Umwelt und Klima Seit Jahren keine Maikäfer mehr, und nun werden sie gleich zur "Plage"
Als ich frühmorgens in dieser Woche einmal ins Frühstücks-Fernsehen zappte, war ich einigermassen erstaunt zu hören, wie dort über die vielen Maikäfer berichtet wurden, die in diesem Jahr besonders den Bayerischen Wald heimsuchen -
Da steht dann eine junge, unerfahrene Aussenreporterin irgendwo in Bayern und spricht davon, wie ekelhaft die Käfer sind und es werden Videoaufnahmen aus dem fahrenden Auto gezeigt, wie da tausende von Maikäfer schwirren und viele davon gegen die Windschutzscheibe klatschen .. wieder nur: der Kommentar aus dem Off, dass diese Tiere ekelig sind und dass sie kein Mensch braucht ...
Kein Mensch braucht sie .. .aber doch so viele Vögel, die gerade jetzt in der Zeit, in der sie ihre Brut aufziehen, oft kaum noch genug Insekten finden und viele kleine Vögel einfach verhungern müssen. (Deshalb bitte fürttert auch im Sommer die Singvögel mit wirklich gutem Körnerfutter) ...
Für die Landwirte sind diese Unmengen von Maikäfern natürlich eine Plage, weil sie die Wiesen und die wachsenden Feldfrüchte in kürzester Zeit vernichten und zerstören können und gerade jetzt, wo die Bauern das erste Heu einfahren wollen, ist das natürlich ein immenser Schaden., Ich hoffe nur, dass nun nicht gleich wieder mit Chemiekeulen im grossen Maße gegen die Plage vorgegangen wird, das würde so viel anderes Leben vernichten und unsere heimischen Vögel würden noch weniger werden.
Aber das Problem ist offenbar wieder einmal Menschen gemacht, wie dieses Video zeigt
Ob sich die Landwirte auch fragen, welchen Anteil ihre auf Höchstertrag getrimmte "gute landwirtschaftliche Praxis" an den erneuten 'Maikäferplagen' hat ?
Es gab schon immer Schadensjahre, mal stärker, mal schwächer. Die sind aber nicht schuld an dem 'Höfesterben' und schon gar nicht an der Zerstörung der biodiversitären Gleichgewichte, mit denen auch die natürlichen Fressfeinde der Käfer oder die für die Engerlinge schädlichen Bodenpilze verschwunden sind.
Erst kaputtmachen, dann jammern. Das kennt man ja.
Es wird sie aber nicht (und immer weniger) geben, die pflegeleichte Natur, die einen maximalen Ertrag den Landwirten garantiert, so ganz ohne Risiko.
Unvorstellbar, dass die von dir genannte Aussenreporterin sich an Maikäfersammelaktionen beteiligen würde. Sie käme wegen ihrer Ekelkrämpfe sicher in klinische Behandlung.
Als Schüler bekamen wir füher sogar stundenweise schulfrei, um Maikäfer zu sammeln, die wir dann in Schuhschachteln o.ä. zu den Bauern brachten (wo Schweine und Hühner damit gefüttert wurden).
Jeder kannte die besonders "ertragreichen" schüttelbaren Büsche und Bäumchen, jeder wusste, wie gross die 'Luftlöcher' in den Kartons höchstens sein durften, auch durfte man abends länger draussen bleiben und jeder genoss den Spass, wenn es mal einem gelungen war, eine (kleinere) Schachtel voller fluggeiler Käfer im Unterricht aufzumachen ...
Das macht das nostalgische Bild vom Maikäfer aus, der aber noch nie ein Freund der Bauern war.
Gift - Sprühkampagnen (bis zum Verbot 1972 auch DDT) gibt es nicht mehr, dafür aber natürliche Bodenpilze, die den Engerlingen zusetzen, werden jetzt künstlich und vorbeugend auf die Wiesen gebracht.
Der Maikäfer ist ein Kult- Käfer ('Maikäfer flieg'...) , auch Sinnbild für intakte Natur. Wenn er fliegt, ist es Frühling, mit linden Mainächten, …
Des einen Freund, des anderen Leid …
So kann der Nicht-Bauer Reinhard Mey schon 1975 (nicht ganz zu unrecht) das Verschwinden der Käfer singend bedauern: „Vielleicht ängstigt mich ihr Fortgeh'n, denn vielleicht schließ' ich daraus, vielleicht geh'n uns die Maikäfer nur ein kleines Stück voraus.“
Aber jetzt sind sie ja wieder (immer noch) da, und alles ist gut… nur aufsammeln tut sie keiner mehr, ist ja so „eklig“ igitt !
ich danke Dir ..genau das sind auch meine Gedanken ..
