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THEMA: Gedichte Kapitel 21
102 Antwort(en).
Heidi
begann die Diskussion am 26.12.01 (07:42) mit folgendem Beitrag:
Ein fränkisches Gedicht :-))
(aus "So red'n mir im Landkreis Roth"/Egon Helmhagen/ISBN 3.980 1169-7-2)
Unser' Welt
Unser' Welt is su schäi, der Liebe Gott hat's uns g'schenkt und wäi er's erschaff'n hat, hat er an goar viel 'denkt. An Summer und Winter, an Kält' und an Hitz, an Bäum' und an Berch' mit ganz houche Spitz'. An riesige Walfisch und ganz klaane Omass'n, und wenn ich alles su oschau, kann ich's manchmol net fass'n! Wos dou alles läfft und fläicht und a schwimmt, wos wächst und wos bläiht und öfters a stinkt. Wos gackert und grunzt, wos gröhlt und wos brummt, wos zwitschert und schreit und im Summerwind summt. Schäi hat er's g'macht und gout hat er's g'macht mit viel Plouch und viel Müh', und wos mach'n mir? Mir mach'n's hie!!
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admin
antwortete am 26.12.01 (07:55):
Gedichte Kap.20 wird archiviert und kann unter
/seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a209.html
nachgelesen werden.
(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a209.html)
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eva
antwortete am 26.12.01 (09:22):
Das alte Jahr hat schon Pantoffeln an, sitzt still im Lehnstuhl, kann sich kaum mehr rühren; da draussen klopft auch schon das Neue an und rüttelt ungestüm an allen Türen.
Wie ausgetreten sind die alten Schuhe ! Das alte Jahr verdämmert, müd und matt. Wir gönnen sie ihm wohl, die lange Ruhe, nachdem es uns so treu begleitet hat.
Ein abgerissenes Kalenderblatt - wir legen die Vergangenheit beiseite. Was uns die Zukunft wohl zu bieten hat ? Der Blick geht nun voraus, in ferne Weite.
Ob Freuden, Leiden, gar ein Schicksalsschlag im Wechsel zwischen gut´ und bösen Tagen; doch was das Jahr uns immer bringen mag - Herr, gib uns Kraft, es lächelnd zu ertragen.
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 26.12.01 (12:12):
Liebe Eva,
dein Gedicht ist ein Geniestreich! Du drückst überzeugender, als ich es je gekonnt hätte, meine Gefühle und sicher die vieler aus!
Ich danke dir sehr! Rosmarie
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sieghard
antwortete am 26.12.01 (12:19):
Ich steh an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dir's wohl gefallen.
Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt, erkoren. Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden.
Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen; und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen. O dass mein Sinn ein Abgrund wär und meine Seel ein weites Meer, dass ich dich möchte fassen.
[Paul Gerhardt 1653] .
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Dietlinde
antwortete am 26.12.01 (13:48):
Lieber Sieghard,
herzlichen Dank für das schöne Gedicht von Paul Gerhardt, das ich noch nicht kannte!
Liebe Weihnachtsgrüßchen an alle!
Herzlichst Dietlinde
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Dela
antwortete am 26.12.01 (21:16):
Vielleicht einige Gedanken zum Beginn des neuen Jahres?
(Peter Härtling)
Wenn jeder eine Blume pflanzte
Wenn jeder eine Blume pflanzte, jeder Mensch auf dieser Welt, und, anstatt zu schießen, tanzte und mit Lächeln zahlte statt mit Geld - wenn ein jeder einen andern wärmte, keiner mehr von seiner Stärke schwärmte, keiner mehr den andern schlüge, keiner sich verstrickte in der Lüge, wenn die Alten wie die Kinder würden sie sich teilten in den Bürden, wenn dies WENN sich leben ließ, wär`s noch lang kein Paradies - bloß die Menschenzeit hätt` angefangen, die in Streit und Krieg uns beinah ist vergangen.
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Adolf
antwortete am 27.12.01 (00:46):
Das neue Jahr Gott segne das neue Jahr für dich. Er segne deinen Winter und deinen Frühling, deinen Sommer und deinen Herbst. Er segne deine Pläne und lasse gelingen, was gut ist für dich und andere. Er segne deine guten Vorsätze und helfe dir, sie in die Tat umzusetzen. Er schenke dir genügend Arbeit und die Zeit zur Muße und zum Ausruhen. Er schenke dir Menschen, die dir zur Seite stehen, wenn die Tage schwer werden, und die sich mit dir freuen, wenn du glückliche Tage erlebst.
Gott segne dieses neue Jahr für dich und lasse dich zu einem Segen werden.
von unbekannt Adolf
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Rosmarie Vancura
antwortete am 27.12.01 (09:01):
Anfang und Ende _______________
In jedem Anfang ist das Ende schon bereit, in jedem Ende kann ein neuer Anfang warten, doch niemand ahnt die ihm bestimmte Zeit, wir tasten blind auf unbekannten Fahrten.
Ein jeder sucht des Himmels klares Licht, dass zager Fuss des Weges Prüfung lerne - und wenn die Nacht verschweigend niederbricht, bleibt noch ein Weg im Trostgeleucht der Sterne.
Uns ist gesetzt das Letzte zu bestehen, wir wissen nie, was zu erfüllen bleibt, die unbeirrt zu neuem Anfang gehen, ein starker Baum, der wachsend Blüten treibt! Und jede Blüte ist ein Lichtgedanke ist heile Kraft zu einem neuen Sein! Das grosse Hindernis, die Schicksalsschranke, wird erst im Tode wesenslos und klein.
Geboren zu dem vorbestimmten Ende bleibt uns lebendig eine Spur des Lichts, in ihm allein ist Anfang, Sieg und Wende, ein Wink, ein Zeichen vor dem leeren Nichts!
Gebhard Schuhböck
Ich wünsch allen im vor uns liegenden Jahr viele Lichtspuren, die die Tage hell werden lassen.
Herzliche Endjahresgrüsse Eure Rosmarie
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Heidi
antwortete am 28.12.01 (20:11):
Dan Damaschin (rumänische Lyrik der Gegenwart)
Botschaft (Solie)
Es schreibt meine Hand erschauernd vor dem Schrecken des Frostes der das Erstarren bringt; Die einzige Botschaft die aus einer entfernten Zukunft zu mir dringt Sind diese eisigen Windstöße die sogar meinen eigenen Dämon hindern zur Besinnung zu kommen; Besessen von der Vision einer Bibliothek die öde ist wie eine Höhle vergessen seit Äonen, Im Eis eingeschlossene Bände, die sich nicht mehr öffnen lassen; In denen die Worte der Dichter von den Gesetzen des Frostes gedemütigt dastehen, Im großen Winter der Welt, wenn nur der Tod, nachdem er seine Arbeit verrichtet, noch Zeit hat zu lesen.
(Internet-Tipp: https://www.alb-neckar-schwarzwald.de/seiler/uebers.html)
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Heidi
antwortete am 28.12.01 (20:15):
Gedicht aus einem einzigen Stein (Poemul dintr-o singurá piatrá)
Ja, er kommt nicht mehr, er verspätet sich. So wie denn alles aufgeschoben wird, versäumt auch er es, zu erscheinen. Er will nicht vergehen; weiß, was es heißt, bis ans Ende zu gehen. Lieber tritt er durch die Tür einer Schenke ein, trinkt schweigend, ißt, schläft ein, die Stirn auf dem Tisch. Über die Maßen traurig hat er sich angewöhnt zu fragen: "Wo ist das Haus der sanftesten Frau?" So fragt er auch jetzt und schläft im Sprechen ein zwischen der ausgetrunkenen Flasche Wein und dem Korb Brotes. Du erwartest ihn nicht mehr.
Für ihn hättest du gewollt es zu erschaffen, ein Gedicht aus einem einzigen Stein, dichtem und jungem Stein. Du tust es nicht - legst es auf ein Regal, heiligen Staubfällen überlassen und gehst aus dem Zimmer. Draußen empfangen dich heranstürmende Wolken, Wolken wie Vogelschwärme scheuchen dich in eine Schenke. Du trinkst dort ebenfalls, ißt auch, kaufst von geborgtem Geld zottige Chrysanthemen, große zottige Chrysanthemen, während du einschläfst, und die Fensterläden rasselnd fallen zwischen dich und die alten Wolken da draußen.
Mircea Ciobanu
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Adolf
antwortete am 29.12.01 (02:25):
Einmaliges, wunderbares Leben! Jede Minute ist kostbar. Kein Tag soll verloren sein. Wie wenig ist nötig zum Glück! Ist das wenig, dass die Sonne scheint und Leben schafft, dass der Wind weht und wir atmen, dass die Erde so geschaffen ist, dass wir leben können? Ist das wenig, dass der Mensch lieben und Hoffnung haben kann, heute, morgen und für die Stunde seines Todes? Renate Borg
Ich wünsche Euch ein wenig von Allem Gruß Adolf
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Dietlinde
antwortete am 29.12.01 (08:25):
Lieber Adolf, mir haben Deine beiden Beiträge "Das neue Jahr" und "Einmaliges, wunderbares Leben", sehr gut gefallen! Vielen Dank für die fruchtbaren Gedanken, die Du bringst!
Allen wünsche ich einen wunderbaren Tag mit Freude und Licht!
Herzlichst Dietlinde
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Adolf
antwortete am 30.12.01 (01:07):
Zum neuen Jahr Wir bringen euch zum neuen Jahr die allerbesten Wünsche dar und hoffen, dass es bis zum Ende euch lauter gute Tage wende! Es schenke euch der Januar und ebenso der Februar und auch der Frühlingsbote März Gesundheit und ein frohes Herz! Dann führe euch April und Mai die schönste Frühlingszeit herbei. Im Juni, Juli und August erfreuet euch an Sommerlust. September und Oktoberzeit vergehe euch in Freudigkeit. November lasse sich ertragen, dann mögt ihr im Dezember sagen als Lob und Preis des ganzen Jahres: “ Gottlob, recht schön und glücklich war es.“
Verfasser unbekannt
Allen ein Prosit und guten Rutsch ins Jahr 2002. Adolf
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Waltraud
antwortete am 30.12.01 (09:58):
Zum Start ins Jahr 2002 wünsche ich allen nur Gutes. Möge uns folgendes gelingen:
Fixiere nie die Fehler des Nächsten. Sei stets bereit sie zu entschuldigen. Wahre dir in allen Dingen die Freiheit des Geistes. Schiele in nichts auf Menschenrücksicht, sondern halte deinen Geist innerlich frei. Reserviere eine bestimmte Zeit für dich selbst und halte dich ruhigen Gemüts in Erfolg und Mißerfolg frei von Unruhe und Verwirrung, sowohl bei frohen als bei traurigen Zwischenfällen. Lasse den Geist nicht müßig gehen, sondern erhebe ihn zu Höherem. Ignatius von Loyola
In diesem Sinne einen gelungenen Rutsch! Ich grüße alle sehr herzlich, Waltraud
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 30.12.01 (12:37):
Liebe Runde, auch ich möchte mich den Wünschen fürs neue Jahr anschließen! Liebe Grüße Rosmarie
Nicht, dass keine Wolke des Leides über dich komme, nicht, dass dein künftiges Leben ein langer Weg von Rosen sei, nicht, dass du niemals eine Reueträne vergießen mögest, nicht, dass du niemals Schmerz fühlen solltest, nein, das alles wünsche ich dir nicht.
