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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Aida betrachtete amüsiert Fedors offenen Mund. "Das hättest du dir nie träumen lassen, nicht

wahr? Ihr Oberirdischen habt ja keine Ahnung, was da unten noch alles an Wundern vorhanden ist,

von dem ihr glaubt, es sei doch schon alles erforscht, untersucht, katalogisiert und vermessen. Nun

aber zieh dich aus."


Sie stand im Handumdrehen splitternackt neben Fedor und stürzte sich mit einem Aufschrei in eine

im Felsmassiv herausgehauene riesige Wanne. "Na komm schon," schrie sie, als sie Fedor

unschlüssig oben stehen sah. Er aber konnte sich nicht satt sehen an der vollkommenen Gestalt der

Badenden und der Stillenden. Seine vom Serum unterdrückten Sinne wurden mit einer solch

ungestümen Gewalt geweckt, dass er meinte, Körper und Schädel müssten jeden Moment in

tausend Stücke zerspringen. Ein riesiger Wasserspritzer, von Aida mit den flachen Händen

produziert, traf ihn im Gesicht. Das brachte ihn wieder zur Besinnung. Schnell entkleidete er sich

und stürzte sich ebenfalls in das glasklare Wasser.


Die beiden so ungleichen Menschenkinder tobten sich im klaren Wasser aus. Sogar Aida schien die

Zeit vergessen zu haben. Als sie sich etwa eine Stunde ergötzt hatten, nahm Aida Fedor plötzlich

in die Arme und küsste ihn auf den Mund. Dann drückte sie seinen Kopf gegen ihre nackte Brust.

Fedor wusste nicht wie ihm geschah. Wie er es vom Säugling gesehen hatte, fand sein Mund

instinktiv die Warzen der aufgestellten Brust und begann zu saugen. Aida summte eine unsäglich

wohlklingende Reihe von Tönen vor sich hin. Sie hielt Fedors Hals eng umschlungen und hob ihre

wohlgeformten Schenkel über das Becken des Spielgefährten. Als wäre es das natürlichste Spiel

der Welt, vereinigten sie sich stehend im klaren Wasser.

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