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THEMA: Gedichte Kapitel 24
128 Antwort(en).
admin
begann die Diskussion am 11.02.02 (16:37) mit folgendem Beitrag:
Aus technischen Gründen muss das Kapitel 23 leider archiviert werden.
Bitte, hier weiter schreiben.
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Dela
antwortete am 11.02.02 (17:05):
Allen Lesern im Forum herzliche Grüße.
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort
[Rainer M. Rilke]
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort. Sie sprechen alles so deutlich aus: Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus, und hier ist Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott, sie wissen alles, was wird und war; kein Berg ist ihnen mehr wunderbar; ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern. Die Dinge singen hör ich so gern. Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm. Ihr bringt mir alle die Dinge um.
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:-) Heidi
antwortete am 11.02.02 (17:12):
Fangen wir mit Frühling und Liebe an:
Soll ich kleine Lieder singen, Wie ich oftmals tat? Sonne schon und Nachtigallenschwingen Naht. Unterm Schnee die Quellen rauschen Schon dem Frühling zu. Laß uns lächeln, laß uns lauschen! Du! Rinnt nicht auch in deinen Tränen Schon der Mai? Liebend Berge sich an Berge lehnen. Sei! Eine Tanne steht im jungen Triebe, Wo der Marder schlich. Winter wankt. Die Föhne stürmen. Liebe Mich!
Aus: Die kleinen Verse für Irene von Klabund Davos 1918
(Internet-Tipp: https://members.aol.com/irenastasch1/klab10.htm)
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Heidi
antwortete am 11.02.02 (17:42):
Ein kleines Lied ein sanftes Wort trägt Liebe an den fernsten Ort
Ein kleines Wort ein sanftes Lied die Lieb' in deine Augen sieht
Das Wort, das Lied die Liebe und Du das ist genug! nicht mehr dazu
hl
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Heidi
antwortete am 11.02.02 (19:00):
Du weißt zur Stunde ihn an fernem Ort
Du weißt zur stunde ihn an fernem ort Mit dem verstand begreifst du seine ferne Du weißt, es liegen zwischen ihm und dir ein himmel sonne und ein himmel sterne
Und doch trittst du ans fenster immerfort
Reiner Kunze (geb. 1933)
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Heidi
antwortete am 11.02.02 (19:13):
Magie
Es hat ein Stern geleuchtet In kalte dunkle Nacht; Da sprühten Funken und Flammen, Die schlugen zur Lohe zusammen, Zum feurigsten Brand entfacht.
Es ist ein Hauch geflogen Warm über verödetes Feld; Aufs neu begann es zu lenzen, Aufblühte in Blumen und Kränzen, In Duft und Wonne die Welt.
Es ist ein Ton erklungen, So innig, so rasch und bang; In Liedern begann es zu schwellen Von Nachtigallen und Quellen, Nie hört' ich so lieblichen Klang!
Ein Rosenblatt ist gefallen In einen Alpesee; Sein Spiegel begann zu wallen, Die kochenden Wellen zu ballen Im Sturme so wild und jäh.
Dies alles hab' ich erfahren In meiner seligsten Stund', Als sich zwei rote Lippen, Ach, nur zu flüchtigem Nippen, Gelegt an meinen Mund.
Anastasius Grün (1806-1876)
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Adolf
antwortete am 11.02.02 (20:52):
Einmaliges, wunderbares Leben! Jede Minute ist kostbar. Kein Tag soll verloren sein, Wie wenig ist nötig zum Glück! Ist das wenig, dass die Sonne scheint und Leben schafft, dass der Wind weht und wir atmen, dass die Erde so geschaffen ist, dass wir leben können? Ist das wenig, dass der Mensch lieben und Hoffnung haben kann, heute, morgen und für die Stunde seines Todes? Renate Borg
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sieghard
antwortete am 11.02.02 (21:23):
Heimkehr
Schneefall, dichter und dichter, taubenfarben, wie gestern, Schneefall, als schliefst du auch jetzt noch.
Weithin gelagertes Weiß. Drüberhin, endlos, die Schlittenspur des Verlornen.
Darunter, geborgen, stülpt sich empor, was den Augen so weh tut, Hügel um Hügel, unsichtbar.
Auf jedem, heimgeholt in sein Heute, ein ins Stumme entglittenes Ich: hölzern, ein Pflock.
Dort: ein Gefühl, vom Eiswind herübergeweht, das sein tauben-, sein schnee- farbenes Fahnentuch festmacht.
[Paul Celan 1920-1970] .
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schorsch
antwortete am 12.02.02 (12:25):
Hier das Gedicht, das ich unter Politik angetippt habe. Den verfasser kenne ich leider nicht mehr. Wir lernten das Gedicht in der Schule. Es hat mir schon oft geholfen zurückzustecken....
Ochs und Esel machten Wette, wer am meisten Weisheit hätte. Endlich kam man überein, dass der Löwe, wenn er wollte, diesen Streit entscheiden sollte.
Beide traten tiefgebückt vor des Tierbeherrschers Throne, der mit einem edlen Hohne auf das Paar herunterblickt.
Endlich sprach die Mayestät zu dem Esel und dem Farren: "Ihr seid alle beide Narren!" Jeder guckt ihn an und geht.
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Richard
antwortete am 12.02.02 (14:46):
Dieses Gedicht fand ich zufällig.
Als ich Kind war sagten sie mir:
(Gedicht eines Strafgefangenen)
Als ich Kind war, sagten sie mir, dass ich meinen Nächsten lieben und ehren soll .....und hörte sie lästern über die Nachbarn; dass ich Tiere nicht töten soll .....und sah, wie sie die Ratte erschlugen; dass ich nicht weinen soll .....und hörte sie schluchzen in der Nacht hinter verschlossener Tür; dass ich Stolz haben soll .....und sah wie sie Speichel leckten; dass ich nicht lügen soll .....und hörte sie jede Minute prahlen; dass ich gut sein soll zu den Anderen und hilfreich .....und sah, wie sie den hungrigen Bettler davonjagten; dass ich zu Gott beten und glauben soll .....und hörte, wie sie dem Teufel ihre Seele verschacherten; dass ich den Dieb verachten soll .....und sah, wie sie mit zitternden Händen teilten; dass sie mir den rechten Weg weisen wollten .....und sah nicht die Irrlichter im Moor. Als ich Kind war, sagten sie mir, dass ich meinen Nächsten lieben soll!
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Dela
antwortete am 12.02.02 (18:10):
SCHLAF UND SPEISE
Der Hauch der Nacht ist dein Laken, die Finsternis legt sich zu dir. Sie rührt dir an Knöchel und Schläfe, sie weckt dich zu Leben und Schlaf, sie spürt dich im Wort auf, im Wunsch, im Gedanken, sie schläft bei jedem von ihnen, sie lockt dich hervor. Sie kämmt dir das Salz aus den Wimpern und tischt es dir auf, sie lauscht deinen Stunden den Sand ab und setzt ihn dir vor. Und was sie als Rose war, Schatten und Wasser, schenkt sie dir ein.
Paul Celan
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sieghard
antwortete am 13.02.02 (14:09):
Schnee-Masken
Es hat der Schnee über Nacht Meine Totenmaske gemacht
Weiß war das Lachen des Schnees Und meinen Schatten verwandelt Er in ein Fastnachtsgewand
Ein Sturm von goldnen Triangeln Hat plötzlich die tönende Stadt Gehoben aus all ihren Angeln
Im siebenfarbenen Licht Wurden die Türme der Zeit Von ihren Ankern befreit
Der Schnee hat über Nacht Mein Traumgesicht wahrgemacht
[Yvan Goll 1891-1950] .
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Heidi
antwortete am 13.02.02 (16:30):
Der Salzsee
Der Mond leckt wie ein Wintertier das Salz deiner Hände, Doch schäumt dein Haar violett wie ein Fliederbusch, In dem das erfahrene Käuzchen ruft. Da steht für uns erbaut die gesuchte Traumstadt, In der die Straßen alle schwarz und weiß sind. Du gehst im Glitzerschnee der Verheißung, Mir sind gelegt die Schienen der dunklen Vernunft. Die Häuser sind mit Kreide gegen den Himmel gezeichnet Und ihre Türen bleigegossen; Nur oben unter Giebeln wachsen gelbe Kerzen Wie Nägel zu zahllosen Särgen. Doch bald gelangen wir hinaus zum Salzsee. Da lauern uns die langgeschnäbelten Eisvögel auf, Die ich die ganze Nacht mit nackten Händen bekämpfe, Bevor uns ihre warmen Daunen zum Lager dienen.
Yvan Goll
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Dela
antwortete am 13.02.02 (16:58):
Ich finde dich in allen diesen Dingen
[Rainer Maria Rilke] Ich finde dich in allen diesen Dingen, denen ich gut und wie ein Bruder bin; als Samen sonnst du dich in den geringen und in den großen gibst du groß dich hin. Das ist das wundersame Spiel der Kräfte, daß sie so dienend durch die Dinge gehn: in Wurzeln wachsend, schwindend in die Schäfte und in den Wipfeln wie ein Auferstehn.
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Heidi
antwortete am 13.02.02 (22:32):
Aus dem Archiv (Oktober 2000)
Terzinen
Nur das nicht, daß ich mich daran gewöhne, daß Du den Weg zu mir gefunden hast. Nur das nicht, daß das unaussprechlich Schöne, das mich in Deiner Gegenwart erfaßt alltäglich wird, beraubt des reinen Glanzes, des Einzigartigen. Du darfst ein Gast nur eines Festes, Partner eines Tanzes, Gefährte einer guten Stunde sein, kostbarste Blüte eines bunten Kranzes, Tropfen von einem auserwählten Wein, an dem sich meine Liebe stets aufs neue berauscht. Laß mich zur rechten Zeit allein, daß ich mich immer tiefer freue.
Das darfst Du nie, aus Mitleid zu mir kommen, wenn Du mich nicht mehr lieben kannst. Das eine versprich mir, daß Du unvoreingenommen und ohne Scheu und Rücksicht mir die reine Wahrheit bekennst.- Wenn sich die Fäden lösten, die Dich mit mir verbanden, wenn sich Deine Gefühle wandeln, kannst Du mich nicht trösten, indem Du es verschweigst und mich insgeheim weiter umarmst. Du weißt es, auch die größten Schmerzen und alle Tränen, die ich weine, sie haben ihren Sinn jedoch wir sehen ihn meist nicht ein. Verstehst Du, was ich meine? Du mußt mich lieben oder von mir gehen.
von Annemarie Bostroem
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Freddy
antwortete am 14.02.02 (22:21):
Liebes-Lied (Rainer Maria Rilke)
Wie soll ich meine Seele halten, daß sie nicht an deine rührt?Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen? Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen an einer fremden stillen Stelle,die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen. Doch alles was uns anrührt,dich und mich, nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. Auf welches Instrument sind wir gespannt? Und welcher Geiger hat uns in der Hand? O süßes Lied.
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Rosmarie Vancura
antwortete am 15.02.02 (00:21):
Aus: Jörg Zink: " Was bleibt, stiften die Liebenden2.
Ein Gefühl ist wie ein Kind, das in uns lebt und weint und lacht, Hunger hat und bemerkt sein will. Wer zu seinen Gefühlen zu oft sagt: Sei still! Ich habe jetzt keine Zeit für dich - dessen inneres Kind sitzt eines Tages in einer vergessenen Ecke und trauert, wird krank und verkümmert.
Mit Gefühlen soll man umgehen, wie man mit einem Kind umgeht. Man sieht ihm freundlich zu und aufmerksam man hört, was es klagt, man leidet mit ihm. wenn es leidet. Denn Gefühle sind die lebendigsten Kräfte in uns, und keine andere kraft in uns bringt so lebendiges hervor.
Ein Kind hat auch Wünsche, berechtigte, gute, schöne, unerfüllbare. Dann nehmen wir es auf den Arm und sind mit ihm traurig. Aber wir schicken es nicht weg, Ein Kind kann verstehen dass es nicht alles haben kann. Aber lieben muss man es im Mut geben und Fröhlichkeit, und Raum, seine Kräfte zu regen.
