Plaudereien Jeder ergänzt/erzählt zum Thema" Erinnerungen an die 50er/60er Jahre"
Meine Erinnerung an die fünfziger und sechziger Jahre ist überwiegend positiv. Wir waren zwar arm an materiellen Gütern, aber wir lebten viel unbeschwerter als die Kinder von heute. Meine konkrete Erinnerung beginnt um das Jahr 1949, als wir in einem kleinen Dorf wohnten.
Wie ampelia hier schon berichtet hat, schickte auch meine Mutter mich bereits im zarten Alter von drei bis vier Jahren regelmäßig allein zum Lebensmittelhändler. Ich war stolz wie Oskar, wenn ich alles richtig nach Hause gebracht hatte (drei oder vier Artikel).
An Kriegsverwundete, die an die Tür klopften, kann ich mich nicht erinnern, jedoch an Bettler, die niemals ohne eine kleine Gabe weggeschickt wurden oder sogar zum Essen bleiben durften (Vielleicht waren es Kriegsversehrte, ohne dass ich das bemerkt habe). Aber ich kann mich noch gut an die Kriegstrümmer in Duisburg erinnern, wo meine Oma wohnte. Dort gab es bis in die fünfziger Jahre hinein Bombentrichter im Umkreis.
Als ich fünf Jahre alt war, zogen wir in ein großes Dorf, wo es jede Menge Kinder gab. Schnell hatte ich Freunde/Freundinnen gefunden, mit denen ich mich fast täglich traf. Keiner von uns saß im Haus, sondern wir tobten uns draußen aus. Wir machten das ganze Dorf unsicher, mopsten Kirschen, wofür wir, wenn wir erwischt wurden, eine Strafpredigt oder sogar eine Ohrfeige bekamen, trieben unseren Adrenalinspiegel in die Höhe (ohne jemals das Wort gehört zu haben ), indem wir Klingelmännchen spielten oder im August auf den Strohballen herumturnten, welche die Bauern sorgsam aufgeschichtet hatten. Wehe, wenn wir erwischt wurden! Die Schimpfkanonaden waren teilweise nicht druckreif. Bei schönem Wetter wurden ein paar Badewannen in den Hof gestellt, in welchen die kleineren Kinder aus der ganzen Nachbarschaft planschten und sich Wasserschlachten lieferten – natürlich mit Wasser, das kalt eingefüllt und erst durch die Sonne gewärmt wurde. Die Größeren gingen nachmittags zur Nahe. Obwohl nur wenige von uns schwimmen konnten, durften auch die Nichtschwimmer mitgehen. Die Eltern vertrauten darauf, dass wir selbst auf uns und auf die anderen aufpassen würden. Im Winter fuhren wir Schlitten und kamen erst bei Dunkelheit durchgefroren nach Hause.
Unser Spielzeug war billig und bescheiden, aber wir konnten uns stundenlang damit beschäftigen, ohne über Langeweile zu klagen. Wir hatten Stelzen (manche nur leere Konservendosen, in die Papa zwei Löcher gebohrt und eine Kordel durchgezogen hatte), ein Seil, Tonklicker, manche sogar Glasklicker, einen Ball, ein Federballspiel, mache auch Rollschuhe und ein Fahrrad. Wir waren ständig in Bewegung, spielten Versteck, Räuber und Gendarm Völkerball, die Jungen Fußball, malten Hickelhäuschen, und hüpften darin herum, machten die Zehner- oder Zwölferprobe.
Wenn es regnete, hockten wir zusammen und spielten Mühle, Dame, Halma, Mensch ärgere dich nicht, Karten - oder lasen ein Buch. Einen Fernseher gab es nur in den wenigsten Familien, und nachmittags saß sowieso niemand davor.
Für Sonderwünsche war kein Geld vorhanden. Dafür durften(!!) mein Bruder und ich mit in die Weinlese gehen, obwohl wir beim ersten Mal nur etwa 10 und 12 Jahre alt waren. Da wir gemeinsam so viel schafften wie ein Erwachsener, wurden wir zusammen wie ein Erwachsener bezahlt – 7 DM pro Tag. Heutzutage undenkbare Kinderarbeit! Aber wir waren froh, denn für dieses Geld wurden unsere lang gehegten Wünsche erfüllt. Eine andere kleine Einnahmequelle war das Sammeln von Hagebutten. Für eine volle Tüte bekamen wir ein paar Groschen.
