Benutzerprofil von garwall
garwall hat auf das Thema Re: Dieter Nuhr: Der satirische Jahresrückblick 2009 im Forum Fernsehen und Film geantwortet
Dankeschön! *strahl
Ja, ist ja auch richtig. Ich weiß nur nicht, wie ich denn glaubwürdig schreibend rüber bringen soll, dass ich bisher bei dem hier vorgestellten Projekt wirklich nicht ans Geldverdienen gedacht habe. Was aber doch nicht heißt, dass ich in anderen Bereichen meines Lebens natürlich Geld verdiene. Natürlich lebt zum Beispiel ein Verein von Mitgliederbeiträgen und Spenden und Veranstaltungen. Und sicher habe ich auch schon als Privatperson Kunstausstellungen gemacht, wo es um den Verkauf ging. Und natürlich arbeite ich auch für Geld in meinem Beruf. Diese Vermischung mit dem hier vorgestellten Projekt habe ich nur nicht verstanden. Könnte man mit so einem Thema Geld machen? In meiner Welt bisher nicht.
Jepp, ich sagte oben schon, ich finde Mißtrauen völlig in Ordnung! Und ich lerne daraus auch, dass Mißverständnisse anscheinend durch meine Art der Darstellung möglich sind. Ich sollte mal an meiner Kommunikationsform feilen *lächel
Was ich nicht wußte ist, dass es anscheinend viele Umfragen und Anfragen hier gibt, die auf Dauer nerven können. Dafür bin ich noch nicht lange genug hier. allerdings macht dies für mich einiges verständlicher.
Lieben Gruß
Heidi
Schau Meli, ich beende hiermit diesen Diskussionsstrang, weil ich im realen Leben dies ab diesem Moment auch tun würde. Du unterstellst zwischen den Zeilen Dinge, die ich so nicht akzeptieren und stehen lassen kann. Ich müßte also ständig weiter argumentieren. Zum Beispiel: Was weißt Du über meine Ausbildungen und darüber, warum es mir schwerfällt, damit hausieren zu gehen? Und vielleicht schreibe ich so schnell, weil ich gerade hier online bin und Schreiben u.a. mein Medium ist. Und, Und... und genau für so einen Diskussionsstrang ist hier nicht der Ort. Ich schenke Dir ein Lächeln und wünsche Dir alles Liebe dieser Welt.
Für alle anderen Mitlesenden:
Ich finde die Idee für dieses Projekt eine gute Idee, auch und gerade deshalb, weil Diskussionen, die sich mit dem Thema "Alter und Eros" beschäftigen oft und überraschend schnell emotional und unter "die Gürtellinie" gehen. Der Mischung von zwei sensiblen Themen, nämlich "Sexualität" und "Altern" scheint dies immanent zu sein. Schaut Euch mal die Diskussion über "Wolke 9" an.
Es ging mir hier nicht darum, Werbung für mich oder meine Person zu machen - sehr wohl jedoch für das Projekt - eben weil ich es für ein sinnvolles halte und so was nicht alleine stemmen kann. Ich dachte, es gäbe hier vielleicht den einen oder anderen, der sich dadurch angesprochen fühlen würde bzw. mir Hinweise oder Anregungen geben könnte. Nicht mehr und nicht weniger. Und es ging mir auch nicht darum, jemanden dazu zu nötigen hier über sich selbst oder seine Sexualität zu plaudern. So ein Unsinn, dann hätte ich einen Thread mit genau so einer Fragestellung eröffnet.
Aber ich finde es Klasse, spannend und anregend, was einige hier geschrieben haben. Es motiviert mich. Dafür ein herzliches Dankeschön
Liebe Grüße
Heidi
Ach Meli, frag doch!, sagte ich doch oben .... Du meinst sicher die HP www.senso24.com ? ... Die ist doch Klasse und der kleine Verein ist es auch! Da leben und arbeiten nämlich genau solche seltsamen Menschen miteinander, denen Zeit ihres Lebens eben besagtes Vermaktungsgen fehlt *lächel ...
