Einkaufsbeträge eingetragen wurden. Man nannte das ,,auf Anschreiben
kaufen". Bezahlt wurde am Freitag. Das war der Tag, an dem die Män-
ner ihre Lohntüten erhielten.
Lebensmittel wie Zucker, Mehl oder Grieß lagerten in großen Schü-
ben eines Wandregals, andere Waren wie zum Beispiel Soleier oder
eingelegte Fische wurden in gläsernen Behältern aufbewahrt. Auf dem
erhöhten Tresen stand eine einfache Waage mit zwei großen Messing-
schalen. Herr oder Frau F. wogen die Waren auf das Gramm genau ab,
und zwar mit Hilfe von kleinen oder größeren Gewichten, und verpack-
ten sie dann in Tüten. Neben der Waage standen aufgereiht eine Reihe
von Glashäfen, deren Inhalt das Ziel heißer Kinderwünsche waren:
Bonbons. Wenn meine Mutter mich zum Einkauf mitnahm, fiel regelmä-
ßig eine dieser Köstlichkeiten für mich ab. Als ich etwa sechs Jahre alt
war, durfte ich, mit einem Einkaufszettel versehen, selbständig Besor-
gungen machen. Auch wenn ältere oder kränkliche Nachbarn mich um
Einkaufshilfe baten, bin ich gern losgegangen und habe ihre Wünsche
zu ihrer Zufriedenheit erfüllt. Wie glücklich war ich, wenn mir zur Beloh-
nung ein oder zwei Pfennig ,,Trinkgeld" in die Hand gedrückt wurden!
Das reichte nämlich schon für eine kleine Tüte Bonbons oder ,,Salmis".
Auf unserer Straßenseite, Ecke Vinetaplatz, lag damals das Eisen-
warengeschäft Hansohm. Nach heutigen Begriffen war es ein Geschäft
für Heimwerker. Vor allem aber, und das war für uns Kinder wichtig,
konnte man dort auch Spielsachen aller Art kaufen - sofern man das
nötige Geld dafür besaß. Hansohm war ein nach meinen Vorstellungen
riesiges Geschäft mit vier großen Schaufenstern, welche die ganze
Straßenecke einnahmen.
Besonders viele Läden gab es - wie übrigens noch heute - in der E-
lisabethstraße. Sie war die typische Einkaufsstraße der Gaardener Be-
völkerung. An größeren Kaufhäusern sind mir in guter Erinnerung das
Textilhaus Stahl & Stiller, das Möbelhaus Strunk, das Schuhgeschäft
Ganzenmüller, der Spirituosenladen Minsel und das ,,Billig"-Kaufhaus
Jonas (,,Erwege"). Einkaufszentren und Supermärkte haben bewirkt,
daß heute die meisten dieser zahlreichen Geschäfte verschwunden
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