Natürlich gab es auch Dinge, die uns weniger gefielen: nach dem Essen mussten wir spülen und abtrocknen. Dabei war unter uns drei Geschwistern regelmäßig Krach angesagt, weil jeder glaubte, er mache mehr als die beiden anderen. Gartenarbeit war mir ein Gräuel, aber wir mussten manchmal helfen, das Unkraut zu jäten, bei großer Trockenheit zu gießen oder Kartoffelkäfer zu sammeln. Igitt! Wenn Erntezeit war, mussten wir helfen, Kirschen und Zwetschgen zu entkernen. Was auf den Tisch kam, musste aufgegessen werden, auch wenn es uns manchmal nicht schmeckte und wir bis zum frühen Nachmittag am Tisch saßen. Kleidung der älteren Cousine wurde aufgetrennt, gewendet und was Neues für mich daraus genäht. Später musste meine Schwester das auftragen. Bei funkelnagelneuen Schuhen wurden kleine Eisen unter die Spitze und den Absatz genagelt, damit sich die Sohle nicht so schnell ablief. Beim Gehen machte es ständig: klack, klack, klack…
Trotz dieser kleinen „Abstriche“ denke ich persönlich gerne an meine Kindheit und Jugend zurück. Wir waren arm an materiellen Gütern, aber reich an Zuwendung und Geborgenheit. Manchmal glaube ich, dass es für viele Kinder heute gerade umgekehrt ist.
Lalelu
P.S. Weil es Spaß gemacht hat, in alten Erinnerungen zu kramen, hier noch eine nette, nostalgische pps-Präsentation zum Thema. Sicher kennen einige sie, aber wahrscheinlich noch nicht alle. Viel Spaß!
Wie ampelia hier schon berichtet hat, schickte auch meine Mutter mich bereits im zarten Alter von drei bis vier Jahren regelmäßig allein zum Lebensmittelhändler. Ich war stolz wie Oskar, wenn ich alles richtig nach Hause gebracht hatte (drei oder vier Artikel).
An Kriegsverwundete, die an die Tür klopften, kann ich mich nicht erinnern, jedoch an Bettler, die niemals ohne eine kleine Gabe weggeschickt wurden oder sogar zum Essen bleiben durften (Vielleicht waren es Kriegsversehrte, ohne dass ich das bemerkt habe). Aber ich kann mich noch gut an die Kriegstrümmer in Duisburg erinnern, wo meine Oma wohnte. Dort gab es bis in die fünfziger Jahre hinein Bombentrichter im Umkreis.
Als ich fünf Jahre alt war, zogen wir in ein großes Dorf, wo es jede Menge Kinder gab. Schnell hatte ich Freunde/Freundinnen gefunden, mit denen ich mich fast täglich traf. Keiner von uns saß im Haus, sondern wir tobten uns draußen aus. Wir machten das ganze Dorf unsicher, mopsten Kirschen, wofür wir, wenn wir erwischt wurden, eine Strafpredigt oder sogar eine Ohrfeige bekamen, trieben unseren Adrenalinspiegel in die Höhe (ohne jemals das Wort gehört zu haben ), indem wir Klingelmännchen spielten oder im August auf den Strohballen herumturnten, welche die Bauern sorgsam aufgeschichtet hatten. Wehe, wenn wir erwischt wurden! Die Schimpfkanonaden waren teilweise nicht druckreif. Bei schönem Wetter wurden ein paar Badewannen in den Hof gestellt, in welchen die kleineren Kinder aus der ganzen Nachbarschaft planschten und sich Wasserschlachten lieferten – natürlich mit Wasser, das kalt eingefüllt und erst durch die Sonne gewärmt wurde. Die Größeren gingen nachmittags zur Nahe. Obwohl nur wenige von uns schwimmen konnten, durften auch die Nichtschwimmer mitgehen. Die Eltern vertrauten darauf, dass wir selbst auf uns und auf die anderen aufpassen würden. Im Winter fuhren wir Schlitten und kamen erst bei Dunkelheit durchgefroren nach Hause.
Unser Spielzeug war billig und bescheiden, aber wir konnten uns stundenlang damit beschäftigen, ohne über Langeweile zu klagen. Wir hatten Stelzen (manche nur leere Konservendosen, in die Papa zwei Löcher gebohrt und eine Kordel durchgezogen hatte), ein Seil, Tonklicker, manche sogar Glasklicker, einen Ball, ein Federballspiel, mache auch Rollschuhe und ein Fahrrad. Wir waren ständig in Bewegung, spielten Versteck, Räuber und Gendarm Völkerball, die Jungen Fußball, malten Hickelhäuschen, und hüpften darin herum, machten die Zehner- oder Zwölferprobe.
Wenn es regnete, hockten wir zusammen und spielten Mühle, Dame, Halma, Mensch ärgere dich nicht, Karten - oder lasen ein Buch. Einen Fernseher gab es nur in den wenigsten Familien, und nachmittags saß sowieso niemand davor.
Für Sonderwünsche war kein Geld vorhanden. Dafür durften(!!) mein Bruder und ich mit in die Weinlese gehen, obwohl wir beim ersten Mal nur etwa 10 und 12 Jahre alt waren. Da wir gemeinsam so viel schafften wie ein Erwachsener, wurden wir zusammen wie ein Erwachsener bezahlt – 7 DM pro Tag. Heutzutage undenkbare Kinderarbeit! Aber wir waren froh, denn für dieses Geld wurden unsere lang gehegten Wünsche erfüllt. Eine andere kleine Einnahmequelle war das Sammeln von Hagebutten. Für eine volle Tüte bekamen wir ein paar Groschen.
