete am 12.08.03 (17:11):

@ Mart

laut "Duden-Das Fremdwörterbuch"

"Die Integration zum Ziele habend, im Sinne der Integration"

bei dieser gelegenheit, darf ich dich fragen was

"getürkt"

bedeutet? hier der einfachheit halber dein satz:

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"Mart antwortete am 12.08.03 (14:51):

...Du hast mir folgende Meldung noch nicht als getürkt bewiesen!
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ich fand es in keinem meiner wörterbücher.


Mart antwortete am 12.08.03 (20:47):

Sollte es möglich sein, dass du dieses Wort nie gehört hast?!

Aber entschuldige, dass ich deine sprachlichkeit und empfindsamkeit gestört habe.
Wie schwierig ist es, nicht rassistisch zu sein !
Und wie gut, dass ich diesen heimlichen Alltags-Rassismus, der in mir wohnt, endlich entdeckt habe.

Du wolltest eine Erklärung des von mir verwendeten Wortes „getürkt“:

<<"Das ist getürkt"
Mit Sicherheit wollten Sie schon lange wissen, was es mit dieser gebräuchlichen Redewendung auf sich hat. "jemanden türken, einen Türken bauen" wird angewandt, seit der Schachautomat des Wolfgang von Kempelen - einer berühmten Attraktion des 18.Jahrhunderts - als Schwindel entlarvt wurde. Vor dem Apparat saß eine lebensgroße, in orientalischen Gewändern gehüllte Puppe, allgemein ‘der Türke’ genannt, (darin versteckt saß aber ein zwergwüchsiger Schachmeister). Siehe Küppers ‘Illustriertes Lexikon’<<

Ich werde aber weiterhin davon sprechen, dass irgendwo „italienische Verhältnisse“ herrschen oder sagen, dass etwas mir „spanisch“ vorkommt, dass Jugendliche „herumzigerunern“, oder das ein „südländisch“ aussehender Mann mich begrüßt hat oder horror dictu, dass eben eine Reportage „getürkt“ worden sei. Alles Wortwendungen, die lt. Interpretation des "AG-SOS-Rassismus NRW", den heimlichen und den geheimen Rassismus verrät.

Die Interpretation der Arge SOS Rassismus von des Phrase „ eine Reportage ist getürkt“ ist dahingehend, „dass damit die Fälschung von Reportagen, ohne jeden ersichtlichen Grund oder Hinweis, den Türken in die Schuhe geschoben wird.“
Darf ich dir versichern, dass ich niemals geglaubt habe oder glaube, dass die Türken jene Meldung über die schwedische islam. Privatschule in den Medien lanciert haben.


pilli antwortete am 12.08.03 (23:17):

@ Mart :-)

es ist so, daß ich das thema eröffnen wollte um darzustellen, wie leicht, wir alle, gefahr laufen, durch worte zu manipulieren oder manipuliert zu werden. es war der zufall, der es mal wieder zeigte :-)und ich würde mich freuen, wenn wir bestimmte situationen schildern, wo halt ein "stop" angebracht ist.

ich möchte eine ähnliche geschichte anbieten...nur...hier wird klarer, daß "türken" eine sehr negative deutung signalisiert:

ich fand mittlerweile im netz diese deutung; ob es weitere gibt?

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Was ist „getürkt“?

Der Deutsche führt niemanden hinters Licht. Der Türke schon. Warum sonst gäbe es die Redewendung: „Das ist getürkt“? Nun gut, die politisch korrekt schreibende Zunft vermeidet die diskriminierende Floskel – aber im Alltag begegnet man ihr nach wie vor.

Und wer ist schuld daran? Ein sächsischer Adeliger, der im 18. Jahrhundert ganz Europa mit einem Schachautomaten getäuscht hat.

Der Dichter und Hofrat, Baron Wolfgang von Kempelen (1734 - 1804), gilt bis heute als bedeutender Erfinder von „Rokoko-Hightech-Maschinen“. Dazu gehört auch der erste Schachautomat der westlichen Welt, den er 1769 am Wiener Hof der Öffentlichkeit präsentierte. Er nannte seine „denkende“ Maschine „den Türken“. Denn vor der unförmigen Kiste mit dem Schachbrett saß eine lebensgroße, prunkvoll osmanisch gekleidete Puppe.

Das Geheimnis seiner Maschine, behauptete von Kempelen, liege allein in der komplexen Zahnrad-Mechanik im Inneren der Kiste. Die Schnelligkeit, mit der der mechanische „Türke“ fast jeden Schachspieler seiner Zeit schlug, ließen an dieser Erklärung zweifeln. Jeder Schach-Profi oder Computerexperte der heutigen Zeit würde diese Zweifel bestätigen. Es muss also getrickst worden sein. Die Überlieferung berichtet denn auch, dass sich ein Mensch im Gehäuse der Maschine versteckte. Über eine mechanische Steuerung konnte er seine Schachfiguren mit dem Arm der „Türken-Puppe“ bewegen. Den Spielstand übersah er, indem er in geschickt angeordnete Spiegel blickte, wie sie auch von Zauberkünstlern verwendet werden.

Der erste Käufer des „Schach-Türken“ war Friedrich der Große, der Preußenkönig soll den Schwindel bald bemerkt haben. Im Volk verbreitete sich die Wahrheit über den Schach-Türken nur langsam, weil verschiedene Schachmeister gegen den Automaten antraten und mit öffentlichen Vorführungen die Legende von der denkenden Maschine am Leben hielten.

Baron von Kempelen hatte das Geheimnis seines Automaten mit ins Grab genommen. Die Menschen seiner Zeit vertrauten dem „Schach-Türken“, war doch der Glaube an die Allmacht der Technik im 18. und 19. Jahrhundert grenzenlos. Entsprechend tief saß später die Enttäuschung über die Vorspiegelung falscher Tatsachen: Jener Schachautomat war nur getürkt.

