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Sekunde. Erst als dann die ersten Anbrülleinheiten fällig wurden, die der Chef an seinen unguten
Tagen so freigebig zu verteilen verstand, schwante Friedel endlich, auf was er sich da eingelassen
hatte. Zu ende war es mit der friedlichen Ruhe in vorgezeichneten Bahnen und fertig mit den
regelmässigen Uhrzeiten, da man einfach beim Geklingel der Feierabendglocke den Hammer hatte
fallen lassen können und sich zu einem Bierchen in die nahegelegene Beiz begeben hatte. Kaum
mehr einen Tag gab es, wo man am Morgen mit Sicherheit sagen konnte, wann es Feierabend
geben würden heute. Und fertig war es auch mit dem In-Gedanken-den-Weibern-nachsteigen.
Wenn Friedel die unbezahlten Überstunden nachrechnete, dann musste er feststellen, dass er trotz
prallerer Lohntüte pro Stunde weniger verdiente als vorher als gewöhnlicher Arbeiter. Dazu kamen
noch die Rapporte, wo alle Vorgesetzten der verschiedenen Abteilungen der Reihe nach
abgekanzelt wurden. Den Rest aber gab Friedel ein Ereignis, das in seiner ganzen Tragweite
einfach nicht mehr hingenommen werden konnte:
"Reist, kommen sie doch bitte mal in die Verpackerei".
Friedel hatte nicht die Möglichkeit, dem Chef zu antworten, denn dieser hatte bereits wieder
aufgelegt. Missmutig legte auch er den Hörer auf die Gabel. Baumer, sein Chef war in letzter Zeit
mehr als grantig. Weiss der Teufel, was ihm wohl über die Leber gelaufen war. Hastig übergab
Friedel dem vor seinem Büro wartenden Arbeiter seine nächste Arbeit und machte ihn noch auf
eine heikle Besonderheit bei der Fertigung dieser Serie aufmerksam. Dann macht er sich auf den
Weg.
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