Natürlich gab es auch Dinge, die uns weniger gefielen: nach dem Essen mussten wir spülen und abtrocknen. Dabei war unter uns drei Geschwistern regelmäßig Krach angesagt, weil jeder glaubte, er mache mehr als die beiden anderen. Gartenarbeit war mir ein Gräuel, aber wir mussten manchmal helfen, das Unkraut zu jäten, bei großer Trockenheit zu gießen oder Kartoffelkäfer zu sammeln. Igitt! Wenn Erntezeit war, mussten wir helfen, Kirschen und Zwetschgen zu entkernen. Was auf den Tisch kam, musste aufgegessen werden, auch wenn es uns manchmal nicht schmeckte und wir bis zum frühen Nachmittag am Tisch saßen. Kleidung der älteren Cousine wurde aufgetrennt, gewendet und was Neues für mich daraus genäht. Später musste meine Schwester das auftragen. Bei funkelnagelneuen Schuhen wurden kleine Eisen unter die Spitze und den Absatz genagelt, damit sich die Sohle nicht so schnell ablief. Beim Gehen machte es ständig: klack, klack, klack…
Trotz dieser kleinen „Abstriche“ denke ich persönlich gerne an meine Kindheit und Jugend zurück. Wir waren arm an materiellen Gütern, aber reich an Zuwendung und Geborgenheit. Manchmal glaube ich, dass es für viele Kinder heute gerade umgekehrt ist.
Lalelu
P.S. Weil es Spaß gemacht hat, in alten Erinnerungen zu kramen, hier noch eine nette, nostalgische pps-Präsentation zum Thema. Sicher kennen einige sie, aber wahrscheinlich noch nicht alle. Viel Spaß!
Re: Jeder ergänzt/erzählt zum Thema" Erinnerungen an die 50er/60er Jahre"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
das ist aber eine tolle Erinnerung..es weckt auch vieles in mir..
Liebe Grüße
Alexander
Liebe Grüße
Alexander
Meine Erinnerungen fangen auch so ca. 1949 oder 50 an, jedenfalls im Kindergarten mit Tante Inge , die andere Tante habe ich vergessen, sogar das Gesicht! Im Kindergarten gab es jeden Tag einen Löffel Lebertran, hat zum kotzen geschmeckt, aber komischerweise hat's nie ein Kind gemacht! Zum Frühstück gab es immer Milch mit Schmand obendrauf, oder Kakao. Für mich und meine Brüder gab es immer Kakao.
Gespielt haben wir auch auf der Straße,das ganze Jahr über, da wir aber in der Nähe ein Freibad hatten, waren wir im Sommer vorwiegend dort. So haben wir recht früh auch das Schwimmen gelernt.
Ich bin in Dortmund aufgewachsen, und von unserem Küchenfenster aus waren die Hochöfen von
Dortmund-Hörde zu sehen, und im Winter, wenn es früh dunkel wurde, war der Himmel immer rot über den Hochöfen, und wenn es dann in Richtung Adventszeit ging, und der Himmel leuchtete wieder, haben die Eltern uns erzählt, daß der Himmel dort aufgegangen ist, und das Christkind ist auf die Erde gekommen, um zu sehen wo die braven Kinder wohnen und was sie brauchen können, und spät in der Nacht geht es wieder zurück in den Himmel. So sei garantiert, daß das Christkind am Heilig Abend überall pünktlich sein kann! Ach, war das schön, wenn wir uns an dem Küchenfenster die Nasen platt gedrückt haben!
Ja, und zu Essen gab es jeden Tag genug, immer Gemüse oder Hülsenfrüchte, entweder mit Nudeln, Reis oder Kartoffeln. Da meine Mutter Österreicherin war, gab es natürlich auch jede Menge Mehlspeisen in allen Variationen! Fleisch gab es nur am Sonntag, für alle genug, und für Vater am Montag noch eine Portion extra!
Im Sommer hat meine Mutter alles Obst und Gemüse eingekocht! Vom Obst natürlich Kompott, und dann jede Menge Marmelade. Mit Erdbeeren fing es an , und mit Zwetschgen hörte es auf! Wir 3 Kinder haben also von klein auf mitbekommen, wir mussten ja auch mit helfen, Erdbeeren zupfen, Kirschen entsteinen, Äpfel entkernen, Stachelbeeren zupfen, Johannisbeeren abribbeln, usw. wie man Marmelade und Kompott macht!
Am schlimmsten war, das Zwetschgenmus zu rühren, das hat gespritzt und geblubbert , so lange bis es fertig war, und Zwetschgen sind erst fertig, wenn sich die Haut zu einem feinen Röllchen aufgerollt hat, ohne Blasen an den Armen , oder zumindest rote Flecken, gibt es kein Zwetschgenmus!
Ja, und die Kleider, mein älterer Bruder musste Frauenschuhe tragen, beide Jungs hatten auch Strapse, an denen die kratzigen Wollstrümpfe hingen! Und ich, ich sah auch so aus, wie auf dem Foto, was oben eingestellt wurde...auf'm Kopp die Tolle, und am Kopp die Zöpfe. Die Kleider gingen so, weil meine Mutter nähen konnte, aber natürlich ohne Schürze ging gar nichts! Sie hat auch bei den Hemden meines Vaters das Unterteil weggeschnitten und daraus einen neuen Kragen oder neue Manschetten gemacht. Und das Unterteil wurde dann durch einen anderen ähnlichen Stoff ersetzt, war ja in der Hose, sah man ja nicht!