(Quelle: private hompage www.schachmania.de: Die ersten Schachautomaten; Definition des Begriffes „Türke“ im Lexikon der Informatik und Datenverarbeitung)


Claudia Dantschke

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Mart antwortete am 13.08.03 (00:15):

Danke, daß du,
meine Erklärung des Wortes "getürkt" in einer so ausführlichen Weise wiederholst, -- nachdem du dich zuerst unwissend gegeben hast.


pilli antwortete am 13.08.03 (00:48):

Mart,

ich war unwissend :-) und schrieb auch "mittlerweile". bitte nicht etwas annehmen, das du nicht wissen kannst.

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auf der seite der botschaft der Türkei las ich den folgenden schriftverkehr und auch hier kann m.e gut erkannt werden, wie viele menschen informationen erhalten, die zu falschen rückschlüssen führen könnten und wie wichtig es ist, klarheit zu fordern:

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Das Schreiben der Botschaft an den Sender SAT 1 vom 31.07.2002 zu der am 26.07.2002 ausgestrahlten „Quiz Show“
Dieses Schreiben wurde von der Botschaft der Republik Türkei an SAT 1 geschickt

SAT 1 Satelliten Fernsehen GmbH
Oberwallstr. 6
10117 Berlin

Berlin, den 31.07.2002
Sehr geehrte Damen und Herrn

mit Bedauern habe ich erfahren, dass in der am 26. Juli 2002 ausgestrahlten Sendung “Die Quiz Show” unter den zur Auswahl stehenden möglichen Antworten auf die Frage nach dem Gründer der modernen Türkei auch der Name des Anführers der Terrororganisation PKK Abdullah Öcalan angegeben war.

Es sollte Ihnen bekannt sein, dass das Bekämpfen der Terrororganisation PKK, die die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die ethnische Abstammung der in der östlichen und südöstlichen Region der Türkei lebenden Bevölkerung für eigene Zwecke missbrauchte, 17 Jahre gedauert hat. Durch die terroristischen Aktivitäten der PKK haben circa 30 000 Menschen, darunter viele Frauen, Kinder, alte Menschen und zivile Staatbedienstete wie z. B. Lehrer ihr Leben verloren.

Die von Abdullah Öcalan geführte PKK hat ein Terrornetz aufgebaut, das viele nahöstliche und europäische Länder umspannt. Es ist auch bekannt, dass zu den illegalen Aktivitäten der PKK Rauschgifthandel und Menschenschmuggel gehören und diese die Hauptfinanzquellen der Organisation sind. Viele europäische Länder, darunter Deutschland, Frankreich und England, die die illegale Aktivitäten der PKK registrierten und identifizierten, haben die PKK nach den 90er Jahren verboten.

Es ist mit Ansehen und der Seriosität des Senders SAT 1 nicht vereinbar, dass der Name von Abdullah Öcalan, der dafür verantwortlich ist, dass 30 000 Menschen ihr Leben verloren haben, dass tausende Menschen ihre Häuser und Dörfer verlassen und unter schwierigsten Bedingungen leben mussten, in einer von SAT 1 ausgestrahlten vielgesehenen Quizshow als Antwortalternative auf die Frage nach dem Gründer der modernen Türkei angegeben wurde. Die zahlreichen Briefe, Faxschreiben und E-Mails, die wir erhalten haben, zeigen, dass diese als unglücklich zu betrachtende Quizsendung von SAT 1, dessen Sendungen bis heute von der türkischen Bevölkerung gern gesehen wurden und der zu den deutschen Sendern gehört, die in Bezug auf ein verantwortliches Handeln Vertrauen genießen, die türkische Bevölkerung in Deutschland tief verletzt hat.

fortsetzung


pilli antwortete am 13.08.03 (01:22):

fortsetzung:

Ich hoffe, dass SAT 1 gerade in dieser Zeit, in die Bekämpfung des Terrorismus auf der Tagesordnung der Weltöffentlichkeit steht, in seinen Sendungen noch sorgfältiger sein wird und die Befindlichkeiten des türkischen Volkes und aller Menschen, die unter dem Terrorismus gelitten haben, berücksichtigen wird.

Mit freundlichen Grüßen

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und hier das antwortschreiben des senders:

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Botschaft der Republik Türkei

Herrn Necmi Hastürk
Presse Attaché
Rungestr. 9
10179 Berlin

Berlin, 12.8.2002
Sehr geehrter Herr Hastürk,

ich danke Ihnen für Ihren ausführlichen Brief zu unserer Sendung “Die Quizshow” am 26. Juli 2002.

Ihren Ausführungen stimme ich zu. Den Kollegen bei Sat.1 aber auch bei der Produktionsfirma ist bewusst, dass sie hier einen eigentlich unverzeihlichen Fehler gemacht haben.

Seien Sie versichert, dass wir ausführlich darüber gesprochen haben und Sie und wir sicher sein können, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Künftig werden wir mit noch größerer Sensibilität arbeiten.

Wir möchten uns hiermit bei Ihnen und der türkischen Bevölkerung entschuldigen und hoffen, Sie können dies akzeptieren.

Mit freundlichen Grüßen
Kristina Faßler
Leiterin Kommunikation/PR Sat.1
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die fehlende sensibilität war hier wohl der auslöser dafür....

oder?

könnte überlegt werden, ob Manipulation von vielen zuschauern aud diese art und weise möglich wäre?

https://www.tcberlinbe.de/de/presse/p2008021.htm


Wolfgang antwortete am 13.08.03 (04:48):

@pilli... Finde ich auch... Sensibler werden, was unsere Sprache betrifft... Ich meine damit nicht, dass wir eine langweilige fade Worthuelsen-Sprache verwenden sollten (wie es so oft festzustellen ist). Aber mir ist waehrend der letzten heftigen Diskussionen wieder mal bewusst geworden, dass es auf genaue Begriffe ankommt. Darueberhinaus halte ich eine nicht-diskriminierende Sprache fuer ein effizientes Mittel gegen den (oft geschickt verpackten) Rassismus der rechten Dumpfbacken und Blut-und-Boden-Mystiker.