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Adolf
antwortete am 15.02.02 (05:45):
Ich wünsche allen einen schönen Tag. Adolf
Flucht „Letztlich sind wir alle hier, weil es kein Entrinnen vor uns selbst gibt. Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht. Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es keine Geborgenheit. Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen - er wird allein sein." Richard Beauvais
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Arwen
antwortete am 15.02.02 (15:11):
Hallo! Ich bin im Moment im ,,Wieso?"-und-,,Warum?"-Fieber. Also, hier sind ein 2 Gedichte, die, nach meiner Meinung nach, lesenswert sind.
DAS LETZTE KAPITEL?
Am 12. Juli des Jahres 2003 lief folgender Funkspruch rund um die Erde: daß ein Bombengeschwader der Luftpolizei die gesamte Menschheit ausrotten werde.
Die Weltregierung, so wurde erklärt, stellte fest, daß der Plan, endgültig Frieden zu stiften, sich gar nicht anderse verwirklichen lässt, als allte Beteiligten zu vergiften.
Zu fliehen, wurde erklärt, habe keinen Zweck. Nicht eine Seele dürfe am Leben bleiben. Das neue Giftgas reicht in jedes Versteck. Man habe nicht einmal nötig, sich selbst zu entbleiben.
Am 13. Juli flogen von Boston eintausend mit Gas und Bazillen beladene Flugzeuge fort und vollbrachten, rund um den Globus sausend, den von der Weltregierung befohlenen Mord.
Die Menschen krochen winselnd unter die Betten. Sie stürzten in ihre Keller und in den Wald. Das Gift hing gelb wie Wolken über den Städten. Millionen Leichen lagen auf dem Asphalt.
Jeder dachte, er könnte dem Tod entgehen. Keiner entging dem Tod, und die Keller wurden leer. Das Gift war überall. Es schlich wie auf Zehen. Es lief die Wüste entlang. Und es schwamm übers Meer.
Die Menschen lagen gebündelt wie faule Garben. Andre hingen wie Puppen zum Fenster hinaus. Die Tiere im Zoo schrien schrecklich, bevor sie starben. Und langsam löschten die großen Hochöfen aus.
Dampfer schwankten im Meer, beladen mit Toten. Und weder Weinen noch Lachen war mehr auf der Welt. Die Flugzeuge irrten, mit tausend toten Piloten, unter dem Himmel und sanken brennend ins Feld.
JETZT HATTE DIE MENSCHHEIT ENDLICH ERREICHT,WAS SIE WOLLTE. ZWAR WAR DIE METHODE NICHT AUSGESPROCHEN HUMAN. DIE ERDE WAR ABER ENDLICH STILL UND ZUFRIEDEN UND ROLLTE, VÖLLIG BERUHIGT IHRE BEKANNTE ELLIPTISCHE BAHN.
Erich Kästner, 1969
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WHY do we kill people who kill people to show that killing people is wrong?
Ein Flugblatt der Organisation <<amnesty international>>, 1989
Ich hoffe, dass irgendwer die Wahrheit erkennt.
Arwen
(Internet-Tipp: https://herr-der-ringe-film.de)
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sieghard
antwortete am 15.02.02 (22:39):
Der Februar
Nordwind bläst. Und Sündwind weht. Und es schneit. Und taut. Und schneit. Und indes die Zeit vergeht, bleibt ja doch nur eins: die Zeit.
Pünktlich holt sie aus der Truhe Falschen Bart und goldnen Kram. Pünktlich sperrt sie in die Truhe Sorgenkleid und falsche Scham.
In Brokat und seidnen Resten, eine Maske vorm Gesicht, Kommt sie dann zu unsren Festen. Wir erkennen sie nur nicht.
Bei Trompeten und Gitarren drehn wir uns im Labyrinth und sind aufgeputzt wie Narren, um zu scheinen, was wir sind.
Unsre Orden sind Attrappe. Bunter Schnee ist aus Papier. Unsre Nasen sind aus Pappe. Und aus welchem Stoff sind wir?
Bleich, als sähe er Gespenster, mustert uns Prinz Karneval. Aschermittwoch starrt durchs Fenster. Und die Zeit verlässt den Saal.
Pünktlich legt sie in die Truhe das Vorüber und Vorbei. Pünktlich holt sie aus der Truhe Sorgenkleid und Einerlei.
Nordwind bläst. Und Südwind weht. Und es schneit. Und taut. Und schneit. Und indes die Zeit vergeht, bleibt uns doch nur eins: die Zeit.
[Erich Kästner 1899-1974] .
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Dela
antwortete am 16.02.02 (01:20):
Die zwei Parallelen
(Christian Morgenstern)
Es gingen zwei Parallelen ins Endlose hinaus, zwei kerzengerade Seelen und aus solidem Haus. Sie wollten sich nicht schneiden bis an ihr seliges Grab: Das war nun einmal der beiden geheimer Stolz und Stab. Doch als sie zehn Lichtjahre gewandert neben sich hin, da wards dem einsamen Paare nicht irdisch mehr zu Sinn. Warn sie noch Parallelen? Sie wußtens selber nicht, - sie flossen nur wie zwei Seelen zusammen durch ewiges Licht. Das ewige Licht durchdrang sie, da wurden sie eins in ihm; die Ewigkeit verschlang sie als wie zwei Seraphim.
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Pamina
antwortete am 16.02.02 (12:16):
Eine kleine Vorbereitung auf den ersehnten Frühling:
Aus "13 Monate" von Erich Kästner (1899-1974)
Mai
Im Galarock des heiteren Verschwenders, ein Blumenzepter in der schmalen Hand fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders, aus seiner Kutsche grüßend, über Land.
Es überblüht sich, er braucht nur zu winken. Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain. Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken. Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.
Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten. Die Birken machen einen grünen Knicks. Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten, das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.
Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle. Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollte vorbei. Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle. O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!
Melancholie und Freude sind wohl Schwestern. Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee. Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern. Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.
Er nickt uns zu und ruft: "Ich komm ja wieder!" Aus Himmelblau wird langsam Abendgold. Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder. Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.
Pamina
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Luzia
antwortete am 16.02.02 (12:50):
Der Verschwender
von Eugen Roth
Ein Mensch, der ein sehr hohes Maß von reiner Leidenschaft besaß vermeinte, daß bei so viel Gnade es vorerst weiter gar nicht schade, so ab und zu in kleinen Summen die Zinsen quasi zu verdummen. Die Liebeleien wurden häufig, verschwenden wurde ihm geläufig. Noch hab'ich, kommt das Glück einmal, so dachte er,-das Kapital! Die Liebe kam dann, unvermutet, die wert ist, daß man für sie blutet. Der Mensch griff tief in seine Seele- und merkte plötzlich, daß sie fehle. Zwar fand er noch, als Mann von Welt, in allen Taschen Wechselgeld, doch reichte es für Liebe nimmer, nur mehr für billige Frauenzimmer.....
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Dela
antwortete am 16.02.02 (17:36):
Pfeifen
(Hermann Hesse)
Klavier und Geige, die ich wahrlich schätze, Ich konnte mich mit ihnen kaum befassen; Mir hat bis jetzt des Lebens rasche Hetze Nur zu der Kunst des Pfeifens Zeit gelassen. Zwar darf ich mich noch keinen Meister nennen, Lang ist die Kunst und kurz ist unser Leben. Doch alle, die des Pfeifens Kunst nicht kennen, Bedaure ich. Mir hat sie viel gegeben. Drum hab ich längst mir innigst vorgenommen, In dieser Kunst von Grad zu Grad zu reifen, Und hoffe endlich noch dahin zu kommen, Auf mich, auf euch, auf alle Welt zu pfeifen.
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schorsch
antwortete am 16.02.02 (17:43):
Zur Eugen Roths
"....Zwar fand er noch, als Mann von Welt, in allen Taschen Wechselgeld, doch reichte es für Liebe nimmer, nur mehr für billige Frauenzimmer....."
Wer kritisiert denn, dass sie waren billig? Hauptsache war doch: sie waren ihm willig!
Schorsch
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sieghard
antwortete am 17.02.02 (21:59):
Zierlich ist des Vogels Tritt im Schnee, Wenn er wandelt auf des Berges Höh: Zierlicher schreibt Liebchens Hand, Schreibt ein Brieflein mir in ferne Land.
In die Lüfte hoch ein Reiher steigt, Dahin weder Pfeil noch Kugel fleugt: Tausendmal so hoch und so geschwind Die Gedanken treuer Liebe sind.
[Eduard Mörike 1804 – 1875] .
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Erika Kalkert
antwortete am 18.02.02 (15:01):
Wenn jeder eine Blume pflanzte, jeder Mensch auf dieser Welt, und, anstatt zu schießen, tanzte und mit Lächeln zahlte, statt mit Geld - wenn ein jeder einen anderen wärmte, keiner mehr von seiner Stärke schwärmte, keiner mehr den anderen schlüge, keiner sich verstrickte in der Lüge, wenn die Alten wie die Kinder würden, sie sich teilten in den Bürden, wenn dies Wenn sich leben ließ, wär`s noch lang kein Paradies - bloß die Menschenzeit hätt angefangen, die in Streit und Krieg uns beinah ist vergangen.
Peter Härtling
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Dela
antwortete am 18.02.02 (22:52):
Antlitz
(Ina Seidel)
Sieh, erst dachte ich, es sei der Mond, Der in deinem Antlitz ohne Schatten Wie in einer Silberschale wohnt.
Doch dann sah ich mit dir auf die Matten, Sah das Tal, das deine Augen dir Jahr für Jahr ins Herz gespiegelt hatten,
Sanfte Hügel, Fluß, Gewölk vor mir. Und ich blickte in die lichte Landschaft Als in einen Widerschein von dir
Und erkannte zärtliche Verwandtschaft.
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sieghard
antwortete am 19.02.02 (13:40):
Sonne im Februar
Wir haben die Fenster mit Schnee gewaschen Helios atme sie trocken
Strähn unser frostverästeltes Haar mit dem Sonnenkamm
Freilich wir wissen im Dornengarten hast du schlafende Rosen begraben bald wirst du sie wecken kelchgerecht für die Regentaufe
Wir werden Zeugen sein
Indessen blühn farblose Eisblumen auf dem Mossdach verwesender Väter
Rose Ausländer .
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;-)) Heidi
antwortete am 20.02.02 (23:52):
irgend ein tag im februar
ist nicht gut gelaufen heute ärger im beruf und auch sonst ist's nicht berauschend draussen alles nass kalt grau selbst die krokusse sehen aus als hätte jemand plastikblumen in die wiese gesetzt die krähen krächzen heiser vor sich hin und oben am himmel hat jemand seine grau verfärbte schmutzige wäsche aufgehängt meine wohnungstür grinst mich hämisch an weil das verdammte schloss mal wieder klemmt ich frage mich ob ich nicht gleich in den keller gehen soll um dort leise vor mich hin zu sterben doch irgend jemand hat die kellertür abgeschlossen angewidert lege ich mich in mein bett ziehe die decke über den kopf und vergrabe mich in meinem privaten kellerloch.. lasst mich bloß in ruhe!
hl
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Heidi
antwortete am 22.02.02 (00:07):
Fürchte dich nicht, sind die Astern auch alt
Fürchte dich nicht, sind die Astern auch alt, streut der Sturm auch den welkenden Wald in den Gleichmut des Sees, - die Schönheit wächst aus der engen Gestalt; sie wurde reif, und mit milder Gewalt zerbricht sie das alte Gefäß.
Sie kommt aus den Bäumen in mich und in dich, nicht um zu ruhn; der Sommer ward ihr zu feierlich. Aus vollen Früchten flüchtet sie sich und steigt aus betäubenden Träumen arm ins tägliche Tun.
Rainer Maria Rilke
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Rosmarie Vancura
antwortete am 22.02.02 (07:10):
Singen ______
Singen Wann? Wem den Puls fühlen? Wem im Dunkeln schaun auf den Mund ob hell die Stimme hervorbricht?
