Benutzerprofil von Majanne
Dazu passt diese Serie des BR, die uns den Spiegel vorhält und dermaßen Dauerfremdschämen auslöst, dass Stromberg dagegen harmlos war:
https://www.br.de/mediathek/sendung/das-institut-die-neue-comedy-serie-av:5a2a93597c09bb0018e37f73
Ich verstehe, dass es ganz viel Kränkung für die ostdeutschen MitbürgerInnen mit dem Systemwechsel gab, dem der Begriff „Wiedervereinigung“ auch gar nicht gerecht werden konnte.
Wer wie meine Eltern in der Nazidiktatur Kind oder Jugendlicher war, war Kriegsopfer!
Autoritär erzogen wie sie waren, waren sie „Obrigkeitsgläubig“ und wenn dann als junge Erwachsene sie sich plötzlich auf der falschen Seite der Mauer wiederfanden, dann waren sie von der DDR, die sich auch als Diktatur entpuppte, schon wieder überrumpelt.
Dann kommt die „Wiedervereinigung“ und sie wurden von der Abwicklung alles Vertrauten überrumpelt, nichts wurde übernommen oder weitergeführt, alles ersetzt.
Das dauerte mit den blühenden Landschaften, wenn sie denn überhaupt kamen!
Diese Generation ist jetzt über 80 und 90 Jahre alt!
Aber natürlich haben deren Kinder und Enkel diese Wurzellosigkeit, diese Zerbrochenheit, diese unvertrauten demokratischen und kapitalistischen Überstülpungen zum Teil auch „geerbt“.
Wir „Wessis“ kennen doch auch die weitergegebenen Qualen als Kriegskinder und Kriegsenkel und brauchten Jahrzehnte, um in demokratisches Handeln, Denken und Fühlen hineinzuwachsen! Wir entwickelten in den 70er/80er Jahren den Linksterrorismus der RAF , auch immer wieder Rechtsextremismus: NPD, Republikaner.
Und uns alle, „Wessis“ wie „Ossis“‘ traf dann auch noch parallel die soziale Kälte des Raubtierkapitalismus der neoliberalen Globalisierung, die undemokratisch überrumpelte mit Heuschreckenmentslität und Börsenorientierung! Dann die Agenda 2010!
Schon wieder eine unverständliche unsoziale Überrumpelung!
Das war Demokratie, das war Kapitalismus? Na danke auch!
Der „Jugoslawien“-Krieg mit AsylbewerberInnen hier, eine weitere Verunsicherung!
Die „heimeligen“ Wirtschaftswunderjahrzehnte zur Selbstfindung, zu Wohlstand und zum „Wundenlecken“ fielen für unsere MitbürgerInnen im Osten völlig aus!
Nur weil sie auf der falschen Seite der Mauer wohnten, waren die jetzt am Ende lebenslang BürgerInnen zweier „befreiter“ Unrechtsregime! Und immer Wiederaufbau, lebenslang!
Wenn das alles keine Kränkung und Wut produziert, muss man ja gefühlstaub sein!
Dann der Börsencrash, kapitalistische Umverteilung von unten nach oben, aber das heißt Demokratie statt Unrecht!
Und dann kommen 2015 eine Million Flüchtlinge, ja, von EU, Ungarn und Österreich erbeten, innenpolitisch abgestimmt, aber viele hatten keine Ressourcen mehr für all diese Umwälzungen, sondern einfach nur Angst! Und Wut und Überdruss, auf die nie kommenden einfacheren Jahre zu warten wie die damalige BRD sie wenigstens wirtschaftlich erlebte nach dem 2. Weltkrieg!
Das erzeugt Kränkung und das Gefühl, vom Leben durchgehend verraten worden zu sein!
Nur hilft hier nicht Rechtsextremismus! Sondern damit wäre die so befürchtete Selbstabwicklung sicher!
. . . bevor ich mein für den Moment diskussionsmüdes Haupt niederlege , nur noch einen Hinweis:
Genau wie ich von Ihnen mal in einem anderen Thread über die Bayern gelernt habe, habe ich in diesem Diskussionsthread über die Ostdeutschen gelernt von @Edita, der empirischen Sozialforschung national und international, von @carlos, @freddy, @Wandersmann, @urmelviech u.a.
Sie stehen da mit ihrer Demokratisierung, wo wir Westdeutschen 30 Jahre nach Kriegsende standen und das ohne Wohlstandsjahrzehnte und mit ungleich mehr Lebensbrüchen als wir Westdeutschen.
Dies ist also keine Theorie!