Ich habe gesucht und ein Werkzeug gefunden, was uns sicher helfen kann - es ist das...

Online-Lexikon: Ausländer, Fremdenfeindlichkeit, Extremismus
https://www.drehscheibe.org/leitfaden-schlagworte.html

Dort findet man z. B. einen Aufsatz ueber den auch von den rechten Dumpfbacken gerne verwendeten Begriff 'Integration' (die den Begriff aber voellig entstellen und 'Assimilation' - das Gegenteil davon - meinen):

https://www.drehscheibe.org/leitfaden-artikel.html?LeitfadenID=119

Mein Vorschlag:

Wer zu den einschlaegigen Themen schreibt, sollte immer mal schauen, ob die Begriffe 'stimmen', d. h., ob man per Sprache zur Verwirrung beitraegt (was den rechten Dumpfbacken nuetzt) oder zur Klarheit (was allen Menschen nuetzt, die sich gegen den ganz normalen und manchmal unbewussten tagtaeglichen Rassismus wehren).

Internet-Tipp: https://www.drehscheibe.org/leitfaden-schlagworte.html


Wolfgang antwortete am 13.08.03 (05:01):

Den umfassenden Rassismus-Begriff der UNO - den, den ich in den Diskussionen verwende -, habe ich bei WIKIPEDIA eingebracht (das kann jede(r), denn WIKIPEDIA ist eine freie Enzyklopädie, an der alle mitarbeiten koennen).

WIKIPEDIA: Rassismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus


pilli antwortete am 13.08.03 (08:46):

@ all

ich möchte den begriff

"political correct"

anbieten, dem ich täglich begegne.

manipulierender begriff?


Karl antwortete am 13.08.03 (09:51):

Ich halte es für wichtig, dass wir in Bezug auf Sprache sensibel sind. Wir dürfen den Bogen dabei aber nicht überspannen und behaupten, dass jeder der missverständliche Begriffe verwendet (wir tun das alle!) dann gleich in eine bestimmte Schublade zu stecken ist.

Andererseits bin ich persönlich immer froh, wenn ich auf solche Missbräuche aufmerksam gemacht werde. Ich erinnere mich, dass ich schon oft meinen Gebrauch von Worten bewusst geändert habe (dazu sind wir doch nie zu alt, Mart).

Als Jugendliche hantierten wir oft mit kleinen Feuerwerkskörper. Wir nannten sie "Judenf...". Sobald ich lernte, was wir Deutsche den Juden angetan hatten, empfand ich das als mehr als eine Geschmacklosigkeit und habe das Wort nie wieder in den Mund genommen.

Ebenso entsetzt war ich, als mir bewusst wurde, wie der Begriff "etwas bis zum Vergasen" durchziehen, interpretiert werden könnte. Später habe ich gelernt, dass die Wurzeln dieses Ausdruckes offensichtlich weiter zurückreichen als in die Nazizeit. Trotzdem würde ich diesen Begriff niemals mehr verwenden wegen seiner Missverständlichkeit.

Zum eher entspannt behandeltem Thema "Wortklauberei" geht der Link im Archiv.

Mit freundlichen Grüßen

Karl

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv1/a938.html


Mart antwortete am 13.08.03 (09:59):

Pilli,13.08.03 (00:48):

Du bemängelst die fehlende Sensibilität eines Fernsehsenders, der als Wahlfrage nach dem Gründer der heutigen Türkei auch Abdullah Öcalan nannte. Dem geharnischten Protestbrief der türkischen Botschaft folgte natürlich prompt ein Entschuldigungsschreiben des Fernsehsenders.

Ich hoffe, dass in Zeiten wie diesen, in die Bekämpfung des Terrorismus auf der Tagesordnung der Weltöffentlichkeit steht, die Information noch sorgfältiger sein wird und nicht nur „die Befindlichkeiten des türkischen Volkes“ sondern aller Menschen, die unter dem Terrorismus gelitten haben, berücksichtigen werden.

Du scheinst das Blut, dass im reichlichen Ausmaß auch an Atatürks Händen klebt, (was aber seine Verdienste um eine Modernisierung des kranken Riesen am Bosporus nicht unbedingt schmälern sollte) und an denen der späteren Regimes in der Türkei klebt, nicht zu sehen.

Du scheinst nicht zu wissen, dass das Atatürk-Regime den (vor seiner Regimeübernahme erfolgten) Genozid an den Armeniern nicht nur gutgeheißen sondern sich daran bereichert hat – bis heute hat sich am Totschweigen nichts geändert. Bis heute weigert sich die Türkei, den Völkermord anzuerkennen. Wahrscheinlich weißt Du auch nichts von der Involvierung des deutschen Kaiserreichs bei der systematischen Vertreibung und Ermordung von 1,5 Mill. Armeniern. (Übrigens war das für Hitler d a s Lehrbeispiel für das schnelle „Vergessen“ eines Genozids von der Weltöffentlichkeit und hatte für ihn Vorbildwirkung)

Du scheinst von den Vertreibungen der Griechen durch Atatürk nichts zu wissen.

Du scheinst nicht zu wissen, dass bis vor kurzen, an 10 bis 20 % der Bevölkerung der Türkei, nämlich den Kurden, in geradezu klassischer Weise Völkermord und rassistischte Verfolgung demonstriert wurde.


Ich hoffe, Du hast auch genügend Sensibilität nicht nur den Splitter ? im Auge des Fernsehsenders in Hinblick auf politisch angenehme Fragestellungen zu sehen, sondern auch die Befindlichkeit von Millionen Menschen, die bis heute unter der menschenverachtenden Politik der versch. Regime in der Türkei leiden.


Mart antwortete am 13.08.03 (10:04):

Lieber Karl,

Ich bin lernbereit! Deshalb folgende Frage:

Darf ich auch nicht mehr sagen, daß auf dem Feld ein Türken steht?

Darf ich auch nicht mehr sagen, daß ich einen Türkensterz esse?


