Schwarzes Brett Selektives LESEN, HÖREN, SEHEN usw.
Die Begründung für den Löschvorgang von alten Verbindungen im Gehirn ist wohl nicht der mangelnde Platz sondern die Tatsache, dass Erinnerungen gelöscht werden, weil sie keine Grundlage für die Entscheidungsfindungen (mehr) sind und deshalb unwichtig werden. Insofern werden Informationen priorisiert und reguliert und nicht notwendigerweise einfach über längere Zeit gespeichert um des Speicherns Willen.
Federstrich
Ja, daran konnt ich mich erinnern :-). Allerdings gilt das nicht für alle Erinnerungen. Wir verlernen keine erworbenen Fähigkeiten, nur weil wir sie nicht mehr brauchen, wie zum Beispiel Fahrradfahren. Es gibt also unterschiedliche Formen des Gedächtnis, die unterschiedlich vom Vergessen betroffen sind.
Aber es gibt ein noch interessanteres Rätsel dabei. Warum erinnere ich mich an unerfreuliche Ereignisse aus meiner Kindheit, die ich überhaupt nicht mehr wissen will, kann mich aber an Klassenkameraden aus der gleichen Zeit nicht mehr erinnern? Die Priorisierung beim Löschvorgang scheint ein ziemlich komplexer Vorgang zu sein.
det
Aber es gibt ein noch interessanteres Rätsel dabei. Warum erinnere ich mich an unerfreuliche Ereignisse aus meiner Kindheit, die ich überhaupt nicht mehr wissen will, kann mich aber an Klassenkameraden aus der gleichen Zeit nicht mehr erinnern?Vermutlich, weil gerade die schlechten Erfahrungen bei künftigen Entscheidungen hilfreich sind. Gute Erfahrungen muss es aber auch geben und die werden auch abgespeichert, nur waren dem Gehirn deine Klassenkameraden vielleicht nicht wichtig genug.
det
Federstrich
Das ist mir noch ein bißchen zu vage. Das Thema kommt auf die "muß recherchiert werden"-Liste.
det
@liebe Mane,
zu Deinem Einwand:
"Um neue Verknüpfungen zu erschaffen, müssen erst alte Verbindungen, die einer neuen Aufgabe nicht mehr von Nutzen sind, gelöst werden. Wenn ich z.B. ein altes Hobby aufgebe, um etwas Neues zu machen, werden möglicherweise alte Verknüpfungen gelöst, weil sie nicht mehr gebraucht/genutzt werden – um Platz für neue zu schaffen. Ganz unwissenschaftlich formuliert.
Ich kann mir vorstellen, dass sich unser Gehirn, während wir schlafen oder meditieren Platz für Neues schafft und manch Unnötiges aussortiert.
Gruß Mane "
Das ist schade, wenn das Gehirn löscht - beim Lernvorgang besonders.
Es gibt nämlich eine paradoxe Tatsache:
Es ist einfacher, sich an mehr Informationen als an weniger zu erinnern.
(Redner und Dichter der Antike nutzten bereits diese Tatsache in einer Mnemotechnik --- Loci- oder Ortsmethode genannt.)
P.S.: Ich bin mir nicht klar, ob unser Gehirn überhaupt was löscht?
Ja, im Bewußtsein ganz bestimmt, aber im Unbewußten bleiben vielleicht doch Spuren vorhanden?
Herzlichen Gruß!
Gerdd
Lieber Gerdd,
nun habe ich selektiv nach einem wissenschaftlichen Beleg meiner unwissenschaftlichen Annahme, dass immer wieder alte Verknüpfungen im Gehirn gelöst werden, gesucht, und Folgendes gefunden:
Synaptisches PruningMeinst du mit deiner angeführten „paradoxe(n) Tatsache“, dass es einfacher ist, sich an ein Gesamtpaket. zu erinnern, als an einzelne Informationen daraus? So ganz verstehe ich jedoch nicht die Verbindung, die du daraus mit der Loci- oder Ortsmethode herstellst.
„Die Eliminierung gewisser Synapsen ist entscheidend für die neuronale Entwicklung wie auch für das korrekte Funktionieren des reifen Gehirns – das Gehirn knüpft nicht nur Zeit seines Lebens neue synaptische Kontakte, sondern löst sie auch wieder. Dieses Pruning („Beschneiden, Stutzen“) ist für Prozesse wie Lernen und Erinnern unverzichtbar, und die neuere Forschung hat einen verblüffenden Mechanismus entdeckt, der so etwas ermöglicht.“
Was das unbewusste Gedächtnis betrifft, gebe ich dir Recht. Tiefenpsychologische Richtungen vertreten noch heute die Annahme von Siegmund Freud, dass durch automatische, in der Regel unbewusste Abwehrmechanismen, Gedanken oder Impulse, die Angst auslösen, aus dem Bewusstsein verdrängt werden, und unbewusst weiter wirken. Es gibt Erfahrungen, die traumatisch wirken und komplett mit allen Gefühlen abgespalten und wo ein bewusstes Erinnern ausgeschlossen wird. Manchmal treten sog. "Flashbacks", ausgelöst durch entsprechende Trigger auf, mit denen sich, begleitet durch geschulte Psychologen, auseinandergesetzt werden sollte.
