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Ein alter Mann und ein Engel
Tief im Wald, wo die Bäume immer dichter werden und wo die Sonne keine Chance hat, bis zur Erde hinunter zu dringen, da steht ein altes kleines Häuschen, das schon ganz Windschief ist, wo der Wind durchs Dach pfeift und in dem es im Winter bitterkalt ist.
In diesem Häuschen, lebt ein alter Mann, mit langen weißen Haaren und einem langen weißem Bart. Er geht schon ganz gebückt und hat einen knorrigen Stock als Gehhilfe.
Draußen ist es heute sehr Kalt und der alte Mann, ächzt und stöhnt, wenn er durch seine kleines Häuschen geht. Plötzlich hebt der alte Mann den Kopf, lauscht ganz angestrengt, gerade so als ob er etwas ungewöhnliches gehört hätte. Dann lässt er sich vor dem Feuer nieder, streckt seine steifen Hände der Wärme entgegen, die aus einem uralten Kamin kommt.
Wieder hält der alte Mann inne und schaut sinnig ins Feuer, hebt dann den Kopf, steht auf und geht zur Tür. Er öffnet sie, da steht vor ihm ein kleines Mädchen, dass ihn aus großen Augen anschaut. Sie ist nur mit einem dünnen Mäntelchen bekleidet, streckt ihm die roten eisigen Hände entgegen und in ihrem lieblichen Gesicht, glitzert es ganz seltsam. Der alte Mann schaut das Kind erstaunt an, winkt dann mit der Hand, um das Kind aufzufordern, ihm in die alte Hütte zu folgen. Zögernd betritt das Mädchen das Häuschen, sagt aber kein einziges Wort, setzt sich am Kamin nieder und streckt ihre halberfrorenen Hände der Wärme entgegen.
Da der alte Mann schon sehr lange in diesem Häuschen lebte, hat er vergessen, oder verlernt wie man spricht, so reichte er ganz stumm dem Mädchen eine Tasse mit heißem Wasser und nickte ihr freundlich zu. Mit einem ebenso freundlichem nicken, nahm das Mädchen die Tasse und trank einen Schluck, dann sagte sie:“ Ich danke Dir, dass Du mich herein gelassen hast, dass ich mich bei Dir aufwärmen darf, ich habe einen weiten Weg hinter mir, ich habe Dich jetzt so lange gesucht. Aber jetzt habe ich Dich ja gefunden.
Der alte Mann schaut das kleine Mädchen verständnislos an und aus seinem Mund kommt nur, ein unverständliches Murmeln, was das Mädchen nicht verstehen konnte. Das Mädchen sagte zu ihm:“ Macht nichts, ich verstehe Dich trotzdem, dabei kullerte ihr eine Träne über das lieblich Gesicht. Wisse Du lieber alter Mann, ich komme von ganz oben, man hat mich zu Dir geschickt, weil Du ein gottesfürchtiger Mensch bist, der den Tieren des Waldes mit Freundlichkeit begegnet, sie niemals quälst und mit ihnen Dein Essen teilst. Du Beschützt und Behütest sie, darum habe ich Dir auch Drei Wünsche mitgebracht, bedenke aber gut was Du Dir wünscht, denn es dürfen keine materiellen Wünsche sein. Das heißt, kein Geld, keinen Reichtum und auch kein langes Leben, denn das kann ich Dir nicht erfüllen.“
Er schaute das Mädchen an, wieder kamen nur unverständliche Laute aus seinem Mund, seine Hände fuhren dabei aufgeregt durch die Luft. Das Mädchen sagte:“ Möchtest Du Reden können und sah ihn mit grossen Augen an, ist das vielleicht schon Dein erster Wunsch.“ Der alte Mann nickte heftig mit dem Kopf, das Mädchen erhob seine Hand und siehe da, er konnte plötzlich wieder Reden.
Dicke Tropfen liefen seine faltige Wange hinab auf den Erdboden der alten Hütte und aus seiner Kehle kam ein lautes Schluchzen. Erschrocken fasste er sich an die Wangen, da kam das Mädchen ganz nahe zu ihm, hob ihre kleine Hand und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht. Verwundert fragte sie der alte Mann: Was ist das, dass mir da aus den Augen läuft. Das sind Tränen, sagte das kleine Mädchen, aber es sind Tränen der Freude, weil Du nun wieder Reden kannst. So sagte das Mädchen, Dein erster Wunsch ist Dir erfüllt worden, welchen Wunsch hast Du noch.
