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THEMA:   Junge Unions Vorsitzende: keine Hüftoperationen für Alte

 59 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 04.08.03 (07:35) mit folgendem Beitrag:

Die BZ vom Montag 4. August 2003 meldet, dass Phillipp Mißfelder, Vorsitzender der Jungen Union in Deutschland, die Forderung erhoben hat, bei alten Menschen keine Hüftoperationen mehr durchzuführen. Früher seien die Leute auch an Krücken gegangen.

Kommentar: Ich hoffe, dass dieser Herr damit seine politische Karriere beendet hat.


Medea. antwortete am 04.08.03 (08:28):

So eine Krücke, dieser Miß(t)felder -
soll der einmal abwarten, bis er selbst an einer solchen hängt .....
Dann wird ja jetzt die Überlegung tatsächlich für mich zwingend, die OP an meiner athrosebefallenen linken Hüfte nicht nur "anzudenken", sondern wohl in die Wege zuleiten....


KG antwortete am 04.08.03 (08:41):

Wenn das so stimmt, Karl, dann hoffe ich es wie Du. Eigentlich wären viel schärfere Worte am Platz, doch wir Älteren mahnen zur Besinnung, wollen eine Eskalation vermeiden.


Mart antwortete am 04.08.03 (08:48):

Kardinal Dr. König erlitt kürzlich einen Oberschenkelhalsbruch, in dem Zusammenhang wurde ihm eine neue Hüfte eingepflanzt. Er ist 98 J.

Aus einem kürzlich erschienenen Interview

DIE FURCHE:

Laut Gesundheitsökonom Christian KÖCK (Arzt, Betriebswirt und Gesundheitssprecher der ÖVP)wird sich trotz aller Reformen langfristig die Dabatte nicht vermeiden lassen, ab welchem Alter teure medizinische Leistungen nicht mehr finanziert werden......


Reinhart WANECK:
(a.o.Uni.Prof., Arzt, Gesundheitsstaatssekretär, FPÖ):

Man muß die Umwegrentabilität sehen. Meine Tante hat im Alter von 90 Jahren zwei komplette Kniegelenke bekommen. Sie ist mit 93 gestorben und hat sich bis zu ihrem Tod völlig selbständig versorgt. Wenn man die Pflegekosten berechnet, die in diesen drei Jahren eingespart wurden, dann haben sich die Prothesen zehnfach gelohnt. für mich wird es die Diskussion über eine Altersgrenze in der Medizin nie geben. So ein Denken ist zutierfst menschenverachtend und dumm.


schorsch antwortete am 04.08.03 (09:07):

Ja - wenn die Hüftoperationen nur noch an Jungen durchgeführt wrden dürften - dann wäre die Zahl der Operationen wohl bald bei Null.....

Auch hier gilt das Sprichwort: Der Satte glaubt dem Hungrigen nicht....

Wie soll denn ein junger Schnüsel von Politiker daran denke wollen, dass auch er einmal in diese Lage kommen könnte?


Wolfgang antwortete am 04.08.03 (09:51):

Das Erschrecken ist gross. An der Tatsache, dass unsere Krankheitsindustrie eine Wachstumsbranche ist, die an ihre Grenzen stösst, ändert der Aufschrei über die angebliche "Krücke" (medea) und den angeblichen "Schnüsel" (schorsch) PHILIPP MISSFELDER nichts.

Die Krankheitsindustrie hat Begehrlichkeiten geweckt, die sie nicht erfüllen kann. Der technisch-medizinische Fortschritt wird unbezahlbar. Der Traum vom ewigen gesunden schmerzfreien Leben ist ausgeträumt. Was MISSFELDER offen ausspricht, ist in praxi schon gang und gäbe. Als ein Kriterium, ob medizinische Leistungen bezahlt werden, wird immer mehr das Kriterium "Alter" in den Vordergrund treten.


mulde antwortete am 04.08.03 (10:06):

Medea und Schorsch
Ihr habt schon recht
Zu der Frage von Karl ob dem jungen Politiker etwas passiere.
Karl.... mitnichten er hat nur die erste Sprosse der
politischen Leiter erklommen.


Karl antwortete am 04.08.03 (13:41):

Marts Beiträge ins richtige Thema verschoben, Karl


Barbara antwortete am 04.08.03 (14:03):

Ich denke, Herr Missfelder steuert mit seinem Statement gewiss nicht dem Ende seiner Karriere zu, ganz im Gegenteil: er redet der Fraktions- und Parteivorsitzenden seiner Partei, Angela Merkel, total nach dem Mund, denn auch ihr gehen die gerade vorgebrachten Einschnitte durch die Gesundheitsreform längst nicht weit genug.

Der Spiegel schreibt:

>>Angela Merkel..... setzt stattdessen auf weitere Teilprivatisierungen. "Die jetzt vereinbarte Lösung beim Zahnersatz hat für mich klare Priorität und besitzt Modellcharakter", sagte Merkel zum SPIEGEL. Ihr Ziel ist eine pauschale Gesundheitsprämie, die für alle Bürger gleich hoch sein soll.<<

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,259780,00.html

Eine für alle gleiche "Gesundheitsprämie", die die allergrößten Risiken abdeckt, und eine private Absicherung weiter reichender Leistungen. Wer kein Geld hat, hat dann eben Pech! Meiner Meinung nach sollte das "C" nun wirklich aus dem Parteinamen gestrichen werden, denn christlich ist an dieser Partei nichts mehr.

Wie Mart bin ich der Meinung, dass z.B. eine Hüftoperation doch gar nicht die kostspieligere Lösung sein muss. Unserer Gesellschaft kommt ein Pflegefall mit ärztlicher Betreuung aufgrund der Schmerzen etc. bei weitem teurer zu stehen als diese OP. Nur die Töpfe sind unterschiedlich, aus denen es zu zahlen ist.

Führt man sich noch vor Augen, dass ein pflegebedürftiger Mensch auch für andere Krankheiten anfälliger ist als jemand, der in seinem Umfeld verbleiben und sich selbst versorgen kann, kämen noch weitere Kosten hinzu.

Mich macht es wütend, wenn Politiker, die doch dem Volke dienen sollten, derart kaltschnäuzig daherreden. Der Herr Missfelder nutzt das Sommerloch aus, um für seine Karriere etwas zu tun.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,259780,00.html


WANDA antwortete am 04.08.03 (14:51):

Ich bin überzeugt, dass er mit dieser Aussage seiner Karriere schadet und auch seiner Partei.


Wolfgang antwortete am 04.08.03 (16:42):

Der rasante medizinische Fortschritt und die sich gerade anbahnende demographische Schieflage (zu wenig Junge, zu viele Alte, die zu alt werden) führen dazu, dass der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung in zwei, drei Jahrzehnten auf 25-30 Prozent eines Arbeitseinkommens steigen müsste, wollte man alles medizinisch Sinnvolle für alle finanzieren.

Es ist zu erwarten, dass die arbeitenden Jungen sich gegen diese Überforderung wehren werden.

Folglich wird es zu einer wesentlich schärferen Rationierung von medizinischen Leistungen kommen, als sie heute schon zu beobachten ist.

Die Frage ist: Welche Kriterien gibt es, rationierte medizinische Leistungen zu verteilen?