Karl antwortete am 13.08.03 (10:50):

Liebe Mart,


ich esse mit Vorliebe Berliner und Hamburger, von Frankfurtern ganz zu schweigen. Als Kind liebte ich es, Amerikaner zu vernaschen. Jägerschnitzel und Zigeunerschnitzel esse ich auch gern. Spitzbuben haben bei mir keine Chance auf lange Überlebenszeit. Bubenspitzli sind eine besondere Delikatesse. "Arme Ritter" sind bei mir wirklich arm dran. Ich kenne mit ihnen keine Gnade.

Hast Du schon einmal von der "fränkischen Gärtnerin" probiert?

Ich hatte oben gesagt, wir sollten in Bezug auf Sprache sensibel sein. Unseren gesunden Menschenverstand sollten wir deshalb aber nicht opfern. Ich denke mit ein bischen Sensibilität kann man/frau schon merken, wenn ein bestimmter Begriff diskriminierend gebraucht wird und besser nicht mehr verwendet werden sollte.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


DorisW antwortete am 13.08.03 (11:17):

Pilli,

du hast nach dem Begriff "politisch korrekt" gefragt.

Vor einigen Monaten bin ich im Zusammenhang mit Themen, die damals hier im ST aktuell waren, im Internet auf einen Text gestoßen - den ich leider nicht mehr finde -, in dem dargelegt wurde, dass die rechte Szene genau diesen Begriff benutzt, um damit ihre Gegner zu diffamieren. Seitdem habe ich ihn aus meinem Wortschatz gestrichen :-(

In dem zitierten Link ist dieser und ähnlicher Ge- und Missbrauch von Begriffen aufgelistet:

***********************************************
PC / Political Correctness:
"angebliche Eigenschaft "konformer" (d.h. nicht-nazistischer/antinazistischer) Personen, Vorwurf der Angepasstheit und der Furcht vor 'Tabuthemen'"
***********************************************

Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff "Gutmenschen", mit dem ich ziemliche Probleme habe. Der "Spiegel" verwendet diesen zynischen Ausdruck leider recht gerne :-(

Internet-Tipp: https://www.inidia.de/sprache_des_rechtsextremismus.htm


Wolfgang antwortete am 13.08.03 (11:29):

@pilli... Zu Deiner Frage nach dem 'politisch Korrekten', was bekanntlich aus dem Angelsaeschsischen kommt, von correctness (Korrektheit, Richtigkeit) bzw. correct (in Ordnung, richtig)... Wir verwenden den Begriff aber im Sinne von Gemeinsamkeit, Häufigkeit (commonness) bzw. ueblich (common).

Sei's drum... Mit dem Begriff kann man spielen... So stehen zum Beispiel Woerter wie Toleranz, Mitbuerger, Integration u. ä. hoch im Kurs, Sie sind eingaengig, werden haeufig verwendet, sind ueblich. Mit diesen Woertern kommst Du ungeschoren durch alle Themen in allen Foren. Nur: Richtig sind sie nicht, denn sie beschreiben nicht die Wirklichkeit, sondern dienen dazu, die Wirklichkeit zuzukleistern, sie zu weisseln, damit sie nicht so schwarz ausschaut.

Ganz anders der politische Kampfbegriff "Auslaender raus!". Der ist verpoehnt, unschicklich, unueblich (besser: ueblich nur in rechtsextremistischen Kreisen). Wer was auf sich haelt, distanziert sich davon. Nur: Der Begriff ist richtig... Er passt... Er ist Theorie und Praxis zugleich. Denn die angestammte deutsche Mehrheitsgesellschaft ist mehrheitlich fleissig dabei, diesen politisch nicht-korrekten Kampfbegriff in der taeglichen politischen Praxis und im tagtaeglichen gesellschaftlichen Leben uebliche Wirklichkeit werden zu lassen. Doch, wer gibt schon gerne zu, dass er dem Rassismus das Wort redet? ;-)


DorisW antwortete am 13.08.03 (11:41):

Jetzt habe ich die Stelle doch noch gefunden.

Internet-Tipp: https://www.idgr.de/lexikon/stich/pq/political-correctness/pc.html


Wolfgang antwortete am 13.08.03 (12:10):

@Doris... Die urspruengliche Bedeutung des Begriffes im Angelsaechsischen ist bei uns verloren gegangen, der Begriff wurde schwammig und wird von allen moeglichen Leuten (nicht nur von rechten Leuten) mit unterschiedlicher, oft sich widersprechender Absicht verwendet. Ich moechte deshalb an die Urspruenge erinnern... Hier die Definition von DIETER NOHLEN (vgl.: NOHLEN, D. (Hrsg.), Kleines Lexikon der Politik, C. H. Beck, Muenchen):

"Political correctness... Eine von den Hochschulen Nordamerikas ausgehende, in sich heterogene Bewegung. Sie fordert, als späte Spielart der Buergerrechtsbewegung, die Benachteiligung von Minderheiten zu beseitigen, konzentriert sich dabei aber, orientiert an einem postmodernen Weltbild, auf sprachlich-kulturelle Phaenomene.

Die existierende Ordnung wird als Ausdruck europaeischer maennlicher Hegemonie begriffen; alle abweichenden Gruppen definiert über beliebige Merkmale wie Geschlecht, Rasse, Ethnie, sexuelle Orientierung, koerperliche oder seelische Behinderungen usw., werden zu Opfern kultureller Unterdrueckung stilisiert. 'Anderssein' wird zum Wert an sich. Ziel ist deshalb nicht die gleichberechtigte Integration in die Mehrheitsgesellschaft, sondern die im Rahmen sogenannter Identitaetspolitik zu verwirklichende kulturelle Selbstbestimmung eines radikalen Multikulturalismus."


DorisW antwortete am 13.08.03 (12:31):

Hmm, nach dem Lesen dieser Definition ist der Begriff für mich noch schwammiger...
Eigentlich geht das auch über eine Definition hinaus und ist schon eher eine Wertung ("... werden zu Opfern ... stilisiert").