Wer seine Stimme erhebt zu früh der wird mundtot dem wird sie niedergemacht dem wird sein Recht auf die freie Stimme geraubt unter unfreiem Himmel
Nicht singen bevor es singt? Aber nicht länger stumm bleiben wenn es anfangen muß zu singen
Erich Fried
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Luzia
antwortete am 22.02.02 (12:23):
Warum das Leben, das Lebend'ge hassen? Beschaue nur in mildem Licht das Menschenwesen, wiege zwischen Kälte und Überspannung dich im Gleichgewicht; und wo der Dünkel hart ein Urteil fällte, so laß ihn fühlen, was ihm selbst gebricht; du, selbst kein Engel, wohnst nicht unter Engeln, Nachsicht erwirbt sich Nachsicht,liebt geliebt. Die Menschen sind, trotz allen ihren Mängeln, das Liebenswürdigste, was es gibt; fürwahr, es wechselt Pein und Lust. Genieße, wenn du kannst, und leide, wenn du mußt, vergiß den Schmerz, erfrische das Vergnügen. Zu einer Freundin, einem Freund gelenkt, mitteilend lerne, wie der andre denkt. Gelingt es dir den Starrsinn zu besiegen, das Gute wird im ganzen überwiegen.
Goethe
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Dela
antwortete am 22.02.02 (13:19):
Wie wahr "Genieße wenn du kannst, und leide, wenn du mußt".
Das Ferngespräch
(Eugen Roth)
Ein Mensch spricht fern, geraume Zeit, mit ausgesuchter Höflichkeit, legt endlich dann, mit vielen süßen Empfehlungen und besten Grüßen, den Hörer wieder auf die Gabel - doch tut er nochmal auf den Schnabel, (nach all dem freundlichen Gestammel) um dumpf zu murmeln: Blöder Hammel! Der drüben öffnet auch den Mund zu der Bemerkung: Falscher Hund! So einfach wird auf dieser Welt die Wahrheit wieder hergestellt.
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Luzia
antwortete am 23.02.02 (11:04):
Auch von : Eugen Roth:
Ein Mensch am Ende seiner Kraft, hat sich noch einmal aufgerafft. Statt sich im Schmerze zu vergeuden beschließt er, selbst sich zu befreuden, und tut dies nun durch die Erdichtung von äußerst peinlicher Verpflichtung. So ist ihm Reden eine Qual: Sitzt er nun wo als Gast im Saal, befiehlt er streng sich in den Wahn, er käm' jetzt gleich als Redner dran, macht selber Angst sich bis zum Schwitzen - und bleibt dann glücklich lächelnd sitzen. Dann wieder bildet er sich ein, mit einem Weib vermählt zu sein, das trotz erbostem Scheidungsrütteln auf keine Weise abzuschütteln. Wenn er die Wut, daß sie sich weigert, bis knapp zum Mord hinaufgesteigert, so lacht er über seine List und freut sich, daß er ledig ist. Ein Mensch, ein bißchen eigen willig, schafft so sich Wonnen, gut und billig.
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Pamina
antwortete am 23.02.02 (18:49):
Eines meiner Lieblingsgedichte von Gottfried Benn:
Astern
Astern, schwelende Tage, alte Beschwörung, Bann. Die Götter halten die Waage eine zögernde Stunde an.
Noch einmal die goldenen Herden, der Himmel, das Licht, der Flor. Was brütet das alte Werden unter den sterbenden Flügeln vor?
Noch einmal das Ersehnte, den Rausch, der Rosen Du. Der Sommer stand und lehnte und sah den Schwalben zu.
Noch einmal ein Vermuten, wo längst Gewissheit wacht. Die Schwalben streifen die Fluten und trinken Fahrt - und Nacht.
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sieghard
antwortete am 25.02.02 (09:18):
Friedrich Schiller (1759-1805)
Morgenlied
Verschwunden ist die finstre Nacht, Die Lerche schlägt, der Tag erwacht, Die Sonne kommt mit Prangen Am Himmel aufgegangen.
Sie scheint in Königs Prunkgemach, Sie scheinet durch des Bettlers Dach. Und was in Nacht verborgen war, Das macht sie kund und offenbar.
Lob sei dem Herrn und Dank gebracht, Der über diesem Haus gewacht, Mit seinen heilgen Scharen Uns gnädig wollt' bewahren.
Wohl mancher schloss die Augen schwer Und öffnet sie dem Licht nicht mehr; Drum freue sich, wer neu belebt Den frischen Blick zur Sonn' erhebt. .
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Rosmarie Vancura
antwortete am 25.02.02 (11:25):
Drei Fragen zugleich _____________________
Darf ein Gedicht in einer Welt die an ihrer Zerrissenheit vielleicht untergeht immer noch einfach sein?
Darf ein Gedicht in einer Welt die vielleicht untergeht an ihrer Zerrissenheit anders als einfach sein?
Darf eine Welt die vielleicht an ihrer Zerissenheit untergeht einem Gedicht Vorschriften machen?
Erich Fried
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Rosmarie Vancura
antwortete am 26.02.02 (11:02):
Nichts weiter ____________
Hier kannst du nichts weiter tun, wenn du leben willst, als in der Erde zu wurzeln als wär's für immer.
Hier kannst du nichts weiter tun wenn du leben willst, als deine Wurzeln aus der Erde zu ziehen
und aufzubrechen.
Von Catarina Carsten
CATARINA CARSTEN ist Schrifstellerin und Journalistin, schreibt Gedichte und Prosa, Hör- und Fernsehspiele. Sie lebt und arbeitet in der Nähe von Salzburg. Zahlreiche Veröffentlichungen und Literaturpreise. Mitglied des österreichischen P.R.N.-Clubs
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sieghard
antwortete am 26.02.02 (15:31):
Komm, lieber Mai, und mache die Bäume wieder grün, und lass uns an dem Bache die kleinen Veilchen blühn. Wie möchten wir so gerne ein Veilchen wieder sehn, auch, lieber Mai, wie gerne einmal spazieren gehen!
Zwar Wintertage haben wohl auch der Freuden viel, man kann im Schnee eins traben und treibt manch Abendspiel, baut Häuserchen von Karten, spielt Blindekuh und Pfand; auch gibt’s Schlittenfahrten auch liebe freie Land.
Ach wenn’s doch erst gelinder und grüner draußen wär. Komm, lieber Mai, wir Kinder, wir bitten dich gar sehr! O komm und bring vor allem uns viele Veilchen mit, bring auch viel Nachtigallen und schöne Kuckucks mit. .
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Luzia
antwortete am 26.02.02 (15:56):
In Erinnerung an meinen heutigen Zahnarztbesuch
Wilhelm Busch
Das Zahnweh, subjektiv genommen, ist ohne Zweifel unwillkommen; doch hats die gute Eigenschaft, daß sich dabei die Lebenskraft, die man nach außen oft verschwendet, auf einen Punkt nach innen wendet und hier energisch konzentriert. Kaum wird der erste Stich verspürt, kaum fühlt man das bekannte Bohren, das Rucken, Zucken und Rumoren - und aus ist's mit der Weltgeschichte, vergessen sind die Kursberichte, die Steuern und das Einmaleins, kurz, jede Form gewohnten Seins, die sonst real erscheint und wichtig, wird plötzlich wesenlos und nichtig. Ja, selbst die Liebe rostet - man weiß nicht, was die Butter kostet - denn einzig in der engen Höhle des Backenzahnes weilt die Seele, und unter Toben und Gesaus reift der Entschluß : Er muß heraus!!-
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Anton Stephan Reyntjes
antwortete am 27.02.02 (00:55):
Als Morgengabe für Rose, die zwei "Fehler", zwei zusätzliche Wörter in diesem für Ihren Ehrentag gestalteten Text finden wird:
Rainer Maria Rilke
Du, Nachbar Gott, wenn ich dich manchesmal in langer Nacht mit hartem Klopfen störe, - so ist's, weil ich dich selten atmen höre und weiß: Du bist allein im Saal. Und wenn du etwas brauchst, ist keiner da, um deinem Tasten einen Trank zu reichen: ich horche immer. Gib ein kleines Zeichen. Rose. Ich bin ganz nah.
Nur eine schmale Wand ist zwischen uns, durch Zufall; denn es könnte sein: ein Rufen deines oder meines Munds - und sie bricht ein ganz ohne Lärm und Laut.
Aus deinen Bildern ist sie aufgebaut.
Und deine Bilder stehn vor dir wie Namen. Rose Und wenn einmal das Licht in mir entbrennt, mit welchem meine Tiefe dich erkennt, vergeudet sich's als Glanz auf ihren Rahmen.
Und meine Sinne, welche schnell erlahmen, sind ohne Heimat und von dir getrennt.
(Internet-Tipp: https://www.reyntjes.de)
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Brita
antwortete am 02.03.02 (19:27):
...kann oft nicht so wie ich will, meine Outlook-Verbindung ist miserabel...mir fehlen eure schönen Beiträge, hier auch einer zum Nachdenken...
Der Blütenzweig
Immer hin und wider Strebt der Blügenzweig im Winde, Immer auf und nieder Strebt mein Herz gleich einem Kinde Zwischen hellen, dunklen Tagen, Zwischen Wollen und Entsagen.
Bis die Blüten sind verweht Und der Zweig in Früchten steht, Bis das Herz, der Kindheit satt, Seine Ruhe hat Und bekennt: voll Lust und nicht vergebens War das unruhvolle Spiel des Lebens.
Hermann Hesse
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Dela
antwortete am 02.03.02 (20:26):
Träumer mittleren Alters
(Mascha Kaléko)
Wie einen doch der große Weltschmerz quälte, Als man so etwa zwanzig Jahre zählte! Nun wird man niemals wieder Zwanzig sein. Oft ist in mir ein seltsames Bedauern: Daß ich nicht traurig bin, das macht mich trauern Und hüllt mich in die alte Wolke ein. Soll man die Wohlgeratenen beneiden, Die kühl und praktisch nie an Weltschmerz leiden, Weil ihre Herzen längst gestorben sind? Ach, der Gedanke schon läßt mich verzagen... Mein Schicksal bleibt es, Träumen nachzujagen, Ein hoffnungslos verlornes großes Kind.
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Dela
antwortete am 02.03.02 (20:28):
Der März
(Erich Kästner)
Sonne lag krank im Bett. Sitzt nun am Ofen. Liest, was gewesen ist. Liest Katastrophen.
Springflut und Havarie, Sturm und Lawinen, - gibt es denn niemals Ruh drunten bei ihnen.
Schaut den Kalender an. Steht drauf: " Es werde!" Greift nach dem Opernglas. Blickt auf die Erde.
Schnee vom vergangenen Jahr blieb nicht der gleiche. Liegt wie ein Bettbezug klein auf der Bleiche.
Winter macht Inventur. Will sich verändern. Schrieb auf ein Angebot aus anderen Ländern.
Mustert im Fortgehn noch Weiden und Erlen. Kätzchen blühn silbergrau. Schimmern wie Perlen.
In Baum und Krume regt sich's allenthalben. Radio meldet schon Störche und Schwalben.
Schneeglöckchen ahnen nun, was sie bedeuten. Wenn Du die Augen schließt, hörst Du sie läuten.
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Adolf
antwortete am 04.03.02 (04:31):
Man muss keine großen Reisen machen, um die Schönheit der Schöpfung zu sehen, und ebenso braucht man keine großen Ekstasen zu haben, um die Liebe Gottes zu entdecken. Aber man muss still sein und warten können, um zu begreifen. Henri J. M. Nouwen
Ich wünsche allen einen schönen Wochenanfang
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sieghard
antwortete am 04.03.02 (08:10):
Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt; er pfleget und pflanzet all’ Bäume und Land. Er ackert, er egget, er pflüget und sät und regt seine Hände gar früh und noch spät.
Die Knechte und Mägde und all sein Gesind, das regt und bewegt sich wie er so geschwind. Sie singen manch munteres, fröhliches Lied und freun’n sich von Herzen, wenn alles schon blüht.