Ich finde: Das Kriterium "Alter" als ein starkes Kriterium, aber eben auch als nur ein Kriterium unter anderen, ist doch ganz sinnvoll.


rolf antwortete am 04.08.03 (17:31):

Hallo Barbara,
das C im Parteiname steht doch mindest seit Kohl für corrumpierbar


Heinz-Dieter antwortete am 04.08.03 (17:37):

In der Sommerpause wollen auch Politiker aus der 2. Reihe glänzen.
Was tun diese:
Sie geben irgendwelchen Stuss von sich und erreichen so ihr Ziel auch einmal in irgend einer Zeitung erwähnt zu werden.


Barbara antwortete am 04.08.03 (17:38):

Wolfgang,

das leuchtet ja ein...
Wahr ist jedoch auch, dass ein Mensch, der aufgrund kaputter Gelenke nicht gehen kann, ebenfalls Kosten... ggfls. sogar höhere... verursacht.

Vielleicht müssten die sozialen Töpfe in Zukunft mehr aus Steuern gespeist werden, wenn die Zahl der Jungen immer weniger wird. Eine sehr viel höhere Mehrwertsteuer wäre zwar sozial auch nicht gerecht... aber die Spritze als Endlösung wollen wir ja auch nicht.


Wolfgang antwortete am 04.08.03 (18:22):

Das ist zwar gut gemeint, was Du schreibst, Barbara, eine Lösung des Problems ist es aber nicht. Noch MEHR Geld in die staatlich gesponsorte Krankheits- und (als Folge davon) Pflegeindustrie zu pumpen, bewirkt, dass diese Systeme noch dynamischer wachsen und erst richtig zu Hochform auflaufen. Dynamisch wachsende Systeme - von solchen reden wir - haben eine fatale Eigenschaft: Sie stossen mit ungeheurer Wucht auf die sie limitierenden Grenzen (in unserem Thema ist es das Geld) und schiessen dann über das Ziel hinaus und kollabieren auf hohem Niveau.

Sinnvoll wäre es, WENIGER Geld ins System fliessen zu lassen und damit die Dynamik des technisch-medizinischen Fortschritts auf ein nachhaltiges Mass zu bremsen.

Das so gesparte Geld könnte dann in junge Familien bzw. Kinder investiert werden.


Gudrun antwortete am 04.08.03 (19:26):

Jaaaa,Wolfgang


wolltest Du dann den überflüssigen Alten, die Spritze oder was auch immer zur Entsorgung geben?
Oder,lässt Du das andere machen?

Nur von Beschwerde darüber,dass die Alten noch zu leben wagen und zu teuer werden,stirbt man leider nicht!

Erforderliche sinnvolle medizinische Hilfe oder Operationen ab einem gewissen Alter nicht mehr zu gewähren,ist Beihilfe zum Mord-
kannst Du Dir vorstellen,Du wärest in der Situation,nicht mehr alleine die elementarsten täglichen Dinge selber verrichten zu können,Dich nicht allein waschen,baden,zur Toi gehen,essen bereiten können.
Was,mein Lieber,würdest du dann tun oder getan haben wollen?
Möchtest Du gesagt bekommen,also,hör mal,das muss man einsehen,du hast jetzt lange genug gelebt,wir helfen dir nicht mehr.....
Möchtest Du dann allein in Deiner Not gelassen werden?

Dass Umstrukturierungen dringend erforderlich sind,wissen wir alle!


Wolfgang antwortete am 04.08.03 (20:02):

Was ich privat für mich möchte oder nicht möchte, Gudrun, ist völlig unwichtig und bestimmt nicht Gegenstand einer öffentlichen politischen Diskussion. Wir reden hier über ein völlig ausser Rand und Band geratenes System, das so nicht mehr lange finanzierbar sein wird.

Du sagst es selbst: Umstrukturierungen sind angesagt. Eine der wichtigsten Umstrukturierungen muss m. E. (und, wie Du vielleicht aus der Presse erfaehrst, stehe ich da nicht alleine) sein, dass Geld aus dem System der staatlich gesponsorten und boomenden Krankheitsindustrie herausgeholt wird.

Geschieht das nicht, wird der Kollaps auf ein noch höheres Niveau verschoben.


Wolfgang antwortete am 04.08.03 (20:08):

Noch etwas, Gudrun... Du musst mich nicht angreifen, denn ich bin keiner, der den Versprechungen der Moderne und den Begehrlichkeiten, die der sogenannte 'Fortschritt' geweckt hat, jemals das Wort geredet hat. Im Gegenteil: Wenn Du meine Beitraege ueber die Jahre vefolgt hast, habe ich immer vor diesem Weg - auch vor dem Weg des technisch-medizinischen Fortschritts - gewarnt. Das ist ein Weg, der nicht nachhaltig ist. Schon die aktuell Alten werden das zu spüren bekommen. Vor allem aber werden es die jetzt noch Jungen sein, die an diesem nicht-nachhaltigen Weg schwer zu tragen haben werden.


mechtild antwortete am 04.08.03 (20:23):

Ich glaube man kann nur langfristig Kosten sparen, wenn man ein Gesamtkonzept entwickelt und nicht nur ein Kriterium zugrunde legt für oder gegen medizinische Maßnahmen. Dann spart man an der einen Ecke und hat höhere Ausgaben in einem anderen Bereich.
Die meisten alten Menschen wollen keine unnötigen Operationen. Sie möchten sich nach Möglichkeit bis an ihr Lebensende selbst versorgen und dann in Würde sterben. Leider klappt das nicht immer.
Alter als einziges Kriterium gegen medizinische Eingriffe ist unmenschlich. Bei der Abwägung für eine Operation wird das Alter des Patienten immer mit berücksichtigt, nicht nur unter Kostengesichtspunkten, aber auch.


Gudrun antwortete am 04.08.03 (22:26):

Wolfgang

ich habe Dich "nicht angegriffen" ich habe Dir Fragen gestellt!


Wolfgang antwortete am 05.08.03 (00:24):

Noch einmal, Gudrun: Was ich persönlich möchte oder nicht möchte ist kein Thema für eine öffentliche politische Diskussion. Vielleicht beantworten Dir einmal die Fortschrittler Deine anderen Fragen und ziehen sich nicht wie bisher diskret aus der Diskussion zureck, wenn es um die Folgen ihres Fortschrittswahns geht.

Kein Wort hoerst Du von denen, wenn es um die Finanzierung des von ihnen gepriesenen medizinisch-technischen Fortschritts geht. Kein Wort hoerst Du von ihnen, wenn es um die ethischen Dimensionen ihres Tuns geht. Frag' sie mal: Wohin mit den vielen alten Menschen? Wer soll sie pflegen? Wer soll das bezahlen? Wie soll eine Gesellschaft lebensfaehig bleiben, wenn das durchschnittliche Lebensalter auf 80, 90, 100 und mehr Jahre gepusht wird? Was schlagen sie vor, damit die Alterspyramide wieder vom Kopf auf die Füsse gestellt wird?


pilli antwortete am 05.08.03 (07:30):

guten morgen, :-)

ich suche einen für mich wichtigen hinweis; vielleicht habe ich das überlesen.

