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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Meine Frau lobte mich, als ich ihr erzählte, ich hätte als Abschluss der Forellensaison die ganzen

Utensilien gewaschen. Die lange Schwarze aber flickte ich nun zum drittenmal. Dann aber hängte

ich sie in der Garage an die Decke. Und da hängt sie heute noch, verstaubt, pensioniert, aber nicht

vergessen! Und manchmal, wenn ich unter ihr durchgehe, blinzle ich ihr zu und raune: `Also böse

bin ich dir ja schon lange nicht mehr. Aber fall` mir ja nicht eines Tages noch auf den Kopf, du

Biest. Sonst hat dein letztes Stündlein geschlagen!"


Die Runde lachte. Natürlich glaubte keiner dem Erzähler auch nur ein Wort. Aber auch das gehörte

zu den Gepflogenheiten des Lügentisches, dass jeder der sich daran setzte, sich absolut jeden

ungläubigen Kommentars zu enthalten hatte. Rasselte jedoch einer mit einer hinausgeplatzten

Bemerkung während des Erzählens dazwischen oder konnte sich am Ende nicht beherrschen, war

er bereits zum Bezahlen einer Bierrunde verurteilt. So nahm sich also jeder Zuhörer äusserst

zusammen, ja nicht mit einer falschen Bemerkung dieses schwere Los auf sich zu ziehen.


Nun räusperte sich Fredi, der Stumpenraucher, was soviel heissen sollte wie, die nächste

Lügengeschichte werde er beisteuern. Da die Serviererin gerade eine neue Runde auftischte, ergab

sich eine kleine Verschnaufpause. Dann aber schlug Fredi voll zu:

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