Benutzerprofil von mintsch
mintsch hat auf das Thema Re: Die uralte Frage, will ich wirklich wissen, wer ich bin? im Forum Geisteswissenschaft / Philosophie geantwortet
Liebe Attis,
was für ein schönes Beispiel, das mit den Katzen. Sind wir auf unsere Individualität oft fälschlicherweise stolz?
Auch ich bedaure sehr, zu spät dazu gekommen zu sein und möchte, robo wäre noch dabei.
Auf die Frage, ob wir wissen wollen, wer wir sind, werden sicherlich die meisten sofort mit ja antworten. Aber die Frage, wollen wir wirklich wissen, wer wir sind, mahnt uns doch, nochmals darüber nachzudenken! Geht es uns dabei nur um Erklärungen? Oder einen Glauben? Darum, dass wir darum wissen, dass wir schlussendlich aus Sternenstaub entstanden sind, und glücklicherweise nicht zu schwarzen Löchern kollabierten, weil wir nur an einer kleineren Sonne teilhatten?
Das denke ich nicht.
Könnte es aber um Dinge gehen, die erlebt werden müssen, um uns zu erfahren. Und will ich dann noch wirklich wissen, wer ich bin? Will ich diese Odyssee wirklich erleben?
Ich hätte oben den ganzen Verses zitieren sollen:
`Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troia Zerstörung,
Vieler Menschen Städte gesehen und Sitte gelernt hat,
Und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet,
seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft'.
(Üb. Voss)
Da hat Odysseus also viele Sitten kennen gelernt. Anzunehmen ist, dass dies seine Wahrnehmung erweiterte, er also zumindest nicht an seinem Image arbeitete, wie luchsi35 von den Philosophen denkt, dass sie es tun.
luchsi35 antwortete am 23.11.07 auf den Beitrag von Yankee:
"Man kann die Frage von allen Seiten angehen. Aber ist sie nicht vor allem für die Menschen relevant, die ein Leben lang an ihrem Image herumbasteln, bis sie selbst nicht mehr wissen, wer sie wirklich sind?"
Mein Versuch hier wird sein, die Frage noch von einer anderen, etwas ungewohnten Seite anzugehen.
roundabout oder robo antwortete luchsi35 am 24.11.07
Hallo, luchsi35-ein toller Name. Danke für Deine Zeilen.
Tja, ob die Frage mit Image zu tun hat, bezweifle ich.
Und meinst Du denn, „Deine“ von Dir vermuteten Imagebastler hätten VOR der Bastelei gewusst, wer oder was sie sind?
Weißt Du es?
Gruß
robo
Das da gebastelt wurde, scheint für ihn auch Tatsache zu sein. Ich denke mir nur, dass seine Frage dahin weist, was Sloterdijk viel radikaler so ausdrückt:
S. 156: Die Sucht nach Identität scheint die tiefste der unbewussten Programmierungen zu sein, so sehr verborgen, dass sie auch der aufmerksamen Reflexion lange entgeht. In uns ist quasi ein formaler Jemand als Träger unserer sozialen Identifikation einprogrammiert. Er garantiert allenthalben den Vorrang des Fremden vor dem eigenen; wo Ich zu sein scheine, waren die anderen immer schon an meiner Stelle vor mir da, um mich durch meine Vergesellschaftung zu automatisieren. Unsere wahre Selbsterfahrung in ursprünglich Niemandheit bleibt in dieser Welt unter Tabu und Panik begraben. Im Grunde aber hat kein Leben einen Namen. Der selbstbewusste Niemand in uns - der erst mit seiner sozialen Geburt Namen und Identität erhält - ist es, der die lebende Quelle der Freiheit bleibt.
Nach ihm wurde also ebenso vor der eigenen Bastelei am Image gebastelt. Das wusste schon Freud. Wir hätten da: Aus Es werde Ich, was der gute alte Freud ja auch in der Analyse weiter zu führen versuchte. Darum wird er uns hier nicht dienen.
Aber sind vielleicht Wege zu gehen, die wir gerne verleugnen und mit Recht fürchten? Da ist bestimmt in den Zitaten nicht zufällig eine Ähnlichkeit; einerseits die "unnennbaren Leiden" von Homer erwähnt, und dann: "Unsere wahre Selbsterfahrung in ursprünglich Niemandheit bleibt in dieser Welt unter Tabu und Panik begraben."
Dazu die Antwortet am 24.11.07 von robo an angelottchen:
Hi, danke für Deinen Kommentar.
kannst Du denn tatsächlich das sein, was Du wahrnimmst??
Also z. B. „Dein“ Körper, den Du (teilweise) siehst?