Der alte Mann sah sie lange an, sagte dann:“ Ich wünsche mir, das die Tiere des Waldes, immer genug zu Essen haben, dass sie in diesem kalten Winter nicht erfrieren müssen. Ach ich wünsche mir einfach, dass es ihnen immer gut geht und sie nicht von Jägern erschossen werden, denn sie sind alle meine Freunde.“
Die Augen des Mädchens leuchteten wie zwei helle Sterne, als es die Hand hob und einmal kurz nickte. Dein Wunsch ist Dir erfüllt worden, in diesem Moment, sagte das Mädchen:“ Den Tieren wird es von an immer gut gehen, sie werden nie wieder Not leiden müssen. Jetzt hast Du noch einen Wunsch, bedenke gut was Dir mit Deinem letzten Wunsch wünschst. Möchtest Du nicht den letzten Wunsch für Dich verwenden, fragte ihn das kleine Mädchen?“
Der alte Mann schaute sie an und erwiderte:“ Ach ich bin schon alt, was soll ich mir für mich selbst Wünschen, doch eines wünsche ich mir ganz sehnlich. Wenn meine Zeit hier auf Erden abgelaufen ist, dann möchte ich dahin gehen wo auch meine geliebte Frau ist, mehr wünsche ich mir nicht für mich.“
Das Mädchen nickte und sagte dann:“ Dass wirst Du doch, Du wirst Deine Frau bald Wiedersehen, glaub mir sehr bald, noch ehe die Nacht um ist, wirst Du sie wieder in deinen Armen halten.“
Da wusste der alte Mann, dass dieses Mädchen gekommen war, um ihn zu holen, dass seine Zeit auf Erden abgelaufen war, dass er nun bald sterben würde. Gut sagte der alte Mann, dann wünsche ich mir, dass auf der Erde immer Frieden ist, dass sich die Menschen nicht selber umbringen, dass sie im Einklang mit der Natur leben und nicht alles zerstören. Traurig schaute das Mädchen ihn an, diesen Wunsch kann ich Dir nicht erfüllen, dass liegt nicht in meiner Macht, dass ist nur einem höheren bestimmt.
Da sagte der alte Mann:“ Dann habe ich keinen Wunsch mehr, denn ich habe mich in den Wald zurückgezogen, weil in der Welt nur noch Missgunst und Neid herrscht, weil die meisten Menschen böse sind, sich gegenseitig umbringen, dass konnte ich nicht mehr ertragen.“
Das Mädchen nickte, fragte ihn dann; Möchtest Du nicht noch einmal deine Kinder sehen. Nein sagte der alte Mann, denn wisse, als meine geliebte Frau starb, da haben sie sich um das Erbe gestritten, obwohl sie mal gerade eine Stunde begraben war und so habe ich mich aufgemacht, in diesen Wald, habe mir diese Hütte gebaut und leben seitdem mit den Tieren. Nun sagte das kleine Mädchen, das ist doch schon so lange her, willst du den gar nicht wissen, was aus ihnen geworden ist, wie es ihnen jetzt geht.
Nein sagte der alte Mann, denn sie haben mich niemals gesucht, sie haben mich nicht einmal vermisst. Gut sagte das Mädchen, Du kannst es Dir ja noch überlegen.
Draußen am Himmel ging schon hell der Mond auf und so sagte der alte Mann, lasse uns schlafen gehen, ich bin sehr Müde und meine alten Knochen setzen mir heute sehr zu, sie schmerzen. So legten sich beide vor dem Feuer zum Schlafen nieder.
Am nächsten Morgen, standen alle Tiere des Waldes um diese alte Hütte, denn der alte Mann war in der Nacht gestorben, genau wie das Mädchen vorher gesagt hatte. Aber über der Hütte, war ein heller Stern aufgegangen, der ganz besonders groß war und heller leuchtete als all die anderen Sterne. Auf diesem hellen Stern, lebt jetzt der alte Mann mit seiner Frau, in tiefer Liebe verbunden.