Wolfgang antwortete am 13.08.03 (12:57):

@Doris... Es gibt nun mal keine Normenstelle fuer die Sprache... Jede(r) definiert anders und laesst die eigenen Interessen einfliessen. :-) Was man machen kann: Die eigene Sprache offenlegen... Deutlich sagen, wenn schon schwammige Begriffe verwendet werden, was man selbst darunter versteht oder welche Definition man favorisiert.

In Diskussionen zum Thema 'Umwelt' erlebe ich oft den Satz: "Ich bin auch fuer die Natur". Haette der- bzw. diejenige nicht zum Beispiel sagen koennen: Ich bin dafuer, die Kohleindustrie weiter zu sponsern (denn das war die eigentliche Botschaft, was sich aber schon ganz anders anhoert)... Oder: Ich bin dafuer, die CO2-Emmissionen von x Einheiten auf x Einheiten zu senken (was die Moeglichkeit bietet, die Folgen zu benennen)...

So wird haeufig - und wer ist frei davon - in unerklaerten Begriffen geredet - in wahren Monster-Gefaessen, in die vieles hineingedacht wird, was den anderen DiskussionsteilnehmerInnen verborgen bleibt oder sogar aus gutem Grund verborgen bleiben soll.


DorisW antwortete am 13.08.03 (13:03):

Ja, da stimme ich dir voll zu.


Deswegen programmiere ich so gerne...
MOVE X TO Y bedeutet immer und zweifelsfrei MOVE X TO Y...
Und wenn der MOVE an Bedingungen geknüpft ist, dann sind diese auch benannt ;-)


Wolfgang antwortete am 13.08.03 (13:06):

Ein Webtipp fuer Sprachfreaks*... Die unregelmaessig erscheinende locker geschriebene Kolumne von SPIEGEL ONLINE mit dem hohen Anspruch des Sprachpflegerischen:

Zwiebelfisch
https://www.spiegel.de/kultur/0,1518,k-4050,00.html

* Sprachfreak(s)... Menschen, die sich fuer Sprache interessieren und sich bemuehen, ihre eigene Sprache zu verbessern und manchmal sprachlos sind ueber Beitraege in den ST-Foren. *fg*

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/kultur/0,1518,k-4050,00.html


Medea. antwortete am 13.08.03 (13:24):

Danke Mart
daß Du auf das "Vorleben" von Ata Türk - dessen große Verdienste um die moderne Türkei ich in keinster Weise schmälern möchte, denn in dieser Frage war er ein großer Mann (sonst körperlich ziemlich klein), der sich, da Europa liebend, an den westlichen Staatsstrukturen orientierte, den Fez und den Schleier verbot et., etc. - einmal einen Blick wirfst.
Ich hätte das sonst an Deiner Stelle getan.
Er ist als Pascha .......... für seinen osmanischen Sultan ...... zum Schlächter (gehörte zu den sogenannten Jung-Türken) gegen die christlichen Armenier gezogen, gräßlichste und grausamste Metzeleien haben stattgefunden, ein Genozid an einem ganzen Volk, dem, wie Du ja auch schreibst, bis zum heutigen Tage keine Gerechtigkeit widerfahren ist.
Franz Werfel hat das in seinem Werk "Die 40 Tage des Mussa Dagh" bearbeitet, um von diesem entsetzlichen Geschehen, was nicht zur Kenntis genommen wurde, Mitteilung zu machen, er wollte aufrütteln .....

Zu Karl: hier bin ich aber wirklich froh, daß Du abwiegelst und vor Übertreibungen in Sache Sprache warnst ... ;-)
Ich wollte nach wie vor meinen "türkischen Kaffee" auch mit gutem Gewissen trinken dürfen ...., - allerdings - und das paßt wurderbar zu unerem Thema - nicht gerade auf Kreta oder in Griechenland. Dort ist der gleiche Kafffee ein "griechischer", den Du im Kafenion bestellst. für die Griechen eine nationale Frage, denn sie haben jahrhundertelang grausam unter der türkischen Herrschaft gelitten.....
Geschichte läßt sich eben nicht wegdiskutieren, lieber Wolfgang, der Du auf Gerechtigkeit so versessen bist ;-)


Wolfgang antwortete am 13.08.03 (13:40):

Ich weiss, ich weiss. Medea... Die geschlagenen Schlachten von anno Tobak werden gerne besungen und viele moechten sie heute weiterschlagen. Ich fuerchte, dass der Weg, den Du propagierst, schnurstracks in die naechste Schlacht fuehren wird. :-(


pilli antwortete am 13.08.03 (13:57):

herzlich danken möchte ich, daß meinem interesse daran, den auch bei mir vorhandenen "oberflächlichen" sprachgebrauch aufzuzeigen, mit weiterführenden und guten links, entsprochen wird.

ich fand in der "Frankfurter StudentInnen Zeitschrift - diskus 1/98" (link zum vollständigen beitrag ist angegeben) am beispiel des filmes "Der Campus" vn Sönke Wortmann nach einer romanvorlage des "Anglistik-Profs Dietrich Schwanitz einen nachdenkenswerten beitrag der auch den begriff des "Gutmenschen" beleuchtet.

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zum anlesen:

"Den Ausdruck Political Correctness gab es bereits in den sechziger Jahren, freilich in einer anderen Bedeutung. Er floß durch die Rezeption der Mao-Rede »On The Correct Handling of Contradictions Among The People« (1966) in die Diskurse der Neuen Linken ein und war lange eine Phrase zum Zweck der ironischen Selbstkritik: »Genosse, was du da sagst is not politically correct!«

In den siebziger Jahren wird der Begriff nur innerhalb der Bürgerrechts- und Antidiskriminierungsbewegung benutzt, um interne Konflikte in der Bewegung zu bezeichnen, aber von einer breiten Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Ende der siebziger Jahre taucht er vereinzelt in den amerikanischen Massenmedien auf, wo er noch nicht eindeutig negativ besetzt ist; es gibt zwar die Tendenz, z.B. Feministinnen das antilibidinöse Ticket zu verpassen, von einem Kampfbegriff kann zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht gesprochen werden.