Mein Wunsch für dich ist: Dass du in deinem Herzen immer bewahren mögest die goldene Erinnerung an jeden reichen Tag deines Lebens. Dass du tapfer seiest in der Stunde der Prüfung, wenn das Kreuz auf deine Schultern gelegt wird und der Berg, den du zu besteigen hast, überhoch scheint und das Licht der Hoffnung sehr fern. Dass jede Gabe, die Gott dir geschenkt hat, wachsen möge Und dass sie dir dazu diene, die Herzen derer, die du liebst, mit Freude zu erfüllen.
Altirischer Segensspruch
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sieghard
antwortete am 31.12.01 (08:17):
Der du die Zeit in Händen hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen. Nun von dir selbst in Jesus Christ die Mitte fest gewiesen ist, führ uns dem Ziel entgegen.
Da alles, was der Mensch beginnt, vor seinen Augen noch zerrinnt, sei du selbst der Vollender. Die Jahre, die du uns geschenkt, wenn deine Güte uns nicht lenkt, veralten wie Gewänder.
Der du allein der Ew'ge heißt und Anfang, Ziel und Mitte weißt im Fluge unserer Zeiten: Bleib du uns gnädig zugewandt und führe uns an deiner Hand, damit wir sicher schreiten.
[Jochen Klepper 1938] .
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Heidi
antwortete am 31.12.01 (15:56):
Ich denk', es war ein gutes Jahr
Der Rauhreif legt sich vor mein Fenster, Kandiert die letzten Blätter weiß. Der Wind von Norden jagt Gespenster Aus Nebelschwaden übers Eis, Die in den Büschen hängen blieben, An Zweigen, wie Kristall so klar. Ich hauche Blumen auf die Scheiben Und denk', es war ein gutes Jahr!
Sind ein paar Hoffnungen zerronnen? War dies und jenes Lug und Trug? Hab' nichts verloren, nichts gewonnen, So macht mich auch kein Schaden klug. So bleib ich Narr unter den Toren, Hab' ein paar Illusionen mehr, Hab' nichts gewonnen, nichts verloren, Und meine Taschen bleiben leer.
Nichts bleibt von Bildern, die zerrinnen. Nur eines seh' ich noch vor mir, Als läg' ein Schnee auf meinen Sinnen Mit tiefen Fußsstapfen von dir! Mir bleibt noch im Kamin ein Feuer Und ein paar Flaschen junger Wein. Mehr Reichtum wär' mir nicht geheuer Und brächte Sorgen obendrein.
Du kommst, den Arm um mich zu legen, Streichst mit den Fingern durch mein Haar: "Denk' dran ein Holzscheit nachzulegen... Ich glaub, es war ein gutes Jahr!"
(Reinhard Mey,Liedermacher)
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 31.12.01 (17:14):
Liebe Heidi,
wie schön, hier zum Abschluss des Jahres noch einmal "meinen" Reinhard Mey" zu lesen!
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch! Ich werde ihn, so wie ich es mag, sehr, sehr still und besinnlich und mit viel Alleinsein vorbereiten... :-)))
Mit der Freude zieht der Schmerz traulich durch die Zeiten. Schwere Stürme, milde Weste, bange Sorgen, frohe Feste wandeln sich zur Seiten.
Und wo eine Träne fällt, blüht auch eine Rose. schon gemischt, noch eh´ wir´s bitten, ist für Thronen und für Hütten Schmerz und Lust im Lose.
War´s nicht so im alten Jahr? Wird´s im neuen enden? Sonnen wallen auf und nieder, Wolken gehn und kommen wieder, und kein Wunsch wird´s wenden.
Johann Peter Hebel
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Heidi
antwortete am 31.12.01 (19:52):
Musik zum letzten Abend dieses Jahres :-)
Phantasie (Für Flöte, Klarinette, Waldhorn und Fagott)
Flöte Stille Blumen, In der Liebe Heiligtumen Nicht entsprossen, Welken nieder. Süße Lieder, Ohne Echo hingeflossen, Kehren nimmer wieder.
Klarinette Doch zeiget der Spiegel im Quelle, So freundlich und helle, Das eigne Gebild; Wie's flüchtig in rastloser Schnelle Sich eilend geselle, Und Welle an Welle Dem Leben entquillt.
Fagott Wohnen nicht klar in mir Des Geistes Gestalten; Leben, so will ich Dir Den Busen entfalten; Wer den eignen Ton nicht hört, Lausche, bis er wiederkehrt – Widerschein Blickt ins dunkle Herz herein.
Waldhorn Des Vorhangs leises Beben Erschreckt mich nicht, Und kann ich nicht erstreben Das eigne Licht: So wandl' ich schön und stille Ein Kind dahin: Mich grüßt durch fromme Hülle Ein heilger Sinn.
Alle Es eilet jed' Leben die eigene Bahn; Es schauet der Spiegel den Menschen nicht an; Es küsset die Welle die Welle so gerne, Und reißet vom Ganzen nicht Einer sich los; Doch blüht einem jeden das Ganze im Schoß, Und tief durch den Schleier, da weht es von ferne.
Flöte Helle Sterne Blinken aus der weiten Ferne Fremdes Licht – Und die Tränen, Die sich nach dem Freunde sehnen, Siehst Du nicht.
Waldhorn Es wandelt voll Liebe im Leben Die Sonn und das Mondlicht herauf; Doch, wenn wir das eigne nicht geben, Schließt nimmer der Schatz sich uns auf.
Fagott Was wir suchen, ach, das wohnet, Unerkannt Uns im Herzen, unbelohnet; Und die Hand Haschet stets nach äußerm Schimmer. Was wir nicht umfassen, Das müssen wir lassen; Denn wir fassen's sicher nimmer.
Klarinette Die ganze Welt Umwölbet ein Zelt, Über jeglicher Pforte Stehn goldne Worte. Das Aug der Sonne glühet Zur Blume, die aufsteht, Den heißen Gruß; Auf Mondeslippen blühet Der Blume, die heimgeht, Der stille Kuß. Und wer mit beiden Nicht kindlich spricht, Dem leuchtet kein Licht, Der findet den Ein- und den Ausgang nicht, Der kann nicht kommen, nicht scheiden.
Alle Und wer sich mit Liebe nicht selber umarmt, Für den ist das Leben zum Bettler verarmt. In eigenem Busen muß alles erklingen, Und daß der Sinn leicht finden es kann, Hat's viele buntfarbige Kleider an, Und Hülle und Geist sich zum Leben verschlingen.
Clemens v. Brentano
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sieghard
antwortete am 01.01.02 (05:22):
Zum neuen Jahr
Wie heimlicher Weise ein Engelein leise Mit rosigen Füßen Die Erde betritt, So nahte der Morgen, Jauchzt ihm, ihr Frommen, Ein heilig Willkommen, Ein heilig Willkommen! Herz, jauchze du mit!
In ihm sei's begonnen, Der Monde und Sonnen An blauen Gezelten Des Himmels bewegt. Du, Vater, du rate! Lenke du und wende! Herr, dir in die Hände Sei Anfang und Ende, Sei alles gelegt!
[Mörike 1804 - 1875] .
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Rosmarie Vancura
antwortete am 01.01.02 (09:28):
Auf dem Wege in 368 Tage ------------------------
Ermüde nicht am Kleinen. Schwer ist allein das Beginnen, der Schritt in neues Land - fern und schwer.
Bleibe nicht stehen, wenn dein Fuss auch ermattet. Schreckend blickst du zurück, stärker hoffend voraus.
Leuchtend endet dein Tag, hinter dir brandet die Flut, und noch die Sterne der Nacht öffnen dir tiefer das All...
Gebhard Schuhböck
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sieghard
antwortete am 03.01.02 (16:57):
Friedrich von Logau (1604-1655)
Abermals ein neues Jahr! Immer noch die alte Not! O, das Alte kommt von uns, und das Neue kommt von Gott.
Gottes Güt ist immer neu, immer alt ist unsre Schuld; neue Reu verleih uns, Herr, und beweis uns alte Huld! .
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Rosmarie Vancura
antwortete am 03.01.02 (22:20):
Die vier Jahreszeiten _____________________
Von Dieter Hildebrandt aus: Gedächtnis auf Rädern
FRÜHLING
Wenn die Hasen heher springen und die Veegel lauter singen Und du hast das gewisse Feeling dannis Frühling!
SUMMER
wenn die Felder werden gelber und es riecht so abgeerntet und du bist es selber deine Zeit ist um, wird immer ummer das mein Lieber war der Summer!
HERBST
Wenn du und das Laub wird älter Merkst die Luft wird kälter und du fiehlst, dass du bald sterbst Dannis Herbst!
WINTER
Wenn es schneit und du weest nicht ganz genau was steckt dahinter dannis meistens Winter!
Ich weiss nicht genau, ob die schlesische Mundart so richtig ist, die Schlesier mögen mir Fehler verzeihen. Ich finde das Gedicht einfach nett und hoffe, es gefällt Euch ebenso wie mir. Eure Rosmarie
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sieghard
antwortete am 04.01.02 (08:19):
DAS ALTE JAHR VERGANGEN IST, DAS NEUE JAHR BEGINNT ! WIR DANKEN GOTT ZU DIESER FRIST. WOHL UNS, DASS WIR NOCH SIND ! WIR SEHN AUFS ALTE JAHR ZURÜCK UND HABEN NEUEN MUT. EIN NEUES JAHR, EIN NEUES GLÜCK - DIE ZEIT IST IMMER GUT ! EIN NEUES JAHR - EIN NEUES GLÜCK WIR ZIEHEN FROH HINEIN. UND: VORWÄRTS, VORWÄRTS; NIE ZURÜCK SOLL UNSRE LOSUNG SEIN !
[HOFFMANN VON FALLERSLEBEN] .