Und nöh, ich arbeite als Therapeutin nicht immer unendgeldlich, weil es Menschen gibt, die meine Arbeit auch bezahlen möchten, können, wollen. Und oft zahlen die, die es können gerne, weil sie wissen, dass mir dies erlaubt, andere Menschen, die kein Geld haben, zu begleiten.
Schau Meli, inhaltlich hast du in einem kleinen Bereich, nämlich der Altenpflege und Ausbildung,mehr konkretes Wissen und erfahrungen als ich. Diese magst du nicht mit mir teilen - und das ist okay.
Aber, mir zwischen den Zeilen zu unterstellen, ich würde etwas über mich verheimlichen, das ist einfach Unsinn. Ich glaube, es gibt kaum so "gläserne" Menschen im Netz, wie mich. Ich bin nämlich in der selten glücklichen Position, dass ich nix, aber auch gar nix in meinem Leben verschweigen muß und auch nie auf so eine Idee käme. Virtuelle Welt unterscheidet sich für mich nicht von der realen welt. Ich bin hier genuso wie in "echt", nämlich echt.
Und wenn du schon am recherieren bist, dann gib mal meinen Nick ein, dann kommst nämlich noch auf die anderen Seiten von mir und wirst feststellen, dass ich nicht aus der Luft heraus Sexualtherapeutin bin, sondern weiß, über was ich da rede und arbeite *lächel ...
Ich weiß Mißtrauen zu schätzen, sehr sogar und finde dies auch sehr schützend und hilfreich in unserer Welt und besonders in der virtuellen. Doch manchmal macht es mich auch traurig, weil der Preis dafür oft Einsamkeit ist.
Liebe Grüße
Heidi
Achso, wegen "Privater Assistentin" - da such ich jemanden, der/die mir Dinge abnimmt, die ich nicht kann und mag, nämlich Bürokram, Terminplanung, Pressearbeit, etc. ... Und natürlich wird der/die bezahlt ... nämlich durch Beteiligung an den Einnahmen von meinen Workshops ... Ich habe doch nicht behauptet, dass ich nicht mehr berufstätig bin, nur weil ich auch und immer wieder ehrenamtlich arbeite. Ich betreue zum Beispiel auch Kinder in der Nachmittagsgruppe, ehrenamtlich. Warum sollte ich das nicht tun, ehrenamtlich arbeiten und trotzdem einen Beruf mit Einnahmen haben? Gerade deswegen kann ich es mir doch erlauben, mit Tätigkeiten und Projekte zu suchen, ohne ddamit Geld zu machen. Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?
Guten Morgen, Meli!
Deine Meinung und Haltung ist völlig in Ordnung - weil es halt deine ist. *lächel
Auch wenn wir in einer Gesellschaft leben, in der es vielen immer und überall ums Geschäft geht, so gibt es doch Menschen, denen dieses Geschäftsvermarktungsgen schlichtweg fehlt.
Manchmal kann man auch aus dem Kreis austreten und eine andere Pespektive annehmen. Man kann Dinge tun, weil sie einfach Spaß machen; weil sie einem sinnvoll erscheinen; weil man den liebenden Blick in den Spiegel nicht verlieren will; weil man so verrückt ist zu glauben, dass es mehr gibt im Leben als nur den materiellen Gewinn; weil es auf eine Art befriedigt, wie Geld es nie könnte... und aus tausend anderen Gründen mehr, die nix mit "Geschäft" im marktwirtschaftlichen Sinne zu tun haben.
Ich fand die Idee, gerade weil es mir nicht um "Geschäft" geht, das Projekt hier vorzustellen und nach interessierten Menschen zu suchen, allereigentlich sehr gut. ... ... ... Aber, vielleicht hast du ja recht, sicher wäre die Ressonanz viel größer bzw. anders, wenn ich mit Geld um mich schmeißen könnte und es wirklich ein Geschäft wäre *lächel
"Denn das, worum es hier geht, sind Inhalte der Sexualität - ein heikles Thema - über das hier User berichten sollen - sei es in ihrer Anschauung oder aus dem Erlebten heraus."
Ähm, sorry, ich habe hier niemanden aufgefordert, über ihre/seine Sexualität zu schreiben, auf so eine Idee käme ich gar nicht.
