Wirtschaftsthemen Die Pleitewelle kommt meint der Leiter des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung
Der Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ( DWI ) in Berlin Marcel Fratzscher hält den harten Lockdown für ökonomisch besser, als einen weichen Lockdown, da dieser noch länger anhalten muss.
Je länger die zweite Welle andauert, desto mehr Unternehmen kommen in Schieflage. Auch im Quartal 2021 werden wir einen Rückgang der Wirtschaftsleistungen erwarten—also technisch betrachtet wieder eine Rezession.
Es besteht ein enormes Risiko einer Welle von Unternehmensinsolvenzen. Dieses wird derzeit durch die massiven staatlichen Hilfen verhindert, doch viele Unternehmen sind nicht mehr überlebensfähig. Marcel Fratzscher meint, es besteht die Gefahr, durch den staatlichen Milliardenkostenaufwand zur Bewältigung der Pandemie , dass andere Ziele wie der Klimaschutz und die Digitalisierung zurückgefahren werden könnten. Dieses darf nicht passieren, ansonsten verlieren wir den globalen Anschluss.
In den kommenden 10 Jahren wird jedoch durch den demografischen Wandel die Beschäftigung deutlich sinken. Viele Politiker meinen, man könne wie nach der Finanzkrise 2008/2009 wieder aus den neuen Schulden herauswachsen. Das wird aber nicht ohne Steuererhöhungen gelingen. Er plädiert auch für eine höhere Besteuerung von Grund und Boden und für eine faire Erbschaftssteuer. Kleine und mittlere Einkommen sollten entlastet werden.
( gelesen heute in unsere Zeitung )
poldy
Ja @poldy,
da wird noch manches auf die Gesellschaft zukommen.
Karl
Das ist die Meinung vom DIW/Fratzscher. Es gibt auch andere, die meinen, dass die Pferde im Stall unruhig werden und nur warten, bis sie losgaloppieren können.
dass andere Ziele wie der Klimaschutz und die Digitalisierung zurückgefahren werden könnten. Dieses darf nicht passieren, ansonsten verlieren wir den globalen Anschluss.Warum nur wir, wenn global die Ökonomien in die Knie gehen ? Ich denke im Gegenteil, solche neuen Ziele werden bei einem Neustart eher in den Vordergrund treten, denn bei nicht wenigen Wirtschaftsbossen und Strategen scheint der Groschen am Fallen zu sein und sie werden ihre Pferde nicht nur auf die alten abgegrasten Koppeln rauslassen.
Und dass die Abgaben an den Staat steigen werden, dürfte auch niemanden überraschen. Die Frage ist nur, wofür das Geld eingesetzt wird.
Wir haben ja jedes Jahr tausende Firmen die in die Insolvenz gehen
und trotzdem geht es weiter.
Ich denke da in ganz andere Richtungen,
dass ist die Gelegenheit für grosse Firmen um Ballast abzuwerfen.
Klingt gemein und ist auch gemein.
Bestes Beispiel VW und Lufthansa, beide Firmen haben zuviele und zu teure Mitarbeiter.
Das wird sich ändern oder die Pleite kommt.
Ich gebe auch nicht unbedingt viel auf Einzelmeinungen einzelner Ökonomen oder Institute, denn auch für sie gilt: Prognosen sind eine gefährliche Sache, denn sie weisen in die Zukunft ,die uns allen unbekannt ist.
Es dürfte auch so sein, dass sich in wirtschaftlich unsicheren Zeiten die Untenehmen von "Ballast" befreien. Das muss aber nicht nur auf der personellen Seite geschehen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass z.B. Reisetätigkeiten in Firmen abnehmen werden, dazu die Präsenzpflicht durch Ablösung durch mehr Home-Office-Tätigkeiten. Das spart den Unternehmen viel Geld, das sie dann - hoffentlich und wünschenswert - in Innovation und Strukturveränderungen stecken können.
Auf der anderen Seite wird vonden Verbrauchern viel Geld gebunkert. Diese haben seit Monaten keine Gelegenheiten, es auszugeben, sei es nun für Restaurantbesuche, Shopping, Reisen usw.