Interessant finde ich, dass gerade in diesem Jahr auch eine bestimmte Zikadenart (Magicicda) , die an der Ostküste der USA beheimatet ist, ein Naturspektakel veranstalten, dass es nur alle 17 Jahre gibt. DAnn krabbeln sie zu Milliarden aus dem Boden und paaren sich wie trunken und machen dabei einen höllischen Lärm ...und nach ein paar Wochen verschwinden sie wieder , ganz von alleine für die nächsten 17 Jahre ,,,
Auch das wird von den Menschen natürlich als Zumutung und grosser Ekel empfunden ... dabei sind wir Menschen doch wohl die grösste Zumutung für die Natur.
Ob es zwischen dem Auftauchen der Zikaden und den Maikäfern einen Zusammenhang gibt? Vielleicht weilss ja @Karl etwas darüber? Es würde mich sehr interessieren
Aus meiner Kindheit kenne ich Maikäfer nur im positiven Sinn.
Wir freuten uns, wenn wir Maikäfer fanden und sammelten sie
in mit Buchenblättern ausgelegten Schachteln. Ich erinnere mich,
dass die Eier der Hühner, die Maikäfer gefressen hatten, nicht gut
schmeckten. Ekelhaft fanden wir die Maikäfer nicht, jedoch die
dicken Engerlinge, die Larven des Maikäfers, die im Frühjahr bei der
Gartenarbeit akribisch aus der Erde gesammelt wurden, weil sie
die Wurzeln der Pflanzen abfressen.
Allegra
Hallo allegra, an das Maikäfersammeln erinnere ich mich auch noch :-) Wir lerntemn sogar in der Schule noch den Unterscheid zwischen "Bäcker", "Schornsteinfeger" und "Kaiser" ..
au dem Hamburger Abendblatt:
Diese Begriffe gehen auf innerartliche Variationen bei den Maikäfern zurück, bezüglich ihrer Farbe und Behaarung. Die Bäcker oder Müller genannten Tiere haben eine starke, weiße Behaarung und wirken dadurch heller. Die unbehaarten Schornsteinfeger sind dementsprechend dunkler. Und die Tiere, die schon unsere Großeltern Kaiser nannten und die die seltensten dieser Ausprägungen sind, haben rötlichere Flügeldecken – was wohl an die purpurfarbenen Umhänge von Kaisern und Königen erinnert.
Ein Zusammenhang zwischen den 17-Jahr-Zikaden in den USA, die alle 17 Jahre wieder auftauchen und den "cockchafers" (Maikäfer) scheint mir ausgeschlossen, nicht nur wegen ihres völlig anderen Lebenszykluses, sondern auch weil die Maikäfer "Europäer" sind.
Eines ist ihnen gemeinsam : sie haben eine Art Überlebensstrategie, die sich hauptsächlich durch die Überlebenschancen erklären lässt : viele Fressfeinde = wenig Überlebende, d.h. weniger Nachwuchs. Dann probieren es die Maikäfer mal mit 3 Jahren und auch mit 5 Jahren Wartezeit, alle vier Jahre scheinen am besten zu sein. Ihre Feinde können sich so nicht auf ihr Erscheinen einstellen, wenn ein fettes Jahr nicht durch ein nachfolgendes fortgesetzt wird.
Die furchtbar nervig singenden Zikaden in USA können aber auch 'rechnen': ihre Hauptfeinde können sich nur geradzahlig vermehren ( alle 2 - 4 - 6 Jahre Wespenschlupf). Und so hat die 'Erfahrung' (Überlebensraten - Räuber-Beute- Übeerlebensstrategie) eben über lange Zeit die Primzahlen 13 (südliche) bzw. 17 (nördliche) für bestimmte Regionen (regionale Zyklensynchronisation) im Osten der USA als die beste Wartezeitperiodendauer hervorgebracht. Wenn sie dann schlüpfen, ist die Gefahr am geringsten, dass sie auf viele Feindinsekten zu treffen.
Wer den Larven aber sagt, wann 13-17 Jahre rum sind ?
Eine Art innere Uhr, ob Karl uns aber sagen kann, wie die genau funktioniert ? Da klopft ja keiner und sagt jetzt ist es wieder soweit ! Ich denke, da hat die Natur etwas gelernt, was sie nicht vergisst. Obwohl es auch schon Schlupfe nach vier Jahren gegeben haben soll (so kam es zu den 13 Jahren : 17-4).