Und ist dann der Frühling und Sommer vorbei, so füllet die Scheuer der Herbst wieder neu. Und ist voll die Scheuer, voll Keller und Haus, dann gibt’s auch im Winter manch fröhlichen Schmaus. .
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Freddy
antwortete am 04.03.02 (22:31):
Herzliche Grueße an alle Freddy Frühling hinter Bad Nauheim
von Joachim Ringelnatz
Zwei Eier,ein Brötchen,ein Hut und ein Hund Am Himmel die weiße Watte Die ausgezupft Den Himmel ohne Hintergrund so ungebildet übertupft, Erzählt mir,was ich hatte.
Erzählt mir,was ich war. Ich hatte ,was ich habe. Aber was weiß ich,was ich bin?! Genauso dumm und vierzig Jahr
Ich fliege ,ein krächzender Rabe, Über mich selber hin. Ich bin zum Glück nicht sehr gesund Und- Gott sei Dank- Auch nicht sehr krank.
Der Wind entführt mir meinen Hund. Die Eier, der Kognak, das Brötchen Schmecken heut besonders gut: Und siehe da: mein alter Hut Macht Männchen und gibt Pfötchen.
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Rosmarie Vancura
antwortete am 06.03.02 (10:56):
K i n d er ___________
Wie sie mit einem Lachen die Angst verjagen,
das All durchmessen im Schaukelschwung.
wie sie den Augenblick auf die Ewigkeit reimen
und wie sie die gleiche Zeit. die wir in unseren Terminkalendern
kleinlich verplanen mit vollen Händen
verschwenden.
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Dela
antwortete am 06.03.02 (17:51):
Leise, ganz leise
(Koloman Stumpfögger)
Sag mir ein Wort, ein kleines nur, hauch es mir ins Ohr!
Füll mir den Fingerhut mit kostbaren Tropfen aus süßem Mandelöl!
Zupf leise die Engelsharfe, ganz leise, laß die Saiten singen,
Klänge für Zeiten, in denen jeder Ton verstummt, kein Laut zu mir dringt!
Wenn von Engelsfingern berührt wieder die Harfe anhebt, erkenne ich Silben, verstehe den Sinn.
Dann erwidre ich die leise Musik, flüstre dir ein Wort ins Ohr.
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sieghard
antwortete am 07.03.02 (17:09):
Leise zieht durch mein Gemüt Liebliches Geläute, Klinge, kleines Frühlingslied, Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus bis an das Haus, Wo die Blumen sprießen. Wenn du eine Rose schaust, Sag, ich lass sie grüßen.
[Heinrich Heine 1797 - 1856] .
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Brita
antwortete am 07.03.02 (20:53):
Lob des Frühlings.
Saatengrün, Veilchenduft, Lerchenwirbel, Amselschlag, Sonnenregen, linde Luft!
Wenn ich solche Worte singe, Braucht es dann noch großer Dinge, Dich zu preisen Frühlingstag?
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Brita
antwortete am 07.03.02 (20:56):
Hier noch ein Gedicht von Ludwig Uhland über den Frühling
Frühlingsglaube Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säuseln und weben Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Nun, armes Herze sei nicht bang! nun muß sich alles, alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Tal: Nun armes Herz, vergiß der Qual! Nun muß sich alles, alles wenden. Ludwig Uhland
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Rosmarie Vancura
antwortete am 08.03.02 (19:51):
Mein Gedicht zum Thema Frühling
Frühlings Erwachen __________________
Erschöpft von vielen Müdigkeiten, als Minnesänger längst verstummt, fühlt sich der stärkste Mann zuzeiten, nervös und völlig ausgepumpt.
Man möchte vor sich selber fliehen und hat ( ich nehme an auch du) die Kräfte und die Energien in keiner Weise mehr dazu.
Sogar die Liebe wird gemieden, weil sie uns psychisch-physisch schwächt, und deshalb ist man unzufrieden, verstimmt, vergrämt und ungerecht.
Der Frühling bringt uns nicht zu Lachen und macht uns melancholisch meist auch wenn der Dichter sein Erwachen poetisch überschwenglich preist.
Die chemische Zusammenstellung des Homo sapiens im März bewirkt anstelle der Erhellung oft spürbar einen Druck aufs Herz.
Jedoch der Krokus auf der Wiese und tief im Wald der Seidelbast vermögen, dass du trotz der Krise an tausend Dingen Freude hast.
Drum lass vom Lenz dich nicht bedrücken, auch wenn er dich elegisch macht: Er wird dich überreich beglücken, sobald er ganz und gar erwacht.
Fridolin Tschudi
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Rosmarie Vancura
antwortete am 08.03.02 (20:06):
Frühlingsexerzitien ___________________
Für Stephan, den Langen!
Blätter treiben, Blühen, Früchte und so weiter, alle Hände, Zweige voll zu tun.
So soll es sein: An gleichem Ort beweglich bleiben, fest auf frischen Wurzeln ruhn.
Aus Stephen Jacobs Geschulte Monade Coll.S.Fischer
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Dela
antwortete am 09.03.02 (20:08):
Auch dies sind Gedanken zum Thema Frühling.
Letzter Frühling
Gottfried Benn (1886-1956)
Nimm die Forsythien tief in dich hinein und wenn der Flieder kommt, vermisch auch diesen mit deinem Blut und Glück und Elendsein, dem dunklen Grund, auf den du angewiesen. Langsame Tage. Alles überwunden. Und fragst du nicht, ob Ende, ob Beginn, dann tragen dich vielleicht die Stunden noch bis zum Juni mit den Rosen hin.
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Dela
antwortete am 09.03.02 (20:20):
Aber ein verheißungsvolles Frühlingsgedicht soll folgen.
Frühling
Theodor Fontane (1819-1898)
Nun ist er endlich kommen doch In grünem Knospenschuh; "Er kam, er kam ja immer noch" Die Bäume nicken sich's zu. Sie konnten ihn all erwarten kaum, Nun treiben sie Schuß auf Schuß; Im Garten der alte Apfelbaum, Er sträubt sich, aber er muß. Wohl zögert auch das alte Herz Und atmet noch nicht frei, Es bangt und sorgt; "Es ist erst März, Und März ist noch nicht Mai." O schüttle ab den schweren Traum Und die lange Winterruh: Es wagt es der alte Apfelbaum, Herze, wag's auch du.
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Adolf
antwortete am 10.03.02 (02:34):
Hier ein Frühlings Gedicht aus dem Gedächtnis. Ich weiß nicht mehr von es stammt. Vielleicht weiß es aus der Runde jemand.
Und dreunt der Winter noch so sehr mit trotzigen Gebärden, und streut er Eis und Schnee umher, es muss doch Frühling werden.
Einen schönen Sonntag wünscht allen Adolf
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Herbertkarl Huether
antwortete am 10.03.02 (02:57):
Emanuel Geibel
Hoffnung
Und dräut der Winter noch so sehr mit trotzigen Gebärden, und streut er Eis und Schnee umher, es muß doch Frühling werden. Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht, mir soll darob nicht bangen, auf leisen Sohlen über Nacht kommt doch der Lenz gegangen.
Drum still! Und wie es frieren mag, o Herz, gib dich zufrieden, es ist ein großer Maientag der ganzen Welt beschieden.
Und wenn dir oft auch bangt und graut, als sei die Höll' auf Erden, nur unverzagt auf Gott vertraut! Es muß doch Frühling werden.
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Dietlinde
antwortete am 10.03.02 (08:57):
Joseph von Eichendorff hat heute Geburtstag!
10. 3. 1788 Joseph von Eichendorff (+ 26.11.1857) Deutscher Schriftsteller. Der aus einer preußischen Adelsfamilie stammende Eichendorff studierte Jura in Heidelberg und später in Berlin. Während dieser Zeit verfasste er bereits seine ersten literarischen Schriften und knüpfte Kontakte zu Vertretern der Romantik. 1813 schloss sich Eichendorff dem Lützkowschen Freikorps im Kampf gegen Napoleon an. Nach Ende des Krieges trat er in den preußischen Staatsdienst ein, den er 1844 wieder verließ, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Neben vielen Gedichten, die sich mit der Natur beschäftigten, veröffentliche Eichendorff 1826 sein wichtigstes Buch "Aus dem Leben eines Taugenichts", das als ein Hauptwerk der deutschen romantischen Literatur gilt. www.vcu.edu/hasweb/for/eichendorff/taugenichts1.html Online-Version des ersten Kapitels aus Eichendorffs "Aus dem Leben eines Taugenichts" auf den Internetseiten der "Virginia Commmonwealth University". www.uni-karlsruhe.de/~za192/begab/themen/biogr/kurzbio.htm Biografie des Schriftstellers auf der Homepage der "Universität Karlsruhe". ********************************************
FRÜHLINGSNACHT
Übern Garten durch die Lüfte Hört ich Wandervögel ziehn, Das bedeutet Frühlingsdüfte, Unten fängts schon an zu blühn.
Jauchzen möcht ich, möchte weinen, Ist mirs doch, als könnts nicht sein! Alte Wunder wieder scheinen Mit dem Mondesglanz herein.
Und der Mond, die Sterne sagens, Und in Träumen rauschts der Hain, Und die Nachtigallen schlagens: Sie ist Deine, sie ist dein!
Joseph von Eichendorff
************************************** Joseph von Eichendorff
Schläft ein Lied in allen Dingen die da träumen fort und fort, und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort.
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Morgenständchen
In den Wipfeln frische Lüfte, Fern melod'scher Quellen Fall, Durch die Einsamkeit der Klüfte Waldeslaut und Vogelschall, Scheuer Träume Spielgenossen, Steigen all beim Morgenschein Auf des Weinlaubs schwanken Sprossen Dir ins Fenster aus und ein. Und wir nahn noch halb in Träumen, Und wir tun in Klängen kund, Was da draußen in den Bäumen Singt der weite Frühlingsgrund. Regt der Tag erst laut die Schwingen: Sind wir alle wieder weit - Aber tief im Herzen klingen Lange nach noch Lust und Leid.
Joseph von Eichendorff
(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)
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Luzia
antwortete am 10.03.02 (11:45):
Auch ein Frühlingsgedicht
Leise zieht durch mein Gemüt liebliches Geläute, klinge, kleines Frühlingslied, kling' hinaus ins Weite!
Kling' hinaus bis an das Haus, wo die Veilchen sprießen: Wenn du eine Rose schaust, sag', ich laß sie grüßen.
Heinrich Heine 1797 - 1856
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Dietlinde
antwortete am 10.03.02 (11:53):
Pflaumenblüte
Im Mauerwinkel von der Pflaume ein paar Zweige, Die da, der Kälte spottend, einsam in Blüte steh'n. Schaust sie von ferne - und 's ist doch nicht Schnee: Spürst dunklen Duft geheimnisvoll herüberweh'n!
Wang An-shih (1021-1086)
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Rosmarie Vancura
antwortete am 10.03.02 (16:52):
Partnerschaft ______________
Loslassen- dazu bin ich bereit, aber ich brauche die Freiheit, mich festhalten
zu können von Zeit zu Zeit.
Freischweben - dazu habe ich NICHT IMMER die Kraft.
Kristiane Allert-Wybranietz Leben ist Liebe
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sieghard
antwortete am 10.03.02 (17:36):
Von allen Zweigen perlt der goldne Schaum, Auf allen Bäumen flammen Blütenbrände, Unzählbar lacht der Kuckuck durch den Raum, Frag ich ihn bang nach meines Lebens Ende. Es blüht und lebt bis an der Erde Saum, Wird blühn und leben, singt er, ohne Wende, Als wäre Frühling nicht ein kurzer Traum. Auch du bist ewig! Spare nicht, verschwende!
[Ricarda Huch 1864-1947] .
