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THEMA:   Sie sind gefragt.......!

 17 Antwort(en).

Marion Maas begann die Diskussion am 26.10.01 (09:41) mit folgendem Beitrag:

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen mit Architekten, Designern,Heimleitung u.a. im Planungsausschuß eines Alten- und Pflegeheimes. Wir wollen gemeinsam ein neues Haus planen oder ein älteres Pflegeheim umgestalten. Die Frage ist nun: Was darf zum Wohlfühlen nicht vergessen werden? Was wünschen Sie sich z.B. an Farben, Möblierung,Angeboten in dem neuen Haus? Ihre Ideen möchte ich für meine Diplomarbeit im Fach Design sammeln und danke Ihnen für Ihre Hilfe. Denken Sie daran, Träume können nur erfüllt werden, wenn man sie auch träumt. Einen Herzlichen Gruß Marion


Karl antwortete am 26.10.01 (10:19):

Hallo Marion,

dieses Thema hatten wir hier schon einmal. es steht jetzt im Archiv, s. unten.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv1/a499.html)


Marion antwortete am 26.10.01 (12:27):

Danke für die Information. Mir geht es nicht um die Planung einer Anlage, sondern das Thema meiner Arbeit ist die Innenarchitektur. Ich habe bisher sieben Einrichtungen besucht und fotografiert. In nur wenigen Fällen würde ich mich wirklich wohl fühlen. Deshalb frage ich nach Gründen. Wo fühle ich mich wohl, was stößt mich ab. Als Besucher oder Bewohner hat man sicher ähnliches erlebt. Was kann in den Einrichtungen verbessert werden? Welche Wünsche an die Gestalter tragen zum Wohlfühlen bei? Meine konkrete Planung ist die Konzeption einer Hausgemeinschaft mit 12 Zimmern. Hat vielleicht jemand Erfahrung mit dieser Wohnform?


Marion antwortete am 26.10.01 (13:27):

PS: Es geht mir nicht um realisierbare Ideen, sondern um Wünsche und Visionen. Denn ich denke das ihr die besten Experten zu diesem Thema seit.


Ullika antwortete am 26.10.01 (14:22):

Warum fragst du nicht die Bewohner selbst?


Marita Oetzel antwortete am 27.10.01 (13:56):

Hallo Marion, Ich bin in dem Alter in dem man sich u.U. mit dem Gedanken an ein "Seniorenheim" vertraut machen muss. Ich wünschte mir Fenster, die nicht zu hoch aber groß genug sind, aus denen man rausschauen kann, wenn man im Sessel sitzt oder im Bett liegt, und wenn man rausschaut den Himmel sieht und Grün z.B. Bäume im Wechsel der Jahreszeiten. Wenn es machbar wäre, könnte das Zimmer eine Nische haben in der man gemütlich sitzt.Auch Pflegestationen sollten so konzipiert sein, dass man das eine oder andere eigene Möbelstück mitbringen könnte.Das wären so meine Wünsche (erstmal)


Schorsch antwortete am 27.10.01 (17:45):

Das Zimmer, das ich einmal bewohnen möchte, sollte so aussehen:

Nicht einfach ein Rechteck, in dem ein Bett steht und zur Not noch ein Tisch mit einem einzigen Stuhl reingequetscht werden kann. Das Zimmer dürfte eine oder zwei Nischen aufweisen, die den Raum aufteilen und das Gefühl geben, man habe noch - wie früher - einige Räume zur Verfügung.

Dusche und Bad plus eigenes WC betrachte ich als selbstverständlich.

Für den Anfang - wenn ich noch fähig bin, mir selber einen Kaffee oder einen Tee zu kochen - sollte eine Kochnische vorhanden sein. Es gibt doch nichts Frustrierenderes als nicht mal sich selber ein Süppchen oder andere Kleinigkeiten kochen zu können.

Die Wände sollten so ausgerüstet sein, dass man ein paar Bilder, eine Uhr oder sonstige gewohnte Hängesachen aufhängen kann. Der Boden sollte pflegeleicht sein. Es sollte aber auch möglich sein, sich zum wohnlicher machen einen kleinen Teppich von zuhause mitnehmen zu können.

Die Räume sollten an den Wänden eine Menge Abstellflächen aufweisen, auf die man persönliche Dinge stellen kann.

Dass auch Anschlüsse für TV und Telefon vorhanden sein müssen, ist wohl klar. Aber auch andere Anschlussmöglichkeiten wie Notklingel im Nassraum und im Zimmer gehören zur Grundausstattung.