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Rosmaire Vancura
antwortete am 04.01.02 (18:39):
Liebe Ulrike, hier " Dein Wintergedicht ", es ist etwas sehr lange, dafür aber von meinem Landsmann Conrad Feedinand Meyer 1825 - 1898
Die Schlittschuhe _________________
" Hör Ohm! In Deiner Trödelkammer hangt ein Schlittschuhpaar danach mein Herz verlangt! Von London hast du einst es heimgebracht, zwar ist es nicht nach neu'ster Art gemacht, doch damasziert, verteufelt elegant! Dir rostet ungebraucht es an der Wand, du gibst es mir!" Hier Junge, hast du Geld, kauf dir ein schmuckes Paar, wie dir's gefällt! "Ach was, die damaszierten will ich, deine! Du läufs ja nimmer auf dem Eis, ich meine?" Der liebe Quälgeist lässt mir keine Ruh, er zieht mich der verschollnen Stube zu; da lehnen Masken, Klingen kreuz und quer an Bayles staubbedecktem Diktionär, und seine Beute schon erblickt der Knabe im dunkeln Winkel hinter einer Truhe: " Da sind sie!" Ich betrachte meine Habe, die Jugendschwingen, die gestählten Schuhe. Mir um die Schläfen zieht ein leiser Traum... " Du gibst sie mir!"..In ihrem blondem Haar, dem aufgewehten, wie sie lieblich war, der Wangen edel Blass gerötet kaum!... Im Nebel eingeschleiert lag die Stadt, der See, ein Boden spiegelhell und glatt, drauf in die Wette flogen, Gleis an Gleis, die Läufer; Wimpel flaggten auf dem Eis... Sie schwebte still, zuerst umkreist von vielen geflügelten, wettlaufenden Gespielen - dort stürmte wild die purpurne Bacchantin, hier mass den Lauf die peinliche Pedantin - Sie aber wiegte sich mit schlanker Kraft, und leichten Fusses, luftig, elfenhaft glitt sie dahin, das Eis berührend kaum, bis sich die Bahn in einem weiten Raum verlor und dann in schmalre Bahnen teilte. Da lockt es ihren Fuss in Einsamkeiten, in blaue Dämmerung hinauszugleiten, ins Märchenreich; sie zagte nicht und eilte und sah, dass ich an ihrer Seite fuhr, nahm meine Hand und eilte rascher nur. Bald hinter uns verklang der Menge Schall, Die Wintersonne sank, ein Feuerball; doch nicht zu hemmen war das leichte Schweben, der sel'ge Reigen, die beschwingte Flucht, und warme Kreise zog das rasche Leben auf harterstarrter, geisterhafter Bucht. An uns vorüber schoss ein Fackellauf, ein glüh Phantom, den grauen See hinauf... In stiller Luft ein ungewisses Klingen, wie Glockenlaut, des Eises surrend Singen... ein dumpf Getos, das aus der Tiefe droht - Sie lauscht, erschrickt, ihr graut, das ist der Tod! Jäh wendet sie den Lauf, sie strebt hzurück, ein scheuer Vogel, durch das Abenddunkel, dem Lärm entgegen und dem Lichtgefunkel sie löst gemach die Hand...oh Märchenglück! Sie wendet sich von mir und sucht die Stadt, dem Kinde gleich, das sich verlaufen hat - "Ei Ohm, du träumst? Nicht wahr, du gibst sie mir, bevor das Eis geschmolzen?".....Junge hier.
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Ulrike
antwortete am 05.01.02 (18:32):
Dank Dir Rosmarie für die "Jugenderinnerungen" eines großen Dichters.:-)
INNEHALTEND INMITTEN VON WÄLDERN AN EINEM SCHNEE-ABEND
Wes diese Wälder sind, das weiß ich recht genau. Allein im Dorf erst, drüben, steht sein Haus. Der Schnee füllt ihm den Wald - steh ich und schau, sieht er mich nicht, macht er mich dann nicht aus.
Mein kleiner Gaul, der findet´s wohl verquer: kein Haus, kein Hof - und hier da hält sein Herr; ein Teich gefroren, und nur Wälder um uns her; der Abend heut - im ganzen Jahr kein finsterer.
Das Zaumzeug schüttelt er - die Schelle spricht: Ist das ein Missverständnis - oder nicht? Ich lausch und horch - ich hör sonst nichts; doch, dies noch: leichten Wind, die Flocken, erdwärts, dicht.
Anheimelnd, dunkel, tief die Wälder, die ich traf. Doch noch nicht eingelöst, was ich versprach. Und Meilen, Meilen noch vorm Schlaf. Und Meilen Wegs noch bis zum Schlaf.
(Robert Lee Frost 1874-1963)
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Adolf
antwortete am 05.01.02 (22:37):
Hallo alle miteinander, ich grüße Euch im Neuen Jahr. Adolf
Wenn wir heute, in einer Welt der Zwecke und in einer Welt der Machbarkeiten, nichts mehr hätten von der Fantasie, von der Freude am Schönen, von der Freiheit der Farben und vom Schmücken der Säle, dann wären wir mitten in dem, was uns umgibt, die ärmsten Menschen. Hermann Hesse
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Rosmarie Vancura
antwortete am 05.01.02 (22:44):
Noch etwas zum neuen Jahr...habe es leider erst heute entdeckt das
Rezept für das neue Jahr ________________________
Aus Mutters Küche
Man nehme 12 Monate, putze sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst und zerlege jeden Monat in dreissig oder einunddreissig Tage , so dass der Vorrat reicht für ein Jahr.
Es wird jeder Tag einzeln angerichtet aus einem Teil Arbeit und zwei Teilen Frohsinn und Humor, man füge drei gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu, einen Teelöffel Toleranz,, Ein Körnchen Ironie und eine Prise Takt.
Dann wird die Masse sehr reichlich mit Liebe übergossen. Das fertige Gericht schmücke man mit einem Sträusschen kleiner Aufmerksamkeiten und serviere es täglich mit Heiterkeit.
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sieghard
antwortete am 06.01.02 (08:41):
Wer kann eine Übersetzung machen? Mein Englisch reicht dazu nicht. Danke Herzliche Grüße an alle im Forum
All things dull and ugly, All creatures short and squat, All things rude and nasty, The Lord God made the lot.
Each little snake that poisons, Each little wasp that stings, He made their brutish venom, He made theit horrid wings.
All things sick and cancerous, All evil great and small, All things foul and dangerous, The Lord God made them all.
Each nasty little hornet, Each beasty little squid, Who made the spikey urchin, Who made the sharks, He did.
All things scabbed and ulcerous, All pox both great and small, Putrid, foul and gangrenous, The Lord God made them all.
AMEN.
Composer: Trad. Author: Eric Idle
aus der Comedy-Serie "Monty Python's Flying Circus" .
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eva
antwortete am 06.01.02 (11:16):
Johann Wolfgang von GOETHE
EPIPHANIAS
Die heil´gen drei König´ mit ihrem Stern, Sie essen, sie trinken, und bezahlen nicht gern; Sie essen gern, sie trinken gern, Sie essen, trinken und bezahlen nicht gern.
Die heil´gen drei König´ sind kommen allhier, Es sind ihrer drei und sind nicht ihrer vier; Und wenn zu dreien der vierte wär´, So wär´ ein heil´ger drei König mehr.
Ich erster bin der weiß´und auch der schön´, Bei Tage solltet ihr erst mich sehn ! Doch ach, mit allen Spezerein Werd´ich sein Tag kein Mädchen mir erfrein.
Ich aber bin er braun´und bin der lang´, Bekannt bei Weibern wohl und bei Gesang. Ich bringe Gold statt Spezerein, Da werd´ich überall willkommen sein.
Ich endlich bin der schwarz´ und bin der klein´ Und mag auch wohl einmal recht lustig sein. Ich esse gern, ich trinke gern, Ich esse, trinke und bedanke mich gern.
Die heilgen drei König sind wohlgesinnt, Sie suchen die Mutter und das Kind; Der Joseph fromm sitzt auch dabei, Der Ochs und Esel liegen auf der Streu.
Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold, Dem Weihrauch sind die Damen hold; Und haben wir Wein von gutem Gewächs, So trinken wir drei so gut als ihrer sechs.
Da wir nun hier schöne Herrn und Fraun Aber keine Ochs und Esel schaun, So sind wir nicht am rechten Ort Und ziehen unseres Weges weiter fort.
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Dela
antwortete am 06.01.02 (11:20):
....und obwohl Hermann Hesse mit diesem Gedicht vielen von Euch bekannt sein duerfte. Ich gruesse alle Lyrikfreunde in 2002.
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe. Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in and're, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir wollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen, der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegensenden, des Lebens Ruf an uns wird niemals enden... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde !
Hermann Hesse
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Rosmarie Vancura
antwortete am 06.01.02 (13:35):
E I S Z A P F E N _________________
Von Fridolin Tschudi
Sie sind kristalline Grüsse aus der frühsten Bubenzeit; Zuckerstengel ohne Süsse, spitz geformte Feuchtigkeit.
Immer noch ist das Erlebnis heimlich lockend; denn auch ein physikalisches Ergebnis kann oft stimulierend sein.
Man hat Lust, darnach zu greifen, und das Kind im Manne lutscht an den kalten Orgelpfeifen -- Halt! Fast wäre ich ausgerutscht.
Nein, ich bin nicht ausgeglitten, da man immerhin als Mann sich an blanken Stalaktiten nicht mehr delektieren kann! -
Wie in manchem andern Falle, bleibt uns wenigstens zum Schluss auch im Fall der Eiskristalle der ästhetische Genuss.
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eva
antwortete am 06.01.02 (17:01):
Hier der Versuch einer etwas freien Übersetzung von SIEGHARDs englischem Gedicht :
Alle Dinge, die grausig und sinnlos sind, alle kurzbeinigen und lauernden Geschöpfe, alles, was roh und ekelhaft ist - Gott der Herr hat es erschaffen.
Jede kleine giftige Schlange, jede kleine Wespe mit ihrem Stachel voll Gift, er schuf ihre brutale Gehässigkeit, er gab ihr die scheusslichen Schwingen.
Alles, was krankhaft und krebsartig ist, alles Böse, ob gross oder klein, alle Dinge, die faulig und widerlich sind - Gott der Herr erschuf sie allein.
Jede kleine bösartige Hornisse, jedes ekelhafte kleine Geschöpf - der den unverschämten Gassenjungen schuf, der den Haifisch erfand - nur er war es.
Alle grindigen und schwärenden Dinge, Pest und Pocken jeglicher Art, was miserabel ist, faul und krätzig - Gott der Herr hat alles erschaffen.
-.-.-
Mein milder Kommentar - die Sicht der Dinge ist ein wenig einseitig und nicht jeder, der sich an der Welt ärgert, ist ein Francois Villon ! Schönen Dreikönigsabend noch ! eva
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Rosmarie Vancura
antwortete am 07.01.02 (22:38):
Walther von der Vogelweide um 1170 - um 1230 ___________________________
Unter der Linden an der Heide, da unser zweier bette was, Da mugt ihr vinden schone beide gebrochen bluomen unde gras. Vor dem walde in einem tal, tandaradei, schone sanc die nahtegal.
Ich kam gegangen zuo der ouwe, do was min friedel komen e. Da wart ich empfangen, here frouwe, daz ich bin saelic iemer me. Kust er mich? wol tusentstunt, tandaradei seht wie rot mir is der munt!