Schau einmal am frühen Morgen, in den Himmel, dann kannst auch Du ihn sehen, es ist unser Morgenstern.....
Es kann nur einer verstehen.
Es war einmal eine Insel, wo alle verschiedenen Gefühle lebten.
Das Glück, die Traurigkeit, das Wissen und all die Anderen..... auch die Liebe.
Eines Tages meldete man den Gefühlen, dass die Insel sinken wird. So bereiteten sie ihre Schiffe vor und verließen die Insel. Nur die Liebe wollte bis zum letzten Moment bleiben.
Als die Insel unterging, rief sie um Hilfe. Der Reichtum war in der Nähe mit einem Luxusschiff. Die Liebe fragte ihn: Reichtum, kannst du mir helfen? - Nein, weil ich zuviel Geld und Gold auf meinem Schiff habe, so habe ich keinen Platz für dich.
Die Liebe fragte sodann den Hochmut um Hilfe, der auch in der Nähe mit seinem wunderschönen Boot vorbeifuhr. Ich kann dir nicht helfen. Du bist ganz nass, du könntest mein Schiff beschmutzen.
Als die Traurigkeit nicht weit vorbeisegelte, fragte die Liebe: Traurigkeit, lass mich mit dir gehen! Oooh... Liebe, ich bin so traurig, ich möchte besser alleine bleiben. Auch das Glück ist weiter gefahren. Es war so glücklich, dass es die Liebe nicht hörte...
Und plötzlich hörte die Liebe eine Stimme: Komm, komm mit! Ich nehme dich mit. Das war ein alter Mann, der gesprochen hatte. Die Liebe war so glücklich, so zufrieden, dass es nicht nach seinem Namen gefragt hat.
Als beide auf festem Boden ankamen, ging der Alte weg. Die Liebe merkte, wie viel es dem Alten schuldete und fragte das Wissen: Wer hat mir geholfen?
Das war die Zeit, antwortete das Wissen. Die Zeit, fragte die Liebe, aber warum hat die Zeit mich gerettet? Das Wissen lächelte weise und antwortete ihr: Weil nur die Zeit verstehen kann, wie wichtig Liebe im Leben ist.....
Die alte Frau und die Kerze
Mit flackerndem Licht stand die Kerze auf der Fensterbank. Wild und frei leuchtete sie in dieser finstren Nacht. Ein leichter Lufthauch ließ die kleine Flamme auf dem Docht tanzen. Ein Knarren erfüllte die Stille des Raums. Ein Stuhl, ein Schaukelstuhl war dafür verantwortlich.
Die alte Frau auf dem Schaukelstuhl betrachtete seit geraumer Zeit stillschweigend diese rote Kerze. Das Schaukeln wurde langsamer, es wurde ruhiger. Doch starrten ihre Augen ins Leere, sie starrte durch die Kerze hindurch, als wäre diese kleine Lichtquelle gar nicht vorhanden. Eine Träne bahnte sich ihren Weg über die faltige Wange der Frau. Ganz still und leise, unbemerkt und fein, fiel die Träne auf die Wolldecke, welche über den Beinen der Frau ausgelegt war. Im Schein der Kerze glänzten ihre Augen wie helle Sterne am Nachthimmel. Ein Lächeln zierte das oftmals von Sorgen gequälte Gesicht, ein glückliches Lächeln. Erinnerungen an vergangene Tage der Freude, Tage des Glücks. Nur diese erwärmten ihr Herz in diesen kalten, einsamen Nächten. Der Stuhl war zum Stillstand gekommen. Nichts rührte sich nun noch im Raum. Nur die Schatten, die durch den Schein der Kerze auf der Wand tanzten, belebten diese allzu stille Einsamkeit.