Die Umbrüche in Bayern und im Ruhrgebiet betreffen meine eigene Familie, sind also auch nicht Theorie.
Und mein Freundeskreis reicht von links bis konservativ.
Ich denke, viele der AfDler und ihrer Sympathisanten sind stark verunsichert und brauchen den Schutz der Demokratie und ihre besondere Förderung.
Falls das ausfällt, schade.
Oh je, von diesen betrunkenen Pöblerinnen in Schwabing habe ich in der Süddeutschen gelesen, das haben Sie direkt miterlebt?
Ansonsten meine ich auch nicht den unverbesserlichen rechtsradikalen Prozentsatz mit starren unerreichbaren Einstellungen!
Ich meine die übrigen AfD-WählerInnen und die Wutbürger, die noch nicht AfD wählen und überhaupt diejenigen, die unabgegrenzt aber dennoch gewaltlos auf rechten Demos mit den Hetzern mitlaufen.
Es scheint mir nicht zufällig, dass die AfD-Hochburgen an Brennpunkten kultureller Identitätsverunsicherung sind!
Und wir reden für den Osten nicht von 30
Jahren! Wir reden wie damals in Westdeutschland 30 Jahre nach dem Krieg in der damaligen Widerstandskultur von Sichtbarwerdenwollen als Teilhabe-Gleichberechtigte, als die deutsche Gegenwartskultur ebenso Definierende wie Westdeutsche - vor der jeweiligen Folie der Vorerfahrungen!
Ängste müssen an diesen AfD-Hochburgen mit besonders angepassten Lösungen beruhigt werden! Nach der Beruhigung der Angst durch Entlastung und Förderung entsteht automatisch Offenheit für Diskussionen.
Und jetzt bin ich müde.
@Olga, das meine ich gar nicht!
Sondern ich meine neben der gesamtdeutsch notwendigen #ausgehetzt-Bewegung als zivilgesellschaftlicher klarer Verortung gegen Populismus, Rechtsextremismus und Rassismus und für Demokratie, dass die Gebiete der AfD-Hochburgen oft k u l t u r e l l e
dringende Bedürfnisse spiegeln, die eine politische, demokratische und zivilgesellschaftliche besondere Zuwendung verdienen und brauchen!
In Bayern hat sich direkt 2015 in meinem Multikulti-Freundeskreis unter meinen CSU-Freunden eine solch starke Ablehnung gegenüber meinem Flüchtlingengagement gezeigt, da wurden rassistische Töne laut, der Umgangston änderte sich so stark und griff sogar auf unser gemeinsames kirchliches Engagement in alle anderen Bereiche als Alltagston so stark über, dass ich nach 1 Jahr fruchtloser Diskussionen diesen Freunden und meiner Kirchengemeinde den Rücken zuwandte, da Grenzen des Anstands verschwunden waren!
Auch die CSU, die mir und meiner Familie, in der ich die einzige in Deutschland Geborene bin, 17 Jahre lang eine freundliche und gute und demokratische Landesregierung war, eskalierte ihr Auftreten in ungeahntem Maße!
Ich fühlte mich zutiefst verstört und erst wieder mit dem Erwachen der #ausgehetzt-Bewegung sicher und zugehörig und nicht mehr als eine der wenigen Mahnerinnen direkt schon 2015/16 gegen Rechtsradikalisierung, Verrohung und CSU-Kirche!
Somit hat sich in meiner Wahrnehmung Gravierendes in Bayern, sogar in meinem Fall direkt vor den Toren Münchens, geändert!
Und was genau, war mir nie klar!
Ich meine, es waren liebe friedliche Kirchenfreunde, es war eine leistungsstarke verantwortliche Landespolitik, wie konnte die (aus meiner NRW-Sicht) eine einmalige humanitäre Notsituation 2015/16, der die CSU auch noch zugestimmt hatte, zu solchen plötzlichen Kehrtwenden, Ausfällen und Grenzerweiterungen des Unsagbaren bringen?
Und jetzt über unsere Diskussion über Chemnitz fange ich an, zu verstehen!
Die Bayern, ich war ja mitten drin, waren in besonderer Weise überrollt monatelang von Flüchtlingen, es war eine absolute Ausnahmesituation mit Zelten, Kleiderkammern, Unterbrechungen des Gewohnten!
Ich habe nicht begriffen, dass dies in Grenznähe, wo der ganze geschäftliche Durchgangsverkehr auch noch zum Erliegen kam, alte und neue Ängste aktivierte, unkontrolliert überrollt zu bleiben und die eigene Existenz und kulturelle Identität dabei zu verlieren!