Do het er g(e)machet also riche von bluomen eine bettestat. Des wirt noch g(e)lachet innecliche, kumt iemen an daz selbe pfat. Bi den rosen er wol mac, tandaradei merken wa mirs houbet lac.
Daz er bi mir laege, wessez iemen (nu enwelle got!),so schamt ich mich. Wes er mit mir pflaege, niemer niemen bevinde daz wan er unde ich, und ein kleinez vogellin, tandaradei, daz mac wol getriuwe sin.
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Ulrike
antwortete am 08.01.02 (10:30):
Hier eine Einführung in die "hohe Minne" auf Neudeutsch:-)))
Unter der Linde auf der Heide, wo unser beider Lager war, da kann man sehn liebevoll gebrochen Blumen und Gras. Vor dem Wald in einem Tal tandaradei sang schön die Nachtigall.
Ich kam gegangen zu der Wiese, da war mein Liebster schon vor mir gekommen. Da wurde ich empfangen -Heilige Jungfrau!- daß es mich immer glücklich machen wird. Ob er mich küßte? Wohl tausendmal, tandaradei, seht wie rot mein Mund ist.
Da hatte er bereitet in aller Pracht von Blumen ein Lager. Daran wird sich freuen von Herzen, wer daran vorübergeht. An Rosen kann er noch - tandaradei - sehen wo mein Kopf lag.
Daß er bei mir lag, wüßte es jemand (da sei Gott vor!), so schämte ich mich. Was er tat mit mir, niemals soll jemand das erfahren als er und als ich - und die liebe Nachtigall, tandaradei; die wird gewiß verschwiegen sein.
(Der Neue Conrady)
Gruß Ulrike
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Margot Sass
antwortete am 08.01.02 (17:40):
Noch'n Gedicht: Der Knallfrosch Ein Knallfrosch lag da in der Pfütze; durchnässt, verschmutzt, zu nichts mehr nütze. Vielleicht mit dem Fuß hineingestoßen, weil er im Wege lag, den Großen, die ihn doch gestern noch bewahrten, um ihn ins Neue Jahr zu starten. Da hat er geknattert, geknallt, gepufft in der klar-kalten Winterluft. Hat kurze Zeit doch Freude gebracht, begrüßt des Jahres erste Nacht.
Nun sah ich ihn im Wasser liegen. Zögernd bin ich hinweggestiegen über den krachenden Freund der Nacht und habe so heimlich bei mir gedacht: s'ist halt im Leben auch manchmal so. Erst braucht man was und ist drüber froh, doch später dann hat schnell man vergessen, was einem vorher so wichtig gewesen. Ein bischen erinnern wär manchmal ganz fein, es muß ja nicht grad an den Knallfrosch da sein.
Nachschrift: Hoffentlich geht's mir nicht auch mal so, darüber wäre ich gar nicht froh.
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Stephan Drissen-Reyntjes
antwortete am 08.01.02 (21:52):
Noch ein Tandaradei-Gedicht: Eduard Mörike:
Das Geheimniß Nach Walter von der Vogelweide.
Unter den Linden An der Haide, Wo beim Ritter ich mein vergaß, Möget ihr finden Für uns Beide Hingebettet Blumen und Gras, Vor dem Wäldchen im stillen Thal - Tandaradei! Flötete die Nachtigall.
Glühend die Wangen, Sanft gedrungen Naht' ich jenem Bezirk der Lust, Küßend empfangen, Froh umschlungen Sank ich an des Liebsten Brust, Und wir küßten die Lippen wund. Tandaradei! Noch ist brennend roth der Mund.
Siehe! mein Lieber Schaffte sinnig Uns von Blumen ein Lager dort; Geht wer vorüber, Lacht er innig Ob dem kunstbereiteten Ort; An den Rosen er merken mag - Tandaradei! Wo mein Haupt umduftet lag.
Kennte mich Jemand Die da lagen, Und ihr Buhlen, ich schämte mich; Doch es weiß Niemand Weß wir pflagen, Als mein Vielgetreuer und ich, Und ein singendes Vögelein: Tandaradei! Das wird kein Verrather seyn!
(Internet-Tipp: https://www.reyntjes.de)
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Rosmarie Vancura
antwortete am 08.01.02 (22:43):
Jörn Pfennig entdeckt:
Heyne TB JÖRN PFENNIG, GRUNDLOS ZÄRTLICH
Der Kuß _______
Der Kuß, den ich dir nicht gab hat mir das nicht vergeben er gibt einfach nicht auf erschwert mir nach Kräften das Leben er kitzelt meine Lippen drückt zwischen den Rippen er macht Lärm in der Seele verstopft mir die Kehle er flitzt durchs Gehirn und bohrt in der Stirn- ich halt's nicht mehr lange aus das freche Kerlchen muss raus!
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Rosmarie Vancura
antwortete am 09.01.02 (13:09):
Ich sah nie ___________
Ich sah nie einen zweifelnden Berg, nie eine unsichere Rose, keinen fanatischen Stein, nie depressive Wolken, keinen durchgestylten Himmel.
Nie begegnete mir ausgebranntes Feuer, nie traf ich verlogenes Wasser.
Alle diese Adjektive tragen wir Menschen allein - als fraglichen Schmuck.
Kristiane Allert -Wybranietz
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Brita
antwortete am 09.01.02 (21:27):
Schneelied
Mit dem Schnee will ich trauern. Schmelzen wird er und deine Schritte vergessen. Hier bist du gegangen.
Kehr zurück. Laß dich bitten mit dem erwachten Fluß, dem wieder gefundenen Land.
Jetzt, nach dem Frost, tauen in meinen Briefen die Sätze und holen dich, ohne Gedächtnis, ein.
Kehr zurück. Und sei wie vor dem Schnee.
Peter Härtling
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Piri
antwortete am 10.01.02 (12:04):
Als ich jünger war (Bettina Wegner (1981))
Als ich jünger war und offen kannt ich diese Angst noch nicht Frei war ich und voller Hoffen war kein Urteil, kein Gericht nur ein Vogel, bunt, mit Schwingen die kein Mensch zerbrochen hat kannte Schwerter nicht und Zwingen war im warmen Wind ein Blatt Hab auf einem Pferd gesessen das war alt, der Baum war grün Habe Zeit und Pflicht vergessen Prinz war ich und Harlekin Von Unsterblichkeit und Sinn hab ich meinen Traum verloren daß ich nicht so einsam bin hab ich Träumer mir geboren und ich wärm sie, wenn sie frieren und ich habe Angst um sie Nirgends solln sie mitmarschieren müde werden solln sie nie Alt und lauwarm die Gedanken Ich hab alles, was ich brauch klare Grenzen, schöne Schranken und die Alltagstode auch Bin ein Kerkermeister heute sperrte meine Seele ein daß sie nichts und niemand reute schläft sie in der Mauern Stein.
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Richard
antwortete am 11.01.02 (15:54):
Ein Gedicht für den Vogel des Jahres
Die Spatzen
Heinrich Heidbrede
Ein Sperling sprach in »Hier und Heute« zum Thema »Futtermangel« laut und kritisierte jene Leute, die zwar ein Futterhaus gebaut.
Doch nur für die berühmten Sänger und 's Volk im bunten Federkleid. Uns wird doch auch der Magen länger, wenn alles friert und tief verschneit!
Weh! Wenn vor Hunger wir am Ende uns wagen dann ins Futterhaus, klatscht der Besitzer in die Hände und jagt uns ohne Gnade raus!
Warum das nur wir Spatzen fragen: »Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Wir müssen uns da sehr beklagen, weil niemand übt Barmherzigkeit!
Wir zwitschern, wie es Gott uns lehrte, der unser schlichtes Kleid gemacht. Drum sündigt jeder, der uns wehrte und uns von Futterstellen jagt!
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Rosmarie Vancura
antwortete am 11.01.02 (18:11):
Komm wieder her _______________
Ich sah wieder Schwalben ziehn hastig vor der Kälte fliehn die Astern blühten zweimal schon auch der Flieder und der Mohn - komm bald wieder her ich lieb dich sehr!
Ich habs Hoffen nicht verlernt hab mich nicht von dir entfernt du bist gegangen ohne Zorn du hattest nur den Mut verlor'n - komm wieder her ich lieb dich sehr!
Irgendwann wirst du wieder da sein dann stehst du einfach in der Tür du wirst mein Gesicht in deine Hände nehmen und wenn wir uns ansehen werden wir sprachlos sein.
Ich habe Menschen weinen sehn sonst ist nicht viel geschehn: viel erwartet, viel versprochen ein paar Ehen sind zerbrochen komm wieder her ich lieb dich so sehr!
Aus: Grundlos zärtlich v. Jörn Pfenning (Heyne)
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Dela
antwortete am 11.01.02 (18:38):
Ich bekam heute von einem lieben Menschen einen Band Gedichte geschenkt. Eines, das mich besonders ansprach, möchte ich Euch nicht vorenthalten. Bin sicher, dass es vor allem ins Forum dieses Treffs passt. Grüsse Euch alle.
Die alten Lieder
(Franz Josef Degenhardt)
Wo sind eure Lieder, eure alten Lieder? Fragen die aus anderen Ländern, wenn man um Kamine sitzt, mattgetanzt und leergesprochen und das high-life-Spiel ausschwitzt.
Ja, wo sind die Lieder, unsre alten Lieder? Nicht für'n Heller oder Batzen, mag Feinsliebchen barfuss ziehn, und kein schriller Schrei nach Norden will aus einer Kehle fliehn.
Tot sind unsre Lieder, unsre alten Lieder. Lehrer haben sie zerbissen, Kurzbehoste sie verklampft, braune Horden totgeschrien, Stiefel in den Dreck gestampft.
(1966)
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Dela
antwortete am 12.01.02 (12:15):
.....und noch ein Gedicht.
(Kurt Tucholsky)
Augen in der Großstadt
Wenn du zur Arbeit gehst am frühen Morgen, wenn du am Bahnhof stehst mit deinen Sorgen: da zeigt die Stadt dir asphaltglatt im Menschentrichter Millionen Gesichter: Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider - Was war das? vielleicht dein Lebensglück... vorbei, verweht, nie wieder. Du gehst dein Leben lang auf tausend Straßen; du siehst auf deinem Gang, die dich vergaßen. Ein Auge winkt, die Seele klingt; du hast's gefunden, nur für Sekunden... Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider - Was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück... Vorbei, verweht, nie wieder. Du mußt auf deinem Gang durch Städte wandern; siehst einen Pulsschlag lang den fremden Andern. Es kann ein Feind sein, es kann ein Freund sein, es kann im Kampfe dein Genosse sein. Er sieht hinüber und zieht vorüber ... Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick, die Braue, Pupillen, die Lider - Was war das? Von der großen Menschheit ein Stück! Vorbei, verweht, nie wieder.