Ich bin lange genug im Geschäft, um daran zu zweifeln, dass bis hin zur Evaluation und Finanzierung (was soll finanziert und wer gebildet werden??????) alles nur Freitzeitvergnügen sein soll.
Ich weiß nicht, welches "Geschäft" du! meinst, allerdings weiß ich aus meiner Berufserfahrung sehr wohl einiges über Ausstellungs- und Bildungsprojekte, da ich solche schon für Wohlfahrtsverbände und in Zusammenarbeit mit der EU durchgeführt habe. "Projekte" nennt man dies in diesem Zusammenhang, weil es eben um "nichtkommerzielle" Veranstaltungen geht. Finanziert wird dabei die Umsetzung der Idee (zum Beispiel einer "Ausstellung") mit dem Ziel, dass kostendeckend gearbeitet wird. Und glaub mir Meli, da ist kein Platz für irgendwelchen privaten Gewinn. "Bildungs"projekt nennt sich sowas deshalb, weil die Zielgruppe (in diesem Fall, Besucher der Ausstellung) unter anderem auch Schulen und nichtschuliche Bildungseinrichtungen sind. Und auch deshalb, weil ein Rahmenprogramm mit Begleitung und zum Beispiel Unterrichtsmaterialien angeboten werden sollen und die Art und weise der Umsetzung didaktische Aspekte beinhalten sollen.
Gut, aber ich denke, dies langt jetzt an Erklärung *lächel ... Es war nur ein Angebot und ein Hinweis für mögliche Interessierte, mehr nicht.
Lieben Gruß
Heidi
Hallo Meli!
Deine Fragen find ich gut. Im Augenblick ist es mein "Projekt". "Projekt" deshalb, weil es in meinem Kopf eben genau wie ein solches angegangen werden wird: Idee entwickeln, Team zusammen finden, Konzept erstellen, Realisierungsmöglichkeiten erarbeiten, Finanzierung auf die Beine stellen, Durchführung, Evaluierung.... Ich denke nicht, dass sich damit Geld verdienen läßt, es läuft in meiner Welt als ein "Bildungsprojekt" und damit macht man in der Regel keine Gewinne. Die meiste Arbeit wird ehrenamtlich laufen.
Und wer ich bin? Ein wenig hab ich hier im Profil stehen und dort sind auch die Links, über die man mehr über meine Person erfahren kann ... (www.spurenleserin.com oder http://heidrunmueller.twoday.net/ oder bei facebook oder bei xing oder...) Man kann mich auch anrufen oder mich im messenger ansprechen ...
Arbeitsaufwand? Das, was jeder entsprechend der persönlichen Umstände einbringen kann und möchte.
Aufwandsentschädigungen? Das hängt davon ab, wie die Finanzierung auf die Beine gestellt wird. für meine Person geh ich erstmal von ehrenamtlicher Tätigkeit aus.
Zu den Berichten über die Situation in der Kranken- und Altenpflege zum Thema: Da gibt es in meiner Wahrnehmung ganz unterschiedliche und sich widersprechende Darstellungen von Betroffenen, sowohl auf der pflegenden, als auch auf der Bewohnerseite. das gleiche gilt für die Behandlung des Themas in den unterschiedlichen Ausbildungsgängen. Ich denke deshalb, dass es da nicht nur eine Wahrheit gibt und wenn dies so ist, dann wird dies sich auch so in den Darstellungen später widerspiegeln.
Lieben Gruß
Heidi
Guten Morgen!
Weil es zum Thema passt *lächel:
Glut
Sie steht vor dem Spiegel. Schaut sich an. Zum ersten Mal seit Jahren schaut sie sich wirklich an. Ihr Blick gleitet über die Falten in ihrem Gesicht, über die scharfen Kanten um die Mundwinkel. Streift die hängende Haut an ihrer Kehle, die leicht nach vorne gebeugten Schultern, die müde geneigten Brüste und die aufdringliche Wulst ihrer Bauchschürze. Die noch recht straffen Pobacken und ihre wohlgeformten Schenkel werden von ihren Augen gestreichelt. Sie geht in die Knie und beobachtet das Spiel ihrer Beinmuskeln. Richtet sich auf, hebt die Arme zur Seite und dreht sich hin und her.