Ja, wie sah das Familienleben aus? Tagsüber hatte jeder seine Pflichten, wir Kinder zuerst den Kindergarten, später die Schule, Eltern gingen beide arbeiten. Ab 16 h waren Mutter und Kinder wieder zu Hause, Vater kam nie vor 22 oder 23 h nach Hause, den sahen wir meistens nur am Wochenende. Jedenfalls Mutter und Kinder saßen abends um den Küchentisch herum und haben erzählt und Spiele gespielt, um 19 h war für uns Lütten der Tag zu Ende, und es ging in's Bett. Dann hat Mutter Wäsche gebügelt oder gestopft oder gestrickt oder Essen für den nächsten Tag vorgekocht, Fastfood gab es noch keine und Büchsen konnte sich niemand leisten, Fernsehen gab es auch nicht, also war die Hausarbeit auch noch ein Stück weit Feierabendbeschäftigung!
Samstags war großer Wohnungsputz, und ab meinem 10. Lebensjahr wurde ich da mit eingebunden!
Sonntags wurde lange geschlafen, alle fünf in einem Zimmer, das hieß, wir Kinder sind normal aufgestanden, gegen 7 h, dann sind wir in der Küche gesessen, durften ganz leise Radio hören, meine Eltern haben die Schlafzimmertür hinter sich zugeschlossen und haben ausgeschlafen, gegen 10 h gab es dann Frühstück, ganz lang und ausgiebig, und gegen 13 h ging es los mit dem später so verhassten " Sonntagspflichtspaziergang ".
Ab meinem 10. Lebensjahr, oder besser gesagt mit meinem Eintritt in's Gymnasium, durfte ich dann auch nicht mehr mit meinen Brüdern auf der Straße spielen. Dann ging es los mit : ein Mädchen tut das nicht! Bis dahin habe ich in Erinnerung, daß ich eine wirklich schöne Kindheit gehabt habe, ich habe gar nichts vermisst, und ich fühlte mich sehr geborgen, aber wie gesagt, dann ging es los, nur noch lernen und Hausarbeit! Wenn ich irgendwie mal ein wenig Freiheit haben wollte, egal was und wenn es noch so harmlos war, kam...... ein anständiges Mädchen tut das nicht! Bbbrrrr
Vielleicht erzähle ich ein anderes Mal weiter.......
" Sonntagspflichtspaziergang "!
Gespielt haben wir auch auf der Straße,das ganze Jahr über, da wir aber in der Nähe ein Freibad hatten, waren wir im Sommer vorwiegend dort. So haben wir recht früh auch das Schwimmen gelernt.
Ich bin in Dortmund aufgewachsen, und von unserem Küchenfenster aus waren die Hochöfen von
Dortmund-Hörde zu sehen, und im Winter, wenn es früh dunkel wurde, war der Himmel immer rot über den Hochöfen, und wenn es dann in Richtung Adventszeit ging, und der Himmel leuchtete wieder, haben die Eltern uns erzählt, daß der Himmel dort aufgegangen ist, und das Christkind ist auf die Erde gekommen, um zu sehen wo die braven Kinder wohnen und was sie brauchen können, und spät in der Nacht geht es wieder zurück in den Himmel. So sei garantiert, daß das Christkind am Heilig Abend überall pünktlich sein kann! Ach, war das schön, wenn wir uns an dem Küchenfenster die Nasen platt gedrückt haben!
Ja, und zu Essen gab es jeden Tag genug, immer Gemüse oder Hülsenfrüchte, entweder mit Nudeln, Reis oder Kartoffeln. Da meine Mutter Österreicherin war, gab es natürlich auch jede Menge Mehlspeisen in allen Variationen! Fleisch gab es nur am Sonntag, für alle genug, und für Vater am Montag noch eine Portion extra!
Im Sommer hat meine Mutter alles Obst und Gemüse eingekocht! Vom Obst natürlich Kompott, und dann jede Menge Marmelade. Mit Erdbeeren fing es an , und mit Zwetschgen hörte es auf! Wir 3 Kinder haben also von klein auf mitbekommen, wir mussten ja auch mit helfen, Erdbeeren zupfen, Kirschen entsteinen, Äpfel entkernen, Stachelbeeren zupfen, Johannisbeeren abribbeln, usw. wie man Marmelade und Kompott macht!
Am schlimmsten war, das Zwetschgenmus zu rühren, das hat gespritzt und geblubbert , so lange bis es fertig war, und Zwetschgen sind erst fertig, wenn sich die Haut zu einem feinen Röllchen aufgerollt hat, ohne Blasen an den Armen , oder zumindest rote Flecken, gibt es kein Zwetschgenmus!