Die bayrische Geschichte und Identität ist ja noch dazu eine sehr eigene und wer das über einen Kamm schert, merkt sehr bald, dass sie sich das nicht gefallen lassen! Nicht von ungefähr Freistaat!
Meine Ruhrpöttler sind auch so ein eigenes Völkergemisch und wer wie ich Familien-Wurzeln im Bergbau hat, wo mein Großvater Buchdruckermeister war und alle seine 5 Brüder wie auch sein Vater auch arbeiteten, der weiß, wie das Ruhrgebiet wirtschaftlich abgebaut hat und dass dort ghettoartige Parallelwelten der westdeutsch gescheiterten Integrationspolitik zu finden sind!
Und Sachsen ist auch ein Freistaat mit seiner gewachsenen Demokratie und den vielen besonderen Bedürfnissen, die ich nicht wiederholen möchte!
Wir müssen an diesen durch verschiedenste Besonderheiten überlasteten Kulturellen Brennpunkten der AfD-Hochburgen die Ängste nehmen und sicherstellen, dass sie entlastet statt belastet werden! Dort muss mehr Sicherheit hin, denn sie haben viel mehr ertragen als andere Teile Deutschlands!
Und genau das, @Olga, das habe ich jetzt gelernt für mich, müssen gesamtdeutsche Fragen sein!
Das Ruhrgebiet ist nicht nur ein Problem von und für NRW, die bayrischen Ausnahmezeiten an den Grenzübergängen nicht nur eins von und für Bayern und die Rechtsextremen-Ausfälle nicht nur eins von und für den Osten!
WIR Deutschen haben es g e m e i n s a m damit zu tun und mit einer Menge gewaltloser mehr oder weniger antidemokratisch gestimmter Konservativer und Wutbürger!
WIR haben eine Vielfalt von k u l t u r e l l e n Bedürfnissen und die müssen vielfältige angepasste Lösungen erfahren unter Wahrnehmung und gleichberechtigter Teilnahme der Betroffenen!
Im Ruhrgebiet muss z.B. entlastet werden, was die Ansiedlung und bereits bestehender Parallelwelten betrifft!
Bayern Nähe der Grenzübergänge müssen
s i c h e r sein, dass es eine Ausnahmezeiten wie 2015/16 nie mehr geben wird!
Ostdeutsche müssen sicher sein vor weiteren Belastungen und müssen konsequent Teil der deutschen Kultur in allen Feldern werden, ihre Lebenserfahrungen müssen u n s e r e deutschen werden und sein.
Das, was du zu Recht forderst, müssen wir alle dort leisten durch spürbare Gleichberechtigung, was dort mehr als anderswo bedeuten muss in Bayern, NRW und Ostdeutschland: Entlastung und Sicherheit!
Also zurück zum Thema: Die unter anderen Rechtsextremen auf der Demo in Chemnitz: „Die Schande von Chemnitz“!
Als Deutsche wissen wir, dass sowohl Rechts- als auch Linksextremismus i m m e r zur Selbstzerstörung führte!
Das steht fest in unserem Erfahrungswissen, das haben wir jahrzehntelang am eigenen Leib erlitten als Überzeugte, Mitläufer oder Gegner!
Auch in der Geschichte unserer Demokratie erlebten und erleben wir Extremisten und extremistischen Terror und bisjetzt haben wir den immer besiegt und werden das in unserem Eigeninteresse auch weiterhin! Denn wir haben unser Erfahrungswissen!
Was machen wir aber mit der Spaltung unserer Gesellschaft in der Migrationsfrage?
Ich habe jetzt gelernt, dass k u l t u r e l l e Wahlmotive bundesweit die Wahlerfolge der AfD speisen und in zweiter Linie
ö k o n o m i s c h e Motive!
Die k u l t u r e l l e n Motive und damit AfD-Erfolge sind in Ostdeutschland und in Bayern und im Ruhrgebiet in NRW u.a. besonders ausgeprägt. Die CSU in Bayern hat derzeit fließende Übergänge zur AfD in Äußerungen und politischem Handeln.
Besitzstandswahrung, Wahrung der Kulturellen Identität, reale Bedrohungsgefühle durch Nähe zu Grenzübergängen nach Österreich und enorme Chaoserfahrungen 2015 oder wachsende Parallelgesellschaften bereits seit Jahrzehnten im Ruhrgebiet oder durch das tiefe Bedürfnis, endlich die eigene kulturelle Identität behalten und artikulieren zu können im Osten einen in der k u l t u r e l l e n AfD-Motivation!