Wenn sich alles wieder normalisiert, wird es eine Art Run auf diese Möglichkeiten geben, was im Rahmen des "ewigen Kreislaufes in der Wirtschaft" dann auch zu einer neuen Erfolgswelle führen kann.
Natürlich werden die Unternehmen, die schonvor der Seuche knapp auf Kante genäht waren, nicht für Rücklagen sorgten und sich auch anderweitig öfters mal irrten, Probleme bekommen. Es ist für mich z.B. unerklärlich, dass es immer noch Einzelhändler gibt ,die sich nie um ihre Online-Auftritte gekümmert haben, was jetzt aber offensichtlich als grosser Fehler bemerkt werden muss.
In guten Zeiten ruhen sich manche Unternehmer auf ihren Lorbeeren aus und denken ,das geht jetzt immer so gut weiter - das war nie so und wird nie so sein. Vielleicht lernen die ja jetzt daraus, dass nichts so wandelbar ist wie die Veränderungen. Olga
In guten Zeiten ruhen sich manche Unternehmer auf ihren Lorbeeren aus und denken ,das geht jetzt immer so gut weiter - das war nie so und wird nie so sein. Vielleicht lernen die ja jetzt daraus, dass nichts so wandelbar ist wie die Veränderungen. Olga
Es gibt ja die so genannte freiwillige Arbeitslosenversicherung für Selbständige, ich zitiere mal von einer Seite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie:
Die freiwillige Arbeitslosenversicherung für Selbständige muss innerhalb von drei Monaten nach Aufnahme der selbständigen Tätigkeit bei der Arbeitsagentur beantragt werden.https://www.existenzgruender.de/DE/Gruendung-vorbereiten/Gruendungswissen/Versicherungen-Vorsorge/Arbeitslosenversicherung/inhalt.html
Und das ist schon der erste Knackpunkt bei dieser Sache. Die meisten Selbständigen werden sich wegen dieser 3-Monatsfrist wahrscheinlich nicht gegen Arbeitslosigkeit versichern können, weder jetzt, noch in der Vergangenheit.
Außerdem muss u. a. noch folgende Bedingung erfüllt sein:
Der Antragsteller muss unmittelbar vor Aufnahme der selbständigen Tätigkeit eine Entgeltersatzleistung des Sozialgesetzbuchs III (z.B. Arbeitslosengeld) bezogen haben. Die Dauer des Bezugs spielt dabei keine Rolle.De facto können sich also nur Arbeitslose, die eine Sozialleistung beziehen, welche sich aus dem SGB III ergibt ("Hartz IV" ist damit nicht gemeint, sondern Arbeitslosengeld I und wahrscheinlich auch Kurzarbeitergeld), in der freiwilligen Arbeitslosenversicherung versichern lassen.
Deswegen hatte irgendein Politiker - ich weiß nicht mehr, welche(r) - vor ein paar Wochen vorgeschlagen, die Regeln für die freiwillige Arbeitslosenversicherung so zu lockern, dass auch Selbständige/Unternehmer in diese Versicherung aufgenommen werden können, die nicht die o. g. Voraussetzungen erfüllen.
Der letzte Anker in unserem Sozialsystem, den auch Selbständige/Unternehmer in Anspruch nehmen können bei Einkommensausfällen, ist die Grundsicherung nach dem SGB II (Arbeitlosengeld II/"Hartz IV"), die unter erleichterten Bedingungen gewährt wird, siehe zum Beispiel der heutige Artikel auf br.de:
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/faq-aenderungen-bei-hartz-iv-im-neuen-jahr,SLAKIcc
Die Sparkassen haben es 2019 schon vorgemacht, es wurde fusioniert und viele Geschäftsstellen in kleinen Ortschaften wurden mit Automaten bestückt.
Die Commerzbank muss wegen Wirecard 175 Millionen Euro abschreiben – und ist nicht die einzige Bank, der Verluste im Zuge des Bilanzskandals drohen. Beim Risikoergebnis erwartet die Commerzbank weitere Belastungen von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Vor allem im Firmenkundengeschäft sei „mit stärkeren Corona-Effekten“zu rechnen.