(1930)
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Brita
antwortete am 12.01.02 (17:02):
Wenn die Wildgaense schreien
Wenn die Wildgaense schreien, neig', Elch, dein weises Wandern in den Schneewald. Wenige Reis- graes'chen wende, in wilden Eis- wassern wiegend. Indien-Elche schreien, wenn die Wildgaense Land gewinnen. Erde, sei weich, wenn Schneereigen das Wild-Ei naschen. Elen, wir sind die Wege! Sing' deine Wanderweisen, Elch.
Unica Zürn
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Rosmarie Vancura
antwortete am 12.01.02 (19:28):
ZUM EINSCHLAFEN ________________
f.St.R.
Es rieseln die Sekunden An weissen Sand gebunden Sie schläfern also hold Du bist so unwillkürlich So kätzlich hingerollt.
Der Regen raunt vom Schlafen Von schwarz und weissen Schafen Der Sand ist durchsiebt Du brauchst nicht mehr zu sprechen Lass Glied um Glied sich schwächen Schlaf! Du erwachst geliebt.
Werner Bergengruen
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Adolf
antwortete am 13.01.02 (17:50):
Herzliche Sonntagsgrüße Adolf
Ich wünsch' dir einen guten Tag
Ich wünsch' dir einen guten Tag! Geh ihm nur froh entgegen und achte auf den Stundenschlag als sanfte Mahnung, dich zu regen.
Doch lass dich nur nicht ständig treiben von viel zuviel Terminen. Es soll vom Tag das Wissen bleiben: Die Sonne hat mir heut geschienen!
Ich wünsch' dir einen guten Tag zu jeder Stunde seiner Zeit. Denn was er dir zu sein vermag, ist mehr als nur Geschäftigkeit.
Wie du ihn nützt, wie du ihn hegst, nur das allein wird zählen in den Gedanken, die du pflegst. Lass dir den Tag nicht stehlen! Elli Michler
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Rosmarie Vancura
antwortete am 14.01.02 (11:28):
DURCHEINANDER _____________
von Erich Fried
Sich lieben in einer Zeit in der Menschen einander töten mit immer besseren Waffen und einander verhungern lassen Und wissen daß man wenig dagegen tun kann und versuchen nicht stumpf zu werden und doch sich lieben
Sich lieben und einander verhungern lassen Sich lieben und wissen daß man dagegen wenig tun kann Sich lieben und versuchen nicht stumpf zu werden Sich lieben und mit der Zeit einander töten und doch sich lieben mit immer besseren Waffen
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Ulrike
antwortete am 14.01.02 (13:45):
Die Worte sind nicht schamlos
Die Worte sind nicht schamlos, wenn du sie im Munde führst. Und wer sie spricht wie du, der überhört sie nicht in ihrer Freiheit und in ihrer Melodie.
Nicht diese oder jene Worte. Nie standen sie dir besser zu Gesicht, wenn du sie sagtest und ihr Wortgewicht verlor sich, wurde leicht und wie
du von der Liebe und vom Fortgehn denkst, von Wiederkehr und wie du wieder drängst und einfach fortgehst: das ist schön.
Die Scham weiß nichts von sich und schamlos ist nur Sanftmut, die mit List und Hinterlist das Wort verführt in schwindelhafte Höh´n.
(Karl Krolow 1915 - 1999)
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Adolf
antwortete am 14.01.02 (22:37):
Ich wünsche dir fürs neue Jahr .
Ich wünsche dir fürs neue Jahr das große Glück in kleinen Dosen. Das alte lässt sich ohnehin nicht über Nacht verstoßen.
Was du in ihm begonnen hast mit Mut und rechter Müh', das bleibt dir auch noch Glück und Last in neuer Szenerie.
Erwarte nicht vom ersten Tag des neuen Jahres gleich zuviel! Du weißt nicht, wie er's treiben mag, es bleibt beim alten Spiel.
Ob gute Zeit, ob schlechte Zeit, wie sie von Gott gegeben, so nimm sie an und steh bereit und mach daraus dein Leben! Elli Michler
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Heidi
antwortete am 14.01.02 (22:38):
vietnam - iran - kossowo - die afrikanische länder - palästina - israel - amerika - usw... usw..?
die hungernden kinder im irak die palästinensische mutter deren 12 jähriges kind und mann von israelis erschossen das kind trug ein gewehr aus holz dem iraker dessen bruder im libanon unter dem beschuss der israelis verwundet er wollte dort nur arbeiten das israelische kind das seinen vater verlor weil einer sich selber töten wollte mit ihm starben die kinder die er nie haben würde amerikaner stumm voller entsetzen, türme stürzen ein, der turmbau zu babel? neue dimensionen der gewalt? fast wie von actionfilmer vorgedacht kommen nun neue tricks der computerindustrie? wie steigert sich das?
wie werden sie antworten mit der fahne der freiheit in der hand? wie wird man antworten wann wie viele müssen noch sterben warum???
nicht die israeli, palistenänser, kurden, serben christen oder moslems tötet man
menschen frauen, kinder, väter
weinen wir um sie gewalt ist immer der falsche weg
ich weine mit denen die immer verlieren egal wer der sieger ist die verlierer sind wir
12.09.01 - erhard arendt
(Internet-Tipp: https://www.arendt-art.de/deutsch/krieg-und-frieden-lyrik.htm)
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Ulrike
antwortete am 15.01.02 (15:08):
In Zusammenhang mit dem von Heidi geposteten Gedicht ein sehr schöner Link in die USA, wo auch heftig über solche Dinge nachgedacht wird:
https://ethics.acusd.edu/Resources/Philforum/Terrorism/index.html
Auf der Homepage von Prof Hinman ist dieser Link unter der Rubrik: Philosophers speak out on "war, terrorism and peace" zu finden.
Gruß Ulrike
(Internet-Tipp: https://ethics.acusd.edu)
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Wolfgang
antwortete am 16.01.02 (10:42):
Wia de Johr vorbeigehn...
Wia de Johr vorbeigehn, fast ohne Spur, man siehgt uns garnix o, a paar Kratzer nur.
Mir san beschäftigt oille, mir ham no so vui vor, mir gebn dem Tod koa Chance, er trifft uns nia alloa.
A kloana Kriag amoi, an am ganz entferntn Eck, es kemman Freind dazua, und andre sterbn uns weg.
Irgendwo auf dera Welt, gibts oiwei wos, wo's schiaßn, aber s' Fernsehn bringt's dann scho, wenn's wos is zum wissen miaßn. Irgendwo blost grod a Wirbelsturm a poor Hüttn ausanand, irgendwo stinkt's dem Planeten, und er bebt vor Grant.
Aber mir, mir is des alles Wurscht, i kaaf ma a Hoibe für mein Durscht, weil, ändern tuat se sowieso nix, Prost, mei Freind, wos soi's ?
[...]
Von der CD... RINGSGWANDL: Vogelwild - Text und Musik: Georg Ringsgwandl
(Internet-Tipp: https://www.ringsgwandl.de/)
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Ulrike
antwortete am 16.01.02 (17:02):
Ringswandl ist schon ein Original, aber leider für Preußen schwer zu enträtseln, dennoch Prösterchen:-)
ZUR NACHAHMUNG
Ein Mensch fiel aus der Rolle. Anstatt sich das Genick zu brechen landete er weich im Eigentlichen.
(Jörn Pfennig: Hand aufs Hirn)
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schorsch
antwortete am 16.01.02 (18:16):
Mancheiner, der meint weich gelandet sei er, ist nur gestrandet und hat, weil da paar Steine lagen, sich blutig seinen Kopf geschlagen. Er fiel, das ist das Tolle, zwar nicht aus seiner Rolle, doch hat ihm dieses nichts genützt, weil stranden nicht vor fallen schützt!
Schorsch
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 16.01.02 (19:12):
Herrlich, lieber Schorsch, und weise!
Rosmarie
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Ulrike
antwortete am 16.01.02 (19:12):
Klasse Schorsch:-)))
Das Eigentliche
Stranden schützt vor Fallen nicht Schießen schützt vor Knallen nicht Hitze schützt vor Wallen nicht Dichten schützt vor Lallen nicht Und wer immer dies anficht: Sieh der Wahrheit ins Gesicht!
Ulrike
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 17.01.02 (16:25):
Liebe Ulrike,
erstaunlich, wie sich "Teamanregung" auf die Kreativität auswirkt! Es ist einfach umwerfend, wie sich die Gedichte hier entwickeln!
Danke für dein gelungenes! Ich wünsche dir und allen einen entsprechenden Abend: Ein bisschen Schmunzeln, ein bisschen Tiefgang und auf jeden Fall viel Freude... Rosmarie
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Heidi
antwortete am 17.01.02 (16:31):
Mal wieder im Archiv gelesen:
Kälte
Der Winter legt mit kalten Strängen uns seine Fesseln ums Gemüt, bedroht mit Ängsten uns und Zwängen und läßt erfrieren, was geblüht.
Da bricht der Zorn heraus in hellen Flammen - zurück bleibt Asche, Rauch und Staub. Wir können heiß und schnell verdammen, und das Vertrauen fällt, wie welkes Laub.
Gib Ruhe, Herz, gönn dir den tiefen Schlummer, in dem die Erde jetzt die Kräfte staut. Begrabe tief, wie Wurzeln, deinen Kummer, dann wird ein Baum darauf, wenn's dereinst taut.
von Friedgard Seiters
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Ulrike
antwortete am 17.01.02 (17:54):
Hallo Rosmarie, ich eile, mich für Deine freundlichen Worte zu bedanken.:-)))
Winter in anderen Breiten
In and´ren Breiten sagt der Geodäter Schlägt heftig aus das Thermometer Und Wirbelstürme rauben der Natur Die Ruhe dort in einer Tour Das schlägt den Menschen aufs Gemüt Auch, wenn der Rosengarten blüht.