Gruß
Und weiter von Peter Sloterdijk:
S. 156: Der lebendige Niemand ( der Niemand aus der Odyssee) ist es, der, trotz der Greuel der Sozialisation, sich an die energetischen Paradiese unter den Persönlichkeiten erinnert. Sein Lebensgrund ist der geistesgegenwärtige Körper, den wir nicht nobody, sondern yesbody nennen sollen, und der sich im Gang der Individuation vom areflexiven „Narzissmus“ zur reflektierten „Selbstentdeckung im Weltganzen zu entfalten vermag. Bei ihm findet die letzte Aufklärung als Kritik des privaten, egoistischen Scheins ihr Ende.
Das Thema aller grossen Epen war dasselbe wie in der Odyssee. So auch in Goethes Faust. Da meint er:
"Und solang du das nicht hast
Dieses: Stirb und Werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde."
Da macht er eine Trennung zwischen Menschen. Er sieht einerseits diejenigen, die nicht wirklich wissen wollen wer sie sind. Anderseits die, die es tun.
Ist dies der von Nietzsche gedachte Übermensch.? Es gibt klare Indizien. Die Philosophen bauten sich nicht nur ein Image oder suchten nach nicht vorhandenen Katzen im Dunkeln.
Aber nochmals zu Goethe:
Wagner:
Allein die Welt! des Menschen Herz und Geist!
Möcht jeglicher doch was davon erkennen.
Faust.
Ja was man so erkennen heisst!
Wer darf das Kind beim Namen nennen?
Die wenigen, die was davon erkannt,
Die töricht g`nug ihr volles Herz nicht wahrten,
Dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten,
Hat man von je gekreuzigt und verbrannt.
Mintsch
mintsch hat auf das Thema Re: Die uralte Frage, will ich wirklich wissen, wer ich bin? im Forum Geisteswissenschaft / Philosophie geantwortet
Wir sollten beim Thema bleiben, das ich nochmals in Erinnerung rufen will. "Die uralte Frage, will ich wirklich wissen, wer ich bin?“
Nachdem ich Deinen letzten Beitrag las, fragte ich mich, ob sich das mit dem Schlückchen machen lässt.
In der Odyssee geht es wohl landläufig anerkannt um eine Selbstfindung, um Selbsterkenntnis. Ich zitiere aus dem ersten Vers:
"und auf dem Meere so viel Leiden erduldet, seine Seele zu retten."
Es ist anzunehmen, dass Odysseus bei seinen Abenteuern, um zu erfahren, wer er ist, Wasser in rauen Mengen geschluckt hat.
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mintsch
mintsch hat auf das Thema Re: Die uralte Frage, will ich wirklich wissen, wer ich bin? im Forum Geisteswissenschaft / Philosophie geantwortet
Ob wohl die Fernsehmacher sich auf diese Untersuchung stützen und blenden deshalb in ihre "lustigen" Comedies" Lacher ein, damit die Zuschauer auch merken, wann sie lachen müssen ??))
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luchsi35[/quote]
Ich hoffe, dass Du laut und befreiend gelacht hast, obwohl Niemand höchstwahrscheinlich nicht dabei war.
Die Themen in Mythologie, Literatur, Philosophie und Psychologie sind immer die selben geblieben. So las ich heute über den Fluss Lethe der griechischen Mythologie.
Mit dem Link funktioniert es nicht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lethe_(Mythologie)
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mintsch
mintsch hat auf das Thema Re: Die uralte Frage, will ich wirklich wissen, wer ich bin? im Forum Geisteswissenschaft / Philosophie geantwortet
Das `Ich` muss neu umschrieben werden.
"Lachen auf Knopfdruck
Bei einer solchen Untersuchung entdeckten Forscher der Universität von Kalifornien in Los
Angeles Anfang des Jahres auch einen zwei mal zwei Zentimeter großen Bereich im linken
Vorderhirn, der offenbar das Lachen steuert. Jedes Mal, wenn die Ärzte bei einer Patientin das
sogenannte supplementär-motorische Areal elektrisch stimulierten, begann das Mädchen zu
lachen.
Das Verblüffende daran: Das Mädchen empfand die Reize als natürlichen Impuls und
begründete sein Kichern mit komischen Beobachtungen, die es an den Ärzten machte oder
mit den angeblich witzigen Aufgaben, die ihm gestellt wurden. Das Gehirn erfindet also
offensichtlich bei Bedarf Märchen, die das Erlebte im nachhinein plausibel machen.
Nach Ansicht vieler Forscher gaukelt es dem menschlichen Bewusstsein sogar das Gefühl von
Autonomie vor. "Mehrere Untersuchungen weisen darauf hin, dass man den freien Willen
durch gezielte Stimulationen in diesem supplementär-motorischen Areal künstlich erzeugen
kann", berichtete Gerhard Roth in Berlin. "Wenn man die richtige Stelle reizt, heben die Leute
beispielsweise ihren Arm und behaupten dann, sie hätten dies gewollt."
Folgendes von Peter Sloterdijk habe ich irgendwo teils schon zitiert:Aus `Kritik der zynischen Vernunft`.