Ja, und die Kleider, mein älterer Bruder musste Frauenschuhe tragen, beide Jungs hatten auch Strapse, an denen die kratzigen Wollstrümpfe hingen! Und ich, ich sah auch so aus, wie auf dem Foto, was oben eingestellt wurde...auf'm Kopp die Tolle, und am Kopp die Zöpfe. Die Kleider gingen so, weil meine Mutter nähen konnte, aber natürlich ohne Schürze ging gar nichts! Sie hat auch bei den Hemden meines Vaters das Unterteil weggeschnitten und daraus einen neuen Kragen oder neue Manschetten gemacht. Und das Unterteil wurde dann durch einen anderen ähnlichen Stoff ersetzt, war ja in der Hose, sah man ja nicht!
Ja, wie sah das Familienleben aus? Tagsüber hatte jeder seine Pflichten, wir Kinder zuerst den Kindergarten, später die Schule, Eltern gingen beide arbeiten. Ab 16 h waren Mutter und Kinder wieder zu Hause, Vater kam nie vor 22 oder 23 h nach Hause, den sahen wir meistens nur am Wochenende. Jedenfalls Mutter und Kinder saßen abends um den Küchentisch herum und haben erzählt und Spiele gespielt, um 19 h war für uns Lütten der Tag zu Ende, und es ging in's Bett. Dann hat Mutter Wäsche gebügelt oder gestopft oder gestrickt oder Essen für den nächsten Tag vorgekocht, Fastfood gab es noch keine und Büchsen konnte sich niemand leisten, Fernsehen gab es auch nicht, also war die Hausarbeit auch noch ein Stück weit Feierabendbeschäftigung!
Samstags war großer Wohnungsputz, und ab meinem 10. Lebensjahr wurde ich da mit eingebunden!
Sonntags wurde lange geschlafen, alle fünf in einem Zimmer, das hieß, wir Kinder sind normal aufgestanden, gegen 7 h, dann sind wir in der Küche gesessen, durften ganz leise Radio hören, meine Eltern haben die Schlafzimmertür hinter sich zugeschlossen und haben ausgeschlafen, gegen 10 h gab es dann Frühstück, ganz lang und ausgiebig, und gegen 13 h ging es los mit dem später so verhassten " Sonntagspflichtspaziergang ".
Ab meinem 10. Lebensjahr, oder besser gesagt mit meinem Eintritt in's Gymnasium, durfte ich dann auch nicht mehr mit meinen Brüdern auf der Straße spielen. Dann ging es los mit : ein Mädchen tut das nicht! Bis dahin habe ich in Erinnerung, daß ich eine wirklich schöne Kindheit gehabt habe, ich habe gar nichts vermisst, und ich fühlte mich sehr geborgen, aber wie gesagt, dann ging es los, nur noch lernen und Hausarbeit! Wenn ich irgendwie mal ein wenig Freiheit haben wollte, egal was und wenn es noch so harmlos war, kam...... ein anständiges Mädchen tut das nicht! Bbbrrrr
Vielleicht erzähle ich ein anderes Mal weiter.......
" Sonntagspflichtspaziergang "!
Lange noch gab es die Bombentrichter, in denen wir nach Altmetall suchten und es verkauften. Die Ruinen in meiner Heimatstadt verschwanden allmählich, Erinnerung habe ich auch an die Schulspeisung durch die Amerikaner, selbst in den Ferien. Die Besatzungsmächte - Amerikaner und Franzosen - richteten für Kinder alljährlich eine Weihnachtsfeier mit Geschenken aus.
Vermisst habe ich nichts. Ein Kind hat ja auch die Gabe, den frühen Tod des Vaters zu verdrängen. Dank unserer Verwandten in den USA hatte ich immer etwas zum Anziehen, besonders auch gute, wenn auch getragene Schuhe. Und tolle Farb-und Wachsstifte waren in den Paketen, gemeinsam mit den Malbüchern. Aus frommen religiösen Bilderbüchern holte ich mir die ersten Englischkenntnisse.
Auch für mich war die Straße der Spielplatz, im Haus waren wir Kinder nur bei Regen und Sturm und für die leidigen Hausaufgaben!
Clara
Vermisst habe ich nichts. Ein Kind hat ja auch die Gabe, den frühen Tod des Vaters zu verdrängen. Dank unserer Verwandten in den USA hatte ich immer etwas zum Anziehen, besonders auch gute, wenn auch getragene Schuhe. Und tolle Farb-und Wachsstifte waren in den Paketen, gemeinsam mit den Malbüchern. Aus frommen religiösen Bilderbüchern holte ich mir die ersten Englischkenntnisse.
Auch für mich war die Straße der Spielplatz, im Haus waren wir Kinder nur bei Regen und Sturm und für die leidigen Hausaufgaben!
Clara
Re: Jeder ergänzt/erzählt zum Thema" Erinnerungen an die 50er/60er Jahre"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
...und Freitag war Badetag...zuerst die Eltern..dann nacheinander die Kinder. Das Wasser wurde immer dunkler, der dunkelgraue Seifenrand war das Unappetitlichste an der Sache. Mit viel Glück konnte man, falls man Letzter war, noch mal heiße Wasser zulassen. Manchmal durfte ich mir auch ne halbe Brausetablette hinter dem Rücken auflösen. Das Schwammsaugen war Ehrensache, nachdem sich der Schwamm unter dem tropfenden Wasserhahn vollgesaugt hatte..