Die Deutsche Bank und Tata Consultancy Services (TCS) haben eine Vereinbarung zum Verkauf der Postbank Systems AG an TCS unterzeichnet. Sie sieht vor, dass TCS 100 Prozent der Anteile der Postbank Systems von der Deutschen Bank übernimmt. Dadurch werden die Postbank Systems und deren 1500 Mitarbeiter*innen Teil von TCS.
Vor wenigen Tagen konnten wir uns darauf einigen, 37 Prozent der Stellen in unserer Privatkunden-Zentrale in Frankfurt und Bonn abzubauen", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank. In anderen Bereichen des Privatkundengeschäfts werden weitere Schritte folgen wurde vor einiger Zeit gesagt.
Die Deutsche Bank hat bundesweit etwas mehr als 500 Zweigstellen, die Tochter Postbank betreibt rund 800 Standorte. Nun sollen bis 2022 weitere 200 Filialen geschlossen werden.
Der Staat hat die Lufthansa mit über zwei Milliarden Euro vor der Insolvenz gerettet,, nun verhandeln Bund und Länder derzeit über die Rettung der Flughäfen. Der Bund plant, die Länder bei der Rettung ihrer Flughäfen mit einer halben Milliarde Euro zu unterstützen, wie das „Handelsblatt“ berichtete.
Zur Beruhigung der Lage bei –TUI- dürfte auch ein neuer staatlicher Milliardenkredit beigetragen haben. Die im April gewährte KfW-Kreditlinie von 1,8 Milliarden Euro wird um 1,05 Milliarden Euro aufgestockt.
So sind nun auch viele Großunternehmen in die" Schieflage" gekommen, ganz zu schweigen von den vielen kleinen Unternehmen, denen bald das Geld ausgeht.
Ich bin gespannt – was noch alles kommt.
Es wird ja bald jede Menge Zombieunternehmungen geben.
Ich bin seit langem theoretisch immer dafür, dass sich auch Selbstständige, wie angestellte Arbeitnehmer, in Sozialversicherungen wie der ARbeitslosenversicherung und auch der Rentenversicherung versichern müssen, d.h., also einzahlen müssen. Bisher sträubten die sich ja selbst vehement, weil sie auch wissen, dass im Ernstfall "der Staat" in Form von Hartz IV oder Grundsicherung/Grundrente einspringen wird. Das ist in unserem Sozialstaat nun mal so - aber Ausdruck von Solidarität ist das nicht.
Wie man nun auch deutlich sieht, ist Hartz IV, diese seit vielen Jahren so beschimpfte Sozialleistung des deutschen Steuerzahlers, oft die letzte Rettung für manche Menschen, die es so auch nur bei uns gibt.
Parallel muss hier dringend ein System durch die ARbeitsagenturen aufgebaut werden, um diese Menschen umzuschulen, d.h., alle arbeitslos gewordenen Kleinunternehmer oder Menschen aus der Reise-, Veranstaltungsbranche, Fitness-Mitarbeiter und viele mehr können in Gesundheitsämtern, bei Terminvergaben für Impfwillige, im Pflegebereich usw. arbeiten. Dafür erhalten sie neben Beschäftigung und Bestätigung auch Geld und können gleich beginnen, in Sozialsystem einzubezahlen, um sich abzusichern.
Niemandem kann garantiert werden, dass er oder sie die Tätigkeit, die sie aktuell ausüb(t)en lebenslang zu besten KOnditionen ausüben können. Auch in anderen Ländern mit weniger sozialen Aspekten ist es völlig normal, dass sich Menschen umorientieren und andere Wege gehen. Dies ist auch ein Prinzip der hochgelobten, skandinavischen Staaten - wer GEld vom Staat braucht oder will, stellt parallel sein Arbeitskraft zur Verfügung. Habe ich immer logisch gefunden. Olga
an der Unrettbarkeit dieser seit langem schon am Dauertropf händenden gefloppten, weil in der großen Mehrheit niemals trägfähigen Prestigeprojekte ist aber das Virus nun wirklich nicht schuld.Der Bund plant, die Länder bei der Rettung ihrer Flughäfen mit einer halben Milliarde Euro zu unterstützen
Höchstens als Reformbeschleuniger - und das muss ja nicht schlecht sein.