„Ach, Weib! Schön bist du!“
Ein Lächeln erstrahlt in ihrem Gesicht und sie streckt sich die Zunge heraus:
„Wo warst du nur die ganzen letzten Jahre? Wie konntest du dir nur so abhanden gekommen sein?“
Sie sinkt vor dem Spiegel auf die Knie, die Arme fest um sich geschlungen. Sie weis es ja. Erinnert sich. An die unendliche Traurigkeit, an die kalte Einsamkeit nach dem Tod des geliebten Mannes vor Jahren. An die Wochen und Monate, in denen sie sich vergrub in Tränen und Unfassbarkeit. Dann der Zorn und die Wut, die sie doch nicht nach außen tragen konnte und in sich hineinschluckte. Die Jahre, die sie wie paralysiert in geschlossenen Räumen verbrachte, verbunden mit der Wirklichkeit nur noch durch die Scheinwelt des Fernsehens. Gefangen in sich selbst, umgeben von den staubigen Attributen einer längst vergangenen, verloren Zeit. Kreiselnd in Gedanken an Alter und Tod, versinkend in Selbstmitleid und einer schreienden Sehnsucht nach dem Unmöglichen.
Krank war sie damals, an Geist und Körper. Letzteren schändend durch zuviel Essen, so als könnte sie die Leere in sich füllen mit all der Schokolade und all dem ungesunden Fraß. Mauern aus Fett, hinter denen sie sich selbst verlor. Keine Luft zum Atmen. Keuchend in der Nacht, am Tage zu schwach weiter als bis zum Supermarkt zu schleichen. Sich selbst aufgebend, vom Hausarzt schon längst abgeschrieben. Ruhig gestellt mit Antidepressiva und Asthmamedikamenten. Leblos. Sich selbst nicht mehr spürend.
Und dann tauchte „Sie“ auf. Dieses kleine, rundliche Wesen. So viel jünger als sie selbst. Ein Wirbelwind, ein Bündel an Chaos und Energie. Hüpfte in ihr Leben, fiel von Jetzt auf Gleich vom Himmel und stand eines Morgens als stundenweise Hilfe vor ihrer so gut verbarrikadierten Tür. Dieses Lachen, diese Lebensfreude pur. Zuerst war sie nur sprachlos. Fühlte sich überrannt. Wollte sich zurückziehen, abwehren, raus werfen. Wie konnte dieses Wesen es wagen, so in ihr Leben zu platzen? Wie konnte dieses junge Ding sich anmaßen über ihren Schmerz einfach hinwegzuhören? Wie konnte sie sich erdreisten einfach den Fernseher auszumachen, die Vorhänge zu öffnen und die Fenster weit aufzureißen?
Wie zornig sie damals war. Oh ja, Anna weckte den Zorn in ihr. Ein heißes, brennendes Gefühl. Angeschrieen haben sie sich. Gestritten über Alles und Jenes. Nach einigen Wochen kam Anna jeden Tag. Nix mehr von wegen Arbeit und Betreuung. Anna tauchte zu den unmöglichsten Zeiten auf. Wollte mit ihr frühstücken morgens um sieben. Einkaufen kurz vor Ladenschluss und durch den Park laufen mitten in der Nacht. Ihr Lachen drang durch die Räume und zerfetzte die wohlige, sichere Decke der Trauer und der Einsamkeit. Eine andere Art von Atemlosigkeit breitete sich aus. Es gab keine Möglichkeit sich dagegen zu wehren. Anna ignorierte einfach jedes „Nein!“ indem sie ihre Hand schnappte und sie mit sich zog.
Nach einer Weile schleppte Anna sie ins Yoga. Provozierte sie so lange, bis sie sich auf dieser schmalen Matte wieder fand. Wie ein dickes Walross auf dem Land fühlte sie sich bei den ersten Übungen. Es schien keine Verbindung zu geben zwischen Kopf und Muskeln. Gestörte Leitungen. Ihr Körper tat nichts, aber auch gar nichts von dem, was ihr Kopf ihm befahl. Zum ersten Mal seit Jahren spürte sie, dass da irgendwas nicht stimmte, dass ihr Körper nicht mehr zu ihr gehörte. Weinend lag sie daraufhin stundenlang in den Entspannungsübungen. Tränen, millionenfach ungeweinte Tränen lösten Konten für Knoten, brannten Fettzelle um Fettzelle hinweg. Und mit jedem Schluchzer, mit jedem Seufzer, mit jedem kontrollierten Atemzug, mit jeder geschafften Übung sog sie das Leben in sich ein. Spürte, spürte sich wie nie zuvor. Sinnlichkeit, eine neue, unvermutete Sinnlichkeit breitete sich in ihr aus. Eine Tür öffnete sich und ließ sich nicht mehr schließen.
