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Gummibärchen".


VI. Fazit und Ausblick


Innerhalb der vorhandenen Literatur über Alterssprache, die trotz späten Einsetzens der

linguistischen Forschung nicht unbeträchtlich ist, konnte ich in diesem Rahmen nur einen

Bruchteil der deutschen Autoren und Aspekte herausarbeiten. Was z.B. hier fehlt, ist die

Einbeziehung von Geschlechterdiskursen innerhalb der Kommunikation im Alter, über die

explizite Untersuchungen allerdings noch ausstehen, wie Caja Thimm angemerkt hat 72.

Für mich als ,,Betroffene" dieses Themas war es interessant, das, was ich bei der Anfertigung

dieser Hausarbeit gelernthabe, mit meinen Erfahrungen im Alltag zu vergleichen. Den

erforschten und beschriebenen Analysen kann ich von daher zum Teil zustimmen, zum Teil halte

ich sie für sehr pauschal, aber auch alle Autoren und Autorinnen haben übereinstimmend betont,

dass eine einheitliche Bewertung nicht möglich sei.

Interessant war für mich u. a. das von Sachweh beschriebene Gesprächsbeispiel einer 78-jährigen

früheren Volksschullehrerin, die ihr Gefühl ausdrückt, dass ,,früher immer die Sonne geschienen

hätte" 73, wobei sie mit ,,früher" die Nazizeit meinte. Interessant deshalb, weil ich gerade Victor

Klemperers Untersuchung über die Sprache des Dritten Reiches, LTI, gelesen habe. In diesem

Buch gibt es ein Kapitel Sonnige Weltanschauung, das die Betonung des ,,sonnigen"

Germanentums der Nazis thematisiert, und Klemperer weist darauf hin, dass das Wort ,,sonnig"

damals in den Gefallenenanzeigen grassierte. 74

Ich selbst habe die Feststellung gemacht, dass viele Versatzstücke der ,,LTI (Lingua Terti

Imperii)" unter Senioren in Diskussionen noch heute zu finden sind. Beispiele sind ,,Parasiten" für

kinderlose Frauen, ,,Sozialschmarotzer" für Arbeitslose und Ausländer etc. Allerdings sind diese

Begriffe (leider) nicht auf Senioren beschränkt, sondern offenbar allgemein in der rassistischen

Alltagssprache wieder etabliert, so dass auch hier wieder keine einheitliche Bewertung

abgegeben werden kann.


Vermutlich werden im Zuge der exponentiell ansteigenden Alterspyramide die Probleme der

Generationen in nicht allzu ferner Zeit sehr anwachsen. Dies erlaubt die Prognose, dass die

Forschung innerhalb der Thematik Sprache und Alternoch viele interessante Ergebnisse in den

kommenden Jahren zutage fördern wird.