"für Alte" ist mir zu ungenau. nachdem ich aber nun gehört habe, daß die altersgrenze ab "85" angedacht ist, möchte ich euch ernsthaft fragen, wieviele von uns werden die denn? also, wo denn sonst anfangen...ist doch o.k.? .

na ja, einschüchtern läßt er sich nicht, der junge mann, lach...heute gehts weiter...

p.s.

ich habe mal gerade ein bischen gerechnet...ca. 7.000 ä
werden dann eben für die eigene gesundheit genutzt und nicht für das auto der enkel...oder anderes "liebe-im-alter-erkaufen" ...lach


Barbara antwortete am 05.08.03 (08:30):

Vielleicht bin ich etwas begriffsstutzig, aber meine Gedanken sind folgende:

Ein neues Herz... eine neue Lunge.... mit 70 oder 80 Jahren... das wäre in meinen Augen nicht richtig. Diese Menschen müssen akzeptieren, dass unser Leben auf diesem Planeten endlich ist, auch wenn es noch so schmerzlich ist....

Aber an kaputten Hüften stirbt man nicht. Meiner Meinung nach verlängern neue Hüften nicht das Leben. Sie verhindern lediglich, dass dieser Mensch zum Pflegefall wird, was für unsere Gesellschaft weitaus teurer wäre und grauenhaft für den Betroffenen...

Es sind doch gar nicht die Operationen, die zur höheren Lebenserwartung führen. Unsere Lebensbedingungen haben sich derart geändert (Ernährung, Wohnverhältnisse, Verfügbarkeit von Antibiotikum), so dass WELTWEIT die Lebenserwartung gestiegen ist. Wie geht man in anderen Ländern mit dieser Tatsache um?

Zur privaten Finanzierung: niemand, der in eine OP einwilligt, weiß, ob es bei diesen genannten 7.000 Euro bleibt. Bei jeder OP können Komplikationen auftreten, so dass am Ende evtl. ein Vielfaches zu zahlen ist. Außerdem bedeutet eine private Finanzierung die Ausgrenzung derer, die nicht über das Geld verfügen. Wollen wir diese Menschen ausgrenzen?


pilli antwortete am 05.08.03 (08:43):

meiner meinung nach beinhaltet der beitrag von Barbara kleine denkfehler...

ich spreche von den kosten, die nicht privat entstehen...diese sind wesentlich höher...

auch menschen mit "kranken herzen" sterben nicht gleich daran und...und...und...

nicht nur das "sich schlechter bewegen können" erfordert eine pflegende tätigkeit bei vielen 85 jährigen....

mal nachdenken unter diesen aspekten?

:-)


schorsch antwortete am 05.08.03 (09:21):

Liebe Barbara, man könnte auch noch rigoroser denken: Vor Jahrhunderttausenden wurde der Mensch vom Jäger zur Beute, wenn er nicht mehr schnell genug war.....

Hand aufs Herz: Wärst du im LEBENS-DSCHUNGEL noch überlebensfähig?


Barbara antwortete am 05.08.03 (15:17):

Ja, Schorsch... auch wir werden heute immer mehr zur Beute...

Der Artikel „Nicht einmal satt und sauber“ in der Süddeutschen Zeitung (siehe neues Thema) hat meinen Blick wieder klar gemacht. Die gewonnene Erkenntnis unterstreicht das von Wolfgang Gesagte, wobei ich nach wir vor das Beispiel einer Hüftoperation aus oben genannten Überlegungen (Kosten für die Gesellschaft) für ungeeignet halte:

>>Noch MEHR Geld in die staatlich gesponsorte Krankheits- und (als Folge davon) Pflegeindustrie zu pumpen, bewirkt, dass diese Systeme noch dynamischer wachsen und erst richtig zur Hochform auflaufen.<<

Das Ungeheuerliche ist doch, dass die Politiker und politisch Einflussreichen, nämlich die, die gesundheitspolitische Entscheidungen propagieren und zu treffen haben, fette Beraterverträge mit Firmen haben, die von diesen Entscheidungen profitieren. Wenn ich als Bankkauffrau nebenberuflich eine Anlageberatung anbiete, ist das ein Kündigungsgrund. Warum sollte ich einem Kunden meiner Bank ein Produkt meines Arbeitgebers anbieten, wenn ich nebenberuflich sehr viel mehr an ihm verdienen könnte? Also würde ich ihm raten, mich doch nach Berufsschluss einmal anzurufen.... und müsste zu Recht mit meiner Kündigung rechnen, wenn das bekannt werden würde.

Unsere Politiker, die vor dem Bundestag geschworen haben, Gesetze und Vorschriften in unserem Sinne zu erlassen, werden von der Gesundheitsindustrie mit Beraterverträgen gefüttert. Diese Tatsache ist bekannt, wird immer wieder in der Presse erwähnt, sogar Bücher gibt es darüber zu lesen (u.a. "Das System. Die Machenschaften der Macht" von Hans Herbert von Arnim ) nur dagegen unternommen wird nichts.

Die Frage ist: Was können wir unternehmen, damit Politiker ihre Entscheidungen endlich wieder in unserem Sinne und nicht in dem ihrer Sponsoren treffen? Im Moment sehe ich uns tatsächlich als ungeschützte fette Beute der Wirtschaft.....


pilli antwortete am 05.08.03 (17:59):

Manfred Lautenschläger, (65 ?)Gründer und Aufsichtsratvorsitzender des an der börse notierten Finanzdienstleisters MLP AG

("Verkauf von Versicherungs- und Kapitalanlagen an Akademiker"),

mit einem geschätzten vermögen von 1,7 Millarden ä (2002) einer der reichsten der deutschen männer, verblüffte mich mit einer sehr einfachen aber klaren aussage, die er einem interviewpartner auf die frage:

"Sorgen wir uns zu viel, Herr Lautenschläger?"

gab:

"Ja, wenn man bedenkt, dass wir zig Milliarden jedes Jahr ausgeben, um möglichst alles perfekt zu machen, damit wir nicht mit 72 sterben, sondern 82 werden können, das ist schon grotesk. Der moderne Mensch hat keinerlei Beziehung mehr zum Tod. Und deshalb sorgt er sich zu viel."

verblüfft hat er mich damit, daß er sein geld doch mit eben dieser vermuteten sorge verdient hat. clever...:-)

da er zudem aus einfachen verhältnissen stammt, traue ich ihm, der so viel erreicht hat zu, die verschiedenen argumente für vorsorge klar trennen zu können. gefällt mir die ansicht, mutig aus seiner sicht, meine ich mal.

also ich habe nochmal nachgedacht und meine nach wie vor:

lieber bewege ich mich mit 85 an krücken, da ich mal vermute, ich werde eh meinen tagesablauf, so ich dann überhaupt noch lebe, mehr sitzend als laufend bestreiten als mit herzbeschwerden jedweder art.

hüftschmerzen bereiten keine angst...herzbeschwerden können das schon mal verursachen...

:-)

(info über vermögensverhältnisse nach recherchen des "manager magazines")


Mart antwortete am 05.08.03 (18:07):

Liebe Pilli, reden wir darüber weiter, wenn Du 85 bist und aufgrund deiner Athrosen (jede) Bewegung schmerzt.