Drei Jahre ist dies nun her. Anna wohnt mittlerweile in einer anderen Stadt, hat ihr Studium abgeschlossen und arbeitet nun mit Kindern. Sie telefonieren oft miteinander. Oder unterhalten sich über das Internet. Oh ja, auch dies hatte Anna ihr beigebracht. Teufelszeug, unsinniger moderner Quatsch nannte sie selbst es damals. Anna lachte nur und schaffte über Freunde einen alten PC in ihr Wohnzimmer. Bestand hartnäckig darauf, dass sie sich nächtelang damit beschäftigte. Ohne recht zu wissen, wie ihr geschah, war sie plötzlich Besitzerin einer DSL-Leitung und betrat staunend eine neue Welt. Heute erscheint ihr der Umgang mit diesem Medium wie eine Selbstverständlichkeit. So viele neue Menschen hat sie darüber kennen gelernt. So viele Informationen in Wissen für sich verwandelt. Nein, sie möchte diese Art der Kommunikation nicht mehr missen.
Sie erhebt sich. Wischt das Nass aus ihrem Gesicht. Lächelt sich noch einmal zu und schickt in Gedanken eine tiefe Umarmung, einen dicken Kuss zu Anna.
Nun muss sie sich beeilen. Rasch schlüpft sie in die schon auf dem Bett bereit gelegten Kleider. Helle Kleider in sanften Farben. Seidige Strümpfe und hohe, passende Schuhe. Sie trifft sich heute Abend mit Helmut. Helmut, den sie über einen Chat kennen gelernt hat. Der sie seit Wochen mit Worten und zugeschickten Blumen umgarnt. Der ihre Vorlieben für klassische Literatur und modernen Tanz teilt. Der ganz in der Nähe wohnt und heute Abend mit ihr zu einem Konzert einer altbekannten Rockband ausgehen wird.
Ihre Finger zittern ein wenig, als sie leichte Schminke auflegt. Ihr Herz klopft ihr bis zum Hals. Sollte sie nicht doch lieber absagen? Eine Erkältung vortäuschen? Überraschend aufgetauchter Besuch? Allgemeine Unpässlichkeit? Doch kaum gedacht, sieht sie vor sich die hochgezogene Augenbraue von Anna und den zu einer saftigen Bemerkung bereits gespitzten Mund. Kichernd fährt sie noch einmal mit dem Kamm durch ihre Haare, schnappt sich die Handtasche, wirft ihrem Spiegelbild noch einen lächelnden Gruß zu und eilt zur Tür.
„ Oh ja, Anna, das Leben ist wunderschön und hört nicht auf, nur wegen einer dummen Angabe auf der Geburtsurkunde! Siebzig ist nur eine Zahl, mehr nicht!“
(c) HM
Vielen Dank, für die lieben Rückmeldungen bisher. Ja, ich denke, dieses Projekt wird allen Beteiligten viel Freude und wunderschöne neue Erfahrungen bescheren *strahl
Liebe Grüße
Heidi
Unbekümmert aber um Bewahrung von Sitte und Anstand, womit sie sonst sich zierte, ist die Seele deswegen bereit so nahe als möglich bei dem Gegenstand ihrer Sehnsucht zu ruhen. Diesen leidenschaftlichen Zustand heißen die Menschen Eros.
(Platon, Phaidros)
Sinnlichkeit und Alter - eines der letzten großen Tabu-Themen in unserer Gesellschaft.
