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THEMA:   ( II )Was lest Ihr gerade?

 10 Antwort(en).

C.B. begann die Diskussion am 23.11.01 (21:07) mit folgendem Beitrag:

An alle,ich mache einfach mal einen neuen Ordner auf,--hoffe auf Euer Einverständnis!
Herzlichst Claudine


admin antwortete am 23.11.01 (21:19):

Ich habe die Mailliste auf dieses Thema übertragen. Viel Freude noch weiterhin.
Der erste Teil ist im Archiv nachzulesen (s.U.)

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a167.html)


Werner Bleicher antwortete am 24.11.01 (10:28):

Nachdem meine Verwunderung darüber, dass ausgerechnet Senioren offensichtlich wenig oder gar nichts Zeitgeschichtliches lesen, auch mit im Archiv verschwunden ist, muss ich doch noch einmal (ob wohl Eigenwerbung auch stinkt - wie Eigenlob?) auf meine Bücher zu diesem Thema hinweisen. In "Autoren im ST" stehen Leseproben davon. Wenn schon in der Öffentlichkeit viel heiße Luft zum Thema "Vergangenheitsbewältigung" verblasen wird und unter fast siebzig angeschriebenen Verlagen kein einziger eine müde Mark riskieren will, können wir vielleicht auf diese Weise ein paar jüngere Menschen (Enkel) für diese Dinge interessieren.
Ich kann euch versichern - verdient ist nichts daran - nicht einmal alle Unkosten sind damit gedeckt!


Dorothee Theurer antwortete am 26.11.01 (23:31):

Mit großer Spannung habe ich gelesen
"Ausharren im Paradies" von Renate Feyl

Ich zitiere:"Ihr Roman einer 40-jährigen Familiengeschichte, den sie 1987 begann ist ein Lehrstück von der Deformation, aber auch von der Würde des Menschen unter dem Druck einer Diktatur."
Dorothee


Schorsch antwortete am 27.11.01 (10:17):

Ich habe das Buch "Der Armeleutebub" gestern angefangen zu lesen. Dann habe ich schon auf der ersten Seite gemerkt, dass ich es schon kannte - weil ich es selber geschrieben habe...... (;--))))))

Schorsch

PS. Mit "Herbstlaub" ging es mir auch schon mal so....


Heidelinde antwortete am 27.11.01 (14:48):

Liebe Dorothee,
jetzt habe ich das Buch der "Gottschedin" bekommen. Der Titel heißt:" Idylle mit Professor". Zwei weitere Bücher warten auf mich. "Tumult der Seele.Lichtenberg und Maria Dorothea Stechard" von Beate Klepper und dazu die Lichtenberg Biografie von Wolfgang Promie (.rorroro TB). Von Renate Feyl gibt es noch: "Die profanen Stunden des Glücks" Kennst Du es?
Weiterhin viel Spass beim Lesen.
Heidelinde


sieghard antwortete am 06.12.01 (22:43):


"Nun wurde Wang Lung von einer Krankheit ergriffen, der kein Mann gewachsen ist. Schwere Arbeit, Sonnenglut, eisige Winter, Hunger, Schinderei ohne Hoffnung in der Stadt im Süden: Aber unter keinem dieser Leiden hatte er so gelitten wie nun." (182) "Wie im Fieber und mit unstillbarem Hunger folgte er sklavisch. Er ging so hungrig wie er gekommen war. Er war wie ein Verdurstender, der das salzige Wasser des Meeres trank. ...Nie bekam er genug. Er ging benommen und unbefriedigt zurück zu seinem Haus." (184)

Als Zwanzigjähriger las ich dieses Buch, Pearl S. Buck, "Die gute Erde" zuerst. Jetzt als Sechzigjähriger lese ich es erneut. So manche Stelle erinnere ich haargenau. Der Roman liest sich wie Öl, leicht und mit sofortiger Einfühlsamkeit. Ob ich damals die obige Stelle ganz verstanden habe?

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"Jedesmal war er tiefer in den Bann dieses zarten, dunkeläugigen Mädchens geraten. Bei den letzten Begegnungen hatten sie Blicke gewechselt, und diese Blicke waren verschmolzen, und er ahnte, dass zwischen ihm und ihr eines Tages mehr gesagt werden musste." - Dieses Zitat ist aus dem Roman "Die Frau des Missionars" von Pearl S. Buck. Ich kaufte dieses Buch vor zwei Jahren antiquarisch. Es ist ein Taschenbuch aus dem Jahr 1954, ziemlich vergilbt, aber lesen kann ich es gut. Das Leben dieser Frau wird dem Leser einfühlsam nahegebracht. Es ist ein mühsames Leben. Man erfährt etwas über die holländischen Vorfahren, über die Kindheit in Virginia, über das Leben dieser Frau in China. Ich lese und lese und werde immer tiefer in den Bann dieser dargestellten Welt geführt.

Ein weiteres Zitat aus diesem Roman: "Hier aber blühten große gefleckte rote Tigerlilien und große weiße, trompeten-ähnliche Lilien mit Purpurstreifen auf der Hinterseite der Blütenblätter; hier sprossen allenthalben lange zarte Farne empor, und unter Fichten und federigen Bambusstauden war die Erde mit dichtem, farnähnlichem Moos bedeckt. Hier bildete auf einem Baum eine Schlingpflanze einen Wasserfall sternähnlicher Blumen, Blumen von üppigem Duft, und dann kam plötzlich durch die Stille ein tiefer, voller, wilder Klang, der Ruf eines Vogels, laut und deutlich in seiner Lieblichkeit."