Sie trug ihr Haar offen, über ihre Schultern hängend. So wie sie es immer trug, wenn sie sich des abends in ihrem Schaukelstuhl niederließ. Früher war es kastanienbraun gewesen, heute jedoch ziert ein sanftes silbergrau ihren erhabenen Kopf. Doch waren die Haare immer noch in der gleichen Länge wie vor unzähligen Jahren, da sie noch jung und wunderschön war. Langes glattes Haar hatte sie, stark und doch geschmeidig, früher wie auch jetzt noch. Jeder bewunderte sie dafür, es gab niemanden, der davon nicht fasziniert war. Trug sie doch immer zu einer schönen Frisur gestaltet, immer gepflegt. Ja, auch ihrem ersten Verehrer, der später ihr Mann werden sollte, fielen ihre Haare auf. Doch liebte er nicht nur diese, sondern er liebte sie von ganzem Herzen, bedingungslos. Jede Kleinigkeit an ihr brachte ihn vor Verzückung fast um den Verstand. Sie erinnerte sich an ihre Nervosität, als er sie das aller erste Mal ansprach, oder wie sie sich durch ihr fein gekämmtes Haar glitt, als er sie nach ihrem Namen fragte. Er hatte es nicht leicht mit ihr, doch kam es ihm nicht in den Sinn aufzugeben. Sie bedeutete die Welt für ihn, niemals hatte er eine andere Frau außer ihr geliebt, niemals, bis ihn der Tod aus ihren Armen nahm.
Wie doch Erinnerungen schmerzen können. Erneut rollte eine Träne ihre Wange hinunter, doch sie schenkte dem keine Beachtung. Sie sah ihren Mann vor ihren Augen. Was war er doch für ein stattlicher und wunderschöner Bursche gewesen. Er war für sie in all der Zeit wunderschön gewesen, obwohl das Alter seiner Schönheit zu schaffen machte, für sie blieb er bis zu seinem Tod der Schönste und Begehrenswerteste. Weit musste er für ihre Liebe gehen, viel musste er überstehen, bis sie ihr Herz für ihn öffnete, doch schenkte sie ihm schließlich und endlich all ihre Liebe, all ihr Vertrauen. Vertrauen, ja, nur ihm vertraute sie bedingungslos. Nur bei ihm wusste sie es mit Sicherheit, er würde ihr Vertrauen niemals missbrauchen. Und er tat es niemals, niemals in seinem ganzen Leben. Alle Zeit war er aufrichtig und ehrlich gewesen, nicht nur zu ihr, zu allen Lebewesen auf diesem Planeten. Es gehörte zu seinen Prinzipien und an diesen hielt er fest. Ein Mann - ein Wort! Mit einem sanften Lächeln sah sie vor sich, wie er sie das erste Mal geküsst hat. Es war ein so wahnsinnig intensives Gefühl der Verbundenheit, es war unvergesslich. Sie fühlte all seine Liebe in diesem ersten Kuss, und sie wusste genau, dass er der Richtige für sie war. Jemand, der sie niemals enttäuschen wird, jemand der immer für sie da sein wird, in guten und in schlechten Zeiten, wie es so schön heißt. Doch lebte er jetzt nur noch in ihren Gedanken fort, lebendig wie er immer gewesen war, schön, wie er immer gewesen war. Sie liebte ihn noch immer unsterblich. Oh bittersüßer Schmerz!
Vor dem Fenster bewegte der Wind die Baumkronen hin und her, doch im Raum war es Stille. Nur die Kerze brannte stetig und unaufhörlich weiter. Und die Gedanken der Frau kreisten weiterhin um die schönen wie auch schmerzerfüllten Tage ihrer Jugend. Oh schmerzende Vergangenheit!
Sie vermisste ihn so sehr. War er doch immer da gewesen. Niemals hatte er sie im Stich gelassen. Alles in seiner Macht stehende veranlasste er, damit sie glücklich sein konnte. Und mag sein, sie hat es nicht immer zu würdigen gewusst, doch innerlich hatte sie ihm immer gedankt. Er ließ sich dadurch aber nicht von seinem Weg abbringen, sie glücklich zu machen, nichts hätte ihn dazu bringen können aufzuhören, ihr seine Liebe zu beweisen. Obwohl es nicht nötig war, sie wusste immer, wie sehr er sie liebte. So viele Jahre war er nun schon fort. Jeden Tag dachte sie an ihn, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde ihres Lebens. Der Schmerz heute jedoch war tiefer und schlimmer als sonst. Sie vermisste ihn heute mehr als jemals zuvor. Einsamkeit breitete sich in ihr aus, es schmerzte sie so sehr. In ihrem ganzen Leben war sie nie gern allein gewesen, immer umgab sie sich mit Freunden und Verwandten um der Einsamkeit zu entfliehen, nun jedoch hatte sie die Einsamkeit eingeholt. Und es war grausamer als jemals zuvor.