Desgleichen würde ich dir empfehlen, sehr viel Geld für Deine Betreuung (ca. 3000 bis 6000 @ Bedarf pro Monat zurückzulegen, daß du dann nicht der Allgemeinheit zu Lasten fällst; etwas was Du ja striktest ablehnst.

Ich würde dem 23 jährigen Herrn Mißfelder ein Jahr Arbeit im Altenbereich verordnen. (unter strenger Aufsicht, damit nicht zu viele von ihm Betreute sterben!)


Karl antwortete am 06.08.03 (07:47):

Phillipp Mißfelder hat nachgelegt. Auch Zahnersatz für Alte hält er für überflüssig. Wenn seine Denkungsweise um sich greift, gibt es bald wieder das Konzept vom "lebensunwerten Leben". Dann müssen sich nicht nur Alte, sondern auch Behinderte und Obdachlose warm anziehen. Sie könnten entsorgt werden.

Ich muss sagen, ich halte es persönlich auch für notwendig, über die Kosten im Gesundheitswesen zu diskutieren, finde es aber unerträglich, dass schwache Bevölkerungsgruppen ausgespäht und diskriminiert werden, um den Spareffekt zu erzielen. Das ist doch von vorneherein ein unmenschlicher Denkansatz, der zu verwerfen ist und Denkungsart der Nazizeit ist.

Denkt über Sparmöglichkeiten nach, aber sucht bitte kein Fünkchen Menschlichkeit in den Äußerungen des Herrn Phillipp Mißfelders, der bis heute wenig geleistet hat und den Großteil seines Lebens bisher seiner Umwelt auf der Tasche gelegen ist.


schorsch antwortete am 06.08.03 (08:40):

...aber eins hat Phillipp Mißfelders doch von seinem grossen Meister Adolf doch gelernt, oder?: Unwertes Leben kann katalogisiert, beurteilt und "abschliessend behandelt" werden.....


pilli antwortete am 06.08.03 (10:00):

sollten wir nicht überlegen ob nicht gerade das Schweizer vorbild interessieren könnte? :

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zitat:

"Zahnbehandlung im Ausland
In Dänemark müssen Patienten bis zu 60 Prozent der Behandlungskosten zuzahlen. Noch höher liegt die Selbstbeteiligung in Norwegen und Schweden. Hier wie auch in Portugal und Italien steuert die gesetzliche Kasse lediglich einen kleinen Grundbetrag bei. In Irland, Norwegen und Schweden gehen alle Menschen über 20 Jahre leer aus. Und die Schweizer Krankenkassen zahlen, bis auf die Schulzahnpflege, überhaupt nichts. "
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lieber Schorsch,

ist dem so? warum denn glaubst du es sei für deutsche "sparmaßnahmen" ungeeignet?

ich las auch auf anderen seiten,daß gerade diese regelung eine vorbildliche vorsorge der Schweizer zu folge hatte.
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weiteres zum thema:

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"Das große Zähneklappern

Politiker wollen die Kosten für Zahnbehandlung zur Privatsache machen

Sie gelten als individuelle Visitenkarte und Symbol von Lebensqualität. Schön, glänzend und weiß sollen sie sein, uns ein allzeit freundliches Lächeln bescheren und so lange wie möglich halten: Zähne. Bisher hat die deutsche Gesundheitspolitik den Zähnen viel Beachtung - auch in der gesetzlichen Krankenversicherung - geschenkt. Doch das könnte sich bald ändern.


von Sabine Teller, 12.02.2003 [Archiv]

Ginge es nach Bernd Raffelhüschen, Mitglied der Rürup-Reform-Kommission, ist bald Schluss mit der gesetzlichen Zahnbehandlung. Ab dem Jahr 2005 an sollten die Kassenleistungen dafür nach Meinung des Finanzexperten in jährliche Schritten um zehn Prozent verringert, vom Jahr 2014 an ganz gestrichen werden.

dpa
Zahnersatz

Ähnlich sieht das der CDU-Sozialexperte Andreas Storm. Seiner Ansicht nach könnten Zahnbehandlungen und Zahnersatz komplett privat abgesichert werden. Das brächte einen Spareffekt von elf Milliarden Euro und die Arbeitgeber müssten nichts mehr zuzahlen.

Mehr als Reparatur
Die Gedankenspiele sind verwunderlich. Seit Jahren gibt es in Deutschland eine mehr als nur reparierende Zahnmedizin. Prophylaxe wird sowohl auf dem Arztstuhl als auch im täglichen Leben groß geschrieben. Während in den letzten zehn Jahren die Zahl der Zahnärzte um 30 Prozent anstieg, nahm unter deutschen Jugendlichen die Karies rapide ab. Waren vor einem Jahrzehnt bei Zwölfjährigen in Westdeutschland im Schnitt noch 4,1 Zähne löchrig, waren es im Jahr 2000 nur noch 1,2.

-------------------

es ist nicht nur der sicherlich zu schnell vorpreschende junge mann, der gedanken äußert, die nun mal da sind?

weiteres ist hier zu erfahren:

https://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/27/0,1367,POL-0-2033755,00.html

Internet-Tipp: https://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/27/0,1367,POL-0-2033755,00.html


Wolfgang antwortete am 06.08.03 (10:11):

@Karl... Zur Information: Nach dem gerade ausgehandelten Kompromiss zwischen SCHMIDT (SPD) und SEEHOFER (CSU) werden die Leistungen fuer Zahnersatz aus dem Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen bis 2007 vollstaendig gestrichen. Alle Versicherte muessen dann zwangsweise in eine neue Zahnersatz-Versicherung (aehnlich, wie damals die Pflegeversicherung).

Das heisst, das Problem wird 'geloest', indem mehr Geld ins System gepumpt wird.

So kann man das Spielchen mit praktisch allen Versicherungsleistungen treiben... In Wirklichkeit ist das alles nur eine Beitragserhoehung unter anderem Namen.

Die wirklichen kostentreibenden Probleme bleiben: Zu viele Alte, die zu alt werden... Zu wenig Junge, die die Alten alimentieren koennten... Zu viel medizinisch-technischer Fortschritt... Und, die Bemerkung moechte ich mir nicht verkneifen, zu viele Ignoranten, die wohl erst dann aufwachen werden, wenn die ersten Kassen Insolvenz anmelden und Rechnungen nicht mehr bezahlen koennen.


Karl antwortete am 06.08.03 (10:40):

Lieber Wolfgang,


so ganz verstehe ich Dich bei diesem Thema nicht. Ich gebe Dir zwar Recht, wenn Du Dich um die Finanzierung des Gesundheitswesens sorgst. Aber dass gerade Du Tendenzen zur Euthanasie nicht kompromisslos bekämpfst, verstehe ich aufgrund meiner mit Dir hier schon ausgefochtenen Diskussionskämpfe und dem dadurch entsandenen Wolfgangbild nicht.

Zu erkennen, dass zu wenig Geld für das Gesundheitssystem da ist, wäre die eine Sache, dann aber Euthanasie-ähnliche Lösungen zu suchen wie "lasst die Alten ruhig sterben" ist eine andere Sache.

Ich bin strikt gegen die Einführung einer festen Altersgrenze für bestimmte Leistungen. Ich bin gegen das Konzept "es gibt lebensunwerte Alte". Ich vermute, ich sollte Dich nicht vorschnell auf der anderen Seite einordnen, sondern vermute, dass Du gar nicht gesehen hast, dass die Vorschläge von Missfelder nichts anderes sind als sehr schlechter Wein in neuen Schläuchen. Einschnitte sind nötig, aber bei allen Bevölkerungsgruppen.