Re: Jeder ergänzt/erzählt zum Thema" Erinnerungen an die 50er/60er Jahre"
geschrieben von EHEMALIGESMITGLIED63
Erinnerung an die Jahre der Kindheit...
vieles was ich gelesen habe könnte ich ebenso schreiben.
Doch es gibt eine Zeit, die meine Kindheit, Jugend geprägt hat.
Nachdem im Jahr 1961 die Berliner Mauer gebaut wurde, wurden die amerikanischen Truppen in Rheinland Pfalz verstärkt.
Die meisten Soldaten im Raum Kaiserslautern-Frankfurt-Baumholder
hatte ständige Präzens.
Daher gab es Weihnachten den Aufruf an die Bevölkerung Soldaten die
kaum aus der Kaserne kamen, ohne Fam. zum Weihnachtsfest einzuladen.
Wir, eine Mutter mit 4 Kindern taten dies, so hatten wir am Heiligen Abend
3 amerikanische Soldaten zu Gast.
Doch es blieb nicht bei dieser einen Begegnung, eine intensive Freundschaft
enwickelte sich über Jahre hinweg.
Im November 1963 standen wieder einmal unsere Freunde,
unangemeldet vor der Tür.
Meine Mutter hatte Dienst und ich ging um zu öffnen.
Überrascht über die Besucher bedauerte ich sie nicht einlassen zu können
da meine Brüder an Mumps erkrankt waren, noch im Stadium der Ansteckung.
So fuhren unsere Freunde ohne lange zu bleiben davon, bis zur nächsten
Gaststätte um ein Bier zu trinken.
Es war der 22 November, die Nachrichten liefen, in den Nachrichten das Attentat auf J.F.Kennedy.
Nach kurzer Zeit klingelte es wieder und sie kamen erneut zu uns zurück
es war egal ob Ansteckung oder nicht, der Schmerz, die Trauer um ihren
Präsidenten wöllten sie nicht allein irgendwo in einer deutschen Kneipe ertragen.
Damals war ich gerade 12 Jahre alt und die tiefe Erinnerung an diesen Tag
begleitet mich immer noch, da auch der Kontakt zu einem Soldaten immer
noch besteht
Begine
Re: Jeder ergänzt/erzählt zum Thema" Erinnerungen an die 50er/60er Jahre"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Daher gab es Weihnachten den Aufruf an die Bevölkerung Soldaten die
kaum aus der Kaserne kamen, ohne Fam. zum Weihnachtsfest einzuladen.
Dran erinnere ich eben auch wieder, durch Deinen Beitrag. Danke und toll Alexander
PS. Ich find alle Beiträge hie toll und werde sie bald zusammenfassen.
kaum aus der Kaserne kamen, ohne Fam. zum Weihnachtsfest einzuladen.
Dran erinnere ich eben auch wieder, durch Deinen Beitrag. Danke und toll Alexander
PS. Ich find alle Beiträge hie toll und werde sie bald zusammenfassen.
Ich finde diesen Thread nicht nur interessant, sondern wirklich wertvoll, weil hier persönliche Erlebnisse zusammengetragen werden, die offenbar nur die Generationen der Betroffenen interessieren.
Mich interessiert dieser Thread auch sehr obwohl ich ein Nicht-Betroffener bin. Als die 60er zu Ende waren kam ich grade in die Schule. Daher bin ich eher ein Kind der 70er. Aber diese sehr persönlichen Eindrücke einer Zeit die ich fast verpasst habe sind berührend.
Es fasziniert mich, dass offenbar die Kindheit in den 50er offenkundig so ganz andere Eindrücke und damit wohl auch Lebensstile prägten als die der 60er.
Meine eher vagen Erinnerungen aus meiner 60er Jahre Kindheit sind tendenziell durchwachsen. Positiv tatsächlich das ständige "herumräubern" draussen auf Wiesen und im Wald. Das machten meine Kinder nicht mehr so ausgiebig. Aber ganz deutlich noch in Erinnerung die massive Umweltverschmutzung. Der Fluss, den ich immer auf dem Schulweg überqueren musste, stank einem schon von Weitem entgegen. Die Hausfassaden in der Stadt waren grau und die Autos qualmten und lärmten nervtötend.
Negativ auch der Kontakt zu den erwachsenen Nachbarn und den Bekannten und Kollegen meiner Eltern. Immer alles brav, ordentlich und duckmäuserisch. Ich habe es zwar selber nicht verstehen können damals, aber aus heutiger Sicht waren die sog. 68er ein nicht zu überschätzender Segen. Ohne diese Liberalisierung wäre das Leben als Erwachsener doch sehr eng und traurig.
Überhaupt finde ich sollte diese erste soziale Revolution als ein Ergebnis der 2 oder 3 Jahrzehnte davor gesehen werden. Heute würde ich nicht mehr in den 60ern leben wollen.
