50
Er schloss seine Augen wieder und begann, tief ein- und auszuatmen. Endlich wurden seine
Gedanken wieder klar. Nein, was er erlebt hatte, das war kein Traum und keine Ohnmacht
gewesen. Mühsam rappelte er sich auf. Er griff sich die Rute, damit er sich aufstützen konnte. Alle
Glieder waren wie gerädert. Aber er gab nicht mehr nach, musste sich Gewissheit verschaffen, dass
seine Erlebnisse keine Hirngespinste waren.
Der Mond schien hell genug, dass er in der Lichtung die Spuren der Wohnwagen erkennen konnte.
Ja, hier waren zwei riesig grosse helle Flecken, wo die Sonne nicht hatte hin scheinen können und
deshalb das Gras nicht grün, sondern gelb war. Das waren also die Standplätze der Wagen
gewesen. Und hier lagen doch noch zerschlissene Teppiche, Scherben von Tongeschirr, ein
einzelner Frauenschuh, rostige Bleche und eine Schüssel aus Plastik, die im Boden einen
kreuzartigen Riss hatte. Also wenn das keine Beweise der Existenz von Zigeunern waren!? Dazu
kamen noch die frischen Wagenspuren, die eindeutig von einem schweren Zugfahrzeug und zwei
Anhängern stammten.
Die Ereignisse vom Vortag erschienen ihm bruchstückhaft in seinem brummenden Schädel. Und
langsam verdichteten sie sich wieder zu einem Ganzen. Nein, kein Zweifel: er hatte das alles nicht
geträumt, sondern es war Wirklichkeit, unglaubliche zwar, aber trotzdem unleugbare. Er wanderte
unschlüssig weiter auf der verlassenen Lichtung herum. Irgendwie war ihm, es könne doch nicht
sein, dass man ihn einfach hier zurückgelassen hatte, ohne ein Wort des Abschiedes, ohne eine
Erklärung, warum und wieso. Da; da lagen doch ein paar abgelaufene Pneus, zu einem Kreuz
formiert, im Zentrum des Kreuzes eine Flasche. Im hellen Mondlicht war Friedel, dieses Kreuz sei
|
|