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Heidi
antwortete am 11.03.02 (19:07):
Hiroshima Der den Tod auf Hiroshima warf Ging ins Kloster, läutet dort die Glocken. Der den Tod auf Hiroshima warf Sprang vom Stuhl in die Schlinge, erwürgte sich. Der den Tod auf Hiroshima warf Fiel in Wahnsinn, wehrt Gespenster ab Hunderttausend, die ihn angehen nächtlich, Auferstandene aus Staub für ihn. Nichts von alledem ist wahr. Erst vor kurzem sah ich ihn Im Garten seines Hauses vor der Stadt. Die Hecken waren noch jung und die Rosen- büsche zierlich. Das wächst nicht so schnell, dass sich einer verbergen könnte Im Wald des Vergessens. Gut zu sehen war Das nackte Vorstadthaus, die junge Frau Die neben ihm stand im Blumenkleid Das kleine Mädchen an ihrer Hand Der Knabe, der auf seinem Rücken saß Und über seinem Kopf die Peitsche schwang. Sehr gut erkennbar war er selbst Vierbeinig auf dem Grasplatz, das Gesicht Verzerrt von Lachen, weil der Photograph Hinter der Hecke stand, das Auge der Welt. (Marie Luise Kaschnitz)
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Heidi
antwortete am 11.03.02 (19:11):
Hiroshima Erinnerst Du Dich an Hiroshima? Niem als vergiss Hiroshima! Erinnerst Du Dich an den heißesten der Sommertage? Niemals vergiss den heißesten der Sommertage! „Es ist heiß! Es ist heiß! Es verbrennt uns!“, schreien die Menschen, sie stürzen sich in den Fluss, doch der Fluss kocht bereits, dies ist der Anblick der Hölle! Die Kinder haben keine Zeit mehr zu schreien, sie verbrennen in den heißen Flammen. Die Männer verwandeln sich in bloße Schatten im Asphalt! Die Menschen sind nur noch Tätowierungen auf den Mauern! Erinnerst Du Dich an Hiroshima? Niemals vergiss Hiroshima! Oh, kannst Du mir sagen, wohin sie alle gegangen sind? Sind sie wirklich tot und vergangen oder sind sie nur gleich hinter der nächsten Ecke? (Tom LaBlanc)
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Dela
antwortete am 11.03.02 (20:52):
Steht noch dahin
Marie Luise Kaschnitz (Text auf Umschlag des gleichnamigen Buches)
Ob wir davonkommen ohne gefoltert zu werden, ob wir eines natürlichen Todes sterben, ob wir nicht wieder hungern, Abfalleimer nach Kartoffelschalen durchsuchen, ob wir getrieben werden in Rudeln, wir haben's gesehen. Ob wir nicht noch die Zellenklopfsprache lernen, den Nächsten belauern, vom Nächsten belauert werden, und bei dem Wort Freiheit weinen müssen. Ob wir uns fortstehlen rechtzeitig auf ein weißes Bett oder zugrunde gehen am hundertfachen Atomblitz, ob wir es fertigbringen mit einer Hoffnung zu sterben, steht noch dahin, steht alles noch dahin.
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sieghard
antwortete am 13.03.02 (08:20):
Christian Morgenstern (1871 - 1914)
DIE WEIDENKÄTZCHEN
Kätzchen ihr der Weide, wie aus grauer Seide, wie aus grauem Samt! O ihr Silberkätzchen, sagt mir doch, ihr Schätzchen, sagt, woher ihr stammt.
Wollen's gern dir sagen: Wir sind ausgeschlagen aus dem Weidenbaum, haben winterüber drin geschlafen, Lieber, in tieftiefem Traum.
In dem dürren Baume in tieftiefem Traume habt geschlafen ihr? In dem Holz, dem harten war, ihr weichen, zarten, euer Nachtquartier?
Mußt dich recht besinnen: Was da träumte drinnen, waren wir noch nicht, wie wir jetzt im Kleide blühn von Samt und Seide hell im Sonnenlicht.
Nur als wie Gedanken lagen wir im schlanken grauen Baumgeäst; unsichtbare Geister, die der Weltbaumeister dort verweilen läßt.
Kätzchen ihr der Weide, wie aus grauer Seide, wie aus grauem Samt! O ihr Silberkätzchen, ja, nun weiß, ihr Schätzchen, ich, woher ihr stammt. .
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Wolfgang
antwortete am 14.03.02 (19:09):
Lied zur Ermutigung II (von HILDE DOMIN)
Lange wurdest du um die türelosen Mauern der Stadt gejagt.
Du fliehst und streust die verwirrten Namen der Dinge hinter dich.
Vertrauen, dieses schwerste ABC.
Ich mach ein kleines Zeichen in die Luft, unsichtbar, wo die neue Stadt beginnt, Jerusalem, die goldene, aus Nichts.
Der Philosoph HANS-GEORG GADAMER ist gestorben. Wenn ich mich recht erinnere, hat eine Teilnehmerin dieses Forums vor über einem Jahr zu seinem 101. Geburtstag auf das Werk dieses grossen Mannes hingewiesen. GADAMER hat zum Gedicht von HILDE DOMIN seine Deutung geschrieben:
https://www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/lyrik/ermutingung_II_Int.htm
(Internet-Tipp: https://www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/lyrik/ermutingung_II_Int.htm)
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Heidi
antwortete am 15.03.02 (17:36):
Der Frühling ist da!
Woher ich das weiß? Draußen vor meinem Fenster auf der Wäschewiese spielen Kinder mit dem Ball
zwei türkische Mädchen ein fränkischer Junge ein fränkisches Mädchen
sie toben sie lachen sie freuen sich ihrer Lebendigkeit
ich freue mich mit und bin getröstet es gibt noch Kinder es gibt noch ein Leben
der Frühling ist da!
hl
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Dela
antwortete am 15.03.02 (18:38):
Frühlingsglaube
Ludwig Uhland 1787-1862
Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säuseln und weben Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Nun armes Herze, sei nicht bang! Nun muss sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiss nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Tal: Nun, armes Herz, vergiss der Qual! Nun muss sich alles, alles wenden.
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Brita
antwortete am 15.03.02 (18:54):
Frühlingsahnung
O sanfter, süßer Hauch! Schon weckest du wieder Mir Frühlingslieder. Bald blühen die Veilchen auch.
Ludwig Uhland
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Rosmarie Vancura
antwortete am 15.03.02 (20:07):
Märzmorgen __________
Dies weht vorüber. Denn es ist die Zeit der Zeichen, die dem Kommenden geweiht. Der scheue Duft der Wiesen meint nicht sich, nicht seine leere Schwebung meint der Ast und seine Knospe nicht der Seidelbast. Was jetzt geschieht, geschieht nicht eigentlich.
Dies weht vorüber, Später ohne Maß erblüht's von Kuckucksnelken, Honiggras, von Schaumkraut, Salbei, Klee und Löwenzahn. Goldschatten rieseln durch das Birkenlaub ein Windhauch löst und hebt den Blütenstaub, still zieht die Sommerwolke ihre Bahn.
Dies weht vorüber. Eine Weile bleibt die Frucht,darin der Kern sein Wesen treibt, die Perlschnur bleibt an Farn und Wegerich der Same bleibt, der in Vergänglichkeit dem heimlich Werdenden sich wieder weiht. Was auch geschieht,gewschieht nicht eigentlich.
Manfred Hausmann
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Rosmarie Vancura
antwortete am 15.03.02 (20:14):
Erfüllung _________
Wochenendgruss für Stephanus
Wer dem Gesetz gehorsam ist mit seinem Sein, wird sich zur selben Frist von ihm befrein.
Wenn Du der Schwerkraft nicht mehr widerstehst schwebst du wie ein Gedicht und lebst.
Manfred Hausmann
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Antonius Reyntjes
antwortete am 15.03.02 (22:56):
Für Rosmarie (die auf meinen(?) Frühling wartet...)
Albrecht Goes NACH SCHWEREM WINTER
Ob dir gleich in winterwährend Dunkler Welt den Sinn versehrt Schwermut, die der süßen Hoffnung Flügelschlag und Flug verwehrt,
Ob der Hall vom Schrei der Krähen Dir im Ohr noch, lang und bang, Und aus Nächten, vieldurchwachten, Klagender, des Windes Klang -
Ach das Herz, es mild zu trösten, Ist das Kleine groß genug: Eine gelbe Krokusblüte, Einer Wolke Frühlingszug.
(Internet-Tipp: https://www.reyntjes.de)
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Adolf
antwortete am 16.03.02 (03:50):
Einen guten morgen und einen schönes Wochenende wünscht Adolf
Sinn des Lebens
Bei allem, was ich tu’ Denk’ ich oft: Wozu? Frag’ mich, wo führt das hin Und suche nach dem Sinn.
Das Leben ist ein Spiel, gibt auf der Rätsel viel, und manche Illusion stiehlt heimlich sich davon.
Trotzdem lieb’ ich diese Welt, auf der vieles zählt, wenn auch nicht jeder Tag so ist, wie ich ihn mag.
Marta Vogel
Diese Gedicht ist aus eine Zeitschrift
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Dietlinde
antwortete am 17.03.02 (09:53):
Ein Frühlingsgruß für alle Gäste und Freunde des Seniorentreffs!
Zwischen Sonnenschein und Blumen zu leben läßt unsere Träume langsam entfalten.....
Kleine Dinge zu beobachten wie Rotkehlchen, Schneckenhäuschen, Zweige von Forsythia Zweige von Quitten oder sanfte Regenschauer......
bringt alles wieder was wir immer schon wußten und spürten....
Wir finden die kleinen Wunder die unseren Seelen wieder eine Heimat in der Natur schenken...
Dietlinde
(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)
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Dela
antwortete am 17.03.02 (17:57):
Mondrose
(Eva Strittmatter)
Komm in mein Zimmer, wenn Mondlicht ist. Es hat sieben Fenster mit Seidengardinen. Die werden vom vollen Mondeslicht Wie Rosenblätter durchschienen.
Das bin ich sicher: du hast noch nicht In einer Rose gelegen. Wir lassen uns vom Mondeslicht Im Innern der Rose bewegen.
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adolf
antwortete am 17.03.02 (19:14):
Ich wünsche dir Freunde, hilfreich und störend, solche, die du braucht , solche, die dich brauchen.
Einen schönen Wocheanfang wünscht Adolf
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sieghard
antwortete am 17.03.02 (20:40):
LOB DES FRÜHLINGS
Saatengrün, Veilchenduft, Lerchenwirbel, Amselschlag, Sonnenregen, linde Luft!
Wenn ich solche Worte singe, braucht es dann noch großer Dinge, dich zu preisen, Frühlingstag?
[Ludwig Uhland 1787-1862] .
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Brita
antwortete am 18.03.02 (07:34):
...man könnte ja dieses Lied mit einer eigenen Melodie versehen... Morgenlied Noch ahnt man kaum der Sonne Licht, Noch sind die Morgenglocken nicht Im finstern Tal erklungen. Wie still des Waldes weiter Raum! Die Vöglein zwitschern nur im Traum, Kein Sang hat sich erschwungen. Ich hab' mich längst ins Feld gemacht Und habe schon dies Lied erdacht Und hab' es laut gesungen. Ludwig Uhland
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Rosmarie Vancura
antwortete am 18.03.02 (07:51):
Noch ein Frühlingsgedicht
Der Blinde im Frühling ______________________
Er schreitet langsam hin wie alte Frauen mit welkem,abgewendeten Gesich. Kein Strahl das Dunkel seiner Augen bricht. Er sieht nicht, wie die Wolken Berge bauen.
Die Wälder grünen und die Himmel blauen; den holden Farbenzauber spürt er nicht. Und einmal doch wird seine Seele licht: duftschwere Lüfte hauchen durch die Auen.
Da muß er seine kalten Arme heben und ist den warmen Winden hingegeben und duldet die Umarmung selig,stumm.
Und inniger die Lüfte ihn umfächeln und bringen seinen starren Mund zum Lächeln und sind ihm wie ein Evangelium
Karl Stamm geboren 1890 in Wädenswil gestorben 1919 in Zürich
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Rosmarie Vancura
antwortete am 18.03.02 (08:08):
S P R U C H ___________
Vor Blumen und Sternen vor Quellen und rauschenden Hainen, neigt Euch in Ehrfurcht, andächtig gedenk des Einen der in Schöpferfülle hinter den Dingen steht.