Grüße auch an Schorsch und Heidi.:-)))
Ulrike
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eva
antwortete am 17.01.02 (17:54):
Ich bin - statt einer guten Christin - bekennende Pensionistin und habe daher, tut mir leid, die meiste Zeit auch keine Zeit. Drum frage ich heut, meine Lieben : wo ist denn nur die Zeit geblieben ?? Anderen scheint es zu gelingen, unter einen Hut zu bringen Kinder, Haushalt und dazu Mann und Beruf voll Seelenruh´. (Und abends dann voll Eleganz geht man noch aus zu Spiel und Tanz !) So liste ich meinen Tageslauf nun auf´s Genaueste hier auf. Da ich nicht faul bin, sondern fleissig, erheb´ich mich um sechs Uhr dreissig, um bis etwa so um sieben meinen schwachen Leib zu üben (jeden Tag in allen Wochen drill ich meine müden Knochen), versuche Rumpf und Knie zu beugen, um in die Dusche dann zu steigen. - Geschneuzt, gekampelt, froh und frisch setz ich mich an den Frühstückstisch, bei Butterbrot und Konfitüre vertief´ ich mich in die Lektüre der Zeitung, welche in der Nacht ein Bote vor die Tür gebracht. TV-Programm und Politik, die Chronik, auch Kulturkritik, Kleinanzeigen, Horoskop - bis neun Uhr bin ich durch, Gottlob ! Anschließend dann muss schnell ich laufen, um für den Haushalt einzukaufen; ich finde keine Zeit zum Zaudern - jedoch die Nachbarin will plaudern . Zu Hause wieder, läutet schon voll Ungeduld das Telefon : Meine Tochter will erzählen, wie sie ihre Kinder quälen (auf meinen Rat ist sie nicht heiss, weil sie doch alles besser weiss). Mittags gibt´s Spinat mit Ei, zwei Kartoffeln auch dabei - doch wenn die Küche man benutzt, ist´s nötig, dass man sie auch putzt. Danach leg ich erschöpft mich nieder und schließe meine Augenlider - doch bald muss ich auf Ruh verzichten, denn mich erwarten neue Pflichten. Ein Quartett im Palais Kinski spielt heut Nachmittag Strawinski. Ich bin dort. - Doch beim Applaus eile ich schon schnell hinaus. Rosi muss ich heut besuchen, kaufe schnell noch einen Kuchen. Selber backen ? Tut mir leid, dazu hab´ich keine Zeit. Bei ihr kann ich nicht lange weilen, denn ich muss mich sehr beeilen, denn auf mich da wartet schon ein Vortrag (mit Diskussion); hinterher gibt´s, oh, wie nett, ein Super- Luxus- Kaltbuffet. Komme ich dann spät nach Haus, fasst mich meist der schiere Graus : Auf dem Flure stehen Taschen voller Wäsche, ungewaschen, was mich ferner nicht beflügelt, sind die Blusen, ungebügelt, auf dem Tische warten sieben Briefe - leider ungeschrieben ... Oh, wie hass´ich diesen Rummel !! Morgen ist Schaufensterbummel mit der Rosi. Abends warten auf mich schöne Opernkarten. Vormittags, so fällt mir ein, sollte ich beim Zahnarzt sein.
Irgendwie mit letzter Kraft hab ich´s immer noch geschafft, doch ich frag´ Euch, meine Lieben : Wo ist meine Zeit geblieben ??!!
eKr
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 17.01.02 (18:39):
Liebe Eva,
über dein anschauliches Gedicht habe ich mich gekringelt. Herrlich! Ich sehe dich abends buchstäblich platt wie eine Flunder im Bett liegen.
Einen Ratschlag willst du? Haha, entweder die Kultur weglassen, die Lieben vergraulen oder einen Weg finden, die Zeit zu dehnen... :-)))
Oder weitermachen, so lange du´s schaffst!
Jedenfalls wünsche ich dir und allen hier Anwesenden - ganz herzlich auch Friedgard, die diese tiefsinnigen Gedichte schreibt - Meldet sie sich selber nicht mehr? - eine Extraportion Kraft und Zeit!
Mir klaut die Zeit mein dicker Bobbel, mit dem ich durch den Schnee jetzt hoppel. Auch klauen Kochtopf und der Gang zu Bank und Bäcker nebenan. Am meisten aber klaut mir doch das Lesen hier und Schreiben noch. Die armen Freunde rund um mich frustrier ich und vertröste ich. Und greif ich dann zum Zauberstab und ändere mein Leben ab...
Könnte hier vielleicht jemand eine nette Lösung weiterdichten? Euch allen einen schönen entspannten Abend! Rosmarie
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Marusa
antwortete am 17.01.02 (19:59):
So könnte es vielleicht weitergehen:
. . . . . . . . . . dann such ich hier und suche dort, begebe mich an manchen Ort und merke endlich ohn' Verdruß, dass ich beim Bobbel bleiben muß.
Dazu passend:
TERMINE
Termine, Termine und keine Zeit! Nicht Zeit für ein wenig Freundlichkeit? Ein nettes Wort, ein Dankeschön, und manches im Leben würd' leichter gehn.
Termine, Termine und keine Zeit! Nicht Zeit für ein wenig Besinnlichkeit? Für eine Stunde bei Kerzenschein einmal entspannen, ganz selber sein.
Termine, Termine und keine Zeit! Nicht Zeit für ein wenig Zärtlichkeit? Für einen Menschen, der nah Dir steht, für eine Liebe, die sonst vergeht.
Termine, Termine und keine Zeit! Nicht Zeit für ein wenig Menschlichkeit? Für etwas Achtung vor jedem Leben, viel Leid würd' es da weniger geben.
Termine, Termine- - - - nimm Dir die Zeit, damit Dich später einmal nicht reut gesagt zu haben: Ich hatt' keine Zeit.
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hl
antwortete am 17.01.02 (21:27):
doch sing es ganz leis
dreh dich elfe dreh dich im kreis was gestern schwarz war ist heute weiß (so weiß wie dein gesicht) was oben war ist unten, was recht ist ist schlecht die nähe ist ferne, ein herr ist sein knecht
(du glaubst es nicht? probier es! sag, der schnee ist weiß und jemand wird dich fragen warum du behauptest er sei schwarz sagst du links oben fliegt ein adler wird jemand dir beweisen, dass rechts unten nur ratten laufen und du seist eine von ihnen)
dreh dich elfe dreh dich im kreis was gestern rot war ist heute weiß (so weiß wie dein gesicht) niemand deine worte versteht der wind hat sie nach babylon verweht
dreh dich elfe dreh dich im kreis sing deine lieder allein für dich (warte, vielleicht eines noch für mich?) doch sing es ganz leis mit deinen lippen so weiß
hl
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Ulrike
antwortete am 17.01.02 (22:15):
Vanitas! Vanitatum Vanitas
Ich hab´ mein Sach´ auf nichts gestellt, juchhe! Drum ist so wohl mir in der Welt, juchhe! Und wer will mein Kamerade sein, Der stosse mit an, der stimme ein Bei dieser Neige Wein.
Ich stellt´ mein Sach´ auf Geld und Gut, juchhe! Darüber verlor ich Freund´ und Mut, oh weh! Die Münze rollte hier und dort Und hascht´ ich sie an einem Ort, Am andern war sie fort.
Auf Weiber stellt´ ich nun mein Sach´ , juchhe! Daher kam mir viel Ungemach, o weh! Die Falsche sucht´ sich ein ander Teil, Die Treue macht´ mir Langeweil, Die Beste war nicht feil.
Ich stellt´ mein Sach´ auf Reis´ und Fahrt, juchhe! Und ließ meine Vaterlandesart, o weh! Und mir behagt´ es nirgends recht, Die Kost war fremd, das Bett war schlecht, Niemand verstand mich recht.
Ich stellt´ mein Sach´ auf Ruhm und Ehr´, juchhe! Und sieh´, gleich hat ein andrer mehr, o weh! Wie ich mich hatt´hervorgetan, Da sah´n die Leute scheel mich an, Hatte keinem Recht getan.
Ich setzt´mein Sach´ auf Kampf und Krieg, juchhe! Und uns geland so mancher Sieg, juchhe! Wir zogen in Feindes Land hinein, Dem Freunde sollt´s nicht viel besser sein, Und ich verlor ein Bein.
Nun hab´ ich meine Sach´ auf nichts gestellt, juchhe! Und mein gehört die ganze Welt, juchhe! Zu Ende geht nun Sang und Schmaus; Nur trinkt mir alle Neigen aus, Die letzte muß heraus.
(Johann Wolfgang von Goethe anlässlich der Kriegsbegeisterung vor den Schlachten von Jena und Auerstedt. Auf dieses Gedicht reagierte der kriegsbegeisterte, patriotische Wieland, Freund Goethes, äußerst verschnupft. )
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sieghard
antwortete am 17.01.02 (22:32):
Und ist ein Fest geworden, kaum weiß man wie. Die hohen Flammen flackten, die Stimmen schwirrten, wirre Lieder klirrten aus Glas und Glanz, und end- lich aus den reifgeword- nen Takten: entsprang der Tanz. Und alle riss er hin. Das war ein Wellen- schlagen in den Sälen, ein Sich-Begegnen und ein Sich-Erwählen, ein Abschiednehmen und ein Wiederfinden, ein Glanzgenießen und ein Lichterblinden und ein Sich-Wiegen in den Sommerwinden, die in den Kleidern warmer Frauen sind. Aus dunk- lem Wein und tausend Rosen rinnt die Stunde rauschend in den Traum der Nacht.
[aus Rilkes Cornet]
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 17.01.02 (22:49):
Liebe Marusa,
tausend Dank, du hast genau den springenden Punkt getroffen! :-) Herzlichst, Rosmarie
Als Entschuldigung für den falschen Gebrauch dieses Forum-Bereichs hier ein Gedicht von Ringelnatz.
Pst!
Träume deine Träume in Ruh.
Wenn du niemandem mehr traust, Schließe die Türen zu, Auch deine Fenster, Damit du nichts mehr schaust.
Sei still in deiner Stille, Wie wenn dich niemand sieht. Auch was dann geschieht, Ist nicht dein Wille.
Und im dunkelsten Schatten Lies das Buch ohne Wort.
Was wir haben, was wir hatten, Was wir... Eines Morgens ist alles fort.
Joachim Ringelnatz
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Ela
antwortete am 18.01.02 (00:21):
**Symphonie**
im Lebenskampf den Sinn zu verstehn... zu stolpern und dann doch weiter zu gehn... im Dunklen nicht die Richtung verlieren... das eigene Licht sein, und alles kapieren...
mit freundlichem Lächeln und immer bereit... um zu planen, zu verzeihen zu jedweder Zeit... schreib' sie voll, die leeren Seiten in dem Buch Deines Lebens schreibe, schreibe und bedenke, nichts ist wirklich ganz vergebens...
und wird müde die Hand und schläft's Auge Dir ein... weckt von fern Dich eine Weise lädt ins *gelobte Land* Dich ein... und sie spielen fremde Klänge sowas Schönes hörtest Du nie... spielen leise, immer leiser ... Deine Lebens-Symphonie...
Ela / im Dezember 2001 * * *
(Internet-Tipp: https://home.t-online.de/home/horstdetering/ela)
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Ulrike
antwortete am 18.01.02 (10:26):
Nur eine Rose als Stütze
Ich richte mir ein Zimmer ein in der Luft unter den Akrobaten und Vögeln: mein Bett auf dem Trapez des Gefühls wie ein Nest im Wind auf der äußersten Spitze des Zweigs.
Ich kaufe mir eine Decke aus der zartesten Wolle der sanftgescheitelten Schafe die im Mondlicht wie schimmernde Wolken über die feste Erde ziehn.
Ich schließe die Augen und hülle mich ein in das Vlies der verläßlichen Tiere. Ich will den Sand unter den kleinen Hufen spüren und das Klicken des Riegels hören, der die Stalltür am Abend schließt.