Zum Schluss noch eine bittere Erfahrung meiner Mutter. Sie geht im 98. Lebensjahr und ist geistig seit etwa einem halben Jahr "nicht mehr da". Als sie aber noch einigermassen rüstig war, kam das Pflegepersonal auf die Idee: Für was braucht Frau S. noch einen Tisch, einen Stuhl und zwei Sessel? Man wollte die Sachen einfach in den Sperrmüll werfen. Als wir fragten warum, diese Antwort: Wir können dann schneller und einfacher putzen! Dass Frau S. oft Besuch bekommt und dieser doch auch gerne sich setzt, kam den guten Leutchen wohl gar nicht in den Sinn!

Fazit: Was nützt es mir, ein schönes Zimmer zu haben, wenn ich nur noch als Kosten verursachender und /oder deckender Faktor angesehen werde!? Ehrlich: Mir graut vor einem Eintritt in ein Altersheim!

Schorsch


Brigitte8 antwortete am 27.10.01 (23:48):

Hallo Marion.
Träume sind etwas Schönes, aber die Realität sieht ganz anders aus. Mein Traum wäre, viel mehr Privatleben zu er-.
möglichen. Ich habe vor 20 Jahren in einem Altenheim gearbeitet, da war noch viel Privatleben möglich. Auch hatte fast jeder eigene Möbel. Heute gleichen die Altenheime Krankenhäusern. Alles muß praktisch sein,schnell und daher auch einheitlich. Ideal ist das Leben in einer Großfamilie. Wenn keine da ist, könnte man eine künstliche herstellen mit Alten, Jungen und Kindern zusammen. Dann wäre das Leben normal und auch viel billiger. Junge Menschen müssen erleben, daß Alter und Hinfälligkeit etwas ganz normales ist, was ihnen auch eines Tages geschehen wird.Dann verliert auch das Alter seine Schrecken. Wenn man sieht, was heute ein Heimplatz kostet und was dafür geboten wird, dann kann man nur feststellen, daß irgend etwas nicht stimmen kann. Dir ,Marion, möchte ich zu Deinem Projekt raten, gestalte es so bequem wie möglich, aber laß jedem Bewohner auch die Möglichkeit , eigene Vorstellungen zu verwirklichen. Alte Menschen können meistens noch sehr viel, wenn man sie nur ließe. Herliche Grüße Brigitte8.


Marion antwortete am 28.10.01 (17:12):

Vielen Dank für eure Beiträge. Sie Unterstützen mich in meinem Vorhaben eine kleine Einrichtung zu planen. Dort soll das Zentrum eine Wohnküche sein in der auch selber, nach vorhandenen Möglichkeiten, gekocht werden kann. Diese Wohnküche soll auch der Mittel- und Treffpunkt der Hausgemeinschaft sein. Ich finde es überhaupt nicht gut, wenn Pflegeheime wie Krankenhäuser aussehen, denn hier geht es ja in erster Linie um den Lebensraum und dann erst um Pflege und Funktionalität.Weitere Ideen und Beiträge würden meine Arbeit sicher bereichern.


Marion antwortete am 28.10.01 (17:20):

Vielen Dank für eure Beiträge. Sie zeigen mir, dass es in erster Linie um die Gestaltung von Lebensraum geht. Deshalb ist es auch nicht einzusehen, dass ein Alten- und Pflegeheim wie ein Krankenhaus geplant wird. Es geht doch umīs wohlfühlen und darum sinnvolle Zeit zu erleben. Die Beiträge haben mich darin bestärkt eine kleine Einrichtung zu planen. Der Mittelpunkt wird die Wohnküche sein, in der nach den vorhandenen Möglichkeiten gekocht werden kann. Das KDA unterstützt diese neue Form der Pflegeeinrichtungen. Ich würde mich über weitere Beiträge freuen. Herzlichen Gruß Marion


Ingrid Steiner antwortete am 28.10.01 (18:00):

Hallo Marion,

es gibt etliche HPs über Altenpflege im Netz z. B.
https://lumed.de/altenpflegelist/

Ich hab über Chats schon einige sehr engagierte AltenpflegerInnen kennen gelernt. Vielleicht könnten Dir diese Leute mit ihren Erfahrungen viel helfen.