Erst zwischen 1989 und 1995 ist eine sprunghafte Zunahme der Verwendung des Begriffs in den Medien zu verzeichnen, wobei der New York Times-Artikel von Richard Bernstein mit dem Titel »The Rising Hegemony of the Politically Correct« (Oktober 1990) als ein herausragendes diskursives Ereignis gelten kann, das dem bis dahin noch weitgehend uninformierten Publikum den Begriff in seiner neuen Verwendungsweise zugänglich macht. Von nun an wird PC eindeutig negativ kodiert und mit den Begriffen »Tyrannei«, »Faschismus«, »Orthodoxie« und »Fundamentalismus« verknüpft.5

Früher von Insidern zur ironischen Charakterisierung individueller Handlungen benutzt, referiert der Begriff heute nicht mehr auf einzelne Menschen, sondern auf das Vorhandensein einer anonymen Macht. PC wird zum Vernetzungsknoten, mit dem sich verschiedene Diskursstränge zu unterschiedlichen Themen verbinden lassen, u.a. können damit Ausgrenzungsdiskurse gebündelt werden, die dann in den Dienst von Täter-Opfer-Umkehrungen gestellt werden.

Anti-PC kann mittlerweile als ideologischer Diskurs der Neo-Konservativen gekennzeichnet werden; mit ihm ist es gelungen, den Begriff aus dem ursprünglichen Kontext zu lösen und mit völlig anderen Themen diskursiv neu zu besetzen. PC ist zum buzz-word der konservativen Gesellschaftskritik geworden, mit dem allerlei Geschichten nach dem »von der Aufklärung zur Tyrannei«-Schema erzählt werden können. Einer für alle:

für Robert Hughes, Kunstkritiker beim Time Magazine, ist die heutige USA ein »Abbild des späten Rom«, hier herrschen »dieselbe Korruptheit und Geschwätzigkeit der Senatoren« vor. Insgesamt ist Amerika »therapiebesessen, politikverdrossen, voller Mißtrauen gegen jegliche Art von Autorität«. Schuld sind fehlende Leistungsbereitschaft und die Politisierung der Kunst: »So schustert man hochwissenschaftliche Theorien zusammen, die ganz klar zeigen, daß Qualität (...) in ästhetischem Zusammenhang wenig mehr ist als ein patriachalisches Hirngespinst, das einzig auf die Diskriminierung von schwarzen, weiblichen und homosexuellen Künstlern abzielt, die fortan nur noch nach Rassenzugehörigkeit, Geschlecht und sexueller Orientierung beurteilt werden dürfen und nicht mehr nach ihrer künstlerischen Leistung.«6"

fortsetzung...
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pilli antwortete am 13.08.03 (13:58):

und dann :-)

Die Kritik von links ist allerdings auch inhaltlich begründet. Was sie als politisch korrekt angreift, ist oftmals Resultat einer Institutionalisierung und Verdinglichung von Positionen der Frauenbewegung oder der Nach-68er insgesamt – fleischgeworden im Gutmenschen. Etwa wenn die sozialdemokratische Rede vom »ausländischen Mitbürger« oder das Ausrichten multi-kultureller Stadtteilfeste für »mehr Toleranz« sich als »Anti-Rassismus« verkaufen. Wirklich verteidigen lassen sich solche Borniertheiten eigentlich nicht. Gegenüber rechten Kritikern beispielsweise des Multikulturalismus-Konzepts erweist sich die distanzierte Haltung als strategischer Nachteil.

Ein handfestes Beispiel ist die Verwendung (und Umkehrung) der Kritik an der Phrase »Mein Freund ist Ausländer« (Wörterbuch des Gutmenschen) durch die Anti-PC-Demagogen Behrens/von Rimscha17. Die Kritik nämlich, daß Anti-Rassismus nicht von Sym- oder Antipathie abhängig gemacht werden dürfe, wird hier dazu benutzt die rassistische Rede von »Asylmißbrauch« und »Ausländerkriminalität« zu rechtfertigen.

Die rechte Anti-PC-Position profitiert nun davon, daß sie sich über die Formkritik – Tabubruch und das Vorgehen gegen (angeblich) versteinerte Verhältnisse werden mit 68 konnotiert – eine Art progressives Ticket aneignen und Diskurspartikel aus linken Positionen in ihre Argumentation einbauen kann. So kann sie aus den Fragmenten Tabubruch (links), Freiheit (liberal) und Common Sense (alle) einen eigenen Diskurs formieren, der nach verschiedenen Seiten anschlußfähig ist.

Galten konservative Positionen für gewöhnlich als muffig und angestaubt, wird mit PC alles anders. Endlich kann selbst die reaktionärste Scheiße als modern und rebellisch präsentiert werden. Daß dies in »Campus«-World nicht gelingt, hat wohl vor allem damit zu tun, daß billiger Klamauk und typisch deutscher Schenkelklopf-Humor dann doch nicht so ganz zum angestrebten modernen Ambiente passen. Da wundert es nicht, daß der Film ein Flop war.

Stephan Adolphs/Serhat Karakayali




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https://www.copyriot.com/diskus/1_98/4.htm

Internet-Tipp: https://www.copyriot.com/diskus/1_98/4.htm


Medea. antwortete am 13.08.03 (14:03):

Da ich mich selbst auch nicht gerne schlagen lasse, lieber wolfgang, werde ich auch keine Schlacht initiieren .... ;-), aber es wäre ja möglich, daß wir zu einem remis kommen ?