Aber ich liege in Vogelfedern, hoch ins Leere gewiegt. Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein Meine Hand greift nach einem Halt und findet nur eine Rose als Stütze.
(Hilde Domin)
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schorsch
antwortete am 18.01.02 (11:13):
Termine, Termine? Was soll dies Wort? Vergesst das Ding, oder jagt es fort. Wer nur noch Termine hat in seinem Sinn, bewegt sich schnell zum letzten hin!
Schorsch
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Dela
antwortete am 18.01.02 (11:29):
Nur zwei Dinge
(Gottfried Benn)
Durch so viel Formen geschritten, durch Ich und Wir und Du, doch alles blieb erlitten durch die ewige Frage: wozu?
Das ist eine Kinderfrage. Dir wurde erst spät bewußt, es gibt nur eines: ertrage -ob Sinn, ob Sucht, ob Sage- dein fernbestimmtes: Du mußt.
Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere, was alles erblühte, verblich, es gibt nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich.
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Rosmarie Vancura
antwortete am 18.01.02 (12:36):
Gedicht gegen die ewigandauernde Zweisamkeit
LASS MICH ALLEIN ________________
Auch wenn du's nicht verstehst ich will, dass du jetzt gehst ich möcht so gern alleine sein ich will mal wieder wissen, wie es ist wenn du nicht bei mir bist ich glaub, ich hab es längst vergessen.
Denk nicht weiter nach warum ich dir das sag es gibt keinen Grund, dass du dich quälst schau mich nicht so an ich will nur dann und wann mal wieder spüren, daß du mir fehlst.
Die Liebe braucht hin und wieder eine Brise frische Luft - ich hab sie viel zu gern um sie einzusperrn ich will nicht daß sie an sich selbst erstickt.
Also laß mich jetzt allein du mußt nicht traurig sein genieß die Sehnsucht, wenn du fort bist bei aller Glücklichkeit braucht auch die Liebe einmal Zeit um sich richtig auszuruhn.
Jörn Pfennig
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sieghard
antwortete am 18.01.02 (15:30):
Wenn über stiller Heide Des Mondes Sichel schwebt, Mag lösen sich vom Leide Herz, das im Leiden bebt.
Das Ewige ist stille, Laut die Vergänglichkeit; Schweigend geht Gottes Wille Über den Erdenstreit.
In deinen Schmerzen schweige, Tritt in die stille Nacht; Das Haupt in Demut neige, Bald ist der Kampf vollbracht.
Wenn hinter dir versunken, Was Ohr und Auge bannt, Dann hält die Seele trunken Das Firmament umspannt.
O Heide, stille Heide, Wie sehnet sich hinaus Zu dir das Herz im Leide, Gefangen Herz im Haus!
- gekürzt -
[Wilhelm Raabe 1831-1910] .
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Heidi
antwortete am 18.01.02 (18:31):
Blick in den Strom
Sahst du ein Glück vorübergehn, Das nie sich wiederfindet, Ists gut in einen Strom zu sehn, Wo alles wogt und schwindet. O! starre nur hinein, hinein, Du wirst es leichter missen, Was dir, und solls dein Liebstes sein, Vom Herzen ward gerissen.
Blick unverwandt hinab zum Fluß, Bis deine Tränen fallen, Und sieh durch ihren warmen Guß Die Flut hinunterwallen.
Hinträumend wird Vergessenheit Des Herzens Wunde schließen; Die Seele sieht mit ihrem Leid Sich selbst vorüberfließen. Nikolaus Lenau(1844)
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Brita
antwortete am 18.01.02 (18:51):
Hoffnung
Hoffnung wiegt sich auf dem Aste Meines Herzens; bleibe, raste Noch ein Weilchen in der Laube Meiner Brust, du wilde Taube!
Flügel, wie sein Rad der Pfau Spannt sie, hundertäugig, blau; Duckt sich, schwingt sich auf; es wanken Meines Herzens leichte Ranken.
Ricarda Huch
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Heidi
antwortete am 18.01.02 (19:01):
Hast du schon je dich ganz allein gefunden, Lieblos und ohne Gott auf einer Heide, Die Wunden schnöden Mißgeschicks verbunden Mit stolzer Stille, zornig dumpfem Leide? War jede frohe Hoffnung dir entschwunden, Wie einem Jäger an der Bergesscheide Stirbt das Gebell von den verlornen Hunden, Wie's Vöglein zieht, daß es den Winter meide?
Warst du auf einer Heide so allein, So weißt du auch, wie's einen dann bezwingt, Daß er umarmend stürzt an einen Stein;
Daß er, von seiner Einsamkeit erschreckt, Entsetzt empor vom starren Felsen springt Und bang dem Winde nach die Arme streckt.
Der Wind ist fremd, du kannst ihn nicht umfassen, Der Stein ist tot, du wirst beim kalten, derben Umsonst um eine Trosteskunde werben, So fühlst du auch bei Rosen dich verlassen; Bald siehst du sie, dein ungewahr, erblassen, Beschäftigt nur mit ihrem eignen Sterben. Geh weiter: überall grüßt dich Verderben In der Geschöpfe langen dunklen Gassen;
Siehst hier und dort sie aus den Hütten schauen, Dann schlagen sie vor dir die Fenster zu, Die Hütten stürzen, und du fühlst ein Grauen.
Lieblos und ohne Gott! der Weg ist schaurig, Der Zugwind in den Gassen kalt; und du? Die ganze Welt ist zum Verzweifeln traurig. Nikolaus Lenau(1838)
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Ulrike
antwortete am 18.01.02 (20:07):
DER TOD reißt Uns dann und Wann aus Dem Schlaf. Mit Offenen Augen Leben wir weiter.
Manchmal aber Macht es Freude, Die Luft vor Die Türe zu setzen Oder eine Liebe In den Kamin Zu schieben.
Man freundet sich an Mit dem Nichts - In blinder Erwartung
Anton G. Leitner 1986
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Brita
antwortete am 18.01.02 (20:37):
... nochmal kurz zur Trauer....
Dunkel ward die Glut im Herde
Dunkel ward die Glut im Herde Mir im Wachen, mir im Traum, Aus der harten Winter-Erde Wuchs die Trauer wie ein Baum.
Soll ich ihre Stimme hassen, Wehren ihrer Übermacht? Mit dem Herzen will ichs fassen, Was ich ahne in der Nacht:
Eingehüllt in Traum-Gefieder, In der Lichter fromme Zier, Schöner Himmel, stehst du wieder Als ein Wächter über mir.
Um der reinen Sterne willen Und des Heiles Wiederkehr Legst du diesen todesstillen Tiefen Schatten um mich her.
Henry von Heiseler
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Heidi
antwortete am 18.01.02 (21:49):
zur Nacht
Weil' auf mir, du dunkles Auge, übe deine ganze Macht, ernste, milde träumereiche, unergründlich süße Nacht. Nimm mit deinem Zauberdunkel diese Welt von hinnen mir, daß du über meinem Leben einsam schwebest für und für.
Nikolaus Lenau
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 18.01.02 (21:50):
Liebe Runde, kennt jemand den Verfasser? Es war ein bekannter Name. Danke! Rosmarie
Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen lachenden Munds. Wenn wir uns mitten im Leben meinen, wagt er zu weinen, mitten in uns.
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sieghard
antwortete am 18.01.02 (21:59):
Der Tod ist groß
SCHLUSZSTÜCK
DES ZWEITEN BUCHES ZWEITER TEIL
von RMR
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Heidi
antwortete am 19.01.02 (08:04):
Ich war einmal so kinderkühl
Ich war einmal so kinderkühl: da traf mich alles wie ein Bangen. Jetzt ist mir jede Angst vergangen, nur diese wärmt mir noch die Wangen: ich fürchte mich vor dem Gefühl.
Es ist nicht mehr das Tal, darin ein Lied wie schützend seine lichten Schwingen breitet, - es ist ein Turm, der vor den Fluren flieht, bis meine Sehnsucht hoch vom Saume sieht und zitternd mit der fremden Stärke streitet, die sie so selig von den Zinnen zieht.
Rainer Maria Rilke, 6.5.1898, Florenz (San Felice d'Ema)
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 19.01.02 (16:19):
Lieber Sieghard,
herzlichen Dank! Rilke ist mir partout nicht mehr eingefallen!
Du hast vor ein paar Tagen ein gekürztes Raabe-Gedicht (Wenn über stiller Heide...) hier eingesetzt. Das hätte ich zu gern ganz. Gibt es einen Link, wo ich es finden kann? Herzliche Grüße - Rosmarie
Tröste dich, die Stunden eilen, Und was all dich drücken mag, Auch das Schlimmste Kann nicht weilen, Und es kommt ein andrer Tag.
In dem ewgen Kommen, Schwinden, Wie der Schmerz liegt auch das Glück, Und auch heitre Bilder finden Ihren Weg zu dir zurück.
Harre, hoffe. Nicht vergebens Zählest du der Stunden Schlag: Wechsel ist das Los des Lebens, Und es kommt ein andrer Tag.
Theodor Fontane
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Rosmarie Vancura
antwortete am 19.01.02 (18:37):
Wer hat wohl diese Eindrücke nicht schon erlebt?
Beim Wiedersehen einer Kindheitsstätte _______________________________________
Die Wiesen und die Stege Sind voller Licht, Das allerwege Aus der Bläue bricht; Und tief im Tale, Am Hang geschmiegt, Im letzten Strahle der Garten liegt.
Dort unten träumet Am alten Ort Vom Wald umsäumet Meine Kindheit fort. Ach, könnt ich sie wecken Und bei ihr knien, Sie würde erschrecken, wie fremd ich geworden bin.
Hermann Hesse (Juli 1900)
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Heidi
antwortete am 19.01.02 (18:40):
Himmelstrauer
Am Himmelsantlitz wandelt ein Gedanke, Die düstre Wolke dort, so bang, so schwer; Wie auf dem Lager sich der Seelenkranke, Wirft sich der Strauch im Winde hin und her. Vom Himmel tönt ein schwermutmattes Grollen, Die dunkle Wimper blinzet manches Mal, So blinzeln Augen, wenn sie weinen wollen, Und aus der Wimper zuckt ein schwacher Strahl.