Ich bin gegen jede "soylent green" Lösung.

Mit freundlichen Grüßen

Karl

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv1/a1192.html


Tobias antwortete am 06.08.03 (10:42):

Frau Katherina Reiche, ist CDU Vorstandsmitglied und gehörte zum Wahlkampfteam des Herr Stoiber. Ihre Worte an den Tagesspiegel : " Die Generation der Älteren konsumiert tatsächlich auf unsere Kosten ".

Ist dies Dummheit oder noch schlimmer Frechheit, denn wo wäre sie denn, wenn es die " Älteren " nicht gegeben hätte.


DorisW antwortete am 06.08.03 (11:03):

@Wolfgang,
ist es denn tatsächlich so, dass die doppelte Alterung einer der ganz großen Kostentreiber ist?

Wie sieht denn die Kostenverteilung im Gesundheitswesen im Vergleich zur Altersverteilung der Versicherten aus?

Sind die Leute, die älter werden, nicht auch gesünder (denn sonst würden sie ja früher sterben)?


Mart antwortete am 06.08.03 (11:22):

<<Die wirklichen kostentreibenden Probleme bleiben: Zu viele Alte, die zu alt werden... Zu wenig Junge, die die Alten alimentieren koennten<<


Ich setze fort:

......... zuviele Sportler, die aufgrund ihres Sport zu viel Verletzungen und Krankenstände haben.

..........zu viele Autofahrer, die zuviel Unfälle + Folgekosten, haben.

.........zuviele Frühgeborene, die zuviel Kosten, verursachen.

.........zu viele Alkoholiker (und Raucher), die zuviel Kosten verursachen.

.........zuviele Gestresste, die zuviel Kosten verursachen

..........zuviele Kinder mit Down-Syndrom, die .............

..........zuvieel Diabetiker, die ................

..........zuviel Neugeborene, bei denen man durch eine Genanalyse schon im vorgeburtlichen Stadium, ein Risiko für best. Krankheiten feststellen könnte und die doch ! noch immer! geboren werden.

und so weiter, und so fort


Ist der Begriff der Solidargemeinschaft heute so veraltert, sodaß ähnliche Lösungen, wie wir schon gehabt haben, ins Auge gefasst werden.

Nicht nur " Die Generation der Älteren konsumiert tatsächlich auf unsere Kosten ", es gibt tatsächliche viele Gruppen, die aus dem "Geldtopf" mehr beziehen als die Gesunden und Arbeitsfähigen.


Barbara antwortete am 06.08.03 (12:32):

.... zu viele, die auf dem Sektor "Gesundheit" Kasse machen wollen bzw. als Vertreter machen müssen, da sie sonst ihren Job verlieren

.... denn an der Angst vor Krankheit/Tod lässt sich prächtig verdienen

Was gab es nicht schon alles für kostspielige Aktionen, die ein paar Jahre "in" waren und dann wieder eingestellt wurden... die mitunter sogar gefährlich für den Patienten waren.

Ich denke da an die massenhaften Herzkathederuntersuchungen, an die Zeiten, als jedes Kind eine Zahnspange verpasst bekam oder jeder Säugling eine Spreizhose tragen musste... oder die Hormongaben an Frauen... immer mit dem Horrorargument, sonst würde alles ganz schrecklich enden. Heute weiß man, dass oftmals gerade die Anwendungen schrecklich endeten....

Zur Zeit fällt mir der boomende "Studienaktionismus" auf. Teure, bisher umstrittene Behandlungen, die der Patient normaler Weise privat bezahlen müsste (z.B. Akkupunktur), werden im Rahmen einer Studie von Kassen übernommen. Wie soll sich der Patient der Behandlungsempfehlung des Arztes widersetzen... schließlich ist er auf ihn angewiesen... und es "kostet ja nichts".

https://www.welt.de/daten/2002/11/18/1118wi369102.htx

Internet-Tipp: https://www.welt.de/daten/2002/11/18/1118wi369102.htx


mechtild antwortete am 06.08.03 (12:38):

Junge Politiker müssen sich profilieren und das machen sie wie der junge Unionsvorsitzende zur Zeit. Bald wird jeder seinen Namen kennen und damit hat er dann sein Ziel erreicht. Ich kann mich über solch einen Dummschwätzer nicht aufregen. Ich rege mich darüber auf, dass Alte gegen Junge aufgehetzt werden und hoffe, dass das nicht gelingt.


pilli antwortete am 06.08.03 (14:03):

@ Barbara

sind dir die kostenträger der jeweiligen studien bekannt?

tragen sie wirklich die krankenkassen?

:-)
wohl eher nicht, meine ich mal!


Barbara antwortete am 06.08.03 (14:30):

Es gibt unterschiedliche Studien von unterschiedlichen Kostenträgern.
Eine Studie zur Wirksamkeit von Akkupunktur, an der ich teilgenommen habe, wurde mit Sicherheit von der Krankenkasse getragen.

Der Punkt ist, dass der Patient immer mehr "konsumieren" soll/muss. Eine Wärmeflasche, die mir persönlich mehr hilft, hat keinen "Wert" mehr...


Barbara antwortete am 06.08.03 (14:35):

Ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung zu Studien:

In die Tonne geforscht

https://www.sueddeutsche.de/sz/wissenschaft/red-artikel3011/

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/wissenschaft/red-artikel3011/


Mart antwortete am 06.08.03 (14:37):

In Zeiten des Mangels ist die Gefahr groß, daß viele Gruppen gegeneinander aufgehetzt werden.

Heute: Junge gegen Alte

Morgen: vielleicht Alle gegen Diabetiker oder alle gegen Leukämiekranke (Es hat noch kein Politiker oder Möchtegernpoliker darüber gesprochen, aber die Medikamente eines Leukämiekranken kosten über 70 Euro pro Tag ! )

Übermorgen: "Die Mutter ist selbst schuld, daß sie ein behindertes Kind geboren hat. Soll sie doch dafür selbst sorgen."
Also alle gegen Behinderte

Lösungen sind nötig, wenn die Töpfe kleiner werden. Aber wir sollten laut schreien, wenn es um die Ausgrenzung einzelner Gruppen, gleich welche das sind, geht. Gemeinsame Lösungen, bei denen mehr oder wenige alle gewisse Einschnitte verstehen oder sogar zustimmen, sind gefragt.Hier ist natürlich auch die Effizienz versch. vorbeugender, untersuchender und heilender Methoden zu untersuchen. Vielleicht Gesundenuntersuchung mit einem best. Bonus versehen? - siehe Mutter/Kindpaß in Österreich!


Unterschätzen wir doch nicht die Solidarität und den Humanismus der Menschen!


PS: Nun, Zahnersatz ist hier zur Sprache gekommen und dass er vom bisher üblichen Leistungskatalog der KV ausgenommen wird. Wolfgang hat natürlich recht, dass entspricht einfach einer Beitragserhöhung.

In Hinsicht auf alte Menschen, - siehe Themenüberschrift -, glaube ich doch, dass gerade hier ! die Alten nicht an den Kostensteigerungen „schuldig“ sind.