Sie drehte ihren Kopf leicht zur Seite und ihr Blick blieb auf ihrer Hand heften - ihr Ehering. Sie betrachtete ihn eine zeitlang und dann nahm sie ihn von ihrem Finger. Sie blickte auf die Innenseite des Rings und las die Gravur laut vor: "Auf ewig Dein - Robert". Lächelnd und unter Tränen umschlossen ihre Finger den Ring und hielten ihn fest. Tränen flossen aus ihren Augenwinkeln. Sie öffnete ihre Augen und steckte den Ring wieder an ihren Ringfinger. Als hätte sie Angst ihn zu verlieren umklammerte sie nun den Finger samt dem Ring. Es schmerzte sie so sehr, vor allem diese schönen Erinnerungen. Sie konnte sich wieder ganz genau an den Heiratsantrag erinnern, den ihr Mann gemacht hatte.
Hundert Kerzen oder mehr erhellten den Dachboden seines Hauses. Inmitten der Kerzen stand ein Etui mit dem Ring darin. Er hatte sie ohne besonderen Grund zu sich nach hause eingeladen und überraschte sie mit einem wunderbaren Heiratsantrag. Mit den Worten "Wahre Liebe hält ewig - bitte verbring die Ewigkeit mit mir" kniete er neben ihr auf dem Boden und verharrte ruhig, ihre Hand haltend, auf ihre Antwort wartend. Voll Freude und mit einem strahlenden Lächeln sagte sie "Ja" und damit war der Grundstein von zu vielen Jahren voll Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit gelegt. Und es waren wundervolle Jahre gewesen, nicht immer leicht und freudig, aber gemeinsam haben sie alles gemeistert. Ja, gemeinsam.
Ihr Blick wandte sich wieder der Kerze zu. Sie war schon bis zur Hälfte abgebrannt. Gleichmäßig und ruhig loderte die Flamme der Kerze, welche sich im Glas des Fensters spiegelte. Der Halbmond erleuchtete den leicht bewölkten Himmel und die vielen Sterne glitzerten und funkelten vor sich hin. Ein wunderschöner traumhafter Anblick. Die Frau war aufgestanden und betrachtete den Nachthimmel voll entzücken. Langsam zog sie sich wieder in ihren Schaukelstuhl zurück und deckte sich warm zu. Sie trug zwar ein wärmendes Nachthemd und einen Morgenmantel aus Flies, doch fröstelte es sie immer noch. Deshalb hatte sie sich vor Jahren diese schöne Wolldecke gestrickt. Damit sie nicht frieren musste, wenn sie die Landschaft vor ihrem Fenster betrachten wollte. Sie lehnte sich zurück und sog tief die Luft in ihre Lungen ein, als würde sie die reinste Luft einatmen, die es gibt. Ganz leicht und langsam atmete sie wieder aus und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. Beide Arme hatte sie auf die Lehnen gelegt und betrachte nun wieder hypnotisiert die Kerze. Sie atmete nochmals tief und voll ein und verharrte. Nein, sie hatte sich nicht geirrt. Sie roch das Parfum ihres verstorbenen Mannes. Konnte so etwas möglich sein? Mit diesem Duft kamen wieder Bilder der Vergangenheit in ihr hoch. Schöne liebevolle Begebenheiten, Augenblicke vollkommener unsterblicher unendlicher Liebe.
Mit einem Lächeln schloss sie ihre Augen und sah ihren Mann vor sich stehen, jung, wunderschön und prächtig, wie er immer gewesen war. Mit einem Lächeln streckte er ihr seine Hand entgegen. Sie lächelte zurück und mit all der Liebe die sie in ihrem Herzen fühlte ergriff sie seine Hand. Unmerklich erlosch die Kerze und es wurde dunkel im Raum, es wurde ganz still. Alles war wie vorher, nur eins hatte sich verändert - die alte Frau hatte aufgehört zu atmen . . . .