Ich war in Jahre 1950 auch eine 9 Jährige in ehemalige CSSR. Unser Haus war schon lange ausbombardiert, und wie bekamen eine staatliche Wohnung welcher prägt meine Denkweise für das ganze Leben. Ich denke es so.
Diese 2 Zimmer Wohnung befand sich in einem langen schmalen Hof so 3-4 m,eine hohen Mauer grenzte dieses Hof von anderen Gebäuden , früher war das ein Puff, also wohnten dort 12 Familien mit Kinder. Alle Kinder waren junge, ich war das einzige Mädchen, unser großen Tor und Fassaden waren durchgelöscht mit löchern aus 2 Weltkrieg, auf der Tor stand russisch: Dom proveren min net---- was heisst---das Haus ist überprüft, sind keine Minen dort--was stimmte überhaupt nicht. Unsere Junge haben gefunden die Mienen, hatten vor das verheimlichen und spielen damit, ich rettete das Leben der nicht ahnenden Jungen und für die Männer----meiste meine Onkel von Stiefvater -habe ich das verraten. Sie kamen von kurzem aus der russische Gefangenschaft und waren fähig selber die Mienen entschärfen.
Das Leben dort war voll Enthusiasmus und Freude, pure Freude das die Männer sind zurück aus Gefangenschaft, es gibt was zum essen und wir sind am leben geblieben.
Da wohnten Russe, Bullgare, Zigeuners, Slowake, Ungarn, eine Deutsche Frau, es duftete immer nach gekochte und jede bekommt eine Probeessen von der Nachbarn.
Nach 2-oder 3 Jahre sind wir weggezogen in ein ganz eleganten Wohnung, ich war damit nicht glücklich, mir fehlten die Jungen und die lustige Nachtkrieggessellschaft
Jede Monat erhielten wir Kinder ein Pfund Paket mit Süßigkeiten von USA.
Da war kein Neid, keine hochnäsigkeit, eine Hilfsbereitschaft höchste Grade, wir waren alle arm und die Aufgabe von Eltern war besorgen das tägliche Lebensmittel was war keine leichte Aufsgabe. In diese kurze Zeiten lernte ich alle Nationen welcher sich dort befanden lieben und akzeptieren, ich spielte mit Jungen,bis heute fühle mich eher männlich als weiblich.
Nach 2-3 Jahre sind wir weggezogen in ein relativ elegante Wohnung, die Neid und Unzufriedenheit nahm langsam aber sicher sein Bahn, diese pure Lebensfreude ist verschwunden ohne ein Spur. Nur in mir hat Spuren gelassen, ich erinnere mich an diese Zeiten als die schönste Zeiten meiner Kindheit.
Nasti
Diese 2 Zimmer Wohnung befand sich in einem langen schmalen Hof so 3-4 m,eine hohen Mauer grenzte dieses Hof von anderen Gebäuden , früher war das ein Puff, also wohnten dort 12 Familien mit Kinder. Alle Kinder waren junge, ich war das einzige Mädchen, unser großen Tor und Fassaden waren durchgelöscht mit löchern aus 2 Weltkrieg, auf der Tor stand russisch: Dom proveren min net---- was heisst---das Haus ist überprüft, sind keine Minen dort--was stimmte überhaupt nicht. Unsere Junge haben gefunden die Mienen, hatten vor das verheimlichen und spielen damit, ich rettete das Leben der nicht ahnenden Jungen und für die Männer----meiste meine Onkel von Stiefvater -habe ich das verraten. Sie kamen von kurzem aus der russische Gefangenschaft und waren fähig selber die Mienen entschärfen.
Das Leben dort war voll Enthusiasmus und Freude, pure Freude das die Männer sind zurück aus Gefangenschaft, es gibt was zum essen und wir sind am leben geblieben.
Da wohnten Russe, Bullgare, Zigeuners, Slowake, Ungarn, eine Deutsche Frau, es duftete immer nach gekochte und jede bekommt eine Probeessen von der Nachbarn.
Nach 2-oder 3 Jahre sind wir weggezogen in ein ganz eleganten Wohnung, ich war damit nicht glücklich, mir fehlten die Jungen und die lustige Nachtkrieggessellschaft
Jede Monat erhielten wir Kinder ein Pfund Paket mit Süßigkeiten von USA.
Da war kein Neid, keine hochnäsigkeit, eine Hilfsbereitschaft höchste Grade, wir waren alle arm und die Aufgabe von Eltern war besorgen das tägliche Lebensmittel was war keine leichte Aufsgabe. In diese kurze Zeiten lernte ich alle Nationen welcher sich dort befanden lieben und akzeptieren, ich spielte mit Jungen,bis heute fühle mich eher männlich als weiblich.
Nach 2-3 Jahre sind wir weggezogen in ein relativ elegante Wohnung, die Neid und Unzufriedenheit nahm langsam aber sicher sein Bahn, diese pure Lebensfreude ist verschwunden ohne ein Spur. Nur in mir hat Spuren gelassen, ich erinnere mich an diese Zeiten als die schönste Zeiten meiner Kindheit.
Nasti
@alle: Es macht wirklich Spaß, eure Beiträge zu lesen. Durch sie werden offenbar nicht nur bei mir Erinnerungen geweckt, die lange geschlummert haben, aber jetzt wieder ganz lebendig sind.