Fridolin Hofer * 1861 in Luzern
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Dela
antwortete am 18.03.02 (19:46):
Gott schläft in den Steinen, träumt in den Blumen, erwacht in den Tieren und lebt in den Menschen.
(Paramahania Jogananda)
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Freddy
antwortete am 18.03.02 (23:04):
Von einem Zieglerdichter aus den schönen Lipperland geschrieben.Sein Name Fridrich Wienke Als Gruß an alle von Freddy Waldandacht. Herrlich Ist's am Sonntagmorgen durch den stillen Wald zu geh'n; wenn die Büsche und die Bäume noch in ihrer Andacht steh'n. Wenn die Vöglein musizieren und die Blumen werden wach, wenn die ersten Sonnenstrahlen blitzen durch das Blätterdach.
Oh,dann geh ich in Gedanken gern so ganz für mich allein in den heil'gen Tempel Gottes in den tiefen Wald hinein. Staunend laß ich auf mich wirken was der Schöpfer hier erschuf. Lasse selbst ihn zu mir sprechen, durch den Busch-den Vogelruf.
Welch ein Reichtum seiner Werke, welche Güte,welche Pracht die aus jeder kleinen Blüte, aus dem Vogelliede lacht. Und er selbst steht am Altare, leitet den gemischten Chor, liest aus wunderbaren Blättern mir die Morgenpredigt vor.
Und wenn dann die Kirchenglocken läuten ring's in weiter Rund. Sitz auf einen Stamm ich nieder, öffne Seele, Herz und Mund; Stimme in den Schall der Glocken in den Gesang der Vögel ein. Gott zu Lob- solch Weihestunde kann auch dir zum Segen sein.
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Rosmarie Vancuta
antwortete am 19.03.02 (08:19):
Meine Sehnsucht zieht mit einer Wolke
Mit einer Wolke _______________
Meine Sehnsucht fliegt mit einer Wolke in das fernste aller fremden Länder, und auf ihren weiss beglänzten Schwingen trägt sie schwerelose Träume mit.
Lichte Träume, die sich nie erfüllen. die im Blauen irgendwo verwehen, lichte Wolken über meinen Tagen bringen keine Wünsche mehr zurück.
Lange folgt der Blick den stillen Seglern, bis sie schwinden hinter Horizonten, wo die Unendlichkeit beginnt, wo der Zauber aller Wünsche endet.
Gerhard Schuhböck
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Dietlinde
antwortete am 20.03.02 (15:57):
Heute hat Hölderlin Geburtstag!
20. 3. 1770 Friedrich Hölderlin (+ 7.6.1843) Deutscher Dichter. Johann Christian Friedrich Hölderlin studierte Theologie am Tübinger Stift, wo Hegel und Schelling seine Kommilitonen waren. 1796 wurde er Hauslehrer bei einer Bankiersfamilie in Frankfurt. Die erwiderte Liebe zur Hausherrin führte zu seiner Entlassung. Nach Aufenthalten als Hofmeister in Hauptwil und Bordeaux wurde er nach einem psychischen Zusammenbruch zur Behandlung in eine Heilanstalt eingewiesen und 1807 als unheilbar entlassen. In Tübingen nahm ihn eine Schreinerfamilie auf und pflegte ihn bis zu seinem Tod im Jahre 1843. Zu seinem Werk zählt der Roman "Hyperion oder der Eremit in Griechenland" (1799). worldroots.com/brigitte/waiblinger.htm Ein Bericht des Hölderlin-Freundes Wilhelm Wailinger über "Friedrich Hölderlins Leben - Dichtung und Wahnsinn". www.hoelderlin-gesellschaft.de/ Homepage der Hölderlin-Gesellschaft mit reichlich Hintergrundinformationen zu Dichter und Werk. (Diverse Sprachen) ********************************************
Friedrich Hölderlin (1770 - 1843)
Hälfte des Lebens Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne, Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen. *******************************************
Friedrich Hölderlin (1770 - 1843)
Seliges Land! Kein Hügel in dir Wächst ohne den Weinstock, Nieder ins schwellende Gras Regnet im Herbste das Obst. Fröhlich baden im Strome Den Fuß die glühende Berge, Kränze von Zweigen und Moos Kühlen ihr sonniges Haupt. Und, wie die Kinder hinauf Zur Schulter des herrlichen Ahnherrn, Steigen im dunklen Gebirg Vesten und Hütten hinauf. Friedsam geht aus dem Walde Der Hirsch ans freundliche Tageslicht; Hoch in heiterer Luft Siehet der Falke sich um. Aber unten im Tal, Wo die Blume sich nährt von der Quelle, Streckt das Dörfchen vergnügt Über die Wiese sich aus.
(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)
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sieghard
antwortete am 20.03.02 (16:15):
Der Frühling
Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde, Die Tage kommen blüthenreich und milde, Der Abend blüht hinzu, und helle Tage gehen Vom Himmel abwärts, wo die Tag' entstehen.
Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten Wie eine Pracht, wo Feste sich verbreiten, Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuem Ziele, So sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.
Friedrich Hölderlin .
Schön, dass du, liebe Dietlinde, daran gedacht hast.
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Dietlinde
antwortete am 20.03.02 (16:27):
Lieber Sieghard,
noch viel schöner ist es, daß Du so ein passendes Frühlingsgedicht von Hölderlin gefunden hast, heute am Tag des kalendarischen Frühlingsanfangs! Wunderschön ist es und es entspricht ganz meiner Stimmung!
Liebe Frühlingsgrüße Dietlinde
(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)
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Rosmarie Vancura
antwortete am 21.03.02 (08:41):
Etwas frühlingshaftes von R.M.RILKE
FRÜHLING ist wieder gekommen.Die Erde ist wie ein Kind, das Gedichte weiss; viele, o viele.... Für die Beschwerde langen Lernens bekommt sie den Preis.
Streng war ihr Lehrer. Wir mochten das Weiße an dem Barte des alten Manns. Nun, wie das Grüne. das Blaue heiße, dürfen wir fragen: sie kann's, sie kann's!
Erde, die frei hat, du glückliche, spiele nun mit den Kindern. Wir wollen Dich fangen, fröhliche Erde. Dem Frohsten gelingts.
O,was der Lehrer sie lehrte, das Viele, und was gedruckt steht in Wurzeln und langen schwierigen Stämmen: sie singt's, sie singt's!
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Dietlinde
antwortete am 21.03.02 (10:57):
Liebe Rosmarie,
ich bin ein leidenschaftlicher Rilkeverehrer, und wenn ich das richtig beobachtet habe, Du auch!
Herzlichen Dank für das "Frühlingshafte", das Du heute morgen von ihm präsentiert hast.
"Sie singt's, sie singt's"! spricht Bände und ist wunderschön zu lesen!
Liebe Frühlingsgrüße Dietlinde
(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 21.03.02 (12:12):
Liebe Dietlinde,
du hast zwar nicht mich gemeint. Aber ich bin tatsächlich ebenso eine große Freundin von Rilke, und ich hatte mich auch riesig über dieses Gedicht gefreut! Danke, liebe Auch-Rosmarie!
Liebe Grüße an die ganze bereichernde Runde Rosmarie
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Dela
antwortete am 22.03.02 (11:33):
Haussegen, anno d. 99
Licht sei sein Los. Ist der Herr nur das Herz und die Hand Des Bau's, mit den Linden im Land Wird auch sein Haus schattig und groß.
Rainer Maria Rilke seinem lieben Heinrich Vogeler (...)
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Dela
antwortete am 22.03.02 (11:42):
AUS EINEM WORPSWEDER CYKLUS: VOM TODE
R.M. Rilke
...Er geht vor mir. Ich kann ihn immer sehn und bin doch bange, ihn zu überholen. Von seinen Schritten biegen sich die Bohlen, und seine Schultern schließen die Alleen.
Er weiß den Weg, als wäe das Land sein Eigen; die Kruezwegpfähle mit den langen Händen scheinen sich von den Orten fortzuwenden und heimlich hinter ihm auf ihn zu zeigen...
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Luzia
antwortete am 22.03.02 (12:30):
Rainer Maria Rilke
Da dich das geflügelte Entzücken über manchen frühen Abgrund trug, baue jetzt der unerhörten Brücken kühn berechenbaren Bug.
Wunder ist nicht nur im unerklärten Überstehen der Gefahr; erst in einer klaren reingewährten Leistung wird das Wunder wunderbar.
Mitzuwirken ist nicht Überhebung an dem unbeschreiblichen Bezug, immer inniger wird die Verwebung, nur getragen sein ist nicht genug.
Deine ausgeübten Kräfte spanne, bis sie reichen, zwischen zwein Widersprüchen ... Denn im Manne will der Gott beraten sein.
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Luzia
antwortete am 22.03.02 (12:46):
Was ein Lächeln wert ist
Verfasser unbekannt(Vielleicht weiß es jemand!!!)
Ein Lächeln kostet nichts, es erzeugt aber viel! Es bereichert jene, die es bekommen, ohne diejenigen zu schaden, die es verschenken!
Die Erinnerung an ein Lächeln kann ewig bleiben!
Niemand ist so reich, daß er es nicht doch gebrauchen könnte, und niemand so arm, daß es ihm nicht mehr helfen könnte. Es läßt sich nicht kaufen - nicht leihen - nicht stehlen - nicht erzwingen, denn es hat erst seinen Wert von dem Moment an, wo es geschenkt wird!
Wenn Du einem Menschen begegnest, der Dir das Lächeln, das auch Du verdienst, nicht gibt, dann sei großzügig - SCHENK IHM DEINES!!
Denn niemand braucht das Lächeln dringender, als der, der dem anderen keines geben kann!!
Ich wünsche allen so einen Menschen, der uns sein Lächeln schenkt.
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kns
antwortete am 22.03.02 (14:35):
Das Lächeln
In Trastevere hat mir jemand ein Lächeln geschenkt, nur mit den Augen.
In Trastevere brauche ich keine Erinnerungen zu kaufen.
Catarina Carsten
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Brita
antwortete am 22.03.02 (16:41):
Sich selbst eine Chance lassen
Laß die Körnchen nicht in der Samentüte; säe sie aus!
Angst ist gewiß ein harter Boden, doch du kannst ihn lockern durch deine Arbeit, deinen Mut und deinen Willen.
Kristiane Allert-Wybranietz
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sieghard
antwortete am 23.03.02 (07:59):
Die Kinder haben die Veilchen gepflückt, all', all', die da blühten am Mühlengraben. Der Lenz ist da; sie wollen ihn fest in ihren kleinen Fäusten haben.
[Theodor Storm 1817 - 1888] .
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waltraud fuchs
antwortete am 24.03.02 (01:05):
Nun hat das Wetter heute wieder mächtig an den Nerven "gezerrt";hier hat es den ganzen Tag leicht geschneit, gewiß auch in anderen Landesteilen. Ich fand einen Spruch, der Hoffnung macht:
Es schenkt mit vollen Händen des Lenzens Schönheit sich und wartet aller Enden mit ihrer Pracht auf dich. Erich Limpach
Ich sende herzliche Grüße in die Runde und wünsche allen ein FROHES OSTERFEST mit viel Wärme und Licht!
Waltraud
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Erika Kalkert
antwortete am 24.03.02 (14:25):
Wenn aus Gewehren Blumen blühen, wenn Soldaten in den Frieden ziehen, wenn Quellen sprudeln im trockenen Land, wenn Versprechen halten im flüchtigen Sand, wenn Kinder wieder Lieder haben, wenn Ausländer zur Fremde Heimat sagen,
dann werden wir auferstehen, dann ist Ostern.
Gerhard Eberts
Ich wünsche allen Freunden des Seniorentreffs ein frohes und gesegnetes Osterfest.
Erika
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Brita
antwortete am 25.03.02 (08:07):
Wandelt sich rasch auch die Welt
Wandelt sich rasch auch die Welt Wie Wolkengestalten, alles Vollendete fällt heim zum Uralten.
Über dem Wandel und Gang, weiter und freier, währt noch dein Vor-Gesang, Gott mit der Leier.