Grüße Ingrid


Ilse Wedelstaedt antwortete am 28.10.01 (19:12):

Ich stimme Euren Vorstellungen für ein angenehmes Ambiente voll zu!
Fehlen noch zwei Dinge:
1.) Die Möglichkeit (in Grenzen) der Tierhaltung. Meinen alten Kater z. B., der sehr an mir hängt, möchte nicht missen. Selbst wenn ich das Katzenklo nicht mehr allein sauber halten könnte: Es gibt viele Schüler/innen, die das gern gegen ein geringes Entgelt übernehmen würden. Nicht zu vergessen, daß dadurch der wünchenswerte Dialog Alt/Jung gefördert würde. Außerdem haben viele Seniorenheime die Erfahrung gemacht, daß Tiere hervorragend geeignet sind, den Heimbewohnern ein lebensenswerteres Leben zu ermöglichen (sie wissen ohnehin, daß hier in der Regel Endstation ist), was wiederum dem Pflegerpersonal die Arbeit erleichtert.
2.) Ihr habt den PC vergessen! Viele Pflegebedürftige sind körperlich hinfällig, aber geistig noch voll da und absolut fähig, einen Computer zu bedienen. Ich bin sicher, daß der PC für viele Betroffene ein großes Stück Lebensqualität darstellt (Briefe schreiben, schneller Kontakt mit Verwandten, auch im Ausland, Austausch von Familienfotos ... Voraussetzung allerdings: Preiswerter Internetanschluß). Was wäre z. B. der berühmte englische Wissenschaftler (Hawkins?), physisch völlig auf fremde Hilfe angewiesen, ohne Computer??

Marion, ich wünsche Dir viel Erfolg für Deine Arbeit.

Gruß an alle
Ilse


Heidi antwortete am 28.10.01 (23:35):

Träume und Realität :-)

sie klaffen weit auseinander. Erste Überlegung ist: wer ist das Klientel? Wer geht denn heutzutage freiwillig in ein Altenpflegeheim? (Die Altenheime von früher gibt es mittlerweile nicht mehr)

Wer noch halbwegs kann, bleibt zu Hause. Die Pflegeheime sind belegt mit Schwerstpflegebedürftigen und/oder dementen alten Menschen.

Für erstere ist eine klinische Ausstattung sinnvoll (was ein privates und gemütliches Design nicht ausschließt) und für die dementen alten Menschen, die sich meist ebenfalls in den letzten Stadien ihrer Erkrankung befinden (d.h. sie kommen auch erst dann, wenn die Pflege zu Hause nicht mehr leistbar ist) müsste eine spezielle und geschützte Umgebung geschaffen werden. Hierzu gibt es reichliche Fachliteratur, z.B. vom KDA.

Die obige Fragestellung ist also illusorisch oder müsste präzisiert werden, nämlich: Wie richte ich eine Seniorenresidenz für finanzkräftige ältere Menschen ein.

Tut mir leid, Marion aber so sieht's im wirklichen Leben aus.


Heidi Lachnitt antwortete am 29.10.01 (11:29):

Noch ein kleiner Nachtrag für Marion - normalerweise gehe ich nicht mit meinen Links hausieren, aber damit Du weißt, dass ich weiß wovon ich spreche :-), s.u. - vielleicht auch interessant für Dich, zu wissen für welche Menschen Du planst.

mfg Heidi

(Internet-Tipp: https://www.h-lachnitt.de/gedicht.html)


Marion antwortete am 29.10.01 (12:38):

Danke für eure Beiträge. Die Gedichte von Heidi haben mich sehr angesprochen und sind empflehlenswert. Heidi ich habe dir auf deiner Web- Seite geantwortet. Herzlichen Gruss Marion


Doris Routliffe antwortete am 30.10.01 (02:18):

Zeichen der Zeit? Das hiesige Deutsch-Kanadische Altersheim bittet jetzt um einen Computer fuer die 60-80 Bewohner. Ein guter Anfang.


Marion antwortete am 30.10.01 (17:18):

Hallo Heidi, die Hausgemeinschaft mit bis zu 12 Personen ist die zur Zeit von KDA unterstützte und geförderte 4. Generation der Alten- und Pflegeheime. Da ich diese Form für die humanste und die restlichen Fähigkeiten fördernde Altenpflegeform halte möchte ich meinen Entwurf für eine Hausgemeinschaft machen. Die Modellversuche laufen schon einige Jahre und sind vom KDA dokumentiert. Ich hoffe diese Form setzt sich weiter durch, denn ich würde, wenn ich es mir aussuchen dürfte, lieber in einer Hausgemeinschaft statt in einem Pflegeheim leben. Herzlichen Gruss Marion


Marion antwortete am 31.10.01 (20:01):

Wir haben erst vor einigen Wochen eine Flat-Rate bekommen und ich chatte deshalb zum ersten Mal.Mir macht das diskutieren im Forum Spaß und ich habe im Archiv noch ein weiteres, für mich interessantes Thema, gefunden. Dort geht es um das gemeinsame Wohnen im Alter. Es ist für meine Diplomarbeit sehr intersant eure Meinung zu hören und ich kann sie zum Teil in meinem Ausführungen zitieren. Noch einmal vielen Dank für eure Mithilfe. Herzlichen Gruss Marion