S. 155: ..., so sind wir zunächst und „von Natur“ aus Idioten der Familie“ im weitesten Sinn erzogene Menschen. Mit dem Idiotismus des Ichs hat es die Aufklärung in letzter Instanz zu tun.
S. 156: Die Sucht nach Identität scheint die tiefste der unbewussten Programmierungen zu sein, so sehr verborgen, dass sie auch der aufmerksamen Reflexion lange entgeht. In uns ist quasi ein formaler Jemand als Träger unserer sozialen Identifikation einprogrammiert. Er garantiert allenthalben den Vorrang des Fremden vor dem eigenen; wo Ich zu sein scheine, waren die anderen immer schon an meiner Stelle vor mir da, um mich durch meine Vergesellschaftung zu automatisieren. Unsere wahre Selbsterfahrung in ursprünglich Niemandheit bleibt in dieser Welt unter Tabu und Panik begraben. Im Grunde aber hat kein Leben einen Namen. Der selbstbewusste Niemand in uns - der erst mit seiner sozialen Geburt Namen und Identität erhält - ist es, der die lebende Quelle der Freiheit bleibt.
S. 156: Der lebendige Niemand ( der Niemand aus der Odyssee) ist es, der, trotz der Greuel der Sozialisation, sich an die energetischen Paradiese unter den Persönlichkeiten erinnert. Sein Lebensgrund ist der geistesgegenwärtige Körper, den wir nicht nobody, sondern yesbody nennen sollen, und der sich im Gang der Individuation vom areflexiven „Narzissmus“ zur reflektierten „Selbstentdeckung im Weltganzen zu entfalten vermag. Bei ihm findet die letzte Aufklärung als Kritik des privaten, egoistischen Scheins ihr Ende.
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mintsch
mintsch hat auf das Thema Re: Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen im Forum Geisteswissenschaft / Philosophie geantwortet
Nun fang ich auch noch an über das Nichts zu grübeln. Versucht mal an nichts zu denken, wie es oft bei bestimmten Meditationsübungen verlangt wird.Da wird das Nichts zu einem Kampf gegen das bewusste Denken! Oder es gelingt nur für sehr kurze Zeit, das wirkliche Nichts zu erreichen, dann ist es aber doch vorhanden. Fragt sich dann doch wieder: Was ist das Nichts? Ein unbenennbares und ungreifbares Volumen? (ich glaube, jetzt werde ich "deppert") )) -- luchsi35-- Ich habe schon oft gedacht, dass ich nichts bin, wars dann aber trotz Meditationsversuchen nicht. Aber als ich mal las, dass Buddha während langer Zeit hungerte, mit einem Löffel Bohnen am Tag zu überleben versuchte, kaum mehr trank, begriff ich, was das Rätsel seiner Erleuchtung war. Da blieb nicht mehr viel zu erlösen oder zu erleuchten übrig. Im Altertum und Mittelalter waren solche Selbstkasteiungen an der Tagesordnung. Viele Weise und Heilige sind so erstanden. Es ist anzunehmen, dass bei derartigen Hungerkuren die jüngeren Hirnteile, der Neocortex und das limbische System zuerst Schaden nehmen. Dies höchstwahrscheinlich vor dem Stamm- oder Reptilienhirn. Bei diesem aber fühlt sich, was wir als Nichts empfinden. Odysseus Meinen berühmten Namen, Kyklop? Du sollst ihn erfahren. Aber vergiss mir auch nicht die Bewirtung, die du verhiessest! Niemand ist mein Name; denn Niemand nennen mich alle, Meine Mutter, mein Vater und alle meine Gesellen. Und von Peter Sloterdijk in "Kritik der zynischen Vernunft" Die Sucht nach Identität scheint die tiefste der unbewussten Programmierungen zu sein, so sehr verborgen, dass sie auch der aufmerksamen Reflexion lange entgeht. In uns ist quasi ein formaler Jemand als Träger unserer sozialen Identifikation einprogrammiert. Er garantiert allenthalben den Vorrang des Fremden vor dem eigenen; wo Ich zu sein scheine, waren die anderen immer schon an meiner Stelle vor mir da, um mich durch meine Vergesellschaftung zu automatisieren. Unsere wahre Selbsterfahrung in ursprünglich Niemandheit bleibt in dieser Welt unter Tabu und Panik begraben. Im Grunde aber hat kein Leben einen Namen. Der selbstbewusste Niemand in uns - der erst mit seiner sozialen Geburt Namen und Identität erhält - ist es, der die lebende Quelle der Freiheit bleibt. Mintsch
mintsch hat auf das Thema Re: Albert Camus: Die Pest /Die Psycho-Pest/ im Forum Literatur geantwortet
Lange ist es her, dass ich dieses Buch las. Ich erinnere mich aber, dass ich mir dachte, dass er von Wilhelm Reich inspiriert war, der von einer `emotionalen Pest` sprach.
Viele Grüsse
Mintsch