Nun schleichen aus dem Moore kühle Schauer Und leise Nebel übers Heideland; Der Himmel ließ, nachsinnend seiner Trauer, Die Sonne lässig fallen aus der Hand. Nikolaus Lenau(1827-1831)
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hl
antwortete am 19.01.02 (20:10):
grüne Blätter
Buschrosen im Winter strecken sich der Sonne entgegen leicht bereift vom Morgenfrost rosa Blüten im Winter die Blätter immer noch grün! Vereistes Geäst zittert im Winterwind Bambusgras raschelt leise im gefrorenen Teich erstarrt: gelbe Blätter des Herbstes Wehmut geht auf die Reise
Buschrosen im Winter träumen vom Frühling und Licht von Wärme und Vogelgezwitscher ... rosa Blüten im Winter die Blätter immer noch grün!
hl
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sieghard
antwortete am 19.01.02 (21:45):
Hallo Rosmarie
Zu Raabes "Wenn über stiller Heide"
Echtermeyer gibt nur diese gekürzte Fassung her, die Gutenberg-CD nur Romane und Novellen. Damit sind zunächst meine Quellen erschöpft. Ich kenne Raabe auch kaum als Lyriker, sondern primär als Erzähler. Da kommt mir der Gedanke: Hat er möglicherweise in einem Erzählwerk dieses Gedicht eingefügt, denn Echtermeyer gibt keine Überschrift an. Du erinnerst dich vielleicht an Mörikes "Mozart auf der Reise nach Prag", das zum Schluss das berühmte "Ein Tännlein grünert wo" enthält. Vielleicht weiß jemand im Chat die volle Fassung von "Wenn über stiller Heide" und möglicherweise den Zusammenhang. Ich bin jetzt ganz geil auf das ganze Stück. Will noch sagen, dass dies gerade die besten Situationen im Chat sind, in denen ich eine Herausforderung spüre, meine Re- serven und auch Ressourcen zu mobilisieren. Dank allen dafür!
Ein Tännlein grünet wo, Wer weiß im Walde, Ein Rosenstrauch, wer sagt, In welchem Garten? Sie sind erlesen schon, Denk es, o Seele, Auf deinem Grab zu wurzeln Und zu wachsen.
Zwei schwarze Rösslein weiden Auf der Wiese, Sie kehren heim zur Stadt In muntern Sprüngen. Sie werden schrittweis gehn Mit deiner Leiche; Vielleicht, vielleicht noch eh An ihren Hufen Das Eisen los wird, Das ich blitzen sehe! .
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Heidi
antwortete am 19.01.02 (22:02):
Wilhelm Raabe
Wenn über stiller Heide...
Wenn über stiller Heide des Mondes Sichel schwebt, mag lösen sich vom Leide Herz, das in Leiden bebt.
Tritt vor aus deiner Kammer und trage deinen Schmerz, trage des Weltlaufs Jammer der Ewigkeit ans Herz.
Das Ewige ist stille, laut die Vergänglichkeit; schweigend geht Gottes Wille über den Erdenstreit.
In deinen Schmerzen schweige, tritt in die stille Nacht; das Haupt in Demut neige, bald ist der Kampf vollbracht.
Schweige in deinem Schmerze, geh vor aus deinem Haus und trag dein armes Herze an Gottes Herz hinaus.
Weil' nicht im dunklen Walde, zwischen den Tannen nicht; über die freie Halde trag deinen Schmerz ins Licht.
Wenn hinter dir versunken, was Ohr und Auge bannt, dann hält die Seele trunken das Firmament umspannt.
Wie aus dem Nebelkleide der Mond sich glänzend ringt, so aus dem Erdenleide aufwärts das Herz sich schwingt.
O Heide, stille Heide, wie sehnet sich hinaus zu dir das Herz im Leide, gefangen Herz im Haus!
Wilhelm Raabe
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Dela
antwortete am 19.01.02 (22:27):
Meeresstrand
(Theodor Storm)
Ans Haff nun fliegt die Möwe, Und Dämmerung bricht herein; Über die feuchten Watten Spiegelt der Abendschein. Graues Geflügel huschet Neben dem Wasser her; Wie Träume liegen die Inseln Im Nebel auf dem Meer. Ich höre des gärenden Schlammes Geheimnisvollen Ton, Einsames Vogelrufen - So war es immer schon. Noch einmal schauert leise Und schweiget dann der Wind; Vernehmlich werden die Stimmen, Die über der Tiefe sind.
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Rosmarie Schmitt
antwortete am 19.01.02 (23:21):
Wahnsinn, liebe Heidi! Wie hast du das nur gemacht? Zauberst du manchmal ein bisschen?
Auf jeden Fall danke ich dir und ebenso dir, lieber Sieghard, für die viele Mühe, die ihr euch gemacht habt, sehr, sehr herzlich! (Auch Mörikes "Tännlein" rührt mich in seinem schlichten, nachdenklichen Bild an... Und Storm ist sowieso einer meiner Lieblingsdichter.)
Ich freue mich riesig! Rosmarie
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Heidi
antwortete am 20.01.02 (07:04):
schweigen
es sitzt die möwe immer noch am fluß sie traut sich nicht zu fliegen und weiß auch nicht wohin und weiß es doch und glaubt es nicht und glaubt es doch
das ziel ist so weit weg und doch so nah die hoffnung ist so klein und ist doch da
jedoch von hoffnung nur allein kann sie nicht fliegen so sitzt sie weiter still am fluß und hofft doch auf die frühlingssonne die schon so manches eis getaut das ewig schien
nils floreck
(Internet-Tipp: https://www.arsnoctre.de/nils/schweigen.htm)
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Rosmarie Vancura
antwortete am 20.01.02 (08:48):
Der Frühling kommt bestimmt!
VORFRÜHLING ___________
Durch die frühe Dämmerung Geh ich ganz den Träumen hin, Und ich weiss es nicht, warum Ich so still und selig bin, Dass mein Herz ganz hold und leicht Wie ein Veilchenstrauß sich trägt - Plötzlich überkommt es mich: Horch, die erste Amsel schlägt...
Ina Seidel (1885-1974)
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sieghard
antwortete am 20.01.02 (09:30):
Ja, Heidi, danke, und das wüsste ich auch gern. Wie bist du da drangekommen? Herzlichen Sonntaggruß
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[fast noch zu früh, aber ich kanns nicht erwarten]
Hugo von Hofmannsthal (1874 - 1929)
VORFRÜHLING
Es läuft der Frühlingswind durch kahle Alleen, seltsame Dinge sind in seinem Wehn.
Er hat sich gewiegt, wo Weinen war, und hat sich geschmiegt in zerrüttetes Haar.
Er schüttelte nieder Akazienblüten und kühlte die Glieder, die atmend glühten.
Lippen im Lachen hat er berührt, die weichen und wachen Fluren durchspürt.
Er glitt durch die Flöte als schluchzender Schrei, an dämmernder Röte flog er vorbei.
Er flog mit Schweigen durch flüsternde Zimmer und löschte im Neigen der Ampel Schimmer.
Es läuft der Frühlingswind durch kahle Alleen, seltsame Dinge sind in seinem Wehn.
Durch die glatten kahlen Alleen treibt sein Wehn blasse Schatten
und den Duft, den der gebracht, von wo er gekommen seit gestern Nacht. .
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Heidi
antwortete am 20.01.02 (12:12):
Ist es wirklich schon fast ein Jahr her, seit ich dies schrieb?
Frühlingsruf
Grau und feucht sind noch die Tage wolkenverhangen der Blick Frühling du ferne Sage wann kehrst du zurück?
Ich träume: Auf grünen Wiesen mit zarten Gräsern und frischem Moos sich warme Sonnenstrahlen ergießen ein Schmetterling fliegt auf meinen Schoß die kleinen Sänger sind wieder da und der Gesang der fröhlichen Schar macht das Herz mir weit und die Seele froh der Winter verschwindet im Nirgendwo
Frühling du ferne Sage wann kommst du und bleibst bei uns so grau und nass sind noch die Tage komm, schenk uns endlich deine Gunst!
hl
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Heidi
antwortete am 20.01.02 (18:31):
so ist das leben
eine grübelt einer schweigt die schale sich nach unten neigt wer spricht schon in verschlossne ohren was verloren, ist verloren und tut nur noch weh was hilft grübeln was hilft schweigen nichts! - ich geh'
hl
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Dela
antwortete am 20.01.02 (18:52):
Hallo Heidi, man muss Dich bewundern, ich danke Dir. -----------------------------------
Sachliche Romanze
(Erich Kästner)
Als sie einander acht Jahre kannten (und man darf sagen, sie kannten sich gut), kam ihre Liebe plötzlich abhanden. Wie andern Leuten Stock oder Hut.
Sie waren traurig, betrugen sich heiter, versuchten Küsse, als ob nichts sei, und sahen sich an und wußten nicht weiter. Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.
Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken. Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier Und Zeit irgendwo Kaffee zu trinken. Nebenan übte eine Mensch Klavier.
Sie gingen ins kleine Café am Ort Und rührten in ihren Tassen. Am Abend saßen sie immer noch dort. Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort Und konnten es einfach nicht fassen.
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Brita
antwortete am 20.01.02 (19:12):
Optische Täuschung
Ein Mensch sitzt stumm und liebeskrank Mit einem Weib auf einer Bank: Er nimmt die bittre Wahrheit hin, Daß sie zwar liebe, doch nicht ihn. Ein andrer Mensch geht still vorbei Und denkt, wie glücklich sind die zwei, Die - in der Dämmrung kann das täuschen - Hier schwelgen süß in Liebesräuschen Der Mensch in seiner Not und Schmach Schaut trüb dem andern Menschen nach Und denkt, wie glücklich könnt ich sein, Wär ich so unbeweibt allein. Darin besteht ein Teil der Welt, Daß andre man für glücklich hält.
Wer wohl? Eigen Roth
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Heidi
antwortete am 20.01.02 (19:53):
manchmal
es gibt spiegel und bilder es gibt briefe und anrufe es gibt blicke und gesten es gibt so viele menschen
doch manchmal braucht man eine feste umarmung um es wirklich zu begreifen
man ist nicht allein auf dieser welt
Nils Floreck
(Internet-Tipp: https://www.hl-extra.de/nils.html)
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Rosmarie Vancura
antwortete am 20.01.02 (21:05):
Nachdenklich stimmend...
MEMENTO _______
Selbst beim traurigsten Erlebnis lässt sich jemand lachend küssen, und am prächtigsten Begräbnis wird ein Kind aufs Töpfchen müssen.
Denk nur nicht, die Welt geht unter, wenn sie dich zu Grabe tragen auch die Vögel singen munter, pietätslos sozusagen.
Glaube ja nicht, deinetwegen werden Millionen weinen und die Arbeit niederlegen, oder schwarz zum Lunch erscheinen.
Strassenbahnen werden bimmeln. Menschen werden unterdessen unter hundert andern Himmeln hungern oder satt sich essen.
So, als wäre nichts geschehen, wird das Leben weiter gehen, jederzeit und überall, selbst beim eignen Todesfall.
Fridolin Tschudi
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Dela
antwortete am 20.01.02 (21:21):
hallo rosmarie, du hast den hundertsten beitrag dieses forums eingefuegt, danke! zu deinem tschudi? und immer wieder ist es angesagt und muessen wir trainieren, dass wir uns selbst nicht ganz so wichtig nehmen.
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admin
antwortete am 20.01.02 (22:30):
ok, damit ist dieses Kapitel beendet und geht unter der Adresse /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a233.html
ins Archiv.
Kapitel 22 ist bereits eröffnet.
(Internet-Tipp: https:///seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a233.html)
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