Nicht sind die Leiden erkannt, Nicht ist die Liebe gelernt, Und was im Tod uns entfernt,
ist nicht entschleiert. Einzig das Lied überm Land heiligt und feiert.
Rainer Maria Rilke
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Dela
antwortete am 25.03.02 (20:36):
An eine Fee
(Helga Zeun)
Ich wünsche mir eine magische Flasche, leer und mit festem Verschluss.
Eingefangen glückliche Stunden will ich durch gläserne Wände anschauen und das gehabte Glück neu fühlen.
Ich möchte Zeiten der Schwere leicht und aus sicherem Abstand betrachten ohne Schmerzen.
Und ich will Stunden, die ich versäumte, vertrödelte, fortwarf, sammeln und sie dort sicher verwahren als Vorrat, wenn mir die Zeit nicht reicht.
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sieghard
antwortete am 28.03.02 (08:46):
Ölbergpassion
Wachet und betet mit mir! Meine Seele ist traurig Bis in den Tod. Wachet und betet Mit mir! Eure Augen Sind voll Schlafes Könnt ihr nicht wachen? Ich gehe, Euch mein Letztes zu geben - Und ihr schlaft... Einsam stehe ich Unter Schlafenden. Einsam vollbringe ich Das Werk meiner schwersten Stunde. Wachet und betet mit mir! Könnt ihr nicht wachen? Ihr alle seid in mir. Aber in wem bin ich? Was wisst ihr Von meiner Liebe! Was wisst ihr Vom Schmerz meiner Seele! O einsam!
Einsam! Ich sterbe für euch! Und ihr schlaft! Ihr schlaft! "Brüder! - Hört das Wort! Soll's ein Wort nur bleiben? Soll's nicht Früchte treiben fort und fort? Allen Bruder sein! Allen helfen, dienen Ist, seit Er erschienen, Ziel allein! Brüder! Hört das Wort! Dass es Wahrheit werde Und dereinst die Erde Gottes Ort!"
[Christian Morgenstern 1871-1914] .
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Brita
antwortete am 28.03.02 (22:49):
Die Fußwaschung
Ich danke dir, du stummer Stein, und neige mich zur dir hernieder: Ich schulde dir mein Pflanzensein.
Ich danke euch, ihr Grund und Flor, und bücke mich zu euch hernieder: Ihr halft zum Tiere mir empor.
Ich danke euch, Stein, Kraut und Tier, und beuge mich zu euch hernieder: Ihr halft mir alle drei zu Mir.
Wir danken dir, du Menschenkind, und lassen fromm uns vor dir nieder: weil dadurch, daß du bist, wir sind.
Es dankt aus aller Gottheit Ein- und aller Gottheit Vielfalt wieder. In Dank verschlingt sich alles Sein.
Christian Morgenstern
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Adolf
antwortete am 28.03.02 (22:59):
Kurz vor Ostern
Erste warme Sonne liegt auf den grünen Hügeln. Und ein rotes Pünktchen fliegt hin und her, vom Wind gewiegt: früh schon auf den Flügeln.
Liebes rotes Käferlein mit den schwarzen Tupfen. Kommst so zeitig und allein, noch liegt Schnee am Wiesenrain: hol dir keinen Schnupfen.
Verfasser unbekannt. Leider kann man keine Grafik einbinden Adolf
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Heidi
antwortete am 28.03.02 (23:03):
gesang der freude
uebergang dunkler kuehle zu leuchtender waerme
dunkelgewohnte augen geblendet von gleissendem licht
silhouetten schemenhaft kaum wahrnehmbar am horizont
noch haelt das weiche dunkle moos den schritt lockt die dunkle melodie
waehrend rueckenwaerts sich fluegel langsam entfalten
vibrieren trommelfelle im takt der endlosigkeit
zoegernd der fuss erdgebunden in hoehenfurcht
weit darueber in den sphaeren der ewigkeit schweben seelen
in vollendeter harmonie gesang der freude begegnung im unendlichen
hl
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Dietlinde
antwortete am 29.03.02 (08:01):
DER EINSAME CHRISTUS
Wachet und betet mit mir!
Meine Seele ist traurig bis an den Tod. Wachet und betet mit mir! Eure Augen sind voll Schlafes - könnt ihr nicht wachen? Ich gehe, euch mein Letztes zu geben - und ihr schlaft ... Einsam stehe ich unter Schlafenden, einsam vollbringe ich das Werk meiner schwersten Stunde. Wachet und betet mit mir! Könnt ihr nicht wachen? Ihr alle seid in mir, aber in wem bin ich? Was wißt ihr von meiner Liebe, was wißt ihr vom Schmerz meiner Seele? O einsam! Einsam! Ich sterbe für euch - und ihr schlaft! Ihr schlaft!
Christian Morgenstern (1871 - 1914)
Ich wünsche allen Lesern und Gästen des Seniorentreffs einen besinnlichen Karfreitag! Herzliche Grüße Dietlinde
(Internet-Tipp: https://easy.to/haikulinde)
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Luzia
antwortete am 29.03.02 (08:56):
Passionslied
Paul Gerhardt 1607 - 1676
O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn; o Haupt, zum Spott gebunden mit einer Dornenkron; o Haupt, sonst schön gezieret mit höchster Ehr' und Zier, jetzt aber hoch schimpfieret, gegrüßet seist du mir!
Du edles Angesichte, davor sonst schrickt und scheut das große Weltgewichte, wie bist du so bespeit? Wie bist du so erbleichet? Wer hat dein Augenlicht, dem sonst kein Licht mehr gleichet, so schändlich zugericht'?
Die Farbe deiner Wangen, der roten Lippen Pracht ist hin und ganz vergangen: Des blassen Todes Macht hat alles hingenommen, hat alles hingerafft, und daher bist du kommen von deines Leibes Kraft.
Nun, was du Herr, erduldet, ist alles meine Last; ich hab es selbst verschuldet was du getragen hast. Schau her! Hier steh ich Armer, der Zorn verdienet hat: Gib mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad'!
Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir; wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür. Wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein, so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein!
Erscheine mir zum Schilde, zum Trost in meinem Tod, und laß mich sehn dein Bilde in deiner Kreuzesnot! Da will ich nach dir blicken, da will ich glaubensvoll dich fest an mein Herz drücken. Wer so stirbt, der stirbt wohl.
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Brita
antwortete am 29.03.02 (09:00):
Der Ölbaum-Garten
Er ging hinauf unter dem grauen Laub ganz grau und aufgelöst im Ölgelände und legte seine Stirne voller Staub tief in das Staubigsein der heißen Hände.
Nach allem dies. Und dieses war der Schluß. Jetzt soll ich gehen, während ich erblinde, und warum willst Du, daß ich sagen muß Du seist, wenn ich Dich selber nicht mehr finde.
Ich finde Dich nicht mehr. Nicht in mir, nein. Nicht in den andern. Nicht in diesem Stein. Ich finde Dich nicht mehr. Ich bin allein.
Ich bin allein mit aller Menschen Gram, den ich durch Dich zu lindern unternahm, der Du nicht bist. O namenlose Scham...
Später erzählte man: ein Engel kam -.
Warum ein Engel? Ach es kam die Nacht und blätterte gleichgültig in den Bäumen. Die Jünger rührten sich in ihren Träumen. Warum ein Engel? Ach es kam die Nacht.
Die Nacht, die kam, war keine ungemeine; so gehen Hunderte vorbei. Da schlafen Hunde und da liegen Steine. Ach eine traurige, ach irgendeine, die wartet, bis es wieder Morgen sei.
Denn Engel kommen nicht zu solchen Betern, und Nächte werden nicht um solche groß. Die Sich-Verlierenden läßt alles los, und sie sind preisgegeben von den Vätern und ausgeschlossen aus der Mütter Schoß.
Rainer Maria Rilke
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hl
antwortete am 29.03.02 (21:24):
Karfreitag 2002
Elfen träumen Menschen versäumen Staatsmänner räumen die Welt auf
Der Horizont rot Sinkendes Boot Für alle den Tod die Welt brennt
Ein letztes Lied Ein letzter Krieg Niemandes Sieg die Welt brennt
Was sind das für Menschen die aus Hass und aus Gier vernichten und sengen
Was sind das für Menschen die aus Rachsucht töten zerstören, verbrennen
..im Namen Gottes ..im Namen der Gerechtigkeit ..im Namen des Friedens
Wer gibt ihnen Einhalt? Wer hält sie zurück?
Der den Blinden sehend machte sprach von der Liebe und starb am Kreuz für alle doch die Schlange lebt immer noch
Wer beten kann, der bete ..
hl
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Brita
antwortete am 29.03.02 (22:11):
Heidi ordnet ihre Gedanken so lyrisch und schön. mein Beitrag ist ein Gebet von de Saint Exupéry Oh Herr: Ich mache mich zu Weg und Gefährt. Ich komme und gehe. Ich pflüge mein Feld mit Pferd oder Esel, in zäher Geduld. Ich kenne nur die Erde, die ich umwende, und in meiner ge- knoteten Schürze den Staub der Samenkörner, der über meine Finger rieselt. An Dir ist es, den Früh- ling zu erfinden und die Ernten ablaufen zu lassen, gemäß Deiner Herrlichkeit. Warum zwingst Du mich, Herr, zu dieser Durch- querung der Wüste? Ich plage mich inmitten der Dornen. Es bedarf nur eines Zeichens von Dir, damit sich die Wüste verwandelt, damit der blonde Sand und der Horizont und der große stille Wind nicht mehr nur eine unzusammenhängende Sum- me, sondern ein weites Reich bilden, an dem ich mich begeistere und durch das hindurch ich Dich erkenne. Antoine de Saint-Exupéry
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Heidi/hl
antwortete am 30.03.02 (13:34):
Trotzalledem..
Frohe Ostern allen FreundInnen hier im Literatenforum!
https://www.hl-gedichte.de/ostergruss.html
(Internet-Tipp: https://www.hl-gedichte.de/ostergruss.html)
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sieghard
antwortete am 31.03.02 (09:30):
Halte nicht ein bei bei der Schmerzgrenze Halte nicht ein Geh ein Wort weiter Einen Atemzug Noch über dich hinaus Greif dir im Leeren Die Osterblume
[Marie Luise Kaschnitz] .
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Brita
antwortete am 31.03.02 (10:00):
Rosa Hortensie
Wer nahm das Rosa an? Wer wußte auch, daß es sich sammelte in diesen Dolden? Wie Dinge unter Gold, die sich entgolden, entröten sie sich sanft, wie im Gebrauch.
Daß sie für solches Rosa nichts verlangen, bleibt es für sie und lächelt aus der Luft? Sind Engel da, es zärtlich zu empfangen, wenn es vergeht, großmütig wie ein Duft?
Oder vielleicht auch geben sie es preis, damit es nie erführe vom Verblühn. Doch unter diesem Rosa hat ein Grün gehorcht, das jetzt verwelkt und alles weiß.
Rainer Maria Rilke
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Richard
antwortete am 31.03.02 (14:03):
Ein frohes Osterfest, wünscht Euch allen Richard
Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag (nun, es könnte auch zu seinem Todestage passend sein. rei)
Zweitausend Jahre sind es fast, seit du die Welt verlassen hast, du Opferlamm des Lebens! Du gabst den Armen ihren Gott, du littest durch der Reichen Spott. Du tatest es vergebens!
Du sahst Gewalt und Polizei. Du wolltest alle Menschen frei und Frieden auf der Erde. Du wusstest, wie das Elend tut und wolltest allen Menschen gut, damit es schöner werde!
Du warst ein Revolutionär und machtest dir das Leben schwer mit Schiebern und Gelehrten. Du hast die Freiheit stets beschützt und doch den Menschen nichts genützt. Du kamst an die Verkehrten!
Du kämpftest tapfer gegen sie und gegen Staat und Industrie und die gesamte Meute. Bis man an dir, weil nichts verfing, Justizmord, kurzer Hand beging. Es war genau wie Heute!
Die Menschen wurden nicht gescheit. Am wenigsten die Christenheit, trotz allem Hände falten. Du hattest sie vergeblich lieb. Du starbst umsonst. Und alles blieb ----- beim Alten!