Jugendliche äußern Ekel und Ablehnung, wenn sie mit Fotografien älterer Menschen konfrontiert sind, die mehr zeigen als nur ein lachendes oder weise blickendes Gesicht. Menschen, die sich im Alter offen zu ihrer Sexualität bekennen, werden in unserer Gesellschaft oft bestaunt, belächelt und finden n der Regel wenig Verständnis.
Alten Menschen in Heimen ist oft immer noch Empfang von Gästen nach 22h nicht gestattet. Sie leben oft in Mehrbettzimmern und unter ständiger Aufsicht. In der Altenpflegerausbildung ist das Thema Sexualität, wenn überhaupt, nur ein marginales. Im Allgemeinen sind für ältere Menschen Orte und Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme und Partnersuche eher selten und ähneln im Angebot, in Bezug auf Gestaltung, Stil und Angebotszeiten, meist dem von jüngeren Kindern. Vielen Alten ist aufgrund mangelnder Kenntnisse, fehlender Hardware oder finanzieller Ausstattung das Internet als mögliche Kontaktbörse immer noch verschlossen. Schönheit wird mit Jugend gleichgesetzt und als Voraussetzung für aktive Sinnlichkeit postuliert, etc.
Ausschlaggebend ist immer noch das in Gesellschaft und in unseren Köpfen herumgeisternde falsche Altersbild: Schönheit, Sinnlichkeit, sexuelle Aktivitäten nähmen mit zunehmenden Alter ab.
"Meinem Vater hätte ich ja so etwas Schmutziges schon zugetraut, aber meiner Mutter? Nie !"
Ich war erstaunt und überrascht über so viel Abwehr und Ablehnung, als ich mich aufmachte nach der Sinnlichkeit jenseits der 60er Lebensjahre zu fragen. Auch bei den Alten selbst.
Ich war erstaunt und überrascht über die gleichzeitige tiefe Sehnsucht und Begehrlichkeit, die sich nach längeren Gesprächen mit älteren Menschen einen Weg ans Licht bahnten und in Worten und Gesten ausdrückten.
Von Wissenschaft und Medizin wurde mir immer wieder bestätigt, dass es keinen Grund dafür gäbe, Sinnlichkeit im Alter nicht genießen und leben zu können. Im Gegenteil sei ein aktives Liebesleben gesundheitsfördernd und trage sehr viel zum seelischen und körperlichen Wohlbefinden bei.
Und doch scheint unsere Gesellschaft und wir selbst über ein Altersbild zu verfügen, in dem Sinnlichkeit jenseits einer bestimmten Altersgrenze kaum oder nur in Nischen denk- und lebbar ist.
Es gilt einen Perspektivwechsel zu initiieren und unsere Vorstellungen von Alter und Altern Stück für Stück zu überprüfen und neu zu gestalten. Dazu bedarf es Maßnahmen, Aktionen, Gelegenheiten, die sich wie Puzzelteile ineinander fügen und unsere Wahrnehmung und Haltungen langsam und nachhaltig verändern.
Kunst, Fotografie, interaktive Ausstellungsformen und Ähnliches sind meiner Meinung nach besonders dazu geeignet, die unser Leben so grundsätzlich gestaltenden Kräfte von Eros und Liebe auch in Bezug auf Alter angemessen darzustellen. Gerade die Ansprache und der Einbezug aller Sinne schaffen einen neuen und anregenden Zugang für das Auf und Ab, das Schwanken, die Unsicherheiten und Ängste in der Liebe und in den erotischen Beziehungen auch im Alter. Sie vermitteln eher als jedes schlaue Buch und jeder noch so fundierter Vortrag die enorme kulturelle und geschichtliche Vielfalt und deren Abhängigkeit von Ökonomie und Glaubenssystemen, von Religion und Moral in Bezug auf unsere Altersbilder.
Darum starte ich hiermit das Projekt: "Alter und Eros".
Ziel ist die Initiierung, Gestaltung und Durchführung einer interaktiven Ausstellung (und ergänzendem Begleitprogramm und Materialerstellung etc.) in deren Rahmen das Thema Sinnlichkeit und Alter für Menschen aller Altersgruppen sinnstiftend aufbereitet werden soll.
Dafür suche ich interessierte und engagierte Personen, die sich in das Projekt mit einbringen wollen.
Liebe Grüße
Heidi