Wolfgang antwortete am 06.08.03 (14:44):

Nun kriegen sie Angst und warnen vor einem Krieg der Generationen (der ja laengst stattfindet, weil seit Jahrzehnten mit Hilfe externalisierter Kosten zu Ungunsten der nachfolgenden Generationen gelebt wird). WALTER HIRRLINGER - einer der Besitzstandswahrer und Präsident des Sozialverbandes VdK - sagte im Deutschlandfunk, dass es notwendig sei, die Belastungen gleichmässig auf die Bevölkerungsgruppen zu verteilen... Ja, das waere was... Aber ernstgemeint ist das nicht... Denn dann wuerde sich die derzeit von den Sozialsystemen noch profitierende Rentnergeneration umschauen, was auf sie an Belastungen zukaeme. So wird es wohl noch eine Zeit weitergehen im Krieg Alt gegen Jung. Die naechsten Generationen werden die Folgen des Raubbaus an den Ressourcen dann zu tragen haben. :-(


pilli antwortete am 06.08.03 (15:21):

@ Babara

studien über akkupunktur stehen wohl nicht gleichberechtigt neben all den anderen in der stille oder auch mal lauter verkündeten ergebnissen forschender menschen.

ich möchte das schon bei einer fairen diskussion klar getrennt sehen. und ich meine mal, dem kann mann oder frau sich nicht verschließen.

bei allem verständnis zu natürlichkeit und ich weiß nicht was sonst noch...aber...wenn ich denn ernstlich krank werde, dann möchte ich doch bitte sehr... mit dem wirksamsten aller mittel behandelt werden; das ist ein legaler anspruch.

wenn ich denn ein medikament, daß erforscht und entsprechend geprüft und der öffentlichkeit dann vorgestellt wird, vielleicht "teuer" bezahle, so wird doch eben der hersteller dieses medikamentes interessiert sein, weitere forschungen bzw. studien zu betreiben.

watt meinste denn wer die von was bezahlt?

nur mal als kleiner anstupser gedacht :-) neee...so einfach ist das nicht, wie das hier zu lesen ist und ich bin erstaunt, daß so wenig reaktionen aus berufenerem munde zu lesen sind.

Mart daher meine frage an dich:

"sind studien als sichtbares ergebnis von forschungen wichtig?" und falls deine antwort "Ja" lautet, wer zahlt?

:-)


mart antwortete am 06.08.03 (15:37):

Ich würde Dir gerne antworten, pilli, aber ich verstehe deine Frage einfach nicht?
Ich weiß nicht worauf du hinauswillst und welche These du aufstellen willst.

<<Mart daher meine frage an dich:
"sind studien als sichtbares ergebnis von forschungen wichtig?" und falls deine antwort "Ja" lautet, wer zahlt?
:-)<<

Ich bitte dich also, wenn dich meine Antwort wirklich interessiert, deinen Gedankengang - für mich verständlich - nochmals zusammenzufassen.


pilli antwortete am 06.08.03 (16:39):

mart,

ich hatte keinen besonders erwähnenswerten gedankengang; denn ich vermute nicht, wie Barbara, die "Kassen" zahlten alle studien (welcher art auch immer).

ich hoffte lediglich, daß du Barbara eine fundiertere entgegnung auf ihre vermutung anbieten könntest.

nicht mehr und nicht weniger hatte ich im sinn :-) es tut aber nicht not, nun zu antworten...vielleicht möchte Barbara ja nicht wissen, watt nu sache ist?

bemühe dich also nicht weiter.

:-)


Barbara antwortete am 06.08.03 (17:52):

Einfach mal meinem bereits genannten Link folgen:

>>In die Tonne geforscht

....Studien, die nicht von der Pharmaindustrie finanziert wurden, hatten daher besonders schlechte Chancen. Wenn Studienergebnisse totgeschwiegen werden, verfälscht das aber zum einen die Ergebnisse der klinischen Forschung; zum anderen werde damit der „Vertrag“ zwischen Forschern und Patienten gebrochen....<<

https://www.sueddeutsche.de/sz/wissenschaft/red-artikel3011/

Mein Punkt war jedoch, wie man den Patienten immer mehr zum Konsumenten macht. Wenn er für Sondertherapien nicht zahlen will/kann, wird er über eine Studie dazu genötigt.

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/wissenschaft/red-artikel3011/


Mart antwortete am 07.08.03 (07:41):

zum Punkt "Studien":

Studien gibt es wie Sand am Meer. Die meisten werden von Pharmafirmen oder in ihrem Auftrag erstelle und haben natürlich das Ziel, die von ihnen entwickelten Medikamente als günstig und womöglich unverzichtbar und noch besser als das Konkurrenzprodukt herauszustellen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, dieses auch in einer objektiv erscheinenden Studie zu erreichen (auch das hat sehr viel mit Statistik und Fragestellungen zu tun). In Medien und in der Öffentlichkeit werden die Ergebnisse gröbstens verkürzt zusammengefaßt und negieren praktisch immer die fraglichen Punkte. z.B. bei d e n Gewinnbringern der Pharmaindustrie, den Cholesterinsenkern und den Vitamine.

Wie macht man Patienten zu Konsumenten: Simpel gesagt,
indem man ihnen durch die PR der Pharmafirmen, denen auch die Ärzte ausgeliefert sind, klarmacht, daß man ohne die Konsumation diversester Nahrungsergänzungsmittel, Cholesterinsenker, ungesättigter Fettsäuren,Psychopharmaka ... selbst schuld an seinen Krankheiten ist.


schorsch antwortete am 07.08.03 (09:25):

...und indem man Ärzte und Apotheker schmiert, dass sie nur noch das Produkt der grosszügigen Firma XX anpreist....


Barbara antwortete am 07.08.03 (10:33):

Ich finde den Rat von Gerd Antes (Deutsches Institut für Medizinische Biometrie der Universität Freiburg) sehr wichtig:

>>Ethikkomitees (sollten) Patienten davon abraten, an Studien teilzunehmen, wenn die Veröffentlichung der Ergebnisse nicht sichergestellt ist (Lancet, Bd. 361, S. 978, 2003).<<

https://www.sueddeutsche.de/sz/wissenschaft/red-artikel3011/

Als Patient hat man in der Regel doch keine Ahnung, was man mit der Teilnahme an einer Studie u.U. bewirkt. Einem wird gesagt, dass die Behandlung bei Teilnahme an der Studie kostenlos sei, und das war's. Dass Studien, die für die Pharmaindustrie ungünstig ausfallen, "in die Tonne wandern".... und nur die veröffentlicht werden, die sich zur Werbung für ein Produkt eignen, weiß doch kaum jemand...

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/wissenschaft/red-artikel3011/


Mart antwortete am 07.08.03 (11:43):

Leider wissen aber sehr viele nicht, daß sie in Studien aufgenommen worden sind oder daß in best. Spitälern die Medikamente best. Pharmakonzerne erprobt werden.

Auch kann sich jeder die Antwort auf die Frage "Wird die Studie auch veröffentlicht?" vorstellen.

Trotz meines Einwandes sprichst Du, Barbara, etwas sehr wichtiges an: Wie wenig gesichert der Erfolg best. Medikamente und Therapien ist - mit Studien (bes. wo es Interessenskonflikte gibt) läßt sich trefflich sehr vieles beweisen.

