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So fuhren sie wortlos ein paar weitere Kilometer. Schliesslich hatte der Fremde sich wieder gefasst
und ass nun die Brote bis zum letzten Krümel auf.
Kurz vor der Grenze bog Friedel in einen Waldweg ein, hielt an und stellte den Motor ab. "Hier
sind wir genau richtig," sagte er zu dem Mann hin gewendet. "Wenn Sie sich hier verstecken bis
zum Abend, können Sie mit etwas Glück über die grüne Grenze nach Deutschland einreisen. Nun
sagen Sie mir aber noch, was Sie sich denn eigentlich von diesem Land erhoffen. Haben Sie denn
Verwandte hier? Haben Sie Geld?"
Der Mann schaute ihn lange nachdenklich an. Dann sagte er fast flüsternd: "Nein, keine
Verwandten und kein Geld. Aber habe gehört, wenn ich bis in grosse Stadt kommen, kann Asyl
suchen und vielleicht kriegen Papiere. Bleibt mir nichts mehr Glaube, nur Hoffnung, dass finden
andere gute Menschen wie Sie."
Friedel suchte in Gedanken verzweifelt nach einer Lösung. Aber nichts und kein Trost fiel ihm ein.
So war denn seine einzige Möglichkeit zu helfen, seine Brieftasche zu zücken, und die paar
Hunderter, die sich darin befanden und das ganze Kleingeld dem Mann stumm in die Hände zu
drücken. Dieser machte halbherzig den Versuch, das Geld abzuwehren. Aber Friedel drückte des
Mannes Finger fest um das Geld und deutete nach draussen, wo das Sonnenlicht langsam der
Dämmerung wich. "Ich weiss nicht," sagte er mit einem Auge zwinkernd, "ob die Geschichte
tatsächlich stimmt, die Sie mir erzählt haben. Aber sie ist zumindest so gut, dass sie mir dieses
Geld wert ist. Gehen Sie in Frieden und finden Sie Ihr Glück in Deutschland. Ich werde wohl noch
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