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"Die Mutter" ist der dritte Roman, den ich von Pearl S. Buck gelesen habe. Ob ich ihn in der Jugendzeit las, kann ich nicht genau sagen. Jedenfalls hat mich dieses Buch die vergangene Woche begleitet und zuinnerst beschäftigt. Es ist sagenhaft, wie man mitgerissen wird und ganz im Roman-Geschehen drin ist. Es wird das Leben einer chinesischen Bäuerin von ihrer Zeit als junger Frau bis in ihr hohes Alter gezeichnet. Meistens ist ihr Leben leidvoll. Sie empfindet ihr vielfaches Leid als Strafe und Sühne für ihre Sünden. Im gesamten Roman wird keine Person mit Eigennamen genannt, man erkennt sie an Gattungs- oder Amtsnamen. Es kommen auch in diesem Buch einzigartige Naturschilderungen vor.

"Da kam ein Tag in diesem frühen Sommer. Ein Tag, windstill und voll schwüler neuer Hitze. Die Zikaden ließen ihr schrilles Liebesgezirpe hören, und es stieg an und sank dann langsam und matt und verstummte. Ins Tal hinab ergoss die Sonne ihre Glut wie klaren heißen Wein, und die glatten warmen Steine warfen die Hitze zurück, sodass die Luft flimmerte und tanzte. Es gab nicht einmal den leisesten Windhauch." (114)

"Und ohne zu wissen warum, fand sie tiefe Freude daran, den Mann anzusehen, der ihr voranschritt: seinen starken, blassen Hals, der vor Schweiß glänzte, die Bewegungen seines Körpers in dem langen, glatten Gewand aus Sommerstoff, seine Beine in der weißen, sauberen Hose und seine schwarzen Tuchschuhe. Und sie ging schweigend barfuß hinter ihm, und sie kam näher, und ein Duft wehte zu ihr hin, zu stark um künstlicher Wohlgeruch zu sein. Ein Geruch nach Männerblut, Männerfleisch und Männerschweiß. Als sie diesen Duft in der Nase spürte, war sie aufgewühlt vor Verlangen, und es war ein solches Verlangen, dass sie Angst empfand vor sich selbst und vor dem, was sie tun könnte." (118)

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Dorothee Theurer antwortete am 09.12.01 (22:11):

Danke, Sieghard, dass du mich erinnert hast, dass man auch mal wieder längst Vergessenes, im Bücherschrank als Taschenbuch Stehendes, lesen kann - da springt der Mensch in die Bücherei um neues Lesefutter zu holen, dabei liegt das Gute so nah.
Eine gute Woche wünscht allen, die das lesen
Dorothee


Heidelinde antwortete am 10.12.01 (13:44):

Lieber Sieghard,
auf Deinen Bericht hin, habe ich sofort in unserem Bücherschrank gestöbert. Tatsächlich fand auch ich, wie Dorothee, ein Taschenbuch von Pearl S.Buck." Die Frau des Missionars".In meinen jungen Jahren habe ich es gelese. Mal sehen, welchen Eindruck es nach so langer Zeit auf mich macht.
Viele Grüße
Heidelinde


sieghard antwortete am 17.12.01 (21:34):


„Wie schrecklich war der Stoß, dem dein armer Kopf ausgesetzt war, den ich so oft streichelte und zwischen meine Hände nahm. Ich habe deine Lider geküsst, die du schlossest, damit ich sie küssen könnte, wenn du mir deinen Kopf mit einer vertrauten Bewegung zuwandtest...
Auf der Straße gehe ich, als wäre ich hypnotisiert, ohne mich zu kümmern, was rings um mich geschieht. Ich werde mich nicht töten, ich habe nicht einmal den Wunsch nach Selbstmord. Kann es aber unter diesen Wegen nicht einen geben, der mich das Schicksal meines Geliebten teilen lassen wird?“

Dieses Zitat ist entnommen dem Buch, Madame Curie, Fischer-Taschenbuch 7 von 1960. Dieses Buch las ich vor ca. 40 Jahren. Ich wollte es gerne noch einmal lesen. Sah es per Zufall in der Bücherkiste eines Antiquariates, kaufte es und las. Manche Stellen erinnere ich genau, etwa die Arbeitsstunden im Hangar, die Situation, wie Pierre Curie verunglückt, Marie als alte Frau auf dem Fußboden ihrer Wohnung inmitten vieler Papiere sitzend, rechnend, die Zahlen polnisch sprechend.
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Julka antwortete am 19.12.01 (16:48):

Hallo Ihr Lieben,
meine Favoriten sind moderner Art:
Makine, Adnrej: Eine Liebe am Fluß Amur
Ein gutes Buch, weil ich mich noch nach zwei Jahren an den Inhalt erinnern kann.
Außerdem lese ich gerade:
Yglesias, Rafael: Dr. Nerudas Therapie gegen das Böse

Bei www.amazon.de kann man nachlesen, worum es in den Büchern geht (ich bekommen keine Provision).

Viel Spaß bei der Lektüre
Julka