Medea. antwortete am 13.08.03 (14:10):

Danke Pilli
auch für diese Erklärungen ......
Eigentlich bedeutet dieser gebeutelte Begriff PC für mich nun, wenn ich alles dazu Gesagte bündele, daß ein jeder ihn nach seiner eigenen Befindlichkeit verwenden kann ;-) -
gewissermaßen e i n Begriff, der alles unter einen Hut bringen kann.
Ich bin ja geradezu entzückt, wie einfach Sprache dennoch dann und wann sein kann. ;-)))


pilli antwortete am 13.08.03 (14:33):

@ Medea.

und das sind die uns u.a. unterscheidenden kriterien :-)

ich versuche pro und kontra sichtweisen zu beleuchten und entscheide dann, was ich absolut nicht möchte.

das wort "political correct" wird keinen platz in meinem wortschatz mehr finden!"

welchen begriff könntest du anbieten, der "irreführend" benutzt wird?

:-)


Medea. antwortete am 13.08.03 (14:56):

Hey pilli - ich werde ihn gleichfalls nicht mehr benutzen, weil er ja nun nicht mehr so eindeutig ist ... ;-)

Habe es eigentlich auch früher schon mehr selten getan.
Du siehst, sooo sehr unterscheiden wir uns gar nicht :-))


Mart antwortete am 13.08.03 (14:57):

Lieber Wolfgang!13.08.03 (13:40):

<<<Ich weiss, ich weiss. Medea... Die geschlagenen Schlachten von anno Tobak werden gerne besungen und viele moechten sie heute weiterschlagen. Ich fuerchte, dass der Weg, den Du propagierst, schnurstracks in die naechste Schlacht fuehren wird. :-(<<<<

Mach das bitte einem Armenier klar; trotz des Genozids an diesem Volk leben auch heute noch einige/wenige Nachkommen.

Er wird den Unterschied in Deinen Einstellungen gegenüber der Judenvernichtung und gegenüber dem ähnlich geplanten und durchgeführten Genozid seines Volkes nicht begreifen und vor allem nicht menschlich finden. Bitte sei politisch korrekt und bewege die türkische Regierung und das türkische Volk dazu, wenigstens e i n Wort des Bedauerns
zu finden.

Auch die verfolgten, gefolterten und vertriebenen Kurden, die in der Türkei bis vor 1 Monat nicht einmal ihre Sprache öffentlich gebrauchen durften, werden Dir nicht zustimmen, daß das Schnee von gestern sei.

Ebenfalls werden die von Atatürk aus der Türkei vertriebenen Griechen Deine Einstellung nicht verstehen.

Ich erhoffe von Dir hier einen intensiven Einsatz, um den Opfern wenigstens verbal zuzugestehen, daß hier unermeßliches Leid und Unrecht geschehen ist.

Wenn Du in diesem Zusammenhang von "Schlachten von anno Tobak" sprichst, läßt Du einen erheblichen Mangel an Sensibilität erkennen.

Dinge unter den Teppich zu kehren und nicht aufzuarbeiten, führt direkt zu den nächsten Konflikten. (Von "Schlachten" möchte ich nicht sprechen, die Armenier haben keine Schlacht geführt und sind dezimiert und auf der Welt verstreut, sodaß sie ganz sicher auch in Zukunft nicht daran denken werden.)


PS: Nur weil hier von Sensibiltät und der Wirkung von Wörtern die Rede sein soll!


Wolfgang antwortete am 13.08.03 (15:21):

@pilli... So geben wir Stueck fuer Stueck unserer Sprache auf zugunsten der rechten Dumpfbacken. Unseren Begriff 'political correctness' haben sie entstellt und besetzt, dem Wort 'Integration' ging es genau so, und der Begriff 'Multi-kulturell' ist zum Schimpfwort geworden. Und weil die rechten Dumpfbacken die Begriffe okkupieren ziehen sich die ach so sensiblen und so leicht zu verschreckenden Linken zurueck und verkuenden veraechtlich: Da habt ihr sie, unsere Sprache.

Die Gefahr ist gross, dass wir diesen (Kultur-)Kampf (der immer auch ein Kampf um die Sprache ist) verlieren werden.

Wenn die Gotteskrieger aller Fraktionen und die Schlachtenbefuerworter Woerter (zugleich Programme) wie z. B. Glaube, Hoffnung, Liebe fuer sich reklamieren, was macht ihr dann? Gebt ihr sie auf?


Medea. antwortete am 13.08.03 (15:22):

Liebe pilli - ich vergaß:

auch ich versuche, pro- und kontra-Sichtweisen zu beleuchten, halte das auch für unumgänglich - wie könnte ich sonst meine Meinung zu schwierigen Situationen bilden?
Sie entsteht durch Abwägen verschiedenster Argumente und der Frage, welchem kann ich mich annähern, kommt das oder jenes meiner Intension entgegen ohne mich verbiegen zu müssen.
Aber wem sage ich das - Du bestätigst es ja. ;-))


DorisW antwortete am 13.08.03 (15:27):

Aber nein, Wolfgang...
Ich denke mal, man gibt nur diejenigen Begriffe leichtfertig auf, die einem selber nicht wirklich am Herzen liegen, weil man sich nie so richtig damit identifiziert hat... Begriffe, die zu sehr Worthülsen sind ("politisch korrekt" halte ich auf jeden Fall für so eine Worthülse).

Die Begriffe und Werte, die ich selber verinnerlicht habe, lasse ich mir auch nicht wegnehmen, obwohl auch die täglich missbraucht werden.

Glaube, Liebe, Hoffnung... sind diese Worte nicht schon jahrtausendelang auf den Schlachtfeldern in den Dreck getreten worden und haben ihre Kraft dennoch nicht verloren?


