92
Die Sache liess sich gut an. Herr Obrist senior war die Liebenswürdigkeit in Person. Friedels
Bedenken, er sei ja gar noch nie auf dem Vertreterfach tätig gewesen, zerstreute er mit einem
lauten meckernden Lachen und der Bemerkung, Herr Beeringer habe genauso wenig Wissen
mitgebracht, als er damals den Job übernommen habe. Es sei doch selbstverständlich, dass man
einem hoffnungsvollen Anwärter auf seine Nachfolge zumindest die gleiche Ausbildung werde
angedeihen lassen. Ein paar Wochen im Stammbetrieb, dann einige Wochen mit einem versierten
älteren Herrn Kollegen auf die Tour und schon habe man das nötige Rüstzeug beieinander. Da
solle er sich keine Sorgen machen. Natürlich werde man ihm einen starken Wagen zur Verfügung
stellen, den er auch in der Freizeit benutzen könne. Dazu gebe es soviel Spesenentschädigung, dass
man sie gar nicht in Essen und Trinken umwandeln könnte. Er, der Herr Reist solle doch nur
schauen, dass er so bald als möglich von der jetzigen Arbeitgeberfirma loskomme. Und falls er es
auf eine fristlose Kündigung abgesehen habe, die man mit etwas Geschick auch ertricksen könne,
(hahaha) dann übernehme er, der Herr Obrist persönlich die Garantie, dass man hier alle
eventuellen finanziellen Nachteile, die Herrn Reist daraus erwachsen sollten, grosszügig tragen
werde.
Dieser letzte Satz liess Friedel zwar etwas aufhorchen. Denn er dachte, wenn ein Arbeitgeber mit
solchen Aufforderungen zum Vertragsbruch operiere, dann könnte er auch später mit der gleichen
Cleverness ihn, den Friedel Reist abservieren, wenn dem Herrn Patron gerade der Sinn danach
stünde. Aber der Gedanke, sobald als möglich vom alten Halunken Baumer loszukommen, war so
verlockend, dass Friedel sich auf den Handel einliess.
|
|