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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Bäuchlein. Die vier Jäger aber liessen sich die gebratenen Innereien ihrer Mutter schmecken. Dann

schleppten sie den Kadaver in die Nähe des Feuers. Sie bestimmten, wer der Reihe nach in dieser

Nacht das Feuer zu überwachen hatte. Denn die tote Sau würde mit Gewissheit sämtliche

Fleischfresser in der Umgebung von zweitausend Schritten dazu verlocken, sich an eine

unverdiente Mahlzeit zu schleichen. Ere übernahm die erste Wache. Wenn der Mond über der

dritten Bergzacke war, würde er Krk wecken und dieser musste Ono wecken wenn der Mond über

dem grossen Busch in der Savanne stand. Als letzter aber würde Esem den Rest der Nacht

übernehmen, nämlich dann wenn der Mond eine Handbreit über dem Savannenrand hing.


Als die vier Jäger zu den Höhlen ihrer Sippe kamen, liefen ihnen die Kinder schreiend entgegen.

Jedes wollte eines der noch lebenden quietschenden Ferkel tragen. Lachend übergaben die vier

Burschen ihre Jungbeute der kreischenden Schar und trugen ihre grosse Beute in der Glut der

Mittagssonne zu der Höhle, die ihr Anführer, Chorr mit seinen Frauen bewohnte. Vor unzähligen

Generationen war ihre Sippe, die sich Onde nannte, vom Meer her ins Innere des Landes

vorgestossen. Und von einer Generation zur anderen erzählten die Alten die Geschichte eines

Kampfes, der vor vielen, vielen Sonnenwechseln am Meer stattgefunden hatte. Damals war ein

Jäger und Fischer namens Ruru mit einigen Frauen vor dem übellaunischen Haran geflüchtet,

welcher als Anführer einer Sippe von über vielen, vielen Menschen alle Frauen für sich

beschlagnahmt hatte. Diejenigen Männer aber, die ohne Frauen waren, taten sich zusammen und

spalteten Haran eines nachts den Schädel. Dann machten sich die Sieger über die Frauen und

Kinder her, denn jeder wollte sich eine möglichst grosse Anzahl von ihnen sichern. Da die meisten

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