(siehe: Thread "Mammographie"


hl antwortete am 07.08.03 (11:48):

Karl schreibt (u.a.):"Aber dass gerade Du Tendenzen zur Euthanasie nicht kompromisslos bekämpfst, verstehe ich aufgrund meiner mit Dir hier schon ausgefochtenen Diskussionskämpfe und dem dadurch entsandenen Wolfgangbild nicht."


Wo, um alles in der Welt liest du in Wolfgangs Artikel etwas von Euthanasie??

Wann begreift Mann/Frau endlich, dass es nicht um die "Entsorgung" von zu vielen Alten geht sondern um eine dringend notwendige Änderung des Systems.

Die Solidargemeinschaft wird binnen kürzester Zeit nicht mehr funktionieren weil das Ungleichgewicht zwischen alt und jung dieses verhindert.


Karl antwortete am 07.08.03 (12:55):

Hallo Heidi,

ich erläutere meine Aussage. Wie ich im obigen Beitrag auch schrieb, halte ich es ebenso wie Ihr für notwendig, dass Reformen im Gesundheitswesen stattfinden.

Allerdings bin ich ganz entschieden dagegen, dass scharfe Altersgrenzen gezogen werden, die über Leistungserhalt oder -ablehnung entscheiden und sehe hier sehr wohl den ersten Schritt zur Euthanasie getan.

Wenn erst einmal der Gedanke "über 85 lohnt nicht mehr" greift, werden sehr bald jegliche Aufwendungen für diese Altergruppe in Frage gestellt. Wir nähern uns dann einer Eskimo-Lösung, bei der alte Menschen unter einen enormen sozialen Druck gestellt werden, doch bitte schön zum Wohle des Ganzen abzutreten.

Mehr private Altersvorsorge ist wohl nötig, aber Abbau der sozialen Verantwortung des Gemeinwesens für eine Altersgruppe, nein danke.

Die Lösung für die anerkannten Probleme im Gesundheitswesen müssen anderswo gesucht werden.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


Titus(WolfgangM.) antwortete am 07.08.03 (18:38):

Hallo Karl,

könnte es nicht sein, daß dieser Jüngling von seinen Parteifreunden vorgeschickt wurde, um die Stimmung gegen die Rentner weiter anzuheizen? Losgetreten wurde dieses Thema ja bekanntlich durch diese beiden "Wissenschaftler".

Ich halte die ganze Sache für ein Ablenkungsmanöver. Die beiden grossen Parteien sind sich darin einig, daß ein Sündenbock für eine über Jahrzehnte verfehlte Wirtschaftspolitik gefunden werden mußte.

Die Rentnerinnen und Rentner werden sich nicht wehren, hat doch diese Generation nicht gelernt sich gegenüber der Obrigkeit durchzusetzen.

Natürlich wäre eine Rentner-Partei eine feine Sache - nur, würde sich das lohnen?

Wie wäre es denn, wenn der jungen Generation, die doch so furchtbar unter den "Alten" leidet einmal klar gemacht wird, daß auch sie, die junge Generation erst einmal etwas leiten, hart arbeiten muß, um das Maul aufzureissen zu dürfen!

.............48 Stunden - Woche
.............Sonnabend ist Arbeitstag, wenigstens bis 14.00
.............Urlaub maximal 12 bis 14 Tage im Jahr

Der Unternehmer - alt oder jung - wird wieder Unternehmer und nicht mehr Unterlasser, der nur noch auf seinen Geld-Gewinn blickt und sein wichtigstes "Kapital", die Fähigkeiten und den Einsatzwillen seiner Leute vernachlässigt.

Daß der Staat wieder von Fachleuten und verantwortungsvollen Politikern und Politikerinnen geführt wird, sollte klar sein.

Daß wir in Deutschland durch den EURO und die EU nicht mehr Herr im eigenen Land sind, sollte auch berücksichtigt werden.

Also, Ihr jungen Leute, so Ihr es ehrlich meint:
Macht etwas, bringt den Saustall Deutschland wieder in Ordnung, krempelt die Ärmel und packt an.

Vergeßt Mallorca und Ballermann, macht Urlaub (14 Tage max.!) in Deutschland und ackert, so wie unsere Eltern und wir nach dem Krieg, ohne zu murren oder zu meckern.

Wir "Alten" was kann uns eigentlich passieren?
N i c h t s!!

Wir haben Krieg, Bombennächte (und -Tage), Tiefflieger, Hunger, Kälte in ungeheizten Wohnungen etc. überlebt.

Wenn es sein muß und die Jugend, wie diese Typen "Mistfelder", sind zu faul zum Arbeiten, dann sagt Bescheid: Es gibt noch ganz viele von uns, die noch arbeiten können und jede Arbeit machen, egal, wie besch.....eiden!

Kommt mir nicht mir "Arbeitslosigkeit": Es gibt wohl viele, die keinen Job finden oder begründet ortsgebunden sind oder nicht wissen, wohin mit den Kindern.

Mehr aber könnten arbeiten, wenn sie wollten:
Taxifahren, Autowaschen an Tankstellen, Regale einräumen im Supermarkt, Lagerarbeiter (auch als Hilfsarbeiter), Nachtwächter etc.

Habe ich alles gemacht, als nichts mehr lief (zeitweilig).
(und da war ich schon über 60, aber noch kein Rentner).

Nur - es wird alles nichts nützen, Deutschland gibt es nicht mehr. Wir sind ein Durchfahrgebiet in der EU und jeder EU-Idiot, der etwas zu sagen hat, wird uns weiter nach unten bringen - will man das uns "Alten" auch noch in die Schuhe schieben??

Packt an - und dann können wir vielleicht eines Tages gemeinsam singen:
"Auferstanden aus Ruinen...." (halt - geht nicht, ist die alte Ossi-Hymne und da...na, hörn´Se mal, wir können doch nicht...)

Nicht aufregen - ist doch nur meine Meinung und nicht der kategorische Imperativ...
Titus.


Barbara antwortete am 08.08.03 (08:40):

In seinem Leitartikel wirft Martin Urban in der heutigen Süddeutschen Zeitung den Experten Schmidt und Seehofer vor, dass ihr „Jahrhundert-Werk“ für ein noch „deftigeres Sponsoring des kranken Systems“ sorgt. 140 Milliarden Euro zahlen die Versicherten jedes Jahr in dieses zweifelhafte System.

Moniert wird u.a.

