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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Fedor Schauer den Rücken hinunter jagen liess. Der Wächter nahm das Tuch, das sein Gesicht

vermummt hatte, ab und deutete auf einen Sessel. Fedor bemerkte mit Erstaunen, dass der Wächter

eine junge Frau war, hochgewachsen, mit schwarzen Haaren und Augen, die Fedor mit einer

Intensität fixierten, dass er meinte, im nächsten Moment in Trance zu verfallen.


"Du hast unser Geheimnis ergründen wollen", fing die Älteste zu sprechen an, "nun bist du hier

und meinst wohl, du träumst, nicht wahr? Du träumst aber nicht. Alles was du siehst ist

Wirklichkeit. Wir leben hier seit hunderten von Jahren. Als unsere Altvordern merkten, was die

Zeit bringen würde, haben sie in weiser Voraussicht zu bauen begonnen. Nicht nur hier, sondern

auf allen Kontinenten, in allen Ländern, überall. Unsere Städte sind miteinander verbunden. Wir

haben uns unsere eigene Natur geschaffen. Alle Menschen, die den unaufhörlichen Verfolgungen

entgangen sind, haben sich in den Untergrund zurückgezogen. Die Atomkraft, die von euren

Führern zur Zerstörung der Erde und des ganzen Universums eingesetzt wurde, haben wir zur

friedlichen Nutzung herangezogen. Wir leben sogar unter den Meeren, lieben, vermischen und

vermehren uns, bis es eines Tages nur noch eine einzige Rasse, eine einzige Hautfarbe geben wird.

Das Wort `Krieg` ist aus unserem Wortschatz gestrichen. Wir könnten uns auch gar keinen solchen

leisten, sonst würden die Oberirdischen ja auf uns aufmerksam und das Ende wäre absehbar.


Deine Neugierde hat dich nun also in unseren Kreis gebracht. Eigentlich hätten wir dich

eliminieren müssen, wie es ja auch bei euch Usus ist. Aber die Daten, die unser Empfang geliefert

hat - du erinnerst dich an die Lichtstrahlen beim Eingang - haben uns eine andere Möglichkeit

gezeigt. Wir hatten nämlich bis vor kurzem angenommen, das Serum, das eure Herrscher euch zur

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