Gruß Mane
@Mane
Zur Ortsmethode:
Um sich an eine Liste von Gegenständen zu erinnern, stellten sich Redner und Dichter vor, in einem Haus durch eine Reihe von Räumen zu schlendern und in jedem Raum einen anderen Gegenstand zu finden.
Möglicherweise funktioniert die Methode, weil sie die Redundanz der Repräsentation eines jeden Objekts erhöht.
So verfahren ja heute noch Gedächtniskünstler.
Es ist also oft einfacher, sich an mehr Informationen als an weniger zu erinnern.
Deswegen meinte ich, hoffentlich wird nicht zu viel gelöscht.
Die Erinnerung funktioniert auch immer besser, wenn ich um einen Merk-Gegenstand eine ganz Geschichte formuliere. Also auch hier besseres Merken oder Lernen mit mehr Speicherung.
hzl Gerdd
@Mane
Liebe Mane, ich habe das Pruning nachgelesen in diesem Buch:
Da wird dieses Verfahren mit dem Schreiben eines Artikels verglichen.
(Ich meine, das ist sehr anschaulich.)
Und hier noch die Fotos von der Dendriten-Enwicklung. Im vierten Lebensjahr beginnt dann das Pruning und es setzt sich fort bis ins hohe Alter...
Das o.g.Buch ist ja urheberrechtlich geschützt.
Ich hoffe aber, da ich ja damit auch Werbung für das vorzügliche Buch mache, daß mich der Springer Spektrum Verlag nicht verklagt.
Frage an Karl: Könnte man einen solchen Buchauszug beschränken auf ST-Mitglieder?
Gerdd
Liebe Clematis,
Du schreibst,
"Bis jetzt weiss ich:
es ist gerade umgekehrt: Die Seele formt das Gehirn."
(Das war Deine Bemerkung vor dem eingestellten Film.)
Mich würde interessieren, ob Du nach dem Film eventuell anderer Meinung bist.
Oder hast Du irgendwelche Anhaltspunkte, daß es sorum stimmt?
Ich habe das Buch zum Film gelesen und neige dazu, daß das Gehirn die Seele formt.
Aber wie Du sagst, wir wollen keinen Glaubenskrieg führen.
(Ich stimme Dir auch zu, daß wir glücklicherweise in unserem Alter immer noch bei Verstand sind, lach!)
Herzlichen Gruß!
Gerdd
Liebe Clematis,Lieber Gerdd,
Du schreibst,
"Bis jetzt weiss ich:
es ist gerade umgekehrt: Die Seele formt das Gehirn."
(Das war Deine Bemerkung vor dem eingestellten Film.)
Mich würde interessieren, ob Du nach dem Film eventuell anderer Meinung bist.
Oder hast Du irgendwelche Anhaltspunkte, daß es sorum stimmt?
Ich habe das Buch zum Film gelesen und neige dazu, daß das Gehirn die Seele formt.
Aber wie Du sagst, wir wollen keinen Glaubenskrieg führen.
(Ich stimme Dir auch zu, daß wir glücklicherweise in unserem Alter immer noch bei Verstand sind, lach!)
Herzlichen Gruß!
Gerdd
was der Fim, bzw. Herr Roth, sagt, stimmt vollkommen für atheistische Materialisten.
Dabei belass ich es, da dieses Forum dazu gehört.
Doch, wenn ich schreib, dass bei der Geburt unser Gehirn vollkommen ungeformt sei, wie z. B. ein Doppelweck, und die Formung jetzt erst beginnt, dann ist es nicht erklärlich, dass das Hirn die Seele formen kann.
Umgekehrt ist es, die Seele formt das Wunderwerk Hirn.
Das ist aber meine Ansicht und ich wünsche, dadurch nicht angegriffen und beleidigt zu werden, auch wenn noch ein paar Professoren das Gegenteil behaupten.
Grüssle in Deine Nacht
Ingeborg
PS. Es ist ja schon ein Wunder, dass irgendwie und irgendwo und irgendwann die Seele mit einbezogen wird. Deshalb auch mein Lächeln und mein Warten auf den "Urknall" in manchen Hirnen.
Liebe Clematis,
ich erinnere mich noch an meinen Einstieg ins ST und wie ich damals Deinen Namen mit der Pflanze Clematis in Verbindung brachte und du hast mir dann Fotos von der Blume Clematis geschickt.
Als Abschluß nur folgende Bemerkung:
Auch ich hatte in meinem Hirn einen Urknall gegen Ende meines beruflichen Lebens erlebt, der sich aber dann ca. 20 Jahre hinzog. Eigentlich müßte ich von einer Implosion (wie wenn eine Fernsehröhre implodiert) reden.
Also ein umgekehrter Urknall in Richtung naturalistisch evolutionären Humanisten.
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Deshalb teile ich mit Dir auch mein Lächeln und mein Warten auf den "Urknall" in manchen Hirnen - allerdings halt in umgekehrter Richtung.
Ich würde von mir behaupten, ich habe persönlich Schwein gehabt - oder vornehmer gesprochen, Glück gehabt.
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Vielleicht passen unsere Bemerkungen auch hier herein, zu speziellem Lesen, Hören, Verstehen?
Herzlich Gerdd