>> ...die Krankenkassen künftig fast nur noch Medikamente bezahlen dürfen, die rezeptpflichtig sind. Rezeptpflichtig sind aber in Deutschland Arzneien allein wegen ihres hohen Risikopotenzials, nicht etwa, weil sie besonders wirksam sind. Medikamente mit nachweisbar hoher Wirkung und praktisch ohne Nebenwirkung, wie solche aus pflanzlichen Extrakten, dürfen dagegen nach den Plänen künftig nicht mehr verordnet werden.
.....
Weil die Menschen so verschieden sind, hilft dasselbe Medikament beim selben Krankheitsbild dem einen Patienten gut, dem anderen gar nicht. Es wäre also von größtem medizinischen und volkswirtschaftlichen Wert, nur demjenigen ein Medikament zu verordnen, dem es mit Sicherheit hilft. Die Pharmaindustrie zeigt aber wenig Neigung, das zu erforschen. Sie könnte sonst nur noch einen Bruchteil ihrer Produkte verkaufen.<<

Außerdem wird die Aussage widerlegt, dass die alten Menschen die Gesundheitskosten in die Höhe treiben:

>>Der Berater der Bundesregierung, Bert Rürup, spricht von „steigenden Gesundheitskosten in einer alternden Gesellschaft“. Tatsächlich steigt die Lebenserwartung, wenngleich die Deutschen nur bei den Gesundheitsausgaben, nicht aber bei der Lebenserwartung europäische Spitze sind. Tatsächlich sinken in Deutschland, wie auch in den USA, mit zunehmendem Alter die Kosten für die klinische Behandlung, wie die Max-Planck-Gesellschaft festgestellt hat. Am höchsten sind diese Kosten bei jungen Frauen, die einen Krankenhausaufenthalt nicht überleben. Vom Alter nahezu unabhängig sind dagegen die Kosten für erfolgreiche klinische Behandlung von Männern wie von Frauen. Wichtig wäre es also, wenn der Patient vorher wüsste, wie gut der Arzt ist, dem er sich anvertraut. Das ist nicht vorgesehen.<<

Reform gegen die Gesundheit
https://www.sueddeutsche.de/sz/meinungsseite/red-artikel435/

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/meinungsseite/red-artikel435/


RuzenkaV.(Rosmarie) antwortete am 08.08.03 (16:28):

Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine ist, der junge Mann wollte sich im Sommerloch mal etwas vorpreschen oder aber, er meint es ernst und will den Generationenkonflikt etwas in Trab bringen.

Die erste Möglichkeit verdient ein nachsichtiges Lächeln und Gedanken an unsere eigene Jugend. Ist das zweite der Fall dann heisst es, dass wir, die Senioren/Seniorinnen vorpreschen müssen um endlich mal klar und deutlich zu
machen, dass wir alle wie wir da sind, unsere Pflichten für das Gemeinwohl erfüllt haben und dass wir unsere Rechte
verteidigen werden. Es gibt viele andere Möglichkeiten um im Gesundheitswesen zu sparen, als ausgerechnet bei denen, die Hilfe am nötigsten haben.

Sehr viele Familien und Jugendliche würden vermutlich reichlich belämmert aus der Wäsche gucken, fielen alle die vielen " Zugaben" von Seiten der Grosseltern aus. Also:
miteinander, statt gegeneinander!


Karl antwortete am 09.08.03 (14:48):

An alle Leser und Schreiber,

ich habe drei Fragen zum Thema zur Auswahl gestellt. Ihr könnt hier abstimmen:
https://seniorenstadt.de/votes/altersgrenze.html

Internet-Tipp: https://seniorenstadt.de/votes/altersgrenze.html


Barbara antwortete am 11.08.03 (13:47):

Inszenierung des Sommertheaters voll geglückt:

Endlich kennt jeder einen Herrn Mißfelder....

>>Respekt. Binnen wenigen Tagen hat Mißfelder vollbracht, was anderen Politikern in jahrelanger Gremienarbeit versagt bleibt: den eigenen Namen in die Schlagzeilen und Hauptnachrichten "praktisch aller" (Mißfelder) Medien in Deutschland zu befördern. Dass er für seinen Vorschlag, alte Menschen nicht länger auf Kosten der Allgemeinheit mit künstlichen Hüftgelenken auszustatten ("Früher sind die Leute auch auf Krücken gelaufen"), viel Kritik erntete, hält er für unwichtig. "So viel Aufmerksamkeit hätte ich doch sonst nur gekriegt, wenn ich Yvonne Catterfeld geküsst hätte", sagt Mißfelder - offenbar ein Fan der Schönen aus der RTL-Soap "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten".

Sicherheitshalber hat der Nachwuchsstar ("Ich bin übrigens der jüngste JU-Vorsitzende aller Zeiten") das von ihm ausgelöste Medienecho penibel verzeichnet. Kam er früher allenfalls auf Parteitagen in die Nähe einer Fernsehkamera, durfte er nun mit Ulrich Wickert in den "Tagesthemen" minutenlang über "christlichen Grundsatz", "Generationengerechtigkeit" und - holla - "Systemwechsel in nahezu allen Sozialversicherungssystemen" plaudern.

"Bild", bei deren Kolumnist Mainhardt Graf Nayhauß sich Mißfelder einst Ratschläge für sein politisches Fortkommen einholte, widmete der Berichterstattung über den "Milch-Bubi" täglich fast eine Seite - Aufreger-Lektüre für zwölf Millionen Leser.<<

https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,260675,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,260675,00.html


Barbara antwortete am 14.08.03 (15:07):

In der heutigen ZEIT-Ausgabe schreibt Robert Leicht zu unserem Thema:

>>...Jedenfalls kann man diese Frage nicht auf die Weise beantworten, in der es der Herr Missfelder versucht hat. Um das deutlich zu demonstrieren: Ein junger Mann seines Alters springt, wie das so häufig vorkommt, über Kopf ins flache Wasser oder bricht sich auf andere Weise im modernen, schicken Wassersport ein paar Wirbel, ist also querschnittsgelähmt. Soll man dann sagen: Selber schuld, warum bist Du ins Wasser gesprungen? Oder gar – in direkter Anlehnung an Missfelder: Früher sind die Leute an so etwas auch umstandslos gestorben? Und warum soll man für die relativ wenigen Lebensentfaltungschancen, die einem Querschnittsgelähmten bleiben, so viel Geld ausgeben?

Mit anderen Worten: Die Frage der Solidarität und Kostengerechtigkeit im Gesundheitswesen hat im Kern gar nichts zu tun mit dem Alter der Kranken, manchmal im Gegenteil. So kostet eben ein junger Querschnittsgelähmter insgesamt mehr Geld als ein alter. Sehr viel mehr hätten die Kosten des Gesundheitssystems zu tun mit dem vernünftigen Verhalten der Versicherten und der vorbeugenden Gesundheitspflege. Da wäre aufs Ganze viel mehr zu sparen als bei den paar Hüften über 85. Und dieser Sektor beträfe die Verantwortung der Jüngeren viel stärker – denn vorbeugen, das muss man beizeiten tun.

Und was nun die Generationengerechtigkeit selber angeht, so kann man vieles über die Verantwortung der Älteren sagen, vor allem dazu, dass sie selber dafür gesorgt haben, dass es so wenige Jüngere gibt. Aber wenn der Herr Missfelder noch einmal so reden sollte, dann trete ich dafür ein, die Erbschaftssteuer zu vervielfachen. Denn seine Generation wird – ohne dass sie etwas dafür geleistet hat – von unserer Generation sehr viel mehr erben als wir von unseren Altvorderen. Vielleicht kann man dann ja davon meine neue Hüfte bezahlen, in circa 26 Jahren.<<

https://www.zeit.de/2003/33/leicht_110803

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2003/33/leicht_110803


Medea. antwortete am 14.08.03 (21:14):

Eine Betrachtungsweise, die mir und meiner potentiellen neuen linken Hüfte endlich mal guttut. ;-))