Aber viele konservative und liberale CDU-, CSU, FDP-Wähler der Mitte fühlen ähnlich, lehnen aber den Rechtspopulismus der AfD ab!
Und wenn sich (abgesehen von den Rechtsextremen) an den Orten der gehäuften AfD-Wahlerfolge „nur“ die Dringlichkeit, die Not, die Angst abzeichnet?
Ich habe Freunde im Ruhrgebiet und muss sagen, das Ruhrgebiet fühlt sich zurecht vergessen und geängstigt!
In Bayern hat sich die Situation an den Grenzübergängen zwar beruhigt, aber das waren Ausnahmezeiten 2015/2016!
Und die echte tiefe gleichberechtigte deutsche Wiedervereinigung muss ebenfalls noch wirklich vollzogen werden!
Wäre es nicht der nötige politische Weg jetzt, einerseits Rechtsextremismus konsequent zu bekämpfen und andererseits die dringlichen Nöte der Menschen in den AfD-Hochburgen angemessen zu beantworten?
Also zum Abbau der Spaltung in unserer Bevölkerung an diesen Kulturellen Brennpunkten die berechtigten Bedürfnisse der Betroffenen achtsam wahrnehmen und konsequent beantworten?
@Bote, zugegeben, zu deinem Zwinkersmiley muss ich auch grinsen und verstehe deine realsatirische Ironie nach dem Motto: Bevor wir Ostdeutschen eure neuen Lasten mittragen, Westdeutsche, lasst uns doch erstmal eure Deutungshoheit, Gestaltungsmacht und Wirtschaftsmacht gleichberechtigt auf Augenhöhe mittragen!
Ja, stimmt! Muss passieren!
@freddy, was meinst du, wie froh ich wäre, wenn ich e n d l i c h verstehe und zwar im Zusammenhang unserer deutschen Demokratiegeschichte und -Entwicklung!
Darum bedeuten mir eure Antworten und Bestätigungen viel.
Denn glaub mir, dass du diese meine Verstehensversuche vorher schon selber beschrieben hast oder @Edita oder andere, konnte ich n i c h t aufnehmen, weil es nicht durch meine feste Vorurteilsdenke gelangte, dass ökonomische Motive hinter allem steckten, was auch schon traurig genug wäre.
Erst euer Wiederholen und Wiederholen: „Nein, so einfach ist es nicht!“ ließ es mir irgendwann dämmern, dass ich meine eigene Brille mal ablegen muss.
Also seht ihr, eure Beiträge hier bewirken was, dienen der politischen Bildung!
Denn das, was @urmelviech ja mit Recht schreibt:
“Ja , das hängt uns Ossi's währscheinlich ewig nach, so kann man sich vielleicht das Ossis kaum als
Führungskräfte in Politik und Wirtschaft und Justiz zu finden sind erklären.
Das Umdenken mußte nur im Osten stattfinden.
Der Osten die Kolonie der Altländer.“
das darf nicht regionalisiert bleiben!
Das ist unsere deutsche Geschichte!
Unsere deutsche Geschichte wird immer die Naziverbrechen enthalten wie die DDR-Verbrechen! Und die diesen Diktaturen folgenden Demokratisierungen!
Also gehören in alle Ämter, in alle Selbstartikulation, in alles deutsche
Selbst b e w u s s t sein, in alle deutschen Symbole und Kulturdokumente auch diese prägenden und nachhaltig beeinflussenden Spiegel der Gesellschaft!
So so bin ich als „Westdeutsche“ ab jetzt Deutsche, wenn ich beides als grundlegend für unsere deutsche Demokratie und Kultur weiß und benenne!
Das ist ab jetzt m e i n e Geschichte, nicht die
o s t d e u t s c h e nur!
Oh, dahinter es für mich viel zu lernen! Bin neugierig drauf und freue mich, dass ich alterndes Möbel noch umlernen kann.
@Adam, das ist völlig klar, dass populistische Rechtsextremisten, Rassisten und gewaltbereite Antidemokraten in keinster Weise zu akzeptieren und zu entschuldigen sind!
Ich leide unter der zunehmenden Verrohung und Enthemmung in der gesellschaftlichen Atmosphäre seit 2015, sie tut mir weh und bestimmt mein Engagement!
Und genau in diesem Engagement frage ich mich, wie kam es zu den Wutbürgern und ihrem rechtsextremen Rand und wieso gibt es im Osten mehr davon?