Ähnliche Zyklen kommen ja auch bei den Maikäfern vor (manche schlüpfen nach 3, andere nach 5 Jahren) mit dem Ziel , möglichst wenige Populationsanteile von Feinden vernichten zu lassen . Fast vergleichbar mit einer 4 - jährigen "Quarantäne". Überleben durch Masse quasi, viel mehr Käfer als die Feinde fressen können und bis die das merken, sind sie schon wieder in genügend grosser Anzahl im Boden verschwunden und sagen 'ätsch'.
Ich habe hierzu gestern bei der Sendung "Quer" einen interessanten Beitrag von Bauern im Bayerischen Wald gesehen, die verzweifelt sind. Die versuchen jetzt, diese Engerlinge im Boden zu fräsen, was aber auch bedeutet, dass damit die Ernte futsch sein wird.
Andere Bauern, die bisher streng nach den Kriterien der Biobauern arbeiteten, planen jetzt eine Rückkehr zur konventionellen Landwirtschaft, d.h. in meinem Verständnis wieder mehr Pestizide usw.
Als Assoziation drängte sich bei mir als Städterin hier die Heuschreckenplage in Ostafrika auf, die ähnlich unheimlich und auch gefährlich für ein Land ist. Olga
Mechanische Bodenbearbeitung (aufwendig, weil man möglichst tief in den Boden gehen sollte) gehörte lange Zeit zum Goldstandard der Bekämpfung, auch tonnenschwere Stachelwalzen uvam.diese Engerlinge im Boden zu fräsen
Paradoxerweise begünstigen trockene Jahre seine Ausbreitung.
Die Österreicher (und Schweizer) scheinen mit Pilzgersten Kampagnen gute Erfolge zu erzielen (alle 6 Jahre).
Bei den Heuschrecken ist das ein bisschen anders. Die Viecher leben eigentlich solitär, fangen dann aber plötzlich an sich in ein "neues" Wesen (so würde ich das aus eigener Erfahrung nennen) zu verwandeln, das mit dem Solitärverhalten nichts mehr gemein hat.
Dabei fressen sie sich sogar selbst auf. Ich hatte eine Tüte voll gesammelt, nach 2 h hatten sich fast alle gegenseitig verspeist. Wenn ein SChwarm mal durchgezogen ist, ist nicht mehr viel übrig. Da sind auch hunderte Dorfbewohner mit Klatschen machtlos.
All das zur Fortpflanzung, genetischen Vermischung, weiteren Ausbreitungen.
Schwärme aus Afrika können bei günstigen Winden bis Lateinamerika rüberfliegen. Unterwegs opfert sich ein Teil des Schwarms indem er Inseln auf dem Meer bildet auf denen sich die anderen bis zum Weiterflug ausruhen können. Alles Evolution. Verrückt, aber hochinteressant.
In meiner Kindheit habe ich wenige Maikäfer gesehen, aber vor ein paar Wochen einen im Garten gefunden. Ekel habe ich vor keinem Käfer, hatte letztens einen Rosenkäfer auf dem Finger und war erstaunt, mit wieviel Kraft er sich an meinem Finger festkrallte.😆
LG Jutta
Und sprachen allerhand:
Sie fühlten sich gar nicht zufrieden,
Brumm brumm summ summ summ, zufrieden,
Sie wollten sich machen bekannt
Mit einem besseren Land.
Da sprach dann der älteste Käfer:
Wohl möcht' ich über'n Rhein!
Doch drüben im herrlichen Frankreich,
Brumm brumm summ summ summ, ja Frankreich;
Da macht man in Zucker uns ein,
Uns arme Käferlein.
Da meinte der zweite von ihnen:
In Ungarn wär's gut sein,
Doch wirft man uns dort vor die Schweine,
Brumm brumm summ summ summ, die Schweine,
Wir lebten in ewiger Pein,
Wir arme Käferlein.
Ich sind' es am besten in Deutschland,
So sprach der dritte drein,
Fängt hier uns kein Spatz oder Bube,
So können wir herrlich gedeihn,
Wir arme Käferlein.
Da fingen sie an zu schnurren
Gar manche Melodei:
Wir bleiben, wir bleiben in Deutschland,
Brumm brumm summ summ summ, in Deutschland,
Da leben wir lustig und frei,
Juchhe, juchhe, juchhei!
Leider gibt es sie bald nicht mehr
Heute fotografiert
Maikäfer fliegt nicht mehr
Tine