Soziales DEMUT....Was bedeutet das in unserer Zeit?
Die einzige Weisheit, die wir erwerben können, ist die Weisheit der Demut: Demut ist ohne Ende.
Thomas Stearns Eliot
Dieser Spruch ließ mich sehr nachdenklich werden und ich überlegte, wie ich in Worte fassen könnte was er in mir auslöste.
Es waren Fragen, viele Fragen!!
wißt ihr Antworten?
Kann man Demut lernen oder ist sie jedem angeboren?
Schlummert sie in uns allen von Anfang an und ist nur bei manchem verschütt' gegangen?
Kann man sie wieder beleben und in das eigene Bewußtsein und somit ins eigene Leben holen?
Kann jemand, der nicht an Gott glaubt demütig sein?
Was versteht man heute unter dem Begriff DEMUT?
Bin ich selbst demütig?.......und viele, viele Fragen mehr.
Schönen, nachdenkenswerten Tag!
Caya
Liebe Caya, was für ein gutes Thema!
Als Kind war ich sicher nicht demütig, also schliesse ich, dass man Demut lernen kann.
Vielleicht schlummert sie in uns. Wenn ich Demut so verstehe, dass auch andere Menschen
Recht haben, so wäre sie für mich auch ohne Gott (oder sind andere Menschen auch Gott?)
möglich. Ich las früher mal irgendwo, Demut sei Mut zum Dienen. Bin mir nicht ganz sicher, ob das die Sache trifft...
Liebe Caya
Du hast ein passendes Bild gewählt.
Gestern hatte ich ein sehr langes Gespräch mit einer verzweifelten Freundin.
Ihre Tochter hat angesichts der drohenden Scheidung voller Verzweiflung geschrien, sich und ihre 3 Kinder das Leben zu nehmen.: "Du kriegst meine Kinder nicht!" (Zum Vater der Kinder)
Dies widerum kann nun dazu führen, dass dem Vater das Sorgerecht zugesprochen wird.
Dadurch würden auch die Großeltern (meine Freundin und Gatte) den Kontakt zu den Enkelkindern verlieren. Dies, obwohl die Enkelkinder vorwiegend von den Großeltern betreut wurden.
Was kann man zu dieser Tragik sagen?
Welche Möglichkeiten haben wir solch unbegreiflichen Geschehnissen einigermaßen heil durchzustehen?
Ich weiß nur eine einzige Möglichkeit: Sich dem Unbegreiflichen zu beugen (obwohl ich das Wort Beugen nicht mag), das Schicksal anzunehmen, auf eine positiven Wendung zu vertrauen, wissend, dass man selber NICHTS in der Hand hat.
Das wohl ist Demut
Tiefsinnig wurde dies von Rainer Maria Rilke im Stundenbuch in Worten gefasst.
Vor vielen Jahren habe ich in diesem Buch Trost und halt gefunden.
Aber ich will dir damit nur sagen:
Meine beste Kraft soll sein wie ein Trieb,
so ohne Zürnen und ohne Zagen;
so haben dich ja die Kinder lieb ..."
"Ich finde dich in allen diesen Dingen,
denen ich gut und wie ein Bruder bin;
als Samen sonnst du dich in den geringen
und in den großen gibst du groß dich hin.
Das ist das wundersame Spiel der Kräfte,
daß sie so dienend durch die Dinge gehn:
in Wurzeln wachsend, schwindend in die Schäfte
und in den Wipfeln wie ein Auferstehn."
Der Weg zur Demut ist weit ...
Das Stundenbuch
Für mich ist Demut ein Wesenszug. Eigentlich die Zusammenfassung von Zufriedenheit und Respekt.
Es gibt viele Menschen die durch Schicksalsschläge demütig werde, was mir persönlich ein Beleg ist das Demut erlernbar ist.
Ich glaube diesen Wesenszug zu haben oder zu entwickeln, hängt mit der Liebe zum Leben und der Intensität wie man es lebt zusammen.- Deshalb gibt es für mich keinen Zuammenhang mit Gott und Glaube.
Ich möchte für mich noch anfügen, dass ich "Gott" als Bezeichnung für das "Nicht-Begreifbare" sehe, somit nicht in der Bedeutung von "glauben an einer Hilfe die von außen kommt".
So gesehen ist Demut durchaus auch kraftvoll.
Ein demütiger Mensch ist für mich einer, der akzeptieren kann, dass es Grenzen gibt, dass nicht alles machbar ist und dass es Dinge im Leben gibt, gegen die alles Aufbäumen nichts nützt, sie müssen einfach getragen werden in Demut. Der Mensch ist nicht immer Herr und Meister über sein Leben und schon gar nicht über das von anderen.
Roxanna
De-mütige Menschen werden selten über-mütig. Aber nicht jeder über-mütige Mensch kann nicht auch ab und zu de-mütig sein!
Danke, liebe Roxanna, für diese Worte, die Du mir aus der Seele formuliert hast!
Ich konnte und wollte nicht akzeptieren, habe es aber sehr schmerzhaft erlernen müssen. Ich wünsche allen jungen Leuten, dass ihnen das so lange wie möglich erspart bleibt.
Liebe Grüsse
Suse
Man müsste einmal junge Menschen fragen, ob sie dieses Wort überhaupt noch kennen oder für einen vollkommen veralteten Begriff halten, der aus der Mode gekommen ist. Möglicherweise wird ein demütiger Mensch für einen Trottel gehalten, der sich alles gefallen lässt.
Sie fragen, ob junge Menschen das Wort Demut noch kennen und geben sich aber doch die Erklärung gleich selbst im 2. Absatz:
Ein demütiger Mensch ist für mich einer, der akzeptieren kann, dass es Grenzen gibt, dass nicht alles machbar ist und dass es Dinge im Leben gibt, gegen die alles Aufbäumen nichts nützt, sie müssen einfach getragen werden in Demut. Der Mensch ist nicht immer Herr und Meister über sein Leben und schon gar nicht über das von anderen.
Roxanna
So wie Sie Demut definieren, passt dies nicht zu jungen Menschen. WEnn Sie sich vielleicht selbst an diese Zeit erinnern: da will man alles und alles sofort, Grenzen werden nicht akzeptiert, weil sie nur dazu da sind, um überwunden zu werden.
Man schätzt seine Kraft übermässig und endlos ein - das ist das Vorrecht der Jugend und wird dann schon bald den realistischen Möglichkeiten sukzessive angeglichen in einem oft harten Prozess.
Ich wurde auch erst mit zunehmendem Alter demütiger: heute bin ich es in VErbindung mit Dankbarkeit, dass ich in einer liberalen Demokratie leben durfte und darf, dass ich keine Krieg, Hungersnöte, Epidemien usw. kenne. Dass ich viele Chancen für mein Leben erhielt und sie auch ergreifen konnte, gerade als Frau. DAss mir so vieles vergönnt war und ist, wovon andere Menschen auf dieser Welt nur träumen können.
Olga
Weitere Überlegungen: Demut muss ja nicht heissen, dass man sich selbst aufgibt. Übertriebene Demut kann z.B. in einer Paarbeziehung dazu führen, dass der Andere sich gottähnlich vorkommt.
Zurückhaltende Menschen werden oft überrannt, ihr Wert wird nicht wahrgenommen, der Wert der Rücksicht und Toleranz. Der schwersten Weg ist meiner meinung nach die Balance zwischen Demut und Durchsetzung.