Noch etwas fiel mir ein, was heute völlig verschwunden ist: die Eisblumen am Fenster. In strengen Wintern waren die Scheiben regelmäßig zugefroren. Wir machten uns einen Spaß daraus, so lange zu hauchen, bis das Eis angetaut war und beim erneuten Zufrieren neue Blumen bildete.
Heizung gab es damals nur bei wenigen. In der Küche stand der Herd, der sowohl zum Heizen als auch zum Kochen und Backen benutzt wurde. Die Herdplatte wurde einmal in der Woche mit einer weißen, milchigen Flüssigkeit bearbeitet - mit Enablitz - damit sie immer blitzblank war. Ich hasste diese Arbeit und drückte mich darum, wenn es möglich war!! Damit über Nacht das Feuer nicht völlig ausging, wickelte mein Vater vor dem Schlafengehen zwei Briketts in ein paar Lagen Zeitungspapier ein, die ganz leicht angefeuchtet waren. Dieses Päckchen wurde in die Restglut gelegt, und glühte langsam durch. Am Morgen brauchte man nur etwas Holz nachzulegen, um schnell wieder Feuer zu haben. Trotzdem dauerte es eine Weile, bis es einigermaßen warm war. Als wir klein waren, wurde der Ofen im Wohnzimmer nur an Sonn- und Feiertagen gefüttert. Die ganze Familie hielt sich im Winter in der Küche auf.
@ali: Zum einzigen Badetag der Woche, also zum Samstag, fällt mir auch etwas ein. Meine Mutter verlangte glücklicherweise nie von uns, dass wir im Badewasser unserer Eltern oder Geschwister baden mussten. Jeder bekam frisches Wasser. Ein Badezimmer hatten wir erst, als ich etwa 10 Jahre alt war. Bis dahin wurde die ziemlich große Waschküche missbraucht. Im Waschkessel wurde Badewasser erhitzt und mit Eimern in die große Zinkwanne umgefüllt. Plantschen und Spritzen waren erlaubt, was uns riesigen Spaß machte.
Ach ja, @edita, der Lebertran. Den mussten wir auch einnehmen. Meine Mutter versüßte ihn aber. In einer Hand hielt sie den Löffel mit Lebertran, in der anderen ein Stück Schokolade. Sobald der Lebertran geschluckt war, wurde die Schokolade nachgeschoben. Der rote Abendhimmel wurde uns anders erklärt: das Christkind backt Plätzchen.
Ich schwelge ein bisschen in Nostalgie...
Lalelu
Noch etwas fiel mir ein, was heute völlig verschwunden ist: die Eisblumen am Fenster. In strengen Wintern waren die Scheiben regelmäßig zugefroren. Wir machten uns einen Spaß daraus, so lange zu hauchen, bis das Eis angetaut war und beim erneuten Zufrieren neue Blumen bildete.
Heizung gab es damals nur bei wenigen. In der Küche stand der Herd, der sowohl zum Heizen als auch zum Kochen und Backen benutzt wurde. Die Herdplatte wurde einmal in der Woche mit einer weißen, milchigen Flüssigkeit bearbeitet - mit Enablitz - damit sie immer blitzblank war. Ich hasste diese Arbeit und drückte mich darum, wenn es möglich war!! Damit über Nacht das Feuer nicht völlig ausging, wickelte mein Vater vor dem Schlafengehen zwei Briketts in ein paar Lagen Zeitungspapier ein, die ganz leicht angefeuchtet waren. Dieses Päckchen wurde in die Restglut gelegt, und glühte langsam durch. Am Morgen brauchte man nur etwas Holz nachzulegen, um schnell wieder Feuer zu haben. Trotzdem dauerte es eine Weile, bis es einigermaßen warm war. Als wir klein waren, wurde der Ofen im Wohnzimmer nur an Sonn- und Feiertagen gefüttert. Die ganze Familie hielt sich im Winter in der Küche auf.
@ali: Zum einzigen Badetag der Woche, also zum Samstag, fällt mir auch etwas ein. Meine Mutter verlangte glücklicherweise nie von uns, dass wir im Badewasser unserer Eltern oder Geschwister baden mussten. Jeder bekam frisches Wasser. Ein Badezimmer hatten wir erst, als ich etwa 10 Jahre alt war. Bis dahin wurde die ziemlich große Waschküche missbraucht. Im Waschkessel wurde Badewasser erhitzt und mit Eimern in die große Zinkwanne umgefüllt. Plantschen und Spritzen waren erlaubt, was uns riesigen Spaß machte.
Ach ja, @edita, der Lebertran. Den mussten wir auch einnehmen. Meine Mutter versüßte ihn aber. In einer Hand hielt sie den Löffel mit Lebertran, in der anderen ein Stück Schokolade. Sobald der Lebertran geschluckt war, wurde die Schokolade nachgeschoben. Der rote Abendhimmel wurde uns anders erklärt: das Christkind backt Plätzchen.
Ich schwelge ein bisschen in Nostalgie...
Lalelu