Genauso wie es im Bundesland Bayern, in dem ich lebe, mit der CSU und ihren ewigen Mehrheiten seit immer schon auch nicht erklärt werden kann aus meinem Blick als Zugereiste aus NRW suche ich nach neuen Erkenntnissen!
Gestern im sächsischen Landtag in der Diskussion zur Regierungserklärung des Ministerpräsidenten redete der AfD-Vertreter wie Trump - wir kennen ja Trumps Elitenkritik, obwohl er selber zur Elite gehört - und betonte, dass der sich selbst alimentierende Parteiklüngel der Demokratie nicht mehr auf besonnenes Reden der Wutbürger hoffen solle, das sei vorbei und die Wut würde sich ausbreiten, um deren außer Kontrolle geratenen eigennützigen Politik zu beenden!
Dass dies klar antidemokratisch und nicht konservativ ist, war eine Erkenntnis!
Dass Eliten Elitenkritik instrumentalisieren auch! Wer hatte hier in unserer Diskussion noch aufgedeckt, dass der Initiator der rechten Demo in Chemnitz, die hier unser Thema ist, sein Geld mit der Abschiebeverhinderung von Asylbewerbern verdient, während er privat gegen Flüchtlinge hetzt?
In den USA belegt ein gerade neu erschienenes Buch erneut, dass Trump nur die einfachsten Schwarz-Weiß-Reflexe bedient und dass es nach wie vor ein einziges „Wunder“ ist, wie jemand wie er gewählter Präsident werden konnte.
Wie? Weil weiße arme oder reiche Menschen, vor allem Männer, Angst haben, zugunsten von anderen Bevölkerungsgruppen „abgewickelt“ zu werden.
Die Ostdeutschen haben eine andere Geschichte als wir, die ihnen tief in den Knochen sitzt:
Gemeinsam mit uns haben sie die Kriegsverbrechenvergangenheit der Nazidiktatur, das reicht schon dafür, für immer mit diesen Erinnerungen gezeichnet zu sein.
Dann wurden sie aber von der SED-Diktatur kalt erwischt und danach die Wende brachte auch keine blühenden Landschaften, sondern fiel in eine verunsichernde Zeit der gesamtdeutschen Zeitenwende in der Demokratie mit neoliberaler Globalisierung, Sozialabbau und Schüben von Asylbewerbern.
Kann es sein, dass manche Ostdeutsche bei Worten wie „kultureller Vielfalt“ und „Willkommenskultur“ schon Panikanfälle bekommen, weil sie sich erst von der DDR und dann von der Wende „abgewickelt“ fühlen?
Das ist keine Entschuldigung und Rechtfertigung für Rechtsextremismus, aber vielleicht eine Erklärung dafür, dass die Verteidigungsreflexe der Demokratie geringer ausfallen könnten, weil mit Wende nur ein weiteres „Überrumpelt- und Abserviertwerden“ verbunden wird emotional?
Die westdeutschen Wohlstands- und Selbstartikulationsjahrzehnte fehlen unseren ostdeutschen Mitbürgern schließlich komplett! Und die Wohlstands-Felle sind längst alle verteilt, die wirtschaftliche und politische Macht auch!
Also werden sie was Eigenes und wenn Wut die einzige freie Rolle ist, dann eben das! Um endlich mal sie selber sein zu dürfen, das ist doch Demokratie, oder (ich meine hier nicht Rechtsextreme, sondern die Kränkung der Wutbürger).
Und nach 30 Jahren ist es eben noch nicht gut damit!
Erstens weil in den 30 Jahren Ostdeutschland westdeutsch umgekrempelt wurde und zweitens weil Westdeutschland selber 30 Jahre nach Kriegsende die Studenten immer noch auf den Straßen hatte und Linksterroristen mordeten! Die Demokratie kam von den Alliierten und nach 30 Jahren wollten die Westdeutschen selber ihre Vergangenheit aufarbeiten und die Wut eskalierte!
Seht ihr da keine Parallelen?
Ein Muster des Wachsens in die Demokratie, des gewaltlosen und gewalttätigen Widerstands?
Rechtsextremismus wie damals der Linksterrorismus sind falsche zerstörerische Auswüchse und werden strengstens unterbunden!
Dennoch muss der Schmerz und die Wut der „Vielfachabgewickelten“ in Ostdeutschland sich genauso emanzipieren dürfen als deutsches Gegenwartsthema und Phase der deutschen Kultur wie es damals in Westdeutschland auch stattfand!
Damit nicht ewig deutsch=westdeutsch bleibt!
Ich verstehe das!