Erich Kästner
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:-) Heidi
antwortete am 31.03.02 (18:26):
Ostern
Wenn die Schokolade keimt, Wenn nach langem Druck bei Dichterlingen "Glockenklingen" sich auf "Lenzesschwingen" Endlich reimt Und der Osterhase hinten auch schon preßt, Dann kommt bald das Osterfest.
Und wenn wirklich dann mit Glockenklingen Ostern naht auf Lenzesschwingen, --- Dann mit jenen Dichterlingen Und mit deren jugendlichen Bräuten Draußen schwelgen mit berauschten Händen --- Ach, das denk ich mir entsetzlich, Außerdem - unter Umständen - Ungesetzlich.
Aber morgens auf dem Frühstückstische Fünf, sechs, sieben flaumweich gelbe, frische Eier. Und dann ganz hineingekniet! Ha! Da spürt man, wie die Frühlingswärme Durch geheime Gänge und Gedärme In die Zukunft zieht Und wie dankbar wir für solchen Segen Sein müssen.
Ach, ich könnte alle Hennen küssen, Die so langgezogene Kugeln legen.
Joachim Ringelnatz
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Richard
antwortete am 31.03.02 (19:06):
Odemans Recherchen über den Osterhasen und den Klapperstorch
Die Lüge auf kurzem und langem Bein
Das Häslein sprach: »Es ist empörend«, zum Storch, der seinen Worten lauscht, »die Menschheit lügt, es ist verheerend, das es mir in den Löffeln rauscht. Von mir verbreitet man Histörchen, der Gipfel der Verlogenheit! Ich legte Eier, heißt das Märchen, aus Marzipan zur Osterzeit.
Ich frage mich seit langem täglich, was diese Lügerei bezweckt! Gesetzt den Fall, es wär mir möglich, äß' ich doch selber das Konfekt. Weshalb sie dann nur auf uns schießen erbarmungslos, mit Schrot und Blei, anstatt uns freundlich zu begrüßen - da sehen sie die Heuchelei
Ich habe einmal eine Henne des Spaßes halber konsultiert. Ich fragte sie, ob ich das könne, hätt' Eierlegen gern studiert. Sie sagte zu mir:»Selbstverständlich, man braucht dazu nur Phantasie, dadurch gelingt es ihnen endlich. Auf alle Fälle müssen sie
Natürlich erst mal gackern können, Das ist dabei das A und O. Und dann an eine Stelle rennen, wo's niemand sieht, ganz tief im Stroh. Nun müssen sie sich konzentrieren, wie man das Ei ganz langsam presst, und den Geschmack dann produzieren, der leicht sich suggerieren lässt!«
Nun saß ich da im Stroh und drückte und dachte immer intensiv, auf dass ein Nugat-Ei mir glückte, doch leider ging es völlig schief. Mir ist das Werk total misslungen, trotz meiner Autosuggestion. Die Pfötchen habe ich gerungen, denn was gelang mir schließlich schon?
Ich sage es ganz ehrlich ihnen: das , was ich immer schon gelegt, die alte Masche, nur Rosinen, und immer wieder, unentwegt! Ich wollte den Beweis erbringen, nur weil es uns wird nachgesagt, doch so was lässt sich nicht erzwingen.« Darauf hat dann der Storch gesagt:
»Und über mich lügt man nicht minder. Der Mensch scheint nicht normal zu sein. Man sagt ich brächte ihm die Kinder und beiss' die Weiber in das Bein. Das ist von A bis Z gelogen. Ich beiße Menschenweiber nie. Glatt aus den Fingern ist's gesogen. Was soll der Unfug, frag ich sie?
Die müssen wohl in Nachwuchs-Dingen ganz jämmerliche Stümper sein, nichts Rechtes da zu Stande bringen. Warum zieht man mich da hinein? Was geht mich an, wie ihre Wiegen bevölkert werden und von wem? Ich such' woanders mein Vergnügen. Das wär' mir viel zu unbequem.«
Und Storch und Häslein schauten beide Kopf schüttelnd in den Sonnenschein. Leis' summten sie: »Grün ist die Heide...« und wandelten dann querfeldein. Robert T. Odeman
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Dela
antwortete am 01.04.02 (03:58):
Beim Schlafengehen Nun der Tag mich müd gemacht, Soll mein sehnliches Verlangen Freundlich die gestirnte Nacht Wie ein müdes Kind empfangen. Hände, lasst von allem Tun, Stirn, vergiss du alles Denken, Alle meine Sinne nun Wollen sich in Schlummer senken. Und die Seele unbewacht Will in freien Flügen schweben, Um im Zauberkreis der Nacht Tief und tausendfach zu leben.
(Hermann Hesse)
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Heidi
antwortete am 01.04.02 (23:15):
Nachtschwärmen
Die alte Pappel schauert sich neigend, Als habe das Leben sie müde gemacht. Ich und mein Lieb - hier ruhen wir schweigend - Und vor uns wallt die drückende Nacht.
Bis sich zwei schöne Gedanken begegnen, - Dann löst sich der bleierne Wolkenhang. Goldene, sprühende Funken regnen Und füllen die Welt mit lustigem Klang.
Ein trüber Nebel ist uns zerronnen. Ich lege meine in deine Hand. Mir ist, als hätt ich dich neu gewonnen. -- Und vor uns schimmert ein goldenes Land.
J.Ringelnatz
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sieghard
antwortete am 02.04.02 (18:23):
Muss das jetzt und hier wiederholen, denn heute wars und ists so schön, in mir und um mich in der Natur:
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Lob des Frühlings
Saatengrün, Veilchenduft, Lerchenwirbel, Amselschlag, Sonnenregen, linde Luft!
Wenn ich solche Worte singe, braucht es dann noch großer Dinge, dich zu preisen, Frühlingstag?
[Ludwig Uhland 1787-1862] .
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Anna
antwortete am 02.04.02 (22:43):
Frühlingsahnen
Heut hab ich zum erstenmal Ein Blümelein gesehen Es wehte ein gar linder Wind Ein warmes Frühlingswehen
Die Blume in der goldenen Pracht Hebt ihren Kelch zur Sonne Ein Ahnen gaht durch die Natur Es ist die Frühlingswonne
So wie die Blume hofft der Mensch Auf daß es Frühling werde Der alles Leben neu erweckt Auf Gottes schöner Erde
T.heo 1.04.1944
Ich habe noch einige Gedichte gefunden, vielleicht bald mehr.
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Anna
antwortete am 02.04.02 (22:45):
Frühlingsboten
Über Nacht, nach langem Schlaf Ist erwacht der Blumem Pracht Frühling will nun Einzug halten Alles Leben neu gestalten
Mannigfach in frohen Farben Ist das Kleid der Frühlingskinder Sind vom lieben Gott gesandt Als die ersten Frühlingsbringer
Blumenduft und Frühlingswinde Hoffnungsvoll ein Liebeswort Frühling ist auf Erden wieder Überall, an jedem Ort
Laß' dich loben, laß dich preisen Frühling, bist nun wieder da Bringest Glauben, Hoffnung, Liebe Gottes Segen immerdar
T.heo 21.04.1944
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Anna
antwortete am 02.04.02 (22:48):
Maienzeit
Sonnenschein auf Berg und Tal Über Flur und Auen Lieblich in der Maienzeit Für das Aug zu schauen
Neues Leben dann erblüht Alles grünet wieder Jeder freie Vogel singt Frohe Maienlieder
Fröhlich ist der Sang der Kinder Lachend schallen Lieder Maienzeit, Du spiegelst dich In den Menschen wieder
Tausendmal sei Du willkommen Der von allen so begehrt Der Du schon so manchen Menschen Hast mit Deinem Glück beschert
Alle, die vom Glück verlassen Die da trauern müssen Werden in der Maienzeit Neues leben hoffen
Maienzeit, Du kehrest wieder Jedes Jahr aufs neu fürwahr Bringst uns doch mit Deinem Kommen Neues Hoffen Jahr für Jahr
T.heo 1.05.1944
Muttertag 1944
Liebe Mutter, glaube mir Diese Blumen schick ich Dir Dazu geb' ich das Versprechen Deiner niemals zu vergessen
Du hast mir in meinem Leben So viel Gutes schon gegeben Will auch immer dankbar sein Und Dich jeden Tag erfreun
Lange bleibe uns erhalten Lieber Gott, Du machst es walten Daß noch manchen Muttertag Ich der Mutter danken mag
T.heo 14.05.1944
Sonntag im Mai
Sonntag im Mai, so voller Regen Kamst mir doch so ungelegen Möcht so gern nach draußen gehn Muß nun hinterm Fenster stehn
Kann nun durch die Scheiben sehn Wo ich wollt spazieren gehn Muß nun warten immerdar Bis ein Sonntag hell und klar
Jeder Sonntag ist nicht schön Dieses mußt ich heute sehn Hat' mir soviel vorgenommen Und zu nichts bin ich gekommen
Schuld ist dran der Maienregen Der mit seinem goldnen Segen Die Natur so frisch erquickt Mich jedoch ins Haus geschickt
T.heo 14.05.1944 Nun erst einmal genug
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Brita
antwortete am 03.04.02 (21:26):
Krokus
Mit blauem Krokus hat das Gras sich bis zum Silberstrand geschmückt. Die Wellen tauchen aus dem Glas des Stroms und lächeln so beglückt.
Im Flor des blauen Hauchs gerinnt der Lärm der schwarzen Stadt. Ich fühle, wie der schwarze Wind mir schon die Stirn geglättet hat.
Ich war so müde von dem Radbetrieb, ich wußte nicht mehr, wie ein Baum sich in den Himmel ohne Raum
so ungeheuer weit verzweigt. Ich schlich durch die Gebüsche wie ein Dieb und habe Keinem mein Gesicht gezeigt.
Paul Zech (1882-1946)
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Dela
antwortete am 03.04.02 (22:37):
Nachtlied
(Friedrich Hebbel)
Quellende, schwellende Nacht, Voll von Lichtern und Sternen; In den ewigen Fernen, Sage, was ist da erwacht!
Herz in der Brust wird beengt, Steigendes, neigendes Leben, Riesenhaft fühle ich’s weben, Welches das meine verdrängt.
Schlaf, da nahst du dich leis, Wie dem Kinde die Amme, Und um die dürftige Flamme Ziehst du den schützenden Kreis.
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Brita
antwortete am 04.04.02 (21:01):
Metaphysisches
Ein Mensch erträumt, was er wohl täte, Wenn wieder er die Welt beträte. Dürft er zum zweiten Male leben, Wie wollt er nach dem Guten streben Und streng vermeiden alles Schlimme! Da ruft ihm zu die innre Stimme: >Hör auf mit solchem Blödsinn, ja?" Du bist zum zwölften Mal schon da!<
Eugen Roth
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Adolf
antwortete am 04.04.02 (22:07):
Abend in Skåne Der Park ist hoch. Und wie aus einem Haus tret ich aus seiner Dämmerung heraus in Ebene und Abend. In den Wind, denselben Wind, den auch die Wolken fühlen, die hellen Flüsse und die Flügelmühlen, die langsam mahlend stehn am Himmelsrand. Jetzt bin auch ich ein Ding in seiner Hand, das kleinste unter diesen Himmeln. - Schau:
Ist das Ein Himmel?: Selig lichtes Blau, in das sich immer reinere Wolken drängen, und drunter alle Weiß in Obergängen, und drüber jenes dünne, große Grau, warmwallend wie auf roter Untermalung, und über allem diese stille Strahlung sinkender Sonne.
Wunderlicher Bau, in sich bewegt und von sich selbst gehalten, Gestalten bildend, Riesenflügel, Falten und Hochgebirge vor den ersten Sternen und plötzlich, da: ein Tor in solche Fernen, wie sie vielleicht nur Vögel kennen . . . Rainer Maria Rilke Eine gute Nacht und einen schönen Tag wünsch ich allen in der Runde. Adolf
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admin
antwortete am 05.04.02 (10:24):
Kapitel 24 wird unter nachstehender Adresse
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archiviert.
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