Medea. antwortete am 13.08.03 (15:39):

Danke Doris,
daß Du das wieder ein wenig zurechtrückst.
Ohne Liebe, Glaube, Hoffnung wäre ich verloren - sie sind Grundelemente meines Lebens, daraus schöpfe ich, so lange ich denken kann.


sofia204 antwortete am 13.08.03 (16:18):

leider habe ich euere Qualifikation
für Diskussionen nicht,
aber mein Gespür für das Gewachsene schon,
und die Sprache gehört dazu


pilli antwortete am 13.08.03 (16:21):

@ Wolfgang

:-) und jetzt privat...pilli + aufgeben?...never!

aber...
ich lasse mich von nichts und niemanden und für was auch immer,einspannen. :-)nur dann bin ich frei.
"Freiheit" bedeutet für mich aber auch, eine form von "leben können"; diesen wunsch kann ich nur verwirklichen, wenn ich achtsam und aufmerksam werde auf strömungen, die "Unfreiheit" fein verpackt, zum ziele haben.

mit ein grund, dieses thema zu eröffnen um vielleicht feststellen zu dürfen...es ist da, das interesse...nur mal nachzudenken.. bei den menschen die in den foren des ST schreiben.

ich will nicht als Jeanne d`Arc des ST die wortklingen kreuzen, sondern nachfragen, wenn ich "dumme oder radikale sprüche" höre, ob eine gleiche sprach- und verständnisbasis da ist.

"Kontra" geben können, nicht nur des rechhabens willen sondern um gemeinsames zu erarbeiten.

auch die "Bundeszentrale für politische Bildung" sieht möglichkeiten darin, das bewußtsein zu trainieren und argumentieren zu können, "wenn rassistische und menschenfeindliche Sprüche die Runde machen."

in besonderer weise äussert sich das in zusammenarbeit mit schulen und sportvereinen. und das macht doch hoffnung, wenn unsere kinder souverän aber auch humorvoll den "fouls" begegnen können.

für einige der schreibenden des ST scheint mir, ist oft alleine die nennung der worte "rassistisch" oder "Rassismus" ein grund dafür, verletzt zu reagieren. dazu besteht aber meines erachtens kein grund. das wort bezeichnet für mich nur eine bestimmte sitution oder eine kurzzeitige irreführende...nicht hinterfragte... sichtweise...

oder?

wie deutet ihr diese begriffe?


Mart antwortete am 13.08.03 (16:45):

Artist: Daliah Lavi Lyrics

"Wer hat mein Lied so zerstört
Ma
Wer hat mein Lied so zerstört?
Ich wollte singen
was ich niemals sagen kann

doch darauf kam es nicht an
Ma.
Wer hat mein Lied so zerstört?

Wer hat den Sinn so verdreht
Ma
wer hat den Sinn so verdreht?
Jedes Wort
das legten sie falsch aus
und dafür gab es Applaus
Ma!
Wer hat mein Lied so zerstört?

Ich wünsche mir einen Traum - zum Träumen

ich wünsche mir einen Traum.
Hätte je ein Traum mich froh gemacht

dann wär ich niemals aufgewacht
und fände mein Lied nicht zerstört."


mechtild antwortete am 13.08.03 (17:35):

@pilli
meinst Du mit einspannen „fremdbestimmen“ für andere Kohlen aus dem Feuer holen, die Du nicht haben willst? Dann bin ich mit Dir einer Meinung. Aber mit anderen was zusammen machen, wenn ich die gleichen Ziele habe, dafür lasse ich mich gerne einspannen und stelle meine persönliche Ziele zurück.


dirgni antwortete am 13.08.03 (17:46):

Hallo,

ich verfolge mit Interesse Eure Diskussion. Dabei ist öfter der Begriff "Dumpfbacken" verwendet worden. Ich habe das Wort noch nie gehört - kann es mir bitte jemand erklären.


pilli antwortete am 13.08.03 (18:16):

@ mechthild

ich versuchs mal :-)

nicht einspannen lasse ich mich immer dann nicht, wenn es z.bsp. um parteipolitische interessen geht. ich Unterstütze heute einen vorschlag, der mir menschlich und vor allem vernunftgetragen erscheint, der einen partei und morgen rühre ich vielleicht die werbetrommel für gesellschaftliche anliegen einer anderen partei.

d.h. ich will entscheiden, wie meine mitarbeit aussieht und nicht irgendein sich durch neuwahlen verändernder parteivorstand. auch immer dann, wenn ich "abhängigkeit" erkennen kann, wird es schwierig.:-)

"mit anderen"...wird auch schwierig...ich bin nicht teamfähig :-)außer...vielleicht früher beim sport. aber da war es wieder mein persönlicher ehrgeiz, gewinnen zu wollen.:-)

"persönliches zurückstellen"...klar, jederzeit...bin da seit 27 jahren gut im training.

gleiche ziele?...ganz ganz schwierig...meiner meinung nach hat jeder eigene vorstellungen und nutzt alles und alle die dazu dienen, diese nicht unbedingt für mich gleich erkennbaren und nicht "meine" ziele, zu erreichen.


pilli antwortete am 13.08.03 (18:33):

@ Dirgni

"Dumpfbacke" oder "Kelly" ist der name der tochter von Al Bundy in einer RTL serie.


dirgni antwortete am 13.08.03 (19:06):

Danke pilli,

muß mal an meiner Fernseh-Bildung arbeiten :-)


Mart antwortete am 13.08.03 (19:13):

Sag, pilli, wird dieses nette Wort nicht in einem ganz best. anderen Sinn bes. von der linken und linksextremen Szene verwendet.


pilli antwortete am 13.08.03 (21:45):

@ Mart

ich empfehle dir eine entsprechende anfrage an die von dir vermuteten links gerichteten gruppierungen.

by the way,

in dem von Wolfgang angegebenen link "wikipedia" fand ich verschiedene gruppierungen. ich nenne sie dir gerne , damit du möglichst genau recherchieren kannst:

links = sozialdemokratisch oder sozialistisch?
linksradikal?
linksextrem?

deine verallgemeinernde bezeichnung:

"bes. von der linken und linksextremen Szene verwendet."

zeigte mir aber gleichzeitig, wie genau unterschieden werden kann. :-)

das gleiche gilt dann auch für "rechts" :

rechtsextrem
rechtsradikal
rechts bzw. konservativ

jou...ich gebe zu, nicht leicht den kessel buntes fein zu trennen.

:-)